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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 99 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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adder Offline




Beiträge: 1.073

08.04.2014 18:55
#76 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #74
Zitat von adder im Beitrag #72
Die Tatsache akzeptierend, dass es Normalität in der Hölle gab, macht die Hölle nicht weniger schlimm.
Das ist nicht der Punkt auf den ich hinaus möchte.


ok.

Zitat
Ich denke, dass die beiden totalitären Systeme Deutschlands von den meisten Menschen heutzutage als singuläre Ausnahmezustände gesehen werden, die man an "jeder Kleinigkeit" des täglichen Lebens hätte erkennen müssen; dass ein Leben sich nicht normal anfühlen konnte in einem solchen Staat.



Sehen Sie, lieber nachdenken_schmerzt_nicht, das ist nicht, worauf ich hinauswollte; ich akzeptiere (eben weil ich genug Menschen kenne/kannte, die die Normalität in diesen Staaten erlebt haben), dass es diese Normalität des Lebens, diese privaten Momente des Glückes und die menschlich-gebliebenen Staatsdiener eben immer auch gab. Ich sage nur, dieses als Argument zu verwenden ist - gelinde gesagt - nicht sinnvoll, da es diese Normalität eben überall gibt, und diese Normalität des Alltags nicht durch die Maßnahmen des Regime hergestellt worden ist.

Zitat
Im Umkehrschluß führt dies möglicherweise oft zu der Schlußfolgerung, dass solange sich Leben normal anfühlt ein totalitärer Staat fern ist. Dieser Umkehrschluß ist in meinen Augen so falsch wie gefährlich und ursächlich dafür, dass viele Menschen totalitäre Denk- und Handlungsansätze heutzutage nicht in der Lage sind zu erkennen, weil ihrer Denkschemata, mit denen Sie hier arbeiten, von den falschen Prämissen ausgehen.



In meinen Augen handelt es sich dabei um einen großen Fehler, welcher vor allem in der Aufarbeitung des dritten Reiches gemacht wird.
[/quote]

Das sehe ich genauso.
Ich denke auch, dass die Menschen in Nazi-Deutschland, die eben nicht in Opposition zum Regime standen und keine ausgegrenzte Minderheit waren, die Situation lange Zeit als "normal" empfanden. Vielleicht hatte der eine oder andere Angst, aber die Repressalien waren meist weit weg und die Gesellschaft war ja auch vorher schon weniger durchlässig und weniger öffentlich als heute. Das änderte sich vor dem Krieg sicherlich nur dann, wenn plötzlich Familienmitglieder oder Freunde in Opposition zum Regime kamen. Meine Familie hatte dieses Erlebnis 'bereits'* 1936, als mit den Galionsfiguren Bischof Clemens August von Galen und Kaplan Uptmoor die Katholiken des Oldenburger Münsterlandes gegen das Kreuzverbot in Schulen (und später noch gegen Rassenlehre im Schulunterricht) protestierten. Ein Familienmitglied wurde damals verhaftet und später ins Konzentrationslager gesteckt.
[Langer Abschnitt, den ich über die Familiengeschichte schreiben wollte... - aber darauf verzichte ich, da massiv OT; *= meines Wissens nach hatten Kurt von Hammerstein-Equord und Erwin von Witzleben dieses Erlebnis deutlich früher - nämlich bereits mindestens 1933]

Thomas Pauli Offline




Beiträge: 1.486

08.04.2014 19:38
#77 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat
...gab es zwar Illusionisten, die bestimmten aber nicht die Politik.


Lieber Rayson,

früher hat man über die Spinner (*) gelacht, heute folgt man ihnen.

Herzlich, Thomas

* Kleinschreibung, antiautoritäre Erziehung, keine Zensuren, Inklusion, Abrüstung, Ozonloch, Waldsterben, usw usw usw

Yossarian Offline




Beiträge: 99

08.04.2014 20:25
#78 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat
Die 80er Jahre waren bei den vertretenen Meinungen deutlich vielfältiger. Schauen wir auf die Politik: Fraktionsvorsitzender der Union im Bundestag war ein Alfred Dregger, der heute als Rechtspopulist vom Parteiausschluss bedroht wäre. Ministerpräsident in Bayern ein gewisser Franz Josef Strauß, der nicht für übermäßig moderate Aussagen bekannt war. Die Grünen waren gerade dabei, bundespolitische Relevanz zu erlangen, mit den heute bekannten Forderungen und diversen radikaleren (darunter eben auch denen in Sachen "Sex mit Kindern"). Es gab eine kommunismusfreundliche Linke (wie wir heute wissen: vom SED-Staat finanziert).

Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen waren nicht alle politischen Magazine links orientiert: Es gab das "ZDF-Magazin", es gab den "Report" aus München mit jeweils klar konservativem Profil. Die FAZ war im Politikteil stockkonservativ, die "Welt" im Grunde auch. Die "Zeit" war liberal geprägt. Die "taz" war noch radikales Experimentierfeld. Heute kennt das Land keine Zeitungen mehr, nur noch die "Süddeutsche" (mal in Abwandlung einer Aussage des ollen Wilhelms).

Gestritten wurde viel heftiger als heute, aber meiner Erinnerung nach hatte die Linke damals die Moral noch nicht für sich gepachtet. Auch von den Konservativen gab es moralisch getränkte Vorwürfe, die ihren Widerhall in den Medien fanden.

Heute ist das anders. Heute ist die Moral unbestritten links. Die vordergründige Absicht zählt als Tat, angebliche Rechte angeblich unterdrückter Minderheiten bestimmen die politische Diskussion. Sekundärtugenden, mit denen auf konservativer Seite in den 80ern noch argumentiert wurde, gelten als reaktionär. Richtig ist der Hinweis auf die 80er aber insofern, als dieser Prozess zu der Zeit einsetzte, personifiziert durch Kohl, der, eingerahmt von Herz-Jesu-Sozialisten wie Blüm oder Geißler, die schleichende Bewegung nach links schon so lange mitmachte, wie er sich dadurch an der Spitze halten konnte. Merkel kopiert ihn nur.

Die politische Freiheit in diesem Land wurde damals aber noch nicht als selbstverständlich empfunden. Man wusste: Es geht auch anders. Sicherheitspolitisch gab es zwar Illusionisten, die bestimmten aber nicht die Politik. Und die Vorgaben aus Brüssel hielten sich noch in einem erträglichen Rahmen.




Rayson hat mein Empfinden hier eigentlich erschöpfend dargestellt. So habe ich das in Erinnerung. Eine Sache will ich noch hinzufügen:

Damals hatten es die Alternativen oder Linken schwerer. Man denke an Sprüche wie:"dann geh doch rüber in die UDSSR" (man höre sich die Lieder von Wecker an, da hat er das in einigen Nummern thematisiert). Aber es war interessanterweise auch Platz da für nicht-konservative Gedanken. Ich erinnere an die Sendungen "Live aus dem Alabama" Mitte der 80er, damals im BR (unglaublich), da gab es ein Forum für "andere" Gedanken. Heute traut man sich noch nicht einmal mehr Dinge zu denken, geschweige denn auszusprechen. Die "wilden" Kerle von damals sind nun der Mainstream (einer der Moderatoren ist Zeit-Chefredakteur). Ich meine jetzt nicht Giovanni di Lorenzo persönlich, aber mir kommt es manchmal vor, dass die "Wilden" von damals nun die Deutungshoheit erlangt haben und es im Nachgang den Konservativen von heute mal so richtig schwer machen ("jetzt seht ihr mal wie das ist...").

