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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 91 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.01.2012 10:34
#76 RE: Macht der Medien Antworten

Zitat von lois jane
Sie ergeben sich resigniert in ihr Schicksal, in einem fremdbestimmten Gemeinwesen zu leben.

Aber nein, liebe Lois Jane. Sie werden mich selten resigniert erleben.

Es macht nur keinen Sinn, Sachverhalte zu beklagen, von denen auf der Hand liegt, daß sie nicht zu ändern sind.

Die Macht der Medien ist nicht die Folge einer finsteren Verschwörung oder ein Aspekt des bösen Kapitalismus, sondern sie entsteht - ich habe es ja zu beschreiben versucht - aus a) der technologischen Entwicklung und b) den gesellschaftlichen Veränderungen der, rund gerechnet, letzten hundert Jahre.

Man kann sich daran erfreuen, das zu kritisieren und es schlimm zu finden. Ich habe an derlei folgenloser Kulturkritik keinen Spaß; ich finde sie langweilig und nutzlos.

Das ist nicht Resignation; sondern es macht im Gegenteil das Hirn dafür frei, das zu analysieren und ggf. zu kritisieren, was veränderbar ist. Der rotgrüne Einheitsbrei muß nicht sein.

Herzlich, Zettel

C. Offline




Beiträge: 2.639

10.01.2012 11:21
#77 RE: Marginalie: Wulffs Jammerschauspiel Antworten

Zitat von Zettel

Der gesellschaftliche Wandel hat bewirkt, daß die Menschen weniger auf ihre engeres soziales Umfeld und damit notwendigerweise mehr auf die Medien vertrauen und von dort ihre Informationen beziehen.



Ist das wirklich so? Ich habe den Eindruck, dass "die Medien" durch gesellschaftlichen und technologischen Wandel an Einfluss verloren haben und weiter an Einfluss verlieren werden. Der Markt, den Du weiter unten ansprichst, ist um eine Vielzahl von Marktteilnehmern erweitert, die zudem in sozialen Netzwerken miteinander verbunden sind. Wenn früher lediglich eine Handvoll Leserbriefe abgedruckt wurden, kann man sich heute, wenn man die Nerven dazu hat, durch hunderte von Kommentaren zu jedem Thema durcharbeiten, der Faktencheck ist nur ein Mausclick entfernt und je nach Grad der Vernetzung können tausende an den neuesten, medienunabhängigen Erkenntnissen teilhaben.

Natürlich gibt es immer noch "Meinungsmacher" oder solche die sich dafür halten oder gar dafür gehalten werden, aber deren Einfluss ist am schwinden. Ein Kommentar von Prantl oder Schirrmacher beeindruckt vielleicht andere Journalisten und auf die Meinungsmacher schielende Politiker, denen bisher noch nicht bewusst ist, dass sich die Plätze an denen Meinung gemacht wird, vervielfacht haben. Kampagnen werden viel schneller als solche enttarnt, Kommentare werden nicht mehr als bare Münze genommen, sondern als die Einzelmeinung eines Journalisten, die gleich berechtigt neben tausenden von anderen Meinungen steht.

Natürlich bestimmen die Öffentlichen Rechtlichen, die Qualitätsmedien und die BILD noch die politische Themensetzung*, sie werden aber in einer noch nicht dagewesenen Form begleitet, die Meinungsbildung erfolgt in kleinen oder großen Netzen. Das gemeine Volk lässt sich keine fertige Meinungen mehr vorsetzen, ist sogar empört, wenn die Manipulation sichtbar wird. Ich erinnere an die gereizten Reaktionen in den Qualitätsmedien, dass ihr Feldzug gegen Thilo Sarrazin auf breiten Widerstand in der interessierten und auch informierten Öffentlichkeit gestoßen ist, ein Umstand, den sie bis heute nicht verkraftet haben, was am Nachtreten bei jeder sich bietenden Gelegenheit deutlich wird.


