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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 92 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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bskf Offline



Beiträge: 51

25.02.2013 10:15
#76 RE: Furor teutonicus Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #52
Zitat von bskf im Beitrag #51

Zitat von TF im Beitrag #48
Und warum soll das fürs ganze Land einschließlich Industrie funktionieren, wenn es die Ökospinner nicht einmal im eigenen Haus können?

Es gibt etliche "Spinner", die dies "bei sich zu Hause" erfolgreich umgesetzt haben.

Also ich kenne nur einen, der anstatt eines Netzanschlusses seinen Strom solar bereitstellt. Und auch nur auf einem Gartengrundstück.
Der ist aber kein Spinner, weil er nicht rumrennt und anderen erzählt, sie müssten dies ihm gleichtun. Der hat sich das gekauft weil er es brauchte, wie seine Gartenpumpe. Über die redet der auch nicht.
Reden wir von der gleichen erfolgreichen Umsetzung?

Nein, so richtig ;-) Einfamilienhaus ohne Netzanschluß. Klar, der Großteil der Inselanlagen sind Gartenhäuschen oder Berghütten. Und bei den Beispiele, die ich kenne, verfügen die Betreiber durchweg über einen Backupgenerator und in einem Fall sogar über einen eigenen Speichersee. Eine Umsetzung im größeren Stil ist auf Tokelau realisiert.

Zitat von H_W im Beitrag #53
Das Problem, daß im Winter mal tagelang weder viel Sonne, noch viel Wind zur Verfügung stehen, existiert nicht, weil es den Ökospinner_Innen nicht in den Kram passt. Klingt wirklich nach einem überzeugenden Konzept.

Ich sehe das Ziel darin, den benötigten Strom möglichst ressourcenschonend bereit zu stellen. Daher sehe ich KWK neben den Regenerativen als ebenfalls wesentlichen Baustein an. KWK liegt in D immerhin bei ca. 15% (2010), zusammen mit den Regenerativen sind es bereits 40% Marktanteil. Die wind- und sonnenarmen Tage liegen i.d.R. im Winter und sind kühl. Also beste Voraussetzung zu einer gekoppelten Produktion. Ja doch, das ist ein Konzept und passt wunderbar zusammen. 100% EE halte ich nicht für möglich. 80-90% EE+KWK schon.

Zitat von H_W im Beitrag #58
Das ist in der Tat ein richtiger Ansatz, die Last über alle 24 Stunden des Tages zu verteilen, tagsüber mehr Gewerbebetriebe, nachts die Autos.
Voraussetzung bleibt aber ein immer genügendes Angebot an Energie.

Absolut! Aber nicht zu jeder Zeit zum gleichen Preis. Das hat mit der Realität (den wahren Kosten) sowieso wenig zu tun. Im Personenverkehr mit einer ähnlichen Netzauslastungsthematik hängt der Preis für den Flug/die Bahnfahrt auch stark von der Zeit ab - das ist also etwas vollkommen Normales.

@Calimero und all: Ich würde mich über eine Einschätzung Ihrerseits zum Strommarkt freuen, dessen Design ich für fragwürdig halte:
Zitat von bskf im Beitrag #25
Der entscheidende Bereich, in dem der Markt ausgehebelt wurde [und zwar so richtig fett], ist der Transportbereich - die Netzumlage. Das Marktdesign der Bundesnetzagantur sieht ja so aus, dass Strom frei gehandelt werden kann und das Netz diskriminierungsfrei dafür zu sorgen hat, den Strom von wo auch immer er produziert wird, dahin zu transportieren, wo auch immer er verbraucht wird. Das ist die Vorstellung, als ob ganz Deutschland (+AT) eine Kupferplatte unbeschränkter Dicke wäre. Das ist so, als ob Transportbeton von Rostock nach München gefahren wird, weil er in Rostock ja 2,- € die Tonne günstiger ist. Und es kommt noch besser: Sollte auf dem Weg von Rostock nach München Stau sein, wird in München zu den Preisen von Rostock Beton nachproduziert und die Zusatzkosten dafür dem Netzbudget zugeschlagen. Und das Ganze wird dann relativ stupide umgelegt. Wobei nein, nicht stupide. Wer groß genug ist (im Straßennetz wäre das z.B. Schenker oder K&N) bräuchte für die Straßennutzung nichts mehr bezahlen, da er angeblich für eine gleichmäßige Auslastung der Autobahnen sorgt. Was für ein Irrwitz!


