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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 79 Antworten
und wurde 5.050 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3 | 4
Gansguoter Offline



Beiträge: 988

08.06.2012 19:13
#51 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Auch Oliver Bierhoff hat Autobahn gesagt bzw. Kamingespräch:
http://www.welt.de/print/die_welt/sport/...EM-Kompakt.html

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.560

08.06.2012 19:19
#52 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Zitat von monty
Da es gerade so gut zum Thema passt: Auch Hansi Flick, Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft, hat jetzt Autobahn gesagt.



Polnisch autostrada
Russisch avtomagistral
Ukrainisch avtomagistral

Es steht aber zu vermuten, daß Die Betreffenden alle nur "Bahnhof" verstanden haben (russisch "Woksal", von "Vauxhall"), weil ihnen das alles böhmische Dörfer sind.

Dahlmanns Offline




Beiträge: 5

08.06.2012 19:20
#53 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Sie haben natürlich recht, was den Hinweis auf die Curzon-Linie angeht. Ich glaube allerdings nicht, daß man das Drama dieser Gegenden erfassen kann, indem man auf die Curzon-Linie verweist. Deshalb habe ich angeregt, einmal die Perspektive zu wechseln.

ESKA ( gelöscht )
Beiträge:

08.06.2012 20:42
#54 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Zitat von Dahlmanns
Ich möchte mal eine neue Front eröffnen: L'viv und Lemberg sind schön und gut, aber was ist mit Lwów?

Leider machen sich viele Deutsche (unwissentlich) die sowjetoffizielle Sicht auf die Gegenden jenseits der heutigen Ostgrenze Polens zu eigen. Vom Standpunkt eines konservativen Polen stellt sich die Sache anders dar: Durch die Westverschiebung Polens sind zwei Städte verlorengegangen, die für die polnische Kultur sehr wichtig sind, nämlich Wilno (Vilnius, Litauen) und Lwów (L'viv, Ukraine).

Weshalb schreibe ich das? Ich glaube, die Deutschen könnten die Polen besser verstehen, wenn sie sich mit deren Verlusten näher beschäftigen würden und, wenigstens zeit- und probeweise, einmal den polnischen Standpunkt einnähmen.

Je mehr Geschichtsbücher man liest, umso mehr Fronten kann man eröffnen.

Wir könnten vor einem halben Jahrtausend anfangen und fragen, wie Polen ein Weltreich „von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer“ geworden ist. Haben die Polen das allein mit der Kraft des Wortes geschafft?

Beschränken wir uns auf die letzten Hundert.
Sowie die Polen sich mit militärischer Gewalt das Land östlich der Curzon-Linie unter den Nagel gerissen hatten, begann dort die Vertreibung der Ukrainer. So wie in dieser Zeit im wiedererrichteten polnischen Nationalstaat generell Nicht-Polen in übelster Weise schikaniert, enteignet, vertrieben worden sind.
Mit Beginn des zweiten Weltkriegs gab es kein Halten mehr, da „lösten sich alle Bande frommer Scheu“. Die Unterdrückung der Nicht-Polen artete aus in Verbrechen, deren bekannteste der Bromberger Blutsonntag und das Massaker von Jedwabne sind.

Eigentlich müssten wir chronologisch über „in drei Tagen in Berlin“ reden (was in den 90ern Guide Knopp sich noch zu senden wagen durfte), aber diese Front ist mir zu Autobahn.

Kurz nach „in drei Tagen in Berlin“ habe die Russen die Grenze wieder an nach Westen verschoben. Allsogleich begannen sie mit der Schaffung einer sozial gerechten Gesellschaft und des dazu notwendigen neuen Menschen. So richtig neue Menschen konnten die natürlich nicht schaffen, aber wenigstens zur Ausmerzung des faulen Fleisches aus dem sozialistischen Volkskörper hat´s gereicht. Kein Mensch weiß, wie viele Polen den Massakern zum Opfer gefallen sind; die Toten von Katyn sind ja nicht mal die Spitze des Eisbergs.
Die Polen die es sich finanziell leisten konnten, sind aus dem Arbeiter- und Bauernparadies in den von Deutschland besetzten Teil geflohen. Das will schon was heißen, wenn man bedenkt mit welcher Brutalität die deutsche Besatzung das Land unterdrückt und ausgeplündert, wie die SS die polnischen Eliten und polnische Widerständler verfolgt hat.