Aber alles in allem scheint mir die Zeit (auch wenn das rein subjektiv ist) damals noch etwas weniger verbiestert und apodiktisch, weniger Sendungsbewusstsein und Läuterung hin zum "gerechten, ehrlichen, antirassistischem" Leben. Was mich wirklich verzweifeln lässt ist die stete Gehirnwäsche (versuchte) durch die Medien, der Gleichschritt der Medien, die Unfähigkeit mich in den angebotenen Medien (Print oder Online) wiederzufinden. Nur in Nischen (Zettels Raum usw.) sehe ich mich mit meinem Lebensbild, meiner Wertevorstellung, meiner Vorstellung von Freiheit vertreten. In keiner Partei finde ich das. In keiner.

Ich habe ja nun schon ein paar Apokalypsen (erdachte!) überlebt: Strahlentod aus Moskau, Tschernobyl, Waldsterben, Aids (ich erinnere an einen Artikel im Stern, den ich damals als Pubertierender gelesen habe und ich weiß noch heute wieviel Angst mir der Artikel gemacht hat), Wackersdorf, BSE usw. und habe für mich eine Lehre daraus gezogen. Davon geht die Welt nicht unter (hoffentlich ist das nicht Autobahn zu zitieren). Aber die heutigen Medien knabbern stetig an meinem Gewissen, sie wollen mir ein mir fremdes Lebensmodell aufzwingen. Wollen das ich noch mehr Angst fühle.

Eines aber ärgert mich vor allem: dass man die Manipulationsversuche der Medien immer offensichtlicher erkennt, das aber auch nichts nützt. Das noch nicht einmal mehr versucht wird, die Wahnideen realistisch zu verkaufen (heute warnt der Spiegel wieder einmal vor der nicht-haltbaren Apokalypse durch Übersäuerung der Meere), dass man mich für vollkommen verblödet ansieht. Dazu gehört auch der Versuch die Gedanken zu zensieren. Gestern bin ich über die "Hart aber Herzlich" (sorry, wieder meine Jugend aus den 80ern, die sich meldet), meinte "Hart aber Fair"-Sendung gestolpert und was da an Radio-Eriwan-Neusprech kam, grenzt an "Intellektverletzung". Worthülsen-Trommelfeuer im Jahr 2014, die spielen den 1.Weltkrieg nach.....

Aber zurück zur Zensur:

Die Zensur von Gedanken durch eine Meinungsdiktatur ist mMn genauso schlimm wie eine Zensur durch den Staat. Wo in "echten" Diktaturen die Gedanken noch frei sind, wo man hinter vorgehaltener Hand noch zum Nachbarn raunen konnte, was nicht stimmt im Land, da nimmt man sich heute zurück, weil man die Schere im Kopf hat und vor allem, weil man resigniert. Die Gedanken, die vielleicht nicht meinungskonformen Gedanken, haben kein Ventil.

Ich habe mich tatsächlich gestern ertappt, wie ich die Äusserungen des Polizeigewerkschaftschefs Wendt sofort auf möglicherweise "nicht hilfreiche" Äusserungen abgeklopft habe. Wie bei einem schlechten Fussballspiel, wo man die Hände vors Gesicht schlägt, weil irgendein Idiot den Ball ins eigene Tor schiesst. "Welche Steilvorlage gibt er Herrn Beck wohl für dessen nächste Empörungssalve"... Man fiebert mit dem Verliererteam. Traurig. Weil da für mich, meinen Nachbarn, für alle, auch Migranten (in diesem Fall) wichtige Dinge gesprochen werden, wichtige Themen mal aufs Parkett gebracht werden müssen, damit das Fass nicht birst.

Das erinnert mich an ein Bild von einer schlechten Beziehung zwischen zwei Menschen, in der der eine Dinge beim Namen nennen will, die das Zusammenleben zur Hölle machen, aber der andere die Ohren schließt und nur mit neuen Vorwürfen kommt oder Lösungsvorschlägen für andere Probleme. "Du hast mich aber mit dem Nachbarn betrogen!", darauf er/sie:" weil wir nie zusammen ins Karwendel fahren und Du mir nie zuhörst". Beide wissen, es läuft was falsch, aber einer von beiden wirft lieber Nebelkerzen, um den anderen zu beherrschen (!).

Ich glaube es geht in diesem Land eigentlich nur noch darum, dass die "Guten" Recht haben und Recht haben wollen. Endkampf um die Deutungshoheit der Existenz.

Und noch eine ketzerische Frage:

Wenn eine, auch meinetwegen subjektive, Realitätswahrnehmung (meinetwegen von einer Mehrheit) nicht unterdrückt, sondern einfach AUSGELASSEN wird, wie nennt man das dann? Wird da nicht ein Stück Realität aus der Diskussion herausgeschnitten? "Begutachtet und geschätzt" und für nicht hilfreich empfunden? Also zensiert im Sinne des Wortes?

Mene-mene tekel upharsin....gezählt gezählt gewogen zerteilt

Yossarian

PS: als Ergänzung: hier kommt dann das Argument: es steht Ihnen frei Yossarian, eine eigene Zeitung zu gründen, einen Blog usw. Aber man sieht wohin die Meinungsfreiheit bei Autoren von nicht hilfreichen Büchern reicht. Meinetwegen ein finanzieller Erfolg, aber zum Preis der gesellschaftlichen Ächtung. Warum erinnert mich das alles an Ayn Rand?

PSS: man möge mir bitte verzeihen, wenn ich in meinen Beiträge öfter mal abweichen!

und noch ein post scriptum:

was meinem Empfinden (!) nach schon länger stattfindet ist die Meinungsschnipselei (das Wort Zensur will mir nicht über die Tasten) 2.0. Da braucht es keinen Mann im dunklen Anzug, der Wörter rot anstreicht, da sitzt dieser Mann schon im Kopf. Stellen Sie sich vor, Sie sagen ab morgen für sagen wir 2 Monate jeden Tag zu Ihrer Frau, Ihrem Mann, Ihrem Lebenspartner (vielleicht weiß er nicht, was er ist): Du bist eigentlich dick. Zwei Monate. Das wird reichen, dass dieser Mensch jedes Essen mit Ihren Gedanken (!) und Anwürfen verbindet und sich schlecht, ja schuldig fühlt. Das wird diesen Menschen ändern. Nichts anderes passiert in diesem Land. Wer ständig (täglich) hört, dass auch er ein verkappter Rassist, Misogyne, Weltverschmutzer, Turbokapitalist usw ist, der glaubt das auch irgendwann. Bisher wird das noch so gespielt, dass viele sich (z.B. beim Vorwurf des Kapitalisten) auf der guten Seite wähnen. Aber das kann ja morgen schon anders sein...

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

08.04.2014 21:38
#79 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Volle Zustimmung, lieber Yossarian!

