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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 78 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

25.04.2012 16:43
#51 RE: (3) Internetpolizei und erste Ergebnisse Antworten

Zitat von FTT_2.0

Zitat von Zettel
Es gibt in Frankreich eine rechtspopulistische Tradition, die auf Pierre Poujade zurückgeht. (Dieser war in seiner Jugend in einer rechtspopulistischen, vielleicht faschistischen Partei eines gewissen Jacques Doriot aktiv gewesen, der als Kommunist begonnen hatte, sich dann aber mit der Partei überwarf und mit den Nazis kollaborierte). Poujade gründete in der Vierten Republik eine Bewegung von kleinen Händlern, die gegen ihre hohe Besteuerung in einen Steuerstreik traten (eine ähnliche Steuerstreik-Bewegung gab es damals in Dänemark; der Name fällt mir aber jetzt nicht ein). Daraus ging seine poujadistische Partei hervor, der auch der junge Jean-Marie Le Pen angehörte.



Ich denke, Sie meinen die Fortschrittspartei.

http://en.wikipedia.org/wiki/Progress_Party_(Denmark)


Genau! Der Name Glistrup war es, nach dem ich vergeblich im Gedächtnis gekramt hatte. Allerdings hatte ich das früher in Erinnerung als 1972; kann sein, daß es vorher schon einmal eine ähnliche Bewegung gegeben hat.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

29.04.2012 07:37
#52 (5) Warum Sarkozy keine Chance mehr hat Antworten

Eine Analyse der Lage zur Halbzeit zwischen dem ersten und zweiten Wahlgang. Das Rennen ist gelaufen.

Was die Wahl Hollandes für Europa und damit auch für die Weltpolitik bedeutet, wird sich erst allmählich zeigen. Er wird Frankreich herunterwirtschaften; was aber nicht das Schlimmste ist. Folgenreicher ist, daß es mit der deutsch-französischen Partnerschaft vorbei sein wird. Im Kreml dürfte man schon die Pläne für eine engere russisch-französische Allianz fertig in den Schubladen liegen haben.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.05.2012 07:38
#53 (6) Die große Debatte heute Abend Antworten

Wie lange man debattieren wird, scheint noch nicht festzustehen. Wie in Deutschland in solchen Fällen gibt es da oft bis zur letzten Minute Verhandlungen zwischen den vier beteiligten Parteien - den beiden Sendern (hier TF1 und France 2) und den beiden Kandidaten bzw. ihren Teams.

Spannend wird es werden wie bei einem Boxkampf zwischen gleich starken Gegnern. Nicht spannend wird sein, wie die Wahl am kommenden Sonntag ausgeht.

Ich schreibe das in dieser sechsten Folge der Serie jetzt noch einmal, mit Zuversicht. Trotz der Umfragedaten, von denen Sie möglicherweise heute lesen oder hören werden; des Inhalts, daß Sarkozy seinen Vorsprung verringert habe.

Das kann sein; vielleicht ist die minimale Veränderung auch statistisches Rauschen. Für eine Umkehrung der Verhältnisse bedürfte es einer fünf- bis zehnmal so großen Verschiebung. Sie wäre nur unter den beiden Szenarien dankbar, die ich in dem Artikel diskutiere. Beide sehr, sehr unwahrscheinlich.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.05.2012 14:43
#54 RE: (6) Die große Debatte heute Abend Antworten

Zitat von Zettel
Wie lange man debattieren wird, scheint noch nicht festzustehen. Wie in Deutschland in solchen Fällen gibt es da oft bis zur letzten Minute Verhandlungen zwischen den vier beteiligten Parteien - den beiden Sendern (hier TF1 und France 2) und den beiden Kandidaten bzw. ihren Teams.

Wobei nichts unbeachtet bleibt. Beispielsweise wird die Raumtemperatur im Studio bei 20 Grad liegen (Kompromiß; der gemütliche Hollande hätte es gern etwas wärmer, der zur Transpiration neigende Hektiker Sarkozy noch etwas kühler).

Und auch das Essen wird in Frankreich diskutiert; darüber allerdings darf jeder Kandidat frei entscheiden. In Le Point empfiehlt ein Ernährungsphysiologe dem zum Übergewicht neigenden Hollande zum Mittagessen einen Edelfisch mit Reis und Zitrone; dann vor der Debatte noch zwei kleine Imbisse mit Obst, Nüssen, Joghurt. Sarkozy, der Sportliche, darf hingegen zu Mittag Fleisch und Gemüse essen, als Imbiß vor der Debatte Obst, Biscuits, Schokolade.

FTT_2.0 Offline



Beiträge: 537

02.05.2012 15:23
#55 RE: (6) Die große Debatte heute Abend Antworten

Zitat von Zettel

Zitat von Zettel
Wie lange man debattieren wird, scheint noch nicht festzustehen. Wie in Deutschland in solchen Fällen gibt es da oft bis zur letzten Minute Verhandlungen zwischen den vier beteiligten Parteien - den beiden Sendern (hier TF1 und France 2) und den beiden Kandidaten bzw. ihren Teams.

