Zitat von Über freie Assoziation, reale Taten und die deutsche Geschichte.Wenn wir während des Sinnierens über die Gefährlichkeit der Symbolik einer einfachen Zahl nicht mehr die Eindeutigkeit der Tat zu erkennen imstande sind,
Der Fehler bei dieser Schlußfolgerung liegt m.E. in dem Wörtchen "wir". Wir haben es nämlich mit vier verschiedenen Gruppen von "wirs" zu tun: die Shitstorm-Meute, die sich über die Waschmittelwerbung aufgeregt hat; die Medien, die sich über "feiges Schwein" empörten; die Behörden und Gerichte, welche sich mit der Strafrelevanz von "88" nach §86a StGB befassten; die Staatsanwaltschaft, die eine Strafbarkeit nach §130 StGB prüft.
Wenn man in diesen unterschiedlichen Fällen bei unterschiedlichen Akteuren unterschiedliche Verhaltensweisen feststellt, dann folgt daraus sehr wenig, oder?
Zitat erscheint mir die Antwort recht klar zu sein:
Zitat von Kallias im Beitrag #2Wenn man in diesen unterschiedlichen Fällen bei unterschiedlichen Akteuren unterschiedliche Verhaltensweisen feststellt, dann folgt daraus sehr wenig, oder?
Lieber Kallias,
ich kann schwerlich bestreiten, dass ich keine „stringente Schlußfolgerung hergeleitet habe. Warum haben Sie dabei so präzise dargelegt, dass ich dem in keinster Weise widersprechen kann: Das Wörtchen „wir“, welches es so nicht gibt; in dem Zusammenhang zumindest in dem ich es gebrauche. Vor allem kann man schwerlich einem Gericht vorwerfen, sich am Wortlaut des Gesetzes zu orientieren.
Derweil war meine Absicht auch eine andere als eine stringente Schlußfolgerung herzuleiten. Sie war vielmehr ein eindringliches Bild zu malen, für eine Gefahr die ich sehe. Dieses Bild ist emotional, subjektiv und sachlich nicht stringent. Daher nannte ich es auch eine „Meckerecke“. Ich glaube dabei allerdings durchaus, dass daraus etwas folgt, wenn auch nicht die Tatsache, dass „wir Deutsche“ als heterogenes Gebilde nichts aus der Geschichte gelernt haben. Lernen muß jeder einzelne ohnehin für sich selbst, und somit ist auch das Bild der als Kollektiv lernenden Deutschen natürlich ein nicht real existierendes , emotionales und unsachliches Bild.
Ich möchte an dieser Stelle auf einen Artikel von Vera Lengsfeld verlinken. Ich habe in ihm gerade eben einen Satz gelesen, den ich schon tausendmal selbst ähnlich gedacht habe, den ich aber in der Formulierung von Frau Lengsfeld zum erstenmal wirklich verstanden habe. Es geht im Kern meines Gedankens darum, dass ich glaube dass die Barbarei der Nazizeit in einem Gefühl der gesellschaftlichen Normalität entstanden ist. Nicht weil es überall das Böse gab, welches sich Bahn brach.
Frau Lengsfeld schreibt folgenden Satz in ihrem Artikel
Zitat von Vera Lengsfeld Als er [Dr. Emanuel Tanya, ein kanadischer Psychiater] gefragt wurde, ob alle Deutschen Nazis gewesen seien, gab er folgende Antwort: „ Wenige Menschen waren wirkliche Nazis, aber viele freute die Rückkehr des deutschen Stolzes und noch viel mehr waren zu beschäftigt, um sich zu kümmern. Ich war einer von denen, die dachten, die Nazis seien nichts weiter als eine Bande von Bekloppten. So hat sich die Mehrheit zurückgelehnt und hat sie gewähren lassen. Und bevor wir es bemerkten, hatten sie uns schon unterworfen, wir verloren die Kontrolle und das Ende unserer Welt brach an. Meine Familie verlor alles. Ich landete in einem Konzentrationslager und die Alliierten zerstörten meine Fabriken…
Soweit finde ich meine eigenen oft gedachten Gedanken wieder. Den Schluß, den Frau Lengsfeld in der Folge zieht, ist für mich persönlich allerdings ein Aha-Erlebnis. Dieser Schluß ist: „Die schweigende Mehrheit ist irrelevant.“
Was hat dies mit meiner Meckerecke zu tun?
Wir haben eine sehr laute Minderheit, nennen wir sie Shitstorm Meute. Wir haben eine Qualitätspresse, welche (zumindest meiner Auffassung nach) in vielen Fällen für Akzeptanz und/oder wertenden Verbreitung dieser lauten Minderheiten Meinungen sorgt. Was dabei herauskommt ist, dass Szenen entstehen, die ähnlich mit braunen Schlägertrupps vor 80 Jahren stattgefunden haben könnten und dass die breite Mehrheit dazu schweigt, bzw. das Ganze in einer gewissen Normalität stattfindet, die so schlimm schon nicht sein kann. (Die mögliche Motivation, warum solche Szenen heute wieder entstehen, möchte ich dabei ganz bewußt ausklammern.)
