Kürzlich erst ging es gegen ungesundes Essen; und schon in der Diskussion zu diesem Artikel hier im Forum schwante es einigen, daß wohl als nächstes der Alkohol ins Visier der Tugendwächter geraten würde.
Ich bin sicher, für die viele der Befürworter sehen auch ein solches Alkoholverbot in Zügen als eine soziale Wohltat, als Hilfsaktion für all die armen Sünder, die es einfach nicht lassen können, zu Alkohol (und Zigarette) zu greifen. Da muss natürlich nachgeholfen werden; am liebsten mit Zwang. Denn ein solches Verbot hat disziplinierende Wirkung; es schafft öffentliche Ordnung; bei Verstößen können diejenigen an den Pranger gestellt werden, die sich "unbelehrbar" zeigen.
Das - aus der Sicht der Verbotsbefürworter Geniale - ist ja, dass man unter dem Vorwand des Gesundheitsschutzes (und auch Klimaschutzes) in alle Lebensbereiche eingreifen kann. Die Ausweitung des Alkoholverbots auch auf Züge ist das nur ein weiterer logischer Schritt. Ist dieser erst getan, ist noch nicht Halt gemacht: Warum eigentlich nicht auch gleich Alkoholkonsum im gesamten öffentlichen Raum verbieten? Warum eigentlich nicht das Rauchen im Auto, später auch in privaten Räumlichkeiten verbieten? (Man - dh der Staat - muss ja schließlich die Kinder vor ihren bösen Eltern schützen.)
Was mich am meisten schockiert, ist, dass viele Menschen, die so wie ich Mitte 20 sind, es hier in Österreich gar nicht richtig glauben können, wenn ich in Diskussionen, in denen es um Verbote geht, argumentiere, es gehe nicht darum, ob ich persönlich in der Sache betroffen sei (ich bin bspw. Nichtraucher und überzeugt von den gesundheitlichen Schäden, die das Rauchen bei Rauchern verursacht; Passivrauchen ist da schon ein anderer Aspekt. Daraus resultiert aber nicht automatisch, dass ich für möglichst flächendeckende Rauchverbote eintrete). Mehr als einmal wurde ich mit Blicken, aus denen blankes Unverständnis sprach, bedacht, wenn ich meinte, man müsse Acht geben, ob man den Geist des Verbietens aus der Flasche lassen wolle; denn dieser Verbotsgeist verflüchtigt sich dann sehr rasch - wie die Vergangenheit oft und allzu eindringlich gezeigt hat - und kriecht selbst in Nischen, in denen man ihn nicht einmal als großer Pessimist vermutet hätte.
Kurzum: Es mangelt - vor allem jungen Menschen, zu denen auch ich mich zähle - an dem Bewusstsein der eigenen Freiheiten und an dem Selbstverständnis, dass diese verteidigt werden müssen; wenigstens argumentativ im öffentlichen Diskurs. Aber das ist natürlich nichts Neues; es wurde in diesem Forum schon oft diskutiert.
Ich bin mittlerweile skeptisch, ob es ein rechtzeitiges Erwachen weiter Teile der Bevölkerung geben wird; ob also eine Gegenbewegung bald diese Verbotswelle stoppen wird. Der Mensch lernt aus Fehlern vergangener Generationen nicht annähernd so viel wie aus eigenen Fehlern. Die Hingabe der deutschen Bevölkerung an immer mehr Verbote vor mehreren Jahrzeiten birgt insofern nicht mehr recht viel abschreckendes Potential. Vielleicht muss der Wahnsinn des Verbietens erst überdeutlich werden, bevor es wieder zu einem Befreiungsschlag kommen kann. In Ländern wie Deutschland und Österreich, wo es eine größere Disposition für die zugrundeliegende Verbotsmentalität zu geben scheint, könnte es noch ein bisschen länger dauern als in anderen Ländern.