Wobei nichts unbeachtet bleibt. Beispielsweise wird die Raumtemperatur im Studio bei 20 Grad liegen (Kompromiß; der gemütliche Hollande hätte es gern etwas wärmer, der zur Transpiration neigende Hektiker Sarkozy noch etwas kühler).

Und auch das Essen wird in Frankreich diskutiert; darüber allerdings darf jeder Kandidat frei entscheiden. In Le Point empfiehlt ein Ernährungsphysiologe dem zum Übergewicht neigenden Hollande zum Mittagessen einen Edelfisch mit Reis und Zitrone; dann vor der Debatte noch zwei kleine Imbisse mit Obst, Nüssen, Joghurt. Sarkozy, der Sportliche, darf hingegen zu Mittag Fleisch und Gemüse essen, als Imbiß vor der Debatte Obst, Biscuits, Schokolade.




Im belgischen Radio wurde heute die Raumtemperatur mit 19 Grad benannt. Dazu kommt, dass Sarkozy nicht im Profil gezeigt werden duerfe und bei Hollande nicht seine Glatze(nbildung).

FTT_2.0 Offline



Beiträge: 537

02.05.2012 15:28
#56 RE: (6) Die große Debatte heute Abend Antworten

Zitat von Zettel
Wenn ein Politiker skandalfest sein dürfte, dann ist das der biedere, ehrpusselige François Hollande; sozusagen das Gegenmodell zu seinem Parteifreund Dominique Strauss-Kahn.



Stille Wasser sind tief.

Immerhin ist doch auch Hollandes jetzige Beziehung aus einer Affaere hervorgegangen, wo er offiziell mit Ségolène Royal liiert war. Oder taeusche ich mich da?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.05.2012 18:27
#57 RE: (6) Die große Debatte heute Abend Antworten

Zitat von FTT_2.0
Immerhin ist doch auch Hollandes jetzige Beziehung aus einer Affaere hervorgegangen, wo er offiziell mit Ségolène Royal liiert war. Oder taeusche ich mich da?

Sie meinen wauwau?

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

02.05.2012 18:50
#58 RE: (6) Die große Debatte heute Abend Antworten

Zitat von FTT_2.0
Im belgischen Radio wurde heute die Raumtemperatur mit 19 Grad benannt. Dazu kommt, dass Sarkozy nicht im Profil gezeigt werden duerfe und bei Hollande nicht seine Glatze(nbildung).

Ich hatte zu dieser wichtigen Frage gelesen, daß dies die Forderung Sarkozys 2007 gewesen war und man sich damals auf den Kompromiß 20,1 (wenn ich mich recht erinnere) Grad geeinigt hatte. Das solle diesmal beibehalten werden.

Aber diese Information ist überholt, wie auch die Ihrige, lieber FTT: Die Technik wird jetzt so eingerichtet sein, daß jeder die Temperatur dort, wo er sitzt, individuell regeln kann. Und die Sitze wurden gegen höhenverstellbare ausgetauscht; verständlich angesichts der napoléonhaften Körpergröße Sarkozys.

Das Wichtigste ist also entschieden; und wenn die beiden jetzt auch noch den Rat des Ernährungsphysiologen Chevallier befolgt haben, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.05.2012 07:42
#59 (7) Blick auf die Debatte Antworten

Es war die erwartet spannende Sendung. Spannend aber nur, weil zwei kompetente und intelligente Politiker auf hohem Niveau diskutierten. Am Sieg Hollandes, auch das war zu erwarten, wird diese Debatte nichts ändern.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

03.05.2012 10:38
#60 RE: (6) Die große Debatte heute Abend Antworten

Zitat von Zettel
Und die Sitze wurden gegen höhenverstellbare ausgetauscht; verständlich angesichts der napoléonhaften Körpergröße Sarkozys.


Wobei Napoléon entgegen der von der englischen Propaganda verbreiteten Klischées völlig normale Größe hatte ...

Ansonsten kann ich zum französischen Wahlkampf leider gar nichts beitragen - die Aussichten drüben sind einfach nur deprimierend.

Nur als kleines Schmankerl: Im bilingualem (d.h. Teile des Stoffs werden in französisch gegeben) Kurs meines Sohnes wurde eine Probeabstimmung zur Präsidentschaftswahl unter den Schülern gemacht. Und gewonnen hat erstaunlicherweise Bayrou mit fast der Hälfte der Stimmen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

03.05.2012 18:50
#61 RE: (6) Die große Debatte heute Abend Antworten

Zitat von R.A.

Zitat von Zettel
Und die Sitze wurden gegen höhenverstellbare ausgetauscht; verständlich angesichts der napoléonhaften Körpergröße Sarkozys.


Wobei Napoléon entgegen der von der englischen Propaganda verbreiteten Klischées völlig normale Größe hatte ...


