Finde ich interessant und würd's gern mal testen. Ich will ja auch nicht den Ökolandbau und das ganze lokale Wirtschaften schlecht machen. Mir geht es lediglich darum, dass die öffentlich festgefügte Meinung konventionell = billig, schlecht, ungesund und unökologisch während BIO = lecker, gesund, wahnsinnig supertoll pauschal einfach Unsinn ist.
Beste Grüße, Calimero
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Zitat von Kritiker im Beitrag #20Und China liegt nun nicht gerade nebenan.
China ist ja in letzer Zeit durch einige Skandale in diesem Bereich unangenehm aufgefallen. Das heißt aber auch, daß so etwas dort mittlerweile zum Skandalon wird & Abhilfe geschaffen werden muß, wenn man sich dort nicht die Märkte, die sich, nun, etwas pingeliger zeigen, vergrätzen will. Vom Format her sind die Unterschleife allerdings noch so, daß man sich über Pferdebuletten gar nicht recht aufregen mag.
Zitat New York Times, May 3, 2013 ____________ Even for China’s scandal-numbed diners, inured to endless outrages about food hazards, news that the lamb simmering in the pot may actually be rat tested new depths of disgust. ... Sixty-three people were arrested and accused of “buying fox, mink and rat and other meat products that had not undergone inspection,” which they doused in gelatin, red pigment and nitrates, and sold as mutton in Shanghai and adjacent Jiangsu Province for about $1.6 million, according to the ministry’s statement. ... “How many rats does it take to put together a sheep?” said one typically baffled and angry user of Sina Weibo, China’s Twitter-like microblog service that often acts as a forum for public venting. “Is it cheaper to raise rats than sheep?” ____________
Zitat "Ökologischer Anbau" ist eigentlich eine ganz andere Religion und läßt sich christlich wohl kaum herleiten
Das ist falsch. Nicht-ökologischer Anbau, so wie er heutzutage betrieben wird, agiert nach der Devise "je mehr je besser".
Überhaupt nicht. Es gibt beim konventionellen Anbau die ganze Bandbreite, in jeder von den Kunden gefragten Mischung von Quantität und Qualität. "Öko" bedeutet letztlich nur, daß die Bauern nur auf eine Handvoll veraltete Produktionsmethoden setzen dürfen. Damit sind dann bei der Quantität Grenzen gesetzt, ohne daß die Qualität unbedingt besser sein muß. Es gibt auf jeden Fall keine einzige Bibelstelle, die man zur Rechtfertigung einer "Öko"-Beschränkung heranziehen könnte. "Öko" ist eine Ersatzreligion, ist ja auch entstanden aus der anthroposophischen Lehre, die sich deutlich vom evangelischen Christentum unterscheidet.
Wenn sich ein evangelischer Kirchentag an solchen Vorstellungen orientiert, dann ist das ideengeschichtlich etwa so, als würde man in einer christlichen Kirche Richtung Mekka beten.
Zitat Im Christentum geht es um die Beachtung des Nächsten, also der Fähigkeit, von dem eigenen Vorteil abzusehen und auf das zu schauen, was der andere braucht.
Also ganz klassischer Kapitalismus mit Kundenorientierung. Was die konventionellen Landwirte ja auch machen.
Zitat Es mag ja sein, dass das Fair Handelsprinzip Schlechtes erreicht (das ist eine Behauptung, zu der ich keine Verifikation habe)
Das wäre jetzt eine Diskussion für sich. Nur die Stichworte: Beim "fair trade" geht es im wesentlichen um die "fair trade"-Organisatoren - über 90% des Preisaufschlags bleibt dort hängen und geht NICHT an die Erzeuger. Weiter fördert "fair trade" vor Ort korrupte Strukturen und verhindert die nötigen Modernisierungen.
Zitat aber dass der Käufer dem Verkäufer die Preise diktiert ist kein Kennzeichen einer gesunden Marktwirtschaft.
Richtig. Und ist ja beim konventionellen Markt auch nicht der Fall. Die Preise dort werden nicht diktiert (das gibt es nur bei "fair trade"), sondern bilden sich aus Angebot und Nachfrage.
Zitat
Zitat Der Markt sorgt mit seinen normalen Verteilungsmechanismen dafür, daß beim Preis/Leistungsverhältnis kurze Transportwege und frische Erzeugnisse besser dastehen.
Das ist schlicht nicht richtig. Transporte sind heutzutage so billig, dass lange Transportwege gegen die Ungleichheit in der Lebenshaltung (Löhne, lokale Preise etc) fast nicht ins Gewicht fallen.
Transporte sind zwar billig, aber nicht kostenlos, und Zeit kosten sie auch. Damit haben regionale und saisonale Produkte immer einen Vorteil. Aber ein solcher Vorteil bedeutet nicht, daß ein Produkt automatisch in allen Punkten besser sein muß. WENN die chinesische Erdbeere genau dieselbe Qualität bietet - aber preiswerter ist: Dann ist es doch legitim vom Kunden, das Produkt mit dem besseren Preis-/Leistungsverhältnis zu nehmen. Und es wäre umgekehrt unsinnig, wegen einer "Regional-Ideologie" das bei gleicher Qualität teurere Produkt zu kaufen.
Zitat was nur auffällt, wenn sich mal ein Norrovirus in die chinesischen Erdbeeren schleicht.
Qualitätsmängel kann es genauso bei lokalen Erzeugern geben. Dort sind sie sogar wahrscheinlicher, weil es eigentlich kaum Qualitätskontrollen gibt - während die großen Importeure sehr wohl kontrollieren, was ihnen ihre Lieferanten aus Übersee schicken. Grundsätzlich sind qualitätvollere Produkte auch teurer (alleine schon, weil Kontrollen Geld kosten). Es ist eine Abwägung des Kunden, wie viel mehr Geld er für eine gewisse Qualitätssteigerung auf den Tisch legen will. Grundsätzlich die teurere Variante zu kaufen ist weder allgemein möglich noch sinnvoll.
Zitat WENN die chinesische Erdbeere genau dieselbe Qualität bietet - aber preiswerter ist: Dann ist es doch legitim vom Kunden, das Produkt mit dem besseren Preis-/Leistungsverhältnis zu nehmen. Und es wäre umgekehrt unsinnig, wegen einer "Regional-Ideologie" das bei gleicher Qualität teurere Produkt zu kaufen.
Hier noch als kleine Ergänzung:
Das Produkt mit dem niedrigeren Preis ist fast immer auch das ökologisch überlegene (!!) Produkt.