Dass ich in meinem Bild das Verhalten von Gericht und Staatsanwaltschaft „verarbeitet“ habe war ungeschickt möglicherweise sogar unlauter, das sehe ich ein. Denn diese Behörden tun genau das, was in einem Rechtsstaat zu erwarten wäre. Und das ist sehr gut so. Möglicherweise, das sehe ich nun ebenfalls, habe ich damit meinem intuitiven Anliegen einen Bärendienst erwiesen, weil es das was ich geschrieben habe angreifbar macht; letztendlich zu einem nicht wirklich gelungenen Beitrag macht.
Mein Anliegen war dabei, auf folgendes aufmerksam zu machen: Es können wieder Dinge geschehen, welche auch die ersten Anfänge einer heraufziehenden Barbarei in der Weimarer Republik markierten und das alles in einem Ambiente gewisser Normalität.
Bitte nicht falsch verstehen. Weder möchte ich die Situation damals mit der heute vergleichen, noch die Standhaftigkeit und Wehrhaftigkeit unseres heutigen Rechtsstaates, mit der von damals. Ich möchte die Köpfe der Menschen damals und heute miteinander vergleichen, in denen sich eine Melange aus Wünschen, Hoffnungen, Ängsten, Wut, Mitleid und äußeren Einflüssen befanden und befinden, welche in das Zeitgeschehen gebettet werden. Dies nimmt man dann als Normalität wahr, ob man es gut findet oder nicht und Normalität ist ein Schafspelz in dem sich der „Wolf Barbarei“ gut verstecken kann. Im Zweifel zumindest vor der schweigenden Mehrheit.
Wie auch immer: Bisher fand ich meine kleine Meckerecke ziemlich gelungen. Nach Ihren Anmerkungen ist das leider nicht mehr der Fall und ich bedaure sogar, dass sie nun so in Zettels Raum zu finden ist. Da gehört sie wohl nicht hin. Aber so ist das, wenn man etwas lernt: Das geschieht selten durch positive Erfahrungen.
In diesem Sinne, danke für die präzise, ehrliche und wertvolle Kritik
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #3 Wie auch immer: Bisher fand ich meine kleine Meckerecke ziemlich gelungen. Nach Ihren Anmerkungen ist das leider nicht mehr der Fall und ich bedaure sogar, dass sie nun so in Zettels Raum zu finden ist. Da gehört sie wohl nicht hin. Aber so ist das, wenn man etwas lernt: Das geschieht selten durch positive Erfahrungen.
In diesem Sinne, danke für die präzise, ehrliche und wertvolle Kritik
Lieber nachdenken_schmerzt_nicht, Zettelsraum lebt ja nicht nur von den Beiträgen sondern auch von der Diskussion im kleinen Zimmer. Oft sind es gerade diese, welche die Beträge interessant und wertvoll machen, und sei es nur als Aufhänger für das kleine Zimmer.
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #3Bitte nicht falsch verstehen. Weder möchte ich die Situation damals mit der heute vergleichen, noch die Standhaftigkeit und Wehrhaftigkeit unseres heutigen Rechtsstaates, mit der von damals. Ich möchte die Köpfe der Menschen damals und heute miteinander vergleichen, in denen sich eine Melange aus Wünschen, Hoffnungen, Ängsten, Wut, Mitleid und äußeren Einflüssen befanden und befinden, welche in das Zeitgeschehen gebettet werden. Dies nimmt man dann als Normalität wahr, ob man es gut findet oder nicht und Normalität ist ein Schafspelz in dem sich der „Wolf Barbarei“ gut verstecken kann. Im Zweifel zumindest vor der schweigenden Mehrheit.
Ich denke gerade dieser Punkt ist wichtig. Wir (ja, ich weiss) konnten jahrelang, bestärkt von allen Medien, Meinungsmachern und Politikern beruhigt auf unserer moralischen Ledercouch liegen, im vermeintlich sicherem Bewusstsein, durch die Wehrhaftigkeit des Rechtsstaats geschützt vor einem Ungeist zu sein, den wir "Nie wieder!" wollten. Diese Ruhe und Sicherheit ist nun ins Wanken geraten, was man auch anhand der relativ zahlreichen Artiklen in den Medien sehen kann, die sichtlich erschrocken auf die Szenen auf deutschen und europäischen Strassen reagierten. Aus "Nie wieder!" wurde "Nie wieder?"
In diesem Sinne finde ich, ihr Artikel ist hier nicht verkehrt.
Zunächst mal: Ich fand diese "Meckerecke" gelungen. Warum, z.B. im Gegensatz zum geschätzten Kallias, will ich gerne begründen:
Ich sehe dort den Kontrast herausgestellt zwischen einer nur symbolhaften, im Sinn meines unten stehenden Zitats von Johannes Gross rückwirkenden Bekämpfung eines verhängnisvollen Extremismus und dem tatsächlich gebotenen Widerstand gegen aktuelle extremistische Bedrohungen. Mit anderen, etwas drastischeren Worten: Selbst wenn sich irgendwo irgendwelche Neonazis einen runterholen, weil es ihnen wieder mal gelungen ist, bei irgendwas eine "88" hineinzuschmuggeln, ist das eben nicht vergleichbar mit Parolen, die effektiv dazu anstacheln, Jagd auf Juden zu machen.