So ganz klar scheint das nicht zu sein, lieber R.A. Es mag schon stimmen, daß er mit knapp 1,70 m durchschnittlich groß gewachsen war - aber warum sollte es die britische Propaganda gewesen sein, die ihn klein darstellte?

Es gibt bei solchen Angaben aus der Zeitung vor der Einführung einheitlicher Maße immer das Problem, welche Maßeinheiten denn verwendet wurden. Französische Fuß und Ellen? Britische?

Hinzu kommt, daß damals die Körpergröße, wenn ich mich recht erinnere, stark klassenabhängig war. Wenn Bonaparte also die Größe eines Durchschnittsrekruten hatte, dann war er klein, wenn er in Adelskreisen auftrat. (Die Zunahme der Körpergröße in Europa während des 20. Jahrhunderts war ja wesentlich der immer besseren Ernährung geschuldet).



Interessant erscheint mir, daß dieses Thema eine so große Rolle spielt - ja nicht nur bei Bonaparte. Auch bei Friedrich II wird dessen geringe Körpergröße gern hervorgehoben, bei Chruschtschow, Deng Xia Ping usw. Irgendwie scheint man sich vorzustellen, daß die Großen auch groß sein sollten - Hünen wie Bismarck. Wenn es nicht paßt, dann wundert man sich, und es entstehen vielleicht Mythen.

In der deutschen Politik waren/sind Kurt Biedenkopf und Helmut Schmidt solche "kleinen Großen". Bei denen bin ich sicher, weil ich es per Augenschein feststellen konnte.

Herzlich, Zettel

SF-Leser Offline



Beiträge: 175

03.05.2012 19:28
#62 RE: (6) Die große Debatte heute Abend Antworten

Werter Zettel,

da scheinen Sie ja auch einer der Großgewachsenen zu sein:

Helmut Schmidt ist bzw. war, jetzt seinem Alter schuldend, mal 1,72 m groß.


Die Liste ist aus: http://www.guardian.co.uk/news/datablog/...ights-tall#data

Heights of leaders - past and presentClick heading to sort - Download this data
Name Height, Cm Height, Feet and inches (rounded to nearest) Country

Abdelaziz Bouteflika 159 5'2 Algeria
Cristina Fernandez de Kirchner 164 5'4 Argentina
Julia Eileen Gillard 166 5'5 Australia
Stephen Harper 188 6'2 Canada
Fidel Castro 190 6'3 Cuba
Tarja Halonen 172 5'8 Finland
Nicolas Sarkozy 165 5'5 France
Napoleon 168 5'6 France
Jacques Chirac 189 6'2 France
François Mitterrand 172 5'7 France
Charles de Gaulle 196 6'5 France
Angela Merkel 165 5'5 Germany
Adolf Hitler 173 5'8 Germany
Gerhard Schröder 174 5'8 Germany
Helmut Kohl 193 6'4 Germany
Viktor Orban 174 5'8 Hungary
Mahmoud Ahmadinejad 157 5'2 Iran
Saddam Hussein 188 6'2 Iraq
David Ben Gurion 152 5'0 Israel
Silvio Berlusconi 165 5'5 Italy
Benito Mussolini 169 5'6 Italy
Yasuo Fukuda 169 5'6 Japan
Kim Yong Ill 160 5'3 Korea (North)
Muammar Gaddafi 183 6'0 Libya
Benito Juarez 137 4'6 Mexico
Josef Stalin 165 5'5 Russia
Dmitry Medvedev 163 5'4 Russia
Vladimir Putin 170 5'7 Russia
Boris Yeltsin 187 6'1 Russia
Vladimir Lenin 165 5'5 Russia
Tony Blair 183 6'0 UK
David Cameron 185 6'1 UK
Winston Churchill 168 5'6 UK
Gordon Brown 180 5'11 UK
Nick Clegg 185 6'1 UK
Margaret Thatcher 165 5'5 UK
Robert Gascoyne-Cecil 193 6'4 UK
Sir Alec Douglas-Home 185 6'1 UK
James Callaghan 185 6'1 UK
Edward Heath 183 6'0 UK
John Major 180 5'11 UK
Queen Elizabeth II 163 5'4 UK
Harold Wilson 173 5'8 UK
George Bush 180 5'11 USA
Barack Obama 185 6'1 USA
John F Kennedy 183 6'0 USA
George Washington 187 6'2 USA
Abraham Lincoln 193 6'4 USA
Ronald Reagan 185 6'1 USA
Bill Clinton 184 6'2 USA
Hugo Chávez 173 5'8 Venezuela

viele unspektakuläre Größen. Mit ein paar mir nicht bekannten Ausnahmen: Ben Gurion, Saddam Hussein und Fidel Castro.

Grüße

SF- Leser

PS. tut mir leid, aber die Formatierung bekomme ich auf die Schnelle nicht hin.

AldiOn Offline




Beiträge: 983

03.05.2012 22:39
#63 RE: (6) Die große Debatte heute Abend Antworten

Aber für einen Satz muß man doch Ssrkozy richtig dankbar sein:

Zitat
"Il y a une différence fondamentale entre nous : vous voulez moins de riches, moi je veux moins de pauvres.” ("Es gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen uns beiden: Sie wollen weniger Reiche, ich will weniger Arme").



