Zitat von Calimero im Beitrag #49Da bindet doch das im Hirn mitlaufende Übersetzungsprogramm einfach zuviel Aufmerksamkeit, um dem flimmernden Geschehen noch entspannt folgen zu können.
Aber eben darum geht es. Es muss anstregend sein. Ansonsten könnte man doch nicht unbekümmert eine Serie gucken, während doch noch ein wichtiges Laborprotokoll, eine Seminararbeit oder gar die Diplomarbeit zu schreiben ist. Sie glauben gar nicht, wie viel Zeit ich in Englisch lernen investiert habe.
Und irgendwann macht es keinen Unterschied, ob der Ton auf deutsch oder englisch ist.
Zitat von Nikosch im Beitrag #50Ich kann jedem nur empfehlen englishsprachige Filme und Serien im Original zu schauen und ich prophezeihe, dass auch Sie bald eine ähnlich bildungsbürgerliche Attitüde an den Tag legen werden. ...
Zitat von Stitch Jones im Beitrag #47Die richtige Lösung für alle wäre doch, mit zwei Tonspuren auszustrahlen, auf dass der Zuschauer selbst wählen kann, was er hören möchte.
Das wäre ein Traum!
Ich erlaube mir mal, mit leicht hochgezogener linker Augenbraue das Stichwort DVD einzuwerfen.
Zum Thema Untertitel: sobald man in der Originalsprache auch nur einigermaßen firm ist, wirken sie außerordentlich störend, weil man durch das Anschauen des Geschehens unablässig gezwungen wird, sie mitzulesen. Nebst den Verknappungen des Textes & den üblichen "out of Chicago"-Aussetzern wird das zur Nervenprobe. Selbst Simultanübersetzer müssen nur von einer Sprache in die nächste transponieren; und als Zuschauer wird man wesentlich schlechter bezahlt.
Es kommt zudem auf das Genre an: ein Stück von Shakespeare oder dem Wilden Oscar büßt ohne recht tiefgehendes Textverständnis erheblich ein, egal wie opulent bebildert. (Bei dieser Gelegenheit sei die deutsche Snychronfassung von Jean-Paul Rappeneaus Cyrano de Bergerac empfohlen, die auf der deutschen Übersetzung des Stücks von Rostand beruht & das Original um Längen schlägt). Wenn gehauen-&-gestochen wird, ist es erstaunlich, wie viel allein durch die Aktion, die Gestik & Mimik transportiert wird. Eines der interessanteren Medienexperimente des letzten Jahres bestand darin, diverse Folgen der chinesischen Serie Shui Hu Zhuan von 2011 zu verfolgen. (Es handelt sich um eine 86-teilige Umsetzung des Romans, der bei uns seit Fritz Kuhns Übertragung als "Die Räuber vom Liang-Shan-Moor" geläufig ist.) Nota bene ohne Untertitel; & ohne mehr als 3 Worte Mandarin zu verstehen. Die Neigung des chinesischen wuxia-Genre, auf logische Stringenz & Komplexität zu verzichten & lieber farbenfroh hektisch über den Ecktisch zu hechten, hilft allerdings.
Zitat von ossi_normalo im Beitrag #10Chapeau. Ekel Alfred würde natürlich Zuschauer-gerecht eingerahmt und erträglich gemacht durch Expertenrunden und Einspielfilme, die den historischen Hintergrund des Kalten Krieges, der kapitalistischen Gesellschaft, der dennoch verdienstvoll mutig aufstrebenden Bürgerbewegungen für modernes Frauenrecht, Menschenrechte, Datenschutz aufzeigen, und die durch Bürgermut schon erreichten Errungenschaften auf dem Weg zur Überwindung der Bildungsschranke, des Rassismus, der Fremdenfeindlichkeit, der Diskriminierung von xxx sowie den heldenhaften Kampf für globale Gerechtigkeit, gegen Unterdrückung und Ausbeutung,für den Weltfrieden, Umweltschutzes, Tierschutz, Homoehe, und die 30 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich im öffentlichen Dienst würdigen.
