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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 29 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2
Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.02.2013 03:27
Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Gibt es einen Mandanten des Vorsitzenden der Rechtsanwaltskollegien der DDR, der im Rückblick sagt, daß dieser Anwalt seine, des Dissidenten, Interessen gegen den SED-Staat vertreten hat?

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.008

21.02.2013 09:05
#2 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

@ Zettel: Gab es denn ueberhaupt einen Rechtsanwalt in der DDR, der etwas fuer seinen Mandanten rausgeholt hat? Vermutlich nicht all zu viele, wenn man als RA die Wahl zwischen "Zusammenarbeit" und Berufsverbot hat...

Gruesse,

Fonzo

Abrafax Offline



Beiträge: 21

21.02.2013 11:31
#3 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Gibt es einen Mandanten des Vorsitzenden der Rechtsanwaltskollegien der DDR, der im Rückblick sagt, daß dieser Anwalt seine, des Dissidenten, Interessen gegen den SED-Staat vertreten hat?


Reden sie doch mal mit den Söhnen von Havemann und Baro! Havemann war so etwas wie Staatsfeind Nr.1 in der DDR. Es ging vor allem bei dem "herausholen" um solche Dinge, wie Besitz und Eigentum, ob diese nach der Ausreise in den Westen mitgenommen werden konnten oder komplett dem Staat zufielen. Würden sich beide nicht so positiv äußern und jederzeit FÜR Gysi aussagen, dann hätten sie sich sicher nicht gut vertreten gefühlt. Was sie hier betreiben ist eine komplette Geschichts- und Tatsachenverdrehung!!!

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.02.2013 11:35
#4 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Abrafax im Beitrag #3
Reden sie doch mal mit den Söhnen von Havemann und Baro!

Er hieß Bahro.

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

21.02.2013 11:45
#5 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Zettel
Bärbel Boley, Robert Havemann und Vera Lengsfeld gehören jedenfalls nicht dazu


Sie heißt Bohley.

Abrafax Offline



Beiträge: 21

21.02.2013 11:52
#6 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Ja Bahro. Wissen sie was Bahro gesagt hat: "Aber ich wusste, wenn es eng wird, steht er (Gysi) für uns ein."

Den ganzen Artikel lesen sie unter: http://www.welt.de/politik/article231526...d-Havemann.html

Das was dort steht, straft ihren verfassten Beitrag Lügen! Weiter brauche ich gar nichts ausführen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.02.2013 12:03
#7 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #5

Zitat von Zettel
Bärbel Boley, Robert Havemann und Vera Lengsfeld gehören jedenfalls nicht dazu

Sie heißt Bohley.


Stimmt!

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.02.2013 12:05
#8 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Abrafax im Beitrag #6
Das was dort steht, straft ihren verfassten Beitrag Lügen! Weiter brauche ich gar nichts ausführen.

Haben Sie den Artikel denn gelesen, lieber Abrafax? Ich stelle darin Fragen. Es interessiert mich wirklich.

Von Lügen sollten Sie vielleicht doch nicht sprechen.

Gruß, Zettel

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

21.02.2013 12:43
#9 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Abrafax im Beitrag #6
Ja Bahro. Wissen sie was Bahro gesagt hat: "Aber ich wusste, wenn es eng wird, steht er (Gysi) für uns ein."

Den ganzen Artikel lesen sie unter: http://www.welt.de/politik/article231526...d-Havemann.html

Das was dort steht, straft ihren verfassten Beitrag Lügen!


Wo stehen in Zettels Beitrag lügen?

Zitat
Weiter brauche ich gar nichts ausführen.



Oder wollen oder können sie gar nicht? Das sie nichts weiter ausführen brauchten ist auf jeden Fall falsch. Ob ihnen das bewusst war (Sie also gelogen haben), dass sei mal dahin gestellt.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

"Considering the exclusive right to invention as given not of natural right, but for
the benefit of society, I know well the difficulty of drawing a line between the
things which are worth to the public the embarrassment of an exclusive patent, and
those which are not."
-Thomas Jefferson
Quelle: The Public Domain, p. 21, http://www.thepublicdomain.org/download/

Robin Offline



Beiträge: 317

21.02.2013 15:00
#10 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Abrafax im Beitrag #3
Reden sie doch mal mit den Söhnen von Havemann und Baro! Havemann war so etwas wie Staatsfeind Nr.1 in der DDR. Es ging vor allem bei dem "herausholen" um solche Dinge, wie Besitz und Eigentum, ob diese nach der Ausreise in den Westen mitgenommen werden konnten oder komplett dem Staat zufielen. Würden sich beide nicht so positiv äußern und jederzeit FÜR Gysi aussagen, dann hätten sie sich sicher nicht gut vertreten gefühlt. Was sie hier betreiben ist eine komplette Geschichts- und Tatsachenverdrehung!!!

Wie bei so vielem im Fall Gysi, gibt es auch hier viel widersprüchliches und unklares. Die SZ hat sich (neben der Welt) hier darum verdient gemacht, ein wenig zur Aufklärung beizusteuern (viel Gutes kann ja leider über die Süddeutsche derzeit nicht berichtet werden, also sollte man die Gelegenheit nutzen ). Daher hier einige Artikel aus der SZ die beide Seiten zur Sprache kommen lassen. Möge jeder das Herauslesen, was er darin lesen zu wollen meint.