Besser kann man die großen Frontlinien fast gar nicht zusammenfassen. Zumindest nicht in einem Satz.


Zu der Größe.
Leider mußte wegen seines mangelndem Selbstbewußtseins die (in Frankreich so genannte) "italienische Schlampe" immer Schuhe ohne Absätze tragen. Leute die richtig Selbstvbewußtsein haben gehen auch mit größeren Frauen aus: Henry Kissinger und Salman Rushdie als Beispiel: Gerechtigkeit in dieser Welt. Chomeini, der es nur mit Kindern machte ist tot. Rushdie lebt und für ihn sind die Models

FTT_2.0 Offline



Beiträge: 537

04.05.2012 00:14
#64 RE: (7) Blick auf die Debatte Antworten

Einige Anmerkungen meinerseits zur Debatte und Ihrem Artikel hierzu, cher Zettel.

Zitat
Die Debatte hatte ein hohes Niveau, und sie wurde von den beiden Moderatoren - Laurence Ferrari von TF1 and David Pujadas vom Sender France 2 - vorzüglich geleitet: Sie hielten sich im Hintergrund, hatten aber den Ablauf jederzeit im Griff.



Sie hielten sich zurück, ja. Hatten sie die Debatte im Griff? Meistens. Zumindest aber bei Sarkozys Schlusswort hätten sie einschreiten müssen, als Hollande ihn dauernd unterbrochen hat.

Zitat
Gestern in Paris gehörte die Szene ganz den Duellanten. Beide hielten intellektuell das, was von ihnen zu erwarten gewesen war; mit einer nachgerade stupende Faktenkenntnis und stets rational argumentierend.



Was das Niveau angeht, kann ich nur zustimmen. Beeindruckend von beiden. Allerdings war es auch eine ziemlich feindselige und gehässige Atmosphäre, so dass ich "stets rational argumentierend" schon etwas nuancieren würde. Den Ausschnitt mit dem petit calomniateur (kleiner Verleumder), wie Sarkozy Hollande geheißen hat, läuft hierzulande alle Stationen rauf und runter. Abgesehen davon hat ja Sarkozy ununterbrochen kleine Boshaftigkeiten über drei oder vier Punkte in der Vita oder Persönlichkeit Hollandes von sich gegeben (ohne politische Erfahrung außerhalb der Partei, unkundig in Sachfragen, unwahrhaftig in seinen Wahlkampfaussagen).

Zitat
Die meisten Beobachter sind sich einig, daß das Duell keinen klaren Sieg ergeben hat; manche - vor allem die linken, wie die Journalisten des Nouvel Observateur - sehen Vorteile bei Hollande.



Ich hingegen habe Sarkozy als klaren Sieger gesehen. Nicht deswegen, weil er mir politisch näher steht, sondern weil er mir souveräner und kompetenter erschien. Hollande wirkte deutlich nervöser bzw. aufgeregter und tat sich durch häufiges Unterbrechen des Gegners hervor, was ihn für mich persönlich nicht mehr présidentiable aussehen hat lassen.

Ein Problem in diesen Duellen - und Sie sprechen das ja an - ist, dass meistens einer der Duellanten den Favoritenbürde aufgenötigt bekommt. Hier war das Sarkozy. Die Bürde hing ihm wie ein medialer Mühlstein am Hals, weil alle Welt - und so ist das ja auch in Deutschland immer wieder - irgendwie davon ausgeht, dass der vermeintliche "Außenseiter" ein ungelenker Stotterhans ist, der beim Gang zum Podium stolpert und dabei noch seine Hose verliert. Sobald eine der drei Sachen nicht geschieht, wird das als Achtungserfolg gefeiert. Praktisch stehen die Chancen der Favoriten, aus diesen Duellen etwas herauszuholen nicht sooo toll.

Cordialement
FTT

P.S. Danke für die Artikelserie zur Wahl!

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.05.2012 02:52
#65 RE: (7) Blick auf die Debatte Antworten

Lieber FTT,

ich freue mich, daß Ihnen die Serie gefällt; auch deshalb, weil Sie ja Frankreich kennen und deshalb a bisserl beurteilen können, ob sie etwas taugt. Ich schreibe sie gern, weil sie mir die Gelegenheit gibt, mich einmal wieder etwas mehr in die französische Politik zu vertiefen, die ich in den letzten Jahren nicht mehr so intensiv verfolgt hatte wie zuvor.

Zitat von FTT_2.0
Was das Niveau angeht, kann ich nur zustimmen. Beeindruckend von beiden. Allerdings war es auch eine ziemlich feindselige und gehässige Atmosphäre, so dass ich "stets rational argumentierend" schon etwas nuancieren würde. Den Ausschnitt mit dem petit calomniateur (kleiner Verleumder), wie Sarkozy Hollande geheißen hat, läuft hierzulande alle Stationen rauf und runter. Abgesehen davon hat ja Sarkozy ununterbrochen kleine Boshaftigkeiten über drei oder vier Punkte in der Vita oder Persönlichkeit Hollandes von sich gegeben (ohne politische Erfahrung außerhalb der Partei, unkundig in Sachfragen, unwahrhaftig in seinen Wahlkampfaussagen).

