Es gibt sicher sympathischere Menschen als Herrn Diekmann, aber sein Brief an den Bundespräsidenten ist schon sehr, sehr gelungen. Wulff kann der Veröffentlichung des Anrufs eigentlich weder zustimmen noch diese ablehnen. Ein nettes Dilemma.
Zitat Einer, der bei internationalen Gelegenheiten zwischen Obama und Putin, zwischen Giorgia Napolitano und Václav Klaus herumstehen wird wie das arme Sünderlein.
Lieber Zettel, gerade Sie weisen doch oft zu Recht darauf hin, wie gut es Deutschland in solchen Fragen hat. Wie klein unsere politischen Skandale sind im Vergleich zu den meisten anderen Ländern.
Und das gilt doch hier genauso.
Ein Obama oder Putin, ein Sarkozy sowieso, die würden doch nur den Kopf schütteln wegen der Petitessen, die gegen Wulff vorgebracht werden. Auf internationalem Parkett wäre Wulff völlig unangefochten, niemand würde sich irgendwie an dieser ganzen "Affäre" stören.
Zitat von DrNickEs gibt sicher sympathischere Menschen als Herrn Diekmann, ...
In der Tat. Zuerst reicht er diverse Zitate aus diesem privaten Telephonat bei seinen Pressekollegen rum, damit diese eine richtig fiese Kampagne konstruieren können. Und HINTERHER bittet er um die Genehmigung dafür.
Ich hoffe doch sehr, daß Wulff darauf nicht reagiert. Denn ansonsten wäre das DER Präzedenzfall - wie soll man dann überhaupt noch als Politiker der Veröffentlichung irgendwelcher privaten Gespräche widersprechen?
Zitat Im Interview findet sich auch ein richtiges Bonbon: Da schlägt die Interviewerin (eine Frau Schausten) dem Bundespräsidenten doch tatsächlich vor, bei Übernachtungen bei Freunden grundsätzlich zu bezahlen (150 Euro ist ihre Vorstellung). Und auf seine irritierte Rückfrage behauptet sie doch tatsächlich, genau so würde sie es privat mit ihren Freunden auch halten.
Jetzt fehlt nur noch eine Liste mit den Namen dieser Freunde, die diese Aussage auch fleißig bezeugen...
... und anschließend dem Finanzamt erklären müssen, warum sie dieses Einkommen denn nicht versteuert haben.
A common mistake that people make when trying to design something completely foolproof is to underestimate the ingenuity of complete fools. Douglas Adams
Die ÖR und mithin alle bei ihnen Beschäftigten sind von den Zwangsabgaben der Bürger abhängig, die direkt und indirekt von der Politik verantwortet werden.Diese Zuwendungen können auch gekürzt werden(siehe BBC).Wohlverhalten der quasiverbeamteten Journalisten entsteht so ganz automatisch.Besonderer Druck ist in diesem System,dass zum Ziel die Sicherung des Status Quo hat,nicht nötig. Gruß patzer
Zitat von R.A.In der Tat. Zuerst reicht er diverse Zitate aus diesem privaten Telephonat bei seinen Pressekollegen rum, damit diese eine richtig fiese Kampagne konstruieren können. Und HINTERHER bittet er um die Genehmigung dafür.
Wenn ich Bundespräsident wäre (oder Spitzenpolitiker in einer anderen Funktion), käme ich (hoffentlich) nicht auf den Gedanken, ein Anruf beim Chefredakteur der Bild sei ein normales privates Telefongespräch, insbesondere nicht, wenn ich mit dem Anruf das Ziel verfolge, eine kritische Berichterstattung über meine Wenigkeit zu verhindern oder zu verzögern. Wer so naiv ist, hat es auch verdient, daß einige Zitate aus dem Anruf die Runde machen.
Zudem: Der jetzige Brief ist ja die Reaktion auf Wulffs Behauptung, er habe lediglich um einen kleinen Aufschub gebeten, was von Diekmann und Blome inzwischen explizit bestritten worden ist. Ich gehe einmal davon aus, daß sie das nicht täten, wenn sich die Mailbox-Nachricht in Wulffs Sinne deuten ließe.
Wenn sich jetzt herausstellt, daß Wulff in seiner gestrigen Reue-Show in diesem wesentlichen Punkt gelogen hat, dann ist er in der nächsten Woche weg vom Fenster.