Heute wissen wir, dass die Armia Krajowa eine ganz dolle demokratische antitotalitäre Widerstandstruppe war. Aber (das wird bescheiden verschwiegen) nebenbei haben die auch antiukrainischen und antilitauischen Widerstand geleistet.
In Wolhynien und Ostgalizien tobte ein unbarmherziger Kampf zwischen der Armia Krajowa und den nationalukrainischen Milizen der Ukrainischen Aufständischenarmee (UPA) um die nationale Vorherrschaft. Im Verlauf der Kämpfe fanden auf beiden Seiten "Säuberungen" statt, wurden ganze Landstriche verwüstet. Nach neueren Berechnungen starben dabei zwischen 80 000 und 100 000 Polen und etwa 15 000 bis 20 000 Ukrainer, zumeist Zivilisten. Einen ähnlichen Krieg im Krieg führte die Heimatarmee im Wilnagebiet, das die Sowjetunion nach der Annexion Polens Litauen zugeschlagen hatte, und das nach 1939 mit mehrheitlich polnischer und jüdischer Bevölkerung eine teils gewaltsame Litauisierung erlebt hatte.“

Nach dem zweiten Weltkrieg hatten die Russen dann ihre Westgrenze ganz legal auf die Curzon-Linie festgelegt (Bialystok ging wieder zurück an Polen). Nun wurden die Polen aus diesem Gebiet vertrieben mit einer Grausamkeit, die der der Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten in nichts nachstand.

Der Traum vom rassisch reinen Polen war natürlich nicht ausgeträumt. Die Deutschen wurden ganz legal vertrieben, nur mit den Juden ging das nicht so einfach. Da mussten die Polen etwas nachhelfen, ein Zeichen setzen.
Die Juden haben die Botschaft von Kielce verstanden.

Die polnische Geschichte der letzten hundert Jahre strotz nur so vor Grausamkeiten.
Wer ist der Heilige und wer der Schurke?
Wer ist Täter, wer ist Opfer?
Wollen wir wirklich, auch wenn nur diskursiv, neue Fronten eröffnen?

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.255

08.06.2012 22:31
#55 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Zitat von monty
Da es gerade so gut zum Thema passt: Auch Hansi Flick, Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft, hat jetzt Autobahn gesagt.

Finde ich nicht tragisch. Schlimm ist allerdings, dass er sich dafür entschuldigt hat, einen militärischen Begriff, wie überhaupt militärische Begriffe im Sport gang und gäbe sind, benutzt zu haben.

Und obwohl ich mit Fußball gucken nichts am Stahlhelm habe, allerdings spiele ich manchmal mit 14- 15-jährigen (die kann ich ordentlich auf die Knochen hauen, die brauchen das), wünsche ich allen Spielern ein Bombenwetter.

 
Mit freundlichem Gruß

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Wer mich ertragen kann, erträgt auch das Leben – Uwe Richard

SF-Leser Offline



Beiträge: 175

08.06.2012 23:53
#56 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Tja werte Jana,

woher das nun jeweils kommt???

Laut Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Wieden_(Wiener_Bezirksteil)
ist Wieden ja ein Bezirk der Stadt Wien, aber ob das für die Bezeichnung der Stadt Wien in verschiedenen slawischen Sprachen so richtig verständlich ist, halte ich für nicht so ganz nachvollziehbar.
Zumindest Wena (russich) hört sich ja auch ziemlich ähnlich wie Vienna (englisch) an.

Alles sehr unklar

Grüße

SF- Leser

monty Offline



Beiträge: 75

09.06.2012 00:45
#57 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Zitat von Uwe Richard

Zitat von monty
Da es gerade so gut zum Thema passt: Auch Hansi Flick, Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft, hat jetzt Autobahn gesagt.

Finde ich nicht tragisch. Schlimm ist allerdings, dass er sich dafür entschuldigt hat, einen militärischen Begriff, wie überhaupt militärische Begriffe im Sport gang und gäbe sind, benutzt zu haben.



Ich finde es auch nicht tragisch, mir ging es eher darum, dass eine Nachricht daraus gemacht wird. Nachdem ich meinen Beitrag geschrieben habe, kam die Sache übrigens noch in der Tagesschau und wurde in der anschließenden Vorberichterstattung für das Abendspiel sage und schreibe noch drei mal erwähnt. Die Aufregung darum ist einfach nur lächerlich.