Das war halt Sarkozys einzige Chance. Ich habe in dem Artikel dieses treffende Wort débusquer, aufscheuchen, zitiert.

Hollande ist eine gepanzerte Persönlichkeit. So sehe ich ihn jedenfalls; und so dürften ihn die Berater Sarkozys gesehen haben. Er hat sich immer unter voller Kontrolle. Seine Emotionen sind gespielt (wie bei der Rede in Le Bourget, über die ich hier berichtet habe).

Sarkozys einzige Chance war, Hollande so zu provozieren, daß die Panzerung nicht mehr hielt. Ein Hollande, der empört ist, der seine Linie verläßt - das wollte Sarkozy.

Er und seine Berater mögen sich an eine Schlüsselszene aus der Debatte mit Ségolène Royal 2007 erinnert haben. Damals spielte sie die Sentimental-Empörte; es ging um den Umgang mit Behinderten in der Schule, wenn ich mich recht erinnere. Das nahm sie so mit - so sollte es aussehen -, daß sie nah am Heulen war. Und Sarkozy bemerkte dazu kühl: Madame, so benimmt man sich nicht als Staatspräsident Frankreichs.

Das hätte er gestern wohl gern Hollande sagen wollen. Aber dessen Panzer hielt.



Er hatte seinerseits eine Strategie, und zwar - scheint mir - die von Muhammed Ali in Kinshasa: Den Gegner kommen, ihn sich ermüden lassen und dann zuschlagen. Gegen Ende wurde Hollande immer aggresiver, auch physisch lauter. Er wollte deutlich machen, daß jetzt er der Herr im Ring ist. Dazu gehörte auch dieses Dazwischenbrabbeln bei Sarkozys Schlußwort. Sie haben Recht, da hätten die Moderatoren einschreiten müssen. Aber gegen den künftigen Staatspräsidenten?

Zitat von FTT_2.0

Zitat
Die meisten Beobachter sind sich einig, daß das Duell keinen klaren Sieg ergeben hat; manche - vor allem die linken, wie die Journalisten des Nouvel Observateur - sehen Vorteile bei Hollande.



Ich hingegen habe Sarkozy als klaren Sieger gesehen. Nicht deswegen, weil er mir politisch näher steht, sondern weil er mir souveräner und kompetenter erschien.


So geht es mir auch - und es zeigt nur wieder, wie verschieden man, je nach persönlicher Präferenz, solch eine Debatte wahrnimmt.

Sarkozy wirkte auf mich vor allem ernsthafter, verantwortungsvoller. Nach Hollandes lächerlicher Tirade "Moi, Président, moi Président, moi Président ..." bemerkte er trocken, es sei nicht leicht, Präsident zu sein.

Ich nehme Sarkozy ab, daß es ihm um die Probleme Frankreichs und Europas geht. Bei Hollande sehe ich nur eine engstirnige Ideologie, die dieser Mann, der sein ganzes Berufsleben lang immer nur Parteipolitiker gewesen ist, rücksichtslos in die Tat umsetzen wird, wenn er Präsident ist.

Zitat von FTT_2.0
Ein Problem in diesen Duellen - und Sie sprechen das ja an - ist, dass meistens einer der Duellanten den Favoritenbürde aufgenötigt bekommt. Hier war das Sarkozy. Die Bürde hing ihm wie ein medialer Mühlstein am Hals, weil alle Welt - und so ist das ja auch in Deutschland immer wieder - irgendwie davon ausgeht, dass der vermeintliche "Außenseiter" ein ungelenker Stotterhans ist, der beim Gang zum Podium stolpert und dabei noch seine Hose verliert. Sobald eine der drei Sachen nicht geschieht, wird das als Achtungserfolg gefeiert.

Schön gesagt. Ja, so ist es.

Aber hier kam eben die strategische Situation hinzu: Sarkozy mußte Hollande entlarven, ihn am Boden haben, wenn er das (äußerst) Unwahrscheinliche noch hätte schaffen wollen. Das ist ihm nicht gelungen. Insofern ist er in der Tat der Verlierer.

Ich bin gespannt, was er nach der passation des pouvoirs machen wird. Daß er sich in die Nationalversammlung wählen läßt, kann ich mir nicht vorstellen. Vielleicht sucht er sich jetzt sein Colombey-les-deux-églises und wartet, bis Hollande das Land so ruiniert hat, daß man ihn wieder ruft.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

04.05.2012 05:58
#66 RE: (7) Blick auf die Debatte Antworten

Zitat von Zettel
Es war die erwartet spannende Sendung. Spannend aber nur, weil zwei kompetente und intelligente Politiker auf hohem Niveau diskutierten. Am Sieg Hollandes, auch das war zu erwarten, wird diese Debatte nichts ändern.