Niggemeier liegt meines Erachtens daneben, denn niemand hat ja verlangt, daß Wulff allen diesen Sendern jeweils auch noch ein Interview gibt; er hätte vor der Bundespressekonferenz Rede und Antwort stehen sollen.
Zu den anderen Links: Mit Transkripten liegt es in Deutschland bisher im Argen; anders als in den USA, wo jede wichtige Rede und jedes interessante Interview innerhalb kurzer Zeit schriftlich verfügbar ist. Wenn das jetzt dank verbesserter Technik anders werden sollte, wäre das lobenswert.
Zitat von DrNickWenn ich Bundespräsident wäre (oder Spitzenpolitiker in einer anderen Funktion), käme ich (hoffentlich) nicht auf den Gedanken, ein Anruf beim Chefredakteur der Bild sei ein normales privates Telefongespräch, ...
"Normal" bestimmt nicht - aber dennoch privat. Nicht nur juristisch, sondern nach allen Regeln des Berliner Betriebs, nach den Regeln, die sowohl Politiker wie Journalisten ansonsten ziemlich strikt beachten. Es ist nicht üblich und nicht zulässig, daraus Zitate weiterzureichen.
Zitat Zudem: Der jetzige Brief ist ja die Reaktion auf Wulffs Behauptung, er habe lediglich um einen kleinen Aufschub gebeten, was von Diekmann und Blome inzwischen explizit bestritten worden ist. Ich gehe einmal davon aus, daß sie das nicht täten, wenn sich die Mailbox-Nachricht in Wulffs Sinne deuten ließe.
Möglich. Kann aber auch sein, daß sie bluffen und sich darauf verlassen, daß Wulff einer Veröffentlichung aus grundsätzlichen Erwägungen nicht zustimmen kann.
Zitat Wenn sich jetzt herausstellt, daß Wulff in seiner gestrigen Reue-Show in diesem wesentlichen Punkt gelogen hat, dann ist er in der nächsten Woche weg vom Fenster.
Kann sein, daß er gelogen hat, kann auch nicht sein. Das ist mir aber zweitrangig gegenüber dem Aspekt, daß ich solche Telephonate nicht in der Öffentlichkeit sehen möchte. Nicht beim Bundespräsidenten, nicht bei anderen Spitzenpolitikern, auch nicht bei einfachen Bürgern wie mir. Die Frage, ob es nun um Aufschub oder Verhinderung ging, ist viel zu unwichtig, um deswegen den Schutz der Privatsphäre so prononciert mit Füßen zu treten.
Zitat von R.A. Auf internationalem Parkett wäre Wulff völlig unangefochten, niemand würde sich irgendwie an dieser ganzen "Affäre" stören.
Das meinte ich auch nicht, lieber R.A. Natürlich hat Putin, hat auch Sarkozy (der für seine rüden Anrufe bei Journalisten berüchtigt ist) sich schon Dinge von anderem Kaliber geleistet.
Aber keiner ist derart jämmerlich zu Kreuze gekrochen wie Wulff. Das meinte ich, als ich schrieb "Einer, der bei internationalen Gelegenheiten zwischen Obama und Putin, zwischen Giorgio Napolitano und Václav Klaus herumstehen wird wie das arme Sünderlein". Nicht, weil die anderen nicht auch kräftig sündigen würden. Sondern weil keiner von ihnen auf den Gedanken käme, sich als das arme Sünderlein zu gerieren.
Zitat von ZettelNiggemeier liegt meines Erachtens daneben, denn niemand hat ja verlangt, daß Wulff allen diesen Sendern jeweils auch noch ein Interview gibt
Zitat von Peter KloeppelIch bin erstaunt über die Informationspolitik des Bundespräsidenten. Auch im Sinne unserer vielen Zuschauer bedauere ich es sehr, dass RTL - anders als ARD und ZDF - keine Möglichkeit zu einem eigenen Interview oder zumindest einer Teilnahme an dem Interview eingeräumt wird
Zitat von Zettel[E]r hätte vor der Bundespressekonferenz Rede und Antwort stehen sollen.
Das schließt Niggemeier ja nicht aus, eher im Gegenteil
Zitat von Stefan NiggemeierIch wüsste eine ganze Reihe von Kollegen, von denen ich mir wünschte, dass Wulff ihnen Rede und Antwort stehen würde und müsste. Nur fällt mir spontan niemand vom deutschen Privatfernsehen dabei. Das ist vielleicht kein Zufall.
