Um auf den Anlaß der Marginalie zurückzukommen: Arno Schmidt hat das Efeublatt nicht "geklaut", sondern in tiefer Verehrung behutsam bewahrt - eine "nachwachsende Resource", wenn es je eine gab. Etwas anderes wäre es gewesen, wenn er einen Brocken aus der Grabplatte gekratzt oder eine Spitze des Eisenzauns abgebrochen hätte. Hinzu kommt, daß die einzige Remineszenz, die auch gebildeten Leser beim Stichwort "Wielands Grab in Oßmannstedt" präsent sein dürfte, Goethes Befürchtung ist, daß die Ilm in wenigen Jahren diesen Ort weggespült haben werde; Wieland habe den falschen Ort gewählt: Schmidt als Bollwerk gegen die Enzensberger'sche "Furie des Verschwindens". Eine gewisse Ironie liegt aber darin, daß ein solcher, gewissermaßen "weitervererbter" Reliquiendiebstahl(und auch nur die Reproduktion derselben - liegt also eine Variante der Berührungsreliquie vor?)nun Arno Schmidt widerfahren ist. Zum einen gehört er zu den Autoren mit einer eingeschworenen Gemeinde (und nur solche dürften in der Regel eine Fahrt nach Bargfeld unternehmen). Anders als in solchen Fällen, wie etwa bei George oder Rilke (oder in der Gegenwart Handke) sind diese Jünger durchweg nicht distanzlose Adlaten eines Meisters, der eher als Guru oder Heiliger denn als fehlerbehafteter Zeitgenosse gesehen wird, sondern werden im Laufe ihrer Beschäftigung beständig distanzierter und skeptischer - die lang andauernde Lektüre des "Bargfelder Boten", des "Schauerfeld" und des "Zettelkastens" führt zu einer ähnlich zurückhaltenden Einstellung, wie sie Schmidt selbst gegenüber seinen Vorgängern an den Tag legte. Jünger sollten sich zwar respektvoll verhalten, aber Schmidts eigenes Verhalten gegenüber manchen, eigentlich allen Verehrern war, solange er lebte, des öfteren brüsk. "Grenzwertig" dürfte es durchaus treffen - die Briefwechsel mit Wilhelm Michels und Hans Wollschläger, den einzigen, die so etwas wie Freunde nach dem Krieg darstellten, laufen zum Ende hin in Dokumentionen einer eisigen Hartherzigkeit und Verschlossenheit aus. Man sollte dies Schmidt nicht zum Vorwurf machen - seine Persönlichkeit war dementsprechend eingerichtet: unter allen Schriftstellern der letzten 200 Jahre dürfte es keinen geben, auf den die Diagnose des Asperger-Syndroms eindeutiger zutrifft als auf Arno Schmidt - aber man sollte es zur Kenntnis nehmen. Zum anderen hat Schmidt den "geistigen Diebstahl" in seinen unterschiedlichen Schweregraden selbst ausgiebig praktiziert - wie bei Thomas Mann (den er ja nun gar nicht schätzte), sind seitenlange Passagen, besonders in den frühen Büchern,unausgewiesene Passagen, zumeist aus Fouqué oder Cooper (was bei ihm nahelag). Die rabiate Deklaration "Atheist? Allerdings!" ist bis auf die einleitenden Sätze vollständig bei Seume und Lichtenberg abgeschrieben. Das Grundthema des "Steinere[n] Herzens" ist der dreiste Diebstahl des Staatshandbuchs aus der Ostberliner Staatsbibliothek ("Wenn ich die Bücher doch brauche?!"). Der Essay "Die Meisterdiebe" entwickelt dann eine ganze Poetik samt Rechtfertigung des "mausen stibitzen naschen expropriieren", jedenfalls in fortgeschrittener Form, vom "plump=platten Plagiat" bis zur thematischen Anregung. Unschön wird es, wenn er in den Funkessays zu eher entlegenen Autoren wie Leopold Schefer oder Samuel Christian Pape die einzig verfügbaren Arbeiten, aus denen er sich ausgiebig bedient hat, pauschal als "Pfusch" und "ignorant" heruntermacht: "Der war nicht der Mann, über *** zu schreiben!" .
Zitat von vielleichteinlinkerDie Namensgebung haben die "Piraten" aber übernommen und zwar von Leuten, die versucht haben, das Kopieren von Musik etwa mit Raubmord und Vergewaltigung auf eine sprachliche Stufe zu stellen.
Also war klar, wozu diese Infrastruktur dienen sollte. Mein Reden.
Welche? Die der Piratenpartei? Die Piratenpartei hat sich nach der Propaganda der Content-Industrie benannt, ist es jetzt strafbar der zu widersprechen?
Zitat von Ulrich Elkmann Anders als in solchen Fällen, wie etwa bei George oder Rilke (oder in der Gegenwart Handke) sind diese Jünger durchweg nicht distanzlose Adlaten eines Meisters, der eher als Guru oder Heiliger denn als fehlerbehafteter Zeitgenosse gesehen wird, sondern werden im Laufe ihrer Beschäftigung beständig distanzierter und skeptischer - die lang andauernde Lektüre des "Bargfelder Boten", des "Schauerfeld" und des "Zettelkastens" führt zu einer ähnlich zurückhaltenden Einstellung, wie sie Schmidt selbst gegenüber seinen Vorgängern an den Tag legte.
Ich hatte diese Einstellung immer, liebe Ulrich Elkmann.
Mit Arno Schmidt bin ich das erste Mal bekanntgeworden, als es in der "Welt" die Umfrage "Was halten Sie vom Christentum?" gab. Das war 1957, und ich war Schüler. Schmidts Beitrag hat mich teils fasziniert, teils mit seiner Wucht und Übertriebenheit belustigt. Jedenfalls war er besser und origineller als das Geschwafel der anderen; ich glaube, Axel Eggebrecht war dabei und Karlheinz Deschner.