Eine zeitgemäße Variante von Ekel Alfred hätte schon ihren Reiz - wird aber im ÖR niemals laufen. Denn das heutige Pendant zum damaligen rechten Spiesser ist ja eher das angegrünte Spiessertum, am besten noch weiblich, also eine Art "Ekel Astrid" - strikt gegen Atom, gegen Amerika, gegen Israel, gegen Männer, gegen Kapital etc.pp., dabei immer voll davon überzeugt, auf der moralisch korrekten Seite zu stehen.
Aber da die Gänge der ÖR Anstalten voll von solchen Figuren sind, und diese auch nicht den Hauch von Selbstironie haben, wird sowas wohl nie produziert werden...
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #52Ich erlaube mir mal, mit leicht hochgezogener linker Augenbraue das Stichwort DVD einzuwerfen.
Eben aus diesem Grund hatte ich ja auch in einem vorherigen Post erwähnt, dass ich Serien eigentlich nur von DVD schaue. Dennoch ist dies natürlich ein Kostenfaktor und Serien schaue ich auch in der Regel nicht häufiger an, wie es mit Filmen der Fall ist. Daher fände ich es durchaus begrüßenswert wenn ich diese auch in der Originalfassung im TV sehen könnte.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #52Zum Thema Untertitel: sobald man in der Originalsprache auch nur einigermaßen firm ist, wirken sie außerordentlich störend, weil man durch das Anschauen des Geschehens unablässig gezwungen wird, sie mitzulesen. Nebst den Verknappungen des Textes & den üblichen "out of Chicago"-Aussetzern wird das zur Nervenprobe. Selbst Simultanübersetzer müssen nur von einer Sprache in die nächste transponieren; und als Zuschauer wird man wesentlich schlechter bezahlt.
Untertitel finde ich ebenfalls äußerst störend, da man durch das ständige Mitlesen erst garnicht in die andere Sprache "reinkommt". Falls man sie tatsächlich zum Verständnis benötigt, empfehle ich englische Untertitel.
Zitat von notquite im Beitrag #19oder ich mir das letzte Länderspiel auf Youtube ansehe (und angesichts der [...]* eines Béla Rethy vor Fremdscham im Boden versinke)
Tja, in punkto Sportsendungen hat es Amerika eben auch besser, und das nicht nur bei den Kommentatoren - die dort übrigens im Regelfall zu zweit auftreten, einem color commentator und einem analyst, letzterer zumeist ein ehemaliger Spieler oder besser noch Trainer, und um Lichtjahre entfernt von den "Gastkommentatoren" oder "Experten", die uns im deutschen Fernsehen gerne zugemutet werden. Bei meinem früheren NFL-Traumgespann Pat Summerall und John Madden war mir die jeweilige Spielpaarung bisweilen völlig nebensächlich, die beiden hatten eine Qualität und ein Zusammenspiel, wie man es hierzulande nicht kennt.
Auch beim Thema Vorspann zeigen die amerikanischen Sender, wie es geht. Bei der diesjährigen World Series wurde im Vorspann, von passender Musik untermalt, darauf angespielt, dass Baseball eben zunächst mal von kleinen Kindern gespielt wird, die alle davon träumen, irgendwann mal selber Profi zu werden. In Deutschland m.E. undenkbar, hier würde man so einen Vorspann, bspw. vor einem WM-Finale, entweder als Kitsch abtun oder gar den Vorwurf erheben, damit würden Kindern Flausen in den Kopf gesetzt.
Oder Dokumentationen, ich erwähne nur die "30 for 30" Serie von ESPN.
Man könnte glatt Lust bekommen, eine Green Card zu beantragen...
Zitat von Nikosch im Beitrag #54 Eben aus diesem Grund hatte ich ja auch in einem vorherigen Post erwähnt, dass ich Serien eigentlich nur von DVD schaue. Dennoch ist dies natürlich ein Kostenfaktor und Serien schaue ich auch in der Regel nicht häufiger an, wie es mit Filmen der Fall ist. Daher fände ich es durchaus begrüßenswert wenn ich diese auch in der Originalfassung im TV sehen könnte.