Beste Grüße,

bskf

Martin Offline



Beiträge: 4.129

25.02.2013 11:49
#77 RE: Furor teutonicus Antworten

Zitat von bskf im Beitrag #76
Ich sehe das Ziel darin, den benötigten Strom möglichst ressourcenschonend bereit zu stellen.


Sehen Sie, ich dagegen sehe das Ziel darin, den benötigten Strom zuverlässig und preisgünstig bereit gestellt zu bekommen. Wenn diese Prioritäten nicht mehr erfüllt sind mache ich mit Gedanken zur Selbsthilfe. Dann steht Resourcenschonung an letzter Stelle, ich gehe davon aus, dass diese letztlich über den Preis adressiert ist.

Gruß, Martin

wflamme Offline



Beiträge: 187

25.02.2013 11:54
#78 RE: Furor teutonicus Antworten

@bskf

Zitat
Die wind- und sonnenarmen Tage liegen i.d.R. im Winter und sind kühl. Also beste Voraussetzung zu einer gekoppelten Produktion. Ja doch, das ist ein Konzept und passt wunderbar zusammen. 100% EE halte ich nicht für möglich. 80-90% EE+KWK schon.



'Gefühlte Harmonie' ist der Sache eher abträglich; etwas handfester sollte es schon sein.
Was KWK betrifft hatte ich die Verhältnisse schonmal grob überschlagen ... einem recht gleichmäßigen Stromverbrauch steht ein ausgeprägt saisonaler Wärmebedarf gegenüber, das ist erstmal die Ausgangslage:

http://s171.beta.photobucket.com/user/wf...02e998.png.html

Jetzt müssen Sie mal vorrechnen, wie Sie eine Abdeckung mit diesem hohem EE-Anteil in etwa hinbekommen wollen.

Grüße,

Wolfgang Flamme

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

25.02.2013 13:20
#79 RE: Furor teutonicus Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #62
Die Überlegung, wenigstens einen Teil der Stromversorgung unabhängig vom Netz zu realisieren habe ich schon länger. Aber wenn ich es durchrechne, lohnt es sich nicht.
Im Land Brandenburg gibt es einfach zu wenig Sonnenstunden im Jahr, und die Varianten BHKW und Brennstoffzelle rechnen sich nach 30 und 24 Jahren.

Vor allem ist die Brennstoffzelle nicht unabhängig vom Stromnetz - die benötigt Erdgas, und bei einem Blackout gibt es das nicht mehr.
Wer sich energieautark machen möchte, kommt um einen Öltank nicht herum.

bskf Offline



Beiträge: 51

25.02.2013 13:33
#80 RE: Furor teutonicus Antworten

Lieber Wolfgang Flamme,

Zitat von wflamme im Beitrag #78
@bskf

Zitat
Die wind- und sonnenarmen Tage liegen i.d.R. im Winter und sind kühl. Also beste Voraussetzung zu einer gekoppelten Produktion. Ja doch, das ist ein Konzept und passt wunderbar zusammen.


Was KWK betrifft hatte ich die Verhältnisse schonmal grob überschlagen ... einem recht gleichmäßigen Stromverbrauch steht ein ausgeprägt saisonaler Wärmebedarf gegenüber, das ist erstmal die Ausgangslage:

http://s171.beta.photobucket.com/user/wf...02e998.png.html


Sie analysieren hier das Subsystem "Haushalt". Ich betrachte das Gesamtsystem "Strommarkt".

Zitat von wflamme im Beitrag #78
'Gefühlte Harmonie' ist der Sache eher abträglich; etwas handfester sollte es schon sein.
Jetzt müssen Sie mal vorrechnen, wie Sie eine Abdeckung mit diesem hohem EE-Anteil in etwa hinbekommen wollen.

Hier gebe ich Ihnen vollkommen Recht. Zahlen zur konkreten Fragstellung folgen in den nächsten Tagen. Sehr ausführlich und in größerem Maßstab hat dies das Fraunhoferinstitut ISE kürzlich durchgeführt.

Beste Grüße,

bskf

P.S.-Hinweis: Originalzitate etwas umgestellt
edit: Institut korrigiert

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

25.02.2013 17:24
#81 RE: Furor teutonicus Antworten

Zitat von bskf im Beitrag #76
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #52
Zitat von bskf im Beitrag #51

Zitat von TF im Beitrag #48
Und warum soll das fürs ganze Land einschließlich Industrie funktionieren, wenn es die Ökospinner nicht einmal im eigenen Haus können?

Es gibt etliche "Spinner", die dies "bei sich zu Hause" erfolgreich umgesetzt haben.