Trotz dieser pessimistischen Haltung werde ich mich aber natürlich weiterhin tatkräftig gegen Verbote wie die von Zettel erwähnten zur Wehr setzen ;)
Schon mal einen Betrunkenen im Zug erlebt? Lustig für die Reisenden, das Zugpersonal und die Polzei, die extra gerufen werden muss. Ich bezahle von A nach B reisen zu dürfen, Belästigungen durch Betrunkene nehme ich als Beeinträchtigung wahr. Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt. Das Recht Suchtmittel zu konsumieren gilt nicht überall. Ich bin der Meinung, jemand hat das Recht seine Gesundheit zu ruinieren, sei es durch Alkohol, sei es durch Rauchen, sei es durch harte Drogen, er hat aber kein Recht dies überall zu dürfen, noch auf Anspruch auf besondere Therapien. Ne, selber Schuld, kein Mitleid.
xanopos: Also ins Röhrchen blasen um in den Zug einsteigen zu dürfen? Jedenfalls nach meiner (begrenzten) Erfahrung übersteigt der Anteil derjenigen, die wirklich betrunken einen Zug besteigen, bei weitem den derjenigen, die sich im Zug in diesen Zustand bringen. Wenn es denn wirklich um die Belästigung geht, müsste man alkoholisiertes Zugfahren verbieten. Ganz davon abgesehen, dass man dabei all diejenigen, die trinken können ohne ihre Mitreisenden zu belästigen, in Mitleidenschaft zieht.
Nachtrag: Und auch davon abgesehen, dass man alkoholische Getränke auch einfach umfüllen kann. Wenn alkoholisiertes Zugfahren nicht verboten ist, wer will dann prüfen, ob in der gefärbten Plastikflasche auch tatsächlich Saft oder Wasser (und nicht etwa Bier) ist? Verbot, alkoholische Getränke im Zug mitzuführen und zur Durchsetzung allgemeine Gepäckkontrollen?
Zitat von xanopos im Beitrag #3Schon mal einen Betrunkenen im Zug erlebt? Lustig für die Reisenden, das Zugpersonal und die Polzei, die extra gerufen werden muss.
Naja. Aber was, lieber xanoros, hat das mit der Frage zu tun, ob, sagen wir, eine Kegelgruppe, die ein Wochenend-Kurzurlaub macht, zu Beginn ihrer Bahnfahrt sich mit Sekt auf die zwei schönen Tage einstimmen darf?
Was hat es damit zu tun, ob ich im Speisewagen ein Pils oder einen Frankrenwein zum Essen trinken darf?
Zitat von xanopos im Beitrag #5Ob im Zug getrunken werden darf oder nicht entscheidet immer noch der Eigentümer.
Dem Eigentümer steht es natürlich frei, darüber zu entscheiden. Wenn dem Eigentümer aber von staatlicher Seite vorgeschrieben werden soll, wie er sich zu entscheiden hat, sieht die Sache doch etwas anders aus.
Zitat Naja. Aber was, lieber xanoros, hat das mit der Frage zu tun, ob, sagen wir, eine Kegelgruppe, die ein Wochenend-Kurzurlaub macht, zu Beginn ihrer Bahnfahrt sich mit Sekt auf die zwei schönen Tage einstimmen darf?
Was hat es damit zu tun, ob ich im Speisewagen ein Pils oder einen Frankrenwein zum Essen trinken darf?
Das Problem liegt wie meistens nicht in dem Normalfall, sondern im Extremfall.
"Stimmt sich" die Kegelgruppe nicht nur ein, sondern besäuft sich sinnlos und entwickelt dabei ein hohes Potenzial an Aggressionen, dann ist der Eigentümer - die Bahn - verpflichtet einzugreifen.
Bietet die Bahn selber Alkohol an, so ist es wohl ein Problem zu argumentieren, dass man sich Auswüchsen entgegen stellen will, aber gleichzeitig vom Alkohol profitieren will. Hier haben wir es also mit einem öffentlichen Meinungsdruck zu tun, der entsteht, wenn etwas passiert. Ob die Bahn diesem nachgeben soll oder nicht, sei dahingestellt. Aber in der deutschen Öffentlichkeit ist eine differenzierte Darstellung schwierig. Und die Bahn ist immer noch sehr abhängig von der öffentlichen Meinung.
