Zitat von Llarian im Beitrag #23Jahrelang wurde (und wird) dafür geworben in alkoholisiertem Zustand die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen statt dem Auto.
Und? Das Konsumieren von Alkohol im Verkehrsmittel kann doch trotzdem verboten sein.
Zitat von xanopos im Beitrag #24Wer im Zug, sei am Weg zur Arbeit oder am Weg nachhause Alkohol konsumiert, hat in meinen Augen ein Problem
Offenbar können Sie sich Zugfahren nur in der Form des täglichen Pendelns zur Arbeit vorstellen ... Ist aber nicht der Punkt. Es geht Sie schlicht überhaupt nichts an, wenn jemand friedlich und ohne jemanden zu beeinträchtigen irgendetwas zu sich nimmt, was ihm gefällt.
Zitat Meinungsfreiheit haben wir noch?
Sicher. Deswegen darf ich Ihre Beleidigung auch als "dreist" bezeichnen. Das ist Teil meiner Meinungsfreiheit.
Zitat Schon mal einen Betrunkenen im Zug erlebt? Lustig für die Reisenden, das Zugpersonal und die Polzei, die extra gerufen werden muss. Ich bezahle von A nach B reisen zu dürfen, Belästigungen durch Betrunkene nehme ich als Beeinträchtigung wahr. Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt. Das Recht Suchtmittel zu konsumieren gilt nicht überall. Ich bin der Meinung, jemand hat das Recht seine Gesundheit zu ruinieren, sei es durch Alkohol, sei es durch Rauchen, sei es durch harte Drogen, er hat aber kein Recht dies überall zu dürfen, noch auf Anspruch auf besondere Therapien. Ne, selber Schuld, kein Mitleid.
Pöbelnde sind doch wohl eher eine Untermenge der Alkohol trinkenden Personen. Oder andersherum: Nicht jeder, der auch Alkohol trinkt, belästigt Mitreisende. Wegen ein paar Störenfrieden (angenommen, dies ist immer zu 100% auf Alkoholkonsum zurückzuführen) Alkohol in öffentlichen Verkehrsmitteln verbieten zu lassen ... warum nicht gleich auch Musikanlagen verbieten lassen, denn wenn ich diese nur laut genug aufdrehe, belästige ich ja auch Nachbarn?
Abgesehen davon könnte man sich eine derartige Diskussion sparen, wenn es nur privat betriebene Bahnen gäbe (die deutsche Bahn zähle ich jetzt mal nicht dazu, da das Unternehmen bundeseigen ist). Dann könnte der jeweilige Anbieter einfach selbst entscheiden, wie er das handhabt, denn er hat ja Hausrecht.
Zitat Es geht Sie schlicht überhaupt nichts an, wenn jemand friedlich und ohne jemanden zu beeinträchtigen irgendetwas zu sich nimmt, was ihm gefällt.
Richtig, das geht mich nichts an. Das interessiert mich auch nicht. Das ist nicht der Punkt. Es ist die kleine Minderheit, die trinkt und dumm auffällt, die verantwortlich ist für ein Verbot.
Zitat Sicher. Deswegen darf ich Ihre Beleidigung auch als "dreist" bezeichnen. Das ist Teil meiner Meinungsfreiheit.
Alkoholsucht wird hierzulande verharmlost. Ich benenne das Übel.
Zitat von Elektron im Beitrag #28Abgesehen davon könnte man sich eine derartige Diskussion sparen, wenn es nur privat betriebene Bahnen gäbe (die deutsche Bahn zähle ich jetzt mal nicht dazu, da das Unternehmen bundeseigen ist). Dann könnte der jeweilige Anbieter einfach selbst entscheiden, wie er das handhabt, denn er hat ja Hausrecht.
Gut, dann erlaubt ist in Zügen der DB das Trinken von Alkohol erlaubt. Warum nicht Kiffen? Oder Koksen? Oder Vögeln? Oder rituell Schächten?
