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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 120 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Daska Offline




Beiträge: 245

19.02.2015 22:38
#76 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat von Ludwig Weimer im Beitrag #67

Zitat
Woher Rosenzweig sein Wissen über den Islam hatte? Von Hegel?

Lieber Kallias,
wie Rosenzweig zu seinem Wissen und zu seinen Urteilen über den Koran bzw. den Islam kam, müsste man Forscher befragen, die es vielleicht herausbekommen haben.


In Jewish Studies Quaterly, vol. 1 (1993/94) ist ein Artikel erschienen: Franz Rosenzweigs Kritik des Islam im „Stern der Erlösung“ von Matthias Lehmann. Dessen Anfang ist online einsehbar:

http://www.jstor.org/discover/10.2307/40...uid=2129&uid=70

Wer sich bei der Seite anmeldet, kann den ganzen Artikel online lesen oder gegen Gebühr downloaden. Hier eine Zusammenfassung des Anfangs:

Demnach hat Rosenzweig ab 1914 im Selbststudium Arabisch gelernt und in der Folge arabisch gelesen. „Auch suchte er die persönliche Begegnung mit Muslimen während seines Einsatzes auf dem Balkan, wenngleich er nicht den Eindruck vermittelt, dass sie es waren, die sein Bild des Islam geprägt haben.“ [in der Fußnote: In zwei Briefen an seine Eltern (11.4. und 13.4. 1917) erzählt Rosenzweig von einem Besuch in der Koranschule und beim Mufti der Stadt Üsküb. Franz Rosenzweig, Briefe, S. 386f und S.389/391.]

Beste Grüße
Daska

Martina Offline



Beiträge: 41

19.02.2015 23:14
#77 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat
Beide Protagonisten haben Kränkung durch eigenes Versagen, das sie dem Westen zuschreiben, als Triebfeder (Zusammenbruch der Sowjetunion bzw. kulturelle Rückständigkeit im Islam), und beiden geht es letztlich um die Freiheit an sich.




Volle Zustimmung! Keineswegs kneift jeder, der den Islam kritisch sieht, das "Putin-Auge" zu. So eindimensionales Denken sollte man nicht einfach unterstellen.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.260

20.02.2015 00:15
#78 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #54

... aber umgekehrt sind "Araber" auf alle möglichen Nationalitäten verteilt, über den Daumen gepeilt werden wir von denen auch fast eine halbe Million haben.



Ich verstehe es immer noch nicht. Woran erkennt man einen arabischen Terroristen? Sie meinen anscheinend nicht saudi-arabische Staatsbürger. Haben Araber eine Erkennungsmarke um den Hals? Ich bin ja bereit, über Einhörner zu diskutieren. Aber zuerst möchte ich wissen, auf welcher Basis. Also die konkrete Frage: wer legt fest, dass ein Terrorist ein "Araber" ist und wie setzt sich das ins Verhältnis zur Summe der Gesamtterroristen?

___________________
Kommunismus mordet.
Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.

Florian Offline



Beiträge: 3.136

20.02.2015 02:11
#79 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #78

Ich verstehe es immer noch nicht. Woran erkennt man einen arabischen Terroristen? Sie meinen anscheinend nicht saudi-arabische Staatsbürger. Haben Araber eine Erkennungsmarke um den Hals?


Nein, Erkennungsmarke haben sie keine. Aber die Unterscheidung Araber und Nicht-Araber macht doch in der Praxis eigentlich keine Schwierigkeit, oder?

Ich meine mit "Araber" Menschen, die aus arabischen Ländern oder dem arabischen Kulturkreis stammen.
Also aus dieser Region: http://de.wikipedia.org/wiki/Araber#Siedlungsgebiet

(D.h. in Abgrenzung zu z.B. Moslems aus den nicht-arabischen Regionen wie z.B. Persien, Türkei, Schwarzafrika, Pakistan, Bangladesch, Indonesien oder Inner-Asien).

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

20.02.2015 08:07
#80 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat von Martina im Beitrag #77

Zitat
Beide Protagonisten haben Kränkung durch eigenes Versagen, das sie dem Westen zuschreiben, als Triebfeder (Zusammenbruch der Sowjetunion bzw. kulturelle Rückständigkeit im Islam), und beiden geht es letztlich um die Freiheit an sich.




Volle Zustimmung! Keineswegs kneift jeder, der den Islam kritisch sieht, das "Putin-Auge" zu. So eindimensionales Denken sollte man nicht einfach unterstellen.


Das ist richtig. Ich kenne natürlich eine ganze Reihe von Islamkritikern bei denen dies nicht der Fall ist. Nur wenn Sie meine Antwort auf Andreas Döding lesen, können sie erkennen, dass ich mich auf die "abendländischen Wertebewahrer" bezog. Gemeint war die Pegida und ihre Hilferufe an Putin. Wie auch die Forderung nach einem Ende "der Kriegstreiberei gegen Russland"
Aber dennoch entspricht es meiner Erfahrung, dass viele Islamkritiker, vor allem die radikalen, erstaunlich unkritisch und oft offen sympathisierend mit Putin umgehen.
Ihr Zitat von Andreas Döding muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Mit meiner Vorstellung von Freiheit hat es jedenfalls nichts mehr zu tun.
Putin hat während seines gesamten Werdegangs, beginnend als KGB-Agent in Dresden, nie irgendetwas mit Freiheit am Hut gehabt. Das Ministerium für Staatssicherheit war eine Kopie des KGB. Vorbild für jeden Mitarbeiter dort war der Tschekist. Genauso gut kann man Erich Mielke, Markus Wolf und anderen hauptamtlichen Mitarbeitern die Suche nach der "Freiheit an sich" attestieren. Putin hat nicht nur den ganzen Staatsapparat mit Günstlingen aus seiner Zeit als Inlandsgeheimdienstchef der KGB-Abspaltung FSB besetzt, ihm werden auch enge Kontakte zur russischen Mafia nachgesagt. Konkret wurde dies kürzlich von einem Obersten Richter am Royal Court of Justice in London im Zusammenhang mit der Eröffnung des öffentlichen Untersuchungsausschusses zur Ermordung mit Plutonium von Litwinenkow gesagt.
Putin geht es um Revision.
Und das kann man auch auf den anderen "Protagonisten" übertragen.
Diese "Freiheit an sich" ist bestenfalls die der Einsicht in die Notwendigkeit. Sie ist eine Verballhornung und eine zynische, der Lächerlichkeit preisgebende Interpretation von Freiheit. Eine, die in Diktaturen gebräuchlich ist. In der DDR z.B.
Weder die Bedrohung von Al-Qaida und dem IS noch die aus Russland hat etwas damit zu tun, dass der Westen die Freiheit derer beschränkte für die sie vorgeben zu kämpfen. Es geht beiden "Protagonisten" um die Unterdrückung und Knechtung weil sie den Weg des Räubers gehen und nicht den des Unternehmers. Putin hat Yukos ausgeraubt als er Geld brauchte für die Ostseepipline. Und er braucht jetzt Geld, weil sein Epressungmodell mittels Gasabhängigkeit seiner Kunden nicht mehr funktioniert. Dank Amerika.
Und der IS war natürlich bei seinen Eroberungen vor allem an den Ölfeldern interessiert. Die Angriffe auf Europa dienen eher der Pflege des Feindbildes und des Schließens der eigenen Reihen.