"Wir berichten, was die Akten sagen" Interview mit Marianne Birthler
"Ich war Anwalt, frech und ging an die Grenzen" Interview mit Gregor Gysi
Deckname "Notar"

Zitat von SZ, Deckname 'Notar'
"Robert war ziemlich böse auf Gysi", sagt Wagner. "Er hat gesagt, Gysi betreibt ein doppeltes Spiel." Havemann habe Gysi offenbar auch mal darauf angesprochen. Der habe ihm erklärt, um im Politbüro etwas zu bewegen, seien Kompromisse nötig. Havemann habe das wohl hingenommen.
Ob Wagner sich richtig erinnert, lässt sich heute nicht mehr klären. Gregor Gysi jedenfalls weist solche Anschuldigungen stets von sich.


Zitat von SZ, 'Ich war Anwalt, frech und ging an die Grenzen'
SZ: Den Brief an den Spiegel kennen wir. Bahro schreibt, er habe Sie engagiert, weil er wusste, dass Sie zum ZK Kontakte hatten. Er schreibt, dass Sie auf Freispruch plädiert hatten, und er sich auch sonst von Ihnen gut vertreten fand.
Gysi: Das war er ja auch. Bahro wurde zu acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Es gab eine gesetzliche Regelung, derzufolge man bei einer Freiheitsstrafe von mehr als sechs Jahren die Hälfte verbüßt haben musste, bevor man auf Bewährung entlassen werden konnte. Das heißt: Bahro hätte vier Jahre sitzen müssen. Also habe ich der Abteilung für Staat und Recht anlässlich des dreißigsten Jahrestages der Gründung der DDR eine Jubelamnestie vorgeschlagen. Sie war juristisch unlogisch, eine gezirkelte Geschichte. Aber etwas mehr als ein Jahr nach der Verurteilung war Bahro frei und im Westen. In Havemanns Fall habe ich das ZK mühsam davon überzeugt, dass ein weiteres Strafverfahren zum Nachteil der DDR sein würde.
SZ: Sie haben Ihren Mandanten zu seinem Vorteil an das ZK der SED verraten.
Gysi: Wenn Sie das so formulieren, haben Sie nicht verstanden, wie ein Anwalt in der DDR arbeiten musste. Ich sag's nochmal: Havemann und Bahro haben mich als Mittler zum ZK benutzt. Sie wussten, dass dort über sie entschieden würde.


Ebenso war er aber auch im Fall von Vera Lengsfeld ihren Angaben zu Folge möglicherweise involviert gewesen zu sein, ohne dass diese das offenbar gewünscht hat.
Der einzige, der Aufklärung in die ganze Sache bringen könnte, ist Herr Gysi selbst. Aber daran scheint verständlicher Weise auch kein Interesse zu bestehen. Jedenfalls müsste er dann mal mehr auf den Tisch bringen und nicht immer nur das kommentieren und deuten, was ohnehin gerade bekannt geworden ist.

Viele Grüße
Robin

RichardT Offline




Beiträge: 287

21.02.2013 17:22
#11 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Mich ärgert diese Diskussion.

Gregor Gysi war weit oben im Führungskader eines Unrechtsregimes.

Mir ist mir klar, daß nicht jeder zum Widerstandskämpfer geboren ist. Ich vermutlich auch nicht. Ich kann es auch verstehen, daß, wenn man in die Adelsschicht des Sozialismus hineingeboren wird, man diese Annehmlichkeiten auch gerne geniesst. Aber vielleicht hätte er auch Arzt oder Handwerker oder sonstwas werden können.

Das wollte er aber nicht. Und jetzt wird hier diskutiert ob er einigen von denen, an deren Unterdrückung und Unfreiheit er und seine Gesinnungsgenossen ja schuld waren, auch Gutes getan hat.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.02.2013 17:32
#12 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von RichardT im Beitrag #11
Mich ärgert diese Diskussion.

Gregor Gysi war weit oben im Führungskader eines Unrechtsregimes.

Mir ist mir klar, daß nicht jeder zum Widerstandskämpfer geboren ist. Ich vermutlich auch nicht. Ich kann es auch verstehen, daß, wenn man in die Adelsschicht des Sozialismus hineingeboren wird, man diese Annehmlichkeiten auch gerne geniesst. Aber vielleicht hätte er auch Arzt oder Handwerker oder sonstwas werden können.

Das wollte er aber nicht. Und jetzt wird hier diskutiert ob er einigen von denen, an deren Unterdrückung und Unfreiheit er und seine Gesinnungsgenossen ja schuld waren, auch Gutes getan hat.

Ich stimme Ihnen zu. Aber man muß das wohl Punkt für Punkt diskutieren, weil es Gysi ja über Jahrzehnte verstanden hat, den Eindruck zu erwecken, er habe auf der Seite der Dissidenten gestanden.