* In anderen Bereichen (Musik, Kunst, Mode, Lifestyle) ist es bereits so, dass das Feuilleton den Netzwerken hinterhechelt.

http://iceagenow.info

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

10.01.2012 11:24
#78 RE: Macht der Medien Antworten

Zitat von Zettel
Die Macht der Medien ist nicht die Folge einer finsteren Verschwörung oder ein Aspekt des bösen Kapitalismus, sondern sie entsteht - ich habe es ja zu beschreiben versucht - aus a) der technologischen Entwicklung und b) den gesellschaftlichen Veränderungen der, rund gerechnet, letzten hundert Jahre.


Richtig.

Und gerade die weitere technologische Entwicklung (sprich die Verbreitung des Internets) und weitere gesellschaftliche Entwicklung (die Leute werden skeptischer gegenüber "oben") sind gerade dabei, die Macht der Medien wieder zurück zu stutzen.

Denn das wirklich Interessante an diversen Themen der letzten Jahre ist ja, daß die Mehrheit im Lande nicht mehr dem folgt, was in den Medien fast unisono gepredigt wird. Sarrazin war das markanteste Beispiel für diese Diskrepanz, aber der Trend ist allgemein.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

10.01.2012 11:27
#79 RE: Marginalie: Wulffs Jammerschauspiel Antworten

Zitat von C.

Zitat von Zettel
Der gesellschaftliche Wandel hat bewirkt, daß die Menschen weniger auf ihre engeres soziales Umfeld und damit notwendigerweise mehr auf die Medien vertrauen und von dort ihre Informationen beziehen.

Ist das wirklich so?



Ich hatte Zettel so verstanden, daß er hier die Vergangenheit beschreibt. Also die Phase, in der Zeitungen, Radio und Fernsehen sich etablierten und immer mehr Einfluß gewannen.

Aber für die neueste Zeit (siehe mein paralleler Beitrag) sehe ich auch, daß dieser Trend sich umgekehrt hat.

Sänger Offline




Beiträge: 132

10.01.2012 14:18
#80 RE: Marginalie: Wulffs Jammerschauspiel Antworten

Zitat von Frank Böhmert

Zitat von lois jane
Im Amt zu bleiben ist das einzige, was Wulff für die Würde des Amtes leisten kann.


Sich von Bild und ihren qualitätsmedialen Flanken zurücktreten zu lassen, kann es ja nicht sein.




Ich glaube, Wulff hat die Affäre überstanden (wenn nichts wesentliches mehr passiert).

Die BILD titelt schon "Wulff empfängt Diplomaten aus aller Welt ...UND HÄLT ERSTE REDE NACH AFFÄRE".
(http://www.bild.de/politik/inland/christ...93484.bild.html)

"NACH" der Affäre - also hat man wohl auch bei der BILD eingesehen, dass es vorbei ist.
Alles was jetzt noch kommt, dürfte nur zum Schaden der Medien sein.

Und ich kann nicht sagen, dass mich das nicht freuen würde.

Die Medien verlieren mehr und mehr an Macht - das Beispiel Wulff dürfte Schule machen. Hoffentlich sorgt es dafür, dass die Medienschaffenden ihr Gebaren überdenken und korrigieren. Wenn man in den Reihen der Politik wieder zu der Erkenntnis kommt "Was kümmert es die Eiche, wenn sich die Wildsau daran wetzt?" und wieder besser zwischen veröffentlichter und öffentlicher Meinung zu unterscheiden weiß, wäre das ein durchaus positives Ergebnis dieses unseligen Theaters.

