Günter Grass hat eine Meinung zum Iran und zu Israel, die offenkundig auf Ignoranz und Vorurteilen beruht. Das teilt er mit vielen; und als solches ist es bedauernswert, aber nicht gleich erbärmlich.
Erbärmlich ist es aber, wie Grass seine Vorurteile und seine Ignoranz in die Form eines (auch noch miserablen) Gedichtes kleidet und dieses mit dem Tamtam einer internationalen Parallelveröffentlichung unter die Leser bringt.
Er hat seinen Auftritt. Vielleicht wird er damit den Antisemiten Auftrieb geben. Man sollte die Sache so schnell wie möglich dorthin befördern, wohin sie gehört: In - würde der Lyriker Grass schreiben - den Orkus des Vergessens.
Zitat von ZettelEr hat seinen Auftritt. Vielleicht wird er damit den Antisemiten Auftrieb geben. Man sollte die Sache so schnell wie möglich dorthin befördern, wohin sie gehört: In - würde der Lyriker Grass schreiben - den Orkus des Vergessens.
Jetzt seien Sie doch nicht so streng mit Grass, lieber Zettel. Er ist ein alter Mann. Vielleicht hat er vergessen, dass "das, was nun gesagt sein muss" schon Tausende vor ihm gesagt haben. Kann doch mal passieren. Er hat doch ab und zu mal was vergessen. Gut, manches ist ihm sechzig Jahre später wieder eingefallen, aber man kann ja nicht immer solches Glück haben.
Hat der Herr Gras das "Gedicht", welches Sie, werter Zettel, so ausführlich zitieren, eigentlich zur allgemeinen Weiterverwurstung freigegeben, oder bedienen Sie sich da an fremden Eigentum? ;)
Ansonsten bleibt mir nur einzustimmen: Wer zum Henker ist G. Gras?
Zitat von VogelfreiHat der Herr Gras das "Gedicht", welches Sie, werter Zettel, so ausführlich zitieren, eigentlich zur allgemeinen Weiterverwurstung freigegeben, oder bedienen Sie sich da an fremden Eigentum? ;)
Ich zitiere im Rahmen dessen, was die Rechtsprechung erlaubt: Einzelne Abschnitte, die in einem argumentativen Kontext stehen.
Ich habe mit diesem "Einwand" gerechnet und deshalb genau überlegt, was zu zitieren jeweils erforderlich ist, um meine Kritik nachvollziehbar zu machen.
Mir tun vor allem Millionen deutscher Gymnasiasten leid, die sich demnächst unter der fachkundigen Leitung ihrer "querdenkenden" Deutschlehrer mit diesem Mist befassen müssen und womöglich noch eine Zensur dafür bekommen...
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Es ist wohl kein Zufall, daß dieser antisemitische Müll im Neuen Süddeutschland veröffentlicht wird. Von allen deutschen Presseorganen (außer Nationalzeitung und junger Welt) hat sich wohl kein anderes Medium so konsequent in dieser Richtung positioniert.
Zitat von ZettelMan sollte die Sache so schnell wie möglich dorthin befördern, wohin sie gehört: In - würde der Lyriker Grass schreiben - den Orkus des Vergessens.
Bis das - hoffentlich - geschieht, ist es immerhin interessant, zu sehen, von wem Grass bisher Unterstützung bekommen hat.
Einen Überblick über die Reaktionen findet man zum Beispiel in der "Berliner Zeitung", aus den Agenturen zusammengestellt. Wenn ich nichts überlesen habe, gibt es genau zwei positive Äußerungen:
Zitat Dagegen stellte sich die Linke hinter den Schriftsteller. Grass habe den Mut auszusprechen, was weithin verschwiegen worden sei, erklärte Linken-Vorstandsmitglied Wolfgang Gehrcke.
Zitat Der Präsident des deutschen Pen-Zentrums, Johano Strasser, hat die Meinung des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass über Israel und den Iran unterstützt. Er warne dringend vor Waffenexporten Deutschlands an eine israelische Regierung, die den Anschein erwecke, ein Krieg gegen den Iran sei unausweichlich, sagte Strasser dem Radiosender NDR Kultur.
Zitat von RaysonJedenfalls weiß ich endlich, wie Lyrik geht: Man nehme einen Prosatext und veröffentliche ihn mit 40 Zeichen pro Zeile und doppeltem Zeilenabstand.
Man kann förmlich spüren, wie bei G.G. die Brust schwillt vor Vergnügen und Erregung, das vermeintlich unsagbare der Welt laut ins Gesicht zu schreien, auf dass sie die Wahrheit doch begreife!