Also ich kenne nur einen, der anstatt eines Netzanschlusses seinen Strom solar bereitstellt. Und auch nur auf einem Gartengrundstück.
Der ist aber kein Spinner, weil er nicht rumrennt und anderen erzählt, sie müssten dies ihm gleichtun. Der hat sich das gekauft weil er es brauchte, wie seine Gartenpumpe. Über die redet der auch nicht.
Reden wir von der gleichen erfolgreichen Umsetzung?

Nein, so richtig ;-) Einfamilienhaus ohne Netzanschluß. Klar, der Großteil der Inselanlagen sind Gartenhäuschen oder Berghütten. Und bei den Beispiele, die ich kenne, verfügen die Betreiber durchweg über einen Backupgenerator und in einem Fall sogar über einen eigenen Speichersee. Eine Umsetzung im größeren Stil ist auf Tokelau realisiert.

Das sind natürlich keine Spinner. Und dann reden wir von der gleichen Umsetzung - nur Sie, lieber bskf, von der konsequenteren. Ich habe auch mal einige Zeit auf einer kleinen Insel gelebt und gearbeitet. Und da lief auch immer ab 20:00 Uhr der Generator, damit das Dorf fernsehen kann und der Tauchshop seine Flaschen füllen konnte. Ich hab um die Zeit dann immer meine Musik gehört mit einem Mini-Disc-Player, über Aktiv-Boxen; alles betrieben mit Akkus, die ich den ganzen Tag über zuvor in der Sonne geladen habe.
Aber ob die drei Dörfer dieser Insel das Geld für eine Solaranlage zusammenbekommen würden? Wenn es sich rechnet und günstiger als der Generator ist, werden sie das Geld schon auftreiben. Die Leuto dort konnten alle gut rechnen und clever waren sie auch.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 14.554

26.02.2013 10:55
#82 RE: € 1.000.000.000.000 Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Tausend Milliarden.


Die 1-Billion-€-Marke scheint auch sonst zur benchmark für die europäische Energieversorgung geworden zu sein:

Europe faces €1 trillion cash crunch that could derail green agenda

Zitat Power Engineering Internatinal
_____
European power sector is facing a double whammy of a capacity and investment crunch which could jeopardise its security supply and derail its low carbon agenda.

That is the stark warning in a report published today which puts a €1 trillion price tag on the new infrastructure needed to maintain Europe’s energy supplies.

Analysts at US-based consultancy HIS (NYSE:IHS) say the investment climate deteriorated over the last year as several countries faced a double-dip recession, while the financial strength of utilities weakened due to higher debt levels and weaker credit ratings.
...
IHS has calculated that investment of around €750bn ($997bn) is needed over the next ten years for power generation, €90bn for transmission lines and about €150bn for new gas supply and transmission capacity.
_____

"...derail...": http://de-motivational-posters.com/image...-to-do-that.jpg

wflamme Offline



Beiträge: 187

26.02.2013 18:33
#83 RE: Furor teutonicus Antworten

@bskf

Du lieber Himmel, wir kriegen doch nicht mal ein Mautsystem, ICE-Trassen, einen Großstadtbahnhof, ein KKW oder einen Großstadtflughafen zu halbwegs den geplanten Kosten und Terminen gebaut. Um wieviel teurer als vom ISE veranschlagt wird ein ungleich aufwendigeres und komplexeres Projekt wie die 'Energiewende' also werden? Bei einem Erfahrungsschatz mit vergleichbaren Projekten von exakt Null?

Hübsche Beispiele zur Anatomie von Kostenüberschreitungen und Nutzenunterschreitungen finden Sie bei Bent Flyvbjerg, zB:
http://www.industrializedcyclist.com/Flyvbjerg02.pdf

Suezkanal: 3..20x teurer als geplant
Panamakanal: ~2x teurer als geplant
Oper von Sydney: 15x teurer als geplant
Concorde: 12x teurer als geplant

Nach oben ist also noch alles offen; wir können das alles noch toppen.

(edit)
Flyvbjerg: "Fehlgeleiteter Optimismus und strategische Fehlauskunft geschehen mit System."
http://www.heise.de/tr/artikel/Kultur-de...ion-274814.html

(edit2)
Flyvbjerg: "Survival of the unfittest: why the worst infrastructure gets built—and what we can do about it"
http://www.sbs.ox.ac.uk/centres/bt/Docum...elm3.4PRINT.pdf

Grüße,

Wolfgang Flamme

HR ( gelöscht )
Beiträge:

08.03.2013 22:29
#84 RE: Furor teutonicus Antworten

Sehr geehrter Herr Doeding,

man kann Angst nicht messen.
Haben Sie Hautleitwerte und Herzraten von Menschen gemessen und verglichen,
die einerseits unter rationalen, andererseits unter völlig irrationalen Ängsten gelitten haben?