Werter Nikosch,
warum nutzen Sie denn nicht ganz einfach die Empfangsmöglichkeiten, die Ihnen der Satellitenempfang bietet. (So Sie dies denn auch tatsächlich können!)
Zitat von Nikosch im Beitrag #54Untertitel finde ich ebenfalls äußerst störend, da man durch das ständige Mitlesen erst garnicht in die andere Sprache "reinkommt". Falls man sie tatsächlich zum Verständnis benötigt, empfehle ich englische Untertitel.
Korrekt. Deutsche Untertitel zu fremdsprachigen Filmen sind nur eine Krücke, wenn keine deutsche Synchronisation zur Verfügung steht. Sprachen lernt man damit nur wenig, weil man dauernd zwischen den Sprachen wechselt (und ja eigentlich den Film schauen will).
Untertitel in der Fremdsprache sind dagegen sehr hilfreich. Die gehen (halbwegs) parallel zu dem, was man hört. Und helfen gerade in der Anfangsphase, wenn man sich an die (vom Schulunterricht sehr verschiedene) Originalaussprache gewöhnen muß. Und sie sind auch bei sehr guten Sprachkenntnissen noch nützlich - denn selbst dann gibt es ja Stellen, wo man irgendeine Passage nicht versteht (und sei es nur, weil der Schauspieler zu sehr genuschelt hat). Und das ist dann nicht nur für den Filmgenuß abträglich, sondern dann fehlt vielleicht der Kontext, um die nächsten Dialogteile zu verstehen.
Wobei Untertitel meist gekürzt sind und oft wirklich nette Details fehlen. Aber sie sind immer ausreichend, um den Film gut zu erfassen. Die sprachlichen Feinheiten wachsen dann im Laufe der Zeit dazu.
Die Welt, 5.11.2013 ______________ "Die meisten Deutschen sprechen vergleichsweise gut Englisch. Aber nicht so, dass der Gesprächspartner nicht merken würde, dass er keinen Muttersprachler vor sich hat. Da ist der Akzent, das "th" und auch die mangelnde Übung – das alles erschwert oft den Umgang mit der Fremdsprache, wie eine neue Studie belegt.
Dem EF English Proficiency Index (EPI) zufolge landet Deutschland mit seinen Englischkenntnissen im weltweiten Vergleich nur auf Platz 14, hinter Ländern wie Polen (8), Malaysia (11) und Österreich (6). Schweden, Norwegen, die Niederlande und Estland belegen die ersten vier Plätze des EPI-Rankings. Der Sprachschulanbieter EF hatte dafür Tests von rund 750.000 Erwachsenen in 60 Ländern ausgewertet.
Immerhin: In den vergangenen sechs Jahren haben sich die Englischkenntnisse der Deutschen leicht verbessert. Doch das reicht nicht, sagt Johan Skaar, Geschäftsführer von EF Deutschland." ______________
Honi soit qui mal y pense.
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#59 RE: Marginalie: Warum das deutsche Fernsehen edel und hilfreich, aber nicht gut ist
Zitat von Rayson im Beitrag #38 Also freue ich mich, dass es die Synchro gibt, auch wenn ich mich damit jetzt als der Bildungselite, bei der es zum guten Ton gehört, über die schlechte Qualität der Synchronisation herzuziehen (man lässt ja auch den ersten Wein wegen Kork zurückgehen), nicht zugehörig entlarve. Mancher Wortwitz mag da verloren gehen, aber wenn eine Übersetzung gar zu hölzern wirkt, kann man sich oft schon mit etwas Erfahrung in speziell amerikanischer Alltagskulturt denken, was da im Original gesagt wurde.
Ich denke mal, die Wenigsten sind überhaupt in der Lage jeden Wortwitz mitzubekommen. Ich denke jedenfalls auch, dass es viel mit Bildungsbürgerattitüde zu tun hat die Synchronisationen zu bemosern. Ist wie mit "natürlich, echt, rein und authentisch" in der Produktwerbung. Das zieht ja auch bei Vielen. Man gönnt sich halt was Besseres!