Zur Begründung:
Der Preis eines Produkts spiegelt seine Produktionskosten wider. Ein teures Produkt hatte hohe Produktionskosten. Und das bedeutet: viel Input. Also viel Ressourcenverbrauch.
Diese Ressourcen können entweder Verbrauchsgüter sein. Also z.B. Düngemittel. Oder Energie (z.B. zum Beheizen von Glashäusern). Oder Land. Oder Kapital (also z.B. Traktoren). Oder Arbeitskraft.
Bei den erstgenannten Punkten sollte ohnehin offensichtlich sein, dass ein Mehr an Einsatz dieser Ressourcen ökologisch nicht vorteilhaft sein kann. Bei der Arbeitskraft ist die Argumentation etwas diffiziler: was an Lohn bezahlt wird, verbleibt ja nicht in der Tasche des Arbeitnehmers sondern wird letzen Endes auch wieder ausgegeben. Führt also seinerseits wieder zu Ressourcenverbrauch.
Als ein erster Proxy ist der Verkaufspreis also ein guter Indikator für den zugrundeliegenden Ressourcenverbrauch.
Klingt auf den ersten Blick vielleicht erst einmal überraschend (und man kann damit in den passenden Milieus auch hitzige Diskussionen provozieren). Ist aber dennoch richtig.
Bis weit ins 20. Jhdt. wurden größtenteils regionale Produkte gegessen, in weiten Teilen Afrikas noch heute. Entsprechend niedrig war bzw. ist das Wohlstandsniveau. Genug zu essen ist auch in Deutschland noch nicht so lange eine Selbstverständlichkeit.
Im damaligen Kreis Schleiden (woher ein Teil meiner Familie stammt) war Mitte des 19. Jahrhunderts die die große Mehrheit der Gemusterten untauglich für den Wehrdienst wegen Unterernährung. Die Eifel war nahezu komplett entwaldete für Acker- bzw. Weideland und Brennholz. Und die wenigen Büsche fielen dann noch der Brandrodung (Schiffelwirtschaft) zum Opfer. Diese Welt, in der die Menschen praktisch nur von regionalen Produkten und "erneuerbaren" Energien lebten, war sowohl für die Menschen als auch für die Umwelt nur elend.
Ein garantiert gefüllter Bauch, viele andere heute scheinbar selbstverständliche Annehmlichkeiten mehr und genug Zeit, über die angebliche Schlechtigkeit der Welt zu sinnieren, ist für die Masse erst durch die ach so verachtete Industrialisierung und moderne (konventionelle) Landwirtschaft möglich geworden. Für dieses Kirchentagsvolk und Gutmenschen (nicht zu verwechseln mit guten Menschen) im Allgemeinen habe ich nur Verachtung übrig.
Der Cicero-Artikel ist in der Tat sehr treffend. Dieses pervertierte Christentum, wo ständiger Verstoß gegen das 10. Gebot geradezu zur Pflicht erhoben wird (anderer Hab und Gut zu begehren ist schließlich eine Hauptbeschäftigung der Linken, während mehr Markteinkommen zu begehren ganz, ganz böse ist) und Nächstenliebe als Vorwand für alle möglichen, weit über Barmherzigkeit hinausgehende staatlichen Zwangsmaßnahmen umgedeutet wird, hat nur noch sehr wenig christliche Substanz.
Zitat von R.A. im Beitrag #29 Es gibt auf jeden Fall keine einzige Bibelstelle, die man zur Rechtfertigung einer "Öko"-Beschränkung heranziehen könnte. "Öko" ist eine Ersatzreligion, ist ja auch entstanden aus der anthroposophischen Lehre, die sich deutlich vom evangelischen Christentum unterscheidet.
Ich habe ja nirgends behauptet, dass die Bibel einem Öko vorschlägt, im Gegenteil, die Auslegung der einschlägigen Stellen wurden im Zeitgeist in vergangenen Jahrhunderte noch völlig anders ausgelegt. Die Beziehung ist, wie ich bereits erläutert habe, indirekt. Dadurch, dass man Marktwirtschaft betreibt und erkennt, dass das eigene Konsumverhalten einen hohen Einfluss auf Produktionsbedingungen ausübt, kam es überhaupt zu der Marke. Dass dann manche Menschen daraus eine Religion machen - na gut - das machen Menschen auch aus dem Liberalismus oder als Marktradikale.
Zitat von R.A. im Beitrag #29 Wenn sich ein evangelischer Kirchentag an solchen Vorstellungen orientiert, dann ist das ideengeschichtlich etwa so, als würde man in einer christlichen Kirche Richtung Mekka beten.
Ach, ist alles schon vorgekommen. Der Kirchentag ist eine bunte Kirmes und darin befindet sich viel nicht-christliches. So wie sich auf einem CDU Parteitag auch ziemlich viel nicht-christliches findet (trotz des C). Das war ja mein Punkt. Alles auf dieser Kirmes mit "den Christen" zu identifizieren ist dumm, weil undifferenziert und blind.
Zitat von R.A. im Beitrag #29 Das wäre jetzt eine Diskussion für sich. Nur die Stichworte: Beim "fair trade" geht es im wesentlichen um die "fair trade"-Organisatoren - über 90% des Preisaufschlags bleibt dort hängen und geht NICHT an die Erzeuger. Weiter fördert "fair trade" vor Ort korrupte Strukturen und verhindert die nötigen Modernisierungen.
Sie hätten Politiker werden sollen. Wenn unter den fair-trade Bedingungen die Kleinbauern und Arbeiter erheblich besser leben können als bei den konventionellen Unternehmen, dann ist der 90% Schwund des Preisaufschlags zwar zu kritisieren, aber immer noch besser für die Menschen vor Ort.
Und konventionelle Unternehmen fördern natürlich keine korrupten Strukturen, ausser natürlich die korrupten Strukturen werfen genügend Geld für die Unternehmen ab.
Zitat von R.A. im Beitrag #29 Richtig. Und ist ja beim konventionellen Markt auch nicht der Fall.
Ausser natürlich, die Käufer haben die Verkäufer durch Monopolstrukturen in der Hand, was in den Entwicklungsländern die Regel ist.
Zitat von R.A. im Beitrag #29 Transporte sind zwar billig, aber nicht kostenlos, und Zeit kosten sie auch. Damit haben regionale und saisonale Produkte immer einen Vorteil. Aber ein solcher Vorteil bedeutet nicht, daß ein Produkt automatisch in allen Punkten besser sein muß.
Mein Argument war nicht, dass Transporte kostenlos sind, sondern dass die Kosten nicht ins Gewicht fallen. Wenn in Europa die Arbeitskosten für ein Produkt 100 € beträgt, in China aber nur 20€, dann machen die Transportkosten von 10€ gar nichts.