Wollen Sie weltliche und geistliche Religiösität unterscheiden?
Ist der Glaube nicht ein menschlicher Affekt?
Wohin soll diese Unterscheidung führen?

(Hätte Sie gern zitiert.Klappt leider nicht)

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

08.03.2013 22:52
#85 RE: Furor teutonicus Antworten

Lieber HR,

Zitat
man kann Angst nicht messen.



Man kann die physiologischen Korrelate der Angst mit Blick auf ihre Intensität messen; anderes habe ich m. W. nicht behauptet. Neurotische Ängste unterscheiden sich hier systematisch von Realängsten. Die physiologische Reaktion bei echter Bedrohung von Leib und Leben ist ungleich höher als bei neurotischen Ängsten. Meßbar. Die Herzrate von Panikpatienten ist objektiv lächerlich, aber subjektiv die Hölle.

Zitat
Wollen Sie weltliche und geistliche Religiösität unterscheiden?
Ist der Glaube nicht ein menschlicher Affekt?



Ich bin nicht sicher, ob hier jetzt nicht wirklich ein paar Begriffe durcheinander gehen. Der Begriff einer weltlichen Religiosität ist mir erstmal fremd. Jede Religion erscheint mir geistlich, also spirituell, da sie sich ja eben mit den "höheren" Dingen befasst. Und nein, Glaube ist kein Affekt, sondern eine Überzeugung. Ein Affekt ist eine emotionale Spannungsspitze mit starker Handlungstendenz, wie z. B. beim Totschlag im Affekt

Herzliche Grüße,
Andreas Döding

Brutha Offline



Beiträge: 73

10.03.2013 20:57
#86 RE: Furor teutonicus Antworten

Zitat von adder im Beitrag #24



Asse II. Durch die Lage dieses Salzstocks wird - sofern die einfach abgekippten Fässer mit strahlendem Abfall nicht entfernt werden - früher oder später das Grundwasser kontaminiert.
Ich fürchte auch, dass die derzeitige rot-grüne Landesregierung nichts unternehmen wird, um die Erfolge der Regierung McAllister in diesem Bereich weiter auszubauen... - nein, man kann ja so schön Wahlkampf damit machen.




Zu den Märchen von Asse habe ich heute auf Achgut einen schönen Text gelesen!

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/d...asse_die_fakten

Auf jeden Fall ein Lesemuss
Herzlich Brutha

adder Offline




Beiträge: 1.073

11.03.2013 09:10
#87 RE: Furor teutonicus Antworten

Zitat von Brutha im Beitrag #86
Zitat von adder im Beitrag #24



Asse II. Durch die Lage dieses Salzstocks wird - sofern die einfach abgekippten Fässer mit strahlendem Abfall nicht entfernt werden - früher oder später das Grundwasser kontaminiert.
Ich fürchte auch, dass die derzeitige rot-grüne Landesregierung nichts unternehmen wird, um die Erfolge der Regierung McAllister in diesem Bereich weiter auszubauen... - nein, man kann ja so schön Wahlkampf damit machen.




Zu den Märchen von Asse habe ich heute auf Achgut einen schönen Text gelesen!

http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/d...asse_die_fakten

Auf jeden Fall ein Lesemuss
Herzlich Brutha


Ein sehr interessanter Beitrag. Ich stimme sogar einigem davon zu - vor allem die letzte Einschätzung des Experten ist sehr korrekt (und die habe ich ja auch in dem Satz, den Sie zitiert haben, angesprochen).

Zitat
denn dadurch wäre in unserer heutigen Überflussgesellschaft das Angst-Pfand Asse für die grüne, die ökologistische Bewegungen in Deutschland verschwunden – und das darf nicht sein. So wird die Asse, wie Gorleben zeigt, weiter ein Spielball der Politik bleiben – egal welchen Schaden es anrichtet und was es kostet. Eine typisch deutsche Tragödie.