Zitat Gut, dann erlaubt ist in Zügen der DB das Trinken von Alkohol erlaubt. Warum nicht Kiffen? Oder Koksen? Oder Vögeln? Oder rituell Schächten?
Abgesehen von meiner persönlichen Meinung dazu, sind diese Tätigkeiten denn im Rest der Öffentlichkeit erlaubt? Dasselbe gilt auch für den (DB) Zug oder ich würde es als Nicht-Jurist zumindest so erwarten.
Zitat von xanopos im Beitrag #29Es ist die kleine Minderheit, die trinkt und dumm auffällt, die verantwortlich ist für ein Verbot.
Das ist eine sehr gefährliche Argumentation, mit der man jeglicher Minderheit nicht nur ihr dummes Auffallen verbieten, sondern sie auch noch selbst (moralisch, finanziell, ...) für den Aufwand ihrer Bekämpfung verantwortlich machen kann. Irgendwie kommt mir diese "Logik" im Zusammenhang mit der deutschen Geschichte bekannt vor...
Verantwortlich für ein Verbot ist doch immer der, der es erläßt.
Zitat ... und nicht die Minderheit der Berufsalkoholiker.
Lieber Xanopos, ich habe schon den Eindruck, dass Sie genußfeindlich eingestellt sind, das ist Ihr Bier neee Bionade, aber bitte verschonen Sie andere mit Ihrer Kritik, die es würdigen im Zug in Ruhe bei einem Glas Riesling (ich eher Trollinger) ein Buch oder Zeitschriften zu lesen.
Ich warne Sie, ich werde alle auffordern vor der österreichischen Botschaft Ihre Landesflagge zu verbrennen, da Sie mit Ihren Äusserungen mich zutiefst verletzt haben und mir nicht den nötigen Respekt angedeien lassen.
Zitat von Nobby im Beitrag #33 die es würdigen im Zug in Ruhe bei einem Glas Riesling (ich eher Trollinger) ein Buch oder Zeitschriften zu lesen.
Das gönne ich jedem, meinetwegen auch mit einer guten Zigarre, dann aber bitte im Raucherabteil. Ich verstehe nicht, warum es solche Genussräume im Zug nicht mehr gibt, mal abgesehen von der Westbahn.
Zitat von Nobby im Beitrag #33 die es würdigen im Zug in Ruhe bei einem Glas Riesling (ich eher Trollinger) ein Buch oder Zeitschriften zu lesen.
Das gönne ich jedem, meinetwegen auch mit einer guten Zigarre, dann aber bitte im Raucherabteil. Ich verstehe nicht, warum es solche Genussräume im Zug nicht mehr gibt, mal abgesehen von der Westbahn.
Sehr geehrter Zettel, sehr verehrte Mitdiskutanten,
wieder einmal ein sehr lesenswerter Artikel, bei dem man jedes einzelne Wort unterstreichen möchte. Man könnte auch sagen, unser Gastgeber spricht mir aus der Seele. Bevor ich aber sage, worin ich mit unserm Gastgeber d‘accord gehe, möchte ich kurz doch dem verehrten Mitdiskutanten „123“ beitreten in seiner Aussage:
Zitat Ihr [der ‘68er] Aufbegehren richtete sich lediglich gegen Normen westlicher Gesellschaften, die man destabilisieren wollte.
und fragen: War der von einer Menschenmasse skandierte Chor: „USA – SA! – SS!“ wirklich etwas anderes als der Ausdruck des uralten antiwestlichen-antimarktwirtschaftlichen-antiliberalen Ungeistes, den die Generation von 1968 mit der von 1914, der von 1933 und ja, wahrscheinlich auch der von 2012 teilte und teilt? (Hier sei nur auf das Erinnerungsbuch von Götz Aly „Unser Kampf. 1968 – ein irritierter Blick zurück“ hingewiesen.)