Nachtrag:
Als Kränkung wird von Putin die Nichtbeachtung seiner Rede im Bundestag vom 25.09.2001 empfunden, zwei Wochen nach dem Angriff der Al-Qaida auf Amerika.
Putin soll noch heute darüber gekränkt sein (am liebsten würde ich gekränkt in Anführungsstriche setzen).
Ich zitiere mal den Teil auf den es m.E. ankommt:

Zitat von http://www.bundestag.de/kulturundgeschic...tin_wort/244966
Niemand bezweifelt den großen Wert der Beziehungen Europas zu den Vereinigten Staaten. Aber ich bin der Meinung, dass Europa seinen Ruf als mächtiger und selbstständiger Mittelpunkt der Weltpolitik langfristig nur festigen wird, wenn es seine eigenen Möglichkeiten mit den russischen menschlichen, territorialen und Naturressourcen sowie mit den Wirtschafts-, Kultur- und Verteidigungspotenzialen Russlands vereinigen wird.


Er ist gekränkt, immer noch wie man lesen kann, weil er es (noch) nicht geschafft hat, Europa von Amerika zu trennen. Und das, obwohl auf beiden Seiten des Atlantiks gewichtige Politiker daran arbeiten, trotzdem er Snowden nach Moskau geholt hat, trotzdem seine Vasallen in Deutschland am liebsten unabhängig von der NATO eine eigene Armee aufbauen wollten. All diese Versuche haben nicht das erreicht, was Putin für die Umsetzung seines Revisionismus dringend braucht:
Eine Vereinigung der europäischen Möglichkeiten "mit den russischen menschlichen, territorialen und Naturressourcen sowie mit den Wirtschafts-, Kultur- und Verteidigungspotenzialen Russlands".
Wobei das Letztgenannte das Wesentliche ist.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

20.02.2015 08:38
#81 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat von Martina im Beitrag #77

Zitat
Beide Protagonisten haben Kränkung durch eigenes Versagen, das sie dem Westen zuschreiben, als Triebfeder (Zusammenbruch der Sowjetunion bzw. kulturelle Rückständigkeit im Islam), und beiden geht es letztlich um die Freiheit an sich.




Volle Zustimmung! Keineswegs kneift jeder, der den Islam kritisch sieht, das "Putin-Auge" zu. So eindimensionales Denken sollte man nicht einfach unterstellen.



Nicht jeder, liebe Martina, das hat, glaube ich, auch niemand gesagt . Aber Mancher. Prototypisch im Milieu von politically incorrect (die hier nur erwähnt seien; Verlinkungen auf die Seite sind bei ZR unerwünscht). Im Grunde sieht man hier das gleiche wie Anfang der 80er, als es um den NATO-Doppelbeschluß ging, und das damals zu dem Aufruf "lieber rot als tot" kulminierte, und wie man heute weiß massiv von der Stasi finanziert worden ist. Ein Unterwerfungswunsch/aufruf im Gewand des Radikalpazifismus. Identisches erlebe ich heute von z. T. von rechts, und es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn Putin finanziell hier seine Hände im Spiel hätte. Jeder kritische Artikel zur Sache wird, bei PI etwa, inzwischen als "Kriegstreiberei" diffamiert. Es ist der alte linke Aufguß in rechtem Gewand: der Westen ist schuld; der Aggressor dagegen verteidigt sich bloß. Die Wiederholung der Geschichte unter umgekehrten Vorzeichen.

Herzliche Grüße,
Andreas

Daska Offline




Beiträge: 245

20.02.2015 08:42
#82 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #79
Zitat von Frank2000 im Beitrag #78

Ich verstehe es immer noch nicht. Woran erkennt man einen arabischen Terroristen? Sie meinen anscheinend nicht saudi-arabische Staatsbürger. Haben Araber eine Erkennungsmarke um den Hals?


Nein, Erkennungsmarke haben sie keine. Aber die Unterscheidung Araber und Nicht-Araber macht doch in der Praxis eigentlich keine Schwierigkeit, oder?

Ich meine mit "Araber" Menschen, die aus arabischen Ländern oder dem arabischen Kulturkreis stammen.
Also aus dieser Region: http://de.wikipedia.org/wiki/Araber#Siedlungsgebiet

(D.h. in Abgrenzung zu z.B. Moslems aus den nicht-arabischen Regionen wie z.B. Persien, Türkei, Schwarzafrika, Pakistan, Bangladesch, Indonesien oder Inner-Asien).


Ich kann lediglich die Beobachtung beisteuern, dass die Moslems aus Bosnien, die ich kenne, mir anders vorkommen, irgendwie "zivilisierter", als die, die Fäuste schwingend und Parolen skandierend in TV-Berichten begegnen. Ein Anzeichen dafür, dass Ihre These, lieber Florian, nicht grundsätzlich von der Hand zu weisen ist?
Beste Grüße
Daska

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

20.02.2015 08:55
#83 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #81
Zitat von Martina im Beitrag #77

Zitat
Beide Protagonisten haben Kränkung durch eigenes Versagen, das sie dem Westen zuschreiben, als Triebfeder (Zusammenbruch der Sowjetunion bzw. kulturelle Rückständigkeit im Islam), und beiden geht es letztlich um die Freiheit an sich.




Volle Zustimmung! Keineswegs kneift jeder, der den Islam kritisch sieht, das "Putin-Auge" zu. So eindimensionales Denken sollte man nicht einfach unterstellen.


Nicht jeder, liebe Martina, das hat, glaube ich, auch niemand gesagt . Aber Mancher. Prototypisch im Milieu von politically incorrect (die hier nur erwähnt seien; Verlinkungen auf die Seite sind bei ZR unerwünscht). Im Grunde sieht man hier das gleiche wie Anfang der 80er, als es um den NATO-Doppelbeschluß ging, und das damals zu dem Aufruf "lieber rot als tot" kulminierte, und wie man heute weiß massiv von der Stasi finanziert worden ist. Ein Unterwerfungswunsch/aufruf im Gewand des Radikalpazifismus. Identisches erlebe ich heute von z. T. von rechts, und es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn Putin finanziell hier seine Hände im Spiel hätte. Jeder kritische Artikel zur Sache wird, bei PI etwa, inzwischen als "Kriegstreiberei" diffamiert. Es ist der alte linke Aufguß in rechtem Gewand: der Westen ist schuld; der Aggressor dagegen verteidigt sich bloß. Die Wiederholung der Geschichte unter umgekehrten Vorzeichen.