Allerdings: die "Lagerung" in der Asse war nie als Endlager gedacht - sondern immer als Versuchslager. Schon aus diesem Grund sollten die Abfälle zurückgeholt werden. Weiterhin gibt meiner Einschätzung nach eine Verfüllung (neben der Risiken für das Grundwasser Niedersachsens, die auch Dr. Fuchs nicht ausräumen kann) ein völlig falsches Signal. Letztlich sollte - alleine schon deshalb, weil ein nicht unerheblicher Teil der Abfälle in Zukunft eine Rohstoffquelle und kein "Müll" mehr sein wird - immer eine zugängliche, ordentlich sortierte Zwischenlagerung das Ziel sein. Gerne in einem Bergwerk (da ja so viele Leute Angst vor herabstürzenden Flugzeugen haben), aber doch bitte in einem, in dem die Umweltbedingungen nicht derart aggressiv gegenüber dem Hüllmaterial sind, wie dies in der Asse der Fall ist.

Edit: allerdings habe ich in den letzten Wochen und Monaten durchaus bemerkt, dass man mit einer nicht den Extremen zuneigenden Auffassung (ob sie nun begründet ist oder nicht - egal) in dieser Diskussion immer von den "Gegnern" wie auch "Befürwortern" beim jeweiligen "Feind" verortet wird. Da wir aber in einer demokratischen Konsensgesellschaft leben, wird sich hoffentlich am Ende eine gemäßigte Antwort auf die Fragen und Probleme finden lassen.

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

11.03.2013 16:07
#88 RE: Furor teutonicus Antworten

Zitat von adder im Beitrag #87
Allerdings: die "Lagerung" in der Asse war nie als Endlager gedacht - sondern immer als Versuchslager. Schon aus diesem Grund sollten die Abfälle zurückgeholt werden.



Das finde ich eine merkwürdige Begründung. Die Asse war immer "Versuchsendlager", und der Abfall wurde sorgfältig so ausgewählt, dass er eben nicht rückgeholt werden muss. Rückholung ist unnötig riskant und hilft niemandem. Naja, den Grünen vielleicht.

Zitat von adder im Beitrag #87

Weiterhin gibt meiner Einschätzung nach eine Verfüllung (neben der Risiken für das Grundwasser Niedersachsens, die auch Dr. Fuchs nicht ausräumen kann) ein völlig falsches Signal.



Verfüllung ist nach Expertenmeinung der einzig richtige Weg, und die Begründung dafür ist doch höchst einleuchtend. Die Gefährdung des Grundwassers ist ein durch nichts belegtes Hirngespinst - wie soll das denn rein physikalisch passieren? Und wollen Sie vorher nicht auch noch das ganze Salz rausholen? Das ist ja bekanntlich auch teuflisch radioaktiv, scheint aber merkwürdigerweise keine Gefährdung für das Grundwasser darzustellen.

Das einzige Signal, das von einer Rückholung ausgeht, ist letztlich: "Solange irgendwer nur lange und laut genug schreit, tun wir auch gerne Dinge wider dem gesunden Menschenverstand." In der Tat ein völlig falsches Signal.

Zitat von adder im Beitrag #87

Letztlich sollte - alleine schon deshalb, weil ein nicht unerheblicher Teil der Abfälle in Zukunft eine Rohstoffquelle und kein "Müll" mehr sein wird - immer eine zugängliche, ordentlich sortierte Zwischenlagerung das Ziel sein. Gerne in einem Bergwerk (da ja so viele Leute Angst vor herabstürzenden Flugzeugen haben), aber doch bitte in einem, in dem die Umweltbedingungen nicht derart aggressiv gegenüber dem Hüllmaterial sind, wie dies in der Asse der Fall ist.



Ich persönlich bin auch ein Freund der Zwischenlagerung auf unbestimmte Dauer. Aber nur bei wärmeproduzierendem, hochaktivem Abfall, denn nur der kann in Zukunft einmal Rohstoff sein. Alles, was maximal mittelaktiv ist, kann gern tief unter Tage gesammelt und verfüllt werden. Es gäbe da ein paar anständige Kohlebergwerksstollen.

Der Müll aber, der in der Asse gelagert wurde - der muss für niemanden zugänglich sein oder bleiben. Welchen Rohstoff soll man auch aus irgendwelchen minimalst verstrahlten Wischlappen extrahieren? Baumwolle?

Gruß,
hubersn

adder Offline




Beiträge: 1.073

11.03.2013 17:31
#89 RE: Furor teutonicus Antworten

Zitat von hubersn im Beitrag #88
Verfüllung ist nach Expertenmeinung der einzig richtige Weg, und die Begründung dafür ist doch höchst einleuchtend. Die Gefährdung des Grundwassers ist ein durch nichts belegtes Hirngespinst - wie soll das denn rein physikalisch passieren? Und wollen Sie vorher nicht auch noch das ganze Salz rausholen? Das ist ja bekanntlich auch teuflisch radioaktiv, scheint aber merkwürdigerweise keine Gefährdung für das Grundwasser darzustellen.


