Zitat Von unprofessionell kann man spätestens dann sprechen, wenn man als Präsident eine (anscheinend recht emotionale) Nachricht auf der Mailbox des Bild-Chefredakteurs hinterlässt.
Wissen wir denn wirklich, was er gesagt hat und wie? Ich kenne nur die Berichterstattung darüber, und die ist definitiv emotional. Ich habe bis jetzt noch keinen kompletten Satz zitiert gefunden. Bis sich das ändert, gilt für mich: wir wissen gar nichts.
Zitat Nix für ungut: dümmer gehts nimmer. Da kündigt man Zeitung "Krieg" an (darf also kaum mit deren Rücksichtnahme rechnen). Und hinterlässt eine komprimittierende Botschaft ausgerechnet auf der Mailbox (!) der Bild-Zeitung (!!!).
Dumm? Vielleicht. Aber lesen Sie die Artikel nochmal genau nach, achten Sie auf das Wort "Krieg". Da wird wachsweich formuliert und zitiert werden meist ganze zwei Worte: "Krieg führen". Wulff scheint aber gesagt zu haben, dass BILD einen Krieg gegen ihn führen wolle. Das wird dann umgeduetet in "Wulff erklärt der Presse den Krieg". Was hat er denn nun gesagt? Wenn seine Worte so unerhört sind, warum lassen die Medien sie nicht für sich selbst sprechen? Etwa aus Respekt?
Es kann gut sein, dass sein Verhalten ihn trotzdem untragbar macht. Ich hätte mich in seiner Lage anders verhalten, aber von der Presse lasse ich mich noch lange nicht manipulieren.
Zitat von WFI aber der eigentlich Skandal ist diese aufgebauschte Kampagne um nichts.
Was ist daran skandalös? So sind die Medien, die sich selbst als die vierte Gewalt sehen. Nicht jede Kampagne ist allerdings vom Erfolg gekrönt, die meisten verlaufen im Sand, dann wird die nächste Sau durchs Dorf getrieben. Es handelt sich allerdings auch nicht um Nichts, sondern um den Versuch eines Eingriffs in die Pressefreiheit. Dieser Versuch war bereits erfolgt, bevor BILD zum ersten Schlag ausgeholt hat. Ich halte die Darstellung von BILD "in eigener Sache" für glaubwürdig, auch wenn sie auf den genauen Wortlaut verzichtet.
Zitat von WFIInsbesondere, dass es sich um "Drohanrufe" handelte, ein Wort dass die Presse mantrahaft wiederholt ohne einen Beleg dafür zu liefern. Es wird dem Leser viel nahegelegt, was die zitierten Schnipsel einfach nicht hergeben
Dazu die BILD Chefredaktion:Der Bundespräsident zeigte sich darin empört über die Recherchen zu dem Hauskredit und drohte u.a. mit strafrechtlichen Konsequenzen für den verantwortlichen BILD-Redakteur.
Es ist davon auszugehen, dass Kai Diekmann den Inhalt seiner Mailbox dutzendemale gesichert hat, bevor er sie zum gegebenen Zeitpunkt an die Redaktionen der Süddeutschen und der FASZ weitergeleitet hat.
Zitat von BILD ChefredaktionZwei Tage nach der ersten BILD-Veröffentlichung zu dem Hauskredit (Dienstag, 13.12. 2011) suchte der Bundespräsident erneut den Kontakt zum BILD-Chefredakteur und bat in einem Telefonat persönlich um Entschuldigung für Ton und Inhalt seiner Äußerungen auf der Handy-Mailbox.
Deshalb hat die BILD-Zeitung nach breiter redaktioneller Debatte davon abgesehen, eigens über den Vorfall zu berichten.
Ich möchte jetzt nicht über den Charakter eines Kai Diekmann spekulieren, da hat sich sicher jeder seine eigene Meinung gebildet, aber es ist schon sehr fragwürdig selbst über eine Berichterstattung nach erfolgter Entschuldigung zu verzichten und die Drecksarbeit anderen zu überlassen. Aber BILD und Kai Diekmann sind ungewöhnliche Methoden, die man mit althergebrachten Maßstäben als widerwärtig bezeichnen könnte, nicht fremd.