Wenn dann die Kontrollmöglichkeit des Verbrauchers gegen 0 geht, weil der Erzeuger auf der anderen Erdhalbkugel sitzt, gibt es weitere Effekte. Beispiel: Die Mehrheit der Verbraucher im Westen wünschen billige Kleidung, würden solche aber nicht kaufen, wenn diese durch Kinderarbeit oder unter Vernachlässigung der Sicherheit der Arbeiter hergestellt würde. Und? Verbessern die Herstellerfirmen die Sicherheit und setzen keine Kinder ein? Nein! Weil es nämlich billiger ist, die Informationen über die Zustände zu verbergen und dafür zu sorgen, dass der Verbraucher nichts davon erfährt. DAS ist Marktwirtschaft.
Einen lokalen Erzeuger kann man auch nicht immer selbst kontrollieren, aber die Informationswege sind erheblich kürzer und die Verwaltung hier ist nicht gut, aber besser als in der Ferne.
Zitat von R.A. im Beitrag #29 WENN die chinesische Erdbeere genau dieselbe Qualität bietet - aber preiswerter ist: Dann ist es doch legitim vom Kunden, das Produkt mit dem besseren Preis-/Leistungsverhältnis zu nehmen. Und es wäre umgekehrt unsinnig, wegen einer "Regional-Ideologie" das bei gleicher Qualität teurere Produkt zu kaufen.
Ausser man macht den Kunden auf Aspekte aufmerksam, die bisher nicht in Qualität eingerechnet wurden, wie Arbeitsbedingungen, Umweltbelastung, soziale Strukturen usw. Das "Regional-Denken" fördert genau diese Überlegungen, auch wenn ich durchaus differenziert vorgehen kann. Aber viele Leute können das offensichtlich nicht.
Zitat von Kritiker im Beitrag #32Die Mehrheit der Verbraucher im Westen wünschen billige Kleidung, würden solche aber nicht kaufen, wenn diese durch Kinderarbeit oder unter Vernachlässigung der Sicherheit der Arbeiter hergestellt würde. Und? Verbessern die Herstellerfirmen die Sicherheit und setzen keine Kinder ein? Nein! Weil es nämlich billiger ist, die Informationen über die Zustände zu verbergen und dafür zu sorgen, dass der Verbraucher nichts davon erfährt. DAS ist Marktwirtschaft.
Ich verbitte mir diese Anmaßung. Ich als Verbraucher habe überhaupt kein Problem damit, von Kindern hergestellte Produkte zu kaufen. Es ist auch naiv anzunehmen, die armen Kinder würden nicht arbeiten müssen, wenn sie keine Kleidung herstellten. Sie würden auch arbeiten, nur unter noch schlechteren Bedingungen.
Zitat von Kritiker im Beitrag #32Einen lokalen Erzeuger kann man auch nicht immer selbst kontrollieren, aber die Informationswege sind erheblich kürzer und die Verwaltung hier ist nicht gut, aber besser als in der Ferne.
Ganz konkret: wer soll denn in Deutschland hergestellte Schuhe und Kleidung bezahlen??? Hartzer bestimmt nicht.
Zitat von R.A. im Beitrag #29 WENN die chinesische Erdbeere genau dieselbe Qualität bietet - aber preiswerter ist: Dann ist es doch legitim vom Kunden, das Produkt mit dem besseren Preis-/Leistungsverhältnis zu nehmen. Und es wäre umgekehrt unsinnig, wegen einer "Regional-Ideologie" das bei gleicher Qualität teurere Produkt zu kaufen.
Ausser man macht den Kunden auf Aspekte aufmerksam, die bisher nicht in Qualität eingerechnet wurden, wie Arbeitsbedingungen, Umweltbelastung, soziale Strukturen usw. Das "Regional-Denken" fördert genau diese Überlegungen, auch wenn ich durchaus differenziert vorgehen kann. Aber viele Leute können das offensichtlich nicht.
Was hat denn ein chinesischer Landarbeiter denn davon, wenn man die chinesischen Erdbeeren nicht mehr kauft? Und umweltfreundlicher sind deutsche Erdbeeren nicht unbedingt. Wenn man anfängt, z. B. in der Rhön Erdbeeren anzubauen, dann werden die nicht nur viel teurer, auch der Flächenverbrauch und der Energieaufwand wird größer sein als in China. Es gibt auch nur wenige Deutsche, die Spargel stechen oder oder Erdbeeren pflücken wollen und das liegt nicht nur an der Entlohnung.
"Kritiker" ist kein Kritiker, sondern vertritt unkritisch und selbstgerecht linke Positionen.
Zitat von Kritiker im Beitrag #32 Beispiel: Die Mehrheit der Verbraucher im Westen wünschen billige Kleidung, würden solche aber nicht kaufen, wenn diese durch Kinderarbeit oder unter Vernachlässigung der Sicherheit der Arbeiter hergestellt würde. Und? Verbessern die Herstellerfirmen die Sicherheit und setzen keine Kinder ein? Nein! Weil es nämlich billiger ist, die Informationen über die Zustände zu verbergen und dafür zu sorgen, dass der Verbraucher nichts davon erfährt. DAS ist Marktwirtschaft.
Das ist zunächst mal eine Unterstellung. Bei der ich mich überhaupt ständig frage warum gerade Kinder so begehrte Arbeitskräfte sein sollen. Es ist ja nicht so, dass Kinder Erwachsenen irgendwelche Begabungen oder Belastbarkeiten voraus hätten. Wohlgemerkt rede ich dabei von Kindern, nicht von Heranwachsenden, die erst mit dem westlichen Wohlstand unter Kinderschutz gestellt wurden. Meiner einer hat spätestens mit 14 regelmäßig irgendwie gearbeitet (Schulfach und Ferienjobs) und mit 16 steckte ich im gleichen Blaumann wie meine Arbeitskollegen.
Zitat von R.A. im Beitrag #29 WENN die chinesische Erdbeere genau dieselbe Qualität bietet - aber preiswerter ist: Dann ist es doch legitim vom Kunden, das Produkt mit dem besseren Preis-/Leistungsverhältnis zu nehmen. Und es wäre umgekehrt unsinnig, wegen einer "Regional-Ideologie" das bei gleicher Qualität teurere Produkt zu kaufen.
Ausser man macht den Kunden auf Aspekte aufmerksam, die bisher nicht in Qualität eingerechnet wurden, wie Arbeitsbedingungen, Umweltbelastung, soziale Strukturen usw. Das "Regional-Denken" fördert genau diese Überlegungen, auch wenn ich durchaus differenziert vorgehen kann.