Dann habe ich ihn "aus den Augen verloren" und wieder gefunden, als "Sitara" erschienen war. Da war ich im Leibniz-Kolleg; wir haben es gemeinsam gelesen und uns kaputt gelacht. Das war 1960/1961.
Und dann habe ich erst angefangen, mich ernsthaft mit ihm zu befassen, als ZT erschien. Ich konnte mir das Buch damals nicht leisten und war - ja, zugegeben - in der Versuchung, den Raubdruck zu kaufen. Dann wurde in der "Zeit" (da gab es damals eine Art Anzeigen-Flohmarkt namens "Cloumarkt") die Heft-Ausgabe gebraucht angeboten.
Es war ein ungeheures Glück: Sie war noch zu haben! Die Anbieterin, die sie für'n Appel und 'n Ei verscherbelte, hatte sie geschenkt bekommen und war froh, sie für 100 Mark loszuwerden. Und sie wohnte auch noch in unserer Stadt!
Zufälle gibt's.
Danach war ich von AS begeistert. Ich habe Heft für Heft gelesen (bis zum Ende, das ich bis heute nicht gelesen habe). Dann habe ich akademische Karriere gemacht und mir nach und nach alle Ausgaben leisten können - die signierte, dann die "Taschenbuchausgabe", jetzt die beiden gesetzten.
Forssman hat Wunderbares geleistet. Aber die gebundene Ausgabe ist natürlich kaum lesbar.
Damals, als ich meine erste Ausgabe von ZR erworben und (weitgehend) gelesen hatte, habe ich erst angefangen, mich zum Frühwerk zurückzuarbeiten, dann AmG zu lesen (mein Lieblingsbuch von Schmidt) und die "Schule der Atheisten".
Ich habe die ASmL abonnniert, hatte lange Zeit den "Bargfelder Boten" abonniert. Sehr überzeugt hat mich weniges davon. Ich mag keine Gemeinden.
Wenn Sie meine Meinung über AS kennenlernen wollen, dann interessiert Sie vielleicht dieser Artikel in ZR.
Herzlich, Zettel
PS: Willkommen als Aktiver im kleinen Zimmer! Nach all den Jahren endlich jemand, der AS kennt und schätzt.
Wenn Sie hier auf Links zu eBay klicken und einen Kauf tätigen, kann dies dazu führen, dass diese Website eine Provision erhält.
Zitat von vielleichteinlinker
Zitat von stefanolixAll diese Maßnahmen rechtfertigen aber nicht den massiven Rechtsbruch, der auf der Basis der Infrastruktur von Pirate Bay begangen wurde.
Nichts rechtfertigt massiven Rechtsbruch in einem Rechtsstaat. Aber massiv war der Rechtsbruch viel seltener als weithin angenommen. Eine der lustigsten (mein Humor aber nicht mein Stil und auch nicht meine Sprache) und aufschlußreichsten Teile von "The Pirate Bay" ist die Seite, auf der die Mahn- und Drohbriefe der Contentindustrie ins Lächerliche gezogen wurden. Weil vieles, was angeblich Rechtsbruch war, in Schweden völlig legal ist.
Ich hatte »massiv« nicht auf die Qualität, sondern auf die Quantität bezogen. Was ist denn in Schweden legal? Darf man dort die digitalen Daten eines Films, eines Musikstücks oder eines Buches an zehntausende andere Bürger weitergeben?
Und wenn das zulässig wäre: Durch welche technischen Maßnahmen kann man dieses »legale Handeln« im Internet auf Schweden beschränken?
Wir müssen jetzt nicht wieder die juristischen Spitzfindigkeiten durchdeklinieren. Selbst wenn es in Schweden nicht die notwendigen Gesetze gegeben haben sollte, würde am Ende die Schlussfolgerung stehen: Die Hilfe beim massiven Rechtsbruch war nicht (be)strafbar. Aber deshalb war sie noch lange nicht legitim und der Rechtsbruch konnte niemals auf Schweden beschränkt bleiben.
Am Ende ist es ganz einfach: Es gibt keine Entschuldigung oder Begründung dafür, rechtlich geschützte Werke illegal massenhaft zu verbreiten. Es gibt keinen Trick, dieses Handeln als legitim erscheinen zu lassen.
Davon abgegrenzt: Selbstverständlich ist es legitim, die Maßnahmen der Content-Industrie ins Lächerliche zu ziehen. Das habe ich auch nicht bestritten. Viele dieser Maßnahmen sind aus sich heraus schon lächerlich.
Zitat von Ulrich Elkmann Anders als in solchen Fällen, wie etwa bei George oder Rilke (oder in der Gegenwart Handke) sind diese Jünger durchweg nicht distanzlose Adlaten eines Meisters, der eher als Guru oder Heiliger denn als fehlerbehafteter Zeitgenosse gesehen wird, sondern werden im Laufe ihrer Beschäftigung beständig distanzierter und skeptischer - die lang andauernde Lektüre des "Bargfelder Boten", des "Schauerfeld" und des "Zettelkastens" führt zu einer ähnlich zurückhaltenden Einstellung, wie sie Schmidt selbst gegenüber seinen Vorgängern an den Tag legte.
Mir scheint, daß es da, grob gesagt, vier Phasen gab.
Die erste Generation waren die "Malteser", wie der Wirt Bangemann sie zu nennen pflegte, also das Dechiffrier-Syndikat. Man hatte wenig Ahnung von Philologie, sondern sah in Schmidt so etwas wie einen Rätselonkel; einen sehr unterhaltsamen.
Dann wurden diese Leser - Jörg Drews ist der Musterfall - älter, wurden wie er Professoren; oder Studienräte oder Kulturredakteure beim Rundfunk oder den Zeitungen. Jetzt wurde Schmidt mit dem Blick des Philologen beäugt.
Und dann gab es - parallel dazu - die Große Enttäuschung. Schmidt hat abgeschrieben! Er war ein lausiger Mathematiker! Und das schlimmste der schlimmen Vergehen: Er war gar kein Linker!! (Dieter Kuhn hat, wenn ich mich recht erinnere, dieser schrecklichen Enttäuschung ein kleines Buch abgerungen).