Er kritisiert den Protest der Privatsender und spricht ihnen ihre journalistische Kompetenz ab.
Bei Maha finde ich interessant, wie viel Wulff anscheinend von zu Guttenberg gelernt hat. Ich befürchte, man wird solcherlei Sprachlegelungen in Zukunft ständig hören.
Zitat von ZettelUnd ergänzend dazu in dieser Marginalie ein Rückblick auf Wulffs Ungeschicklichkeiten, die in seinem gestrigen Umgang mit den Medien gipfelten.
Ungeschickt? Das impliziert, ein Auftritt auf der Bundespressekonferenz wäre geschickter gewesen. Das sehe ich nicht.
Ein Gespräch am Tisch in kleiner Runde wie gestern bietet die Chance, bei den Bürgern vernünftig rüberzukommen. Das ist Wulff vielleicht sogar gelungen. Bei einem Verhör vor dem versammelten Tribunal der Berliner Journaille hätte er dagegen - völlig unabhängig von Inhalt und Qualität seiner Antworten - immer wie ein Angeklagter ausgesehen, die Unmutsäußerungen der Zuhörerschaft wären direkt rübergekommen und hätten im Stimmung gegen ihn gemacht. Es wäre im Gegenteil sehr ungeschickt gewesen, dieses Forum zu nutzen.
Es kommt darauf an, lieber DrNick, was Wulff erreichen will.
Er hat jetzt das Problem am Hals, faktisch die gesamte Riege der Medien gegen sich zu haben. Das Verhältnis zum Haus Springer ist spätestens seit gestern zerrüttet, als er das, was er auf den Anrufbeantworter gesprochen hat, offenbar anders dargestellt hat, als es dort aufgezeichnet ist. Die FAZ ist - siehe den Artikel, den ich zitiert habe - längst von ihm abgerückt. Von den "linksliberalen" Medien ganz zu schweigen.
Das schlechte Verhältnis zu den Medien hat er mit dieser willkürlichen Bevorzugung der Öffentlich-Rechtlichen weiter belastet. Den Medien gegenüber hätte er sich in der Bundespressekonferenz erklären können; so, wie das selbst Guttenberg gemacht hat (allerdings trat er, wenn ich mich recht erinnere, im Verteidigungsministerium vor die Presse).
Was andererseits die Wirkung auf die Bevölkerung angeht, haben Sie wahrscheinlich Recht. Da kam der reuige Sünder, das arme Opfer besser rüber, wenn er nur zwei Leuten gegenübersaß.
Aber ich sehe nicht, daß ihm das in der jetzigen Phase noch helfen kann. Falls jetzt auch noch die Veröffentlichung des Anrufbeantworter-Texts ihn Lügen straft, dann wird er - hoffe ich - endlich das tun, was sein muß.
Zitat von vielleichteinlinkerEr kritisiert den Protest der Privatsender und spricht ihnen ihre journalistische Kompetenz ab.
Ist die denn kleiner als die von Sendern, in denen Magazine wie Panorama, Fakt, Monitor usw, laufen, oft auf dem Niveau von Karl-Eduard von Schnitzler?
Da lobe ich mir doch bei RTL "Spiegel-TV", das weit weniger agitatorisch ist. Ich sehe auch nicht, wieso Nachrichtensender wie n-tv nicht das Recht hätten, ernstgenommen zu werden. Und Auftritte vor der Bundespressekonferenz werden in der Regel von Phoenix übertragen; da hätte Wulff also jeden interessierten Fernsehzuschauer erreichen können.
Niggemeier mag ja klassifizieren, wie er mag. Aber dem Bundespräsidenten steht es nicht zu, selbstherrlich bestimmte Sender zu bevorzugen. Juristisch kann er das natürlich. Aber er darf sich nicht beklagen, wenn er damit die übrigen Medien gegen sich aufbringt.
Zitat von ZettelEr hat jetzt das Problem am Hals, faktisch die gesamte Riege der Medien gegen sich zu haben.