Zu diesem Thema gibt es einen hübschen kleinen Text von Max Goldt, in dem alles zum Thema gesagt ist :
Ein Plädoyer für die Synchronisation Auszug aus dem Buch ‚Die Kugeln in unseren Köpfen‘ von Max Goldt
Zitat von Max Goldt Ich verabscheue es, in Filme zu gehen, die nicht synchronisiert sind. Ich spreche zwar ziemlich gut Englisch, aber in Filmen werden oft Slangausdrücke verwendet, oder es geht um Themen, mit denen man sich normalerweise nie beschäftigt, so dass ich doch mancherlei nicht auf Anhieb verstehe. Auch ein Engländer versteht kein Wort, wenn eine ungelernte schwarze Pfannkuchenbraterin aus Kansas City über die Mühsal ihres Lebens spricht. So amüsiert es mich, wenn ich Leute von denen ich weiß, dass sie erheblich schlechter Englisch sprechen als ich, sagen höre, es sei grundsätzlich besser Filme in der Originalfassung zu sehen. So bringen sie sich, dem Diktat des cineastischen Snobismus hörig, um den halben Spaß. Gerade weil Film ein visuelles Medium ist, sollte es einem vergönnt sein, den Dialogen so mühelos und nebenbei wie möglich zu folgen.
Eine ganz besondere Narretei ist das Untertiteln. Da wird der Zuschauer gezwungen, mit seinem Blick an der unteren Bildkante zu verharren, so dass er außerstande ist, seine Aufmerksamkeit der Bildkomposition zu widmen. Alfred Hitchcock sagte, ein Film verliere fünfzehn Prozent seiner Kraft, wenn er untertitelt ist, aber nur zehn Prozent bei guter Synchronisation. Ich würde die erste Zahl durch fünfzig ersetzen und die zweite durch fünf.
Im Literaturwesen hat man zu Recht begonnen, den Berufsstand des Übersetzers aufzuwerten. Es ist an der Zeit, die oft hervorragende Arbeit der deutschen Synchronstudios ebenso zu würdigen. Puristen klagen aber schon, wenn ein Film aus der Fremde einen deutschen Verleihtitel erhält; dabei klingt doch z.B «Aufrührer ohne eine Ursache» viel besser als «Because They Don´t Know What They Are Doing».
Die Puristen verweisen auch gern mahnend darauf, dass in manchen Ländern Filme grundsätzlich nicht synchronisiert werden. Tja, gewiß: Auf den Färöern droben im Atlantik wird der Terminator wohl englisch parlieren, denn Färöisch wird von weniger Menschen verstanden, als in Bad Salzuflen wohnen. Tatsache ist, dass sich der Synchronisationsaufwand bei einer Sprachgemeinschaft von 90 Millionen Menschen einfach besser «rechnet» als andernorts und dass «wir», weil «wir» so viele sind, auf diese Weise in den Genuß eines kulturellen Vorsprungs gekommen sind. Es ist auch schon vorgekommen, dass ein schlechtes literarisches Werk durch einen guten Übersetzer in ein etwas weniger schlechtes verwandelt wurde, und in der Popmusik ist eine Cover-Version oder ein Remix gelegentlich besser als das Original. Dass die von Carl Barks gezeichneten, klassischen Donald-Duck-Stories auf deutsch besser sind, darf man schon gar nicht mehr sagen, so ein Gemeinplatz ist das inzwischen geworden, und auch die TVSerie «The Simpsons» ist m. E. in der synchronisierten Fassung der amerikanischen deutlich überlegen, schon allein durch die Auswahl der Sprecher: Elisabeth Volkmann erstrahlt als Marge Simpson in der Rolle ihres Lebens.
Zitat von Carlo M Dimhofen im Beitrag #55 Bei meinem früheren NFL-Traumgespann Pat Summerall und John Madden war mir die jeweilige Spielpaarung bisweilen völlig nebensächlich, die beiden hatten eine Qualität und ein Zusammenspiel, wie man es hierzulande nicht kennt.