Aber dieser Einwurf ändert ja nichts an der Kernaussage des Beitrags unseres Gastgebers:
Zitat Kratzt am Deutschen, könnte man das variieren, und ihr werdet den Untertanen vorfinden.
Ich möchte diesem Eindruck absolut beitreten und vielleicht sogar einen Erklärungsansatz anbieten, warum das so ist. Es hängt meiner Meinung nach – so kurios das klingen mag – mit dem Beitritt der DDR zur BRD zusammen. Ich hatte ja schon einmal geschrieben, dass mir als das beste Buch über die DDR das Werk "Und willst du nicht mein Bruder sein… Die DDR heute" von Timothy Garton Ash aus dem Jahr 1981 in Erinnerung geblieben ist. Dies Buch zeigt die Sicht eines liberalen Engländers auf die DDR und ist eben in bester angelsächsischer Manier eine Reportage über die Dinge, wie sie sind. Und kein Meinungsbild, wie die Dinge sein sollen. Was mir an dem Buch mit am stärksten aufgefallen ist, ist, dass der Autor die DDR nicht so sehr als einen vom Sozialismus geprägten Staat erfahren hat, sondern als einen vom Deutschtum geprägten. Dass heißt, die DDR war seiner Meinung nach, noch sehr viel deutscher als es die damalige BRD gewesen ist. Das ging vom rüden Umgangston der Volks(!)polizisten über den Stechschritt der NVA vor der neuen Wache bis hin zum Mahnmal der Dresdner Frauenkirchenruine gegen die „anglo-amerikanischen Terrorangriffe“. (Präsident Mitterand soll ja auch von „la Prusse“ gesprochen haben, wenn er die DDR meinte.)
Ich muss in diesem Zusammenhang auch an einen Bericht aus einer der Wochenschauen der DDR denken, die ich zufällig (vielleicht in der einstigen ZDF-Sendung „Damals – Vor vierzig Jahren“) einmal gesehen habe. In dem Beitrag ging es um die Ostsicht auf die damals neuen Uniformen der Bundeswehr. Und diese wurden aus der Sicht der DDR verächtlich gemacht, weil deren Uniformschnitt sich bewusst an das Vorbild der Amerikaner anlehnte, während die Uniformen der Nationalen Volksarmeen mit ihren Breeches und Knobelbechern als bewusst in der Tradition der nationalen (!) Tradition preußisch-deutscher Staatlichkeit stehend gelobt und gepriesen wurden. Die BRD war als Vasallenstaat der Westalliierten diskreditiert! Eine widerlichere Selbstentlarvung der zweiten deutschen Diktatur kann ich mir nicht denken.
Kurzum, die Bundesrepublik ist von einem Teilstaat am Rande Westeuropas zu einem Gesamtstaat im Herzen Mitteleuropas geworden. Dass damit der Blick der Deutschen weg vom gemeinsamen Weg des Westens hin zu einer Nabelschau eigener deutscher Befindlichkeiten gegangen ist, ist meiner Meinung nach evident. Evident ist auch ein damit verbundenes (Wieder-)Aufleben alter deutscher Verhaltens- und Denkmuster. Ob es aber so hat kommen müssen, ist eine Frage für die Geschichtsphilosophen…
Es ist eine böse Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet das Milieu der Bio-Linken, das 1990 aus vollem Herzen geschrien hat, dass es „nicht wiedervereinigt werden möchte“, und das mit „Nie wieder Deutschland“-Plakaten auf die Straße gegangen ist, (siehe z. B. Frau Claudia Roth), dass gerade dieses Milieu durch seinen überwältigenden Sieg bei der Einnahme der Herzen und Hirne der tonangebenden Kreise in Deutschland dafür sorgt und sorgen wird, dass Deutschland wieder deutscher und damit das (zumal geistige) Leben in diesem Land wieder enger und gar für Andersdenkende wieder ein bisschen unerträglicher wird.