Sie wissen aber schon, dass in der idealen Welt des Kritikers sämtliche Entwicklungsländer genau null Standortvorteile mehr hätten? Dass ihnen der Westen null Produkte abkaufen würde, sie deshalb null Geld von uns bekämen und deshalb auch nie aus dem Entwicklungslandstatus herauskämen? Meine Güte, sie sollten sich echt mal die Entwicklung der asiatischen Tigerstaaten anschauen (und auch China, wo mittlerweile die Löhne steigen, sowie in Sicherheit und Umweltschutz investiert wird).
Grüße, Calimero
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Zitat von R.A. im Beitrag #29Das wäre jetzt eine Diskussion für sich. Nur die Stichworte: Beim "fair trade" geht es im wesentlichen um die "fair trade"-Organisatoren - über 90% des Preisaufschlags bleibt dort hängen und geht NICHT an die Erzeuger. Weiter fördert "fair trade" vor Ort korrupte Strukturen und verhindert die nötigen Modernisierungen.
Zitat aber dass der Käufer dem Verkäufer die Preise diktiert ist kein Kennzeichen einer gesunden Marktwirtschaft.
Richtig. Und ist ja beim konventionellen Markt auch nicht der Fall. Die Preise dort werden nicht diktiert (das gibt es nur bei "fair trade"), sondern bilden sich aus Angebot und Nachfrage.
Dazu eine Nachfrage und ein Einwand ;-)
Zuerst die Nachfrage: Gibt es genauere Untersuchungen zum »Wirkungsgrad« von Fairtrade? Es dürfte doch in einigen Fällen eine Frage der Interpretation sein, ob der Preisaufschlag zugunsten der Produzenten in der dritten Welt oder zugunsten der Fair-Trade-Organisationen einkassiert wird. Beispiel: Die Organisation bezahlt einen Berater und schickt ihn nach Afrika zu den Kaffee-Bauern.
Das kann man als Personalkosten der Fair-Trade-Organisation interpretieren, aber auch als nutzbringende Leistung für das afrikanische Dorf, in dem Kaffee produziert wird. Das dürfte von der Art der Beratung abhängen: Ist es ein Biologe, der sich mit Kaffeepflanzen auskennt oder ist es eine Gender-Beraterin, die heiße Luft nach Afrika bringt? ;-)
Und dann der Einwand: Auf dem Markt in Deutschland werden inzwischen viele Produkte mit Fair-Trade-Siegel abgesetzt. Hier gibt es meiner Meinung nach einen gesunden Wettbewerb und gerade kein Marktversagen, weil sich die Käufer in der Regel zwischen sehr vielen Angeboten entscheiden können. Somit dürften also einige Produkte auch in den Regalen liegenbleiben und die Preise bilden sich im Grunde wie auf jedem Markt nach Angebot und Nachfrage.
Auf dem Markt in Afrika (wo der Kaffee aufgekauft wird) könnte das anders aussehen, wenn sich ein Monopol oder Oligopol auf der Seite der Nachfrager aufbaut. Ist Dir grundsätzlich ein Fall bekannt, in dem ein Nachfrageroligopol von Fair-Trade-Anbietern die Preise gedrückt hätte?
Ich finde das Konzept der Teekampagne nach wie vor interessant, weil es Betriebswirtschaft mit fairem Handel verbindet. Den Tee-Erzeugern in Indien wird Darjeeling abgenommen und in Deutschland wird der Tee nur in Großpackungen gehandelt. Wo ist da der Haken? https://www.teekampagne.de/
Zitat von TF im Beitrag #34 Ich verbitte mir diese Anmaßung. Ich als Verbraucher habe überhaupt kein Problem damit, von Kindern hergestellte Produkte zu kaufen. Es ist auch naiv anzunehmen, die armen Kinder würden nicht arbeiten müssen, wenn sie keine Kleidung herstellten. Sie würden auch arbeiten, nur unter noch schlechteren Bedingungen.
Dann zählen Sie offensichtlich nicht zur Mehrheit. Ich weiß nämlich, dass der ökonomische Druck in den Entwicklungsländern viele Kinder zur Arbeit zwingt und dass das in Deutschland vor 150 Jahren auch noch der Fall war. Ich weiss aber auch, dass der Teufelskreis von Elend und mangelnde Ausbildung im Westen erst durchbrochen werden konnte, als die Kinder in die Schulen geschickt wurden, statt in die Bergwerke oder Fabriken. Natürlich kann man der Meinung sein, dass die schlechten sozialen Bedingungen in jenen Ländern gut für uns sind, aber was sagt das über das Menschenbild aus?
Zitat von TF im Beitrag #34 Ganz konkret: wer soll denn in Deutschland hergestellte Schuhe und Kleidung bezahlen??? Hartzer bestimmt nicht.
Nein, die nicht. Aber es gibt genug Wohlhabende in diesem Land, die sich auch höhere Preise leisten können und auch mehr ausgeben, wenn sie korrekt informiert würden. Trigema ist sicherlich keine billige Marke, wirbt aber erfolgreich mit Arbeitsplätzen in Deutschland.
In einem gesunden Marktgeschehen bilden sich ökonomische Nischen, in denen sehr unterschiedliche Firmen und Herstellungsmethoden existieren können. Die Öko-Bewegung hat hier Nischen geschaffen, in denen auch deutsche Firmen gegen die Billig-Konkurrenz bestehen können, wenn die Information der Marktteilnehmer über Herstellerbedingungen und Qualitätsprozesse gewährleistet ist. Die Billig Hersteller haben an diesem ökonomisch eigentlich gebotenen Informationsfluss kein Interesse und arbeiten dagegen. Ein echter Liberaler und Marktbefürworter müsste sich diesen Bestrebungen eigentlich entgegen stellen.
Zitat von TF im Beitrag #34 "Kritiker" ist kein Kritiker, sondern vertritt unkritisch und selbstgerecht linke Positionen.
Vielen Dank für diese Aussage. Es spiegelt das blinde und vollkommen unkritische links=böse Denken zu vieler Leute hier im Forum. Und es zeugt von einem Mangel an Argumentationsfähigkeit, der mich am Anfang bei diesem Forum überrascht hat.
Zitat von stefanolix im Beitrag #36 Zuerst die Nachfrage: Gibt es genauere Untersuchungen zum »Wirkungsgrad« von Fairtrade? Es dürfte doch in einigen Fällen eine Frage der Interpretation sein, ob der Preisaufschlag zugunsten der Produzenten in der dritten Welt oder zugunsten der Fair-Trade-Organisationen einkassiert wird. Beispiel: Die Organisation bezahlt einen Berater und schickt ihn nach Afrika zu den Kaffee-Bauern.