Jeder Vorfall, der durch den Egoismus von Leuten hervorgerufen wird, die ihre eigenen Grenzen nicht kennen oder bwusst ignorieren, schadet der Bahn und nicht den Auslösern.
Zitat von xanopos im Beitrag #5Ob im Zug getrunken werden darf oder nicht entscheidet immer noch der Eigentümer.
Dem Eigentümer steht es natürlich frei, darüber zu entscheiden. Wenn dem Eigentümer aber von staatlicher Seite vorgeschrieben werden soll, wie er sich zu entscheiden hat, sieht die Sache doch etwas anders aus.
Hinzu kommt das Problem des Monopols. Wenn, sagen wir, fünf Buslinien eine Strecke befahren, dann mag jede entscheiden, ob ihre Passagiere Alkohol trinken, singen oder schunkeln oder rauchen dürfen, oder ob vielleicht alle grau gekleidet sein müssen. Das regelt dann der Markt.
Aber wo ist der Markt, wenn jemand die Deutsche Bahn nicht benutzen möchte, weil sie als Eigentümer das Rauchen verbietet? Oder sie als Eigentümer auf den Gedanken kommt, das Pils zum Essen zu untersagen?
Zitat von ThomasM im Beitrag #8"Stimmt sich" die Kegelgruppe nicht nur ein, sondern besäuft sich sinnlos und entwickelt dabei ein hohes Potenzial an Aggressionen, dann ist der Eigentümer - die Bahn - verpflichtet einzugreifen.
So ist es, lieber ThomasM. Und ebenso ist sie zum Eingreifen verpflichtet, wenn jemand aggressiv wird, ohne Alkohol getrunken zu haben.
Sie weisen zu Recht darauf hin, daß es um Extremfälle geht. Aber diese erfordern eben Regelungen für Extremfälle und nicht generelle Regelungen.
Zitat von Zettel im Beitrag #6Naja. Aber was, lieber xanopos, hat das mit der Frage zu tun, ob, sagen wir, eine Kegelgruppe, die ein Wochenend-Kurzurlaub macht, zu Beginn ihrer Bahnfahrt sich mit Sekt auf die zwei schönen Tage einstimmen darf?
Was hat es damit zu tun, ob ich im Speisewagen ein Pils oder einen Frankrenwein zum Essen trinken darf?
Herzlich, Zettel
Wie schon oben geschrieben, die Regel im Zug macht der Bahnbetreiber. Und die Dosis macht das Gift, wer im Rahmen des gesellschaftlich akzeptierten Benehmens bleibt, wird wohl auch die Regeln ein wenig beugen können. Aber nur wenn der Schaffner mitspielt, und davon gibts ja ein paar spezielle Exemplare ...
Sehen wir es positiv. Der Ausblick in die Zukunft (nach dem Motto: "die interessiert mich sehr, ich werde dort den Rest meines Lebens verbringen"), wie er sich auf TV-Bildschirmen darbot, war in der letzten Zeit ja etwas...verengt & klang eher so: _____ Das Sahara-Projekt (Rolle: Graf Leo Waldegg) [1993] "Forscher Thomas Altenburg, der seit Jahren an seinem sogenannten 'Sahara-Projekt' arbeitet, will Europa mit Solarstrom aus der Wüste versorgen, um zu retten, was noch zu retten ist. Die befürchteten Klimakatastrophen sind bereits eingetroffen: Sylt versinkt im Meer, Polkappen schmelzen. Altenburg hofft auf die Hilfe seines Erzrivalen Graf Leo Waldegg, gespielt von Michael Degen." (rk) _____
- und da der Meeresspiegeldurchschnittsanstiegsquotient sich so gar nicht an die Klimaabkommen halten will, wie in diesem Forum öfters ausgeführt, entfällt auch das letzte Quentchen Grund, sich derlei anzutun. Jetzt aber -
Zitat von xanopos im Beitrag #3Schon mal einen Betrunkenen im Zug erlebt?