Herzliche Grüße,
Andreas


Danke und volle Zustimmung.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Ludwig Weimer Offline



Beiträge: 292

20.02.2015 09:49
#84 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Liebe Daska,

und lieber Kallias,

nun Näheres zur Frage, woher Rosenzweig sein Wissen zum Islam hatte.
Es gibt einen Aufsatz von Matthias Lehmann, Franz Rosenzweigs Kritik des Islam im Stern der Erlösung, Jewish Studies Quarterly 1, Nr. 4 (1993/94) 340-361;
und ich fand unter meinen Büchern: Franz Rosenzweig, „Innerlich bleibt die Welt eine“. Ausgewählte Schriften zum Islam, Philo Verlagsges. Berlin-Wien 2003.

In einem Brief vom 23.2.1917 an R. Ehrenberg berichtet er vom Soldatenleben auf dem Balkan in Üsküp/Skopje: Er lese viel Arabisches, glaube, dass daraus eines Tages ein dickes Buch werde. Seit Spätsommer 1914 hatte er in Belgien im Selbststudium Arabisch gelernt. Nun suchte er persönliche Begegnungen mit Muslimen auf dem Balkan, doch war dies offenbar nicht so ergiebig.
Er hielt auch Vorträge vor Offizieren und Soldaten seiner in Mazedonien stationierten Einheit, so z.B. "Die neue Levante", worin er sich über die Funktion der Balkanländer als "Brücke" zwischen Europa und der Türkei ausließ. Rosenzweigs Geschichtsbild ist zu dieser Zeit noch ganz getragen von dem Bewusstsein deutscher und europäischer Überlegenheit.

In den Notizen zu einer Vorlesungsreihe über die "Jüdische Geschichte im Rahmen der Weltgeschichte", die Franz Rosenzweig 1920 in Kassel hielt, wagte er die prophetischen Sätze:
"Die Gegensätze werden jetzt ausgekämpft und bleiben bestehen:
Judentum und Christentum
Judentum und Islam
Kirche und Völker.
Weltgeschichtlich äußerlich wird das kommende Jahrtausend der Kampf zwischen Abend- und Morgenland, Kirche und Islam. Germanen und Arabern. Innerlich bleibt die Welt eine."
(Zitiert nach: Gesine Palmer, Einleitung zu: Franz Rosenzweig, "Innerlich bleibt die Welt eine". Ausgewählte Schriften zum Islam, Berlin Wien 2003, S. 7-34.)

Dieses Büchlein über seine Aussagen zum Islam hat 150 Seiten. 24 Seiten die Einleitung. Dann die Texte chronologisch geordnet: Tagebuch, Briefe, Aufsätze aus der Soladenzeit, dann aus dem „Stern d. E.“, dann aus dem Aufsatz „Das neue Denken“, Vortragsnotizen, Briefe. Als Schluss 34 Seiten-Nachwort von Yossef Schwartz.
Diese Ausgabe war nicht sehr umwerfend, sie wurde neuantiquarisch verscherbelt, und ich hatte das Büchlein vergessen, erst im Internet erinnerte ich mich durch das Titelbild wieder.

Damit ist die Frage beantwortet. Hegels Geschichts- und Religionsphilosophie hat nur äußerst knappe Texte zum Islam und war also gar nicht entscheidend für Rosenzweig.
Eine Fehlerberichtigung: Als Rosenzweig (Dez. 1886 – 1929) den Stern der Erlösung schrieb, war er nicht 22, sondern 32 Jahre alt.

Mit Grüßen
Ludwig W.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.260

20.02.2015 10:17
#85 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #79

Aber die Unterscheidung Araber und Nicht-Araber macht doch in der Praxis eigentlich keine Schwierigkeit, oder?



Ich frage, woran man die Araber erkennt bzw. wer einen Terroristen als "Araber" klassifiziert und die Antwort ist "macht doch in der Praxis keine Schwierigkeit"?
In der Praxis macht es keine Schwierigkeiten, Männer von Frauen zu unterscheiden. Obwohl selbst da...

Halten wir fest:
- "Araber" wird nicht als Nationalität sondern als was "Rassisches" verstanden. Sozusagen ein Gegenstück zu den "Ariern"
- Es gibt auch für mich hier keine erkennbare Abgrenzung zwischen "Islamisten" und "Terroristen". Wann mutiert ein radikaler Moslem zum Islamisten und wann zum Terroristen?
- Es gibt scheinbar keine Statistiken zum Anteil der "Araber" unter den "Terroristen"; trotz Nachfrage werden nicht mal Zeitungsartikel genannt, sondern lediglich "die Nicht-Schwierigkeit der Erkennung"

Für einen Einhornbeweis ist das deutlich zu wenig. Da lohnt sich nicht mal die Diskussion drüber.

___________________
Kommunismus mordet.
Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

20.02.2015 10:58
#86 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #85
Ich frage, woran man die Araber erkennt bzw. wer einen Terroristen als "Araber" klassifiziert und die Antwort ist "macht doch in der Praxis keine Schwierigkeit"?

Ich bin doch etwas ratlos, warum es hier immer noch ein Mißverständnis zu geben scheint.
Florians Antwort erschien mir so klar und einleuchtend.

Zitat
- "Araber" wird nicht als Nationalität sondern als was "Rassisches" verstanden. Sozusagen ein Gegenstück zu den "Ariern"


Überhaupt nicht. Im Zweifelsfall ist "Araber" schon eine Nationalität, allerdings sind die Angehörigen dieser Nation eben auf etwa 20 Staaten verteilt. Aber alle diese Staaten verstehen sich als "arabische" Staaten, arabisch ist dort auch die vorherrschende Sprache und die Einwohner verstehen sich selber (bis auf Minderheiten) als Araber. Und sie haben als Zusammenschluß die "arabische Liga" mit arabischem Parlament usw.

Zitat
- Es gibt auch für mich hier keine erkennbare Abgrenzung zwischen "Islamisten" und "Terroristen".


Die Terroristen sind halt der Teil der Islamisten, die zur Gewalt greifen.

Zitat
Es gibt scheinbar keine Statistiken zum Anteil der "Araber" unter den "Terroristen"


Richtig. Weil sich bisher keiner die Mühe gemacht hat, das auszuwerten.
Die namentlich bekannten islamistischen Terroristen nach Nationalität zu sortieren wäre aber kein Problem, ist halt nur Arbeit.

Daska Offline




Beiträge: 245

22.02.2015 12:46
#87 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat von Simon im Beitrag #41
Usually a Catholic priest administers the Eucharist.

Wahrlich harmlos ist dies Stück,
wenn ein Leichnam bleibt zurück,
wenn nur Wein verwandelt wird
und Brot transsubstituiert!
Stoff des Christenopfers ist,
sich vom HERRN verwandeln lassen,
der sich hingab für sein Volk;
aufstehn, einstehn für sein Werk.