Ja und? Dieses Problem hat er doch schon seit Wochen. Ich kann mich eigentlich an keinen halbwegs wichtigen Journalisten erinnern, der sich bisher pro Wulff ausgesprochen hätte. Im Prinzip hat Wulff von den Medien gar nichts mehr zu befürchten, weil die schon ziemlich ihr Maximum an Anti-Wulff erreicht haben. Es gibt für ihn - außer dem sofortigen Rücktritt incl. Entschuldigung - keinerlei Option, die Journaille wieder auf seine Seite zu bringen. Und deswegen muß er auch keine Rücksichten mehr nehmen.
„Chuck Norris übernachtet bei Frau Schausten, ohne 150 Euro zu bezahlen!“
Noch jämmerlicher als der Bundespräsident ist tatsächlich die Performance der beiden Interviewer. Und das Backfire geneiße ich mit unverhohlener Freude:
Zitat von Tobias KaufmannOb Bettina Schausten ihre Freunde wirklich bezahlen muss oder ob sie einfach im Affekt auf die unerwartete Nachfrage Wulffs Unsinn geantwortet hat – diese Information bleibt offen. Das ZDF teilte auf Nachfrage am Donnerstagmittag mit: „Frau Schausten wird sich zu der 150-Euro-Frage nicht äußern, da das Thema der Stunde der Bundespräsident ist und nicht die privaten Gepflogenheiten von Frau Schausten.“
Das klingt ähnlich beleidigt wie so manche Einlassung des ertappten Wulff. Schließlich sind die „privaten Gepflogenheiten“ von Frau Schausten von ihr selbst zur besten Sendezeit über ARD und ZDF verbreitet worden. Niemand hat es ihr unter Folter abgepresst – und es hätte vor Mittwochabend auch niemanden interessiert.
Zitat von Meister PetzUnd das Backfire geneiße ich mit unverhohlener Freude:
Zitat von Tobias KaufmannOb Bettina Schausten ihre Freunde wirklich bezahlen muss oder ob sie einfach im Affekt auf die unerwartete Nachfrage Wulffs Unsinn geantwortet hat – diese Information bleibt offen. Das ZDF teilte auf Nachfrage am Donnerstagmittag mit: „Frau Schausten wird sich zu der 150-Euro-Frage nicht äußern, da das Thema der Stunde der Bundespräsident ist und nicht die privaten Gepflogenheiten von Frau Schausten.“ [...]
[...]
Dem Tagesspiegel erklärte Schausten:
Zitat von B. Schausten„Der Präsident versuchte, das Thema durch seine Gegenfrage an mich auf eine rein privat-menschliche Ebene herunterzubrechen, was ich durch meine spontane Antwort blockiert habe. Gekippt ist das Gespräch deshalb nicht.“
Journalisten mögen keine Gegenfragen, weiter hat das wohl nichts zu bedeuten.
Zitat von R.A. Es gibt für ihn - außer dem sofortigen Rücktritt incl. Entschuldigung - keinerlei Option, die Journaille wieder auf seine Seite zu bringen. Und deswegen muß er auch keine Rücksichten mehr nehmen.
Da ist natürlich was dran. "Ist der Ruf erst ruiniert, lebste nachher ungeniert" (nein, nicht Wilhelm Busch, sondern Werner Kroll ).
Aber warum ist das so, lieber R.A.? Er stand ja einmal gut mit den Springer-Leuten, angeblich sogar sehr gut. Die FAZ dürfte auch nicht seinen Sturz aus politischen Gründen betreiben. Oder man nehme einen kleinen Blog, nicht weit von hier: Dessen Hauptautor hat Wulff lange die Stange gehalten, und jetzt rät er ihm zum Rücktritt.
Ist denn Wulff der einzige, der den richtigen Tritt hat, und alle anderen haben den falschen? Wo ist denn das Kabinettsmitglied, wo der führende Vertreter einer der Regierungsparteien, der sich noch für ihn ausspricht? Es gibt allenfalls lauwarme Äußerungen, die auf dies hinaulaufen: "Leute, nu laßt es doch gut sein". Und: "Daß ist dem seine Sache".
Ich sehe das gar nicht unter dem Gesichspunkt der Gerechtigkeit. Sie wissen ja, daß ich von Anfang an die Kampagne für nicht gerechtfertigt gehalten habe. Aber es gibt in der Politik nun mal Fakten. Wer keine Unterstützung mehr hat, nicht in den Medien und nicht in der Politik, der kann nicht Bundespräsident bleiben.
So ungerecht ist sie manchmal, diese Welt. In diesem Fall sogar gerecht insofern, als sträfliches Ungeschick jetzt bestraft wird.