Laut Wikipedia existieren 2 Hauptstudien zu der FairTrade Organisation, die - bei einigen berechtigten Kritikpunkten - herausarbeiten, dass dieses Siegel die Arbeits- und Lebensverhältnisse der beteiligten Kleinbauern und Arbeiter verbessert hat und einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der jeweiligen Gegenden gehabt hat.
Eine der Kritikpunkte ist, dass der größte Teil des Preisaufschlags (etwa 90%) für die Organisation verwendet wird und nicht bei den eigentlichen Erzeugern ankommt.
Zitat von Calimero im Beitrag #35 Sie wissen aber schon, dass in der idealen Welt des Kritikers sämtliche Entwicklungsländer genau null Standortvorteile mehr hätten? Dass ihnen der Westen null Produkte abkaufen würde, sie deshalb null Geld von uns bekämen und deshalb auch nie aus dem Entwicklungslandstatus herauskämen?
Wo habe ich denn solches behauptet? Mein Hauptpunkt war Fairness und soziale Verantwortung.
Unternehmertum ist eigentlich geprägt von sozialer Verantwortung (was zu viele hier im Forum vergessen), das soll und muss auch für Unternehmer in den Entwicklungsländern gelten. Aber von selbst entwickeln zu wenige ein solches Gewissen, weshalb man Marktmechanismen schaffen muss, die ein solches Gewissen zum ökonomischen Vorteil macht.
Zitat von Kritiker im Beitrag #32Beispiel: Die Mehrheit der Verbraucher im Westen wünschen billige Kleidung, würden solche aber nicht kaufen, wenn diese durch Kinderarbeit oder unter Vernachlässigung der Sicherheit der Arbeiter hergestellt würde. Und? Verbessern die Herstellerfirmen die Sicherheit und setzen keine Kinder ein? Nein! Weil es nämlich billiger ist, die Informationen über die Zustände zu verbergen und dafür zu sorgen, dass der Verbraucher nichts davon erfährt. DAS ist Marktwirtschaft.
Interessante Definition... aber beruht der Erfolg von 'Fair Trade' und ähnlichen sich die Entwicklungshilfe auf die Fahnen geschrieben habenden Projekten nicht zu einem wesentlichen Teil auch auf der Öffentlichkeitsarbeit (die auch durch den Preisaufschlag finanziert wird), also darauf, daß es gelingt, den Verbrauchern hier ein positives Image von der Sache zu vermitteln und die tatsächliche Wirkung des Systems (die sich ja durchaus davon unterscheiden kann, was man naiv und spontan annehmen würde) zu verschleiern?
Zitat von TF im Beitrag #34 "Kritiker" ist kein Kritiker, sondern vertritt unkritisch und selbstgerecht linke Positionen.
Vielen Dank für diese Aussage. Es spiegelt das blinde und vollkommen unkritische links=böse Denken zu vieler Leute hier im Forum. Und es zeugt von einem Mangel an Argumentationsfähigkeit, der mich am Anfang bei diesem Forum überrascht hat.
Der Kritiker
Ein Argument, das zumindest das Adjektiv 'selbstgerecht' unterstützt, liefern Sie ja gerade selbst in demselben Kommentar:
Zitat von TF im Beitrag #34 Ich verbitte mir diese Anmaßung. Ich als Verbraucher habe überhaupt kein Problem damit, von Kindern hergestellte Produkte zu kaufen. Es ist auch naiv anzunehmen, die armen Kinder würden nicht arbeiten müssen, wenn sie keine Kleidung herstellten. Sie würden auch arbeiten, nur unter noch schlechteren Bedingungen.
Dann zählen Sie offensichtlich nicht zur Mehrheit. Ich weiß nämlich, dass ...
Mehrheit ist also das, was Sie für richtig halten (pardon: wissen)? Oder haben Sie konkrete Zahlen darüber?
Zitat von stefanolix im Beitrag #36Gibt es genauere Untersuchungen zum »Wirkungsgrad« von Fairtrade?
Die gibt es, ich habe aber leider keine zur Verlinkung zur Hand. Die übliche Meßweise ist festzustellen, wieviel mehr der Kunde für ein Kilo Kaffee bezahlt und wieviel mehr ein Produzent verglichen mit dem Marktpreis bekommt. Und da kommen wohl vom einem Euro, denn der europäische Kunde zusätzlich auf den Tisch legt, nur wenige Cent beim Erzeuger an. Der Rest steckt irgendwo in der Fair-Trade-Organisation. Und die machen wohl nicht transparent, wie ihre internen Kalkulationen aussehen.
Zitat Die Organisation bezahlt einen Berater und schickt ihn nach Afrika zu den Kaffee-Bauern.
Wenn sie einen solchen Berater schickt, dann ist das eher kontraproduktiv. Denn die Regeln bei "fair trade" entsprechen ja den kitschigen und rückständigen Vorstellungen deutscher Ökos, d.h. es wird versucht, herkömmliche Herstellungsmethoden zu konservieren. So ist den "fair trade"-Produzenten in der Regel verboten, in Mechanisierung zu investieren - es soll weiterhin möglichst viel von Hand gemacht werden. Damit erhalten die Kaffeebauern über den "fair trade"-Zuschlag zwar erst einmal einen Einkommenszuwachs - aber das ist ein vergiftetes Geschenk. Denn das bedeutet, daß sie auf diesem Niveau verharren sollen und auf Produktivitätszuwächse verzichten müssen. Mittelfristig ist das eine Katastrophe.
Zitat Ist Dir grundsätzlich ein Fall bekannt, in dem ein Nachfrageroligopol von Fair-Trade-Anbietern die Preise gedrückt hätte?
M. W. ist es schon so, daß die "fair trade"-Leute grundsätzlich einen höheren Preise bezahlen. Damit ist es erst einmal interessant für die Produzenten, vom lokalen "fair trade"-Repräsentanten als Lieferant ausgewählt zu werden. Es ist nun aber nicht so, daß diese Auswahl nach irgendwelchen Kriterien erfolgt. Es wird nicht der jeweils leistungsfähigste Anbieter genommen, oder der mit der höchsten Produktqualität. Sondern er muß sich dem Regelwerk unterwerfen, und dann bekommt er feste Abnahmegarantien. Im Prinzip reine Planwirtschaft. Und jetzt kann man sich vorstellen, daß die Vergabe von solchen Pfründen nach Gusto des jeweiligen Repräsentanten vor Ort hochanfällig für Korruption ist. Gerade in einer Gesellschaft, die ohnehin von solchen Problemen geplagt ist und jeder in erster Linie seinen Verwandten und Freunden zuarbeitet.