Versuch einer Fußballanalogie: Derzeit hat sich das Spiel von Politik und Medien komplett in das linke Mittelfeld bis an den linken Rand verlagert. Auf der rechten Seite gibt es gewaltige Freiräume - sowohl bei den Medien als auch in der Politik. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis (wieder) ein mutiger Solist erfolgreich die Freiräume nutzen wird. Erste Attacken hat es gegeben, dieser Sarrazin hat ein Tor gemacht. Aber die Gegenspieler haben ob des gemachten Tors gebissen und gespuckt. Und sie treten immer noch nach. Davor haben sie auf Seiten der Politik noch Angst. Diese Angst nimmt aber ab. Und aus den Reihen der Politik traut sich zwar noch keiner so recht, noch einmal den Sarrazin zu machen - obwohl man den Erfolg des Einzelspielers neidisch zur Kenntnis genommen hat. Das Publikum hat begeistert applaudiert.
Und auch dieser Wulff, der zwar nicht über die Freiräume gekommen ist, aber auf andere Art und Weise (Kann mir bei Gelegenheit mal jemand erklären, warum?) das Missfallen der Gegenspieler geweckt hat, ist standhaft geblieben. Und für diese Standhaftigkeit erhält er nun wieder Beifall - obwohl seine Spielzüge ungelenk waren, er mehr gestolpert als getänzelt ist und es immer wieder schien, als wäre ihm der Ball abgenommen worden. Aber er kämpfte sich durch. Das findet Anerkennung. Und Anerkennung findet Nachahmer. Wir werden sie sehen - denn das Spiel beginnt gerade erst wieder interessant zu werden, nachdem die Medien lange die Übermacht hatten.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

10.01.2012 15:02
#81 RE: Satz des Tages Antworten

Jetzt hat sich die Schausten doch geäußert:
http://www.walterscheuerl.de/resources/P...ten_150_EUR.pdf
Aber natürlich nur ausweichend.

Aber spaßig finde ich die Formulierung:

Zitat
Es sei ihr bei der Aussage ungeachtet des Wortlauts nicht um
„Freundschaftsleistungen wie Übernachtungen“ gegangen, sondern um „finanzielle
Kompensation bei Urlaubsaufenthalten … unter Freunden“.



Sollte ich demnächst mal kompletten Unsinn erzählen, werde ich das auch so interpretieren. "Ungeachtet des Wortlauts" habe ich dann natürlich etwas ganz Anderes gemeint.

Man stelle sich mal die Medienreaktion vor, wenn ein Politiker sich mit so einer Formulierung rausreden wollte ...

lois jane Offline



Beiträge: 662

10.01.2012 15:41
#82 RE: Macht der Medien Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von lois jane
Sie ergeben sich resigniert in ihr Schicksal, in einem fremdbestimmten Gemeinwesen zu leben.

Aber nein, liebe Lois Jane. Sie werden mich selten resigniert erleben.

Es macht nur keinen Sinn, Sachverhalte zu beklagen, von denen auf der Hand liegt, daß sie nicht zu ändern sind.




Gut, man kann auch Resignation dadurch umgehen, daß man das, was man nicht ändern kann gut findet.

Zitat
Die Macht der Medien ist nicht die Folge einer finsteren Verschwörung oder ein Aspekt des bösen Kapitalismus, sondern



Da ich weder das eine, noch das andere behauptet habe, weiß ich nicht, was der Satz soll.

Zitat
Das ist nicht Resignation; sondern es macht im Gegenteil das Hirn dafür frei, das zu analysieren und ggf. zu kritisieren, was veränderbar ist. Der rotgrüne Einheitsbrei muß nicht sein.



Nur ist der Einheitsbrei nicht rot-grün sondern linksliberal. Wenn er noch etwas mehr liberal als links wäre, würde das nicht viel ändern.

Bundeserpressungskonferenz verbieten!

lois jane Offline



Beiträge: 662

10.01.2012 15:53
#83 RE: Marginalie: Wulffs Jammerschauspiel Antworten

Zitat von C.

Zitat von Zettel

Der gesellschaftliche Wandel hat bewirkt, daß die Menschen weniger auf ihre engeres soziales Umfeld und damit notwendigerweise mehr auf die Medien vertrauen und von dort ihre Informationen beziehen.



Ist das wirklich so? Ich habe den Eindruck, dass "die Medien" durch gesellschaftlichen und technologischen Wandel an Einfluss verloren haben und weiter an Einfluss verlieren werden. Der Markt, den Du weiter unten ansprichst, ist um eine Vielzahl von Marktteilnehmern erweitert, die zudem in sozialen Netzwerken miteinander verbunden sind. Wenn früher lediglich eine Handvoll Leserbriefe abgedruckt wurden, kann man sich heute, wenn man die Nerven dazu hat, durch hunderte von Kommentaren zu jedem Thema durcharbeiten, der Faktencheck ist nur ein Mausclick entfernt und je nach Grad der Vernetzung können tausende an den neuesten, medienunabhängigen Erkenntnissen teilhaben.