Jetzt habe ich den Eindruck, daß man bei den Lesern Schmidt viel entspannter sieht. Es ist einfach so, daß ihn zu lesen vergnüglich ist. Wie Jean Paul, wie Lewis Carroll.
Zitat von vielleichteinlinkerDie Namensgebung haben die "Piraten" aber übernommen und zwar von Leuten, die versucht haben, das Kopieren von Musik etwa mit Raubmord und Vergewaltigung auf eine sprachliche Stufe zu stellen.
Also war klar, wozu diese Infrastruktur dienen sollte. Mein Reden.
Ich habe ihre Antwort so interpretiert, dass sie behaupten, die Piratenpartei stelle Infrastruktur zur (illegalen) Verbreitung von Musik bereit. Das tut sie nicht.
Zitat von stefanolix Und wenn das zulässig wäre: Durch welche technischen Maßnahmen kann man dieses »legale Handeln« im Internet auf Schweden beschränken?
Interessante Argumentation. Nun ist das Aussprechen des Völkermordes in Armenien ein Verbrechen gegen das Türkentum und in Anatolien durchaus strafbar. Analoge Gesetze gibt es in China, in Russland, ja sogar in Deutschland wenn es um das Verneinen bestimmter historischer Aussagen geht. Nun, durch welche technischen Maßnahmen soll man denn nun dieses durch und durch illegale Handeln nur auf die Staaten beschränken, in denen das nicht illegal ist. Ich möchte das gerne durchdeklinieren was Sie sich da vorstellen.
Zitat Die Hilfe beim massiven Rechtsbruch war nicht (be)strafbar. Aber deshalb war sie noch lange nicht legitim und der Rechtsbruch konnte niemals auf Schweden beschränkt bleiben.
Ich finde ja auch das Meinungsfreiheit überschätzt wird, aber ich glaube nicht, dass man sie deshalb einschränken kann und sollte, weil wir sie nicht auf Landesgrenzen beschränken können.
Zitat Am Ende ist es ganz einfach: Es gibt keine Entschuldigung oder Begründung dafür, rechtlich geschützte Werke illegal massenhaft zu verbreiten. Es gibt keinen Trick, dieses Handeln als legitim erscheinen zu lassen.
Das Denken die Chinesen auch von ihren Dissidenten, die russische Regierung von ihren Kritikern und ein Erdogan von Leuten, die doch tatsächlich behaupten man habe mal ein paar hunterttausend Armenier ermordet. Am Ende ist es doch so einfach. Witig finde ich übrigens die Formulierung "rechtlich geschützt", die besonders da sehr witzig ist, wo das Recht sie gerade nicht schützt. Gilt offensichtlich universell.
Zitat von stefanolix Und wenn das zulässig wäre: Durch welche technischen Maßnahmen kann man dieses »legale Handeln« im Internet auf Schweden beschränken?
Interessante Argumentation. Nun ist das Aussprechen des Völkermordes in Armenien ein Verbrechen gegen das Türkentum und in Anatolien durchaus strafbar. Analoge Gesetze gibt es in China, in Russland, ja sogar in Deutschland wenn es um das Verneinen bestimmter historischer Aussagen geht. Nun, durch welche technischen Maßnahmen soll man denn nun dieses durch und durch illegale Handeln nur auf die Staaten beschränken, in denen das nicht illegal ist. Ich möchte das gerne durchdeklinieren was Sie sich da vorstellen. (…)
Ich nicht. Denn es geht in Ihren Antworten um ein völlig anderes Thema. Es gehört nicht zur Meinungsfreiheit, urheberrechtlich geschützte Werke massenweise illegal zu kopieren.
Zitat von TechniknörglerIch habe ihre Antwort so interpretiert, dass sie behaupten, die Piratenpartei stelle Infrastruktur zur (illegalen) Verbreitung von Musik bereit.
Nö. Dat ging um dat schwedische Torrent-Dingens da
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von stefanolix Es gehört nicht zur Meinungsfreiheit, urheberrechtlich geschützte Werke massenweise illegal zu kopieren.
Natürlich nicht. Darum gehts auch nicht. Sie haben den Einwand gar nicht verstanden. Vielleicht lesen Sie es noch einmal und überlegen was ich mit der Analogie wohl meinen könnte. Ich kanns natürlich auch direkt sagen, dann ist es nur ziemlich platt, aber falls Sie es tatsächlich nicht verstehen:
Ihre Argumentation basiert auf der frappierenden Idee, dass man in einem Land, wo bestimmte Gesetze nicht gelten, Vorkehrungen treffen sollte oder müsste, die Gesetze in einem anderen Land durchsetzen helfen. Das ist schlicht absurd. Das, was hierzulande völlig selbstverständlich ist, ist in anderen Ländern ein todeswürdiges Verbrechen. Das sind eben unterschiedliche Rechtsvorstellungen. Und es ist völlig absurd, ich sage es sogar ein drittes mal, absurd, zu meinen, jemand müsse in einem Land, in dem ganz bestimmte Gesetze gelten, Vorkehrungen treffen, dass etwas in diesem Land absolut legales, wo anders nicht durchgeführt werden kann.
[edit: Den Eingangssatz "Natürlich nicht." würde ich gerne eher verstanden sehen als "Das ist hier nicht von Bedeutung".
Zitat von stefanolix Es gehört nicht zur Meinungsfreiheit, urheberrechtlich geschützte Werke massenweise illegal zu kopieren.