Ja. Und das kann (muß nicht) stören. Wie sonst im Leben auch - Betrunkene kommen überwiegend außerhalb von Zügen vor.
Zitat Ich bezahle von A nach B reisen zu dürfen, Belästigungen durch Betrunkene nehme ich als Beeinträchtigung wahr.
Völlig zu Recht. Dann ist aber das konkrete Verhalten des Betrunkenen das Problem (ähnlich wie das Verhalten von Nüchternen manchmal ein Problem sein kann). Und wenn jemand ausfällig wird (egal ob betrunken oder nüchtern), dann kann man Konsequenzen gegen ihn fordern. Sonst nicht.
Zitat Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.
Richtig. Und Ihre Freiheit ist überhaupt nicht tangiert, wenn jemand friedlich ein alkoholisches Getränk zu sich nimmt. Es gibt daher NULL Rechtfertigung für ein Verbot.
Um zu beurteilen, ob die Verbotsneigung gestiegen ist, müsste man noch untersuchen, wie sich der zugrundeliegende Mißstand entwickelt hat. Besaufen sich inzwischen mehr Zugreisende als früher? Wird an den Sitzplätzen mehr getrunken und im Restaurant weniger? Dann würden auch bei gleichbleibender Illiberalität mehr Leute ein Verbot verlangen.
Wenn eine Entwicklung ganz aus dem Ruder läuft, greift zuletzt auch der Liberale zum Verbot.
Zitat von R.A. im Beitrag #13Und Ihre Freiheit ist überhaupt nicht tangiert, wenn jemand friedlich ein alkoholisches Getränk zu sich nimmt. Es gibt daher NULL Rechtfertigung für ein Verbot.
Die Betonung liegt auf friedlich. Gibt es Verschmutzung, Vandalismus, Belästigungen oder gar Handgreiflichkeiten, die auf Alkoholkonsum zurückzuführen sind, dann ist ein Verbot zumindest in meinen Augen gerechtfertigt.
Zitat von R.A. im Beitrag #13Und Ihre Freiheit ist überhaupt nicht tangiert, wenn jemand friedlich ein alkoholisches Getränk zu sich nimmt. Es gibt daher NULL Rechtfertigung für ein Verbot.
Die Betonung liegt auf friedlich. Gibt es Verschmutzung, Vandalismus, Belästigungen oder gar Handgreiflichkeiten, die auf Alkoholkonsum zurückzuführen sind, dann ist ein Verbot zumindest in meinen Augen gerechtfertigt.
Nahezu jede Form von Belästigung, Verschmutzung, Handgreiflichkeiten u.dgl. lässt sich auf die Freiheit die eigene Wohnung zu verlassen zurückführen. Gehört das dann auch verboten, oder falls nein, wo ist der grundlegende Unterschied? Das, wohlgemerkt, aus der Sicht eines staatlichen Verbots betrachtet.
Zitat von Kallias im Beitrag #14Um zu beurteilen, ob die Verbotsneigung gestiegen ist, müsste man noch untersuchen, wie sich der zugrundeliegende Mißstand entwickelt hat.
Völlig richtig. Aber wahrscheinlich gibt es dazu überhaupt keine vernünftigen Zahlen. Solche Probleme werden oft nur in der Presse zum Thema, weil ältere, schwerwiegendere Probleme gelöst wurden ...
Zitat Besaufen sich inzwischen mehr Zugreisende als früher?
Ich weiß es nicht, aber subjektiv habe ich den Eindruck, daß es deutlich weniger sind. Alleine schon durch den weitgehenden Wegfall der Wehrpflichtigen in den Freitags-Zügen.
Zitat von xanopos im Beitrag #15Die Betonung liegt auf friedlich.
Falsch. Die Betonung liegt auf "Alkohol". Denn der soll verboten werden, explizit auch in der (viel häufigeren!) friedlichen Form.
Zitat Gibt es Verschmutzung, Vandalismus, Belästigungen oder gar Handgreiflichkeiten, die auf Alkoholkonsum zurückzuführen sind, dann ist ein Verbot zumindest in meinen Augen gerechtfertigt.