Zitat von Yossarian im Beitrag #78
Das noch nicht einmal mehr versucht wird, die Wahnideen realistisch zu verkaufen (heute warnt der Spiegel wieder einmal vor der nicht-haltbaren Apokalypse durch Übersäuerung der Meere), dass man mich für vollkommen verblödet ansieht.

Es fällt mir auch schon seit Jahren auf, daß ein immer kürzeres Gedächtnis beim Leser/Hörer vorausgesetzt wird. Da wird heute breitgetreten, was dem noch gestern in den grellsten Farben Gemalten direkt widerspricht. Sicher, die Welt ist nicht widerspruchsfrei und die Dinge ändern sich, aber die Gegensätze sollten doch Anlaß dafür geben, etwas vorsichtiger zu berichten und weniger dick aufzutragen.
Zitat von Yossarian im Beitrag #78
Warum erinnert mich das alles an Ayn Rand?

Weil die politische "Elite" nur noch ihre Gesetzesvorlagen direkt aus "Atlas Shrugged" abzuschreiben braucht und auch die begleitenden Medien ihre Vorbilder hier finden?
Bei der "Reform" des EEG, das weiterhin zur Deindustrialisierung beitragen wird, fragt man sich nur noch "Who is John Galt?".
Zitat von Yossarian im Beitrag #78
Stellen Sie sich vor, Sie sagen ab morgen für sagen wir 2 Monate jeden Tag zu Ihrer Frau, Ihrem Mann, Ihrem Lebenspartner (vielleicht weiß er nicht, was er ist): Du bist eigentlich dick. Zwei Monate. Das wird reichen, dass dieser Mensch jedes Essen mit Ihren Gedanken (!) und Anwürfen verbindet und sich schlecht, ja schuldig fühlt. Das wird diesen Menschen ändern. Nichts anderes passiert in diesem Land. Wer ständig (täglich) hört, dass auch er ein verkappter Rassist, Misogyne, Weltverschmutzer, Turbokapitalist usw ist, der glaubt das auch irgendwann. Bisher wird das noch so gespielt, dass viele sich (z.B. beim Vorwurf des Kapitalisten) auf der guten Seite wähnen. Aber das kann ja morgen schon anders sein...

Stimmt genau. Ich war einige Jahre in genau so einer Beziehung (halte daher Vorstöße feministischerseits, das Thema "Gewalt in der Ehe" auch auf seelische Gewaltausübung auszudehnen, für ein Eigentor) und reagiere daher vielleicht besonders allergisch auf diese Berieselung.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

09.04.2014 07:05
#80 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat von Yossarian im Beitrag #78

Die Zensur von Gedanken durch eine Meinungsdiktatur ist mMn genauso schlimm wie eine Zensur durch den Staat. Wo in "echten" Diktaturen die Gedanken noch frei sind, wo man hinter vorgehaltener Hand noch zum Nachbarn raunen konnte, was nicht stimmt im Land, da nimmt man sich heute zurück, weil man die Schere im Kopf hat und vor allem, weil man resigniert. Die Gedanken, die vielleicht nicht meinungskonformen Gedanken, haben kein Ventil.


Doch, haben sie. Hier und woanders. Anstatt über Zensur zu sprechen, wenn man seine eigene Meinung als Minderheit wahrnimmt, kann man darin ja auch etwas Positives sehen. Den eigenen Beitrag zur Meinungsvielfalt. Mich z.B. hat eher schon immer beunruhigt wenn ich die Meinung der Mehrheit vertrete.
Ich bin auch der Ansicht vom lieben Doeding, dass Zensur und Meinungsmanipulation nicht dasselbe sind. Die Bedeutung der öffentlichen Meinung nimmt in unserer Informationsgesellschaft zu. Wir stehen erst am Anfang dieser neuen Zeit. Jeder braucht Zeit um sich im Umgang mit ihr zu üben. Und natürlich sieht der Staat seinen Einfluss auf die öffentliche Meinung in Gefahr. Natürlich versucht er eine "offizielle" Sicht so gut wie nur möglich zu platzieren.
Mit sehr mäßigem Erfolg.
Es gab nie mehr Meinungsvielfalt in der Gesamtheit der veröffentlichten Meinungen als heutzutage, denke ich. Die Rückschau auf damals, mag für die politische Klasse zutreffen, nicht aber für die Öffentlichkeit. Und zu der gehören dieser Blog und der von Rayson eben dazu.
Wir sind, verglichen mit den Zuständen in der DDR, meilenweit entfernt von so etwas wie einer Zensur.

Viele Grüße, Erling Plaethe

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

09.04.2014 17:33
#81 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #65
Die 80er Jahre waren bei den vertretenen Meinungen deutlich vielfältiger.

Darüber habe ich jetzt etwas länger nachgedacht.
Auf den ersten Blick würde ich Dir zustimmen. Aber ich befürchte, wir fallen dabei etwas auf die typische Verklärung der eigenen Vergangenheit herein. Und wir dürfen auch nicht vergessen, daß wir durch eigene Lebenserfahrung viele Sachen heute differenzierter betrachten, die uns damals selbstverständlich waren.

Richtig, einen Strauß gibt es heute nicht mehr. Was nun aber vor allem daran liegt, daß Themen wie die deutschen Ostgebiete oder die Bedrohung durch den Warschauer Pakt einfach erledigt sind.
Vielleicht gibt es auch weniger Vielfalt bei den politischen Magazinen im Fernsehen. Das kann ich nicht beurteilen, weil ich die nie schaue. Dafür gibt es (mit mehr Publikumswirkung!) deutlich mehr Vielfalt bei der politischen Unterhaltung. Da gab es früher ausschließlich moralinsaures linkes Kabarett à la Dieter Hildebrandt. Und heute eine Reihe erfrischend freigeistiger Leute, die die PC und oft genug auch grünen Zeitgeistdurch den Kakao ziehen (Dieter Nuhr und Konsorten), es gibt sogar den dezidiert liberalen Vince Ebert. So jemand hätte in den 80ern nie auftreten dürfen.

Und was die Dogmen betrifft: Die 80er Jahre waren die Zeit des "Waldsterbens". Völlig unisono und unkritisch auf allen Kanälen und in allen Blättern propagiert. Ohne daß man im Internet oder auch ab und zu in "echten Medien" andere Meinungen finden konnte.

Zitat
aber meiner Erinnerung nach hatte die Linke damals die Moral noch nicht für sich gepachtet.


Aber sicher hatte sie das. Sie trug das Licht der Zivilisation, die Union war der Hort der Reaktionären und Kalten Krieger. Das war alles doch noch viel ungebrochener und durchgängiger arrogant als heute, wo doch mindestens ein Teil der Linken seit dem Zusammenbruch des Ostblocks gewisse Zweifel an sich heranläßt.


Es lohnt sich in diesem Zusammenhang auch einmal, sich mit Linken zu unterhalten. Die wiederum sind nämlich der Ansicht, die Medienlandschaft in Deutschland wäre nach rechts gekippt. Und das hat nicht nur damit zu tun, daß sie "neoliberal" falsch interpretieren - es hat tatsächlich viele Entwicklungen weg von links gegeben. Die fallen uns nur nicht so auf, weil wir die für vernünftig und selbstverständlich halten.