Es ist mir bewusst, dass es sich hier um eine Machtdemonstration der BILD und der hinterherhechelnden Qualitätsmedien handelt, aber sie hat ihren Grund, was nicht immer der Fall ist. BILD lebt von ihrem schlechten Ruf, durch diese Kampagne tragen allerdings die anderen Qualitätsmedien und das ÖR nicht dazu bei als besonders seriös wahrgenommen zu werden, da sie Trittbrettfahrer und Hilfsheizer auf der BILD-Bahn sind.
Aber wer soll sich sonst für Pressefreiheit einsetzen, wenn es die Presse nicht tut? Es wäre allerdings schön wenn sich die Qualitätsmedien nicht nur in eigener Sache engagieren würden, sondern auch Rücksicht auf die anderen Grundrechte, wie zum Beispiel Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und Eigentum nehmen würden.
Zitat Dazu die BILD Chefredaktion:Der Bundespräsident zeigte sich darin empört über die Recherchen zu dem Hauskredit und drohte u.a. mit strafrechtlichen Konsequenzen für den verantwortlichen BILD-Redakteur.
Eine ziemlich alberne Drohung und insofern eine unreife Vorstellung von Wulff, aber ein Angriff auf die Pressefreiheit? Ich wette, sowas hört man bei BILD jede Woche und hat eine gute Vorstellung davon, womit man rechtlich durchkommt.
Zitat Dazu die BILD Chefredaktion:Der Bundespräsident zeigte sich darin empört über die Recherchen zu dem Hauskredit und drohte u.a. mit strafrechtlichen Konsequenzen für den verantwortlichen BILD-Redakteur.
Eine ziemlich alberne Drohung und insofern eine unreife Vorstellung von Wulff, aber ein Angriff auf die Pressefreiheit? Ich wette, sowas hört man bei BILD jede Woche und hat eine gute Vorstellung davon, womit man rechtlich durchkommt.
Es spielt keine Rolle welche Vorstellung die BILD hat, ich vermute die biegen sich jetzt noch vor Lachen, sondern ob Christian Wulff tatsächlich versucht hat mit der Androhung einer Strafanzeige eine Berichterstattung zu verhindern. (§ 240 StGb) Das wird derzeit von der Staatsanwaltschaft geprüft.
Nach meinem laienhaften Rechtsverständnis liegt bei der Drohung mit einer Strafanzeige keine Nötigung vor, aber ich überlasse das der Statsanwaltschaft, die kennt sich damit besser aus. Für die BILD gehören solche Drohungen oder auch tatsächliche Anzeigen zum Alltag, neu ist lediglich, dass sie diesmal von einem Bundespräsidenten kommt. Allerdings hat Christian Wulff soweit ich informiert bin, bisher noch keine Anzeige gegen die BILD oder einem ihrer Redakteure gestellt, sondern gegen einen Blogger wegen Verunglimpfung des Bundespräsidenten. Auch das ist natürlich legitim, ob es geschickt ist, steht auf einem anderen Blatt.
Ich halte Franz-Josef Wagners Aufforderung, die Hosen herunterzulassen für eine größere Verunglimpfung, zudem mit weitaus größerer Reichweite, denn wer willschon einen Bundespräsidenten mit heruntergelassener Hose sehen.
Der nächste Bundespräsident sollte sich einen fachmann für den Umgang mit der BILD zulegen, zum Beispiel Michael Spreng, der die Fallstricke des politischen Geschäfts kennt. Auch Stefan Raab kann sicherlich gute Ratschläge geben .
Vorab: Ich halte Wulff für einen äußerst schwachen Bundespräsidenten, einen Fehlgriff der Kanzlerin, der sich in dieser Affäre auch noch massiv selbst beschädigt hat und der keinesfalls eine Wiederwahl verdient hat. Das Land erleidet Schaden, weil es derart unter Niveau repräsentiert wird.
Aber Rücktritt, weil er sich mit der BILD angelegt hat und jetzt eine verheerende Presse hat ??? Das kann doch wohl kein vernünftiges Verfahren sein! Massenmediales Daumen-rauf-Daumen-runter ist als Amtsenthebungsgrund in unserer Verfassung glücklicherweise nicht vorgesehen.