Und wenn eine Staatsanwaltschaft bei irgendwelchen Zahlen- und Buchstabenkombinationen, deren Einordnung als böse oft erst durch nicht beabsichtigte Zuschreibung erfolgt, selbstverständlicher einschreitet geht als bei den offensichtlichsten antijüdischen Hetzparolen, dann ist eben tatsächlich etwas faul im Staate Deutschland.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat) Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)
Sie sprechen mit Ihrer Meckerecke einen Punkt an, der mir auch immer wieder durch den Kopf geht: Die Beschäftigung staatlicher und sogenannter nichtstaatlicher Institutionen mit eher banalen Erscheinungen eines wachsenden gesellschaftlichen Problems und der gleichzeitigen Bagatellisierung der Gewaltausbrüche in diesem Zusammenhang. Symbolpolitik hat längst die notwendigen Schritte ersetzt mit denen sich die Politik unbeliebt machen könnte und die sie deshalb unterlässt. Anstatt die Mittel einzusetzen die das Gewaltmonopol des Staates zur Verfügung stellt wird an die Zivilcourage appeliert und Randerscheinungen zum Kernproblem stilisiert weil ihnen die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der Strafverfolgungsbehörden zuteil wird.
Wenn ein radikalisierter Mob zu Pogromen aufruft und sich Juden in Deutschland ihres, im wahrsten Sinne des Wortes, Lebens nicht mehr sicher sein können, kapituliert die Polizei und rät den Betroffenen das Weite zu suchen und sich nicht öffentlich zu erkennen geben. Das ist kein Problem eines wachsenden Rassismus oder Antisemitismus, sondern ein Problem der Durchsetzung des Gewaltmonopols des Staates und rechtsstaatlicher Prinzipien. Es wird eben erst dann deutlich, wenn es Menschen gibt, die diesen Rechtsstaat und sein Gewaltmonopol in Frage stellen und herausfordern.
Nachtrag: Ich hatte diesen Beitrag schon heute nachmittag geschrieben, aber erst jetzt einen Netzzugang. Die Überschneidungen mit dem Beitrag von Rayson sind daher zufällig, weil ihn erst nach dem speichern gelesen habe. Tut mir leid.
Broder kritisierte in der Reihe "Entweder Broder", dass für Millionen € ein Holocaust-Mahnmal errichtet wird, wo sich die Leute als Widerstandskämpfer in Szene setzen können, während man zum Iran kein Wort verlöre. Oder dass die Wachsfigur Hitler einem "Attentat" zum Opfer fällt, die Gefahr, die von Ahmadinedschad ausging, konsequent ignoriert wurde.
Das ganze "Nie wieder!" ist nur rituell und symbolisch.
Die schnellste Möglichkeit eine Einstufung der "Jude, Jude, feiges Schwein...." Parole als Volksverhetzung zu erreichen, bestünde wohl darin, sich als Mob vor einer Moschee zu versammeln und "Moslem, Moslem feiges Schwein...." zu singen.
Und Jakob Nierstein hat natürlich völlig recht. Die "Nie wieder" Verlautbarungen, sind genauso wie die "Happenings", wenn sich 3 NPD Deppen versammeln, nichts als Selbstvergewisserungen gutmenschlicher Humanversager und Moralkrüppel.
Zitat von Marl im Beitrag #8Die schnellste Möglichkeit eine Einstufung der "Jude, Jude, feiges Schwein...." Parole als Volksverhetzung zu erreichen, bestünde wohl darin, sich als Mob vor einer Moschee zu versammeln und "Moslem, Moslem feiges Schwein...." zu singen.
Eine Alternative wäre auch, die skandierte Parole zu belassen und lediglich denjenigen welche sie rufen Glatzköpfe zu rasieren und sie in Springerstiefel zu stecken; vielleicht noch den Anlaß der Kundgebung zu ändern. Und damit wird auch das Wesentliche, was mich umtreibt, sofort deutlich: Es ist nicht die Tat, die schrecklich ist. Es ist die Gesinnung.
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Dieser Widerspruch ist nur scheinbar. Tatsächlich ist er sehr zielstrebend und logisch konsequent.
Man muß sich nur in jene versetzen, die heute die westlichen Gesellschaften beherrschen.
Es sind fast vollständig Linke, in der BRD sogar ausschließlich. 68iger, und alle die von deren Werten und Normen geprägt wurden. Das gilt mittlerweile für nahezu 100% der Politiker und Journalisten.
Welches Weltbild haben diese Leute ?
Der Westen ist ein Quell unendlichen Übels: Umweltzerstörung, Rassismus, Kolonialismus, Imperialismus, Kapitalismus, soziale Ungleichheit, Fremdenfeindlichkeit, und eine Geschichte die sich fast nur aus Verbrechen zusammensetzt.....
Gibt es Positives zum Westen zu sagen ? Nein, denn was es zu sagen gäbe, ist derart positiv, daß es den Westen von allen anderen Kulturen abhebt: Moderne Medizin, globale Versorgung mit Nahrungsmitteln, der höchste Wohlstand der Menschheitsgeschichte, Demokratie, einst relativ freie Medien, Elektrizität, Autos, moderne effektive Gebäude,...... die übrige Welt verdankt dem Westen nahezu alles. Sie stünde noch auf mittelalterlicher Entwicklungsstufe ohne den Westen. Dies zu sagen würde die nicht-westlichen Kulturen aus linker Sicht abwerten. Doch linke Ideologie verlangt, daß alle Kulturen gleichwertig zu sein haben. Demnach hat eine Kultur die Frauen steinigt, das selbe Existenzrecht wie eine, die Frauen selbstbestimmt leben läßt.