Es gibt jetzt eine aktualisierte Fassung, in der ich (bitte bis zum Doppelstrich scrollen) die beiden wichtigen Entwicklungen des Donnerstag analysiere: Ergebnisse von Umfragen zu der Debatte und die Entscheidung Bayrous.

Ich halte viel von Bayrou und stehe im politisch näher als jedem der anderen Spitzenpolitiker Frankreichs. Aber inzwischen scheint mir, daß dieser eigenwillige Mann - Bauernsohn aus den Pyrenäen, Historiker und Autor einer Biographie von Henri IV - nie ein Machtpolitiker werden wird.

Hätte Frankreich einen Präsidenten wie Deutschland, dann wäre Bayrou der ideale Präsident, ein französischer Gauck. Aber daß er die Kaltschnäuzigkeit hat, die man für das Amt eines Staatspräsidenten der V. Republik braucht, das sehe ich inzwischen nicht mehr.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

04.05.2012 10:14
#67 RE: (6) Die große Debatte heute Abend Antworten

Zitat von Zettel
Interessant erscheint mir, daß dieses Thema eine so große Rolle spielt - ja nicht nur bei Bonaparte. Auch bei Friedrich II wird dessen geringe Körpergröße gern hervorgehoben, bei Chruschtschow, Deng Xia Ping usw. Irgendwie scheint man sich vorzustellen, daß die Großen auch groß sein sollten - Hünen wie Bismarck. Wenn es nicht paßt, dann wundert man sich, und es entstehen vielleicht Mythen.


Da gibt es zwei Erklärungen: Zum einen könnten manche Männer ihren Minderwuchs durch Macht kompensieren wollen, zum anderen könnte ihr Umfeld leichtsinniger in der Vergabe an Macht an diese Männer sein, da sie durch ihre geringe Körperhöhe weniger bedrohlich erscheinen.
Anders bei großen Menschen. Durch überragende Körpergröße wird leichter eine Vaterrolle vom Volk zugeschrieben wie auch vom Machthaber übernommen.
Normalwüchsige Menschen profitieren in ihrem Machtstreben wiederum dadurch, als ebenbürtiger Repräsentant wahrgenommen zu werden.

Psychologisierende Spekulationen haben die wunderbare Eigenschaft, von jedem Phänomen auch sein Gegenteil gleich schön erklären zu können.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.05.2012 01:03
#68 RE: (7) Blick auf die Debatte Antworten

Zitat von Zettel
Ich halte viel von Bayrou und stehe im politisch näher als jedem der anderen Spitzenpolitiker Frankreichs. Aber inzwischen scheint mir, daß dieser eigenwillige Mann - Bauernsohn aus den Pyrenäen, Historiker und Autor einer Biographie von Henri IV - nie ein Machtpolitiker werden wird.

Dazu hat heute in einem Interview mit Le Monde ein langjähriger Weggefährte Bayrous aus der UDF, François Sauvadet, dies gesagt:

Zitat
Cela fait des années que Bayrou ne s'est pas confronté aux événements ni à la décision politique. François était devenu spectateur du match France, quand nous avons décidé d'être acteurs aux côtés de Nicolas Sarkozy. Mais Je n'imaginais pas qu'il serait dans un tel renoncement à ses valeurs. Au pire, je pensais qu'il serait dans le "ni ni" ? Il y a dix jours, dans Marianne, il disait que le programme de Hollande était une catastrophe et le voilà qui dit qu'il vote pour lui. Franchement, est-ce qu'on peut voter pour une catastrophe ?

Seit Jahren hat siche Bayrou nicht den Ereignissen und nicht der politischen Entscheidung gestellt. François war beim Spiel Frankreichs Zuschauer geworden, als wir uns entschlossen, an der Seite von Nicolas Sarkozy Akteure zu sein. Aber ich hatte mir nicht vorstellen können, daß er so sehr seine Werte verraten würde. Ich dachte, im schlimmsten Fall würde es das "weder - noch" wählen. Vor zehn Tagen hat er in [dem Nachrichtenmagazin] "Marianne" gesagt, das Programm Hollandes sei eine Katastrophe, und jetzt sagt er, daß er ihn wählt. Sagen Sie ehrlich, kann man für eine Katastrophe stimmen?

Aus der Sicht Sauvadets liegt Bayrous Entscheidung seine persönliche Aversion gegen die Person Sarkozy zugurnde - "L'un est dans l'action, l'autre dans la réflexion", der eine handelt, der andere denkt nach.

Das trifft es wohl. Aber ein Nachdenker, so sympathisch und anregend er ist, hat im operativen Geschäft der Politik nicht seine Aufgabe. Er soll als Publizist Einfluß nehmen, Bücher schreiben.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

05.05.2012 07:12
#69 RE: (7) Blick auf die Debatte Antworten

Zitat von Zettel
Gegen Ende wurde Hollande immer aggresiver, auch physisch lauter. Er wollte deutlich machen, daß jetzt er der Herr im Ring ist. Dazu gehörte auch dieses Dazwischenbrabbeln bei Sarkozys Schlußwort. Sie haben Recht, da hätten die Moderatoren einschreiten müssen.