1. Der Pressewirbel mag ja beträchtlich sein, aber man muss sich auch einmal klar machen, dass die Republik nachrichtentechnisch gerade erst aus der Weihnachtspause erwacht. Am Montag den 2.1. war sonst im Land schlicht nichts los. Der Polit-Betrieb ruht zum großen Teil noch und Wulff ist schon deshalb automatisch die heißeste Geschichte in der Stadt.
2. Es ist unverkennbar, dass einzelne Autoren nun die Gelegenheit suchen, "Rache für Gauck" zu nehmen. Persönlich hätte ich Gauck ebenfalls klar vorgezogen. Aber wenn ich mich etwa an die fast schon peinlichen, seitenlangen Elogen erinnere, die Nils Minkmar, der neue FAZ-Feuilletonchef, seinerzeit auf Gauck verfasst hat, dann wirken seine jetzigen Attacken auf Wulff auch wie hämisches Nachtreten.
3. Es wurde hier schon mehrfach angesprochen, aber man muss es wirklich betonen: Über die Hintergründe und Details der ominösen Telefonate mit dem Haus Springer wissen wir NICHTS - wir kennen nur die von der BILD lancierte Version: Ein plumper Ausraster und "Drohanruf" soll es gewesen sein.(Dass BILD mit einem schmierigen Über-Bande-Spiel die Vertraulichkeit eines Privatgesprächs ausgehebelt hat, stört offenbar niemanden mehr. Auch nicht die, die vor Kurzem noch "Respekt vor dem Amt" gefordert haben.)
Um den Vorgang wirklich beurteilen zu können, müsste man aber Details kennen.
Warum zB. hat Wulff selbst angerufen und die Sache nicht über seinen Sprecher geregelt? Einfach nur weil er ein Idiot ist? Oder weil der Sprecher vielleicht nicht greifbar war? Oder weil die Vorabgespräche des Sprechers zu keinem Ergebnis geführt hatten? Oder weil Wulff ein so enges persönliches Verhältnis zu Diekmann und Co. hatte, dass er dachte, er könne das - wie vielleicht in der Vergangenheit schon öfter - am besten direkt "unter Freunden" regeln? Oder war Wulff aus irgendeinem Grund so emotional aufgewühlt, dass er "durchgedreht" ist? Wenn ja, was hatte ihn denn so aufgewühlt - welche Informationen besitzt die BILD vielleicht noch?
4. Nicht einmal seine Gegner behaupten, dass Wulff mit dem Einsatz staatlicher Machtmittel gedroht hat. Er hat ja auch gar keine. Von einem "Anschlag auf die Pressefreiheit" zu reden, ist deshalb absurd.
Dass führende Politiker mit Redaktionen und Verlagen fein austarierte Kooperationsverhältnisse pflegen, ist ein offenes Geheimnis. Da geht es dann um Interviews, Exklusivzitate und -informationen, auch einmal besondere Fototermine, Homestories etc. etc. Verlage wie Springer haben medienpolitische Interessen, zu deren Durchsetzung sie Lobbyisten beschäftigen und auf Spitzenebene Kontakte pflegen. Interessantes zum Thema BILD findet sich etwa hier: http://www.ftd.de/politik/deutschland/:v...r/60148884.html
Zitat "Wer die Bundeskanzlerin einmal aufgescheucht erleben will, muss sie mit Diekmann erleben", schrieb unlängst ein "Spiegel"-Reporter. ",Bild‘ ist das Massenmedium, auf das sie setzt und vor dem sie Angst hat." Fest steht, dass sie eine gewisse Nähe zu Friede Springer zeigt, der Haupteignerin des "Bild"-Verlags. Und dass sie sich zeitweise des Wohlwollens von "Bild" erfreuen kann.
Wulff hat offenbar damit "gedroht", ein sehr enges Kooperationsverhältnis, mit dem beide Seiten in der Vergangenheit sehr gut gefahren sind, aufzukündigen. Das mag dumm sein, aber es ist sein gutes Recht. Man kann diese ganze Dealerei zwischen Medien und Politikern unappetitlich finden, aber es ist kein Angriff auf die Pressefreiheit, wenn der Bundespräsident beschließt, Homestories künftig nicht mehr mit dem Springer-Verlag zu machen.