Hallo Carlo M. Dimhofen, schön Sie wieder zu lesen, ich möchte aber wenigsten auf 3 Sportreporter aufmerksam machen, die es wirklich verdient haben. Zwei sind Kult unter den Fußballkommentatoren: Sammy Drechsel und Werner Hansch. Dann fällt mir noch spontan der Snooker-Moderator auf Eurosport Rolf Kalb ein.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
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#62 RE: Marginalie: Warum das deutsche Fernsehen edel und hilfreich, aber nicht gut ist
Zitat von Tristram Shandy im Beitrag #60 Ein Plädoyer für die Synchronisation Auszug aus dem Buch ‚Die Kugeln in unseren Köpfen‘ von Max Goldt
Zitat von Max Goldt So amüsiert es mich, wenn ich Leute von denen ich weiß, dass sie erheblich schlechter Englisch sprechen als ich, sagen höre, es sei grundsätzlich besser Filme in der Originalfassung zu sehen.
Es soll Leute geben, die können schlecht Englisch sprechen, aber verstehen ziemlich alles. Das ist alles eine Frage des Trainings. Wer Englisch als aktive Sprache wenig braucht, spricht es dementsprechend schlecht, das hindert aber nicht, alle englischsprachigen Filme und Serien im Originalton anzuschauen.
Zitat von Tristram Shandy im Beitrag #60Max Goldt...: ...daß die von Carl Barks gezeichneten, klassischen Donald-Duck-Stories auf deutsch besser sind...
Ja-haber: Entenhausen ist auch nicht Duckburg. Es handelt sich vielmehr um ein durch intrakulturale Assonanzen, referentielle Digressionsverfahren & multivalente kulturspezifische Konnotationen polysem divergierendes narratologisches Epistem.(*) Insofern ist auch prinzipiell unentscheidbar, ob es sich bei der explizit imministeriellen Anfrage Joschka Fischers, "Gehört danach Entenhausen zur deutschen Leitkultur oder ist das amerikanische Überfremdung?" um einen Anwendungsfall schwejk'scher Dialektik oder um schlichte ministerielle Ahnungslosigkeit handelte.
((*) Aus der conclusio, daß D-b-g ein anderes Fiktionskontinuum einnimmt als E-h-n, darf man freilich keine Rehabilitation der im Konsens von 97% aller Donaldisten abgelehnten Stella anatium-Theorie ableiten.)
Ein vergleichbarer Anwendungsfall literarischer Quantenmutation liegt nur im Fall des Rabelais'schen Pantagruel vor, der im Englischen durch die Übersetzung Sir Thomas Urquharts zum Gestaltwandler (1653) & im Deutschen bei Johann Fischart zur Affentheurlich Naupengeheurliche[n] Geschichtklitterung (1571) wurde:
"Laßt euch nicht verdriessen (sonst möcht ich meiner arbeit nicht geniessen) daß ich euch die Zän so lang mache, und mich jetzumal, da ihr all die Oren gespitzt, anderswo hin beruffe. Wiewol die sach also geschaffen, daß je mehr man sie erholet, Kornschüttet, erbeutelt und remembriret, es des mehr Euern herrlichkeyten solche zu ergetzlichem wolgefallen solt erschiessen."
Wenn meine Frau (Englischlehrerin) darauf besteht, DVDs im Original (wir sehen so gut wie keine deutschen DVDs) zu sehen, blende ich immer die englischen Untertitel ein. Die jeweiligen Dialekte sind zu schwierig und anstrengend, um sie mit Genuß zu verstehen.
Nur wenige englischsprachigen Schauspieler reden so verständlich wie bei The King´s Speech; bei Inspector Lynley oder House of Cards oder auch Game of Thrones würden mir etliche Feinheiten entgehen, wenn ich die gesprochene Sprache nicht auch mitlesen könnte.
Ich kann - glaube ich - gut Englisch sprechen, verstehe aber längst nicht alles. Diese Schicksal teile ich vermutlich mit 99,5% der Fernsehzuschauer.
Zitat von Nikosch im Beitrag #50Wenn man jedoch einmal eine zeitlang die Originalversionen geschaut hat ändert sich dies.