Simon

Lieber Simon,

einerseits volle Zustimmung. Andererseits halte ich es für Ihr Anliegen („aufstehn, einstehn für sein Werk“) nicht zwingend notwendig, die liturgisch-sakramentelle Dimension von der existentiellen zu trennen, im Gegenteil. Und um Ihnen den Zugang zu den von Ihnen so argwöhnisch beäugten Kirchenvätern zu erleichtern, ein Gedanke hierzu aus dem 4./5. Jahrhundert:

Zitat
Wenn du also den Leib Christi verstehen willst, höre den Apostel, der den Gläubigen sagt: "Ihr aber seid der Leib Christi und seine Glieder" (1 Kor 12,27). Wenn ihr also Leib und Glieder Christi seid, dann liegt euer Geheimnis auf dem Tisch des Herrn: Euer Geheimnis empfangt ihr. (Qu: http://www.augustinus.de/bwo/dcms/sites/...n/sermo272.html )


Für jenen Bischof wird die versammelte Mannschaft („Ihr“) zum hermeneutischen Schlüssel für das Verständnis von dem, was sich in der Liturgie ereignet. Anderswo wird das Gegenteil betont: An der Liturgie kann abgelesen werden, wie es sich mit den Glaubensinhalten verhält (lex orandi – lex credendi).

Insofern kann Ihnen ein Blick auf die Liturgie eines katholischen Gottesdienstes ihre kritische Sicht im Beitrag #75 auf das „Individuelle“ im Christentum

Zitat
"Das Christentum ist eine individuelle Religion, eine Religion des Individuums."

bestätigen und geichzeitig relativieren: Sowohl das Vater Unser als auch vier der fünf weiteren Hauptgebete sind „Wir-Gebete“. Aber halt nicht alle. Das Glaubensbekenntnis in der Mitte, das Schuldbekenntnis am Anfang und das Gebet direkt vor der Kommunion sind „Ich-Gebete“. Weitere Details sprengten den zimmerlichen Rahmen.

Aufschlussreich an Ihrer Frage zum Fasten ist für mich, wie Sie argumentieren: Sie spielen wie oben in der Frage des Abendmahls und wie neulich, als Sie die Gemeinde in Galatien als Modellgemeinde vorschlugen, die bestehende Praxis gegen die Praxis Jesu aus, um dann letztere als das, worum es eigentlich gehe, zu apostrophieren. Warum auch nicht, das ist guter freikirchlicher Brauch, und in diesen Kreisen gibt es eindrucksvolle Modelle und Persönlichkeiten. Ich persönlich glaube jedoch, dass es möglich und geboten sei, sich über beide Komponenten, das Alte und das Neue, sinnvoll zu verständigen, ohne das eine gegen das andere auszuspielen. Denn auch dieses Logion ist gut biblisch, wenn nicht sogar jesuanisch: "Da sprach er: Darum gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt." (Mt 13,52).

Beste Grüße
Daska

P.S. Ich kann jeden verstehen, der bereitwilliger eine Diskussion über Einhörner führt, denn über solche Themen, und ich räume gerne ein, dass den aufgeführten Argumenten nicht die Autorität von Beweisen zukommt. Immerhin liegen die angeführten Belege (altkirchliche Texte, liturgische Bücher, die Bibel) als materiale Quellen vor, die befragt, bedacht, kritisiert, abgelehnt oder geschätzt werden können, so denn sich einer dazu entschließt.

Simon Offline



Beiträge: 334

23.02.2015 08:29
#88 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat

P.S. Ich kann jeden verstehen, der bereitwilliger eine Diskussion über Einhörner führt, denn über solche Themen, und ich räume gerne ein, dass den aufgeführten Argumenten nicht die Autorität von Beweisen zukommt. Immerhin liegen die angeführten Belege (altkirchliche Texte, liturgische Bücher, die Bibel) als materiale Quellen vor, die befragt, bedacht, kritisiert, abgelehnt oder geschätzt werden können, so denn sich einer dazu entschließt.


Daska, Gestern 12:46



Im Ernst:
Das gesichtete
und zur Bejagung freigegebene
Einhorn
scheint weder
Pferd noch Rind,
sondern eine
Ziege
zu sein.

Simon

Martina Offline



Beiträge: 41

23.02.2015 21:57
#89 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Was Sie hier über Putin sagen, entspricht völlig sowohl meinem Wissen, als auch meiner Meinung.
Trotzdem kann ich darin nach wie vor kein stichhaltiges Gegenargument zu meinem Beitrag sehen.

Martina Offline



Beiträge: 41

23.02.2015 22:05
#90 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Dasselbe möchte ich Andreas Döding auch antworten: danke + volle Zustimmung!
Mit besten Grüßen
Martina

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.554

23.02.2015 23:09
#91 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat von Simon im Beitrag #88

Zitat

P.S. Ich kann jeden verstehen, der bereitwilliger eine Diskussion über Einhörner führt, denn über solche Themen, und ich räume gerne ein, dass den aufgeführten Argumenten nicht die Autorität von Beweisen zukommt. Immerhin liegen die angeführten Belege (altkirchliche Texte, liturgische Bücher, die Bibel) als materiale Quellen vor, die befragt, bedacht, kritisiert, abgelehnt oder geschätzt werden können, so denn sich einer dazu entschließt.


Daska, Gestern 12:46



Bücher & antike Texte:
Strabo, Γεωγραφικά, Buch 15, Kap. 1, § 56
Aelian, Περὶ Ζῴων Ἰδιότητος, Buch 3, Kap. 41, 4:52, 16:20
Ctesias, Τα Ἰνδικά, 45
Aristoteles, Περι ζώων μορίων, 3:2, Περί ζώων ιστορίας, 2:1
Plinius, Naturalis historia, 8:31

Die Bibel: das als "Re'em" bezeichnete Tier, sprichwörtlich für seine Unzähmbarkeit stehend, wird in der Septuaginta als "monokeros" & in der Vulgata als "monoceros" übersetzt,

Materielle Quellen: das von Admiral Zheng He 1414 bei seiner 4. Expedition von Malindi mitgebrachte seltsame Wesen wird in den Bildrollen eindeutig als Qilin, mithin als Einhorn, bezeichnet:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/co...ffePainting.jpg

Zitat
Im Ernst:
Das gesichtete
und zur Bejagung freigegebene
Einhorn
scheint weder
Pferd noch Rind,
sondern eine
Ziege
zu sein.



"Es wird allgemein zugestanden, daß das Einhorn ein übernatürliches Wesen und ein gutes Omen darstellt, so steht es in allen Oden, Annalen, den Lebensbeschreibungen namhafter Männer und andern Texten, deren Autorität nicht zu bezweifeln ist. ... Es ist nicht wie das Pferd, der Ochse, der Wolf oder der Hirsch beschaffen. Unter diesen Umständen könnten wir einem Einhorn begegnen, ohne es zu erkennen. Wir wissen, daß ein bestimmtes Tier mit Hörnern ein Stier ist. Aber wir wissen nicht, wie das Einhorn aussieht." - Han Yu (768-824)

adder Offline




Beiträge: 1.073

24.02.2015 06:49
#92 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #91
"Es wird allgemein zugestanden, daß das Einhorn ein übernatürliches Wesen und ein gutes Omen darstellt, so steht es in allen Oden, Annalen, den Lebensbeschreibungen namhafter Männer und andern Texten, deren Autorität nicht zu bezweifeln ist. ... Es ist nicht wie das Pferd, der Ochse, der Wolf oder der Hirsch beschaffen. Unter diesen Umständen könnten wir einem Einhorn begegnen, ohne es zu erkennen. Wir wissen, daß ein bestimmtes Tier mit Hörnern ein Stier ist. Aber wir wissen nicht, wie das Einhorn aussieht." - Han Yu (768-824)




Es scheint sich eindeutig um Katzen zu handeln, wie diese Bildbeweise (klick mich) belegen.