Natürlich nicht. Darum gehts auch nicht. Sie haben den Einwand gar nicht verstanden. Vielleicht lesen Sie es noch einmal und überlegen was ich mit der Analogie wohl meinen könnte. Ich kanns natürlich auch direkt sagen, dann ist es nur ziemlich platt, aber falls Sie es tatsächlich nicht verstehen:
Ihre Argumentation basiert auf der frappierenden Idee, dass man in einem Land, wo bestimmte Gesetze nicht gelten, Vorkehrungen treffen sollte oder müsste, die Gesetze in einem anderen Land durchsetzen helfen. Das ist schlicht absurd. Das, was hierzulande völlig selbstverständlich ist, ist in anderen Ländern ein todeswürdiges Verbrechen. Das sind eben unterschiedliche Rechtsvorstellungen. Und es ist völlig absurd, ich sage es sogar ein drittes mal, absurd, zu meinen, jemand müsse in einem Land, in dem ganz bestimmte Gesetze gelten, Vorkehrungen treffen, dass etwas in diesem Land absolut legales, wo anders nicht durchgeführt werden kann.
[edit: Den Eingangssatz "Natürlich nicht." würde ich gerne eher verstanden sehen als "Das ist hier nicht von Bedeutung".
Ich habe schon verstanden, dass das eine Analogie sein sollte. Sie scheint mir aber nicht angemessen.
Wir sind beide keine Juristen. Wir kennen beide die schwedische Version des Urheberrechts nicht so gut, dass wir uns als Fachleute bezeichnen könnten. Aber eines scheint mir sicher: Es gibt in Schweden ein Urheberrecht und das gewerbsmäßige Kopieren urheberrechtlich geschützter Werke ist nicht gestattet.
Darüber hinaus ergibt sich natürlich die Frage, ob das Betreiben einer Infrastruktur zum gewerbsmäßigen Kopieren in dieser Zeit in Schweden gesetzlich verboten war. Gehen wir einen Augenblick davon aus, dass es eine Gesetzeslücke gab. Gehen wir davon aus, dass die Tätigkeit von »Pirate Bay« nicht strafbar war oder dass eine strafbare Tätigkeit nicht nachgewiesen werden konnte. Dann muss diese Tätigkeit noch lange nicht legitim sein.
Denken wir doch mal an Ursache und Wirkung.
(1) Es gibt weltweit massive Probleme mit dem illegalen Kopieren von Software, Filmen, Musik und Büchern. (2) Die Inhaber der betreffenden Rechte versuchen mit allen erdenklichen Methoden, dieses illegale Kopieren zu verhindern. (3) Viele dieser Methoden ziehen auch Kunden in Mitleidenschaft, die im Grunde ehrliche Nutzer sind und einen angemessenen Preis bezahlen wollen. (4) Die Autoren, Künstler, Kreativen (…) leiden sowohl unter dem illegalen Kopieren als auch unter den Methoden der Content-Industrie.
Nun entsteht eine Spirale: Die eine Seite findet immer raffiniertere Methoden der illegalen Weiterverbreitung und die andere Seite versucht es mit immer schärferen Methoden zur Behinderung der illegalen Weiterverbreitung. Unter der Eskalation leiden am meisten die ehrlichen Nutzer und die Urheber (Autoren, Künstler, Kreative …).
Unter dem Vorwand der Bekämpfung werden Überwachungsmaßnahmen durchgesetzt.
Wer also eine Infrastruktur zur illegalen Weiterverbreitung betreibt, der schadet nicht nur den ehrlichen Nutzern, den Autoren, Künstlern und Kreativen. Denn letztlich wird durch die staatlichen Maßnahmen gegen dieses illegale Kopieren unsere Freiheit eingeschränkt.
Zitat von stefanolixWer also eine Infrastruktur zur illegalen Weiterverbreitung betreibt, der schadet nicht nur den ehrlichen Nutzern, den Autoren, Künstlern und Kreativen. Denn letztlich wird durch die staatlichen Maßnahmen gegen dieses illegale Kopieren unsere Freiheit eingeschränkt.
Lieber Stefanolix,
kann es sein, dass Sie mit Infrastruktur einen banalen Rechner mit CD-Laufwerk meinen?
Ansonsten, wenn Sie anderen Gesetzgeber Gesetzeslücken unterstellen, könnte man, wenn man beim Unterstellen ist, nicht auch unterstellen, dass andere Länder eine etwas andere Einstellung dazu haben, wie man das Geschäftsmodell der Verwertungsgesellschaften gesetzlich unterstützen sollte? Dem Künstler sei ein Einkommen gegönnt, aber er muss das halt in einem Rahmen erwirtschaften, der nicht Schnüffelei und Schlimmeres zum Inhalt hat. Musik wird ja beispielsweise digitalisiert, um möglichts billig ein Maximum an Verbreitung zu erzielen. Wer aber digitalisiert, muss halt die damit einhergehenden Nachteile der unerwünschten Kopien in Kauf nehmen. Er kann bei einer großen Fanzahl auch auf Tournee gehen, und dort seinen Lebensunterhalt verdienen.
kann es sein, dass Sie mit Infrastruktur einen banalen Rechner mit CD-Laufwerk meinen?
Nein. Es geht um die IT-Infrastruktur, die damals bei »pirate bay« eingesetzt wurde. Schauen Sie bitte hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Pirate_Bay - dort steht auch, dass das Betreiben eines solchen Servers nicht strafbar war, aber es war natürlich die technische Grundlage für das massenweise Kopieren. Also juristisch nicht greifbare Beihilfe.
Zitat von MartinAnsonsten, wenn Sie anderen Gesetzgeber Gesetzeslücken unterstellen, könnte man, wenn man beim Unterstellen ist, nicht auch unterstellen, dass andere Länder eine etwas andere Einstellung dazu haben, wie man das Geschäftsmodell der Verwertungsgesellschaften gesetzlich unterstützen sollte? Dem Künstler sei ein Einkommen gegönnt, aber er muss das halt in einem Rahmen erwirtschaften, der nicht Schnüffelei und Schlimmeres zum Inhalt hat. Musik wird ja beispielsweise digitalisiert, um möglichts billig ein Maximum an Verbreitung zu erzielen. Wer aber digitalisiert, muss halt die damit einhergehenden Nachteile der unerwünschten Kopien in Kauf nehmen. Er kann bei einer großen Fanzahl auch auf Tournee gehen, und dort seinen Lebensunterhalt verdienen. Gruß, Martin
Ich habe im Verlaufe einiger Threads in Zettels Diskussionsforum immer wieder die Auswüchse der Content-Industrie scharf kritisiert. Aber man muss schon Ursache und Wirkung betrachten. Es gibt gierige Verwertungsgesellschaften und gierige Anwälte und gierig-schmierige Hersteller von Spionagesoftware. Aber hätte es nicht die Gier vieler Leute gegeben, so viel Material kostenlos zu bekommen, wie man eigentlich niemals im Leben anschauen oder anhören kann, dann hätte es auch die überzogenen Maßnahmen nicht gegeben. Und ist es wirklich notwendig, dass ein Kinofilm schon am Erscheinungstag in zehntausenden Kopien [edit: illegal] rund um die Welt kopiert wird?