Stimmt, die Entwicklung gibt es und auch wenn sie ihre eigenen Gefahren bietet (das Entstehen von Parallelrealitäten bzw. eine zynische "Wikipediasierung" des Verhältnis zur Realität, weil ja alles nur Ansichtsache ist) und diese wiederum die gesamtgesellschaftliche Dominanz der Journaille zementieren könnten (weil die zweifelnden Minderheiten ja abwandern), besteht doch Grund zur Hoffnung.

Nur ist es gleichzeitig ja auch zu einer Ausweitung der Medienmacht gekommen. Mag ja sein, daß der Spiegel 1960 prozentual dominanter war als heute, aber in absoluten Zahlen war die Reichweite geringer, da es große Segmente gab, die sich für das Geschreibsel nicht interessierten.

Klar gibt es Netzwerkbildungen, die subversiv wirken können - aber auch das Gegenteil: da werden plötzlich Leute, denen es eigentlich egal ist, etwa zur Enthronung eines Präsidenten mobilisiert. Weil es ja gegen "die da oben", die "Bollitiger" geht.

Ein zurück gibt es nicht mehr (jenseits von Katastrophen, die ja keiner wollen kann) aber bis es so weit ist, daß die Massen der Mediengesellschaft kritisch genug sind (ohne zynisch geworden zu sein), können die selbsternannten Meinungsmacher noch viel Schaden anrichten. Jedes zur Strecke gebrachte Kampagnenopfer zementiert ihre Stellung - umso wichtiger, daß Wulff - so wenig er mir auch zusagt - im Amt bleibt.

Bundeserpressungskonferenz verbieten!

C. Offline




Beiträge: 2.639

10.01.2012 16:59
#84 RE: Marginalie: Wulffs Jammerschauspiel Antworten

Zitat von Sänger
Und auch dieser Wulff, der zwar nicht über die Freiräume gekommen ist, aber auf andere Art und Weise (Kann mir bei Gelegenheit mal jemand erklären, warum?) das Missfallen der Gegenspieler geweckt hat, ist standhaft geblieben..



Um das "warum" ranken sich mittlerweile einige Theorien, die aber keinen großen Sinn machen, ich glaube Christian Wulff und Olaf Glaseker durch unorthodoxes Verhalten bei einer nicht unbrisanten Nachfrage noch nicht einmal das Missfallen, aber den Jagdinstinkt geweckt, dem die BILD-Redaktion mit wachsendem Vergnügen nachgekommen ist und ich bin mir nicht sicher, ob da noch etwas geht. Für die BILD zumindest hat sich die ganze Angelegenheit gelohnt, vermutlich auch für den Spiegel, alle anderen schauen zähneknirschend zu, hätten sie doch gar zu gerne selbst die Story gebracht.

Nicht jede kann so schön Gift und Galle spucken wie Mely Kiyak in der Frankfurter Rundschau:

Zitat von Mely Kiyak
Das Urteil. Die besagte Zeitung hat soviel Dreck am Stecken, dass man sich fragt: Was taugt ihre Bewertung? Mehr noch: Was taugt das Urteil einer Leserschaft, das sich sein Urteil jeden Morgen diktieren lässt?



Es spricht für das gute Urteilsvermögen der BILD-Leser, dass sie nicht Leser der FR sind.

Zitat von Sänger
"NACH" der Affäre - also hat man wohl auch bei der BILD eingesehen, dass es vorbei ist.
Alles was jetzt noch kommt, dürfte nur zum Schaden der Medien sein



Es ist lange noch nicht vorbei, es hängt nur vielen zum Hals raus. Das hat die BILD schon lange gemerkt und widmet sich wieder den wesentlichen Dingen des Lebens zu, wie Schweinis Schlüsselbein oder dem Geburtstag von der Mama von Daniela Katzenberger.