Zitat Ich finde das Konzept der Teekampagne nach wie vor interessant
Kannte ich bisher nicht, ist aber m. E. nur am Rande "fair trade". In erster Linie ist das eine klassisch marktwirtschaftliche Idee: Konzentration auf ein gutes Produkt einer Herkunft, damit gute Umsätze bei wenig Komplexität. So ähnlich wie bei 2001: Das komplette Werk von Künstler X, daher wenig Komplexität, Großauflage, günstiger Preis. Wie die mit ihren Lieferanten vor Ort umgehen, dazu gibt es wenig Angaben und wohl auch keine Überprüfung. Tendenziell sollte es aber möglich sein, daß die ganz normal marktwirtschaftlich liefern und ordentliche Erträge mit diesem Modell bekommen. Es ist aber auf jeden Fall nichts, was man verallgemeinern könnte - daher mit dem Ansatz von "fair trade" nicht vergleichbar.
Zitat von Kritiker im Beitrag #38Laut Wikipedia existieren 2 Hauptstudien zu der FairTrade Organisation ...
Das sind aber keine eigenständigen Studien, sondern nur Zusammenfassungen diverser Arbeiten Dritter.
Die bei Wikipedia zitierten Studien kommen auch vornehmlich von Leuten, die der Denkweise von "fair trade" tendenziell schon mal sehr positiv gegenüberstehen. Man müßte die konkret überprüfen um zu sehen, ob die Ergebnisse auch valide sind. Bei den Auftraggebern würde ich eigentlich nur die der letzten Studie (Schweizer Staatssekretariat) für neutral halten.
Ansonsten ist unbestritten, daß "fair trade" den Produzenten erst einmal mehr Einnahmen verschafft. Das hat dann natürlich diverse Nebeneffekte, die man positiv bewerten kann. Was diese Studien aber offenbar überhaupt nicht bewerten sind a) die langfristigen Folgen, weil ein veraltetes Wirtschaftsmodell konserviert wird und b) die Korruptionsanfälligkeit vor Ort.
Und dann bleiben auch die übergeordneten Fragen offen: Ist diese Nischenlösung geeignet, eine Alternative für den konventionellen Handel zu sein? Dazu müßte sie ja in der Lage sein, potentiell auch den ganzen Bedarf abzuwickeln. Und das wäre m. E. wohl ziemlich unmöglich, weil "fair trade" zu statisch und planwirtschaftlich denkt. Und die zweite Frage ist, ob es eigentlich vernünftig ist ein so ineffizientes Modell zu wählen, bei dem von der Spendenbereitschaft der Endkunden nur so wenig in echte Hilfe umgesetzt wird.
Im wesentlichen produziert "fair trade" nicht Nutzen für die dritte Welt, sondern gutes Gewissen für eine gewisse Schicht Europäer. Klassischer Ablaßhandel.
Zitat von Fluminist im Beitrag #40 Ein Argument, das zumindest das Adjektiv 'selbstgerecht' unterstützt, liefern Sie ja gerade selbst in demselben Kommentar:
Jeder Versuch, sich gegen den Vorwurf der Selbstgerechtigkeit zu wehren, führt automatisch dazu, dass das als Bestätigung der Selbstgerechtigkeit angesehen wird. Unterlässt man es, sich dagegen zu wehren, dann natürlich auch. Im Sprachgebrauch dieses Forums ist das also eine "typisch linke Unterstellungsargumentation".
Haben Sie auch sachliche Argumente oder genügt Ihnen der Angriff auf die Person?
Zitat von R.A. im Beitrag #28 Der Cicero hat dazu eine sehr treffende Polemik geschrieben.
Polemik ist immer einfach, da braucht man sich über Sachargumente oder differenziertes Denken wenigstens keine Gedanken zu machen
Was verstehen Sie unter polemisieren?
Wikipedia meint: Polemisieren heißt, gegen eine Ansicht zu argumentieren. Der Polemiker sucht nicht zwingend den Konsens, sondern versucht im rhetorischen Wettstreit seinen Argumenten zum Durchbruch zu verhelfen.
Nichts zu danken, Ihr Uwe Richard
-- Wer mich ertragen kann, erträgt auch das Leben – Uwe Richard
Zitat von Calimero im Beitrag #35 Sie wissen aber schon, dass in der idealen Welt des Kritikers sämtliche Entwicklungsländer genau null Standortvorteile mehr hätten? Dass ihnen der Westen null Produkte abkaufen würde, sie deshalb null Geld von uns bekämen und deshalb auch nie aus dem Entwicklungslandstatus herauskämen?
Wo habe ich denn solches behauptet? Mein Hauptpunkt war Fairness und soziale Verantwortung.
Nein, behaupten tun Sie das nicht. Sie biegen gedanklich ja auch regelmäßig ab(*), bevor es um die zwingenden Konsequenzen Ihrer Wünsche geht. Ich versuche nur Ihnen Brücken zu bauen, indem ich aufzeige was aus ihren Wünschen erwachsen würde.
Zitat von Kritiker im Beitrag #39Unternehmertum ist eigentlich geprägt von sozialer Verantwortung (was zu viele hier im Forum vergessen), das soll und muss auch für Unternehmer in den Entwicklungsländern gelten. Aber von selbst entwickeln zu wenige ein solches Gewissen, weshalb man Marktmechanismen schaffen muss, die ein solches Gewissen zum ökonomischen Vorteil macht.
Nö. Unternehmertum ist erstmal nur eine wolkige Umschreibung für ökonomisches Handeln zur Verbesserung der eigenen Situation. Um das zu erreichen muss der Unternehmer etwas tun, was seinen potenziellen Kunden dienlich ist. Er ist also nur seinen Kunden verpflichtet, nicht irgendwelchen sozialen Verantwortungen. Wenn er sich allerdings explizit nicht gesellschaftsdienlich verhält, schränkt er damit auch seine Kundenbasis ein. Vielleicht meinten Sie ja das, aber das ist eben nur eine Nebenbaustelle und nicht der Hauptaspekt, welcher das "Unternehmertum prägt".