Lieber Zettel, einen herzlichen Dank für Ihre freundlichen Worte. Ich muß mich für flüchtiges Lesen entschuldigen: Beim Überfliegen der Rauschenbach'schen Mitteilung war mein Eindruck, daß auch das Efeublatt nur photographiert sei - das gilt natürlich nur für das Bild von Wielands Grab. Das Photo samt Blatt findet sich im "Wu Hi"-Band von Reemtsma und Rauschenbach auf S.124 und könnte also ggf. ersetzt werden - aber wo die Authentizität den Ausschlag gibt, verbietet sich dergleichen. (Die Wieland-Ausgabe kann man in Michael Ruetz' Bildband "Arno Schmidt. Bargfeld" auf S.135 sehen - es läßt sich aber nicht ausmachen, ob sich im Dunkel über den Bänden etwas verbirgt.) Sogar ein kleiner dokumentarischer Wert eignet dem corpus delicti: "Einziger Beleg für die in den Datengerüsten [...] erwähnte Oßmannstädt-Reise," schreiben Reemtsma und Rauschenbach. Darunter dann ein Zitat aus den "Dichtergesprächen im Elysium": "Freilich kommen nur noch wenige nach Oßmannstädt, aber es sind die Besten!" Die Befürchtung "Wenn alle das täten..." dürfte sich also auf die "3. Wurzel aus 50 Millionen" reduzieren, auf die Schmidt ja einmal sein Lesepublikum taxiert hat.
Zitat von Ulrich Elkmann Darunter dann ein Zitat aus den "Dichtergesprächen im Elysium": "Freilich kommen nur noch wenige nach Oßmannstädt, aber es sind die Besten!" Die Befürchtung "Wenn alle das täten..." dürfte sich also auf die "3. Wurzel aus 50 Millionen" reduzieren, auf die Schmidt ja einmal sein Lesepublikum taxiert hat.
Ja, das geht zurück auf das Interview mit Gunar Ortlepp. Dieser hatte als "Spiegel"-Redakteur 1959 die Titelgeschichte über Arno Schmidt geschrieben (von der dieser, wenn ich mich recht erinnere, behauptete, er hätte sie nie gelesen ) und war dann nach dem Erscheinen von ZT zum Interview zugelassen worden:
Zitat "Und was meine Leser betrifft, da hat sich mir ein sehr schöner Erfahrungssatz ergeben: Die eigentlichen Kulturträger in einer Nation oder in jeder größeren Ansammlung von Menschen -- und unter Kulturträgern verstehe ich diejenigen, die sich nun wirklich fleißig, mit viel Ausdauer, viel Kosten, viel Mühe und Feinempfinden in die Kunstwerke vertiefen, die die Menschheit besitzt -. die Zahl dieser Kulturträger erhalten Sie, wenn Sie die dritte Wurzel aus P ziehen, wobei P für Population oder Bevölkerung steht.
"Das sind bei 60 Millionen Einwohnern in Westdeutschland etwa 390. Mehr sind es nicht. Ich will gerne zugeben, daß um die herum eine schon etwas blassere Aura von vier- bis fünftausend vorhanden ist. Wenn Sie jetzt die eigentlichen Kulturerzeuger von mir wissen wollen, dann müssen Sie aus diesen 390 noch mal die dritte Wurzel ziehen. Das sind dann höchstens sieben bis acht."
Dieses Interview ist dann auch als Schallplatte erschienen, in einer sehr schönen Aufmachung als "Vorläufiges zu Zettels Traum".
Die Beckmesser haben übrigens u.a. an dieser Passage ihre Kritik an den mathematischen Fähigkeiten von Schmidt festgemacht. Denn wenn man dieses Verfahren beispielsweise getrennt auf jedes Bundesland anwendet und dann die Zahl der so ermittelten Kulturträger addiert ...
Zitat von stefanolix Und ist es wirklich notwendig, dass ein Kinofilm schon am Erscheinungstag in zehntausenden Kopien [edit: illegal] rund um die Welt kopiert wird?
Lieber Stefanolix,
der Eigentümer der Originalkopien muss erst mal Sorge tragen, an wen und unter welchen vertraglichen Bedingungen (Vertragsstrafen, o.a.) er Kopien weitergibt. Bei nicht erlaubter Weiterverbreitung muss er sich an seine Vertragpartner halten. Der Distributionsweg für Kinofilme sollte eigentlich einigermaßen unter Kontrolle zu halten sein.
Ich will aber zum Problem des Copyrights eine andere Seite erwähnen: Ein mir bekannter Geschäftsführer einer kleinen Softwarefirma hat sich von seinem Anwalt zu den Problemen des Copyrights von SW Code beraten lassen: Eine kleine Firma ist latent in Gefahr, irgendwelche Copyrights zu verletzen: Es fehlen einfach die Resourcen, dies (international) abzuklären. Der Anwalt hat empfohlen, Copyright-Fragen zu ignorieren, bis die Firma vielleicht mal eine kritische Größe erreicht hat, um dann irgendwelche Copyright-Verletzungen zu identifizieren und eventuell zu korrigieren. Das heißt übersetzt, dass die aktuelle Rechtslage konsequent umgesetzt vernünftige Wirtschaftsbedingungen zerstört. Das kann nicht im Sinne der Allgemeinheit sein.