Heißt das nun, daß sie Verschmutzung, Vandalismus etc. erlauben wollen, nur weil jemand nüchtern ist? Doch wohl nicht.
Sondern alle diese Sachen sind bereits verboten, für Nuchterne und für Betrunkene. Dieses Verbot ist gerechtfertigt und bleibt bestehen.
Ein zusätzliches Verbot des friedlichen Alkoholtrinkens ist dagegen unbegründet.
Passend dazu ein alter Spruch: „In Deutschland ist alles verboten, was nicht ausdrücklich erlaubt ist. In Frankreich ist alles erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist. In Italien ist alles erlaubt, auch wenn es ausdrücklich verboten ist“
Zitat von R.A. im Beitrag #18Falsch. Die Betonung liegt auf "Alkohol". Denn der soll verboten werden, explizit auch in der (viel häufigeren!) friedlichen Form.
Es obliegt einzig dem Bahnbetreiber, ob er Alkohol in seinen Zügen zulässt. Der hat das Wohl der Gesamtheit seiner Kunden im Sinne, und nicht die Minderheit der Berufsalkoholiker.
Zitat von xanopos im Beitrag #20Es obliegt einzig dem Bahnbetreiber, ob er Alkohol in seinen Zügen zulässt.
Das wurde hier schon geklärt: Wenn es echten Wettbewerb auf der Schiene gäbe, könnte jeder Betreiber das nach Hausrecht klären. Ein Quasi-Monopolist kann nicht nach Belieben diskriminieren.
Zitat die Minderheit der Berufsalkoholiker.
Ich finde es schon ziemlich dreist, die große Mehrheit im Lande, die in Maßen und friedlich Alkohol konsumiert, als "Berufsalkoholiker" zu diffamieren.
Verbieten - das steht in einem übergeordneten Zusammenhang
Obama-Vergötterung, Atomausstieg, Klimaangst, Genphobie, Genderismus, Nachtflugverbote, immer mehr Tempolimits, Rauchverbote, und ganz besonders politkorrekte Sprachregelungen, die es inzwischen unmöglich machen selbst existenzielle Probleme anzusprechen ohne wirtschaftliche und soziale Risiken einzugehen.
Der rote Faden in all dem ist: Vorschriften und Kontrolle von oben lösen Probleme, Risiken und Belästigungen elemenieren aus Prinzip, egal wie groß sie tatsächlich sind. Was man als falsch erachtet muß weg, das graduelle Agieren wird zurückgedrängt zu Gunsten des prinizpiellen.
Ausdruck von Obrigkeitsgläubigkeit korreliert mit Verweigerung und Unfähigkeit zur Eigenverantwortung. Je geringer diese, umso mehr Verantwortung wird übertragen auf eine Gesellschaft, die sich um alles kümmert bis ins letzte Lebensdetail. Aber auch Ausdruck von Verlangen, in einem möglichst geschlossenen Kollektiv zu leben, in welchem Autoritätsstruktur zugleich ein Gefühl der Geborgenheit und Orientierung auslöst. Relativ Ich-schwache Persönlichkeiten mögen sowas. Untertanen eben.
Nur scheinbar waren die 68iger Normaufbrecher. Ihr Aufbegehren richtete sich lediglich gegen Normen westlicher Gesellschaften, die man destabilisieren wollte. Die Mitläufer erkannten nicht die dahinter stehende Absicht. Bis heute nicht. Tatsächlich sympathisierten die politischen 68iger mit ultraautoritärern Systemen, die vor Unterdrückung, Folter, Mord und Genozid nicht zurückschreckten um eine Welt zu erschaffen, die sie für besser hielten. US-Napalm war schlecht - 80-100 Millionen Morde durch sozialistische Regime kein Thema, was bis heute die übliche Sichtweise ist.
Wen sprechen Ideologien an, die das Verhalten von Menschen bis ins letzte Alltagsdetail kontrollieren ?