Dies in Frage zu stellen, würde den moralischen Führungsanspruch der Linken gefährden, und wird mit dem Rassismusvorwurf tabuisiert.
Kurz: Im Westen ist nur eine Art Aussage über den Westen erlaubt. Die am meisten Negative. Deutschland im speziellen hat noch dazu das 3. Reich zu gewichten. Über andere Kulturen, speziell diejenige die Linke als ihren anti-westlichen Verbündeten wahrnehmen, soll man sich nur positiv äußern.
Natürlich geht es bei all dem nur um Instrumentalisierung. Nicht um Wahrheit und Fakten. So funktioniert nunmal Propaganda.
Die Linken wollen den Umbau, wie sie es nennen. Dieser Umbau bedeutet jedoch im Endeffekt das vollkommene Verschwinden von allem was man als westlich bezeichnen könnte. Kulturell, demografisch, technologisch, wirtschaftlich, freiheitlich, menschenrechtlich.
Vor dieser Zielsetzung wird der aufgezeigte Widerspruch im Eingangsartikel nicht nur logisch, er löst sich sogar vollkommen auf:
Denn die ewige Instrumentalisierung des rassistischen Sozialismus der Nazis dient der Implementierung einer Anti-Identifikation mit Deuschland, sowie dem Westen generell, plus als Bonus eine Profilierungsmöglichkeit für all jene, die uns ständig an unsere ewige Erbschuld erinnern. Mit der Schuldzuweisung stellen sie sich zugleich moralisch höher, heben sich quasi aus dem beschuldigten "wir" heraus und beanspruchen Führungsprivilegien sowie finanzielle Profite wie Gehälter.
Zugleich werden nicht-westliche Kulturen idealisiert, oder zumindest nicht kritisch betrachtet. Und zwar umso massiver, je antiwestlicher sie sind. Kritik an einer speziellen Fremdkultur gilt sogar dann als rassistisch, wenn diese sich systematisch mordend gegenüber Homosexuellen und Juden zeigt.
Nun haben die judenfeindlichen Haßparolen eben fast keine kulturell-westliche Deutsche gebrüllt, sondern Mitglieder einer Kultur, die von Medien, Politik und Kirchen ausschließlich als Inbegriff der Toleranz und des Friedens dargestellt wird. Eine Kultur in der es zwar Verbrechen gibt, deren religiöse Quellentexte inhaltlich und in ihrer Wirkung aber niemals als gegensätzlich zu den Menschenrechten bezeichnet werden.
Diese im gesamten Westen praktisch nicht kritisierbare Kultur (außer man nimmt wirtschaftlichen Ruin und soziale Isolation als Sanktion in Kauf) wird von den Linken betrachtet als wertvolle kulturelle Ergänzungs- möglichkeit, um den Westen hin zu weniger westlich umzubauen.
Würde man nun die Inhalte dieser Kultur offen ansprechen, etwa judenfeindliche Elemente und Handlungen der Gründer- und Idealfigur, die zugleich als Vorbild gilt, kämen die antiwestlichen Linken unter Rechtfertigungsdruck.
Es ginge ihnen eventuell ein zentral wichtiger, antiwestlicher Verbündeter verloren.
Die gegensätzlichen Verhaltensweisen bringen beide den Zielen linker Ideologie näher.
Zitat von 123 im Beitrag #10 Über andere Kulturen, speziell diejenige die Linke als ihren anti-westlichen Verbündeten wahrnehmen, soll man sich nur positiv äußern.
Ich glaube Sie berühren hier einen sehr wesentlich Punkt. Ich habe auch an anderen Stellen hier im Forum bereits darauf hingewiesen, dass sich viele Feindbilder unseres Zeitgeistes, welche sich auf den ersten Blick nur schwer nachvollziehen lassen, weil diese „Feinde“ unsere Werte eigentlich teilen, mit diesem Gedanken erschließen lassen. So läßt sich z. B. auch das, was man unter modernen Antisemitismus verstehen kann, mit diesem Gedanken erschließen, wie ich einmal versuchte hier zu erläutern. In Erweiterung führt dieser Gedanke dann eben zu dem Schluß, dass eine Kultur welche in nicht zu vernachlässigendem Maße zutiefst illiberale, undemokratische, nicht rechtsstaatliche und menschenverachtende Systeme hervorbringt, außerhalb notwendiger Kritik steht. Grund ist, dass sie den Gegenentwurf zum „Feindbild“ darstellt, welches man über Amerika und Israel konstruiert hat. Es ist eine Inszenierung des Kampfes „Arm gegen Reich“ und vielleicht noch viel mehr des Kampfes des Kollektivs gegen den „kaltherzigen (kapitalistischen) Individualismus“.
