Also die Fälle von Rau und Glogowski spielen für mich schon in einer anderen Liga.
Seltsam ist die Konstruktion über die Frau, aber ansonsten verabscheue ich die Taktik der Opposition erst mit Dreck zu schmeissen und dann zu kritiseren dass jemand dadurch "den Verdacht der Korruption" erregt und das Amt "beschädigt" habe. Das war auch schon bei Rütgers und der Sponsoring Affäre das Vorgehen.
Überhaupt gefällt mir die Umkehrung der Beweislast (die ja gerade bei Korruption schon in Gesetze gegossen ist) nicht, bei allen berechtigten Nachfragen.
Zitat von FAZJüngste Aussagen des mit Wulff befreundeten Unternehmers Egon Geerkens lassen nach einem Bericht der Zeitschrift „Spiegel den Schluss zu, dass die 500.000 Euro Darlehen de facto von ihm kamen.
Klingt für mich recht überzeugend. Und dann muss man sich doch die Frage stellen, warum Frau Geerkens, die "kein nennenswertes eigenes Vermögen" in die Ehe einbrachte und mit ihrem Mann Gütertrennung vereinbarte, den Kredit gab. Und ob Wulff, der ja anscheinend ein guter Freund der Familie war, wissen konnte oder musste, dass das Geld de facto vom Ehemann stammte. Und warum er dennoch den Kredit annahm.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
Zitat von Gorgasal Klingt für mich recht überzeugend.
Überzeugender als das Dementi. Trotzdem habe ich noch keine Antwort auf die eigentliche Frage gefunden, was die BILD bewegt derart auf den Bundespräsidenten einzuprügeln. Geht es darum dem Spiegel die Story vor der Nase weggeschappt zu haben oder um die Auflage oder sind da noch ein paar andere Rechnungen offen. Was die Berliner Zeitung über die BILD-Kampagne, die jetzt auch noch vom Spiegel gestützt wird schreibt, ist schon abenteuerlich:
Zitat von Berliner ZeitungDas Blatt belässt es seit drei Tagen nicht bei der Berichterstattung über den Fall. Es stellt Fragen, es erhebt Forderungen an Wulff, es bedrängt den Bundespräsidenten. „Noch liegt der Ausgang der Affäre weitgehend beim Bundespräsidenten. Aber – auch das lehrt die Erfahrung – nicht mehr lange“, kommentierte, besser: drohte am Mittwoch Nikolaus Blome aus der Chefredaktion. Am Donnerstag setzte Chefkolumnist Franz Josef Wagner nach: „Lassen Sie die Hosen runter. Stellen Sie sich vor die Presse. Sagen Sie uns, wer Sie sind.“ Wenn Wulff nicht bald folge, so wurde in Berlin gemunkelt, könne das Blatt mit einer Geschichte über das frühere Leben Bettina Wulffs aufwarten. Angeblich verfügt die Redaktion über Informationen, die bisher auf Weisung von ganz oben nicht gedruckt werden dürfen. Aus Respekt vor dem Amt des Bundespräsidenten. Doch den hat die Bild-Zeitung, die sich im Sommer 2010 weniger als die anderen Springer-Blätter für den Wulff-Konkurrenten Joachim Gauck stark gemacht hatte, ohnehin schon aufgegeben.
Mir ist das unheimlich, und ich bin alles andere als ein Fan von Christian Wulff.
Zitat von FAZJüngste Aussagen des mit Wulff befreundeten Unternehmers Egon Geerkens lassen nach einem Bericht der Zeitschrift „Spiegel den Schluss zu, dass die 500.000 Euro Darlehen de facto von ihm kamen.
Klingt für mich recht überzeugend. Und dann muss man sich doch die Frage stellen, warum Frau Geerkens, die "kein nennenswertes eigenes Vermögen" in die Ehe einbrachte und mit ihrem Mann Gütertrennung vereinbarte, den Kredit gab. Und ob Wulff, der ja anscheinend ein guter Freund der Familie war, wissen konnte oder musste, dass das Geld de facto vom Ehemann stammte. Und warum er dennoch den Kredit annahm.
Im Sinne der Unschuldsvermutung sollte man bis zum Beweis des Gegenteils davon ausgehen, dass sie über 500.000 Euro verfügungsberechtigt war. Diesen Beweis wird wohl niemand führen können, weil uns die Vermögensverhältnisse der Familie nichts angehen.
Nachdem ich die Verlautbarungen über den Steuerprozess gegen ein ehemaliges Top-Model gelesen habe, kann ich mir allerdings gut vorstellen, dass das Finanzamt sich die Frage stellt: Woher hatte diese Frau zu diesem Zeitpunkt eigentlich 500.000 Euro? Für die Bewertung des Verhaltens des ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten spielt das aber aus meiner Sicht keine Rolle.
Zitat von stefanolixIm Sinne der Unschuldsvermutung sollte man bis zum Beweis des Gegenteils davon ausgehen, dass sie über 500.000 Euro verfügungsberechtigt war.