Was befähigt eigentlich Literaten, Musiker, kurz, Künstler, sich qua Profession zu politischen Einsichten berufen zu fühlen, die mehr aussagen und wahrer oder bedeutungsträchtiger sein sollen als die politischen Einsichten des geschmähten Stammtisches? Von Fleischern, Maurern oder Fliesenlegern? Ich frag doch G.G. auch nicht zu seiner professionellen Einschätzung zum Thema "Dachziegel" vs. "Dachsteine"....
Selbstüberschätzung und Hybris. Eigentlich ein schönes Sujet für einen Altersroman. "Der alte Mann und der unwiderstehliche Geltungsdrang". Soll er sich doch daran mal versuchen...
Zitat von Zettel Zitat von RaysonJedenfalls weiß ich endlich, wie Lyrik geht: Man nehme einen Prosatext und veröffentliche ihn mit 40 Zeichen pro Zeile und doppeltem Zeilenabstand.
"Spiegel-Online" hat das wieder rückgängig gemacht.
Calimero
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Beiträge:
04.04.2012 18:13
#16 RE: Zettels Meckerecke: Die Erbärmlichkeit des Günter Grass
Zitat von R.A.Es ist wohl kein Zufall, daß dieser antisemitische Müll im Neuen Süddeutschland veröffentlicht wird. Von allen deutschen Presseorganen (außer Nationalzeitung und junger Welt) hat sich wohl kein anderes Medium so konsequent in dieser Richtung positioniert.
Grassleaks: Das war nicht für die Süddeutsche gedacht, sondern für das Veteranentreffen der Waffen-SS-Division „Frundsberg“
Zitat von G. Grass, Israel und ich, Süddeutsche Zeitung, Dez. 1973Im Herbst beginnt der Krieg. Ich telefoniere werde telefonisch und in Briefen zu meiner Meinung befragt -> das waren noch Zeiten! und bin außerstande den Israelis -> ja! so heißen sie! ich wusste doch, daß ich es wusste! so unumwunden beizustehen wie ich es öffentlich nach dem Sechstagekrieg getan habe. -> das dankt mir jetzt keiner mehr Die Freunde in Israel begreifen mich nicht. -> und wundern sich, wenn ich heute ein Nukleargedicht -> über ihren Köpfen -> detonieren lasse Sie fühlen sich verlassen, verraten. -> das kam doch erst später Doch das Fehlverhalten beider Seiten erlaubt keine eindeutige Parteinahme. -> und nun beckmessern sie -> ausgerechnet -> an meinem Fehlverhalten herum! Kleingeister!
Wie Ägypten durch den Aufmarsch seiner Armeen den Israeli Vorwand geboten hat, präventiv den Sechstagekrieg zu beginnen so hat Israel durch die schleichende Annexion der besetzten Gebiete den arabischen Staaten einen Vorwand für deren Angriff geliefert. -> also bin ich immer auf der Seite der Angreifer gewesen -> nicht auf jener der Vorwandgeber: -> soso -> was sagt uns das aber?
Doch wofür bin ich nach diesen Erfahrungen?
Ich bin dafür daß Israel nach Abschluß eines Friedensvertrages die besetzten Gebiete freigibt. -> der progressive Standpunkt hier ist er noch klar
Da aber wenig dafür spricht daß in den arabischen Staaten die Rückeroberung Palästinas und die Vernichtung des Staates Israel als Ziel aufgegeben werden müssten die freigegebenen Gebiete entmilitarisiert werden. -> Sharon hätte auf mich hören sollen
Aber wenn mit Hilfe von Mittelstreckenraketen der Staat Israel dennoch von einem plötzlichen vernichtenden Schlag bedroht bleibt -> nun wirds ein wenig spekulativ dem nichts folgen würde außer obligaten Protesten und einer vagen womöglich das Opfer schuldig sprechenden UNO-Resolution? -> starker Tobak! das von mir!
Dann müssen sich die Großmächte und auch die westeuropäischen Staaten im Friedensvertrag zum militärischen Schutz der neu festgelegten Grenzen verpflichten. Mit Bedacht sage ich: auch die Bundesrepublik. -> Scheiße! -> die haben das gelesen -> nun liefern sie U-Boote.