Bei einigen vielleicht. Bei anderen wohl nicht. Zum Beispiel bei mir nicht.
Zitat von Nikosch im Beitrag #50Zum einen lernt man die Originalstimmen der Schauspieler kennen. Danach fühlt es sich genauso komisch an die Synchronstimme zu hören, wie wenn sich die Synchronstimme ändert.
Die Originalstimmen der Schauspieler interessieren mich in der Regel einen feuchten Kehricht. So ist es zwar neckisch, Sylvester Stallone oder Arnold Schwarzenegger im Original zu hören, aber bei den Gründen, mir einen von deren Filmen anzuschauen, kommt das erst verdammt weit hinten... Aber wahrscheinlich habe ich mich mit diesem Genre-Geschmack eh schon als nicht satisfaktionsfähiger Proll geoutet.
Zitat von Nikosch im Beitrag #50Ich kann jedem nur empfehlen englishsprachige Filme und Serien im Original zu schauen und ich prophezeihe, dass auch Sie bald eine ähnlich bildungsbürgerliche Attitüde an den Tag legen werden.
Diese Prophezeihung hat sich bei mir schon mal nicht erfüllt.
Zitat von Nikosch im Beitrag #50Außerdem lernt man die sehr viel größere Sprachvielfalt, sowohl was den Wortwitz als auch die unterschiedlichen Dialekte der Sprecher angeht zu schätzen. Gerade die Dialekte sind oft ein wichtiger Bestandteil der Sendung, gehen in der deutschen Übersetzung jedoch vollkommen verloren.
Auch die Dialekte von Amis oder Engländern interessieren mich wegen meines fehlenden Kontextes überhaupt nicht. Geschweige denn, dass ich aus ihrem Einsatz irgendeinen Gewinn ziehen könnte. Im Gegentei, sie machen vor allem das Verstehen schwieriger. Es gibt eine Art von Vielfalt, die man zwar an sich begrüßen mag, die aber für die eigenen Zwecke komplett unnütz ist. Beispiel: Im Film "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" wird der Slang von Schwarzen als Bayerisch synchronisiert. Ich finde das viel komischer, als es das Original je sein könnte...
Ich jedenfalls habe noch an einer schlechten Synchronisation mehr Freude als an einem Original. Aber ich verbinde das ja auch nicht mit Arbeit.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat von Rayson im Beitrag #65Ich jedenfalls habe noch an einer schlechten Synchronisation mehr Freude als an einem Original.
Es kommt dabei vielleicht doch noch darauf an, wie schlecht die Synchronisation ist. Beispielsweise ist Paul Verhoevens Starship Troopers in der englischsprachigen Originalfassung ein Meisterwerk satirischer Ironie, doch ist es den Übersetzern ins Deutsche gelungen, daraus ein platterdings schwer erträgliches bloßes Actionspektakel zu machen. Geradezu ein Schulbeispiel dafür, wie man bei identischen Bildern und weitgehend wörtlich übersetztem Dialog dennoch gerade das Wesentliche verlieren kann.
Zitat von schattenparker im Beitrag #64 Nur wenige englischsprachigen Schauspieler reden so verständlich wie bei The King´s Speech; bei Inspector Lynley oder House of Cards oder auch Game of Thrones würden mir etliche Feinheiten entgehen, wenn ich die gesprochene Sprache nicht auch mitlesen könnte.
Das Problem kenne ich. Gerade bei Sprechern mit Akzent verpasst man schonmal das eine oder andere Wort. ABER: Die permanenten Untertitel führen dazu, dass man nur noch auf das Geflimmer am unteren Bildschirmrand schaut. Unterm Strich versaue ich mir damit den Film. Ich machs heute so: Ich schau es mir an, wenn ich etwas nicht verstehe spule ich kurz zurück, und wenn ich es dann immernoch nicht verstehe, schalte ich kurz die Untertitel ein (das kommt sehr selten vor).