Aber in den 80ern war noch allgemeines Dogma, daß Gewerkschaften die idealistischen und notwendigen Vertreter der Arbeitnehmer sind. Selbst in FDP und Union hat sich niemand getraut, dem zu widersprechen.
Heute ist auch bei den meisten linken Journalisten ein eher kritisches Bild der Gewerkschaften üblich.

Dito die Darstellung des Staates: Uns ist das immer noch zu staatsgläubig, wie die Medien die Gesellschaft darstellen.
Für die Linken ist es aber - und im Vergleich zu den 80ern haben sie da völlig recht - unfaßbar, wie kritisch der gute Staat heute präsentiert wird. Es ist gang und gäbe, Privatisierung für effizienter zu halten als Staatswirtschaft. Die Freigabe der Einkaufszeiten, der Wegfall des Rabattgesetzes, die Liberalisierung ganzer Sektoren der Volkswirtschaft wird heute auch in den Mainstream-Medien als normal betrachtet. In den 80ern alles undenkbar.

Wir sehen halt, wo der Staat sich neue Einmischungsmöglichkeiten schafft (Frauenbeauftragte, Klimaschutz, AGG ...) - aber die andere Seite sieht nur, wo er auf dem Rückzug ist.

Wir haben heute "Konsens" und Dispute auf anderen Gebieten als damals. Ob es wirklich weniger Disput gibt, bezweifele ich stark. Aber das zu quantifizieren dürfte sehr schwer sein und viel Arbeit bedeuten.

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 1.994

09.04.2014 22:07
#82 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #81
Darüber habe ich jetzt etwas länger nachgedacht....

Vielen Dank lieber R.A. für diese wirklich interessanten Gedanken. Ich hätte eine ernst gemeinte Frage:
Wie fügt sich das Faktum in das von Ihnen beschriebene Bild, dass es in unsere parlamentarische Demokratie zu vielen essentiellen Fragen keine Gegenpositionen gibt und die vertretenen Positionen eher "links" sind. Zu nennen wären zum Beispiel, Mindestlohn, (frühe)Rente, EEG oder auch die EUR Politik. Alle Parteien verteten mehr oder weniger "alternativlos linke Positionen". Liberale oder auch konservative Gegenpositionen gibt es nicht in der Parteienlandschaft. Faktisch haben wir eine Sozialdemokratische Regierung (mit 80% Mehrheit) und eine linke bis fast kommunistische Opposition.

Waren politische Verhältnisse in der Vergangenheit auch schon so einseitig? Wenn das was Sie sagen für die Meinungsvielfalt auch zutrifft, scheint mir das in der realen Politik gerade in die andere Richtung zu laufen!?

Herzlich


nachdenken_schmerzt_nicht

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

10.04.2014 00:26
#83 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #81
Aber ich befürchte, wir fallen dabei etwas auf die typische Verklärung der eigenen Vergangenheit herein.
Um Himmels Willen: Eine Verklärung der 80er liegt mir fern. Ich möchte meine Analyse nicht als Bewertung missverstanden wissen - die 80er waren meiner Meinung nach vielfältiger, aber eben auch deutich polarisierter. Die Kommunisten von damals vermisse ich z.B. jetzt überhaupt nicht.
Zitat von R.A. im Beitrag #81
Und wir dürfen auch nicht vergessen, daß wir durch eigene Lebenserfahrung viele Sachen heute differenzierter betrachten, die uns damals selbstverständlich waren.
Das mag eine Rolle spielen. Aber auch wenn ich diverse Dinge inzwischen anders bewerte, so nehme ich doch für mich in Anspruch, die reinen Fakten weitgehend frei davon zu rekapitulieren (ganz frei davon geht nie...).
Zitat von R.A. im Beitrag #81
Und was die Dogmen betrifft: Die 80er Jahre waren die Zeit des "Waldsterbens". Völlig unisono und unkritisch auf allen Kanälen und in allen Blättern propagiert. Ohne daß man im Internet oder auch ab und zu in "echten Medien" andere Meinungen finden konnte.
Die es m.E. damals auch schlicht nicht gab. Nachdem die "schwarz-gelbe" Regierung (die damals übrigens nie so genannt wurde - auch das ist eine Änderung) darauf mit der Einführung der Katalysatoren reagierte, war das Thema auch politisch erledigt
Zitat von R.A. im Beitrag #81
Dafür gibt es (mit mehr Publikumswirkung!) deutlich mehr Vielfalt bei der politischen Unterhaltung. Da gab es früher ausschließlich moralinsaures linkes Kabarett à la Dieter Hildebrandt. Und heute eine Reihe erfrischend freigeistiger Leute, die die PC und oft genug auch grünen Zeitgeistdurch den Kakao ziehen (Dieter Nuhr und Konsorten), es gibt sogar den dezidiert liberalen Vince Ebert. So jemand hätte in den 80ern nie auftreten dürfen.
Mag sein. Allerdings gab es damals auch nur genau eine "Kabarett"-Sendung, die "Notizen aus der Provinz" des Dieter Hildebrandt, die ich vor allem wegen des Intros mochte (Kleines Nostalgierätsel: Welche Nationalität hatte der Komponist der Titelmusik?). Dass sie in der öffentlichen Diskussion eine besondere Rolle gespielt hätte, habe ich nicht in Erinnerung. Und wenn wir ehrlich sind: Beim ZDF hat sich nichts geändert. In "Neues aus der Anstalt" treten nur stramme Gesinnungsgenossen auf.
Zitat von R.A. im Beitrag #81
Aber in den 80ern war noch allgemeines Dogma, daß Gewerkschaften die idealistischen und notwendigen Vertreter der Arbeitnehmer sind. Selbst in FDP und Union hat sich niemand getraut, dem zu widersprechen.
Das habe ich anders in Erinnerung. Man denke nur an den Kampf Nobby Blüms um den berühmten Aussperrungsparagrafen 116. Und ich kann wirklich nicht erkennen, dass sich an der von dir beschriebenen, offiziellen Würdigung der Gewerkschaften in der deutschen Öffentlichkeit irgendetwas geändert hätte. Kritisiert wird höchstens, wenn auch Leute mit hohen Einkommen die angeblich universalen Arbeitnehmerrechte für sich in Anspruch nehmen (z.B. Piloten).
Zitat von R.A. im Beitrag #81
Es lohnt sich in diesem Zusammenhang auch einmal, sich mit Linken zu unterhalten. Die wiederum sind nämlich der Ansicht, die Medienlandschaft in Deutschland wäre nach rechts gekippt.
Das lässt sich sogar leicht erklären, ganz im Sinn meines vorherigen Kommentars: Es hat generell eine Einengung der politischen Debatten hin zu einem sakrosankten Mainstream stattgefunden. Dieser ist "links-liberal" in dem Sinn, als er gesellschaftliche Permissivität mit einer durch willkürliche Vorgaben hier und da regulierten, ansonsten crony-kapitalistischen wirtschaftlichen Ordnung verbindet. Wo die Rechten sich beklagen, dass ihre Positionen gegen die Homo-Ehe oder unregulierten Zuzug von außen stigmatisiert werden, tun die Linken das Gleiche, weil sie ihre Forderungen nach Verstaatlichungen und Enteignungen nicht mehr hinreichend vertreten sehen. Deren Hoffnung ist der europäische Zentralstaat, der den bösen "Reichen" die meisten Exit-Optionen nimmt.
Zitat von R.A. im Beitrag #81
Für die Linken ist es aber - und im Vergleich zu den 80ern haben sie da völlig recht - unfaßbar, wie kritisch der gute Staat heute präsentiert wird. Es ist gang und gäbe, Privatisierung für effizienter zu halten als Staatswirtschaft. Die Freigabe der Einkaufszeiten, der Wegfall des Rabattgesetzes, die Liberalisierung ganzer Sektoren der Volkswirtschaft wird heute auch in den Mainstream-Medien als normal betrachtet. In den 80ern alles undenkbar.
Ich kenne keine Medien, die heute noch für Privatisierung optieren. Entsprechende Volksbefragungen fallen in der Regel für Verstaatlichungen aus (siehe Stromversorgung Hamburg). Die Ladenöffnungszeiten waren in der Tat eine liberale Erfolgsstory, aber hier gab es kein schlüssiges linkes Narrativ. Aber der Wegfall des Rabattgesetzes wird auch schon wieder hier und da kritisiert - Stichwort: "Mondpreise". Wie gesagt: Die komplette Öffentlichkeit ist mittlerweise komplett kapitalismuskritisch. Und auch die FDP überschlägt sich dabei schon fast.