Ich habe mir jetzt noch einmal die Aufzeichnung angesehen. Es war doch anders, als wir, lieber FTT, beide dachten:

Sarkozy spricht in seinem Schlußwort die Wähler Marine Le Pens an und sagt u.a., er habe diesen keine moralischen Belehrungen zu erteilen - "... des gens qui vivent dans des quartiers où je ne vis pas ou qui mettent leurs enfants dans des écoles où je ne vis pas. Pour mois il n'y a pas des sous-citoyens" (Menschen, die in Vierteln leben, in denen ich nicht lebe, und die ihre Kinder dort in Schulen schicken, wo ich nicht lebe).

Das ist die Stelle, wo Hollande dazwischenruft: "Moi non plus!" (Ich auch nicht). Das lassen die Moderatoren ungerügt.

Sarkozy redet weiter: "Ils ont le droit d'exprimer leur vote ..." (Sie haben das Recht, ihre Stimme abzugeben).

An dieser Stelle ist wieder ein Zwischenruf von Hollande zu hören: "Ils sont tous des Français, il y a identité des droits" (Sie sind alle Franzosen, es gilt gleiches Recht für alle).

Und bei diesem zweiten Zwischenruf schaltet sich der Moderator David Pujadas dann doch noch ein: "Les règles, s'il vous plaît, Monsieur Hollande. ... sa conclusion sans être interrompu" (Die Regeln, Herr Hollande. ... sein Schluwort, ohne unterbrochen zu werden).

Die Stelle dort, wo Pünktchen stehen, ist unverständlich, weil das Mikrofon auf Sarkozy geschaltet ist und dieser weiterredet. Man kann sie wohl so ergänzen: Herr Sarkozy darf sein Schlußwort sprechen, ohne unterbrochen zu werden.

Wir haben das beide vermutlich deshalb nicht bemerkt, weil die Kamera auf Sarkozy gerichtet blieb und dieser weiterredete, während Hollande und Pujadas sprachen. Nur für ein paar Sekunden - nach dem ersten Zwischenruf - war Hollande dazwischengeschnitten.

Ich hatte Pujadas' schwer zu verstehende Intervention im Hintergrund gar nicht mitbekommen und vermutlich gedacht, da rede immer noch Hollande.

Herzlich, Zettel

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.05.2012 11:39
#70 (8) Sarkozys erstaunlicher Aufschwung Antworten

Ich habe selten Umfragedaten so ungläubig gelesen wie die vom letzten Donnerstag und Freitag. Sarkozy hatte in dieser Woche nur Mißerfolge - die Stellungnahme Le Pens am Dienstag, der ausgebliebene Sieg am Mittwoch, die Stellungnahme Bayrous am Donnerstag.

Und das Ergebnis ist, daß Sarkozy am Freitag die besten Umfragewerte des ganzen Wahlkampfs hatte.

Daß sein Aufschwung - laut den sehr sorgfältigen Erhebungen von Ifop - ausschließlich den Frauen zu verdanken ist, scheint bisher noch nicht so recht in den Medien diskutiert zu werden.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

06.05.2012 12:30
#71 RE: (8) Sarkozys erstaunlicher Aufschwung Antworten

Zitat von Zettel
Ich habe selten Umfragedaten so ungläubig gelesen wie die vom letzten Donnerstag und Freitag. Sarkozy hatte in dieser Woche nur Mißerfolge - die Stellungnahme Le Pens am Dienstag, der ausgebliebene Sieg am Mittwoch, die Stellungnahme Bayrous am Donnerstag.

Und das Ergebnis ist, daß Sarkozy am Freitag die besten Umfragewerte des ganzen Wahlkampfs hatte.

Daß sein Aufschwung - laut den sehr sorgfältigen Erhebungen von Ifop - ausschließlich den Frauen zu verdanken ist, scheint bisher noch nicht so recht in den Medien diskutiert zu werden.


Es gibt noch einen anderen Punkt der sich geändert hat in den letzten Tagen und Sie, geehrter Zettel, haben darüber berichtet. Es geht um die parallel stattfindenden Wahlen in Griechenland.
Gehen diese so katastrophal aus wie angenommen, ergibt sich für die französischen Banken und damit auch für die französische Wirtschaft eine sehr ernsthafte Situation. Und es wird klar, dass die Bedenken in Bezug auf die Verweigerung eines Bail-out Griechenlands, berechtigter Weise, nie rein ökonomischer Natur waren, sondern immer auch geostrategischer. Bürger einer ehemaligen Großmacht verstehen das vielleicht leichter. Die bisherige Euro-Politik Sarkozys im Bündnis mit Deutschland steht angesichts der drohenden Gefahren ebenfalls eher besser da. Und nicht zuletzt wählen Bürger vor zu erwartenden schweren Krisen lieber den erprobten Politiker als einen sich selbstüberschätzenden, der sich als Präsident sieht, ohne gewählt zu sein.
Jedenfalls wäre dies meine Erklärung für Sarkozys Gewinne in den Umfragen.