Fazit: Wulff könnte durchaus eine plausible Verteidigungsstrategie aufbauen, wenn er innerlich frei und souverän wäre. Sein Problem ist, dass er das ganz offenkundig nicht ist. Schon der Geerkens-Kredit wurde ja erst wegen der damit verbundenen Verdruckstheiten zur Affäre.
Das Thema Bettina Wulff lässt sich hier leider nicht völlig aussparen. Die Titanic hat inzwischen eine massiv beleidigende "Gag-Seite" veröffentlicht, gegen die ein Bundespräsident (und jeder andere Bürger) unter normalen Umständen rechtlich vorgehen würde. Ein früherer Kanzler hat bekanntlich sogar einmal erfolgreich gegen die Behauptung geklagt, er färbe seine Haare. Nimmt Wulff derartige Veröffentlichungen klaglos hin, dann wird das von Vielen als eine Bestätigung der Gerüchte gewertet werden.
Zitat von JunoDie Titanic hat inzwischen eine massiv beleidigende "Gag-Seite" veröffentlicht, gegen die ein Bundespräsident (und jeder andere Bürger) unter normalen Umständen rechtlich vorgehen würde.
Auch gerade gesehen. Jaja, die Satire darf alles, schon klar. Aber die eigene intellektuelle und charakterliche Statur des Satirikers zeigt sich zuvörderst darin, wen er sich wann mit welchen Mitteln als Opfer aussucht. Warum bin ich von der Titanic enttäuscht? Hatte ich die für welche von den Guten gehalten, denen, die ein Bewußtsein dafür haben, daß es die eigene Würde gebietet, abseits zu stehen, wenn der Mob wütet? Für das mediale Schauspiel, das hier gerade abläuft, hat die englische Sprache den Ausdruck feeding frenzy, eine adäquate Übersetzung fällt mir grad nicht ein. Freßrausch wäre wörtlich richtig, trifft es aber nicht ganz. Jedenfalls hat man das Gefühl, daß da etwas grundsätzliches ins Rutschen gekommen ist. Nächster Spielort: Circus Maximus.
____________________________________________________ "I want my republic back!"
Zitat Der nächste Bundespräsident sollte sich einen fachmann für den Umgang mit der BILD zulegen, zum Beispiel Michael Spreng, der die Fallstricke des politischen Geschäfts kennt. Auch Stefan Raab kann sicherlich gute Ratschläge geben .
Mein Rat wäre, mit BILD überhaupt nicht umzugehen sondern sie zu ignorieren (und ja, das geht sehr wohl) und dann gutes Krisenmanagement zu machen, wenn ein Problem sich ankündigt. Man hat keine Freunde bei den Medien.
Das Recht, einer Zeitung mit einer Strafanzeige zu drohen, hat zunächst mal jeder. Nur muss man sich in Wulffs Position gut überlegen, wann man solche Geschütze auffährt. Mein Problem ist ein anderes. Wenn ich sehe, wie die gesamte Medienlandschaft unisono die Sprache manipuliert, um einen Eindruck zu erwecken - und das passiert mittlerweile andauernd - und also verantwortungslos, selbstsüchtig und parteiisch agieren, dann sinkt der Wert der Pressefreiheit für das Gemeinwesen nämlich rapide, ganz ohne Zutun von außen.
Zitat von JunoFazit: Wulff könnte durchaus eine plausible Verteidigungsstrategie aufbauen, wenn er innerlich frei und souverän wäre. Sein Problem ist, dass er das ganz offenkundig nicht ist. Schon der Geerkens-Kredit wurde ja erst wegen der damit verbundenen Verdruckstheiten zur Affäre.
Das ist auch meine Sichtweise.
Bei der Welt hat Wulff anscheinend dünnhäutig reagiert, als es um einen drohenden Bericht über seine Halbschwester ging. Da er bei der Bild augenscheinlich ähnlich dünnhäutig reagiert hat, liegt die Vermutung nahe, dass er zum Zeitpunkt seines Anrufes auf der Mailbox ebenfalls von einem drohenden Bericht über deutlich Privateres als diese Kreditgeschichte ausgegangen ist.