Zitat von MartinEine kleine Firma ist latent in Gefahr, irgendwelche Copyrights zu verletzen
Das sehe ich als Softwareentwickler völlig anders. Copyright ist (bis auf Randfälle) einfach genug, dass sich ein Eintwickler daran halten kann. Man merkt schließlich, wenn man etwas benutzt, kopiert, modifiziert oder ausliefert. Dann muss man eben in die Lizenz gucken und wenn die das nicht erlaubt, kann man versuchen, eine andere Lizenz zu verhandeln oder man sucht einen anderen Weg.
Bei Patenten sieht das allerdings anders aus. Da weiß ein Entwickler in der Regel nicht, ob schon jemand vor ihm die Idee hatte und diese in irgendeinem Land schützen ließ. Da hat eine kleine Firma wirklich keine Chance, sich zu schützen und selbst große Firmen versuchen die Gefahr durch eigene Patentportfolios und Cross-Licensing zu lindern, weil sie fremde Patentansprüche nicht im Voraus prüfen können. So ist z.B. die Übernahme der Motorola Mobilfunksparte durch Google einzuordnen. Diese Verteidigungsstrategie funktioniert allerdings nicht gegen Patenttrolle.
Zitat von EierkoppDas sehe ich als Softwareentwickler völlig anders. Copyright ist (bis auf Randfälle) einfach genug, dass sich ein Eintwickler daran halten kann. Man merkt schließlich, wenn man etwas benutzt, kopiert, modifiziert oder ausliefert. Dann muss man eben in die Lizenz gucken und wenn die das nicht erlaubt, kann man versuchen, eine andere Lizenz zu verhandeln oder man sucht einen anderen Weg.
Danke, das erspart mir (als "Teilzeit"-Entwickler) eine Antwort in Sachen Urheberrecht. Nur noch die Ergänzung, dass OpenSource in der GPL-Form ohne Urheberrecht nicht denkbar wäre. Und die zweite Ergänzung: ClosedSource und OpenSource haben beide ihre Vor- und Nachteile. Man kann problemlos beide Arten der Lizenzierung respektieren. Man muss sich halt das beste für die Arbeit heraussuchen.
Zitat von EierkoppBei Patenten sieht das allerdings anders aus. Da weiß ein Entwickler in der Regel nicht, ob schon jemand vor ihm die Idee hatte und diese in irgendeinem Land schützen ließ. Da hat eine kleine Firma wirklich keine Chance, sich zu schützen und selbst große Firmen versuchen die Gefahr durch eigene Patentportfolios und Cross-Licensing zu lindern, weil sie fremde Patentansprüche nicht im Voraus prüfen können. So ist z.B. die Übernahme der Motorola Mobilfunksparte durch Google einzuordnen. Diese Verteidigungsstrategie funktioniert allerdings nicht gegen Patenttrolle.
So ist das. Vor allem Trivialpatente sind die Pest. Ich bin froh, dass ich nur in meinen kleinen Nischen mit Individualprogrammierung beschäftigt bin. Da laufe ich kaum Gefahr, ein Patent zu verletzen.
Zitat von stefanolix Wir sind beide keine Juristen. Wir kennen beide die schwedische Version des Urheberrechts nicht so gut, dass wir uns als Fachleute bezeichnen könnten. Aber eines scheint mir sicher: Es gibt in Schweden ein Urheberrecht und das gewerbsmäßige Kopieren urheberrechtlich geschützter Werke ist nicht gestattet.
Sie können sich nicht einerseits darauf berufen, dass wir es beide nicht wissen, um dann um die Ecke genau das Gegenteil zu verkünden. Zumal ich schon wieder die Ungenauigkeit der Worte angemeckern muss. Sie jubeln mir hier ein gewerbsmässig unter. Wo bitte sind denn Torrents gewerbsmäßig ?
Zitat Gehen wir davon aus, dass die Tätigkeit von »Pirate Bay« nicht strafbar war oder dass eine strafbare Tätigkeit nicht nachgewiesen werden konnte. Dann muss diese Tätigkeit noch lange nicht legitim sein.
Was legitim ist und was nicht, entscheidet im Endeffekt jeder selbst. Oder wie ein hohes, deutsches Gericht mal treffend anmerkte: Schweinerei ist nicht verboten. Wir kommen nicht weit damit unseren Legitimationsanspruch für international verbindlich zu deklarieren. Entscheidend kann nur sein, was in diesem Fall Gesetz ist.
Zitat (1) Es gibt weltweit massive Probleme mit dem illegalen Kopieren von Software, Filmen, Musik und Büchern.
Sagt wer ? Die Contenindustrie ? Da fängst doch schon mit an. Microsoft, eine Firma deren Software vermutlich öfter kopiert wurde als von jeder anderen Firma, hat ihren Chef zum reichsten Mann der Welt gemacht. George Lucas, Steven Spielberg, Mike Meyers, alles Multimillionäre. Selbst Dieter Bohlen hat 120 Millionen Tonträger verkauft. Und Joanne Rowling ist, soweit ich mich erinnere, die zweitreichste Frau von England. Das sind nicht gerade Belege dafür, dass es so massive Probleme gibt. Es wäre zwar sehr aufwändig, aber ich wiederum bin ziemlich sicher, dass die prozentuale Wertschöpfung durch Inhalte deutlich höher ist als beispielsweise vor 30 Jahren. Und zwar überproportional zur Vermehrung der Beschäftigten in dieser Industrie.
Zitat (2) Die Inhaber der betreffenden Rechte versuchen mit allen erdenklichen Methoden, dieses illegale Kopieren zu verhindern. (3) Viele dieser Methoden ziehen auch Kunden in Mitleidenschaft, die im Grunde ehrliche Nutzer sind und einen angemessenen Preis bezahlen wollen.