Nach Expertenmeinung der einzig richtige Weg?

http://www.bmu.de/themen/atomenergie-str...anlage-asse-ii/

BMU und BfS sehen das offenbar anders - denn sie haben entschieden, die Rückholung zu präferieren, aber noch einmal eine endgültige Prüfung zur Langzeitsicherung durchzuführen. Das Ergebnis dieser Prüfung steht noch aus - wird aber wohl von uns allen akzeptiert werden müssen.

Zitat
Das einzige Signal, das von einer Rückholung ausgeht, ist letztlich: "Solange irgendwer nur lange und laut genug schreit, tun wir auch gerne Dinge wider dem gesunden Menschenverstand." In der Tat ein völlig falsches Signal.



Nein. Das Signal ist: wenn Du beim Einlagern Mist baust, wird nicht einfach zugeschüttet und der Dreck den Nachkommen überlassen.

Ihren überzogenen Sarkasmus können Sie übrigens lassen. Es sind nun ja nicht nur Wischlappen dort eingelagert worden...

Calimero ( gelöscht )
Beiträge:

11.03.2013 18:18
#90 RE: Furor teutonicus Antworten

Zitat von adder im Beitrag #89
Nach Expertenmeinung der einzig richtige Weg?

BMU und BfS sehen das offenbar anders - denn sie haben entschieden, die Rückholung zu präferieren, aber noch einmal eine endgültige Prüfung zur Langzeitsicherung durchzuführen. Das Ergebnis dieser Prüfung steht noch aus - wird aber wohl von uns allen akzeptiert werden müssen.

Lieber adder,

das BMU und alle seine Peripheriebehörden, wie eben auch BfS oder UBA, sind alles andere als neutrale Experteninstanzen. Es sind politische Institutionen in denen sozusagen "die Hundertprozentigen" versammelt werden. Die Installation des immer noch amtierenden Präsidenten des BfS durch Jürgen Trittin ist Ihnen bekannt?

Zitat von wikipedia
Als der damalige Bundesumweltminister Trittin seinen Parteifreund Wolfram König als Präsident des BfS einsetzte, kritisierte die FAZ, dass aus parteipolitischen Gründen ein ausgewiesener Experte durch einen Fachfremden ersetzt worden sei.[1]. Ein Gutachten des Wissenschaftrats empfahl, dass "Kandidaten für die Amtspitze zukünftig nur bei ausreichenden wissenschaftlichen Erfahrungen berufen werden (sollten)".[2] Allerdings blieb König auch unter den nachfolgenden Regierungen, ohne bündnisgrüne Regierungsbeteiligung, im Amt und auch die zunächst kritische FAZ lobte im Zusammenhang der Aufarbeitung von Skandalen und Pannen rund um das Atommülllager Asse seine "Fähigkeit, schwierige Themen eingängig darzulegen" und "vermeintliche Kritiker einzubinden".


Ich würde die "Expertisen" aus solchen Kreisen nicht unbedingt zu hoch gewichten. Das ist ein bissl, als ob man auf Kritik am Klimahype mit dem Verweis auf die Experten im PIK reagiert.

Beste Grüße, Calimero

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Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 14.554

11.03.2013 19:45
#91 RE: Furor teutonicus Antworten

Zitat von adder im Beitrag #89
Nein. Das Signal ist: wenn Du beim Einlagern Mist baust, wird nicht einfach zugeschüttet und der Dreck den Nachkommen überlassen.

Ihren überzogenen Sarkasmus können Sie übrigens lassen. Es sind nun ja nicht nur Wischlappen dort eingelagert worden...


Der Spott, der bei der Behandlung des Themas mitunter aufscheint, kommt ja nicht von ungefähr. Für die amerikanischen Endlagerprojekte (urpsrünglich für Yucca Mountain; jetzt WIPP) wurde seit 1981 von einer Kommission des Energieministeriums Perspektiven & Möglichkeiten erörtert, wie spätere Generationen vor solchen Endlagern gewarnt werden könnten. Unter Zugrundelegung des schlimmstmöglichen Falls: der Verlust jeglicher kulturellen Kontinuität; eines neuen Mittelalters u.dgl. (also analog zum DAU den Dümmsten Anzunehmenden Nachfahren).