Herzlich, Zettel

H_W Offline



Beiträge: 456

21.02.2013 18:19
#13 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Zettel
Aber man muß das wohl Punkt für Punkt diskutieren, weil es Gysi ja über Jahrzehnte verstanden hat, den Eindruck zu erwecken, er habe auf der Seite der Dissidenten gestanden.



Lieber Zettel, solange noch Diskussionen wie diese hier geführt werden, ist das Wort "verstanden" falsch.
Glücklicherweise muß es "versucht" heißen, da bei weitem nicht alle Gysi auf den Leim gehen.

Gruß, H_W

__________________________________________
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Woran erkennt man ein linksgrünes Märchen?
Es beginnt mit: Es wird einmal sein.
__________________________________________
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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

21.02.2013 18:29
#14 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von H_W im Beitrag #13

Zitat von Zettel
Aber man muß das wohl Punkt für Punkt diskutieren, weil es Gysi ja über Jahrzehnte verstanden hat, den Eindruck zu erwecken, er habe auf der Seite der Dissidenten gestanden.


Lieber Zettel, solange noch Diskussionen wie diese hier geführt werden, ist das Wort "verstanden" falsch.
Glücklicherweise muß es "versucht" heißen, da bei weitem nicht alle Gysi auf den Leim gehen.

Gruß, H_W


Gysi ist ein großer deutscher Kommunist; der Retter der SED 1989/90. Zu glauben, er hätte jemals die Interessen von Feinden des Kommunismus vertreten, ist schon sehr, sagen wir, merkwürdig.

Daß es ihm gelungen ist, aber über Jahrzehnte diesen Eindruck zu erzeugen, ist bewundernswert.

Herzlich, Zettel

Frankenstein Offline




Beiträge: 888

22.02.2013 07:14
#15 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #14
Zitat von H_W im Beitrag #13

Zitat von Zettel
Aber man muß das wohl Punkt für Punkt diskutieren, weil es Gysi ja über Jahrzehnte verstanden hat, den Eindruck zu erwecken, er habe auf der Seite der Dissidenten gestanden.


Lieber Zettel, solange noch Diskussionen wie diese hier geführt werden, ist das Wort "verstanden" falsch.
Glücklicherweise muß es "versucht" heißen, da bei weitem nicht alle Gysi auf den Leim gehen.

Gruß, H_W

Gysi ist ein großer deutscher Kommunist; der Retter der SED 1989/90. Zu glauben, er hätte jemals die Interessen von Feinden des Kommunismus vertreten, ist schon sehr, sagen wir, merkwürdig.

Daß es ihm gelungen ist, aber über Jahrzehnte diesen Eindruck zu erzeugen, ist bewundernswert.

Herzlich, Zettel


Lieber Zettel,

wenn Gysi wirklich ein Kommunist wäre, hätten er und seine Partei u. a. versucht die Wehrpflicht zu verteidigen.

Bestenfalls ist Gysi linksradikal im Leninschen Sinne, aber wahrscheinlich noch nicht mal das.

Wobei die Verwendung der Worthülse "Kommunist" heutzutage ähnlich ins Leere trifft wie das auf der anderen Seite des Spektrums populäre Totschlagwort "Neoliberaler".

Herzlich, Frankenstein

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

22.02.2013 11:31
#16 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Frankenstein im Beitrag #15
wenn Gysi wirklich ein Kommunist wäre, hätten er und seine Partei u. a. versucht die Wehrpflicht zu verteidigen.

Den Zusammenhang sehe ich überhaupt nicht.
Solange die Kommunisten nicht an der Macht sind und die Armee kontrollieren können, haben sie doch überhaupt kein Interesse an der Wehrpflicht.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

22.02.2013 17:37
#17 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Frankenstein im Beitrag #15
Wobei die Verwendung der Worthülse "Kommunist" heutzutage ähnlich ins Leere trifft wie das auf der anderen Seite des Spektrums populäre Totschlagwort "Neoliberaler".

Hm, aber die Kommunisten nennen sich doch selbst stolz so. Die KPD wurde in SED umbenannt, als sie die SPD in der Ostzone geschluckt hatte. In der Bundesrepublik nannte sich die KPD aus rechtlichen Gründen bei ihrer Wiedergründung DKP.

Die meisten der Parteien, deren Vorsitzender Bisky war und deren Schatzmeister Dieter Dehm (Lerryn, IM "Dieter") glaube ich immer noch ist, nennen sich Kommunistische Parteien:

http://zettelsraum.blogspot.com/2008/09/...thar-bisky.html

Herzlich, Zettel

Skorpion ( gelöscht )
Beiträge:

22.02.2013 18:53
#18 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

War Gorbatschow ein guter Mensch? Alexander Dubček? Imre Nagy?
Mir ist klar, dass diese Fragen von der Ihrigen abweichen. Ich habe sie dennoch vorangestellt, um Verständnis dafür zu wecken, dass es auf diese Frage

Zitat von Zettel
Gibt es eigentlich einen einzigen dokumentierten Fall, in dem Gysi etwas für einen Mandanten "heraus-geholt" hat? In dem er sich im Sinn des Mandanten und nicht im Sinn des SED-Regimes verhalten hat?

seriös keine richtige Antwort geben kann. Es liegt an den Zuständen.