Vogelfrei ( gelöscht )
Beiträge:

09.06.2012 02:26
#58 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Eine kleine Rundfunkschau zum gestrigen EM-Auftakt ergab für mich folgendes doch recht überraschende Bild: Auf den Staatspropagandasendern wurde die Stadt des ersten Spiels der DFB-Auswahl durchgehend als Lemberg (ohne jedwede Zusätze) bezeichnet - die privaten Sender hingegen bevorzugten klar den russischen Namen. Irgendwie merkwürdig. Schön langsam fange ich an, an meinem Verstand zu zweifeln. Die einen nennen Freiheit unmenschlich, andere wiederum halten sich an Gesetze nur weil sie Gesetze sind und die Staatsfunker bereiten offenbar die Eroberung von Lebensraum im Osten vor, indem sie die deutschen Namen für die dortigen Städte verwenden...

Grüße

~~~
Don't you know there ain't no devil? There's just God when he's drunk.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.06.2012 02:50
#59 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Zitat von Vogelfrei
Irgendwie merkwürdig. Schön langsam fange ich an, an meinem Verstand zu zweifeln. Die einen nennen Freiheit unmenschlich, andere wiederum halten sich an Gesetze nur weil sie Gesetze sind (...)

Freiheit ist genau deshalb nicht unmenschlich, weil sich die Menschen an die Gesetze halten.

Vogelfrei ( gelöscht )
Beiträge:

09.06.2012 03:00
#60 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Ich bin immer wieder erstaunt, zu welch unchristlichen Zeiten Sie sich hier betätigen... ;)

Danke.

Edith sagt:

Zitat
Freiheit ist genau deshalb nicht unmenschlich, weil sich die Menschen an die Gesetze halten.


Ganz ehrlich, das sagt mir leider gar nichts. Ist Freiheit nicht ein zentraler Wert ansich, bedarf sie tatsächlich Einschränkungen um menschlich zu sein?

~~~
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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

09.06.2012 04:32
#61 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Zitat von Vogelfrei
Ist Freiheit nicht ein zentraler Wert ansich, bedarf sie tatsächlich Einschränkungen um menschlich zu sein?

Ja, leider.

Wäre der Mensch hilfreich, edel und gut, dann vielleicht nicht. Dann brauchte man zwar auch Regeln des Zusammenlebens; aber alle würden sich aus Einsicht freiwillig an sie halten.

Der Mensch ist aber nicht so, wie ihn sich Rousseau vorgestellt hat und jene "Freiheitspädagogik", die beispielsweise im Gefolge der 68er Revolution gepflegt wurde.

Die Odenwaldschule war übrigens ihre exakte Implementierung. Becker und die anderen Päderasten entschieden, daß sie sich nicht an Gesetze zu halten brauchten, die ihnen nicht einleuchteten.

Vestigia terrent.

Herzlich, Zettel

Vogelfrei ( gelöscht )
Beiträge:

09.06.2012 09:45
#62 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Zitat von Zettel
Ja, leider.

Wäre der Mensch hilfreich, edel und gut, dann vielleicht nicht. Dann brauchte man zwar auch Regeln des Zusammenlebens; aber alle würden sich aus Einsicht freiwillig an sie halten.

Der Mensch ist aber nicht so, wie ihn sich Rousseau vorgestellt hat und jene "Freiheitspädagogik", die beispielsweise im Gefolge der 68er Revolution gepflegt wurde.

Die Odenwaldschule war übrigens ihre exakte Implementierung. Becker und die anderen Päderasten entschieden, daß sie sich nicht an Gesetze zu halten brauchten, die ihnen nicht einleuchteten.

Vestigia terrent.

Herzlich, Zettel


Gut, also ein typicher Fall von aneinander vorbeigeredet. Und warum? Weil doch einjeder etwas anderes unter Freiheit versteht. Für mich impliziert meine Freiheit natürlich auch die Freiheit der anderen. Aus meinem gottgegebenen Recht auf Freiheit folgt selbstverständlich die Pflicht, die der anderen zu wahren. Gesetze, die diese Pflicht konkretisieren, sind notwendig und gut - sie sind aber keine Einschränkung der Freiheit.

Helm-und Anschnallzwang, Schulzwang, Schornsteinfegerzwang, Propagandasteuer, Rauchverbot, Prohibition und und und - das sind Einschränkungen und ich sehe nicht, das unsere Gesellschaft durch ihren Wegfall unmenschlich werden würde.