Es geht um Selbstbestätigung: Man vertritt etwas Gutes. Lust an der Kontrolle über andere, der anklagende, zustechende Zeigefingertypus, Sinnbild autoritär-repressiven Spießertums. Heute markant ausgeprägt im gutmenschlich-ökolinken Millieu. Profilierung im Sinne anerkannter Norm ist ideal für jeden, den es zu den Pfründen gut bezahlter Staatsämter zieht, sowie um sich im demokratisch-politischen Konkurrenzkampf zu profilieren.
Der demokratische Wettbewerb begünstigt die Ausbreitung von Verbotskultur, ebenso wie die Staatsgläubigkeit, wenn diese zuvor als sinnvoll und nützlich verinnerlicht wurden vom Großteil der Bevölkerung und/oder den medialen Multiplikatoren (letztere sind entscheidend, die Bevölkerung plappert irgendwann den Medien nach). Folglich wird gradezu erwartet, daß "die da oben" sich "um uns kümmern" sollen.
In den USA gibt es noch welche die sagen: "Wir kümmern uns um uns selbst". Die mittlerweile in Europa verhassten US-Konservativen und Tea-Party-Anhänger bilden noch einen Gegenpol zu Obama, der als Repräsentant des als Wohlfahrtsstaat getarnten Systems staatlicher Einmischung, Kontrolle und Machtausweitung gefeiert wird. Er bestätigt das eigene Weltbild des deutschen staatsgläubigen Untertanen, mit rund 90% Zustimmung.
Staatsgläubigkeit steht in engem Zusammenhang mit dem Menschenbild eines nur unzureichend zur Eigenverantwortung fähigen Individuums. Was sogar zutrifft, wenn man Menschen nicht zur Eigenverantwortung erzieht. Wohlfahrtsstaat und antiautoritäre Erziehung untergraben jedoch Tugenden wie Selbstdisziplin und Leistungswillen, und belohnen Abhängigkeit von staatlicher Fürsorge. Womit die Notwendigkeit von noch mehr Staat wiederum begründet wird.
Die Verbots- und Gängelungsideologie hat es leicht, sie ist gradezu in uns angelegt. Menschen leben in Gemeinschaften, und diese müssen sich Strukturen geben, um ihr Verhalten zum gegenseitigen Nutzen organisieren zu können. Die Liberalität westlicher Gesellschaften ist historisch und global die große Ausnahme, und die Tea-Parties deren "Extrem". Pendelt man nun in Europa, insbesondere in Deutschland, etwa nur zurück auf den Normalzustand ?
Das Aufbegehren der 68iger hat seinen Zweck erfüllt. Die Machtelite ist personell ausgetauscht, die Werte ebenfalls weitgehend. Jetzt gilt es macht- und kulturpolitische Weichenstellungen abzusichern, die eingeschlagene Richtung zu bestätigen. Indem man die Bevölkerung zu kritiklosem Gehorsam erzieht, zu blindem Vertrauen, daß die Maßnahmen der politmedialen Machtelite zum eigenen Nutzen sei.
Bei Rauchverboten ist das so schön einleuchtend. Ist das Schema erst einmal etabliert, lässt es sich mit immer neuen Inhalten füllen. Ernährungsvorschriften, Klimaschutz, ect. Als logischer nächster Schritt muß der Sorge um das körperliche Wohl auch die um das Geistige folgen. Schutz vor Gedankenmüll, besonders wenn dieser aus neoliberalen und rechten Ecken kommt.
Das Streben nach Weltverbesserung ist ein sehr dynamischer Prozeß. Anfangs durchaus mit Nutzen, jedoch mit Neigung zur normativen Erstarrung. Die Tendenz das alltägliche Leben durch immer mehr Verbote zu organisieren, ist Ausdruck einer Mentalität der Einschränkung, dem Gegenpol zur Entfaltung. Man verliert Freiheit und gewinnt scheinbar Sicherheit.