Ob hier wirklich der deutsche Nationalcharakter am Werk ist, mag ich nicht beurteilen, die hier beschriebene Neigung meiner Mitmenschen aber hat mich schon immer befremdet: »Wenn ich etwas nicht tun möchte oder falsch finde, kann ich doch nur begrüßen, wenn es auch allen anderen verboten wird«, oder, etwas pointierter: »Was kümmert mich, dass man Bücher verbrennt, die ich ohnehin nicht lesen will?«
Zitat von Llarian im Beitrag #23Jahrelang wurde (und wird) dafür geworben in alkoholisiertem Zustand die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen statt dem Auto.
Und? Das Konsumieren von Alkohol im Verkehrsmittel kann doch trotzdem verboten sein.
Natürlich kann es. Es hat nur alles Konsequenzen. Ich denke es besteht Einigkeit darüber, dass es Interesse daran gibt Alkohol in Gruppen zu konsumieren. Zumindest haben diese Interesse in Deutschland etliche Millionen. Und die müssen irgendwie nach Hause kommen. Der beste Weg dazu sind öffentliche Verkehrsmittel. Wen Sie das verbieten, so verstehe ich Sie, dann ist die Konsequenz deutlich mehr Alkohol im Strassenverkehr zu finden. Mit fatalen Konsequenzen. Wenn Sie das für besser halten, ich tus nicht.
Zitat von Llarian im Beitrag #39Der beste Weg dazu sind öffentliche Verkehrsmittel. Wen Sie das verbieten, so verstehe ich Sie, dann ist die Konsequenz deutlich mehr Alkohol im Strassenverkehr zu finden.
Da verstehen sie mich falsch, ein Verbot von alkoholischen Getränken in öffentlichen Verkehrsmittel, schließt ja das Benutzen dieser von Betrunken nicht aus. Rauchen ist in der Bahn verboten, Raucher dürfen trotzdem mitfahren.
edit: Ein Verbot von Alkohol während der Pendlerstunden, schließt die Duldung von Alkohol in den Nachtzügen nicht aus.
Ein paar allgemeine Kommentare waren mir beim Lesen des Artikels und der Diskussion hier in den Sinn gekommen: 1) Das Pöbeln von Alkis in der Bahn beschränkt sich fast ausschließlich auf Fußballfans, die zu Auswärtsspielen "ihrer" Mannschaft fahren (OK, Eishockey kommt ab und zu auch vor).
2) Letztlich spielt es doch gar keine Rolle, ob Alkohol in der Bahn oder schon davor getrunken wird, vielleicht sollten eher Besoffskis grundsätzlich aus Verkehrsmitteln ferngehalten werden. Dann kann der Kegelklub im Zug auch ungestört mit Sekt anstoßen.
3) Mitbewerber der Bahn haben schon länger ein Alkoholverbot eingeführt (z.B. der Metronom)
4) Grundsätzlich stimme ich ja zu, was die deutsche Spezialtät im Verbieten angeht. Kürzlich war ich aber in Illinois mit der Bahn unterwegs. Dort waren nicht nur Alkohol und Rauchen verboten sondern auch: Essen und Trinken im Allgemeinen, Musik hören, lautes Telefonieren. Die Strafandrohungen standen direkt daneben und waren durchaus happig (dreistellige Dollarbeträge)
Zitat von xanopos im Beitrag #40Da verstehen sie mich falsch, ein Verbot von alkoholischen Getränken in öffentlichen Verkehrsmittel, schließt ja das Benutzen dieser von Betrunken nicht aus. Rauchen ist in der Bahn verboten, Raucher dürfen trotzdem mitfahren.
Ähm ... haben sie nicht eben noch ausdrücklich "von Betrunkenen belästigt gefühlt"? Und wollten deshalb gleich jeglichen Alkoholgenuss in der Bahn (abgesehen vom - eh schon abgeschafften - Raucherabteil) verbieten?
Also was wollen sie denn nun verbieten? Jeglichen Alkoholgenuss in der Bahn? Aber die sie eigentlich störenden Betrunkenen sollen kein Zugverbot bekommen?