Allerdings frage ich mich gerade ganz stark, ob das Personal dieser Katzen nicht eingewiesen gehört...

Simon Offline



Beiträge: 334

24.02.2015 16:09
#93 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat

Es scheint sich eindeutig um Katzen zu handeln, wie diese Bildbeweise (klick mich) belegen.

[img]http://[/img]Allerdings frage ich mich gerade ganz stark, ob das Personal dieser Katzen nicht eingewiesen gehört...


adder, Heute 06:49


adder liefert mir den Hebel - dafür bin ich ihm dankbar! - um Aufklärung in einen weiten Abschnitt unseres Threads "Unterwerfung unter den Islam" zu bringen:
Es liegt schon eine Weile zurück, dass Ulrich Elkmann einen Beitrag von David Goldmann zum Thema anbot #39 und Fluminist kurz und bündig mit Heine antwortete #40. Woraufhin ich wieder ebenso kurz (und ebenso un-bündig?) mit Reimen antwortete #41. - Auf diese Angebotsfolge ging seinerzeit niemand ein. Andererseits führte in Folge die Diskussion so weit (m. E. in ein Abseits), dass jemand (wiederum in einem gewissen Zusammenhang den Vergleich mit dem "Einhorn" ins Spiel brachte. - Ironie reihte sich an Ironie! - Natürlich begreift und äußert der jüdische Geistesmann Heine in seinen wenigen Zeilen in gewohnter ironischer Manier, dass es sich beim christlichen Versöhnungsopfer unmöglich um etwas weniger "schreckliches" handeln kann als in den vorausgegangenen "blutigen Menschenopfern". Wollten diese die eigene empfundene Schuld abwaschen und die Gottheit versöhnen, so kann es sich doch umöglich bei der "Eucharistie", in der Katholischen Kirche von einem Priester ausgerichtet, um etwas handeln, was "harmlos" anmutet: Verwandlung von Brot und Wein. Heine verstärkt diesen Gedanken noch durch seine ironische Sprache: Rotwein statt rotes Blut, verdünnte Mehlspeise statt Speise, die Mühe kostete und (womöglich auch die Götter) nähren könnte! - Diese Gedanken versuchte ich mit meinen Reimen zu unterstreichen. Und doch nicht etwa das Sakramentale Geschehen beim Messopfer zu relativieren, wie Daska meint! Allerdings ahnt und meint Heinrich Heine genau das, was Augustinus in seinem Sermo 272 ausführt, lange bevor durch Thomas von Aquin die Transsubstantiationslehre (vgl. Liturgietexte zum Fest Fronleichnam) bekannt wird und sich über das Konzil von Trient (in missverständlicher Weise!) verfestigt. - Augustinus lehrte - und das hat das 2. Vatikanische Konzil in seinen Verlautbarungen und Regelungen zur Liturgie der Messfeier (wieder) aufgegriffen: "Wenn du also den Leib Christi verstehen willst, höre den Apostel, der den Gläubigen (in der Versammlung der Kirche) sagt: Ihr aber seid der Leib Christi und seine Glieder (1 Kor12,27). Wenn ihr also Leib und Glieder Christi seid, dann liegt euer Geheimnis ("Mysterium" = syn. für lat. sacramentum) auf dem Tisch des Herrn: Euer Geheimnis empfangt ihr. Zu dem, was ihr seid, antwortet ihr Amen. Diese Antwort ist eure Unterschrift. ...Sei ein Glied am Leib Christi, damit dein Amen wahr sei!" Augustinus führt weiter aus: Der Gott Jesu Christi braucht keine Opfer (mehr), einzig das "Opfer" der gegenseitigen Hingabe im Raum des "Leibes Christi", gestiftet durch den einen, der sich für die vielen in den Tod gab, damit auch alle, die das wollen, in seine Auferweckung hineingenommen werden können. Daraus erwachse "Friede" und "Einheit". - Das alles ist keine Kleinigkeit und in seiner Realistik keine Chimäre, Mythe oder sonst etwas, was man symbolisch aufgreifen kann, um etwas anderes damit zu verdeutlichen. Die aufgeklärte Philosophie arbeitet zunehmend seit der Antike mit symbolischer Sprache.- Ich war überrascht, auf welche Stellen U. Elkmann verwies. Dabei kann ich nicht nachprüfen, auf welcher Ebene sich jeweils eine Aussage (z. B. über das "Einhorn") bewegt.

Ich meine: Dieser Beitrag sollte erst einmal genügen, um auch meine weiteren Beiträge (bar der Ironie) auf einer realen Ebene zu lesen und möglichst auch zu verstehen.


Mit vielen Grüßen und Dank noch einmal an adder und alle, die sich um Aufklärung gerade im Hinblick auf die after-Religion ISLAM bemühen!
Simon

P.S. Ich verweise noch darauf, was Ludwig Weimer im Thread von A. Döding, Individuum, Kollektiv und die Freiheit zu bedenken gegeben hat (einzig Emulgator ging bisher darauf ein #41):

- "dass die Medien eine kritische und selbstkritische Weltmacht ausüben kann, die der Aufklärung und Befreiung dient" (Feststellung der Bischöfe im 2. Vatikanum) -
- die Selbsttäuschung der Medien: dass der Islam sich als Religion in der Zivilisation umgestalten wird wie das Christentum ..."
- "(O-Ton L. Weimer:) Diese Erwartung übersieht einen wichtigen Unterschied. Im Judentum und Christentum bedeutet Reform zum ursprünglichen Glauben einen Blick nach vorne, eine Öffnung zu einer neuen zeit-entsprechenden Gestalt, fachsprachlich gesagt eine eschatologische Hoffnung. Im Islam bedeutet hingegen Reform zum wahren Glauben immer ein Zurück zu der Praxis am Anfang, nur dort liegt das Heil.
Wenn Reformer im Judentum wie Jesus oder wie Heilige in der Kirche zurückblicken auf Form und Maß des Gottgewollten, dann blicken sie entweder auf den allerersten Anfang, die Paradiesordnung, oder auf Jesu Neusammlung Israels und die Urgemeinde nach seiner Hinrichtung. Wer dabei die veraltete Form wiederbringen will,gründet de facto eine "Sekte", wenn er sich nicht belehren oder als Sonderform (Orden)relativieren lässt. Nur im Blick nach vorne kann man die Großkirche reformieren wollen. Denn über ihr und vor ihr steht das Größere, Ganze, die Hoffnung auf das "Reich Gottes" auf der Erde.