Zitat von Fluminist im Beitrag #66Es kommt dabei vielleicht doch noch darauf an, wie schlecht die Synchronisation ist. Beispielsweise ist Paul Verhoevens Starship Troopers in der englischsprachigen Originalfassung ein Meisterwerk satirischer Ironie, doch ist es den Übersetzern ins Deutsche gelungen, daraus ein platterdings schwer erträgliches bloßes Actionspektakel zu machen.
Klingt ganz danach, als ob da jemand meine geheimsten Wünsche erahnt hätte. Aber etwas ernsthafter: Klar, irgendwo gibt es auch da eine Grenze.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Zitat Ich schau es mir an, wenn ich etwas nicht verstehe spule ich kurz zurück, und wenn ich es dann immernoch nicht verstehe, schalte ich kurz die Untertitel ein (das kommt sehr selten vor).
Die Methode wende ich auch an - ein Vorteil der DVDs! Mir hat mal eine Finnin erzählt, die Deutschen würden am wenigsten flüssig Englisch sprechen, weil unsere Filme synchronisiert seien; die Finnen würden von Jugend an mit der Originalsprache aufwachsen (=zurechtkommen müssen). Ob das wirklich so einen Effekt hat, kann ich nicht beurteilen. Mir scheint jedenfalls der englischsprachige Wortwitz oft spritziger und eleganter zu sein, aber vielleicht spielt da doch die Freude mit, ihn überhaupt mitgekriegt zu haben.
Zitat von Thomas Pauli im Beitrag #69Mir scheint jedenfalls der englischsprachige Wortwitz oft spritziger und eleganter zu sein [...].
Da kommt noch ein anderer Aspekt der Synchronisation hinzu: der Text muß ja nicht nur kongenial übersetzt, sondern auch von den Synchronsprechern umgesetzt werden. Leider sind diese der Aufgabe nicht immer gewachsen, sondern meinen z.B. die dramatis personae einer Komödie müßten grundsätzlich mit sich hysterisch überschlagender Stimme reden, um die Witzigkeit des Texts zu unterstreichen. Beispiel: The Big Bang Theory ist im Original absolut köstlich, in der deutschen Synchronfassung geradezu peinlich.
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06.11.2013 11:48
#71 RE: Marginalie: Warum das deutsche Fernsehen edel und hilfreich, aber nicht gut ist
Zitat von Thomas Pauli im Beitrag #69Die Methode wende ich auch an - ein Vorteil der DVDs! Mir hat mal eine Finnin erzählt, die Deutschen würden am wenigsten flüssig Englisch sprechen, weil unsere Filme synchronisiert seien; die Finnen würden von Jugend an mit der Originalsprache aufwachsen (=zurechtkommen müssen). Ob das wirklich so einen Effekt hat, kann ich nicht beurteilen.
Die Finnen, und andere mit Englisch im Fernsehen und Kino beglückte Länder, sind im aktuellen EF ENGLISH PROFICIENCY INDEX vorne: http://www.ef.co.at/epi/ Interessanterweise sind Österreichs Englischkenntnisse besser als die der Finnen. Erklären kann ich das nicht, und entspricht eher dem Gegenteil meiner bisherigen Lebenserfahrung.
Zitat von Thomas Pauli im Beitrag #69Mir scheint jedenfalls der englischsprachige Wortwitz oft spritziger und eleganter zu sein, ...
Das ist er auch. Weil die Anglo-Amerikaner ihn viel häufiger einsetzen und bei Sprechen und Zuhören viel besser damit umgehen können. Liegt einfach an der Struktur der Sprache: Es gibt viel mehr Homonyme als in anderen Sprachen, vor allem auch durch den weitgehenden Verzicht auf Änderungen per Konjugation und Deklination. Man kann im Englischen unglaublich viele Wortspiele machen, die völlig unübersetzbar sind. Übrigens ist man da auch mit Untertiteln natürlich verloren: Die bringen immer noch die Hauptbedeutung, und die witzige Nebeninterpretation fällt weg.