In der DDR waren die Rechtsanwälte an der kurzen Leine der Staatsmacht. Entweder sich fügen oder Lizenz abgeben.
Man kann nur die Frage stellen, ob Gysi im Rahmen der Möglichkeiten was für seine Mandanten rausgeholt hat. Diese Frage wiederum ist nicht beantwortbar, weil es keine Möglichkeit gibt, den „Rahmen der Möglichkeiten“ zu beschreiben. Egal wen man fragt, man wird von jedem eine andere Antwort erhalten.

Wie so oft, lügt auch hier vermutlich die Wahrheit in der Mitte.
In den 80ern konnte die DDR nicht mehr mit der gleichen Brutalität gegen Abweichler vorgehen wie noch in den 50ern und 60ern. Man hat sich deshalb entschlossen, wenn immer möglich die Abweichler mit Mitteln außerhalb von offen sichtbarem staatlichen Zwang und Freiheitsstrafe lahmzulegen, zum Schweigen zu bringen. Eine Methode war die Zersetzung. Eine andere die Gummiwand. Gysi gehörte (wenn ich die Berichte richtig verstanden habe) zur Abteilung zwei. Leute wie er waren in dieser Zeit unverzichtbar für die Stabilisierung des Regimes.
So hat er dazu beigetragen, Vera Wollenberger aus der DDR zu schaffen, ohne dass die (abgesehen von der U-Haft) zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Und so haben die auch andere Leute Achten laufen lassen bis die irgendwann entnervt froh waren, dass ihnen die Ausgangstür in den Westen geöffnet wurde.
Hat Gysi in dieser Funktion seinen Mandanten mehr geschadet als von seinen Auftraggebern gefordert?
Hat Gysi in dieser Funktion mehr für die seine Mandanten getan als seine Gummiwand-Funktion vorsah?
Ist es überhaupt möglich, auf diese Fragen eine richtige Antwort zu geben? Ich glaube nicht.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

22.02.2013 20:59
#19 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Skorpion im Beitrag #18

So hat er dazu beigetragen, Vera Wollenberger aus der DDR zu schaffen, ohne dass die (abgesehen von der U-Haft) zu einer Haftstrafe verurteilt wurde.

Lieber Skorpion,
es ist angesichts der Geschichte von Vera Lengsfeld eine Frage des Respekts, der Empathie und auch der Achtung gegenüber dem Mut dieser Frau, ihrem Wunsch zu entsprechen und sie bei dem Namen zu nennen den sie besitzt.
Auch gehört es m.E. dazu, sich nicht mit Vermutungen über ihr, und nicht nur ihr, begründetes Misstrauen gegenüber ihrem ehemaligen Anwalt hinwegzusetzen und ihre Fähigkeit in Frage zu stellen, über das Verhalten Gysis im Zusammenhang mit dem anwaltlichen Mandat urteilen zu können.
Vera Lengsfeld wollte nicht "aus der DDR geschafft werden". Sie hätte kaum verurteilt werden können. Der aberwitzige Landesverrats-Vorwurf war nur eine Drohung, welche ohne erheblichen Gesichtsverlust der DDR nicht umsetzbar war. Und darum ging es der DDR in erster Linie - ihr Ansehen im Westen. Diese Drohung war Bestandteil einer Strategie.
Gysi war nichts weiter als der Vollstrecker der Parteilinie der immer stärker wachsenden Opposition ihren Kopf abzuschlagen. Dafür wurden die Stasi-Anwälte Gysi und Schnur in Stellung gebracht.
Gregor Gysi war als Vorsitzender des Rechtsanwaltskollegiums der DDR, nicht eines Bezirks, der Rechtsanwalt der DDR. Das Vorgehen des Ministeriums für Staatssicherheit im Umfeld der Liebknecht/Luxemburg Demonstration am 17.01.1988 ist hier dokumentiert. Die Lektüre ist wirklich aufschlussreich.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

23.02.2013 01:24
#20 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Skorpion im Beitrag #18
War Gorbatschow ein guter Mensch? Alexander Dubček? Imre Nagy?
Mir ist klar, dass diese Fragen von der Ihrigen abweichen. Ich habe sie dennoch vorangestellt, um Verständnis dafür zu wecken, dass es auf diese Frage

Zitat von Zettel
Gibt es eigentlich einen einzigen dokumentierten Fall, in dem Gysi etwas für einen Mandanten "heraus-geholt" hat? In dem er sich im Sinn des Mandanten und nicht im Sinn des SED-Regimes verhalten hat?
seriös keine richtige Antwort geben kann. Es liegt an den Zuständen.

In der DDR waren die Rechtsanwälte an der kurzen Leine der Staatsmacht. Entweder sich fügen oder Lizenz abgeben.


Aber Gysi war ja nicht ein beliebiger Anwalt. Er war Vorsitzende aller Rechtsanwälte in Ostberlin und zuletzt aller Rechtsanwälte der DDR.

Er wurde ja nicht zufällig der Nachfolger von Erich Honecker. Er hat als der letzte Vorsitzende der SED mit Moskau telefoniert, um die Frage einer möglichen sowjetischen Intervention zu besprechen.