Es stimmt natürlich, dass diese Methoden dem Kunden (wer das Urheberrecht in Frage stellt, spart sich die Beifügung des "ehrlichen") schaden. So ist das eben, wenn man den Kunden an etwas hindern will, es ist eben eine Folge dessen das ich meine, niemand dürfe ein Werk kopieren. Der Preis ist eine natürliche Folge dieses Denkens. Zum zweiten ist es inzwischen meine belegte Erfahrung, dass diese Methoden ziemlich unabhängig von nicht lizensierten Kopien sind. Sie dienen dazu den Kunden zu kontrollieren und einfach den Profit zu maximieren. Sie zocken ja leider nicht, aber informieren Sie sich ruhig mal über das zehn Dollar Programm von EA, was aber nur ein besonders übles Beispiel ist, wo der Zug hinfährt und warum das gemacht wird.
Zitat (4) Die Autoren, Künstler, Kreativen (…) leiden sowohl unter dem illegalen Kopieren als auch unter den Methoden der Content-Industrie.
Die Leiden habe ich oben schon einmal beispielhaft erwähnt. Und was nun das Leiden durch die Contentindustrie angeht, keiner der großen Künstler (was ja gerade die sind, die am meisten kopiert werden), müsste sich mit diesen Methoden arrangieren. Wie aber Beispiele ala Smudo, Madonna oder Lars Ulrich zeigen, ist das nicht unbedingt ein Leiden. Es ist genau die selbe Geisteshaltung.
Zitat Nun entsteht eine Spirale: Die eine Seite findet immer raffiniertere Methoden der illegalen Weiterverbreitung und die andere Seite versucht es mit immer schärferen Methoden zur Behinderung der illegalen Weiterverbreitung. Unter der Eskalation leiden am meisten die ehrlichen Nutzer und die Urheber (Autoren, Künstler, Kreative …).
Das ist mir ad hoc erstmal egal, kein Kreativer muss zu diesen Methoden greifen. Seit Apple (schöner Wink zum anderen Thread) seine MP3 ohne den DRM Mist verkauft, haben sich die Verkaufszahlen wohl deutlich erhöht.
Zitat Wer also eine Infrastruktur zur illegalen Weiterverbreitung betreibt, der schadet nicht nur den ehrlichen Nutzern, den Autoren, Künstlern und Kreativen. Denn letztlich wird durch die staatlichen Maßnahmen gegen dieses illegale Kopieren unsere Freiheit eingeschränkt.
Nein. Geschadet wird einzig von denen, die diese Maßnahmen einführen und durchsetzen. Die Contentindustrie kriegt offensichtlich den Hals nicht voll, schön. Haben sie mit Millionen anderer Industrien gemeinsam. Aber daraus jetzt zu folgern, es müsse weitere staatliche Eingriffe geben, den Schritt sehe ich nicht im Ansatz.
Zitat von EierkoppBei Patenten sieht das allerdings anders aus. Da weiß ein Entwickler in der Regel nicht, ob schon jemand vor ihm die Idee hatte und diese in irgendeinem Land schützen ließ. Da hat eine kleine Firma wirklich keine Chance, sich zu schützen und selbst große Firmen versuchen die Gefahr durch eigene Patentportfolios und Cross-Licensing zu lindern, weil sie fremde Patentansprüche nicht im Voraus prüfen können. So ist z.B. die Übernahme der Motorola Mobilfunksparte durch Google einzuordnen. Diese Verteidigungsstrategie funktioniert allerdings nicht gegen Patenttrolle.
So ist das. Vor allem Trivialpatente sind die Pest. Ich bin froh, dass ich nur in meinen kleinen Nischen mit Individualprogrammierung beschäftigt bin. Da laufe ich kaum Gefahr, ein Patent zu verletzen.
Sie meinen wohl eher, dass Sie der Meinung sind, dass in Ihrer kleinen Nische kein Hahn nach einer Patentverletzung kräht. Ich würde es als gesichert ansehen, dass Sie schonmal in Ihrer Entwicklerlaufbahn ein Patent verletzt haben. In Zeiten, in denen ein Trivialpatent a la VFAT schon eine erhebliche Innovationshöhe unter den Softwarepatenten darstellt, ist das unvermeidlich.
Zitat von MartinEine kleine Firma ist latent in Gefahr, irgendwelche Copyrights zu verletzen
Das sehe ich als Softwareentwickler völlig anders. Copyright ist (bis auf Randfälle) einfach genug, dass sich ein Eintwickler daran halten kann. Man merkt schließlich, wenn man etwas benutzt, kopiert, modifiziert oder ausliefert. Dann muss man eben in die Lizenz gucken und wenn die das nicht erlaubt, kann man versuchen, eine andere Lizenz zu verhandeln oder man sucht einen anderen Weg.
Lieber Eierkopp,
Sie haben recht, da war meine Erinnerung unscharf. Es ging im Wesentlichen um Patente. Es gab damals auch eine Diskussion um Copyright, aber die Wahrscheinlichkeit, dass man dort einen Konflikt hat, ist tatsächlich gering.
Nichtsdestotrotz bleibt der Punkt, dass Schutzrechte nicht nur als Segen für die Gesellschaft zu betrachten sind, vor allem wenn die Schwelle des Schützenswerten allzu gering ist.
Zitat von stefanolix Wir sind beide keine Juristen. Wir kennen beide die schwedische Version des Urheberrechts nicht so gut, dass wir uns als Fachleute bezeichnen könnten. Aber eines scheint mir sicher: Es gibt in Schweden ein Urheberrecht und das gewerbsmäßige Kopieren urheberrechtlich geschützter Werke ist nicht gestattet.
Sie können sich nicht einerseits darauf berufen, dass wir es beide nicht wissen, um dann um die Ecke genau das Gegenteil zu verkünden. Zumal ich schon wieder die Ungenauigkeit der Worte angemeckern muss. Sie jubeln mir hier ein gewerbsmässig unter. Wo bitte sind denn Torrents gewerbsmäßig ?