Zitat von BILD
Während die Kredit-Affäre und der Anruf bei BILD weiter für Schlagzeilen sorgen, hat Bundespräsident Christian Wulff (52) zum traditionellen Empfang der ausländischen Regierungsvertreter geladen.



BILD lässt arbeiten: http://de.wulffplag.wikia.com/wiki/Wulffplag_Wiki

http://iceagenow.info

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

10.01.2012 17:37
#85 RE: Macht der Medien Antworten

Zitat von lois jane
Gut, man kann auch Resignation dadurch umgehen, daß man das, was man nicht ändern kann gut findet.

Man muß nicht alles bewerten. Man kann es auch zur Kenntnis nehmen.

C. Offline




Beiträge: 2.639

11.01.2012 12:41
#86 RE: Marginalie: Wulffs Jammerschauspiel Antworten

Zitat von lois jane
Klar gibt es Netzwerkbildungen, die subversiv wirken können - aber auch das Gegenteil: da werden plötzlich Leute, denen es eigentlich egal ist, etwa zur Enthronung eines Präsidenten mobilisiert. Weil es ja gegen "die da oben", die "Bollitiger" geht. Ein zurück gibt es nicht mehr (jenseits von Katastrophen, die ja keiner wollen kann) aber bis es so weit ist, daß die Massen der Mediengesellschaft kritisch genug sind (ohne zynisch geworden zu sein), können die selbsternannten Meinungsmacher noch viel Schaden anrichten. Jedes zur Strecke gebrachte Kampagnenopfer zementiert ihre Stellung - umso wichtiger, daß Wulff - so wenig er mir auch zusagt - im Amt bleibt.



Ja, ich muss wohl meinen Enthusiasmus etwas bremsen. Wenn die Operation Shitstorm ausrückt, gibt es kein Halten mehr, sei es eine Scheibe Wurst für Dirk Nowitzki oder ein angemalter Schauspieler bei Didi Hallervorden. Der Wille zur Selbstentblödung ist ungebrochen, sie muss noch nicht einmal virtuell sein, die Schuhdemo vor Schloss Bellevue gehört auch dazu.

Sie haben auch völlig recht, Wulff sollte nicht Opfer einer Kampagne werden. Das bedeutet, dass ich zwischen der Kampagne einerseits und den konkreten Vorwürfen andererseits trennen muss. Es ist den Qualitätsmedien und der BILD nicht zu verdenken, dass sie hartnäckig am Ball bleiben, das ist es ihre Aufgabe wie es auch die Aufgabe der Oppositon in Niedersachsen ist, Fragen zu stellen und auf eine ordentliche beantwortung dieser Frage zu bestehen, was die Amtszeit von Christian Wulff als Ministerpräsident angeht. Es kann nicht sein, dass durch die Wahl zum Bundespräsidenten das Auflärungsinteresse erlöschen muss, um die Würde des Amtes oder das "Interesse unseres Landes" zu schützen.

Zitat von BILD
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer fordert einen „Schlussstrich“ in der Debatte.

„Im Interesse unseres Landes“ müsse die Diskussion um die Kredit- und Medienaffäre Wulffs beendet werden, sagte der CSU-Vorsitzende der „Passauer Neuen Presse“. „Das Thema ist ausreichend beleuchtet, alles ist gesagt.“



Ich empfinde eine solche Forderung eine Beleidigung der Demokratie, angesichts von laufenden Anfragen im Landtag von Niedersachsen. Christian Wulff hat selbst die Maßstäbe gesetzt, an denen er gemessen werden will, sie wurden nicht von den Qualitätsmedien erfunden. Nach diesen Maßstäben ist entweder die lückenlose Aufklärung aller Fragen erforderlich oder der Rücktritt. Es liegt nicht an den Medien, sondern an Christian Wullf, den Schlussstrich zu ziehen. Auch wenn mir das alles auf den Senkel geht.