Ich meine das Risiko einer Vernichtung Israels besteht wenn kein militärisch garantierter Friedensvertrag zustande kommt bedrohlicher denn je. Jeder in Deutschland wäre dann mit einem Verbrechen behaftet, das von Auschwitz bis in unsere Zeit reichte. -> wenn die Vernichtung des Iran -> den jüdischen Namen -> mit einem noch größeren Verbrechen -> besudeln würde -> müssten wir das nicht dennoch -> auf uns nehmen?
Neutralität die sich Israel gegenüber beteuernd und der arabischen Erpressung ausgesetzt nachgiebig versteht ist verlogen und macht uns nichtswürdig. -> doch, ja...
Schon prüfen wir - und ich nehme mich nicht aus - ob ein abwägendes Wort zugunsten Israels uns oder den einzelnen nicht Gefahr, womöglich Terror einbringen könnte.
Keine Vernunft, Angst regiert.
-> immerhin bin ich damals -> für einen Friedensvertrag -> gewesen
(Quelle: Das Günter Grass Lesebuch, dtv 2009, S. 145 ff.)
Füglich im Stil des späten Grass - diesen noch untertreffend - lyrisiert
Zitat von Meister PetzMir tun vor allem Millionen deutscher Gymnasiasten leid, die sich demnächst unter der fachkundigen Leitung ihrer "querdenkenden" Deutschlehrer mit diesem Mist befassen müssen und womöglich noch eine Zensur dafür bekommen...
In der FAZ gibt es jetzt von Frank Schirrmacher eine Vorlage für zukünftige Gedichtsinterpretationen:
Zitat Es empfiehlt sich, Gedichte von Günter Grass erst mit den Augen und dann mit dem Schraubenzieher zu lesen. Sie ähneln Ikea-Regalen. Auf dem Papier sieht alles ganz einfach aus, aber wenn man das fertige Werk erst einmal auseinander genommen hat, kriegt man es einfach nicht mehr zusammen.
Insgesamt sehr gelungen und lesenswert auch wenn er den Ikearegalen etwas Unrecht tut.
Zitat von ffreibergerInsgesamt sehr gelungen und lesenswert auch wenn er den Ikearegalen etwas Unrecht tut.
Ich mag Schirrmacher Unrecht tun, und wenn dem so ist, dann wohl auch beabsichtigt, aber wer nicht auf das gekommen ist, was der FAZ-Herausgeber da ausbreitet, der sollte sich von Texten lieber fern halten.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Fritz
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Beiträge:
04.04.2012 22:17
#22 RE: Zettels Meckerecke: Die Erbärmlichkeit des Günter Grass
Zitat von VogelfreiAnsonsten bleibt mir nur einzustimmen: Wer zum Henker ist G. Gras[s]?
Ich meinte dies durchaus ernst. Wer ist der Kerl, daß seine geistigen Ausflüsse derart das Gemüt bewegen? Was hat er Bemerkens- oder gar Überlieferungswertes zustande gebracht?
Ich habe mich vor Jahren einmal durch seine "Danziger Trilogie" gequält - man schimpfe mich einen Banausen und ungebildeten Scharlatan, aber ganz ehrlich, im Vergleich zur Lenzschen "Deutschstunde" oder dessen "Heimatmuseum" ist das doch nur langatmiges und -weiliges Geschwafel. Ganz zu schweigen von der "Deutschen Chronik" eines Walter Kempowski (die, zugegeben, zum Teil in einem recht gewöhnungsbedürftigen Stil verfasst ist)... Warum also Günter Grass, er, der schlicht Banalitäten und Absurdes maximal verquastet von sich zu geben pflegt? Was zeichnet ihn aus?
Als ich schrieb, daß das Gedicht auch in der NYT erschien, hatte ich diese Information aus dem Artikel Broders in "Welt-Online".
Ich habe das zu verifizieren versucht, konnte allerdings das Gedicht nicht in der Online-Ausgabe der NYT finden. Es wäre besser gewesen, ich hätte diese Information daraufhin nicht gebracht; aber ich nahm an, daß es nur in der gedruckten Ausgabe erschienen war (die mit der Online-Ausgabe nicht identisch ist).
Dies Annahme war falsch gewesen. In der NYT ist jetzt dies zu lesen:
Zitat Mr. Broder’s article also incorrectly stated that the poem would also be published in The New York Times.
Ich habe meinen Artikel jetzt entsprechend geändert und entschuldige mich für den Irrtum.
daß mit der New York Times stand überall, nicht nur bei Ihnen. Deshalb habe ich auch daran geglaubt. Mann (= ich) ist eben zu leichtgläubig. Danke für die Klarstellung, ich muß mich Ihrer Entschuldigung anschließen.
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