Grüße

PS: Die Russen gestern, das war ja mal was... ;)

~~~
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Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.255

09.06.2012 12:36
#63 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Zitat von Vogelfrei
Gut, also ein typicher Fall von aneinander vorbeigeredet. Und warum? Weil doch einjeder etwas anderes unter Freiheit versteht. Für mich impliziert meine Freiheit natürlich auch die Freiheit der anderen. Aus meinem gottgegebenen Recht auf Freiheit folgt selbstverständlich die Pflicht, die der anderen zu wahren.


Lieber Vogelfrei,
da ist nichts von einem „typischer Fall von aneinander vorbeigeredet“. Freiheit, in seiner reinen Form, heißt: Der Stärkere hat immer recht, setzt sich immer durch. Das ist genau so bei der Demokratie in Reinform: Zwei Wölfe und ein Schaf legen fest, was es zum Abendessen gibt.

Wenn Sie meinen, die Freiheit Anderer wahren zu müssen, ehrt Sie das zwar, da Sie freiwillig Ihre Freiheit einschränken, dennoch ist diese Haltung nicht zwingend. Genau deshalb gelten Freiheit und Demokratie in einer menschlichen Gesellschaft niemals absolut. Stichworte: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.

 
Mit freundlichem Gruß

--
Wer mich ertragen kann, erträgt auch das Leben – Uwe Richard

Vogelfrei ( gelöscht )
Beiträge:

09.06.2012 14:08
#64 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Zitat von Uwe Richard
Lieber Vogelfrei,
da ist nichts von einem „typischer Fall von aneinander vorbeigeredet“. Freiheit, in seiner reinen Form, heißt: Der Stärkere hat immer recht, setzt sich immer durch. Das ist genau so bei der Demokratie in Reinform: Zwei Wölfe und ein Schaf legen fest, was es zum Abendessen gibt.

Wenn Sie meinen, die Freiheit Anderer wahren zu müssen, ehrt Sie das zwar, da Sie freiwillig Ihre Freiheit einschränken, dennoch ist diese Haltung nicht zwingend. Genau deshalb gelten Freiheit und Demokratie in einer menschlichen Gesellschaft niemals absolut. Stichworte: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.


Sehen Sie, auch Sie verstehen unter Freiheit wieder etwas völlig anderes. Das geht mehr in die Richtung von Beliebig- und Gesetzeslosigkeit.

Dadurch, daß meine eigene Freiheit die des anderen inkludiert, setze ich sie nicht absolut und nichts gibt mir das Recht, via Gewaltanwendung meinen Willen zum Schaden anderer durchzusetzen. Gesetze, die die Freiheit des Einzelnen und somit der gesamten Gesellschaft wahren sollen sind m. E. daher auch keine Einschränkung der Freiheit. Sie sind Zwang, ja, aber legitimer Zwang. Denn es ist wohl eher nicht zu erwarten, daß alle Menschen unter allen Umständen stets besonnen und vernünftig sind.

Und zu ihren Stichpunkten: Freiheit und Gleichheit schließen sich gegenseitig aus. Was ist Brüderlichkeit anderes als die weltliche Version der christlichen Nächstenliebe? Und was hat sie mit Zwang zu tun?

Grüße

~~~
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Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.255

09.06.2012 16:58
#65 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Zitat von Vogelfrei

Zitat von Uwe Richard
Lieber Vogelfrei,
da ist nichts von einem „typischer Fall von aneinander vorbeigeredet“. Freiheit, in seiner reinen Form, heißt: Der Stärkere hat immer recht, setzt sich immer durch. Das ist genau so bei der Demokratie in Reinform: Zwei Wölfe und ein Schaf legen fest, was es zum Abendessen gibt.

Wenn Sie meinen, die Freiheit Anderer wahren zu müssen, ehrt Sie das zwar, da Sie freiwillig Ihre Freiheit einschränken, dennoch ist diese Haltung nicht zwingend. Genau deshalb gelten Freiheit und Demokratie in einer menschlichen Gesellschaft niemals absolut. Stichworte: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.


Sehen Sie, auch Sie verstehen unter Freiheit wieder etwas völlig anderes. Das geht mehr in die Richtung von Beliebig- und Gesetzeslosigkeit.