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Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

11.01.2012 12:55
#87 RE: Marginalie: Wulffs Jammerschauspiel Antworten

Zitat
Der Wille zur Selbstentblödung ist ungebrochen, sie muss noch nicht einmal virtuell sein, die Schuhdemo vor Schloss Bellevue gehört auch dazu.


Dieses bestürzende Niveau! In meinem kürzlichen Sekundenfernseherlebnis hatte einer der Teilnehmer den Bundespräsidenten in der Regierung verortet.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

11.01.2012 13:39
#88 RE: Marginalie: Wulffs Jammerschauspiel Antworten

Zitat von C.
Es kann nicht sein, dass durch die Wahl zum Bundespräsidenten das Auflärungsinteresse erlöschen muss, um die Würde des Amtes oder das "Interesse unseres Landes" zu schützen.


Natürlich immunisiert die Wahl zum Bundespräsidenten nicht gegen berechtigte Aufklärungswünsche.

Aber alle wesentlichen Sachen sind ja nun bekannt. Sowohl die harmlosen (wie m. E. der Privatkredit von Geerken, die Landtagsantwort oder die Anrufe bei der Presse) als auch die problematischen (wie m. E. die Kreditvergabe durch eine staatliche Bank oder die Maschmeyer-Spende). Und wir mußten zur Kenntnis nehmen, daß wir einen BuPrä haben, der rumschwiemelt, wenig Rückgrat hat und bei dessen Ausscheiden in vier Jahren kaum jemand traurig sein wird.

Was also soll die Debatte noch? Jede Idee einer Wiederwahl hat sich erledigt und umgekehrt wäre es absurd, eine Amtsenthebung zu fordern. So ungern ich ausgerechnet einem Seehofer recht gebe: Hier ist ein Schlußstrich angesagt.

Zitat
Ich empfinde eine solche Forderung eine Beleidigung der Demokratie, angesichts von laufenden Anfragen im Landtag von Niedersachsen.


Ich kenne diese Anfragen nicht. Aber ihre Existenz alleine sagt nicht, daß sie sinnvoll sind bzw. die Forderung auf sie zu verzichten, eine Beleidigung der Demokratie.
Meine Vermutung ist eher, daß rot/grün im Landtag nur noch weiter an der "Affäre" schmarotzen will, das bringt der Demokratie wohl wenig.

Zitat
Christian Wulff hat selbst die Maßstäbe gesetzt, an denen er gemessen werden will, sie wurden nicht von den Qualitätsmedien erfunden.


Na ja, einige absurd überhöhte Maßstäbe kamen schon von den Medien, à la 150 Euro die Nacht bei Freunden. Insbesondere war der von den Medien propagierte Maßstab für "Pressefreiheit" selbst wieder skandalös. Pressefreiheit bedeutet eben nicht, daß keiner mehr anrufen und sich beschweren darf. Und auch nicht, daß die Forderung nach Einhaltung von Recht und Gesetz schon als Drohung bewertet wird.

Zitat
Es liegt nicht an den Medien, sondern an Christian Wullf, den Schlussstrich zu ziehen.


Er kann einen Schlußstrich per Rücktritt ziehen oder einen Schlußstrich mit Verbleib im Amt. In beiden Fällen ist die "Affäre" beendet, wenn keine neuen Vorwürfe mehr auftauchen.

C. Offline




Beiträge: 2.639

11.01.2012 15:37
#89 RE: Marginalie: Wulffs Jammerschauspiel Antworten

Zitat von Thomas Pauli

Zitat
Der Wille zur Selbstentblödung ist ungebrochen, sie muss noch nicht einmal virtuell sein, die Schuhdemo vor Schloss Bellevue gehört auch dazu.

Dieses bestürzende Niveau! In meinem kürzlichen Sekundenfernseherlebnis hatte einer der Teilnehmer den Bundespräsidenten in der Regierung verortet.