Ich habe überhaupt das Gefühl, daß diese ganze Diskussion sich auch nur auf das Englische beziehen kann. So weit ich das beim Französischen beurteilen kann oder bei sparsam verstandenen Beispielen aus anderen Sprachen, hat eine ordentliche deutsche Übersetzung letztlich den gleichen Informationsgehalt wie der Urtext. Wenn im Französischen ein Witz gemacht wird, dann wird der ähnlich sauber ausformuliert und präsentiert wie wir das im Deutschen gewohnt sind. Auch Dialekte oder Slang sind nicht üblich, da wird ein ordentliches Hochfranzösisch gesprochen, und das kann entsprechend synchronisiert werden. (Wobei es da mit dem Erfolgsfilm "Willkommen bei den Schtis" eine interessante Ausnahem gibt. Da spielt der Dialekt eine zentrale Rolle, und da ist in der deutschen Synchronisation ganz genial ein Dialekt erfunden worden, der dem Original gleichkommt. Es lohnt sich hier wirklich beide Sprachfassungen anzuschauen, weil die Dialekte einfach lustig sind).
Der chaotische Reichtum des Englischen ist dagegen mit Übersetzungen oft nicht zu fassen. Jedenfalls wenn es um Humor geht. Und den bauen die Angelsachsen eben überall ein. Schon in einer Tragödie wie Shakespeares Hamlet sind mehr Wortspiele und Witze drin als in einer normalen deutschen Komödie - die bleiben in den Übersetzungen fast immer auf der Strecke.
Zitat von xanopos im Beitrag #71Interessanterweise sind Österreichs Englischkenntnisse besser als die der Finnen. Erklären kann ich das nicht, und entspricht eher dem Gegenteil meiner bisherigen Lebenserfahrung.
Dem kann ich beipflichten. Aber diese "Forschungsergebnisse" kommen von einer Sprachschule, die vor allem in Deutschland ihre Angebote verkaufen will. Das mag manche überraschenden "Erkenntnisse" erklären.
Zitat von R.A. im Beitrag #72So weit ich das beim Französischen beurteilen kann oder bei sparsam verstandenen Beispielen aus anderen Sprachen, hat eine ordentliche deutsche Übersetzung letztlich den gleichen Informationsgehalt wie der Urtext. Wenn im Französischen ein Witz gemacht wird, dann wird der ähnlich sauber ausformuliert und präsentiert wie wir das im Deutschen gewohnt sind. Auch Dialekte oder Slang sind nicht üblich, da wird ein ordentliches Hochfranzösisch gesprochen, und das kann entsprechend synchronisiert werden.
Lieber R.A., meiner Erfahrung nach ist das auch im Französischen nicht so einfach. Das Französische ist die Sprache der Homophone schlechthin. Damit funktionieren ja so simple (und unübersetzbare) Witze wie:
Zitat Un thon téléphone à une sardine: - Allô? - Non, à l'huile.
Oder die Fast-Homophonie, die eine Verhunzung von Descartes' berühmtem Satz erlaubt:
Zitat Je pense donc j'essuie.
Im Französischen wird sehr häufig, bisweilen sogar obesessiv mit der Homophonie gespielt.
Und wenn man den Wortschatz des français familier und des français populaire nicht kennt, hat man wenig Chancen, einen französischen Film im Original zu verstehen. Ob die Übersetzungen das dann immer so sauber (d.h. dem Sprachregister entsprechend) hinkriegen, müsste man sich mal näher anschauen.
Zitat von R.A. im Beitrag #72 Der chaotische Reichtum des Englischen ist dagegen mit Übersetzungen oft nicht zu fassen. Jedenfalls wenn es um Humor geht. Und den bauen die Angelsachsen eben überall ein. Schon in einer Tragödie wie Shakespeares Hamlet sind mehr Wortspiele und Witze drin als in einer normalen deutschen Komödie - die bleiben in den Übersetzungen fast immer auf der Strecke.
Genau. Deshalb haben mir die deutsch/englischen Reclam-Ausgaben gut gefallen. In den Anmerkungen zum Originaltext gibt es viele zeitgenössischen Bezüge, die die eigene Fantasie anregen, um hinter den Wortwitz Shakespeares zu kommen. http://www.buecher.de/rubrik/buecher/zwe...e/010213053301/
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