Zitat
_________
Für eine Warnung vor den Gefahren des Atommülls an Menschen über viele Generationen hatte bereits 1981 eine Arbeitsgruppe eine Konzeption entworfen, die nach Prinzipien der so genannten Atomsemiotik angelegt wurde.[3] Dazu soll eine großflächige Anlage auf der Oberfläche über dem Endlager errichtet werden: Der Entwurf sieht 32 Monolithe vor, die ein Quadrat bilden, in dessen Innerem 3 Kilometer lange Erdwälle 16 weitere Monolithe einschließen. Auf diesen steht in Englisch, Spanisch, Russisch, Französisch, Chinesisch, Arabisch und Navajo: Hier liegt gefährlicher radioaktiver Abfall. Auf keinen Fall graben oder bohren. Im Zentrum sind detailliertere Informationen zusammen mit Comic-artigen Illustrationen vorgesehen ... Daher ist völlig unklar, ob diese Planungen umgesetzt werden.
_________

Im Englischen wird's etwas konkreter:
_____
Since 1983, the DOE has been working with linguists, archeologists/anthropologists, materials scientists, science fiction writers, and futurists to come up with a warning system ... Pictograms are also being considered, such as stick figure images and the iconic "The Scream" from Edvard Munch's painting.
_____

Das Ergebnis dieser Überlegungen hat 1999 Gregory Benford in Buchform vorgelegt: Deep Time, nicht in seiner Eigenschaft als SF-Autor, sondern als Professor für Physik am CalTech. Manche der dort ventilierten Verschläge kommen einer Parodie bedenklich nahe; z.B. das Züchten genmanipulierter Hunde/Katzen/Stammesmaskottchen, die bei Strahlenbelastung die Fellfarbe verändern... (Benford & Co. kommen zum Schluß, daß jegliches hic sunt dracones entweder mißverstanden oder gerade zur Schatzgräberei herausfordern könnte; ein Blick zurück legt allerdings nahe, daß materiell nicht gut ausgestattete Gesellschaften andere Strategien bevorzugen & die Menschheit, mit Ausnahme von organisierten Banden im Tal der Könige ca. 1200 v.Chr. & westlich geprägten Archäologen 1815-ca.2005, gar nicht zur Grabräuberei neigt.)

Warnschild für die Ewigkeit: "Wie verhindert man, dass Menschen in 10.000 Jahren unseren radioaktiven Abfall ausgraben? – Mit einem 3 Kilometer langen Erdwall, 48 Monolithen und in Stein gemeisselten Comics."

adder Offline




Beiträge: 1.073

11.03.2013 20:41
#92 RE: Furor teutonicus Antworten

Zitat von Calimero im Beitrag #90
Zitat von adder im Beitrag #89
Nach Expertenmeinung der einzig richtige Weg?

BMU und BfS sehen das offenbar anders - denn sie haben entschieden, die Rückholung zu präferieren, aber noch einmal eine endgültige Prüfung zur Langzeitsicherung durchzuführen. Das Ergebnis dieser Prüfung steht noch aus - wird aber wohl von uns allen akzeptiert werden müssen.

Lieber adder,

das BMU und alle seine Peripheriebehörden, wie eben auch BfS oder UBA, sind alles andere als neutrale Experteninstanzen. Es sind politische Institutionen in denen sozusagen "die Hundertprozentigen" versammelt werden. Die Installation des immer noch amtierenden Präsidenten des BfS durch Jürgen Trittin ist Ihnen bekannt?

Zitat von wikipedia
Als der damalige Bundesumweltminister Trittin seinen Parteifreund Wolfram König als Präsident des BfS einsetzte, kritisierte die FAZ, dass aus parteipolitischen Gründen ein ausgewiesener Experte durch einen Fachfremden ersetzt worden sei.[1]. Ein Gutachten des Wissenschaftrats empfahl, dass "Kandidaten für die Amtspitze zukünftig nur bei ausreichenden wissenschaftlichen Erfahrungen berufen werden (sollten)".[2] Allerdings blieb König auch unter den nachfolgenden Regierungen, ohne bündnisgrüne Regierungsbeteiligung, im Amt und auch die zunächst kritische FAZ lobte im Zusammenhang der Aufarbeitung von Skandalen und Pannen rund um das Atommülllager Asse seine "Fähigkeit, schwierige Themen eingängig darzulegen" und "vermeintliche Kritiker einzubinden".

Ich würde die "Expertisen" aus solchen Kreisen nicht unbedingt zu hoch gewichten. Das ist ein bissl, als ob man auf Kritik am Klimahype mit dem Verweis auf die Experten im PIK reagiert.