Der schöne Nebeneffekt von globalem Unternehmertum ist nun der, dass die eine oder andere Firma ihr Geld eben nicht mehr nur rund um den eigenen Kirchturm investiert, sondern dorthin geht wo die Verhältnisse schwieriger sind (Infrastruktur, Bildungsstand der Arbeiter, evtl. Rechtssicherheit). Das tut man nicht um dort die sozialen Verhältnisse zu verbessern, sondern um z.B. die geringeren Produktionskosten auszunutzen. Denn immer noch ist das Unternehmen vor allem seinen Kunden verpflichtet. Denen muss es dienlich sein. Zum Beispiel eben mit niedrigeren Preisen als die Konkurrenz.
Wenn eine, meinetwegen, Fabrik aber nun erstmal vor Ort etabliert ist, bringt sie erstens Geld unter die Leute (Arbeitslohn, Steuern, Aufträge an vor-Ort-Firmen etc). Zudem wird sie wahrscheinlich auch dabei helfen die Infrastruktur zu verbessern, weil sie ja selbst davon profitiert. Dazu wird sie in den Ausbildungsstand der Arbeiter investieren, womit diese schließlich auch wertvoller werden (damit dann auch später höhere Löhne durchsetzen können).
Soziale Verbesserung? Ja. Jedenfalls ist der Zustand nach der Investition ein besserer als davor. Soziale Verantwortung? Nicht als bestehende Verpflichtung, aber als Nebenprodukt. Würden die Unternehmen, wie von Ihnen gefordert, die z.B. deutschen Verhältnisse sofort in Entwicklungsgegenden umsetzen müssen, sich dem auch nur annähern müssen, fielen die Vorteile dieser Investition gegenüber den Nachteilen in einem Entwicklungsland zu investieren weg. Die Produkte wären eben nicht günstiger für die Kunden, aber die Firma hätte mit den ganzen Unwägbarkeiten vor Ort ein Risiko auf sich genommen, welches in Verlusten enden kann. Dann investiert man doch lieber weiter rund um den eigenen Kirchturm. Das was Sie, lieber Kritiker, anscheinend ja auch toll finden.
Deshalb schrieb ich ja, dass in der Welt des Kritikers Entwicklungsländer eben solche bleiben würden. Keiner würde dort investieren - und damit ja Gutes schaffen - wenn er die Guti-Vorgaben von Kritikern sofort umsetzen müsste. Da würde das Geld halt weiter im lokalen Wirtschaftsraum bleiben. Bis irgendwer aufgrund niedrigerer Preise den Kunden dienlicher erscheint und der loyale, sozial verantwortungsbewusste Lokalproduzent eben dort auch seine Pforten schließen muss. Dann hat genau niemand was gewonnen.
Beste Grüße, Calimero
(*)edit: Formulierung geändert
------------------------------------------------------- Vertrauen in das Volk ist fast immer unbegründet; Kultur ist das Werk weniger. - Zettel
Zitat von TF im Beitrag #34 Ich verbitte mir diese Anmaßung. Ich als Verbraucher habe überhaupt kein Problem damit, von Kindern hergestellte Produkte zu kaufen. Es ist auch naiv anzunehmen, die armen Kinder würden nicht arbeiten müssen, wenn sie keine Kleidung herstellten. Sie würden auch arbeiten, nur unter noch schlechteren Bedingungen.
Dann zählen Sie offensichtlich nicht zur Mehrheit. Ich weiß nämlich, dass der ökonomische Druck in den Entwicklungsländern viele Kinder zur Arbeit zwingt und dass das in Deutschland vor 150 Jahren auch noch der Fall war. Ich weiss aber auch, dass der Teufelskreis von Elend und mangelnde Ausbildung im Westen erst durchbrochen werden konnte, als die Kinder in die Schulen geschickt wurden, statt in die Bergwerke oder Fabriken. Natürlich kann man der Meinung sein, dass die schlechten sozialen Bedingungen in jenen Ländern gut für uns sind, aber was sagt das über das Menschenbild aus?
Sie reklamieren also für sich, im Besitz der Wahrheit über den Mehrheitswillen zu sein? Und Sie glauben, in Deutschland würde niemand ahnen, dass die Bedingungen in asiatischen Fabriken nicht toll sind? In der Praxis haben Deutsche jedenfalls keine erkennbaren Probleme damit, "Made in Vietnam" zu kaufen.
Und es ist schlicht falsch, dass in Deutschland mit der Durchsetzung der allgemeinen Schulpflicht die Armut beseitigt hätte. Die verschwand erst ab den 50er Jahren und selbst zu der Zeit mussten viele Kinder in der Landwirtschaft oder im Geschäft kräftig mit anpacken. Erst NACHDEM sich die wirtschaftliche Lage verbessert hatte, verschwand die Kinderarbeit.
Eine Familie in einem Drittweltland muss zusehen, wie sie über die Runden kommt, daran sollte man sie nicht mit Gutmenschenattitüden hindern und arrogant davon ausgehen, dass die Eltern dort ihre Kinder aus Dummheit in eine Fabrik zum arbeiten schicken. Ohne genug zu essen lernt es sich auch nicht so gut. Wenn man nicht unterstellt, dass die Menschen dumm sind, arbeiten die Menschen deshalb in einer Fabrik, weil es ihnen schlechter ginge, wenn sie gar nicht oder anderswo arbeiteten. Es wäre absolut unliberal, Menschen an der für sie besten Betätigung zu hindern.
Zitat von TF im Beitrag #34 Ganz konkret: wer soll denn in Deutschland hergestellte Schuhe und Kleidung bezahlen??? Hartzer bestimmt nicht.
Nein, die nicht. Aber es gibt genug Wohlhabende in diesem Land, die sich auch höhere Preise leisten können und auch mehr ausgeben, wenn sie korrekt informiert würden. Trigema ist sicherlich keine billige Marke, wirbt aber erfolgreich mit Arbeitsplätzen in Deutschland.
In einem gesunden Marktgeschehen bilden sich ökonomische Nischen, in denen sehr unterschiedliche Firmen und Herstellungsmethoden existieren können. Die Öko-Bewegung hat hier Nischen geschaffen, in denen auch deutsche Firmen gegen die Billig-Konkurrenz bestehen können, wenn die Information der Marktteilnehmer über Herstellerbedingungen und Qualitätsprozesse gewährleistet ist. Die Billig Hersteller haben an diesem ökonomisch eigentlich gebotenen Informationsfluss kein Interesse und arbeiten dagegen. Ein echter Liberaler und Marktbefürworter müsste sich diesen Bestrebungen eigentlich entgegen stellen.