Oder fühlen sie sich einfach von Unmengen offener und verdeckter "Berufsalkoholiker" belästigt, die ein striktes Alkoholverbot nun aus ihrer Komfortzone vertreiben könnte?
Beste Grüße, Calimero
Auch ein Nachtrag:
Zitat von xanoposedit: Ein Verbot von Alkohol während der Pendlerstunden, schließt die Duldung von Alkohol in den Nachtzügen nicht aus.
Wurden sie schon mal von nach der Arbeit heimpendelnden Alkoholkonsumenten belästigt? Oder sich vor der Arbeit einen Anzwitschernden? Es stört sie jetzt also nicht wenn im Nachtzug, der letzten Bahn, dem Lumpensammler kein Alkoholverbot mehr gilt? Wo es doch gerade da am ehesten Probleme mit enthemmten Problemfällen gibt?
---------------------------------------------------- Calimeros Rumpelkammer - Ein Raum für freie Rede und Gedanken, mittendrin im Irrenhaus.
Zitat von Am_Rande im Beitrag #37(...) Was mir an dem Buch mit am stärksten aufgefallen ist, ist, dass der Autor die DDR nicht so sehr als einen vom Sozialismus geprägten Staat erfahren hat, sondern als einen vom Deutschtum geprägten. Dass heißt, die DDR war seiner Meinung nach, noch sehr viel deutscher als es die damalige BRD gewesen ist. Das ging vom rüden Umgangston der Volks(!)polizisten über den Stechschritt der NVA vor der neuen Wache bis hin zum Mahnmal der Dresdner Frauenkirchenruine gegen die „anglo-amerikanischen Terrorangriffe“. (...)
Ich war (als Westdeutscher aus dem Süden) im Frühjahr 1989 zu einer Studienreise zum ersten und letzten Mal in der DDR und kann diesen Eindruck nur bestätigen. Daß es sich um einen sozialistischen Ostblock-Staat handelt, wußte ich natürlich vorher (das war angesichts der vorausgehenden Formalitäten, bis man endlich eingereist und gemeldet war, und der vorgeschriebenen Reiseleitung auch unübersehbar), aber es hat mich wirklich überrascht, hier noch einmal "echte" Deutsche vorzufinden, im Gegensatz zur laschen, konsumorientierten und amerikanisierten Westvariante.* Es war eine gefühlte Zeitreise in die 30er Jahre.
*Ich will hier natürlich weder den Ost- noch den Westdeutschen auf die Zehen treten, habe aber vielleicht beides in einem Satz geschafft. Entschuldigung!
Zitat von Christoph im Beitrag #38Ob hier wirklich der deutsche Nationalcharakter am Werk ist, mag ich nicht beurteilen, die hier beschriebene Neigung meiner Mitmenschen aber hat mich schon immer befremdet: »Wenn ich etwas nicht tun möchte oder falsch finde, kann ich doch nur begrüßen, wenn es auch allen anderen verboten wird«, oder, etwas pointierter: »Was kümmert mich, dass man Bücher verbrennt, die ich ohnehin nicht lesen will?«
Das trifft es genau. Bei Umfragen "Sind Sie dafür, daß XYZ verboten wird?" antworten wohl viele "Ja" als synonym mit "Ich habe an XYZ kein Interesse." Inwieweit das typisch deutsch ist, ist natürlich die Frage, aber es stimmt wohl schon, daß wir insgesamt eher in einer Tradition obrigkeitsstaatlichen Denkens als einer freiheitlichen Gesinnung nach dem Motto "my home is my castle" stehen.
Zitat von xanopos im Beitrag #40Da verstehen sie mich falsch, ein Verbot von alkoholischen Getränken in öffentlichen Verkehrsmittel, schließt ja das Benutzen dieser von Betrunken nicht aus.