Ich will nicht sagen, dass die Linken damals weniger links waren als heute. Eher im Gegenteil.
Zitat von R.A. im Beitrag #81
Zitat aber meiner Erinnerung nach hatte die Linke damals die Moral noch nicht für sich gepachtet.Aber sicher hatte sie das. Sie trug das Licht der Zivilisation, die Union war der Hort der Reaktionären und Kalten Krieger. Das war alles doch noch viel ungebrochener und durchgängiger arrogant als heute, wo doch mindestens ein Teil der Linken seit dem Zusammenbruch des Ostblocks gewisse Zweifel an sich heranläßt.
Und selbstverständlich waren sie schon damals der Ansicht, im Alleinbesitz jeglicher Moral zu sein. Der Unterschied ist nur: Damals wurde ihnen noch öffentlich widersprochen. Das ist heute nicht mehr der Fall.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

10.04.2014 00:33
#84 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Weiß jetzt nicht, wo ich das anhängen soll, also antworte ich mir mal selbst:

Mit Zensur lässt sich die Vorherrschaft des von uns mehrheitlich beobachteten Mainstreams nicht erklären. Der Druck geht hier nämlich nicht von der Spitze des Staates ist. Diese ist ziemlich opportunistisch und hat keinesfalls vor, das ganze Land nach ihrem Bilde zu formen. Diesen Wunsch haben nur die Leute, die gemerkt haben, dass es effizienter ist, den Staat vor sich her zu treiben, statt sich seiner zu bemächtigen. Denn für letzteres wären wieder Wahlen erforderlich, und dann müssten sie damit rechnen, dass irgendjemand ihre Ansichten in Frage stellt.

Es ist keine Zensur, wenn nur den Journalisten mit dem richtigen Stallgeruch Gehör verschafft wird.
Es ist keine Zensur, wenn jemand, der etwas Unbotmäßiges publiziert hat, seinen Job und seine Ehrenämter verliert.
Es ist keine Zensur, wenn staatliche Organe einfach nichts gegen die tun, die andere am Reden oder Demonstrieren hindern.

Zensur findet nicht statt. Und dennoch ist es zum Kotzen.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

Hausmann Offline



Beiträge: 710

10.04.2014 09:30
#85 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #84
Zensur findet nicht statt.

Wozu auch?

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

11.04.2014 20:05
#86 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #84


Es ist keine Zensur, wenn nur den Journalisten mit dem richtigen Stallgeruch Gehör verschafft wird.
Es ist keine Zensur, wenn jemand, der etwas Unbotmäßiges publiziert hat, seinen Job und seine Ehrenämter verliert.
Es ist keine Zensur, wenn staatliche Organe einfach nichts gegen die tun, die andere am Reden oder Demonstrieren hindern.

Zensur findet nicht statt. Und dennoch ist es zum Kotzen.

Ich frage mich gerade was eine Steigerung dieser Körperreaktion sein könnte? Wie man seine Befindlichkeit umschreiben würde, hätte man es mit völlig informationslosen und gleichgeschalteten Medien zu tun, ohne Internet und ohne irgendeine Publikation die nicht zuvor von der Zensur geprüft wurde.
Ist das dann zum sich-das-Leben-nehmen?

Nicht dass ich es für übertrieben hielte, drehte sich Dir der Magen um, bei dem was Du oben beschreibst, lieber Rayson. Nur könntest Du vielleicht in Betracht ziehen, dass bei einer tatsächlichen Zensur die Veröffentlichung einer freien Meinung auf wesentlich größeres Interesse trifft, als ohne sie. Mit zunehmendem Druck gegenüber dem Unbotmäßigem steigt auch seine Faszination.

Es ist nicht logisch, anzunehmen, in einer offenen Gesellschaft könnte der Staat die öffentliche Meinung weitestgehend steuern. Vieles von dem was Du bemängelst, geschieht weil die Kundenmehrheit es so wünscht. Man kann genauso gut mutmaßen, dass der Staat und die Medien der öffentlichen Meinung hinterher rennen. Weder kann der Staat an der öffentlichen Meinung vorbei Politik machen, noch können die Journalisten schreiben, was niemand lesen will.
Und ab einer bestimmten Quote muss auch das Pädagogikfernsehen eine Sendung absetzen.
Im Gegensatz zu den meisten Kommentatoren kann ich nicht mal ein Problem erkennen, was nicht durch das was manche Dummheit nennen, zu erklären wäre.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

11.04.2014 20:42
#87 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat von Yossarian im Beitrag #78
Damals hatten es die Alternativen oder Linken schwerer. [...] Ich erinnere an die Sendungen "Live aus dem Alabama" Mitte der 80er, damals im BR (unglaublich), da gab es ein Forum für "andere" Gedanken.


Ja, aber seinerzeit hat sich der BR beim "Scheibenwischer" und beim Kuss zweier Männer in der "Lindenstraße" ausgeklinkt. Das sollte man nicht vergessen, wenn man über die Behandlung des Pirincci-Interviews durch das ZDF nachdenkt.

Zitat
Was mich wirklich verzweifeln lässt ist die stete Gehirnwäsche (versuchte) durch die Medien, der Gleichschritt der Medien, die Unfähigkeit mich in den angebotenen Medien (Print oder Online) wiederzufinden.



Ich finde des Öfteren in der FAZ, der WELT, dem Cicero und der Wirtschaftswoche Gedanken, denen ich zustimmen kann oder die zumindest nicht mainstreamkonform sind.

Zitat
Aber die heutigen Medien knabbern stetig an meinem Gewissen, sie wollen mir ein mir fremdes Lebensmodell aufzwingen. Wollen das ich noch mehr Angst fühle.



In meiner Kindheit haben schwarze Katholiken, in meiner frühen Jugend schwarz-grüne Katholiken, später dann grüne Nichtkatholiken versucht, mir ihre Vorstellungen vom "guten Leben" aufzuzwingen. Mein Impfschutz gegen solche Beeinflussungen ist mittlerweile ganz gut.