Wenn das so ist, dann würde ich an seiner Stelle schleunigst eine Und-das-ist-auch-gut-so-Rede einüben ...
Zitat von Frank BöhmertWenn das so ist, dann würde ich an seiner Stelle schleunigst eine Und-das-ist-auch-gut-so-Rede einüben ...
So etwas gelingt nur bei Politikern, zu denen das auch passt, wie eben bei Klaus Wowereit, Joschka Fischer oder Roland Koch. Bei Christian Wulff wirkt das tragikomisch.
Wie schon WFI angeregt hat, am besten fährt man damit erst mal alles zu ignorieren. Wulff ist viel zu früh übers Stöckchen gesprungen, er hätte Wagner und Blome vor sich hin hyperventilieren lassen können, lange kann ein solches Thema nicht am Köcheln gehalten werden. Der gemeine BILD Leser interessiert sich gerade mehr für Daniela Katzenbergers Liebesleben und den 60. Geburtstag von Uli Hoeness als für den Bundespräsidenten. Das weiss man bei BILD am besten, deswegen wurden die Qualitätsjournalisten angefixt. Die kann man allerdings nicht ignorieren, sondern man muss sie ignorieren.
Das Herumgedruckse in der Opposition lässt darauf schließen, dass man sich dort bewusst ist, dass der Erste der sich bewegt, der nächste sein wird, dessen Privatleben genauer untersucht wird. Es ist bezeichnend, dass lange Zeit ein Erwin Lotter der Einzige war, der einen Rücktritt forderte. Nur ganz wenige haben bisher nachgezogen.
Zitat von WFIob Christian Wulff tatsächlich versucht hat mit der Androhung einer Strafanzeige eine Berichterstattung zu verhindern. (§ 240 StGb)
$240 (also Nötigung) kann überhaupt nur greifen, wenn eine Drohung rechtswidrig ist. Und eine Strafanzeige kann überhaupt nicht rechtswidrig sein, weil sie ja explizit das Rechtssystem einschaltet um Recht durchzusetzen. Daß die Staatsanwaltschaft pflichtgemäß bei Anzeigen von irgendwelchen Leuten ermitteln muß bedeutet ja auch nicht, daß die Staatsanwaltschaft den Vorwürfen irgendwelchen Gehalt beimißt. Im Zweifelsfall werden sie sich von der BILD den Originaltext besorgen und dann die Ermittlungen einstellen.
Zitat:Allerdings hat Christian Wulff soweit ich informiert bin, bisher noch keine Anzeige gegen die BILD oder einem ihrer Redakteure gestellt, sondern gegen einen Blogger wegen Verunglimpfung des Bundespräsidenten. Auch das ist natürlich legitim, ob es geschickt ist, steht auf einem anderen Blatt.
Geschickt ist es m. E. überhaupt nicht. Aber man beachte, daß es bei dieser Anzeige NICHT um die Kreditaffäre geht, sondern um eine Verunglimpfung von Wulffs Ehefrau (wobei zweifelhaft ist, ob die vom speziellen Gesetzesschutz des BuPrä mitgedeckt ist). Was für mich die These stützt, daß es Wulff in erster Linie um den Schutz seiner Frau ging - und er dabei eben auch persönlich engagierter (und unüberlegter) vorgegangen als bei einer rein politischen Sache. Auch beim ebenfalls diskutierten Welt-Anruf ging es ja um seine Schwester, also auch um die Privatsphäre.
Wenn das so stimmt, dann spielen die Medien hier ein besonders übles Spiel. Denn natürlich wird der Eindruck erzeugt, die "Drohanrufe" hätten mit der "Kreditaffäre" zu tun und Wulff hätte versucht, hier etwas zu vertuschen.
Zitat von C.So etwas gelingt nur bei Politikern, zu denen das auch passt, wie eben bei Klaus Wowereit, Joschka Fischer oder Roland Koch. Bei Christian Wulff wirkt das tragikomisch.