Wenn wir eine Wandlung des Islam erwarten sollen und dürfen, da es zum Weltfrieden nötig ist, dann ist dazu ein Weltreligionen-Dialog nötig, in dem es zu einer doppelten Selbsterkenntnis kommen würde: Wegen der Absetzung zwischen Judentum und Christentum ist es zum Recht des Islam auf ein drittes Gotteesvolk gekommen; dieser Islam leidet aber noch an seiner Gegengestalt.(Im Kleinen ist dies strukturell z.B. auch das Problem zwischen Lutheranern und Katholiken.) Ich glaube, unseren Journalisten fehlt das Wissen, dass zwischen Religion und Religion ein großer Unterschied walten kann. Sie arbeiten zu sehr nur mit soziologischen Maßstäben."

adder Offline




Beiträge: 1.073

25.02.2015 07:39
#94 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat von Simon im Beitrag #93

Natürlich begreift und äußert der jüdische Geistesmann Heine in seinen wenigen Zeilen in gewohnter ironischer Manier, dass es sich beim christlichen Versöhnungsopfer unmöglich um etwas weniger "schreckliches" handeln kann als in den vorausgegangenen "blutigen Menschenopfern".


Wobei zu erwähnen sein sollte, dass die Ablehnung von Menschenopfern älter ist als das Christentum und sich parallel in zwei grundverschiedenen Bereichen des Mittelmeerraums entwickelte: im Judentum (zeitlich früher, aber durch die geringe Bedeutung des jüdischen Staates zum damaligen Zeitpunkt für die Weltpolitik ohne große Nachahmungstendenzen) und in der römischen Republik (zeitlich später - dafür aber mit deutlichem Einfluss auf die antike, europäisch-mediterane, Welt). Wobei der größte Unterschied wohl darin gelegen haben mag, dass die Juden das menschliche Leben als zu wertvoll für ein Menschenopfer, die Römer das Leben eines Menschen allerdings für zu wertlos für ein Opfer an die Götter betrachtet haben. Zweiter Unterschied ist, dass es in Rom tatsächlich noch Menschenopfer an die Götter gab - hoch institutionalisiert und nur zu einem Anlass: nach einem Sieg und dem folgenden Triumphzug des siegreichen Feldherrn wurde der prominenteste Kriegsgefangene erdrosselt - zum Dank für den Sieg als Opfer an Mars. Gleichzeitig gab es noch die Munera, also die Gladiatorenspiele, die zu Ehren der verstorbenen Familienmitglieder ausgerichtet wurden. Da allerdings hier wohl nicht der Opfergedanke, sondern vor allem der Einfluss, den diese Spiele einem gaben, und die Achtung, die die Vorfahren durch die Ausrichtung erhielten, im Vordergrund standen, kann man die nur sehr bedingt dazu zählen.

Zitat
Der Gott Jesu Christi braucht keine Opfer (mehr), einzig das "Opfer" der gegenseitigen Hingabe im Raum des "Leibes Christi", gestiftet durch den einen, der sich für die vielen in den Tod gab, damit auch alle, die das wollen, in seine Auferweckung hineingenommen werden können. Daraus erwachse "Friede" und "Einheit". - Das alles ist keine Kleinigkeit und in seiner Realistik keine Chimäre, Mythe oder sonst etwas, was man symbolisch aufgreifen kann, um etwas anderes damit zu verdeutlichen.



Der dreieinige christliche Gott erwartet aber sehr große Opfer, nämlich echte Solidarität mit Schwächeren, Verzicht auf weltlichen Wohlstand ["eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher in das Himmelreich"] und absolute Unterwerfung unter ihn ["Du sollst keine anderen Götter...", "Ich bin der Weg..."]. Ehrlicherweise verlangt er da mehr, insbesondere in dem Bild mit dem Kamel, als die meisten Menschen zu geben in der Lage sind. Es reicht eben, wenn man die Quelle der Bibel ernst nimmt, nicht aus, nur zu glauben, sondern Jesus fordert große Veränderungen von seinen Anhängern.
Da ist er übrigens ziemlich genau wie Mohammed, der auch von seinen Anhängern große Veränderungen und totale Unterwerfung fordert - nur noch konsequenter, und vor allem auch weltliche Dominanz fordert (also M.), während sich Jesus nicht um die weltliche Herrschaft schert, sondern seine Anhänger dazu anweist, dem Kaiser zu geben "was des Kaisers ist", und Gott zu geben, was Gottes ist, letztlich also Verzicht, Solidarität und Unterwerfung in Glaubensfragen.

Ludwig Weimer Offline



Beiträge: 292

25.02.2015 11:09
#95 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Darf ich mich einmal mit einem Zwischenruf melden:

Mir scheint es zwar richtig, die Forderungen Jesu nicht dadurch vom Islam abzusetzen, dass man sie herunterschraubt, aber dann fehlt immer noch eine wichtige Komponente, die den Unterschied sehr deutlich macht, nämlich die Freiheit, die Jesus voraussetzt und auch nennt: Du kannst auch nein sagen statt ja.
Einmal sagte er, als viele aus seiner Sammelbewegung wieder weggingen, sogar zu dem letzten harten Kern, den zwölf Aposteln: "Wollt nicht auch ihr weggehen?" Vgl. die ganze Stelle bei Joh 6, 66ff. Diese Glaubensfreiheit fehlt zumindest bei den strengen Islamisten, die sogar Muslime aus weicheren theologischen Schulen als "Ungläubige" töten.

Außer diesem Unterschied, dass bei Jesus eben nur eine kleine Zahl, wie es immer wieder heißt, bereit ist - und auch genügt zur Not - , gibt es natürlich den Unterschied in der Höhe des Verlangten. Nicht von jedem ist dasselbe verlangt. Es gibt hier die 12 Apostel (Symbol für die Stämme Israels), von denen das Mit-Jesus-Herumziehen verlangt ist, dann die Jünger (70/72, zugleich Symbol für die damals bekannten Weltsprachen), von denen auch die Nachfolge und das Zeugnisgeben verlangt ist, und dann das 'Volk' (Gottesvolk), also die Leute, die zuhause wohnen bleiben und z. B. die durchreisenden Jünger beherbergen oder bei Gefahr verstecken. Also die Abstufung Apostel - Jünger - Volk zu Lebzeiten Jesu, das wird dann auf die Zeit nach Jesus übertragen zur Form Gemeindekirche: auch in den juden- und heidenchristlichen (zumeist gemischten) Gemeinden gibt es eine gestufte Anforderung. Nur sollte man es nicht mit dem heutigen Zustand vergleichen: 10% Kirchgänger oder nur Weihnachtschristen.