Nein, tue ich nicht.

Zitat von Vogelfrei
Gesetze, die die Freiheit des Einzelnen und somit der gesamten Gesellschaft wahren sollen sind m. E. daher auch keine Einschränkung der Freiheit. Sie sind Zwang, ja, aber legitimer Zwang.

Natürlich sind die Freiheit einschränkende Gesetze Einschränkungen der Freiheit. Sie vermischen permanent die Ebenen; so kann ich nicht diskutieren.

Zitat von Vogelfrei
Und zu ihren Stichpunkten: Freiheit und Gleichheit schließen sich gegenseitig aus. Was ist Brüderlichkeit anderes als die weltliche Version der christlichen Nächstenliebe? Und was hat sie mit Zwang zu tun?

Entschuldigen Sie bitte, dass ich jetzt persönlich werden muss, aber es ist mir ein inneres Bedürfnis, quasi ein Zwang:
Sagt Ihnen die französische Revolution, oder die »Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte vom 26. August 1789« etwas?

 
Mit freundlichem Gruß

--
Wer mich ertragen kann, erträgt auch das Leben – Uwe Richard

Vogelfrei ( gelöscht )
Beiträge:

09.06.2012 20:22
#66 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Zitat von Uwe Richard
Natürlich sind die Freiheit einschränkende Gesetze Einschränkungen der Freiheit. Sie vermischen permanent die Ebenen; so kann ich nicht diskutieren.


Stimmt vollkommen, nur sprach ich nicht von Freiheit einschränkenden, sondern von diese wahrende Gesetzen. Ein kleiner, aber, wie ich denke, entscheidender Unterschied. Es ist eben nicht Teil Ihrer Freiheit jemanden auszurauben - wenn dieses Delikt und die zu folgende Bestrafung sowie die Regelung des Schadensersatz nun durch ein Gesetz konkretisiert werden, so ist dies eben keine, durch das Gesetz erfolgte, Einschränkung Ihrer Freiheit.

Zitat von Uwe Richard
Entschuldigen Sie bitte, dass ich jetzt persönlich werden muss, aber es ist mir ein inneres Bedürfnis, quasi ein Zwang:
Sagt Ihnen die französische Revolution, oder die »Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte vom 26. August 1789« etwas?


Ja, das jakobinische Gemetzel mit seinen zehntausenden Hingerichteten und dem allgegewärtigen Terror gegen alle Andersdenkenden, an dessem Ende der Götze Demokratie aus der Mottenkiste der Geschichte hervorgezaubert und auf den Schild gehoben wurde, ist mir durchaus ein Begriff. Und ja, es ist mir ein Rätsel, wie eines der dunkelsten und blutigsten Kapitel der europäischen Geschichte heute dermaßen verklärt werden kann.