Das kann vorkommen. Ich will niemand einen Vorwurf machen. Informationsresistenz und Rückverdummung gehören zu den Menschenrechten wie auch Versammlungsfreiheit, Meinungsfreiheit und Pressefreiheit. Niemand kann gegen seinen Willen gezwungen werden, sich zu informieren, niemand muss die Klappe halten, obwohl er keine Ahnung hat. Ich halte dem Demonstranten zu Gute, dass er beim Grundgesetz erst bei Artikel 8 angelangt ist, der Bundespräsident und die Bundesregierung stehen im nächsten Wintersemester auf dem Lehrplan.

Bei der Gelegenheit: Thomas Kielinger hat in der WELT den Versuch unternommen eine Glosse mit dem launigen Titel Christian Wulff - Haben Sie Probleme mit der Springer-Presse? und was finden wir da:

Zitat von Thomas Kielinger
An dieser Stelle überzieht nachdenkliche Blässe das Gesicht des Nachhilfeschülers Wulff. Wie müssen diese Amtsträger sich damals und seitdem, so schießt es ihm durch den Kopf, als Opfer gefühlt haben bei so viel öffentlicher Herabsetzung!
Als habe Sir Charles Wulffs Gedanken gelesen, hakt er ein: Sie haben doch neulich im Fernsehen versprochen, „ich will natürlich besonnen, objektiv, neutral, mit Distanz als Bundespräsident regieren



Oho, der regierende Bundespräsident, eine Neuerung, die an mir vorbeiging ohne Spuren zu hinterlassen. Hat er das wirklich so gesagt, bei wörtlichen Zitaten in der Qualitätspresse bin meist höchst misstrauisch:

Zitat von Wulff-Piratenpad
Ich habe in der Erklärung vor Weihnachten mich ausdrücklich zum Recht der Presse- und Meinungsfreiheit bekannt und halte das für meinem eigenen ... für mein eigenes Amtsverständnis nicht vereinbar, denn ich will natürlich besonnen, objektiv, neutral, mit Distanz als Bundespräsident agieren. Und ich möchte vor allem Respekt vor den Grundrechten, auch denen der Presse- und Meinungsfreiheit, haben. Und habe offenkundig mich in dem Moment eher als Opfer gesehen, als denjenigen, der Bringschuld hat, gegenüber der Öffentlichkeit Transparenz herzustellen und auch berechtigte Fragen zu beantworten.



http://piratenpad.de/wulff-ard-transkript

So schnell kann "agieren" mit "regieren" verwechselt werden, wer will dann einem harmlosen Demonstranten verdenken, dass er etwas durcheinanderbringt. Auch Politiker neigen dazu den Überblick zu verlieren, wenn sie Angela Merkel für die Wahl von Christian Wulff verantwortlich machen wollen, es ist die Bundesversammlung, die in ihrer Mehrheit zu der Entscheidung gekommen ist, dass Christian Wulff, derjenige ist, der für das Amt des Bundespräsidenten am besten geeignet ist.

http://iceagenow.info

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.01.2012 20:05
#90 RE: Marginalie: Wulffs Jammerschauspiel Antworten

Zitat von C.
Oho, der regierende Bundespräsident, eine Neuerung, die an mir vorbeiging ohne Spuren zu hinterlassen. Hat er das wirklich so gesagt, bei wörtlichen Zitaten in der Qualitätspresse bin meist höchst misstrauisch:

Zitat von Wulff-Piratenpad
Ich habe in der Erklärung vor Weihnachten mich ausdrücklich zum Recht der Presse- und Meinungsfreiheit bekannt und halte das für meinem eigenen ... für mein eigenes Amtsverständnis nicht vereinbar, denn ich will natürlich besonnen, objektiv, neutral, mit Distanz als Bundespräsident agieren. Und ich möchte vor allem Respekt vor den Grundrechten, auch denen der Presse- und Meinungsfreiheit, haben. Und habe offenkundig mich in dem Moment eher als Opfer gesehen, als denjenigen, der Bringschuld hat, gegenüber der Öffentlichkeit Transparenz herzustellen und auch berechtigte Fragen zu beantworten.



http://piratenpad.de/wulff-ard-transkript


Ähäm, dear C.: Das hättest du auch in einer seriösen und vertrauten Quelle finden können, statt bei diesen Piraten.