Er hat die SED gerettet, indem er deren Selbstauflösung verhindert hat; es gab nur eine zweifache Umbenennung.

Ein solcher Mann soll die Interessen von Feinden des SED-Regimes gegen dieses Regime vertreten haben? Ein interessante Hypothese.

Herzlich, Zettel

Skorpion ( gelöscht )
Beiträge:

23.02.2013 13:08
#21 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #19
Zitat von Skorpion im Beitrag #18

So hat er dazu beigetragen, Vera Wollenberger aus der DDR zu schaffen, ohne dass die (abgesehen von der U-Haft) zu einer Haftstrafe verurteilt wurde.

Lieber Skorpion,
es ist angesichts der Geschichte von Vera Lengsfeld eine Frage des Respekts, der Empathie und auch der Achtung gegenüber dem Mut dieser Frau, ihrem Wunsch zu entsprechen und sie bei dem Namen zu nennen den sie besitzt.
Genau. Damals ist Vera Wollenberger aufgefallen durch oppositionelle politische Aktivitäten. Deshalb habe ich diesen Namen verwendet.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #19
Auch gehört es m.E. dazu, sich nicht mit Vermutungen über ihr, und nicht nur ihr, begründetes Misstrauen gegenüber ihrem ehemaligen Anwalt hinwegzusetzen und ihre Fähigkeit in Frage zu stellen, über das Verhalten Gysis im Zusammenhang mit dem anwaltlichen Mandat urteilen zu können.
Ich habe meinen Text noch mal gelesen. Leider kann ich nicht sehen, auf welchen Teil Sie Ihre (meiner Meinung nach unzutreffende) Wertung stützen.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #19
Vera Lengsfeld wollte nicht "aus der DDR geschafft werden".
Habe ich geschrieben „wollte“?
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #19
Sie hätte kaum verurteilt werden können. Der aberwitzige Landesverrats-Vorwurf war nur eine Drohung, welche ohne erheblichen Gesichtsverlust der DDR nicht umsetzbar war. Und darum ging es der DDR in erster Linie - ihr Ansehen im Westen. Diese Drohung war Bestandteil einer Strategie.
Habe ich doch geschrieben, „mit Mitteln außerhalb von offen sichtbarem staatlichen Zwang und Freiheitsstrafe lahmzulegen, zum Schweigen zu bringen“
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #19
Gysi war nichts weiter als der Vollstrecker der Parteilinie der immer stärker wachsenden Opposition ihren Kopf abzuschlagen. Dafür wurden die Stasi-Anwälte Gysi und Schnur in Stellung gebracht.
Habe ich doch geschrieben, “So hat er dazu beigetragen, Vera Wollenberger aus der DDR zu schaffen …“

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

23.02.2013 14:19
#22 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Skorpion im Beitrag #21
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #19
Zitat von Skorpion im Beitrag #18

So hat er dazu beigetragen, Vera Wollenberger aus der DDR zu schaffen, ohne dass die (abgesehen von der U-Haft) zu einer Haftstrafe verurteilt wurde.

Lieber Skorpion,
es ist angesichts der Geschichte von Vera Lengsfeld eine Frage des Respekts, der Empathie und auch der Achtung gegenüber dem Mut dieser Frau, ihrem Wunsch zu entsprechen und sie bei dem Namen zu nennen den sie besitzt.
Genau. Damals ist Vera Wollenberger aufgefallen durch oppositionelle politische Aktivitäten. Deshalb habe ich diesen Namen verwendet.

Vera Lengsfelds ehemaliger Ehemann Knud Wollenberger arbeitete seit 1972 als IMB der Stasi.

Zitat von http://de.wikipedia.org/wiki/Inoffizieller_Mitarbeiter
IMB waren besonders bedeutsame IM, die in direktem Kontakt zu vom MfS als feindlich eingestuften Personen standen und deren Vertrauen besaßen. Sie wurden direkt zur Arbeit an Operativen Vorgängen (OV) eingesetzt.


Ein Jahr nach der Hochzeit 1981 spionierte er auch seine eigene Ehefrau aus. Als Vera Lengsfeld dies 1991 aus den Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit erfuhr, ließ sie sich scheiden und nahm wieder ihren Geburtsnahmen an. Was das für die Familie und für Frau Lengsfeld bedeutete, kann man nur erahnen. Ich halte es für völlig inakzeptabel Frau Lengsfeld mit dem von Ihr abgelegten Namen ihres Stasi-Spitzels der sich als Ehemann tarnte, zu bezeichnen.

Zitat von Skorpion im Beitrag #21
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #19
Auch gehört es m.E. dazu, sich nicht mit Vermutungen über ihr, und nicht nur ihr, begründetes Misstrauen gegenüber ihrem ehemaligen Anwalt hinwegzusetzen und ihre Fähigkeit in Frage zu stellen, über das Verhalten Gysis im Zusammenhang mit dem anwaltlichen Mandat urteilen zu können.
Ich habe meinen Text noch mal gelesen. Leider kann ich nicht sehen, auf welchen Teil Sie Ihre (meiner Meinung nach unzutreffende) Wertung stützen.