Tragikomisch und schlimmer wirkt er ja jetzt schon.
Ich meinte übrigens keinesfalls, er solle "die Hosen herunterlassen", wie irgendein Kommentator in vielleicht gar nicht so unbeabsichtigt mehrdeutiger Weise geschrieben hat.
"Bei meinem Anruf, für dessen Schärfe ich mich im Übrigen entschuldigt habe, ging es mir nicht um den Kredit, sondern um eine reine Familienangelegenheit, die ich privat halten möchte, und das ist auch gut so" wäre ja auch eine Option.
Zitat von R.A.Wenn das so stimmt, dann spielen die Medien hier ein besonders übles Spiel. Denn natürlich wird der Eindruck erzeugt, die "Drohanrufe" hätten mit der "Kreditaffäre" zu tun und Wulff hätte versucht, hier etwas zu vertuschen.
Na ja, lieber R.A., man kann den chronologischen Ablauf hier nachlesen: Die Bild-Zeitung hatte Wulff sechs Fragen zum Kredit u.ä. geschickt, in denen Wulffs Frau keine Rolle spielt. Wulff hat diese Fragen zunächst beantwortet (oder beantworten lassen), die Antworten anschließend zurückgezogen und danach Dieckmann gewulfft (Erster Satz laut SZ: "Ich bin auf dem Weg zum Emir.").
Natürlich hatte der Drohanruf mit der Kreditgeschichte zu tun.
Zitat von DrNickNa ja, lieber R.A., man kann den chronologischen Ablauf hier nachlesen: Die Bild-Zeitung hatte Wulff sechs Fragen zum Kredit u.ä. geschickt, in denen Wulffs Frau keine Rolle spielt. Wulff hat diese Fragen zunächst beantwortet (oder beantworten lassen), die Antworten anschließend zurückgezogen und danach Dieckmann gewulfft (Erster Satz laut SZ: "Ich bin auf dem Weg zum Emir.").
Natürlich hatte der Drohanruf mit der Kreditgeschichte zu tun.
Ah ja. Danke! (Auch, wenn es nicht an mich gerichtet war.)
EDIT: Laut Bild-Link wird er heute Abend übrigens eine Erklärung abgeben!
Zitat von DrNick man kann den chronologischen Ablauf hier nachlesen
Wenn man nun ausgerechnet der BILD glauben will ...
Zitat Natürlich hatte der Drohanruf mit der Kreditgeschichte zu tun.
Das suggeriert die BILD hier, es wird aber explizit weder behauptet noch gar belegt.
Ich habe eher den gegenteiligen Eindruck. Denn das BuPrä-Amt hat die Fragen zur "Kreditaffäre" ja beantwortet. Und dann muß etwas passiert sein, was dort zu einem Kurswechsel führte und die Antwort wurde zurückgezogen. Es ist schwer vorstellbar, daß Wulff plötzlich neue Ideen zu diesem Thema bekommen hat. Sondern es ist viel wahrscheinlicher, daß eben ein neues Thema im Raum stand. Auch das kolportierte "für mich und meine Frau ist hier der Rubikon überschritten" paßt eigentlich nicht zu den sechs Fragen.
Zitat von R.A.Ich habe eher den gegenteiligen Eindruck. Denn das BuPrä-Amt hat die Fragen zur "Kreditaffäre" ja beantwortet. Und dann muß etwas passiert sein, was dort zu einem Kurswechsel führte und die Antwort wurde zurückgezogen. Es ist schwer vorstellbar, daß Wulff plötzlich neue Ideen zu diesem Thema bekommen hat. Sondern es ist viel wahrscheinlicher, daß eben ein neues Thema im Raum stand. Auch das kolportierte "für mich und meine Frau ist hier der Rubikon überschritten" paßt eigentlich nicht zu den sechs Fragen.
Das sehe ich auch so ...
"Nach dem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung hatte Wulff auf der Mailbox von einer „unglaublichen“ Geschichte gesprochen, die über ihn vorbereitet werde, und für den Fall einer Veröffentlichung den „endgültigen Bruch“ mit dem Springer-Verlag angekündigt. Er habe vom „Kriegführen“ gesprochen. Für ihn und seine Frau sei der „Rubikon“ überschritten."