Grüße

~~~
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jana Offline




Beiträge: 348

09.06.2012 22:29
#67 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Der werte SF-Leser schrieb:

Zitat
woher das nun jeweils kommt???

Laut Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Wieden_(Wiener_Bezirksteil)
ist Wieden ja ein Bezirk der Stadt Wien, aber ob das für die Bezeichnung der Stadt Wien in verschiedenen slawischen Sprachen so richtig verständlich ist, halte ich für nicht so ganz nachvollziehbar.
Zumindest Wena (russich) hört sich ja auch ziemlich ähnlich wie Vienna (englisch) an.



Mein ein diebezÿgl. tschechisches Buch vertritt die Meinung, dass das Ausgangswort das keltische Védunta sei. Das bedeutete "Wildbach", und war gleichzeitig Name eines Flusses, der bei Wien in die Donau mündet. Von diesem Védunta hätte sich dann, bei den Slawen, Viedňa (alttschech. Viedně) entwickelt, und von den Slawen hätten das dann die Deutschen übernommen (!) (ich meine: ätsch!, haha ) und auf Wien verkürzt. Die Ähnlichkeit mit dem lateinischen Vindobona soll nur zufällig sein. Erstaunlich, nich (falls es denn stimmt)?

Egal, ich wollte noch auf etwas anderes hinweisen: Die Sitte, fremde Städte, die einen bekannten deutschen Namen haben, mit dem jetzt im entsprechenden Land offiziellen Namen zu bezeichnen, hat oft auch nur den Zweck, dass man gerne mit diesen Kenntnissen imponieren möchte. Ich war erstaunt, als ich - beim Blick ins Netz / im Zusammenhang mit dieser Diskussion hier - sah, dass die Tschechen das gleiche Problem mit fremden Städten haben, für die es einen geläufigen tsch. Namen gibt. Dabei wird keiner auf die Idee kommen, die Tsch. hätten Hemmungen aus geschichtlichen Gründen.

Wenn man aber lange genug über die verschiedenen Namen einer Stadt nachdenkt (oft sind es ja mehr als zwei), so weiss man schließlich gar nicht mehr, was noch normal (unbefangen) klingt. Kennt das jemand sonst hier, oder geht es nur mir so? ... Nehmen wir das Wort Rucola. Ich weiss, das ist keine Stadt, aber egal. ;-) Es ist hier, zuerst, als italienischer Salat namens Rucola in unseren Wortschatz gekommen, bis es hieß, das sei doch nur das "altbekannte" deutsche Gemüse Rauke. Und alle Deutschen, die nach "Bratislava" (sp. Práátislááfa ;-)) fahren, essen jetzt Rauke in Milano. & ich finde diese Raukenangelegenheit dermaßen verwirrend, dass ich das Grünzeug am liebsten gar nicht mehr essen möchte.

Und da ich schon beim Thema - äh - welchem eigentlich? - bin: Wenn ich, in einer Gaststätte, 2 Tassen Espresso oder Cappuccino bestellen möchte, dann sage ich es, meistens, so wie hier geschrieben. Denn ich habe due espressi oder due cappuccini auf der Zunge, aber weiss, dass das, hierzulande, zwei Espressos oder zwei Cappuccinos heisst. Und egal, ob ich die eine oder die andere Alternative wähle: Mir kommt beides so aufschneiderisch / besserwisserisch vor ...

Frank Offline




Beiträge: 187

10.06.2012 09:28
#68 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Noch einige Anmerkungen zu Ortsnamen in Südtirol (seit 1919 italienische Provinz)

Auf der Karte "La Regione Veneta e le Alpi nostre - Dalle Fonti dell'Adige al Quarnaro - Carta etnico-linguistica pubblicata dall'Instituto Geografico De Agostini - Novara", 1915 (eine italienische Karte der "natürlichen Grenzen" Italiens) werden viele Orte in Südtirol anders bezeichnet als in der heutigen amtlichen italienischen Schreibweise, die im Faschismus unter Tolomei erfunden wurde!

Deutsch Italienische Karte 1915 Italienisch heute Latein/Ladin
Welsberg Belispergo Monguelfo
Schlanders Slandro Silandro
Sterzing Sterzen Vipiteno Vipitenum
Villnöß Funess Fúnes Villes noës
Reschen Raseno Resia
Laas Lasse Lasa
Deutschnofen Nova tedesca Nova Ponente Nova teutonica
Welschnofen Nova italiana Nova Levante Nova ladina
Latsch Lazze Laces
Burgstall Burgstallo Postal
Tschars Ciars Ciardes
Lajen (Layen) Laiano Laion
Eisack Isargo Isarco
Campill Campill Longuriú Lungariü
Villanders Folandro Villandro

Spitzenleistung der italienischen Umbennungsorgien ist natürlich die "Viehhirtenspitze" bei Naturns, die jetzt "Cima dei QUATTRO Pastori" heißen muss.
Obermais bei Meran hieß in den 1920-er Jahren zuerst "Sotto POLENTA"

>>>>
Sit intra te concordia et publica felicitas
>>>>

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

11.06.2012 11:07
#69 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Zitat von jana
Die Ähnlichkeit mit dem lateinischen Vindobona soll nur zufällig sein.