Die Wunde die der Untergang des Sowjetreiches dem linken Lager geschlagen hat, sollte nicht unterschätzt werden. Damit ging ein wesentlicher Teil der eigenen Identität verloren, der eng mit der Hoffnung verknüpft war, dass sich das Kollektiv als das „bessere Individuum“ erweist. Sogar Volksparteien haben diese “Einsicht“ in die „Überlegenheit des Kollektivs“ verinnerlicht, wenn sie damit werben, dass das „wir“ entscheidet. Das große Dilemma dieser Sicht auf die Welt ist allerdings das Fehlen real existierender Empirie, die diese Sicht auch belegen könnte. Überall wo das „Kollektiv“ dominiert entsteht Mangel. Dort wo man dem Individuum Raum gibt, entsteht Wohlstand für alle. Die Unfähigkeit Fakten anzuerkennen, wo sie existieren und dies im Zweifel zur „Korrektur der eigenen Weltanschauung“ als Anlaß zu nehmen, ist das Drama der modernen linken: Sie können das Kollektiv nicht loslassen, eben so wenig wie die Tatsache das Reichtum einzelner notwendig ist für den Wohlstand aller und verstricken sich damit immer mehr in Widersprüche.
Läßt man diesen Gedanken gelten wird ebenfalls klar, warum sich der Widerstand des Zeitgeistes, das „Aufbegehren der Anständigen“, heutzutage meist in Symbolik erschöpft: Man spürt intuitiv (oder weiß es möglicherweise), dass Auseinandersetzungen an der Sache die eigene Position schwächen, vielleicht sogar gänzlich in Frage stellen würden. Daher sucht man sich Konfliktfelder, wo kein Schaden entstehen kann, wo Feindbilder gepflegt werden können, ohne die Gefahr eine sachliche Auseinandersetzung mit ihnen bestreiten zu müssen und möglicherweise verlieren zu können, weil man schlechtere Argumente hätte. Der Kampf gegen den Nationalsozialismus ist dafür ein Paradebeispiel.
Auch zu verstehen gilt es, dass das Linke Lager natürlich ein ordinäres Interesse an dem Fremd-, wie Eigenbild hat, dass es noch viele mächtige gesellschaftliche Widersacher gibt. Man selbst ist nur eine Minderheit, welche sich gegen übermächtige Gegner zu Wehr setzen muß die verhindern, dass die Gesellschaft sich frei im Sinne der Linken entfaltet. So gibt es einen Grund dafür, dass die Gesellschaft nicht in denjenigen Zustand kommen kann, wo das Kollektiv endlich das ersehnte Glück bedeutet und Schuld, dass es nicht dazu kommt, hat nicht die Linke sondern deren Gegner. Wenn es diese Gegner nicht gäbe, wenn man sich auf den Standpunkt stellte, selbst bereits realpolitisch die Gestaltungsmacht zu haben, wie sollte man dann erklären, dass die eigenen Ideen nicht viel positiver verfangen - So wie man sich das vorstellt? Daher kämpft die Linke, in ihrer eigenen Wahrnehmung, weiterhin gegen die Mächtigen der Welt, gegen Chlorhünchen, Ampelmännchen, Klimaleugner und Gene, wie dieser Debattenbeitrag kurzweilig beleuchtet.
Und damit ist auch klar, dass überall dort wo sich die Herrschaft des Kollektivs nicht in Glückseligkeit manifestiert, es die Feinde der Linken sein müssen, die das Verhindern und es niemals der „falsche Ansatz eines Kollektivs“ sein kann. Deswegen ist es wichtig die Kritik an westlicher Kultur und nicht an anderen, die sich am Kollektiv orientieren, festzumachen.
Ich persönlich glaube, man muß das durch und durch linke Weltbild unseres Zeitgeistes erkennen und das Dilemma vor welchem es steht, um begreifen zu können warum Symbol und Tat in dem Verhältnis gewertet werden, wie es aktuell geschieht. Ich glaube dies ist nicht dem Umstand geschuldet, dass man die Schlechtigkeit der Tat nicht erkennt. Sie ist dem Umstand geschuldet, dass man nicht vom eigenen Weltbild ablassen kann, von seinen eigenen unerschütterlichen Wahrheiten, was letztendlich zum Einsturz der wichtigsten Ideale, Überzeugungen und Glaubenssätze führen würde. Keinem Menschen ist es möglich, mit einem mal alles loszulassen an was er glaubt.
Selbst mir nicht.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Rayson im Beitrag #5 Und wenn eine Staatsanwaltschaft bei irgendwelchen Zahlen- und Buchstabenkombinationen, deren Einordnung als böse oft erst durch nicht beabsichtigte Zuschreibung erfolgt, selbstverständlicher einschreitet geht als bei den offensichtlichsten antijüdischen Hetzparolen, dann ist eben tatsächlich etwas faul im Staate Deutschland.
Dieses "Nazi"-Suchen in Zahlen- und Buchstabenkombinationen finde ich ganz besonders absurd, offenbart es doch ein Zurückfallen in Zahlenmystik und -magie, wie sie antiken Kulturen angemessen wäre. Wir lachen über Leute, die nicht im Hotelzimmer 13 übernachten wollen, aber Gerichte wollen mit dem Verbot irgendwelcher Zeichen den "faschistischen Teufel" austreiben. (Nebenbei bemerkt, müßte man sich wohl in solchen Kreisen bewegen, um die Codes entschlüsseln zu können.) Aber ganz Eingeweihte multiplizieren ihre Zahlen dann vielleicht mit einem speziellen Schlüssel, und genau die Kreise, die bekämpft werden sollen, wissen dann doch, was gemeint ist.