Viele Grüße, Erling Plaethe

AldiOn Offline




Beiträge: 983

06.05.2012 14:01
#72 RE: (8) Sarkozys erstaunlicher Aufschwung Antworten

Für die ganz Ungeduldigen hier schon mal die ersten Ergebnisse: Présidentielles : Les résultats en direct - Fdesouche.com

N Sarkozy : 62,5% .... äh ja... das ist das Ergebnis von New York

Florian Offline



Beiträge: 3.136

06.05.2012 17:07
#73 RE: (8) Sarkozys erstaunlicher Aufschwung Antworten

Lieber Zettel,

eine schöne Analyse der Wahl-Mathematik.
Und sicher haben Sie im Ergebnis auch recht: ein Sieg Sarkozys ist angesichts dieser Zahlen extrem unwahrscheinlich.

Allerdings ein Hinweis:

Entscheidend für Wahlsiege sind in der Regel nicht Wählerwanderungen zwischen den Parteien.
Sondern in erster Linie die Mobilisierung der Nichtwähler.
Dass ein langjähriger Grünen-Wähler auf einmal CDU wählt ist sehr unwahrscheinlich. Dass ein enttäuschter Grünen-Wähler einfach gar nicht wählt, ist im Vergleich dazu relativ leicht möglich. Und auch, dass ein zuletzt nicht-wählender CDU-Symphatisant sich doch wieder zum Wahllokal aufmacht.

Übertragen auf Frankreich:
Die Zahl der Nichtwähler war im ersten Wahlgang zwar nicht sehr hoch. (Beeindruckende 80% Wahlbeteiligung!).
Aber das sind eben immer noch 20% Nichtwähler.
Angenommen, deren (latente) Präferenzen sind ähnlich verteilt wie in der Gesamtbevölkerung, dann sollte rund die Hälfte dem linken und die Hälfte dem rechten Lager (latent) nahe stehen.
Würde Sarkozy 20% dieser (latenten) Symphatisanten tatsächlich zur Wahl bewegen können, dann hätte er die notwendigen 2% "swing".

Auch dies halte ich für fast unmöglich. (Denn wie gesagt: 80% Wahlbeteiligung ist ja schon sehr gut. Die restlichen 20% dürften daher wirklich nur der ganz lethargische Rest sein).
Aber zumindest sind diese Wähler leichter zu gewinnen, als sagen wir mal ein Konvertierungsversuch bei einem Grünen-Wähler.

Zettel Offline




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06.05.2012 17:08
#74 Woher kommen die Schätzungen? Antworten

Zitat von AldiOn
Für die ganz Ungeduldigen hier schon mal die ersten Ergebnisse:

Jetzt kursieren im Internet und in der schweizer/belgischen frankophonen Presse die ersten Schätzungen der Umfrageinstitute. Sie geben Hollande 52,5 oder 53 Prozent.

Das sind - wenn sie stimmen - Ergebnisse von Umfragen, vermutlich am Samstag. Da dies aber auch die Ergebnisse vom Donnerstag/Freitag sind, kann es gut sein, daß jemand einfach diese Daten ins Netz stellt. Vor zwei Wochen waren diese Schätzungen sehr unzuverlässig; Marine Le Pen wurde beispielsweise mit 20 Prozent gehandelt.

Ernst wird es erst ab 18 Uhr, wenn die ersten Ergebnisse von Auszählungen vorliegen. Sie kommen folgendermaßen zustande: Die Institute haben jeweils ca 100 Wahllokale ausgewählt, deren Ergebnisse bei früheren Wahlen gut mit dem Gesamtergebnis übereinstimmten; sozusagen ein verkleinertes Modell des ganzen Frankreich. Wenn in ihnen um 18 Uhr die öffentliche Auszählung beginnt, sitzen dort Kiebitze der Institute, die mitzählen und ab ungefähr 100 Wahlzetteln die Ergebnisse an die Rechner der Institute durchgeben.

Dadurch kommen Schätzungen zustande, noch bevor die ersten Wahlbezirke ihre Ergebnisse gemeldet haben.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

06.05.2012 17:41
#75 (9) Hollandes Sieg: Kleiner Liveticker Antworten

Dieser Liveticker wird wohl wirklich ein kleiner werden. Denn so unzuverlässig die Schätzungen derzeit noch sind - wenn die Sensation eingetreten wäre und Sarkozy doch noch gesiegt hätte, dann sollte es dafür jetzt schon Anzeichen geben. Alles deutet aber darauf hin, daß es genau so ausgegangen ist, wie zu erwarten gewesen war.

(Für den ersten Eintrag habe ich eine Passage aus dem übernommen, was ich zuvor schon hier in diesem Thread gepostet hatte).

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