Jetzt wirds aber ganz absurd. Die mögliche Belästigung durch Betrunkene war das (einzige!) Argument um eine Alkoholverbot im Zug zu rechtfertigen. Und jetzt sind genau diese Betrunkenen sehr wohl im Zug willkommen.
SIe wollen also ein gezieltes Verbot NUR für die Leute, die friedlich und nichtstörend sind.
Zitat von R.A. im Beitrag #44Die mögliche Belästigung durch Betrunkene war das (einzige!) Argument um eine Alkoholverbot im Zug zu rechtfertigen.
Was ist mit Verschmutzung? Die Dosen Bier, die Flaschen Wodka, landen meist nicht im Müll, sondern irgendwo im Zug. Die Bierpfützen sind auch nicht sehr appetitlich.
Zitat Und jetzt sind genau diese Betrunkenen sehr wohl im Zug willkommen.
Um nach Hause zu kommen, das kleinere Übel gegenüber Alkofahrern. Nicht umsonst werden Nacht-U-Bahnen (auch ein schienengebundenes Fahrzeug) in Wien gerne von Polizisten begleitet.
Zitat SIe wollen also ein gezieltes Verbot NUR für die Leute, die friedlich und nichtstörend sind.
Nee, ich möchte dass die Betrunken nachts artig nach Hause fahren, und im Zug nicht weiter Party machen. Da ist ein Verbot von alkoholischen Getränken doch hilfreich.
Zitat von Calimero im Beitrag #42Wurden sie schon mal von nach der Arbeit heimpendelnden Alkoholkonsumenten belästigt? Oder sich vor der Arbeit einen Anzwitschernden?
Ja, das wurde ich. Manche Zugfahrten sind wahrlich kein Vergnügen.
Ich glaube nicht, dass sich dieses spezielle Thema zu einem allgemeinen Aufmacher über die deutsche Verbotssucht eignet, und zwar hauptsächlich deshalb, weil hier der Sonderfall eines überwiegend eben doch noch monopolistischen Anbieters vorliegt, so dass die Grenze zwischen generellem staatlichen Verbot und durch den Eigentümer gesetzte Regeln zumindest für die Befragten keine Rolle spielt, d.h. mit dem gegenüber dem Eigentümer geäußerten Wunsch, er möge den Alkoholkonsum in seinen Zügen bitte untersagen ("Verbotsforderung") landet man hier plötzlich als Teil einer Verschwörung der 68er gegen die Freiheit.
Den Wunsch selbst kann ich übrigens durchaus nachvollziehen, denn meine (natürlich alles andere als repräsentative) aus eigenen Erlebnissen ermittelte Stichprobe weist den "friedlichen Trinker" eher als theoretische Möglichkeit aus, während praktisch alle, die so locker für sich in den Waggons Alkohol konsumieren, in der einen oder anderen Form zur Belästigung für die Mitreisenden zu werden pflegen. Statt nun der großen Mehrzahl der Mitreisenden die Pflicht aufzuerlegen, ihren Status des Belästigtseins nicht nur zu artikulieren, sondern womöglich auch noch gerichtsfest zu begründen, könnte ein Alkoholverbot, das nur eine kleine Minderheit wirklich hart trifft, für eine weitaus größere Zahl aber eine große Erleichterung darstellt, die Attraktivität des Reisens mit dem betreffenden Anbieter erhöhen. Ich jedenfalls würde einen solchen Anbieter vorziehen.
All das rechtfertigt kein staatliches Verbot, aber wie schon gesagt habe ich den Eindruck, als ob es darum in diesem Fall auch gar nicht ernsthaft geht.
Zitat von xanopos im Beitrag #20 Es obliegt einzig dem Bahnbetreiber, ob er Alkohol in seinen Zügen zulässt. Der hat das Wohl der Gesamtheit seiner Kunden im Sinne, und nicht die Minderheit der Berufsalkoholiker.