Taucher
(
gelöscht
)
Beiträge:
05.08.2014 21:44
#13 RE: Über freie Assoziation, reale Taten und die deutsche Geschichte
Zitat von alteseuropa im Beitrag #12Dieses "Nazi"-Suchen in Zahlen- und Buchstabenkombinationen finde ich ganz besonders absurd, offenbart es doch ein Zurückfallen in Zahlenmystik und -magie, wie sie antiken Kulturen angemessen wäre. Wir lachen über Leute, die nicht im Hotelzimmer 13 übernachten wollen, aber Gerichte wollen mit dem Verbot irgendwelcher Zeichen den "faschistischen Teufel" austreiben.
18 – AH - Adolf Hitler 74 – GD - Großdeutschland 13/4/7 - MDG - Mit deutschem Gruß ("Hitler-Gruß") 19/8 – SH - Sieg Heil 28 – BH - Blood & Honour (verbotenes Neonazi-Netzwerk) 124 – ABD- Ausländerbefreites Deutschland 444 – DDD - Deutschland den Deutschen 19/19 - SS - SS
Es gibt jedoch Ausnahmen: "14" bezieht sich nicht auf "AD", sondern auf die "14 words" des US-Rechtsextremisten David Lane ("Wir müssen die Existenz unserer Rasse und die Zukunft unserer weißen Kinder sichern"), "168:1" auf den Bombenanschlag in Oklahoma im Jahr 1995 (dabei tötete ein Rechtsextremist 168 Menschen) und "4/20" auf den Geburtstag Adolf Hitlers. Neben den Zahlencodes existieren auch Abkürzungen:
WAW - Weißer arischer Widerstand HffH - Hammerskins forever - forever Hammerskins (rassistische Skinhead-Gruppe) WP/WAP -White (aryan) power ("Weiße (arische) Macht") W.O.T.A.N. -Will of the aryan nation ("Wille der arischen Nation") RAHOWA - Racial holy war ("Heiliger Rassenkrieg") Z.O.G. (J.O.G.)- Zionist occupied Government / Jewish occupied Government ("Zionistisch/jüdisch okkupierte Regierung")
Neonazis unterhalten sich natürlich nicht nur per Zahlencodes oder Abkürzungen, sondern haben ein ganzes Repertoire an Wortneuschöpfungen, Bezeichnungen und Slogans parat.
Nationaler Widerstand Touristen willkommen - Ausländer raus Gemüsekuchen (Pizza) Nationaldemokraten "Mitteldeutschland" für die östlichen Bundesländer Alliierte Kriegsverbrechen Freiheitliche "Ostmark" für Österreich inländerfreundlich Nationale Sozialisten Worte mit "Oi" ("Doitschland") inländerfeindlich Nonkonforme Patrioten Weltnetz (Internet) Multikriminelle Gesellschaft Todesstrafe für Kinderschänder Epost (Email) Befreite Gebiete Sozial geht nur national Heimseite (Homepage) Unsere Agenda heißt Widerstand T-Hemden (T-Shirts)
Wenn Sie absolut sicher gehen wollen, jedweden Nazikot zu vermeiden, sehen Sie bitte ab von der Verwendung der Zeichen A…Z und a…z. 100%ig sicher können Sie aber erst sein, wenn Sie auch auf die Ziffern 0…9 verzichten.
Hitler hat mit Messer und Gabel gegessen. Wenn man sieht, was irgendwieviel Jahre nach Auschwitz in den Kantinen und Restaurants in Deutschland los ist - schamlos. Die Deutschen haben aus ihrer Geschichte nichts gelernt.
Als ich heute einen Artikel in der Welt las, stolperte ich über einen Satz, der mich an meine gestern formulierten Gedanken erinnerte. Oliver Jeges schrieb:
Zitat In dem Artikel mit dem provokanten Titel "Yes, this is about Islam" zeichnet Rushdie den Islam als Ideologie, die immerzu Außenstehende für all die Probleme in muslimischen Gesellschaften beschuldige. Eine Kultur, unfähig zur Selbstreflexion. Nicht willens, das Böse aus den eigenen Reihen zu bekämpfen.
Dies ist etwas, so wie ich in meinem vorherigen Beitrag beschrieb, was ich auch bei weiten Teilen der „Linken“ wahrnehme: Die Verweigerung der Selbstreflexion, das Suchen der Fehler überall, nur nicht in den eigenen Reihen. Man mag nun darüber rätseln was es ist, das diese „Gemeinsamkeit“ einer politischen und einer religiösen Ideologie bedingt. Ich würde vermuten es wohnt genuin Überzeugungen inne, welche an das Kollektiv glauben. Das Kollektiv wird als die Überwindung des Individuums gesehen, welches für die „Schlechtigkeit“ steht und kann in diesem Sinne vielleicht als „atheistischer Ersatz“ eines im religiösen Sinne vollkommenen Endzustands für menschliches Streben verstanden werden. Ein solcher Zustand muß natürlich frei von Kritik sein. Dafür spricht auch der religiöse Eifer, welchen ich oft glaube an linken Apologeten wahrzunehmen.