Die Unschuldsvermutung gehört in die strafrechtliche Kategorie, nicht in die politische. Der Bayesianer würde sagen: wir haben starke Priors, dass Wulff strafrechtlich gesehen unschuldig ist. Macht auch Sinn, wenn man sich die Konsequenzen falscher Entscheidungen anschaut - die Konsequenzen einer falschen Verurteilung eines Unschuldigen sind gravierend, die Konsequenzen eines falschen Freispruchs eines Schuldigen vielleicht nicht ganz so sehr.
Aber in der politischen Kategorie sieht es anders aus. Vor allem, weil sich Wulff ja ausmalen konnte, wie das aussieht, wenn die Presse davon Wind bekommt. Und ich habe schon mehrfach in anderem Kontext meine Meinung hierzu kundgetan: selbst wenn alles völlig koscher war, ist jemand, der sich solch eine Blöße gibt, nicht geeignet für ein verantwortungsvolles Amt.
Aber es kann durchaus sein, dass ich da völlig undemokratisch hohe Ansprüche an unsere Politiker stelle. Gut möglich. Wobei ich gleiche Ansprüche auch an Konzernchefs stellen würde.
-- Defender la civilización consiste, ante todo, en protegerla del entusiasmo del hombre. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
ich weiß natürlich nichts über die Vermögensverhältnisse von Herrn Wulff und kann nur spekulieren. Die Indizien sprechen m.E. aber dafür, dass Herr Wulff für diese Summe kreditierbar war.
Aus meiner Sicht gibt es kaum einen besseren Schuldner als einen Ministerpräsidenten. Ist die Zeit als Ministerpräsident eines Tages abgelaufen, kann man davon ausgehen das dieser auch in der freien Wirtschaft unterkommt. Diese Jobs sind dann eher besser bezahlt als schlechter. Die persönliche Kreditwürdigkeit steht für mich außer Frage und aufgrund seines Einkommens ist er auch jederzeit in der Lage den Kapitaldienst in einer gewöhnlichen Höhe zu erbringen. Besichern kann er das Darlehen natürlich durch eine Grundschuld auf das Objekt. Der Beleihungswert wird normalerweise mit 60 % angesetzt. Damit ist die Gesamtfinanzierung mindestens mit knapp 50 % besichert. Es ist wahrscheinlich das der Herr Ministerpräsident auch noch weitere Vermögenswerte hat, die er in eine solche Finanzierung mit einbringt. Gehen wir einmal überschlägig von 7 % Kapitaldienst p.a. von 500.000 € aus (4% Zins und 3 % Tilgung), so ergibt sich eine monatliche Annuität von knapp unter 3.000 €. Das ist aus dem Gehalt eines Ministerpräsidenten locker darstellbar und auch für die Höhe des Kredites durchaus angemessen. Wie schon angedeutet werden Immobilienfinanzierungen sehr knapp kalkuliert. Die Margen liegen bei guten Kunden niedriger als 1 %. Wenn wir uns dagegen einmal den 3-Monats-EURIBOR anschauen im Jahre 2010, dann kann man sich leicht vorstellen das eine Bank locker die zweifache Marge erzielen kann und trotzdem noch unter den Zinsen für Standartbaugeld liegen. Eine beispielhafte Finanzierung könnte so aussehen:
Darlehen: 500.000,00 Zinsen: 3-Monats-Euribor + 2,5 % Bankmarge (Stand Juni 2010: ca. 0,7 %) Zinsicherung erfolgt durch den Kauf eines Zinscollar mit einer Range von 0,5 - 1,5 Tilgungsersatz erfolgt durch Besparung von Versicherung XY, mindestens 3 % p.a. Ab 50.000 Besparung Umwidmung in direkte Tilgung möglich. Besicherung durch Immobilie Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass das alles sehr spekulativ ist. Ich habe keine Ahnung wie die Finanzierung von Herrn Wulff bei der BW-Bank vereinbart wurde und zu welchen Bedingungen. Grüße, ffreiberger
Das Urteil über Bundespräsident Wulff scheint festzustehen, bevor überhaupt geklärt ist, gegen welches Gesetz er verstoßen haben soll. Doch sein Vergehen ist moralischer Natur - und damit gelten die Regeln der Tugendjustiz.
Zitat von stefanolix Warten wir ab, bis vom vollsten Vertrauen die Rede ist. Die Verwendung des Superlativs zeigt dann eindeutig, dass von Vertrauen keine Rede mehr sein kann.
Berlin – Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich erneut klar hinter den in der Kritik stehenden Bundespräsidenten Christian Wulff gestellt. „Der Bundespräsident macht eine hervorragende Arbeit, und das, was im Raume steht, wird von ihm persönlich aufgeklärt”, sagte Merkel am Rande eines Besuchs der Bundeswehrsoldaten im Kosovo. Es sei richtig und wichtig, dass die Unterlagen zu den Vorgängen eingesehen werden könnten und alles für die Aufklärung getan werde. „Ansonsten hat der Bundespräsident mein vollstes Vertrauen.”
Oder soll ich das "ansonsten" als "davon mal abgesehen" interpretieren?
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