Zitat
Ich habe mich tatsächlich gestern ertappt, wie ich die Äusserungen des Polizeigewerkschaftschefs Wendt sofort auf möglicherweise "nicht hilfreiche" Äusserungen abgeklopft habe. Wie bei einem schlechten Fussballspiel, wo man die Hände vors Gesicht schlägt, weil irgendein Idiot den Ball ins eigene Tor schiesst. "Welche Steilvorlage gibt er Herrn Beck wohl für dessen nächste Empörungssalve"... Man fiebert mit dem Verliererteam.



Ich bin mir nicht sicher, ob das das Verliererteam ist. Wenn ich so schaue, was in letzter Zeit zu den Themen Migrantenkriminalität und islamische Paralleljustiz in der FAZ (und auf faz.net) erschienen ist, denke ich, dass Beck die veröffentlichte und die öffentliche Meinung jedenfalls nicht vollständig hinter sich haben wird.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

14.04.2014 15:44
#88 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #86
Ich frage mich gerade was eine Steigerung dieser Körperreaktion sein könnte? Wie man seine Befindlichkeit umschreiben würde, hätte man es mit völlig informationslosen und gleichgeschalteten Medien zu tun, ohne Internet und ohne irgendeine Publikation die nicht zuvor von der Zensur geprüft wurde.
Ist das dann zum sich-das-Leben-nehmen?
Auswandern wäre auch eine Option. Aber dass es immer noch schlimmer kommen kann, ist kein Argument, üble Zustände hinzunehmen.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #86
Nur könntest Du vielleicht in Betracht ziehen, dass bei einer tatsächlichen Zensur die Veröffentlichung einer freien Meinung auf wesentlich größeres Interesse trifft, als ohne sie. Mit zunehmendem Druck gegenüber dem Unbotmäßigem steigt auch seine Faszination.
Demnach müsste man Zensur eigentlich fordern?
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #86
Es ist nicht logisch, anzunehmen, in einer offenen Gesellschaft könnte der Staat die öffentliche Meinung weitestgehend steuern.
Natürlich nicht. Das wäre ein Paradox. Sollte also jemand behaupten, der Staat könne das tun, würde er auch konstatieren, dass die Gesellschaft eben nicht offen ist.

Zitat
Vieles von dem was Du bemängelst, geschieht weil die Kundenmehrheit es so wünscht. Man kann genauso gut mutmaßen, dass der Staat und die Medien der öffentlichen Meinung hinterher rennen. Weder kann der Staat an der öffentlichen Meinung vorbei Politik machen, noch können die Journalisten schreiben, was niemand lesen will.
Und ab einer bestimmten Quote muss auch das Pädagogikfernsehen eine Sendung absetzen.

Das kommt darauf an. Gerade bei jenen, die sich selbst nicht viel mit Politik beschäftigen, dürften die Meinungen, sofern sie überhaupt vorgefertigt sind, eher aus einem Set von Bauchgefühlen bestehen. Bei der Aufnahme von Fakten kommt es dann schon noch darauf an, welchem Informationsvermittler man Vertrauen schenkt und welchem nicht. So gelten z.B. die Nachrichtensendungen der öffentlich-rechtlichen Medien als quasi hoheitlich-neutral, was sie aber objektiv gesehen nicht sind. Nachrichtensendungen sind keine Frage des Geschmacks oder der Präferenzen. Es dürfte in den seltensten Fällen vorkommen, dass jemand eine bisher regelmäßig verfolgte Nachrichtensendung nicht mehr sieht oder hört, weil ihm eine der darin vermittelten Informationen inhaltlich nicht gefallen hat. Nach dem Motto: "Nee, die haben von einer Katastrophe in Japan berichtet. Das mag ich ja gar nicht. In Zukunft höre ich die Nachrichten lieber woanders." Zumal ja eh auf allen Kanälen mehr oder weniger dasselbe berichtet wird. Die kleinen Spins, die dabei gerne mal mitgegeben werden, fallen wieder nur dem bereits Informierten auf.

Darüber hinaus dürfte dieses Set an Bauchgefühlen nicht immer politisch genau in einem Lager anzusiedeln sein. Da kann einer sowohl glauben, dass geringe Löhne nur wegen der bösen Konzerne gezahlt werden, und gleichzeitig der Meinung sein, Abtreibung sei falsch. Dann ist es nicht unerheblich, welches Bauchgefühl wie bedient wird. Bestätigt man in der veröffentlichten Meinung ständig das eine und lässt das andere als verwerflich erscheinen, führt Konformitätsdruck bei vielen Menschen zu einer entsprechenden Anpassung, zumindest in ihrem Handeln nach außen, einschließlich der Wahlentscheidung (man lese dazu auch den letzten Teil von Caplans "Myth of the rational voter").

Letztlich ist auch die Frage, was das denn ist, diese "öffentliche Meinung". Ist sie ein quasi unabhängig von der veröffentlichten Meinung von unten entstehendes Konstrukt, oder wird sie von dieser nicht selbst in wesentlichen Teilen bestimmt? Es ist völlig egal, ob das Huhn zuerst da war oder das Ei, ob also der Staat den Journalisten die Richtung vorgibt oder umgekehrt - entscheidend ist die Feststellung, dass es sich hier um einen positiv gekoppelten Regelkreis handelt, der tendenziell zu einem Ausschluss immer weiterer Teile des Meinungsspektrums führt.

Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #86
Im Gegensatz zu den meisten Kommentatoren kann ich nicht mal ein Problem erkennen, was nicht durch das was manche Dummheit nennen, zu erklären wäre
Und systematische Dummheit nennt man Ideologie.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

14.04.2014 21:46
#89 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #88
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #86
Ich frage mich gerade was eine Steigerung dieser Körperreaktion sein könnte? Wie man seine Befindlichkeit umschreiben würde, hätte man es mit völlig informationslosen und gleichgeschalteten Medien zu tun, ohne Internet und ohne irgendeine Publikation die nicht zuvor von der Zensur geprüft wurde.
Ist das dann zum sich-das-Leben-nehmen?
Auswandern wäre auch eine Option. Aber dass es immer noch schlimmer kommen kann, ist kein Argument, üble Zustände hinzunehmen.

Nein, das wollte ich auch nicht sagen. Ich meinte die Beurteilung der Zustände - ob sie so übel sind, dass einem so wird wie man sie wahrnimmt.
Es könnte ja auch an der Wahrnehmung liegen.
Meine ist eine ganz andere. Der ÖR hat in Deutschland schon so lange ich ihn erlebe, Parteipolitik gemacht. Und da es in Deutschland nur antikapitalistische Parteien gibt, eben jene Meinungen vertreten. Es ist geradezu naiv anzunehmen, dies könnte anders sein. Für pro-kapitalistische Ansichten gibt es - und gab es - kein Publikum.
Wenn es das in der jüngeren Geschichte gegeben hat, dann zu Beginn des neuen Jahrtausend. Das ist nun vorüber. Irgendwann machen sich Politiker, die nicht links genannt werden wollen, wieder bemerkbar so wie irgendwann die ganzen Intitutionsmarschierer in Pension gehen.
Zitat von Rayson im Beitrag #88
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #86
Nur könntest Du vielleicht in Betracht ziehen, dass bei einer tatsächlichen Zensur die Veröffentlichung einer freien Meinung auf wesentlich größeres Interesse trifft, als ohne sie. Mit zunehmendem Druck gegenüber dem Unbotmäßigem steigt auch seine Faszination.
Demnach müsste man Zensur eigentlich fordern?