Ein sehr anschauliches Beispiel für nicht stattfindende „linke Selbstreflexion“ ist eine heute in der Frankfurter Rundschau erschienene, von Stepahn Hebel geschriebene Erwiderung auf den Debattenbeitrag von Reinhard Mohr. Stephan Hebel beschäftigt sich an keiner Stelle damit, sachlich gegen Mohr zu argumentieren, er widerlegt ihm im Kern damit, dass seine eigene Wahrnehmung eine andere ist. Er wirft Mohr vor zu verallgemeinern, und springt (mit mitunter negativ konnotierten Schlagworten wie z.B. „rechtsgewendet“ auf den Gegner gemünzt), selbst von Allgemeinplatz zu Allgemeinplatz. Dass man dem Debattengegner dabei den „Verlust der (intellektuellen) Redlichkeit“ unterstellt, mag ein Hinweis darauf sein, inwieweit man sich Redlichkeit bei Positionen, konträr zur eigenen, vorzustellen vermag. Es passt allerdings zu den vielen unterschwellig formulierten moralischen Angriffen auf Mohr und einem Tonfall der sich im Kontext durchgehend sehr herablassend liest.
Recht zu haben ist eine wunderbare Sache, möchte ich Herrn Hebel sagen. Seine eigenen Argumente so weit zu schärfen, dass sie auch anders positionierte in der Sache erreichen können, ebenfalls. Persönliche Eitelkeiten mit einem Text voller (moralisch oder persönlich) abwertender Adjektive zu verteidigen, finde ich wenig erhellend – auch wenn er für mich das Kernproblem beleuchtet, warum debattieren mit dem vorherrschenden Mainstream in der Sache derzeit nicht weiter kommt: Die Standpunkte die es zu diskutieren gilt, wurden ex cathedra gesprochen. Widerworte sind Ketzerei.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Die nun folgenden Ausführungen nahmen ihren Ursprung in dem Diskussionstrang zu Llarians Beitrag zur Raumplanung, als Antwort auf Gedanken des Miforisten "Waldohreule". Diese Ausführungen gehören aber - nach meiner Einschätzung - inhaltlich sehr viel mehr in die Diskussion zu dem hier behandelten Thema, dessen Entwicklung mir sehr am Herzen liegt. Ich möchte sie daher im Rahmen dieser Diskussion darlegen.
Zitat von Waldohreule im Beitrag RE: Wirkungen der Raumplanung Es ist aber doch wirklich paradox, dass gerade die Deutschen, die bei jeder Gelegenheit "Wehret den Anfängen!" rufen, wirklich nichts, aber auch absulut gar nichts aus dem 20. Jahrhundert gelernt haben.
Liebe Waldohreule. Meine Fassungslosigkeit ob diesen Faktums habe ich bereits in zwei Gastbeiträgen versucht zum Ausdruck zu bringen: Zum einen hier und natürlich dem hier diskutierten. Ich habe mich in viele Diskussionsbeiträgen in diesem Forum versucht diesem Thema zu nähern und es zu verstehen: hier zum Beispiel. Geschafft habe ich es nie. Ich kam nie wirklich weit darüber hinaus festzustellen was ist und darüber den Kopf zu schütteln. Und auch ich blieb bereits mehr als nur einmal verwundert an dem hängen, was Sie zu irritieren scheint.
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag RE: Die Farbe der Freiheit Ich mißtraue dabei einem Volk dessen historische Katastrophen jedesmal einem "zu viel an Kollektivismus" entsprangen und nie einem "zu viel an persönlicher Freiheit" und das sich trotzdem immer noch mit einer 80% Mehrheit der Bundesregierung im Parlament und einer Opposition die keine ist wohler fühlt, als mit vielen widerstreitenden Meinungen und das immer noch ein zu viel an persönlicher Freiheit als etwas Bedrohliches empfindet und die Einigkeit aller als ein implizites Heilsversprechen.
Am 27. März 2011 hat Zettel eine Marginalie veröffentlicht: Es ist passiert. Ich halte die (von mir verstandene) Kernaussage dieser Marginalie für inhaltlich sehr bedeutend und ich habe diese Marginalie daher schon einige Male verlinkt. Ich vermute dahinter (ich mag damit völlig falsch liegen) eine sehr tiefe und wesentliche Einsicht Zettels, die leider vor dem Hintergrund des damaligen politischen Tagesgeschehens sehr leicht überlesen werden kann.
Es geht nicht darum, dass ein politischer Gegner eine Wahl gewinnt. Es geht auch nicht darum, dass eine Partei zu verteufeln wäre. Es geht ebenfalls nicht darum, dass man im Rahmen von Atomkraft und Energiewende eine volkswirtschaftlich katastrophale Richtung einschlug. Es geht um einen einzigen zentralen Punkt:
Quasi über Nacht wurde eine politische Position in der kompletten Parteienlandschaft Deutschlands eliminiert. Befürworter dieser Position, waren plötzlich Gegner der Gesellschaft, welche sich im Bewußtsein einiger schon außerhalb des Rechtsstaates bewegten, wie ich an diesem Beispiel einmal erörterte, in dem Straftaten einer jungen Frau von der bürgerlichen Mitte beklatscht wurden. Auch Zettel hat sich übrigens einmal mit genau diesem Thema auseinander gesetzt in diesem Beitrag.