Das Weltliche ist in einem anderen Sinn auch bei Jesus und den christlichen Gemeinden mitbetroffen. Am besten sieht man es an Beispielen:
Verweigerung der Kaiseranbetung(Opferbeweis); keine Ehescheidung; kein Aussetzen von Kindern, Mädchen oder kranken; u.U. kein Soldatenberuf und auch kein Lehrerberuf (weil man dort die heidnischen Göttermythen behandeln müsste).
Überwunden werden kulturelle Schranken. Beispiele: Zusammenessen von Juden und Heiden macht nicht unrein, Einkauf von den Göttern geopfertem Fleisch der Klasse IA; Nebeneinander von Sklaven und Freien in der Gemeinde. Das Schweigegebot für die Frauen in der Versammlung ist übrigens eine spätere Interpolation und war zu der Zeit des Paulus auch schon überwunden.

Das Kamel vor dem Nadelöhr ist semitische Bildsprache und will sagen: Etwas ganz Unmögliches. Aber es geschieht doch. Wohlhabendere stellen ihre Häuser, das heißt den oberen luftigeren Stockwerk, der Gemeindeversammlung zur Verfügung. Die spätere extreme Protestform der Bettelorden war damals nicht nötig, sie ist wie sonst in der Welt eine religiöse Mönchsübung, sie wurde von der Großkirche ja auch wieder domestiziert zu einem Klosterleben, das nur für eine Minderheit in Frage kommt.

Soviel zur Klärung. Ich hoffe, geholfen zu haben.

Grüße, Ludwig Weimer

Paul Offline




Beiträge: 1.285

25.02.2015 12:00
#96 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Lieber Ludwig Weimer...

Zitat von Ludwig Weimer im Beitrag #95

Soviel zu Klärung. Ich hoffe, geholfen zu haben.


...mir schon.

Im doppelten Sinn.
Einmal in Richtung Islam, aber auch in Richtung Fundamentalchristen (ich vermeide den Begriff Orthodoxe, weil er durch Glaubesverwandte belegt ist, die ich nicht meine), die sich immer als die besseren Nachfolger Jesu, weil die stringenteren Befolger seiner Worte, verstehen.

LG, Paul

___________________________
JE SUIS JUIF

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

25.02.2015 19:30
#97 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat von adder im Beitrag #94
Ehrlicherweise verlangt er da mehr, insbesondere in dem Bild mit dem Kamel, als die meisten Menschen zu geben in der Lage sind. Es reicht eben, wenn man die Quelle der Bibel ernst nimmt, nicht aus, nur zu glauben, sondern Jesus fordert große Veränderungen von seinen Anhängern.

Da sehe ich einen anderen Dreh. Jesus verlangt nicht mehr, als wir in der Lage zu geben sind. Es ist vielmehr so, daß wir viel mehr in der Lage zu geben sind, als wir meinen. Das ist die Freiheit. JP2 schrieb in Veritatis splendor:

Zitat von Johannes-Paul II.
Jesus weist den jungen Mann auf die Gebote als die erste, unverzichtbare Voraussetzung hin, um das ewige Leben zu erlangen; die Aufgabe all dessen, was der junge Mann besitzt, und die Nachfolge des Herrn nehmen hingegen den Charakter eines Angebots an: »Wenn du... willst«. Das Wort Jesu enthüllt die besondere Dynamik des Wachstums der Freiheit zur Reife und bezeugt zugleich die fundamentale Beziehung der Freiheit zum göttlichen Gesetz.


Man kann auch interpretieren, daß Jesus die "harte" Antwort erst gibt, als der Jüngling noch weiter insistiert: "Was fehlt mir noch?" Man kann hier die Motivation des Jünglings hinterfragen.

Zitat von adder im Beitrag #94
während sich Jesus nicht um die weltliche Herrschaft schert, sondern seine Anhänger dazu anweist, dem Kaiser zu geben "was des Kaisers ist", und Gott zu geben, was Gottes ist, letztlich also Verzicht, Solidarität und Unterwerfung in Glaubensfragen.
Da sehe ich auch einen anderen Dreh. In den Synoptikern wird erwähnt, daß mit dieser Frage Jesus eine Falle gestellt werden sollte. Er überlistet sie auf zweierlei Weise. Erstens läßt er sich eine Münze geben. Die Fragesteller hätten ihm keine geben können, wenn sie aufrichtig wären, denn der Hintergrund ihrer Frage ist die Vergötterung des Kaisers auf den Münzen. Folglich verbat es sich jedem Juden, römisches Geld überhaupt zu besitzen. Hätten sie ihm aber keine gegeben, wäre ihre Frage hinfällig. Wie soll man etwas geben, was man nicht hat? Begierig, ihre List zu Ende zu führen, stellen die Fragesteller sich also richtig bloß.
Zweitens führt Jesus das Konzept des römischen Geldes ad absurdum: Wenn der Name des Kaisers auf der Münze steht, dann doch wohl, weil dem Kaiser die Münze gehört: Beschriftet ein Mensch Gegenstände mit seinem Namen, dann um Eigentum daran zu markieren (so wie ein Hund sein Revier mit Urin oder ein Graffitisprayer ... aber lassen wir das). Wenn die Münze aber dem Kaiser gehört, ist sie kein Geld mehr. Geld funktioniert nur, wenn man daran Eigentum erwerben kann. Folglich kann man zwar dem Kaiser die Münze geben --sie gehört schließlich ihm laut Aufprägung--, aber weder anerkennt man dadurch seine Gottheit --Menschen beschriften eben ihre Habe--, noch tilgt man damit eine Steuerschuld --es ist ja seine Habe. Damit bestärkt Jesus übrigens die allgemeine Auffassung, daß römische Münzen für Juden kein akzeptabeles Zahlungsmittel sind. (Man erinnere sich auch an die "Tempelreinigung")
Mit dem "Zinsgroschen" formuliert Jesus kein säkulares Prinzip im modernen Sinne. Es gibt andere Bibelstellen, die das eher stützen.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.554

25.02.2015 20:14
#98 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat von Ludwig Weimer im Beitrag #95
Das Kamel vor dem Nadelöhr ist semitische Bildsprache und will sagen: Etwas ganz Unmögliches.


Das Schöne an der gleichnishaften Sprache im AT wie NT ist, daß der Sinn & die Zielsetzung solcher Metaphern erhalten bleibt, auch wenn es sich dabei wohl, wie in diesem Fall eher um einen Transkriptions- oder Lesefehler im Zuge des wiederholten Abschreibens der Handschriften handelt & nicht um eine (prä-)surrealistische Kopplung divergenter Elemente, kein Fisch ohne Fahrrad avant le lettre. Wenn man das mal im griechischen Original betrachtet, fällt es ins Auge:

Mt. 19:24: "παλιν δε λεγω υμιν ευκοπωτερον εστιν καμηλον δια τρηματοσ ραφιδοσ εισελθειν η πλουσιον"

wo das Kamel - καμηλος - durch das Verlesen des Iota als Eta aus dem ursprünglichen "Seil/Ankertau" - kamilos, κάμιλος - hergezaubert wurde. Das hätte den Vorteil, daß das Begriffsfeld geschlossen bleibt. Bei hinreichender Anzahl von überlieferten variierenden Textzeugnissen benutzt die Philologie das zur Rekonstruktion eines Stemmas. Bei dem Mangel an frühen & v.a. umfassenden MS. des Neuen Testaments entfällt das.