Davon mal ab das Alkoholiker unter einer Krankheit leiden und in den wenigsten Fällen durch Agression und Vandalismus auffallen (weil die ihren Pegel gewohnt sind und sich beherschen können), so frage ich mich tatsächlich ob das einzig dem Bahnbetreiber unterliegt oder ob hier der Kontrahierungszwang nicht höher zu bewerten ist: Jahrelang wurde (und wird) dafür geworben in alkoholisiertem Zustand die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen statt dem Auto.
Man muss zwischen dem Kontrahierungszwang und einer evtl. Sittenwidrigkeit der AGB ("Beförderungsbedingungen") differenzieren. Der K-Zwang verhält den Monopolisten nicht von vornherein dazu, von seinen AGB abzusehen; er darf nur nicht von einem Vertragsschluss abstehen, wenn der potenzielle Partner bereit ist, zu diesen AGB (bzw. bei Ermangelung solcher: zu üblichen Bedingungen) zu kontrahieren. Der K-Zwang transformiert quasi den Gleichheitssatz (der als Grundrecht eigentlich nur den Staat bindet) ins Zivilrecht - mal ganz schlampig, aber hoffentlich verständlich formuliert (mittelbare Drittwirkung, um den Terminus nachzureichen).
Da dies natürlich dem Monopolisten die Möglichkeit böte, den K-Zwang durch entsprechende AGB faktisch zu unterlaufen, muss es hier eine sehr strenge Sittenwidrigkeitskontrolle geben (daneben existiert natürlich auch eine wettbewerbsrechtliche Problematik): Hier muss man m.E. folgende Fallgruppen unterscheiden:
1. Betrunken Einsteigende, die im Bus/Zug nicht mehr trinken: Diese per AGB (oder auch im Einzelfall) von der Beförderung auszuschließen wäre wohl sittenwidrig, weil sie - wie Sie richtig schreiben - ja keine andere legale Möglichkeit der Fahrzeugbenutzung haben und es somit letztlich verunmöglicht würde, Alkohol außerhalb der eigenen Wohnung bzw. außerhalb der Fußgehdistanz zu konsumieren. Pöbelnde und randaliernde Zeitgenossen müssen natürlich nicht mitgenommen werden: Eine entsprechende Klausel ist sachlich gerechtfertigt bzw. es ist bei einem Beförderungsvertrag in einem öffentlichen Verkehrsmittel eine gewöhnlich bedungene (und deshalb keiner ausdrücklichen Vereinbarung bedürftige und auch nicht zu beanstandende) Abrede, dass sich der Fahrgast nicht (grob) sozialinadäquat verhält.
2. Trinken im Bus/Zug: a. Im Fernverkehr würde ich für Sittenwidrigkeit argumentieren, weil dadurch jemand in unverhältnismäßiger Weise von einem sozial und kulturell (noch?) akzeptierten Tun abgehalten wird, durch den per se niemand anderer beeinträchtigt wird. Zettel hat ganz Recht, wenn er auf die Franzosen verweist, die halt auch schon zum Mittagessen Wein trinken, und sei es nur der berühmte fond de verre. b. Im Nahverkehr wird ein Trinkverbot wohl nicht sittenwidrig sein, weil hier die Beeinträchtigung der trinklustigen Fahrgäste (die nur vergleichsweise kurze Zeit auf ihren Genuss verzichten müssen) nicht die möglichen Beeinträchtigungen des Eigentums der Transportgesellschaft (durch Rotweinflecken, Erbrochenes etc.) oder deren Schutz- und Sorgfaltspflichten gegenüber den anderen Fahrgästen überwiegt.
Ist aber letztlich - wie fast immer - Argumentationssache.
<ironie> Immerhin gewinnen (oder behalten) wir im Gegenzug (vermutlich) die Freiheit - in Form einer ausdrücklichen Erlaubnis -, Säuglinge zu beschneiden. Ob das auch im Zug gelten soll, lässt sich aber noch nicht mit Sicherheit sagen. </ironie>
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