Zitat von Zettel Sondern es geht mir darum, daß diese Leute sich bewußt und gezielt außerhalb unserer Rechtsordnung stellen. Ihnen unterlaufen Straftaten nicht aus Leichtsinn, im Affekt, aus einer Schwäche heraus. Sondern sie bereiten sie planvoll vor, sie brüsten sich ihrer sogar.
Sie wollen mittels Gesetzesbruch bestimmte Ziele erreichen.
Es geht also um die Ausgrenzung gesellschaftlicher Positionen aus der Volksgemeinschaft, in der Wahrnehmung mancher gar aus dem Rechtsstaat und für mich ist ebendies ein wesentliches Charakteristikum der Barbarei des Dritten Reiches gewesen. Dass eine solche Ausgrenzung über die Emotionalisierung der Massen (wieder) möglich ist, machten Zettel möglicher Weise die Ereignisse um Fukushima klar. Dass sich daraus dann sogar „in bisher nicht vorstellbarem Maße politisches Kapital schlagen läßt", ist in meinen Augen die Erkenntnis seiner Marginalie und diese Erkenntnis kulminiert er in folgendem Satz:
Zitat Sie kriecht, die deutsche Volksseele. Mal ist sie mehr braun gefärbt, mal mehr grün. Die Dummheit ist dieselbe; das Bauchgefühl, das heute triumphiert hat. Die Dummen haben gewonnen,
Mir war um dieses Land nie bange gewesen. Jetzt glaube ich, daß Deutschland wieder der Unvernunft, daß es ein weiteres Mal Ideologen zum Opfer fallen kann.
Bei allen Details und allen Fragen nach dem „Warum?“ in denen man sich verzetteln kann, wenn man über Geschehnisse wie die hier dargestellten diskutiert, sollte man nie aus dem Bewußtsein verlieren, welche Gefahr ein starkes Kollektiv im Kern darstellt. Ob das Deutsche Volk (warum auch immer) nachhaltiger anfällig dafür sein mag, als andere Völker der westlichen Hemissphäre und ihm der Respekt vor dem Individuum etwas zu sehr fehlt, mag von vielen dabei widersprüchlich gesehen zu werden. Darüber nachzudenken lohnt wohl aber alle Mal, will man sich vor den Gefahren des Kollektivs schützen.
Der Rechtsstaat hat vor allem die Aufgabe das Individuum vor dem Kollektiv zu schützen, nicht das Kollektiv vor dem Individuum. Ich glaube die Einsicht dieses einfachen Satzes ist vielen Menschen in unserem Land abhanden gekommen oder nie gegenwärtig gewesen.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
Edit: Einige kleine Formulierungsänderung zwecks Leserlichkeit.
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Als ich heute Morgen Radio hörte, kam mir dieser alte Beitrag wieder in den Sinn. Die Radio Moderatoren berichteten, dass einige Landkreise die Buchstabenkombination „IS“ auf Auto Nummernschildern nicht mehr gestatten. Die Moderatoren brachten darauf hin ihr „verbalisiertes, amüsiertes Kopfschütteln“ über eine solch unsinnige Entscheidung zum Ausdruck, um im nächsten Satz zu erwähnen, dass man solche Verbote an anderer Stelle, natürlich sinnvoller Weise, schon kennt: Bei Nazi Symbolik.
Danach zählte einer der Moderatoren auf, welche Buchstabenkombinationen so alles wegen dieser Problematik völlig zu Recht verboten seien. Zum Beispiel „PD“ in Nürnberg (Es ergäbe das Kürzel einer zum demokratischen Wettbewerb zugelassenen Partei) oder auch „SD“. Letzteres steht nämlich für den „Sicherheitsdienst des Reichsführers“ und nicht für digitale Speicherkarten, wie ich bisher immer dachte.
Für was IS steht, dürften hier in Deutschland die meisten Menschen wissen. Anstößig ist aber, nach Ansicht eines ÖRR Moderators, das mögliche Statement zum „SD“, nicht etwa das zum „IS“. Das sind noch immer die sündenstolzen Lehren, die man hier und da in Deutschland gerne aus den Erfahrungen mit dem Faschismus zieht.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Man verzeihe mir, einen solch alten Beitrag hervorzuzerren.
Wie ich heute lesen durfte, entschied das Verwaltungsgericht Augsburg, dass Justizreferendare bei Ausübung ihrer Tätigkeit ein Kopftuch tragen dürfen. In Erinnerung dürfte auch noch der Fall sein, bei dem einem Busfahrer fristlos gekündigt wurde, der ein falsches T-Shirt in Ausübung seines Berufes trug. Gerichte scheinen in leztem Fall, meines Wissens, nicht bemüht worden zu sein.
Es erscheint mir evident, dass in unserer Gesellschaft immer noch wohlgelittene Gesinnung über Gleichheit in den angelegten Maßstäben gestellt wird. Wenn man aus dem Nationalsozialismus etwas lernen kann dann, dass man genau das nicht tun sollte.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.