Wieso fordern? Sie wird ja regelrecht geschaffen, in dem sie herbeigeredet wird. Entweder wird sich über "Gleichschaltung" empört oder über "Zensur". Maßvolle Kritik gehört in Deutschland nicht zum guten Ton.
Damit meine ich aber nicht Dich, Rayson.

Viele Grüße, Erling Plaethe

uniquolol Offline




Beiträge: 254

23.04.2014 22:24
#90 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Werner Reichel - "68er: Volksverräter 2.0" - eigentümlich frei
http://ef-magazin.de/2014/04/23/5239-68er-volksverraeter-20

Nikosch Offline



Beiträge: 115

30.04.2014 07:46
#91 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Ein schönes Interview zum Thema PC, Meinungsfreiheit und Debattenkultur mit der geschätzten Birgit Kelle im European.

_____

”If it tastes good you should sequence it.” Wang Jun

Florian Offline



Beiträge: 3.136

26.06.2015 15:44
#92 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #33

"Allgemein sind sich Deutsche nicht bewusst, wie viele Anspielungen auf den Nationalsozialismus – sprachliche oder sonstige – in amerikanischen und britischen Filmen zu finden sind, da sie bei der Synchronisation systematisch entfernt werden. So übersteht auch bei der TV-Serie Buffy the Vampire Slayer selbst ein ironisches “Heil” der jüdischen (!) Figur Willow Rosenberg nicht die Eindeutschung "



Ein anderes Beispiel habe ich gerade gefunden:

http://www.theverge.com/2015/6/24/880972...nal-translation

Hier geht es um die Probleme beim Übersetzen der amerikanischen Fernsehsendung "Seinfeld".

Demnach ist das ziemlich schwierig, weil der Sprachwitz des Originals so schwer zu übersetzen ist.
In allen ausländischen Märkten war daher Seinfeld weniger erfolgreich als in den USA. Das ist kein speziell deutsches Problem.

Speziell in Deutschland kam aber laut dem Artikel ein weiteres Phänomen hinzu:
Die inhaltliche Beschneidung von allem, was eine Nazi-Anspielung hat.
(Und weil der Charakter "Seinfeld" nun mal ein New Yorker Jude ist, gib es solche Anspielungen in der Serie jede Menge).

Zitat:

Zitat
Seinfeld’s Jewish references posed a unique challenge: as Sebastian [Anm.: die Übersetzerin] explained, "The Germans have a certain you-know-what with the Jewish." Her editor was worried about some of Seinfeld’s Jewish jokes. "We better not say it like that," she remembered her editor saying, "because the Germans may be offended."




Geradezu unglaublich:

Zitat
Subtle reference to an uncle who survived a concentration camp? Not so fast. An entire episode based on George being mistaken for a neo-Nazi was problematic. So were references to the TV miniseries Holocaust and the film Schindler’s List.




Also nur zum Mitschreiben:
Es gibt da eine amerikanische Sendung, in der ein Onkel vorkommt, der ein KZ überlebt hat.
Und in der deutschen Synchronisation wird diese Information herausgeschnitten!!
Ebenso Bezugnahmen auf die BBC-Serie "Holocaust" und auf den Film Schindlers Liste.
Und auch dass einer der Hauptfiguren fälschlich für einen Neonazi gehalten wird, wird in der deutschen Synchronisation unterdrückt.

Wie krank ist das denn? Warum darf man dem deutschen Zuschauer keine Bezugnahmen auf Nazis, KZs etc. zumuten?
In meinen Augen ein echter Skandal.

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

26.06.2015 15:59
#93 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #92
Wie krank ist das denn? Warum darf man dem deutschen Zuschauer keine Bezugnahmen auf Nazis, KZs etc. zumuten?
Um so erstaunlicher, als man es ihm in zig anderen Sendungen durchaus "zumutet".

--
Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 1.994

26.06.2015 16:41
#94 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #92
Warum darf man dem deutschen Zuschauer keine Bezugnahmen auf Nazis, KZs etc. zumuten?
In meinen Augen ein echter Skandal.


Iwo. Kein Skandal.

Sowas heißt "kultursensible Berichterstattung" und wird ja auch von autochron Deutschen anderen Bevölkerungsteilen gegenüber als notwendig erachtet.

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Llarian Offline



Beiträge: 6.920

26.06.2015 17:50
#95 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #94
Zitat von Florian im Beitrag #92
Warum darf man dem deutschen Zuschauer keine Bezugnahmen auf Nazis, KZs etc. zumuten?
In meinen Augen ein echter Skandal.


Iwo. Kein Skandal.

Sowas heißt "kultursensible Berichterstattung" und wird ja auch von autochron Deutschen anderen Bevölkerungsteilen gegenüber als notwendig erachtet.

Ist auch nicht wirklich neu, schon bei StarTrek (tiefste siebziger Jahre) wurde Patterns of Force bis in die neunziger Jahre nicht einmal übersetzt, weil ja Deutsche bekanntlich sofort im Stechschritt marschieren und Sauerkraut futtern müssen, wenn sie ein Hakenkreuz sehen.

crastro Offline



Beiträge: 212

18.07.2015 07:13
#96 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Es passt dazu, allerdings nicht in D, was ich gestern bei Fefe gelesen habe (man möge mir verzeihen): Da gehts um den Film "Rambo III". Möglicherweise hat den der Eine oder Andere gesehen - ich hielt das für einen gelungenen Actionfilm. Im Abspann, der Film ist aus den 80ern, wurde dies den "Mudschaheddin" gewidmet; jetzt sind die politisch ja nicht mehr "gut", folglich ist der Film heute "the galant people of Afghanistan" gewidmet. Unglaublich, wie die "pc" selbst bei solchen Kleinigkeiten greift......
P.S.
Wers nachsehen will, bei "Fefe" gibts auch links mit den Screenshots.Das muss hier aber sicher nicht sein.......

Kane Offline




Beiträge: 133

18.08.2015 07:21
#97 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

hallo zusammen,

habe keinen passenden Thread gefunden, also poste ich es hier:

http://www.rolandtichy.de/daili-es-senti...brennen-wieder/

http://www.suedkurier.de/region/schwarzw...2507,8079226%20

Es geht darum wie die ersten öffentlichen Bibliotheken wohl "gesäubert" werden

Nola Offline



Beiträge: 1.719

18.08.2015 08:36
#98 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat von Yossarian im Beitrag #21
Fulminist schrieb:

Zitat
Das andere ist aber die durch politische Korrektheit und gesellschaftliche Sanktion nahegelegte Selbstzensur der Gedanken, bevor diese geäußert, im Extremfall sogar bevor sie gedacht werden. Diese findet de facto statt, in den Köpfen von Journalisten, Politikern und - dank erweiterter Gesetzgebung bzw. Interpretation, in der früher als harmlos angesehene Äußerungen, die man im Suff tut, unter dem allgemeinen Aspekt der Haß- oder Hetzrede schon zur Straftat werden - immer mehr auch in den Köpfen des allgemeinen Publikums.