Wer bestimmt, welches Marktgeschehen "gesund" ist? Sie? Und selbst wenn es sich jemand leisten kann, deutlich mehr für Kleidung auszugeben und das auch tut, dann fehlt ihm dieses Geld an anderer Stelle und die Nachfrage sinkt dort entsprechend. Wenn wir vietnamesische Schuhe durch Deutsche ersetzen, sinkt das Wohlstandsniveau sowohl in Deutschland als auch in Vietnam. Wen interessiert, wie ein Produkt hergestellt wird? Warum soll das einem bei Bekleidung interessieren, wenn man bei fast allen anderen Produkten nicht weiß, wie sie hergestellt werden und es auch nicht sonderlich intreressiert? Und veröffentlicht der deutsche Landwirt, wieviel seine rumänischen Erntehelfer verdienen? Die Qualität eines Produktes erweist sich für den Verbraucher meist sowieso erst beim Gebrauch nach dem Kauf.
Zitat Ist Dir grundsätzlich ein Fall bekannt, in dem ein Nachfrageroligopol von Fair-Trade-Anbietern die Preise gedrückt hätte?
M. W. ist es schon so, daß die "fair trade"-Leute grundsätzlich einen höheren Preise bezahlen. Damit ist es erst einmal interessant für die Produzenten, vom lokalen "fair trade"-Repräsentanten als Lieferant ausgewählt zu werden. Es ist nun aber nicht so, daß diese Auswahl nach irgendwelchen Kriterien erfolgt. Es wird nicht der jeweils leistungsfähigste Anbieter genommen, oder der mit der höchsten Produktqualität. Sondern er muß sich dem Regelwerk unterwerfen, und dann bekommt er feste Abnahmegarantien. Im Prinzip reine Planwirtschaft. Und jetzt kann man sich vorstellen, daß die Vergabe von solchen Pfründen nach Gusto des jeweiligen Repräsentanten vor Ort hochanfällig für Korruption ist. Gerade in einer Gesellschaft, die ohnehin von solchen Problemen geplagt ist und jeder in erster Linie seinen Verwandten und Freunden zuarbeitet.
Witzigerweise wird bei Fair-Trade zwar der Weltmarktpreis ausgezahlt, wenn er über dem Preis von Fair-Trade liegen sollte. Die Bauern können aber dann durch die Unkosten die ihnen durch die jeweiligen Richtlinien der einzelnen Organisationen entstehen, nur schwer kostendeckend bzw. gewinnbringend Arbeiten. Dies ist solange kein Problem, wenn es nur ab und zu vorkommt das sich bei Mißernten o.ä. der Weltmarktpreis erhöht. Ist es aber so, dass der Preis dauerhaft über Fair-Trade pendelt, die Bauern die auf Fair-Trade gesetzt haben, auch wieder am A... sind.
Zitat von R.A. im Beitrag #41 M. W. ist es schon so, daß die "fair trade"-Leute grundsätzlich einen höheren Preise bezahlen. Damit ist es erst einmal interessant für die Produzenten, vom lokalen "fair trade"-Repräsentanten als Lieferant ausgewählt zu werden. Es ist nun aber nicht so, daß diese Auswahl nach irgendwelchen Kriterien erfolgt. Es wird nicht der jeweils leistungsfähigste Anbieter genommen, oder der mit der höchsten Produktqualität. Sondern er muß sich dem Regelwerk unterwerfen, und dann bekommt er feste Abnahmegarantien. Im Prinzip reine Planwirtschaft. Und jetzt kann man sich vorstellen, daß die Vergabe von solchen Pfründen nach Gusto des jeweiligen Repräsentanten vor Ort hochanfällig für Korruption ist. Gerade in einer Gesellschaft, die ohnehin von solchen Problemen geplagt ist und jeder in erster Linie seinen Verwandten und Freunden zuarbeitet.
Gut, es ist eine Eigendarstellung, aber alles kann ja nicht gelogen sein. Der Blick auf das Impressum ist für mich schon sehr Vertrauen erweckend.
Natürlich wäre es ein Wunder, wenn es in dieser Organisation überhaupt keine Korruption geben würde. Aber die Medienberichte halte ich für überzogen. Sind sie nicht eventuell ebenfalls korrumpiert?
Wenn ich es richtig verstanden habe, dann zahlt Fairtrade einen Preis, der über dem Weltmarktpreis liegt. Dieser Preisunterschied wird bis zum Endverbraucher durchgereicht. Der Mehrgewinn kommt aber nicht als Gewinnmaximierung einkommenssteigernd einem Einzelnen zu gute. Fairtrade schließt immer nur mit Kooperativen einen Vertrag ab. Der Mehrgewinn muss gemeinschaftlichen Vorhaben zugeführt werden. Auch die Kreditierung von Existenzgründungen wird ermöglicht. Mit anderen Worten, der Gewinn wird gemeinnützig verwendet. Schon beim Vertragsabschluss muss der Verwendungszweck benannt werden. Soweit ich weiß ist er das Auswahlkriterium für den Vertragsabschluss.
Mich hat dieses Konzept überzeugt. Es ist für mich Veranlassung diese Waren zu kaufen. Wieviel von meiner Spende wirklich an der Basis ankommt, weiß ich natürlich auch nicht. Aber das weiß ich bei fast keiner Spende. Außer ich drücke dem Bettler das Geld direkt in die Hand. Ob er es aber im von mir gedachten Sinn ausgibt, weiß ich auch nicht. Ein gewisses Spendenrisiko kann ich nicht vermeiden.
Noch etwas zu den kritischen Medienberichten: Fairtrade gibt es seit 20 Jahren. Nach meiner Wahrnehmung hat es in letzter Zeit zunehmend an Bedeutung gewonnen. In Deutschland wurden 2012 mehr als 500 Millionen Euro umgesetzt. Kann es sein, dass dies von den Händlern zu Weltmarktpreisen als Bedrohung oder zumindest als unliebsame Konkurrenz wahrgenommen wird? Könnte dies die Ursache für diese "kritischen" Berichte sein?
Zitat von stefanolix im Beitrag #36 Ich finde das Konzept der Teekampagne nach wie vor interessant, weil es Betriebswirtschaft mit fairem Handel verbindet. Den Tee-Erzeugern in Indien wird Darjeeling abgenommen und in Deutschland wird der Tee nur in Großpackungen gehandelt. Wo ist da der Haken? https://www.teekampagne.de/
Als Kunde der Teekampagne ist mir deren "Konzept" ehrlich gesagt egal, aber der Tee ist echt gut, sowohl qualitativ als auch preislich.
Es wäre mir neu, dass die Teekampagne zum "fair trade"-Konzept handelt. Das ist klassische "wir schalten die Zwischenhändler aus, kaufen direkt vom Produzenten und zwingen den Kunden, große Mengen abzunehmen"-Marktwirtschaft.
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