Westeuropa verliert rasant das, was es einst ausgezeichnet hat und seinen Wohlstand verdankt. Innovationskraft und Leistungsbereitschaft. Die Verbotslust ist neben dem Nutzen für die Machtelite auch Ausdruck von Erstarrung und Angst davor, Herausforderungen nicht bewältigen zu können. Der ökolinke Gutmensch ist zugleich auch ein Angstmensch, zwar mit Zeigefinder, aber voller Ängste vor allerlei Gefahren, denen er sich hilflos ausgeliefert wähnt, und dann trotz feministischer Genderüberzeugung an der starken Hand von Vater Staat durch´s Leben geleitet werden möchte.
Zitat von xanopos im Beitrag #20 Es obliegt einzig dem Bahnbetreiber, ob er Alkohol in seinen Zügen zulässt. Der hat das Wohl der Gesamtheit seiner Kunden im Sinne, und nicht die Minderheit der Berufsalkoholiker.
Davon mal ab das Alkoholiker unter einer Krankheit leiden und in den wenigsten Fällen durch Agression und Vandalismus auffallen (weil die ihren Pegel gewohnt sind und sich beherschen können), so frage ich mich tatsächlich ob das einzig dem Bahnbetreiber unterliegt oder ob hier der Kontrahierungszwang nicht höher zu bewerten ist: Jahrelang wurde (und wird) dafür geworben in alkoholisiertem Zustand die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen statt dem Auto. Eine absolut sinnvolle Forderung und Idee. Und jetzt soll das alles konkateriert werden, weil es einige Leute nicht ertragen können, dass andere eine Droge konsumieren ? Wollen wir die alle wieder auf der Strasse haben ?
Übrigens: Schon mal in einem Soldatenzug gefahren ? Da brauchts keinen Alkohol um eine richtig miese Zugfahrt zu erleben. Vielleicht verbieten wir die gleich mit ?
Zitat von R.A. im Beitrag #21Ich finde es schon ziemlich dreist, die große Mehrheit im Lande, die in Maßen und friedlich Alkohol konsumiert, als "Berufsalkoholiker" zu diffamieren.
Wer im Zug, sei am Weg zur Arbeit oder am Weg nachhause Alkohol konsumiert, hat in meinen Augen ein Problem, und muss sich die Bezeichnung "Berufsalkoholiker" gefallen lassen. Meinungsfreiheit haben wir noch?
Zitat Das wurde hier schon geklärt: Wenn es echten Wettbewerb auf der Schiene gäbe, könnte jeder Betreiber das nach Hausrecht klären.
Zitat von R.A. im Beitrag #21Ein Quasi-Monopolist kann nicht nach Belieben diskriminieren.
Dem möchte ich allerdings widersprechen. Solange die grundsätzliche Möglichkeit für andere Anbieter besteht, den Alkoholkonsum in ihren Räumlichkeiten zu erlauben, sehe ich das Problem nicht. Ob es sich dabei jetzt um Bus, Taxi, Flugzeug oder was auch immer handelt, spielt dabei nicht wirklich eine Rolle. Der Alkoholkonsument hat so wenig ein Recht auf Alkoholkonsum in Transportmittel X, wie etwa der Nichtraucher in Restaurant Y. Jedenfalls nach meiner Erinnerung hat bspw. der Busverkehr einen deutlich größeren Anteil am gesamten öffentlichen Verkehr, als etwa die Nichtraucherrestaurants und -kneipen vor dem Rauchverbot. Wenn man das Monopol als problematisch ansieht, dann kann meiner Ansicht nach das Ziel nur sein, die (grundsätzliche) Möglichkeit für alternative Anbieter zu schaffen, das Monopol zu brechen.
Und ich kann es mir dann doch - allgemein in Bezug auf dieses Thema - nicht verkneifen, in Bezug auf Diskriminierung darauf hinzuweisen, dass es auch durchaus westliche demokratische Länder gibt, in denen man ein Schild "keine Ausländer" (oder auch "keine (Staatsbürger dieses Landes)") an seinem Laden aufhängen kann, ohne dafür Bußgelder oder weitergehende Strafen riskieren zu müssen. Nur um mal ein bisschen aufzuzeigen, wie weit wir uns hier wirklich schon von der Freiheit des Eigentümers verabschiedet haben.
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