Zitat von Skorpion im Beitrag #18

Hat Gysi in dieser Funktion seinen Mandanten mehr geschadet als von seinen Auftraggebern gefordert?
Hat Gysi in dieser Funktion mehr für die seine Mandanten getan als seine Gummiwand-Funktion vorsah?
Ist es überhaupt möglich, auf diese Fragen eine richtige Antwort zu geben? Ich glaube nicht.

Ihr, Frau Lengsfeld, ist dies möglich!
Zitat von Skorpion im Beitrag #21
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #19
Vera Lengsfeld wollte nicht "aus der DDR geschafft werden".
Habe ich geschrieben „wollte“?

Nein, habe ich auch nicht gesagt. Nur, dass sie nicht wollte. Das ist ganz wesentlich.
Zitat von Skorpion im Beitrag #21
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #19
Sie hätte kaum verurteilt werden können. Der aberwitzige Landesverrats-Vorwurf war nur eine Drohung, welche ohne erheblichen Gesichtsverlust der DDR nicht umsetzbar war. Und darum ging es der DDR in erster Linie - ihr Ansehen im Westen. Diese Drohung war Bestandteil einer Strategie.
Habe ich doch geschrieben, „mit Mitteln außerhalb von offen sichtbarem staatlichen Zwang und Freiheitsstrafe lahmzulegen, zum Schweigen zu bringen“

Die Androhung einer jahrelangen Haftstrafe wegen Hochverrats ist offen sichtbarer staatlicher Zwang. Ihr blieb praktisch keine Wahl. Sie wurde getrennt von ihrem Sohn und ihrem Ehemann, dem sie zu diesem Zeitpunkt ja noch vertraute.
Zitat von Skorpion im Beitrag #21
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #19
Gysi war nichts weiter als der Vollstrecker der Parteilinie der immer stärker wachsenden Opposition ihren Kopf abzuschlagen. Dafür wurden die Stasi-Anwälte Gysi und Schnur in Stellung gebracht.
Habe ich doch geschrieben, “So hat er dazu beigetragen, Vera Wollenberger aus der DDR zu schaffen …“

Zitat von Skorpion im Beitrag #18

So hat er dazu beigetragen, Vera Wollenberger aus der DDR zu schaffen, ohne dass die (abgesehen von der U-Haft) zu einer Haftstrafe verurteilt wurde.

Klang für mich eher wie Fluchthilfe. Dann habe ich Sie wohl missverstanden.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Skorpion ( gelöscht )
Beiträge:

23.02.2013 15:13
#23 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #20
Ein solcher Mann soll die Interessen von Feinden des SED-Regimes gegen dieses Regime vertreten haben? Ein interessante Hypothese.
Wissen Sie, lieber Zettel, Sie sind sehr scharfsinnig, wenn es gegen Personen oder Ansichten geht, die Ihnen nicht passen. Das geht jetzt nicht gegen den Scharfsinn. Im Gegenteil, weichgespültes blabla haben wir genug. Und es macht schon Freude, wenn jemand den diskutierten Gegenstand mal von einer anderen Seite beleuchtet.
Aber im merkwürdigen Gegensatz dazu ist nicht nur der Scharfsinn, sondern generell die Diskussionsbereitschaft wie weggeblasen, wenn es um Ihre Lieblinge, Ihre Obsessionen geht. Da blocken Sie dann schon gern mal mit einer (danke für den Fachbegriff) petitio principii. Da wird das zu beweisende schon mal in die Voraussetzung verschoben, so wie hier
Zitat von Zettel im Beitrag RE: Grundsätzliches
… wer die Unabhängigkeit und Objektivität der Justiz bezweifelt, …
Obwohl es viele Tatsachen gibt (ich hatte einige aufgeführt), die durchaus Zweifel an dieser angeblichen Objektivität hervorrufen.

Bei Biedenkopf sieht es ähnlich aus. Biedenkopf ist der Gute, das wird festgelegt per Dekret. Folglich ist böse, wer sich dem Dekret nicht unterwirft. Dabei habe ich meine Meinung ganz einfach anhand nachprüfbarer Tatsachen bzw. sachlicher Fragen illustriert
Zitat von Skorpion im Beitrag RE: Biedenkopf zur Causa Schavan
… Es ist ja die Brillanz, mit der er die Leute rumkriegt. Nur dass von dieser Brillanz nichts übrig bleibt, wenn man die an der Realität spiegelt.
Wann, Herr Prof. Biedenkopf, haben Sie zum Paunsdorf-Center die gesetzlich vorgeschriebene Bedarfsermittlung durchgeführt?
Und wann die gesetzlich vorgeschriebene Ausschreibung?
Mit welchem Recht haben Sie, ohne Bedarfsermittlung und ohne Ausschreibung, die Millionen für den Bau freizugeben? Deutsches Recht gibt das jedenfalls nicht her. Oder wie sehen Sie, das Herr Professor für Wirtschaftsrecht? Bitte sprechen Sie lauter, Herr Professor, ich höre nichts.