Eine Mögliche Definition des Wortes Gewerbsmäßig beinhaltet: - Angebot geht an einen unbestimmten Personenkreis - Es wird eine Gegenleistung erziehlt - Es wird dauerhaft/regelmäßig angeboten. Die Tracker mit Suchmaschinen sind meiner Meinung nach Gewerbsmäßig. Eine Seite bei der Up-/Download voneinander abhängen würde ich auch als Gewerbsmäßig ansehen, da das Anbieten von Netzwerkkapazität auch eine Leistung ist.
Das "gewerbsmäßige" Vertreiben von legalen Inhalten bleibt ja immer noch Rechtmäßig, nur könnte der Zugangsanbieter gewisse Schranken wegen zuviel Netzlast einführen. Hmm, da kommt mir die Frage was sie von trafficklau halten.
Zitat von Llarian
Zitat von stefanolix Gehen wir davon aus, dass die Tätigkeit von »Pirate Bay« nicht strafbar war oder dass eine strafbare Tätigkeit nicht nachgewiesen werden konnte. Dann muss diese Tätigkeit noch lange nicht legitim sein.
Was legitim ist und was nicht, entscheidet im Endeffekt jeder selbst.
Das ist eine anarachische Aussage. Wie lösen sie den Konflikt von zwei Menschen, die unterschiedliche Ansichten darüber haben ob es Legitim ist, dass A B mit einer Schusswaffe erschiessen darf. A findet es legitim, B nicht. Was nun?
Wie sieht es bei der Weitergabe von Kinderpornos aus? Die Bilder/Videos sind ja gemacht, es entsteht also kein Leid durch die Weitergabe. Der, der die Bilder/Videos anschaut findet es ist aus Bildungsgründen legitim. Was nun? Der Staat wollte die Seiten sperren, wurde aber von Aktivisten mit der richtigen Forderung "Löschen statt sperren" auf den richtigen Weg gebracht, da es kein Land gibt, in dem Kinderpornos legitim sind und deswegen auch der Löschgrundsatz in jedem Land möglich ist. Beim Urheberrecht wird das geltende Recht von ähnlichen Aktivisten aber nicht so eng gesehen, da würde ich mehr Einsatz erwarten.
Zitat von Llarian
Zitat von stefanolix (1) Es gibt weltweit massive Probleme mit dem illegalen Kopieren von Software, Filmen, Musik und Büchern.
Sagt wer ? Die Contenindustrie ? Da fängst doch schon mit an. Microsoft, eine Firma deren Software vermutlich öfter kopiert wurde als von jeder anderen Firma, hat ihren Chef zum reichsten Mann der Welt gemacht. George Lucas, Steven Spielberg, Mike Meyers, alles Multimillionäre. Selbst Dieter Bohlen hat 120 Millionen Tonträger verkauft. Und Joanne Rowling ist, soweit ich mich erinnere, die zweitreichste Frau von England. Das sind nicht gerade Belege dafür, dass es so massive Probleme gibt. Es wäre zwar sehr aufwändig, aber ich wiederum bin ziemlich sicher, dass die prozentuale Wertschöpfung durch Inhalte deutlich höher ist als beispielsweise vor 30 Jahren. Und zwar überproportional zur Vermehrung der Beschäftigten in dieser Industrie.
Ihre Beispiele ziehen nicht. Sie wurden alle unter bestehendem Recht reich. Die von ihnen gewünschte unbeschränkte Privatkopie macht alle Produzenten von "privat" kopierbaren Gütern rechtlos. Und verhindert eine Beteiligung an der Wertschöpfung. Waren sie mal am Strand in Spanien an dem DVDs, Sonnenbrillen und alle sonstigen kopierbaren Güter verkauft wurden? Ist das Angebot rechtens?
Zitat von LlarianZum zweiten ist es inzwischen meine belegte Erfahrung, dass diese Methoden ziemlich unabhängig von nicht lizensierten Kopien sind. Sie dienen dazu den Kunden zu kontrollieren und einfach den Profit zu maximieren.
Ich muss ihren Beleg der Kontrolle überlesen haben. Eine Gewinnmaximierung ist in einer Marktwirtschaft Systembedingt vorhanden. Das können sie den Unternehmen nicht vorwerfen.
Zitat von Llarian Die Leiden habe ich oben schon einmal beispielhaft erwähnt. Und was nun das Leiden durch die Contentindustrie angeht, keiner der großen Künstler (was ja gerade die sind, die am meisten kopiert werden), müsste sich mit diesen Methoden arrangieren. Wie aber Beispiele ala Smudo, Madonna oder Lars Ulrich zeigen, ist das nicht unbedingt ein Leiden. Es ist genau die selbe Geisteshaltung.
Sie bringen immer als Beispiel, die wenigen Leuchttürme, die übermässig von der Fokusierung auf wenige Künstler profitieren. Ich spiele in einem Musikverein Musik und ein Notensatz kostet um die 200EUR. Ohne Urheberrechte würden die Noten beim Nachbarverein kopiert werden, damit wären auf ein Schlag die Komponisten ohne Geschäftsmodell. Wie wollen sie das abfangen? Kulturflatrate? Wie werden dann zwei unterschiedliche Arrangements bewertet? Diese vielen kleinen werden doch geschützt, die wenigen da "oben" werden doch nur aus der Neiddebatte und ähnlichem angeführt.
Zitat von Llarian Nein. Geschadet wird einzig von denen, die diese Maßnahmen einführen und durchsetzen. Die Contentindustrie kriegt offensichtlich den Hals nicht voll, schön. Haben sie mit Millionen anderer Industrien gemeinsam. Aber daraus jetzt zu folgern, es müsse weitere staatliche Eingriffe geben, den Schritt sehe ich nicht im Ansatz.
Wie oben geschrieben, die Folge müßte sein Löschen statt Sperren, aber um das zu verhindern wird ja jedes noch so fadenscheinige Argument aus dem Hut gezaubert wieso die Weitergabe evtl. doch rechtens sein könnte.
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