Dem kann ich nur vollumfänglich zustimmen. In Deutschland gibt es keine staatliche Zensur, wohl aber eine Meinungsunterdrückung durch Personen, vielleicht auch Kreise, die durch Ihre Position und Meinungsmacht die Deutungshoheit erlangt haben. Auch das Vorenthalten von Information (was wird von den Medien berichtet und was nicht), oder die gelenkte Auswahl der Informationen (wo liegt der Fokus der "Berichterstattung") hat bedenkliche Ausmasse angekommen insbesondere, da es keine wirkliche Vielfalt in den Medien mehr gibt. Die Online-Redaktionen pflegen nahezu alle den gleichen Stil und vertreten die gleiche Meinung. Manchmal habe ich daa Gefühl, die rotieren im Wochenwechsel durch, d.h. heute ZON, nächste Woche SPON und dann FAZ. Wenn man sich die Zusammensetzung der Artikel der Online-Medien mal genauer ansieht (also das was auf der ersten Seite gepusht wird), so fällt einem frappierend auf, wie da Stimmung mit Themen gemacht wird und zwar nahezu im Gleichschritt bei allen Online-Redaktionen.

Die Printmedien-Redaktionen (die z.T. noch eine gewisse Meinungspluralität gelebt haben), verlieren gerade den Kampf gegen die Online-Redaktionen.

Nochmal: es gibt keine staatlich gelenkte Zensur in Deutschland. Diese ist nämlich gar nicht nötig. Meinungen, die strafrechtlich relevant sind, sind mit einem Verbot belegt (rechtsextreme/volksverheztende Meinungen). Alle anderen non-konformen Meinungen werden einfach nicht transportiert oder moralisch sanktioniert. Das Ergebnis ist das von Fulminist angesprochene.

Ich, wir, sind frei, vor dem Staat, unsere Meinung zu äussern. Wir sind nicht davor gefeit mit schweren gesellschaftlichen Sanktionen belegt zu werden, wenn unsere Meinung dem "Konsens" widerspricht, und ich meine hier keine für andere verletzende/herabwürdigende Meinungen, sondern eher Diskussionsanregungen etc. Damit sind wir unfrei.

Yossarian



Volle Zustimmung. Man kann es nicht oft genug wiederholen.
Als Bestätigung mag auch gelten, daß in der Hauptsache "Rentner" aus allen Gremien wie Politik, Wirtschaft und nicht zuletzt Juristen sich "laut" öffentlich kritisch und ins Detail gehend äussern. Warum ist das so? Es liegt auf der Hand und jeder weiß es. Die jetzt "Mutigen" haben entweder ihre Schäfchen im Trockenen, haben keine beruflichen Repressalien zu erwarten, müssen ihre Kleinstkinder nicht mehr schützen und können gestanden eine gesellschaftliche Ächtung hinnehmen. Allein bei dieser Aufzählung schüttelt es mich und ich empfinde es als Verpflichtung meinen Nachkommen gegenüber, weiter zu bloggen.
Weiter, obwohl man ob der Ignoranz und der seit jahrzehnten fruchtenden, fortschreitenden rotgrünen Indoktrination einen fast aussichtslosen Kampf führt und am liebsten hinschmeißen würde.

Schaut man sich Beiträge aller großen Medien (soweit noch vorhanden) aus den Jahren 2008 und weiter zurück etwa 2006 oder 2002 an, ist klar erkenntlich, welche "Zensur" stattgefunden hat. Woher und mit welchen Mitteln Zensur betrieben wird ist zunächst mal unerheblich, Fakt ist - freiwillig oder nicht, moralische ungeschriebene Gesetze - wir haben sie. Der stete Tropfen für Gutmenschen hölte den Stein bzw. das Hirn aus und führt uns geradewegs durch das große Tor welches die Eloy durchschreiten beim ertönen der Sirenen. Schön einer nach dem anderen schreitet "Gottergeben" hinterher und der ausdruckslose hynotische Blick geht dem Zuschauer schaudernd ins Herz. Ja, aber nur im Film, für das reale Leben reichts nämlich nicht mehr und solange wir uns beim Sonntagsspaziergang noch am Juchtenkäfer erfreuen können, kann ja alles nicht so schlimm sein.

Kommen wir zurück zu denen, die ich "Rentner" nannte und deren Mut in der heutigen Zeit unverzichtbar scheint.

Frank Fahsel, früher Richter am Landgericht in Stuttgart, gibt tiefe Einblicke in das, was Tausende Bürger täglich vor deutschen Gerichten erleben: „Ich habe unzählige Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte erleben müssen, die man schlicht „kriminell“ nennen kann“.

Das bedarf keiner Erläuterung.

Es sind jedoch auch viele "Nichtrentner" in Sachen Mut und Aufklärung unterwegs, die als politische Quotenkritiker gehört und geachtet werden, wie MdB. W. Bosbach. Er könnte, müßte, sollte sich schonen, ist er doch Schwerkrank. Unseren Respekt hat er verdient, Anerkennung für seine stets klaren offenen Worte, für seine mutige Einforderung von Recht und Gesetz. Wir haben es ja. Recht und Gesetz, wir haben es. Der Gesetzgeber muß nur leider immer öfter politisch gestellte Weichen auf den Pfad der Tugend zurückführen, das ist das eigentliche Trauerspiel. Politik ist wie Kinder, zeigt man ihnen nicht die Grenzen, dann ...

♥lich Nola

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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken.
Zettel im August 2008

Nola Offline



Beiträge: 1.719

18.08.2015 08:38
#99 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat von Kane im Beitrag #97
hallo zusammen,

habe keinen passenden Thread gefunden, also poste ich es hier:

http://www.rolandtichy.de/daili-es-senti...brennen-wieder/

http://www.suedkurier.de/region/schwarzw...2507,8079226%20

Es geht darum wie die ersten öffentlichen Bibliotheken wohl "gesäubert" werden



Fahrenheit 451
...spielt in einem Staat, in dem es als schweres Verbrechen gilt, Bücher zu besitzen oder zu lesen. Die Gesellschaft wird vom politischen System abhängig, anonym und unmündig gehalten. Drogen und Videowände lassen dennoch keine Langeweile aufkommen. Selbständiges Denken gilt als gefährlich, da es zu antisozialem Verhalten führe und so die Gesellschaft destabilisiere. Bücher gelten als Hauptgrund für ein nicht systemkonformes Denken und Handeln.

♥lich Nola

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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken.
Zettel im August 2008

Tiefseetaucher Offline




Beiträge: 342

18.08.2015 10:23
#100 RE: Zensur in Deutschland? Antworten

Zitat von Kane im Beitrag #97
hallo zusammen,

habe keinen passenden Thread gefunden, also poste ich es hier:

http://www.rolandtichy.de/daili-es-senti...brennen-wieder/

http://www.suedkurier.de/region/schwarzw...2507,8079226%20

Es geht darum wie die ersten öffentlichen Bibliotheken wohl "gesäubert" werden


Später werden sie sagen: "Wir haben nur einen Befehl unserer Vorgesetzten befolgt."

Political Correctness ist nichts anderes als betreutes Denken.

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