Wenn wir im Archiv weiter zurückblättern, geht das so weiter. Zum Beispiel sind bei Ihnen die Bundespräsidenten außerhalb der Diskussion. Oder würden sie wollen, dass diese Diskussion
Zitat von Gast im Beitrag RE: Hans-Werner Sinns Wort zum Jahresende
Gerade deshalb stelle ich die Frage nochmal. Horst Köhler, damals Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, hat zugesagt: „Es wird nicht so sein, dass der Süden bei den sogenannten reichen Ländern abkassiert. Dann nämlich würde Europa auseinanderfallen.“.
Was meinen Sie:
a) Staatsekretär Köhler hat die Wahrheit gesagt
b) Staatsekretär Köhler hat gelogen.
Was ist richtig. A) oder b)?
wieder aufgenommen wird? Nein, das wollen Sie nicht. Der Präsident ist sakrosankt.
Nicht der US-amerikanische, aber der deutsche.

Inwieweit Sie bereit sind, Ihr Allerheiligstes vom Allerheiligen, Nazis, zur Diskussion zu stellen, das wissen Sie ja selbst.

Diese kleine personenbezogene Vorrede musste mal sein, weil mir das schnippische „interessante Hypothese“ in diesem Umfeld nicht gefällt. Ich habe mein letztes Posting absichtlich mit dieser Frage eingeleitet
Zitat von Skorpion im Beitrag #18
War Gorbatschow ein guter Mensch? Alexander Dubček? Imre Nagy?
weil ich aufzeigen wollte, dass wir uns in einem Bereich bewegen, in dem die einfachen gut/schlecht-Wertungen fehl gehen. Es stimmt schon, die Wahrheit ist
Zitat von Zettel im Beitrag #20
Er [Gysi] wurde ja nicht zufällig der Nachfolger von Erich Honecker.
Wahr ist aber auch, dass Gorbatschow, Dubček und Nagy ebenfalls nicht zufällig Nachfolger ihrer unappetitlichen Vorgänger geworden sind.

Gysi sehe ich grundsätzlich so, wie Frankenstein das hier mehrfach ausgeführt hat
Zitat von Frankenstein im Beitrag RE: "Demokratsicher Sozialismus"
Und bedenken Sie, werter Zettel, die Anzahl wirtschaftlicher Analphabeten in der Politik ist Legion (auch unsere Bundesregierung ist diesbezüglich wenig beeindruckend).

Wann und wo soll denn der in der DDR staatsnah sozialisierte Gysi profunde ökonomische Kenntnisse erworben haben? Seine Naivität in wirtschaftlichen und sozialen Fragen ist authentisch.
Zitat von Frankenstein im Beitrag RE: "Demokratsicher Sozialismus"
Und natürlich ist Gysi in entscheidenden Bereichen naiv. Ohne ein gewisses Ausmass an Naivität, insbesondere in ökonomischen Fragen, kann man gar nicht Linker sein (ausser man ist finanziell vom Linkssein abhängig - das ist Gysi aber nicht).

Kommunisten finden sich primär in der DKP und der Kommunistischen Plattform, dass er zu diesen eine Distanz einhält, ist nicht einfach nur eine Show fürs Publikum, die Differenzen sind real.
Zitat von Frankenstein im Beitrag RE: "Demokratsicher Sozialismus"
Gysi als Kryptokommunisten zu sehen, der seine Gesinnung im Dienste der Weltrevolution subtil verbirgt, verzerrt die banale Wirklichkeit um die profane Person Gregor Gysi, derartige an Verschwörungstheorien grenzende Sichtweisen führen nichts weiter als auf die falsche Fährte bzw. in die Irre.
Zitat von Frankenstein im Beitrag RE: Gregor Gysi, ein großer deutscher Kommunist
als ehemaliges Mitglied der PDS habe ich Gysi nach der Wende sogar mal persönlich erlebt, die Besserwisserei und Radikalität westlicher Dogmatiker waren ihm total fremd und unangenehm. Die Distanz zur kommunistischen Plattform und deren Zielen ist authentisch und nicht gespielt.

Vermeintlich anderes Ufer übrigens deshalb, weil sie allesamt Etatisten sind, die Linken und Christdemokraten sowieso, aber selbst das Gros der FDP.

Es kann durchaus jemand ziemlich weit oben im Machtapparat angesiedelt sein, und der kann durchaus grundsätzlich das System grundsätzlich für gut und richtig halten – und dennoch mit vielen Durchführungsbestimmungen überkreuz liegen.

Gysi war zweifellos ein Mann des Sozialismus und folglich der DDR. Aber er war (und hier nehme ich in Anspruch, dass ich die Körpersprache richtig gedeutet habe) angewidert von der Dumpfheit und Starre dieses Systems. Im Wollenberger/Lengsfeld-Fall nehme ich ihm ab, dass er die Frau auch aus ganz einfach menschlichen Erwägungen lieber in England als im Knast gesehen hat. Dass das mit seinem Auftrag übereinstimmte, ändert erst mal gar nichts.