Es ist aber überraschend, wie wenig verderbt insgesamt die biblischen Texte sind. Andere Überlieferungsschienen, gerade religiser oder liturgischer Texte, sind (bzw. waren) viel anfälliger: am Ärgsten hat es wohl die diversen Totenbücher der Ägypter getroffen, mit denen im Neuen Reich die Sarkophage & Mumienbinden beschriftet wurden: Da herrscht in aller Regel ein wildes Kuddelmuddel: wenn man sich vor Augen hält, daß diese Texte nach den Vorstellungen der ägyptischen Religion als Spickzettel für die Seele des Toten dienen sollten, um vor jeder "Stundenpforte" beim Durchwandern der Unterwelt das jeweils angemessene "Sesam-öffne-dich" aufzusagen, erhält das ein anderes Gewicht; ebenso, wenn jemand statt 72 Jungfrauen nur 72 Weintrauben für den ultimativen Wetteinsatz im Casino Pascal erhält.

Zitat von Emulgator im Beitrag #97
Da sehe ich einen anderen Dreh. Jesus verlangt nicht mehr, als wir in der Lage zu geben sind. Es ist vielmehr so, daß wir viel mehr in der Lage zu geben sind, als wir meinen.


Dostojewskis Großinquisitor wirft dem zurückgekehrten Christus wiederum vor, daß er sich dadurch, daß er vom fehlbaren Menschen Unmögliches verlangt hat, an der Menschheit versündigt habe; die Kirche habe auf die Natur Rücksicht genommen. Jetzt müßte man nur wissen, ob D. (oder sein Protagonist Ivan) diese Einstellung als bedauerliche Notwendigkeit oder als Schreckbild sieht; beim Pilatus in Bulgakovs "Meister" liegt die Lage auch so. Aber bei Parabeln in der Vorlauftradition Kafkas ist halt diese Nichtentscheidbarkeit das Wesentliche (sh. Borges' "Kafka und seine Vorläufer"). Das ist gegen Sinn & Zweck einer ordentlichen Parabel.

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

25.02.2015 20:26
#99 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #97
Beschriftet ein Mensch Gegenstände mit seinem Namen, dann um Eigentum daran zu markieren (so wie ein Hund sein Revier mit Urin oder ein Graffitisprayer ... aber lassen wir das).

Ist das der Grund, weshalb auf allen neuen Euronoten "M. Draghi" steht?

Nachtrag: Name und Bild des Kaisers auf der Münze sind natürlich kein Eigentumsvermerk, sondern eine (nicht immer ehrliche) Garantieerklärung dafür, daß die Münze den vorgesehenen Edelmetallgehalt hat und daher allgemein als Zahlungsmittel akzeptabel ist. Das als Eigentumsbeschriftung zu interpretieren, ist bloße plaisanterie.
Ich lese diese Stelle so: um seinen Kopf aus der Schlinge der Fangfrage zu ziehen und zugleich seine Verachtung weltlicher Macht auszudrücken, hat der HErr einen Witz gemacht.

Simon Offline



Beiträge: 334

25.02.2015 23:20
#100 RE: Unterwerfung unter den Islam Antworten

Zitat
"Das Kamel vor dem Nadelöhr ist semitische Bildsprache und will sagen: Etwas ganz Unmögliches.


Das Schöne an der gleichnishaften Sprache im AT wie NT ist, daß der Sinn & die Zielsetzung solcher Metaphern erhalten bleibt, auch wenn es sich dabei wohl, wie in diesem Fall eher um einen Transkriptions- oder Lesefehler im Zuge des wiederholten Abschreibens der Handschriften handelt & nicht um eine (prä-)surrealistische Kopplung divergenter Elemente, kein Fisch ohne Fahrrad avant le lettre. Wenn man das mal im griechischen Original betrachtet, fällt es ins Auge:

Mt. 19:24: "παλιν δε λεγω υμιν ευκοπωτερον εστιν καμηλον δια τρηματοσ ραφιδοσ εισελθειν η πλουσιον"

wo das Kamel - καμηλος - durch das Verlesen des Iota als Eta aus dem ursprünglichen "Seil/Ankertau" - kamilos, κάμιλος - hergezaubert wurde. Das hätte den Vorteil, daß das Begriffsfeld geschlossen bleibt."


Noch ein Hinweis, dass es so sein wird, wie Sie, Herr Elkmann, es darstellen: einmal gibt es das (abweichende) Textzeugnis mit dem "i" - kamilos (vgl. Apparat Nestle/Aland) - und zum andern gibt es das aramäische Sprichwort, dessen sich Jesus offenbar bedient: Und da heißt das Tau - gamta, das offenbar zu gamal - Kamel werden konnte. - Darauf verweist Pinchas Lapide in: Ist die Bibel richtig übersetzt?, GTB Bd.2,2000³, S.54

Dazu passt m. E., was Fluminist so nebenbei erwähnt. Das mit dem "Witz" - Das mag zutreffen: Jesus redet ganz der biblischen Erfahrung gemäß, wie es sich unter der Herrschaft Gottes gehört zu handeln. Eine Verachtung der weltlichen Herrschaft sollte man nicht herauslesen: vgl. Jesus zahlt auf seinen Wanderungen von einem Gebiet eines Tetrarchen zum anderen seine Steuer und hält auch seine Jünger dazu an: vgl. Mt 17,24-27! - Interessant ist in der Stelle im Mt-Ev. der dialogische Zusatz: dass die Frage der Steuer durchaus konträr gedacht und beantwortet werden kann und darf! - Die Rede ist von den Land-"Fremden", von denen man normalerweise Steuern nimmt im Gegensatz zu den "Söhnen" des Landes, die eigentlich steuerfrei sind. - Jesus weiß sich zusammen mit seinen Jüngern als "Söhne" des einen verheißenen Landes (Israel), in der die gerechte Ordnung Gottes gelten sollte. Aber trotz dieser Überzeugung plädiert er dafür, "um keinen Anstoß zu geben" die Steuer aufzubringen. Um zu zeigen, dass es auch dafür noch reichen wird, ermuntert Jesus den Fischer Simon Petrus in märchenhafter Sprache, dass sich im Maul des ersten geangelten Fisches der Steuer-"Stater" finden wird, der sogar für zwei Personen reicht. - Paulus hält an diesem Prinzip in seinen Briefen fest: vgl. v.a. Röm. Es prägt das Verhältnis der frühen Kirche zur Staatsmacht. Es hätte eigentlich nie zu einer Symbiose der beiden HERRschaften kommen dürfen! - Wie Herr Weimer a.a.O. feststellt, hat dieses Miss-Verhalten der Kirche in ihrer geschichtlichen Ausprägung in Rom und Byzanz u.a. zu einer gegen-symbiotischen "Kirche" der arabischen Stämme geführt. - Wobei wir beim Thema wären! - Diese christliche "Sünde" müsste in einem Gespräch der Welt-Religionen z.B. auch (beidseitig - auch vom Islam her) aufgedeckt werden.

Viele Grüße!
Simon

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