Zitat von ZettelIst denn Wulff der einzige, der den richtigen Tritt hat, und alle anderen haben den falschen? Wo ist denn das Kabinettsmitglied, wo der führende Vertreter einer der Regierungsparteien, der sich noch für ihn ausspricht? Es gibt allenfalls lauwarme Äußerungen, die auf dies hinaulaufen: "Leute, nu laßt es doch gut sein". Und: "Daß ist dem seine Sache".
Von der Konstruktion des Grundgesetzes her gibt es keinen Grund, dass sich andere Politiker hinter Wulff stellen. Er wurde gewählt, er braucht keine politische Unterstützung, es gibt kein Misstrauensvotum und keine andere Methode ihn aus dem Amt zu bringen, ausser er will selber nicht mehr. Sonst würde der Bundespräsident nach jeder Wahl die die Mehrheit der Bundesversammlung ändert neu gewählt werden (Es fehlt ja die Unterstützung von Kanzler usw.) und das ist nicht der Fall und wird hoffentlich nicht so sein werden. Und das ist auch gut so,auch wenn ich dann wieder so einen Bundespräsidenten wie Rau 5 Jahre ertragen muß.
Und soll die Kanzlerin jeden zweiten Tag etwas sagen? Siehe
Zitat von augsburger-allgemeine «Deshalb hat die Bundeskanzlerin jetzt auch nicht jeden Tag zu kommentieren, was der Bundespräsident tut oder nicht tut oder tun sollte.» (Vize-Regierungssprecher Streiter am 4.1.2012 unter Hinweis, dass der Präsident ein Verfassungsorgan ist) (dpa)
Ich bin der Meinung, dass je länger er ohne Rücktritt übersteht desto mehr wird am Ende die Presse beschädigt und desto besser kommt Wulff davon.
Zitat von ZettelSie wissen ja, daß ich von Anfang an die Kampagne für nicht gerechtfertigt gehalten habe. Aber es gibt in der Politik nun mal Fakten. Wer keine Unterstützung mehr hat, nicht in den Medien und nicht in der Politik, der kann nicht Bundespräsident bleiben.
So ungerecht ist sie manchmal, diese Welt. In diesem Fall sogar gerecht insofern, als sträfliches Ungeschick jetzt bestraft wird.
Ich schätze Wulff nicht sonderlich und hätte mir Gauck als Bundespräsidenten gewünscht.
Dennoch betrachte ich diesen Sturm, der Wulff ins Gesicht schlägt, als Kampagne: An dieser Folge von Kreditgeschäften war - soweit ich das als ehemaliger Buchhalter/Kalkulator mit doch einigen Jährchen Berufserfahrung zumeist in mittelständischen Unternehmen beurteilen kann - nichts wirklich Auffälliges.
Meine These: Bild & Co. versuchen, Wulff so lange vor sich her zu treiben, bis sie genüßlich über eine peinliche Privatgeschichte berichten können, ohne selbst das Amt des Bundespräsidenten beschädigt zu haben, weil er "die Hosen" ja schließlich selbst "heruntergelassen" hat.
Anders als mit der Angst vor einem Entblößtwerden kann ich mir Wulffs Mailbox-Kurzschluss und seine anschließenden Ungeschicktheiten nicht erklären, tut mir leid. Soviel Unfähigkeit traue ich ihm nicht zu; er kämpft. Und bislang vielleicht, in seinem Sinne, sogar recht erfolgreich.
Zitat von DrNickEs gibt sicher sympathischere Menschen als Herrn Diekmann, aber sein Brief an den Bundespräsidenten ist schon sehr, sehr gelungen. Wulff kann der Veröffentlichung des Anrufs eigentlich weder zustimmen noch diese ablehnen. Ein nettes Dilemma.
Nun ist es keins mehr, Christian Wulff hat abgelehnt. Das hätte ich übrigens auch getan, allerdings zusammen mit meiner Rücktrittserklärung. Niemand hat es nötig, sich von der BILD vorführen zu lassen. Ehrensold mitnehmen und Freunde besuchen, muss ja nicht Frau Schausten sein, sondern geht sicherlich auch unter 150,00 € am Tag.
Bisher wurde Kai Diekmann noch nicht als Wulff-Nachfolger gehandelt. Das muss geändert werden. Wenn der seine eigene mailbox bespricht, kriegt es wenigstens keiner mit.