Ihre Annahme von „Feinden des Regimes“ ist nur bedingt tragfähig. Die meisten Kommunisten wurden bekanntlich von Kommunisten ermordet. Und was Sie als „Feinde des Regimes“ sehen, waren wohl Feinde des Regimes, aber mehrheitlich keine Feinde des Sozialismus. Insoweit waren die für Gysi nicht unbedingt Feinde, sondern eher (aus seiner Sicht) fehlgeleitete Gesinnungsgenossen. Es ist nicht abwegig zu vermuten, dass er (wenn auch in bescheidenem Umfang) sein Gewicht dann und wann für diese eingesetzt hat.

Nein, ich gehöre nicht zum Gysi-Fanclub. Andererseits, auch das sehe ich wie Frankenstein, wird er vielfach überschätzt. Genausgenommen ist er ein lebendes Fossil einer vergangenen Epoche. Ich habe ihn mal in einer Talk-Show gesehen, in der es um das Bedingungslose Grundeinkommen ging. Der Quastenflosser war entschieden dagegen. Die Jungdynamiker dafür.

Skorpion ( gelöscht )
Beiträge:

23.02.2013 15:17
#24 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #22
Die Androhung einer jahrelangen Haftstrafe wegen Hochverrats ist offen sichtbarer staatlicher Zwang.
Für den Betroffenen. Aber nicht für die Öffentlichkeit.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

23.02.2013 16:46
#25 RE: Was hat Gysi "herausgeholt"? Antworten

Zitat von Skorpion im Beitrag #23

Aber er war (und hier nehme ich in Anspruch, dass ich die Körpersprache richtig gedeutet habe) angewidert von der Dumpfheit und Starre dieses Systems.

Wäre er angewiedert gewesen, hätte er einen Schlussstrich gezogen wie Günter Schabowski. Dem würde ich abkaufen was Sie, lieber Skorpion, aus Gysi's Körpersprache heraus, meinen deuten zu können.
Nur hält der sich bedeckt, liest anderen nicht die Leviten und spricht wenn er mal was sagt, Klartext.
Zitat von Skorpion im Beitrag #23
Im Wollenberger/Lengsfeld-Fall nehme ich ihm ab, dass er die Frau auch aus ganz einfach menschlichen Erwägungen lieber in England als im Knast gesehen hat. Dass das mit seinem Auftrag übereinstimmte, ändert erst mal gar nichts.

Gysi hatte keine menschlichen Erwägungen zu haben. Er hatte einen Auftrag im Sinne der Partei- und Staatsführung und des MfS gegen staatsfeindliche Kräfte auszuführen. In seinem Fall bestand der darin, seine Mandanten zur Ausreise zu bewegen weil die Vorgehensweise bei Wolf Biermann und Roland Jahn keine gute Presse brachte. Diesen Auftrag führte er aus. Was Sie Herrn Gysi unterstellen, gehört, mit Verlaub, ins Reich der Fantasie. Ich habe die Seiten des BStU bereits verlinkt und verstehe ehrlich gesagt nicht, warum Sie dies nicht zur Kenntnis nehmen, sondern weiterhin darüber spekulieren, dass Gysi irgendeine Entscheidungskompetenz in der Frage, Ausreise oder nicht, hatte. Die Angeklagten hatten diese "Wahl", welche keine war.
Zitat von Skorpion im Beitrag #23
Ihre Annahme von „Feinden des Regimes“ ist nur bedingt tragfähig. Die meisten Kommunisten wurden bekanntlich von Kommunisten ermordet. Und was Sie als „Feinde des Regimes“ sehen, waren wohl Feinde des Regimes, aber mehrheitlich keine Feinde des Sozialismus. Insoweit waren die für Gysi nicht unbedingt Feinde, sondern eher (aus seiner Sicht) fehlgeleitete Gesinnungsgenossen. Es ist nicht abwegig zu vermuten, dass er (wenn auch in bescheidenem Umfang) sein Gewicht dann und wann für diese eingesetzt hat.

Bitte machen Sie sich schlau, lieber Skorpion. Was Sie hier sagen, entspricht nicht der Wahrheit. Selbstverständlich waren die Oppositionellen und vor allem diejenigen welche um den !7.01.1988 verhaftet wurden, Feinde des Regimes und Feinde des Sozialismus. Und selbstverständlich waren sie auch für Gysi Feinde. Er kämpfte als IM gegen sie. Er war Tschekist.
Ich kenne die Vorgänge um den 17.01.1988 aus eigenem Erleben. Aber ich erwarte nicht, dass Sie mir meine persönliche Darstellung glauben, deshalb fange ich gar nicht erst damit an. Es gibt aber Quellen wie die BStU.

Zitat von http://www.bstu.bund.de/DE/Wissen/DDRGes...Demo/_node.html
Am 11. Februar wurden die letzten inhaftierten Bürgerrechtler entlassen, allerdings nicht in die DDR, sondern in die Bundesrepublik. Vor die Alternative langjährige Haft oder Übersiedlung gestellt, wurde ihre Ausreise erzwungen. Damit bewies die SED-Führung erneut ihre Unfähigkeit im Umgang mit politisch Andersdenkenden. Davon zeugte auch Honeckers Rede vor den 1. Sekretären der SED-Kreisleitungen am 12. Februar, als er sagte: "Staatsfeindliche Tätigkeit ist im Ansatz zu unterbinden."

Viele Grüße, Erling Plaethe

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