Man wird das natürlich wegen des Fehlens alter Quellen nie wirklich klären können. Aber am plausibelsten finde ich, daß die Ähnlichkeit kein Zufall ist.
Denn als die slawischen Siedler nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reichs in die Gegend kamen, werden es noch vereinzelt romanisierte Einheimische gegeben haben. D.h. sie werden "Vindobona" gehört haben - und wenn das halt ähnlich wie ihr "Wildbach" klingt, und ein passender Bach vorhanden ist, dann liegt es nahe "Védunta" zu verwenden.

Zitat
Die Sitte, fremde Städte, die einen bekannten deutschen Namen haben, mit dem jetzt im entsprechenden Land offiziellen Namen zu bezeichnen, hat oft auch nur den Zweck, dass man gerne mit diesen Kenntnissen imponieren möchte.


Das stimmt natürlich. Engländer oder Franzosen würde wohl nicht auf die Idee kommen, ihre Landsleute mit merkwürdigen ausländischen Ortsnamen imponieren zu wollen. Bei den meisten übrigen Völkern (incl. Deutsche und Tschechen) ist das wohl anders.

Allerdings betrifft das dann nur die reine Verwendung des Namens.

Was mich beim Spiegel aber besonders gestört hat, ist die Formulierung "X, das frühere Y". D.h. der Autor kennt beide Namen, hält aber einen für aktueller als den anderen bzw. meidet bewußt die Verwendung des deutschen Begriffs.
Das hat m. E. nur mit politischen Gründen zu tun.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

11.06.2012 11:56
#70 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Zitat von Frank
Spitzenleistung der italienischen Umbennungsorgien ist natürlich die "Viehhirtenspitze" bei Naturns, die jetzt "Cima dei QUATTRO Pastori" heißen muss.


Wunderbares Beispiel!

Tolomei hat mit seiner pseudowissenschaftlichen Vorgehensweise ja versucht, ethymologisch "korrekte" Namen zu schaffen. Da aber seine Sprachkenntnisse nicht mit seinem Chauvinismus Schritt halten konnten, hat das entsprechende Fehler produziert.

Instruktiv ist da das Beispiel "Welsberg".
Bei der traditionellen italienischen Version "Belispergo" wurde der deutsche Name einfach so abgewandelt, daß er im Italienischen gut aussprechbar wird. So geht das im natürlichen Sprachgebrauch. Wie halt der Englischsprecher "Munich" sagt, weil ihm das "nch" in "München" schwer über die Zunge kommt.

Tolomeis Übersetzungsversuch mit "Monguelfo" ist dagegen völlig daneben, weil "Welsberg" bestimmt nichts mit den Welfen zu tun hat.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.875

11.06.2012 12:26
#71 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Zitat von R.A.
Tolomeis Übersetzungsversuch mit "Monguelfo" ist dagegen völlig daneben, weil "Welsberg" bestimmt nichts mit den Welfen zu tun hat.

Da hat er vielleicht noch das Binnen-s der Fraktur mit dem f verwechselt?

FAB. Offline



Beiträge: 523

11.06.2012 13:09
#72 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Zitat von Emulgator
Da hat er vielleicht noch das Binnen-s der Fraktur mit dem f verwechselt?


Im Falle "Welsberg" steht das s am Silbenende, wäre daher in Fraktur rund und nicht lang, oder?

________________________________________________
Für eine demokratische Deutsche Republik!

Florian Offline



Beiträge: 3.180

11.06.2012 13:39
#73 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Zitat
Tolomeis Übersetzungsversuch mit "Monguelfo" ist dagegen völlig daneben, weil "Welsberg" bestimmt nichts mit den Welfen zu tun hat.



Meine persönliche Vermutung:

Die Namensquelle sind hier die Welser/Walser.

Ein Volksstamm aus dem Wallis, die besondere Techniken entwickelten, um in unzugänglichen Höhenlagen Viehwirtschaft zu betreiben.
Entsprechend konnten sie im Mittelalter im Alpenraum Gelände besiedeln, das - trotz wachsenden Bevölkerungsdrucks - bislang noh schlicht unbewohnt war.
Sie sind der Namensgeber für etliche, häufig unzugängliche Orte in den Alpen.
Zum Beispiel das "Kleinwalertal" oder "Vals" in Graubünden.

(http://de.wikipedia.org/wiki/Walser)

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

11.06.2012 13:56
#74 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

Zitat von Florian
Die Namensquelle sind hier die Welser/Walser.


Wohl eher nicht.
Erstens gehört Südtirol nicht zu den Walsergebieten.
Zweitens scheint der Ortsname (laut Wikipedia) schon im 12. Jahrhundert üblich gewesen zu sein, das ist lange vor den Walserwanderungen.
Und drittens liegt Welsberg nur 1100 Meter hoch, im Haupttal der Rienz, das ist keine Walsertypische Hochgebirgslage.

Florian Offline



Beiträge: 3.180

11.06.2012 14:58
#75 RE: Die Angst des Journalisten vor der Autobahn Antworten

@ R.A.:

ok, bin überzeugt.

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