Zitat von R.A. Es ist schwer vorstellbar, daß Wulff plötzlich neue Ideen zu diesem Thema bekommen hat. Sondern es ist viel wahrscheinlicher, daß eben ein neues Thema im Raum stand. Auch das kolportierte "für mich und meine Frau ist hier der Rubikon überschritten" paßt eigentlich nicht zu den sechs Fragen.
Passt auch nicht, aber die Antworten wegen einer anderen Geschichte zurückzuziehen passt noch weniger. Aus Liebesentzug zur Bild Zeitung ? Nein. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Antworten nicht zwischen allen Beratern, vor allem den Juristen, abgestimmt waren. Und etwas in den Antworten war, dass eben nach entsprechender Recherche als neuer Bumerang zurückkommen würde. Das erklärt dann auch schnell die Agression von Wulff, dem das Lavieren vermutlich auch nicht soviel Spass macht. Faszinierend finde ich auch, dass der grosse Transparenzmann plötzlich Antworten zurückzieht und gar nichts dabei findet. Das sind ja keine extremen Fragen gewesen, die sollte er aus dem Handgelenk beantworten können. Und wie auch immer seine Antworten dazu ausgesehen haben mögen, sollte er keine Angst davor haben, dass diese auch veröffentlicht werden.
Zitat Denn nur so schaffen wir wieder Raum für das, was in diesen Tagen in Europa so oft gefordert wird: Gemeinsinn und Solidarität. Solidarität ist wesentlicher Teil der Europäischen Idee. Es ist allerdings ein großes Missverständnis, Solidarität allein an der Bereitschaft zu bemessen, andere finanziell zu unterstützen, für sie zu bürgen oder gar mit ihnen gemeinsam Schulden zu machen. Ich bin immer dafür, dass man das für sich selbst prüft. Was man selbst nicht machen würde, sollte man auch nicht von anderen verlangen. Was wird da eigentlich verlangt? Mit wem würden Sie persönlich gemeinsam Kredit aufnehmen? Auf wen soll Ihre Bonität, die Sie sich mühselig erarbeitet haben, zu Ihren Lasten ausgedehnt werden? Für wen würden Sie persönlich bürgen? Und warum? Für den Partner, die eigenen Kinder – hoffentlich ja! Für die Verwandtschaft – da wird es gelegentlich schon schwieriger. Vielleicht würden wir bürgen, wenn nur so der andere die Chance bekommt, wieder auf die eigenen Füße zu kommen. Sonst doch nur dann, wenn wir wüssten, dass wir uns nicht übernehmen und die Bürgschaft in unserem, dessen und dem gemeinsamen Interesse ist. Selbst der Bürge kann sich unmoralisch verhalten, wenn er die Insolvenz nur hinauszögert.
Es ist sicher eine Frage der Interpretation, aber den letzten Satz kann man als Kritik am EFSF auffassen und der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz hat das wohl mit seiner Kritik an der Rede Wulffs ähnlich gesehen.
Die Interviewankündigung der ARD: "Bundespräsident Wulff stellt sich" - haben ihn die Kopfgeldjäger gefasst, oder was? War er auf der Flucht? Was für ein absurdes Theater, was für Selbstüberschätzung der Medienschaffenden!
18:23 Uhr: ARD und ZDF unterbrechen ihr Programm und die "Nichtnachricht" wird zur Nachricht: Der Bundespräsident will nicht zurücktreten.
Es offenbart die Haltung die Medienschaffenden: Für sie war es so klar, dass er zurücktritt, dass das Gegenteil zur Nachricht wird. Bizarr.
Zitat von JunoDas Thema Bettina Wulff lässt sich hier leider nicht völlig aussparen. Die Titanic hat inzwischen eine massiv beleidigende "Gag-Seite" veröffentlicht, gegen die ein Bundespräsident (und jeder andere Bürger) unter normalen Umständen rechtlich vorgehen würde.
Geht leider nicht mehr. Auch in dieser Hinsicht hat er sich erfolgreich lahmgelegt. Keine Ahnung was er sich davon verspricht, mit der Kanone auf zittauer Spatzen zu schießen. Jetzt hat er kein Pulver mehr auf der Pfanne.