Das diese Leute ein infantiles Vergnügen an obzöner Betitelung von Dateien haben, wie man unter deinem Link besichtige kann, paßt in mein Bild, daß es sich bei ihnen um spätpubertäre, picklige Nerds handelt.

Herzlich, Zettel

energist Offline




Beiträge: 322

12.01.2012 02:17
#91 RE: Marginalie: Wulffs Jammerschauspiel Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von C.
http://piratenpad.de/wulff-ard-transkript

Das diese Leute ein infantiles Vergnügen an obzöner Betitelung von Dateien haben, wie man unter deinem Link besichtige kann, paßt in mein Bild, daß es sich bei ihnen um spätpubertäre, picklige Nerds handelt.




Obszöne Betitelung? Hm, werter Zettel, bei genau welchem Teil des Titels sehen wird es denn schlüpfrig? Mit Brechen und Biegen kann man aus „transcribere <-> Überschreiben (bspw. von Geldbeträgen)“ vielleicht noch einen Late-Night-Witz schmieden.Auch die Worte „ARD“ und „Wulff“ würde ich eher als bieder denn als schlüpfrig bezeichnen – in letzter Zeit vielleicht eher als nervig.

Um Sie nicht nur zu ärgern hier noch eine unseriöse Quelle, die ich trotzdem ganz informativ finde (Runterscrollen zu „Rekonstruktion …“):

http://de.wulffplag.wikia.com/wiki/Vorwu...von_Redaktionen

C. Offline




Beiträge: 2.639

12.01.2012 08:10
#92 RE: Marginalie: Wulffs Jammerschauspiel Antworten

Zitat von Zettel
Ähäm, dear C.: Das hättest du auch in einer seriösen und vertrauten Quelle finden können, statt bei diesen Piraten. Das diese Leute ein infantiles Vergnügen an obzöner Betitelung von Dateien haben, wie man unter deinem Link besichtige kann, paßt in mein Bild, daß es sich bei ihnen um spätpubertäre, picklige Nerds handelt. Herzlich, Zettel



Der Islam gehört zu Deutschland und Christian Wulff ist sein Prophet. Deshalb wollte ich die Sure "Die Beute" im Verweis vollständig angeführt wissen, damit ich dem Vorwurf entgegnen kann einzelne Verse aus dem Kontext zu reißen und damit den Sinn zu verfälschen.*

Zitat
Das diese Leute ein infantiles Vergnügen an obzöner Betitelung von Dateien haben, wie man unter deinem Link besichtige kann, paßt in mein Bild, daß es sich bei ihnen um spätpubertäre, picklige Nerds handelt. Herzlich, Zettel



Damals, als alles noch viel besser und ich in dem Alter der Piraten war, hätte ich das auch so gemacht, ob szön oder nicht szön ist hier nicht die Frage,
es ist subversiv und erhöht die Aufmerksamkeit, selbst bei albernen Klingeltönen. Sex sells. Wir lernen alle dazu, deshalb #Piratenpartei, obszöne Dateinamen sind so 2005 und man bekommt davon Pickel.

Es stellt sich aber die Frage, ob die Bereitstellung des Interviews durch Dritte als Videodatei nicht rechtlichen Bestimmungen widerspricht.

Zitat von ARD
Welche rechtlichen Hinweise gibt es zur Nutzung der Inhalte der ARD Mediathek?
Die Audio- und Videoinhalte werden ausschließlich zur privaten Nutzung bereitgestellt. Eine Weiterverbreitung oder kommerzielle Nutzung ist nicht gestattet. Alle Rechte vorbehalten!



http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3620646

Ich habe mir noch kein abschließendes BIld von der Piratenpartei gemacht, zumal ich meine Stimme für die nächste Bundestagswahl schon der FDP versprochen habe. Allerdings spreche ich der Piratenpartei zu, dass sie ein begierig lernendes System ist und einen hohen Unterhaltungswert besitzt.


*Nachtrag: ich hatteeinfach vergessen, dass Du ausgerechnet diese Passage bereits zitiert hattest.

http://iceagenow.info

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