Zitat von Zettel Alles deutet aber darauf hin, daß es genau so ausgegangen ist, wie zu erwarten gewesen war.
So ist es gekommen. Ich habe jetzt den Artikel letztmalig aktualisiert.
Ein wenig freut es mich schon, daß meine Vorhersage näher am Ergebnis war als die der meisten Institute vor Schließung der Wahllokale.
Ähnlich gut lag übrigens (siehe meinen Eintrag um 18.20 Uhr) um 17.45 Uhr das israelische französischsprachige WebZine JSSNews, das sich (wie man jetzt sieht, zu Recht) auf "exzellente Quellen" aus dem Präsidialamt und dem Innenministerium berief.
Diese Serie geht weiter. Ich werde aber für die jetzt beginnende Berichterstattung zu den Parlamentswahlen am 10. und 17. Juni einen neuen Thread eröffnen.
Zitat von ZettelIch habe selten Umfragedaten so ungläubig gelesen wie die vom letzten Donnerstag und Freitag. Sarkozy hatte in dieser Woche nur Mißerfolge - die Stellungnahme Le Pens am Dienstag, der ausgebliebene Sieg am Mittwoch, die Stellungnahme Bayrous am Donnerstag.
Daß sein Aufschwung - laut den sehr sorgfältigen Erhebungen von Ifop - ausschließlich den Frauen zu verdanken ist, scheint bisher noch nicht so recht in den Medien diskutiert zu werden.
Hollande hat Glück gehabt, vieles richtig gemacht und vor allem weniges falsch. Sein Glück ist natürlich der außerordentlich unbeliebte Präsident gewesen und die Tatsache, dass der Liebling der Umfragen sich im Endeffekt mit seinem Lebenswandel selber aus dem Rennen geschossen hat. Danach hat er relativ sicher gegen eine zu linke Gegenkandidatin die sozialistische Kandidatenkür für sich entschieden und in der aufziehenden Wahlkampagne - ungewöhnlich für einen Politiker - vor allem gewusst, wann es besser war, nichts zu sagen. Viele französische Freunde und Bekannte haben zwar beklagt, dass es im Wahlkampf kein großes Thema gab und im Prinzip keiner der beiden Parteien eines dieser berühmt berüchtigten, pathetischen projets hatte. Im Endeffekt war das aber genau richtig von Hollande. Gib dem unbeliebten Präsidenten nur genug Platz, sich in der Öffentlichkeit weiter zu demontieren und offeriere möglichst wenig Angriffsfläche. Es war ja auch Hollande, der nur eine Fernsehdebatte zwischen den Wahlgängen wollte. Gut gemacht. Man hat gesehen, dass er halbwegs in einer Fernsehdebatte mithalten konnte, aber geholfen hat ihm die Debatte sicher nicht. Bei den drei von Sarkozy gewünschten Debatten wäre es möglicherweise noch mal eng geworden. So konnte keiner sagen, er habe gekniffen und er hat sich auch noch einigermaßen vernünftig angestellt. Natürlich hatte er auch hier wiederum Glück, dass es keine Debatte vor dem ersten Wahlgang gab, weil man da wegen dem Grundsatz der égalité offenbar das gesamte Kandidatenfeld hätte einladen müssen.
Alles in allem ist Hollande in meinen Augen ein "président accidentel", ein Zufallspräsident, und sein ökonomisches Programm überzeugt nicht. Allerdings trifft der zweite Teil auch auf Mitterand 1981 zu, und der hatte dann wenigstens Format. Hoffen wir, dass das bei Hollande auch der Fall sein wird.
Zitat von FTT_2.0Alles in allem ist Hollande in meinen Augen ein "président accidentel", ein Zufallspräsident, und sein ökonomisches Programm überzeugt nicht. Allerdings trifft der zweite Teil auch auf Mitterand 1981 zu, und der hatte dann wenigstens Format. Hoffen wir, dass das bei Hollande auch der Fall sein wird.
Danke für Ihre Analyse, der ich zustimme.
Viele meinen - Michèle Cotta hat das zum Beispiel gestern gesagt, ich glaube auf France 2 -, daß man Hollande unterschätzt hätte. Vor allem hatte man ihn in der Debatte nicht so kämpferisch erwartet.
So ging es mir auch. Mir ist es ähnlich gegangen bei seiner Rede in Le Bourget, die ich nicht so rhetorisch-pathetisch erwartet hatte.
Aber beides wirkte aufgesetzt. Der Mann ist intelligent und immens fleißig. Er kann das eine üben, er kann das andere üben und dann damit auftreten. Echt ist das nach meinem Eindruck nicht. Er ist in meinen Augen das klassische Produkt der ENA: der perfekte hohe Verwaltungsbeamte.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein solcher Mann Format entwickelt. Sein Glaube als ausgebildeter Verwaltungsbeamter (denn das ist man ja als énarque) ist, daß alles geregelt und reguliert werden muß, und daß nur der Zentralstaat das kann.
Er wird scheitern, wie Mitterand nach zwei Jahren gescheitert ist.
Aber Mitterand war ja kein Ideologe. Er war der "Florentiner", ein eiskalter Machtpolitiker à la Renaissance. Zwei Jahre hatte er Sozialismus betrieben, weil ihn das programme commun mit den Kommunisten an die Macht gebracht hatte. Als das gescheitert war, zögerte er keinen Augenblick, den Sozialismus abzublasen und eine Politik der austérité zu beginnen; einen Sparkurs fast wie jetzt in Griechenland.
Dieser Zynismus fehlt dem biederen Musterschüler Hollande. Ich hoffe, daß ich mich irre - aber ich sehe schwarz für die Zukunft Frankreichs. Sarkozy war die vorerst letzte Chance gewesen, das Land wenigstens in Ansätzen zu modernisieren. Jetzt wird es immer weiter zurückfallen; auch zum Schaden Deutschlands.
Zitat von ZettelÄhnlich gut lag übrigens (siehe meinen Eintrag um 18.20 Uhr) um 17.45 Uhr das israelische französischsprachige WebZine JSSNews, das sich (wie man jetzt sieht, zu Recht) auf "exzellente Quellen" aus dem Präsidialamt und dem Innenministerium berief.
In dieser Internetzeitung kann man jetzt auch das Ergebnis aus Israel finden. Dort gaben knapp 10.000 französische Staatsangehörige ihre Stimme ab. Ergebnis: Hollande 713 Stimmen, Sarkozy 9186 Stimmen.
Auch das ist ein Aspekt der Wahl Hollandes: Die Außenpolitik. Sarkozy stand an der Seite Israels.
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