Zitat von UrlauberKeine Ahnung was er sich davon verspricht, mit der Kanone auf zittauer Spatzen zu schießen. Jetzt hat er kein Pulver mehr auf der Pfanne.
Den Präsidenten in die Nähe der Nazis zu rücken, ist, lieber Urlauber, schon ein starkes Stück. Sich mit Satire zu rechtfertigen entschuldigt das nicht.
Es gehört nun einmal zum Amt des Bundespräsidenten, daß seine Ehre und seine Würde besonders geschützt sind; dazu dient der § 90 StGB.
Eben wegen dieser besonderen Würde des Amtes habe ich mich ja auch gegen die Kampagne gewandt. Nur hat jetzt Wulff selbst mit seiner versuchten Intervention sich derart verhalten, daß er selbst diese Würde beschädigt hat.
Zitat von ZettelDen Präsidenten in die Nähe der Nazis zu rücken, ist, lieber Urlauber, schon ein starkes Stück. Sich mit Satire zu rechtfertigen entschuldigt das nicht.
Er selbst wurde das ja explizit nicht. Lediglich seiner Frau wurden äußerliche Attribute von Frauen aus der Nazi-Zeit zugesprochen. Rein juristisch macht das die Sache fraglich. Mal abgesehen vonm Streisand-Effekt.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Zitat von UrlauberKeine Ahnung was er sich davon verspricht, mit der Kanone auf zittauer Spatzen zu schießen. Jetzt hat er kein Pulver mehr auf der Pfanne.
Den Präsidenten in die Nähe der Nazis zu rücken, ist, lieber Urlauber, schon ein starkes Stück.
Ja sicher.
Aber das ist eben der Fluch der bösen Tat. In Deutschland gehört es ja fast zum guten Ton, Abweichler zu Nazis zu erklären. Wie oft wurde Sarrazin zum Nazi erklärt? Unzählbar. Und die Anschuldigungen waren brutaler, viel brutaler. Sarrazin wurde in unzählbar vielen Fällen direkt mit Schwerverbrechen in Verbindung gebracht. Er hat keine Chance, sich dagegen zu wehren. Es ist mir nicht in Erinnerung, dass Wulff bei diesem Hype zur Besonnenheit gemahnt hätte. Im Gegenteil, er hat sich in die Meute begeben, die mit der Nazikeule auf Sarrazin geprügelt hat. Das vor allem auch international ist eine Niedertracht ohne gleichen. Im Vergleich dazu ist das zittauer Dingsda eine Petitesse.
Und man kann sich fragen, was Wulff sich dabei denkt. Natürlich darf er Anzeige erstatten so oft er will. Aber wer sein Pulver zu früh verschießt, hat keins mehr wenn es wirklich ernst wird. Wenn er mehr als drei mal pro Jahr Anzeige erstattet, wird in den Medien sein Anzeigeverhalten thematisiert. Ganz gewiss nicht zu seinem Vorteil. Keine Ahnung, warum ein erfahrener Politiker das nicht erkennt.
NACHTRAG 10:50Uhr Malte Lehming hat mal was über Sinn und Unsinn der Klagewut geschrieben, unter dem trefflichen Titel Der Schwächere klagt
Zitat von Tagesspiegel 10.02.2010, Der Schwächere klagtVielleicht ist diese Mischung aus Wehleidigkeit und Petzereilust das Grundproblem der Linken. Einst kämpfte man für die Revolution, heute erschöpft man sich im Anti: Anti-Faschismus, Anti-Klerikalismus, Anti-Kapitalismus, Anti-Zionismus, Anti-Atomkraft, Anti-Genfood, Anti-Erderwärmung, Anti-Hartz. Und so füllt diese Linke keine Säle mit flammenden Reden mehr, sondern allenfalls noch Gerichtssäle mit Klagen gegen Thor-Steinar-Kleidung, Neonazi-Aufmärsche, Große Lauschangriffe, Hartz-IV-Berechnungen, Stasi-Berichte, Sarrazin-Buschkowsky-Zitate.
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