Beste Grüße, Calimero



Naja... das BMU ist sicherlich nicht das Potsdam Institut für Klimawarnungen... da ist schon ein wenig Differenzierung angebracht. Und selbst wenn Sie recht behalten, und die Experten im BMU sich vor einen Karren spannen lassen... - zumindest bleiben es Experten - und damit bleibt meine Aussage korrekt, dass es eben nicht bei Experten alleinige Meinung ist, der Müll müsse verbleiben.

Außerdem finde ich es sehr spannend, dass auch Sie in die Falle tappen, alle nicht "hundertprozentigen" Befürworter gleich als "hundertprozentige" Gegner zu sehen. Nicht alles, was nicht weiss ist, ist schwarz. Manches ist gelb, blau oder sogar grau...

hubersn Offline



Beiträge: 1.342

12.03.2013 15:22
#93 RE: Furor teutonicus Antworten

Zitat von adder im Beitrag #89
Zitat von hubersn im Beitrag #88
Verfüllung ist nach Expertenmeinung der einzig richtige Weg, und die Begründung dafür ist doch höchst einleuchtend. Die Gefährdung des Grundwassers ist ein durch nichts belegtes Hirngespinst - wie soll das denn rein physikalisch passieren? Und wollen Sie vorher nicht auch noch das ganze Salz rausholen? Das ist ja bekanntlich auch teuflisch radioaktiv, scheint aber merkwürdigerweise keine Gefährdung für das Grundwasser darzustellen.


Nach Expertenmeinung der einzig richtige Weg?

http://www.bmu.de/themen/atomenergie-str...anlage-asse-ii/

BMU und BfS sehen das offenbar anders - denn sie haben entschieden, die Rückholung zu präferieren, aber noch einmal eine endgültige Prüfung zur Langzeitsicherung durchzuführen. Das Ergebnis dieser Prüfung steht noch aus - wird aber wohl von uns allen akzeptiert werden müssen.



Nun, wenn man den von Ihnen verlinkten Artikel genau liest, kommt man doch zur Auffassung, dass auch BMU und BfS die Verfüllung für den besten Weg halten. Denn die Frage Langzeitsicherheit ist ja allein dadurch geklärt, dass die gefährlichen Stoffe überhaupt nicht mobil und wasserlöslich sind, und die eingelagerte Aktivitiät insgesamt ziemlich klein ist (verglichen mit der natürlichen Aktivität des Salzstockes drumrum). Und wird ständig kleiner: die Aktivität dürfte sich inzwischen halbiert haben.

Auch wenn ich jederzeit bestreiten würde, dass BMU und BfS zu den "Experten" gehören (zumindest bei derartigen öffentlichkeitswirksamen Publikationen) - ich hatte mir schon etwas mehr Substanz erhofft, mindestens eine wissenschaftliche Abhandlung zu den Fragen Strahlenexposition bei Rückholung und Risikoabschätzung bezüglich Langzeitsicherheit. Alles, was es dazu meines Wissens gibt, zeigt überdeutlich auf "Verfüllung" als einzig sinnvolle Lösung.

Zitat von adder im Beitrag #89

Zitat
Das einzige Signal, das von einer Rückholung ausgeht, ist letztlich: "Solange irgendwer nur lange und laut genug schreit, tun wir auch gerne Dinge wider dem gesunden Menschenverstand." In der Tat ein völlig falsches Signal.


Nein. Das Signal ist: wenn Du beim Einlagern Mist baust, wird nicht einfach zugeschüttet und der Dreck den Nachkommen überlassen.



Keine Ahnung, wer beim Einlagern da Mist gebaut haben soll. Das einzige, was man den damaligen Betreibern, Experten und Forschern vorwerfen könnte ist, dass sie die Strahlenphobie, Faktenresistenz und Anti-Kernenergie-Stimmung der nachfolgenden Generation stark unterschätzt haben.

Was ist denn da Ihrer Meinung nach falsch gelaufen?

Zitat von adder im Beitrag #89

Ihren überzogenen Sarkasmus können Sie übrigens lassen. Es sind nun ja nicht nur Wischlappen dort eingelagert worden...


Ich erwarte gespannt Ihre detaillierte Aufstellung des radioaktiven Inventars, aus der hervorgeht, was denn die wertvollen zukünftigen Rohstoffe sein sollen, von denen Sie sprachen. Alldieweil gehe ich davon aus, dass meine sarkastischen Wischlappen der Wahrheit deutlich näher kommen.

Gruß,
hubersn

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