Zitat von Frank BöhmertMeine These: Bild & Co. versuchen, Wulff so lange vor sich her zu treiben, bis sie genüßlich über eine peinliche Privatgeschichte berichten können
Michael Naumann teilt der Leserschaft von Cicero online mit (schon am 2. Januar, aber ich habe es eben erst gefunden): "Sowohl der SPIEGEL als auch BILD haben ihre diesbezüglichen Recherchen im Raum Hannover eingestellt. Das ehrt sie." http://www.cicero.de/berliner-republik/k...n/47849?seite=2
vielleichteinlinker
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gelöscht
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Beiträge:
05.01.2012 16:07
#48 Mmmm, passen wir auf, dass das keine Diskussion wird...
Zitat von ZettelNiggemeier mag ja klassifizieren, wie er mag. Aber dem Bundespräsidenten steht es nicht zu, selbstherrlich bestimmte Sender zu bevorzugen. Juristisch kann er das natürlich. Aber er darf sich nicht beklagen, wenn er damit die übrigen Medien gegen sich aufbringt.
Ich verstehe Niggemeier so, dass er eine breite Journalistenschafft, vor der Wulff Rede und Antwort stehen sollte, für den richtigeren Weg hielte, die Beschwerden von RTL, SAT1 und Co. aber für Bigotterie hält, angesichts der dort sonst üblichen, politischen Berichterstattung. Wenn man in den Hauptnachrichten sonst Lady Gaga, Knut oder die eigene Castingshow auf der "1" hat, dann solle man sich nicht beschweren, wenn der Bundespräsident sich einen anderen Fernsehsender sucht.
Das ist Niggemeiers Meinung und ich schließe mich dem in soweit an, als ich die Bundespressekonferenz für den einzig geeigneten Rahmen halte, solche Statements abzugeben. Zumal
Zitat von Christian WulffNein, ich muss mein Verhältnis zu den Medien herstellen, neu ordnen, anders mit den Medien umgehen
womit er, mit einem der wenigen Ich-Sätze des Interviews wohl gemeint hat, dass er weniger BILD und mehr ARD/ZDF bedienen will.
Ich verstehe Niggemeier so, dass er eine breite Journalistenschafft, vor der Wulff Rede und Antwort stehen sollte, für den richtigeren Weg hielte, die Beschwerden von RTL, SAT1 und Co. aber für Bigotterie hält, angesichts der dort sonst üblichen, politischen Berichterstattung. Wenn man in den Hauptnachrichten sonst Lady Gaga, Knut oder die eigene Castingshow auf der "1" hat, dann solle man sich nicht beschweren, wenn der Bundespräsident sich einen anderen Fernsehsender sucht.
Für viele Menschen sind nun mal Lady Gaga, Knut oder The Voice interessanter als das Dreikönigstreffen der FDP, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht auch Privatkredite und Urlaube auf Mallorca goutieren. Gerade das Publikum von "Raus aus den Schulden" und "Sonnenklar.tv" , andere Formate verkneife ich mir (vorerst) einmal, hat sicherlich eine höhere Kompetenz bei spezifischen Themen als jetzt ausgerechnet Deppendorf, Schausten oder Niggemeier. Aber Niggemeier soll sich nicht so aufspielen, Christian Wulff ist niemand Rechenschaft schuldig, vom niedersächsischen Landtag mal abgesehen, seine Fehler ist lediglich, dass er das nicht selbst weiss. Wie Wiggemeier ausgerechnet auf die Bundespressekonferenz kommt, ist mir ein Rätsel, genauso gut hätte Christian Wulff auch dem Kleingartenverein "Die Laubenpieper" ein Interview geben können.
Wulffogate hat zwei Gesichter, einen schwachen Bundespräsidenten und schwachen Qualiätsjournalismus, der lieber kommentiert und agitiert als informiert.
Zitat von Zettelso, wie das selbst Guttenberg gemacht hat (allerdings trat er, wenn ich mich recht erinnere, im Verteidigungsministerium vor die Presse.
Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, dann hat auch Guttenberg damals den größten Teil der Hauptstadtjournalisten brüskiert. Die erwarteten nämlich, daß er vor die Bundespressekonferenz treten werde, mußten dann aber erfahren, daß er schon dabei sei, im Verteidigungsministerium vor handverlesenen Journalisten Stellung zu nehmen.
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