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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 84 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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augustin Offline



Beiträge: 128

19.07.2015 18:27
#26 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #9
Nein, den Bevölkerungsprognostiker geht es ähnlich wie den Klimahysterikern: Ihre alten Horrorprognosen sind inzwischen deutlich von der Realität widerlegt, aber sie produzieren unermüdlich neue. Und sie machen sich nicht einmal die Mühe, das Scheitern der alten Prognosen irgendwie zu erklären, das wird einfach ignoriert. (Ich habe mal irgendwo gelesen, das Problem läge darin, daß die Bevölkerungsstatistiker mit veralteten Modellen arbeiten und die immer später gebärenden Frauen ausblenden. Müßte man mal verifizieren).


Als einen der benannten AfD-Pessimisten würde mich dieses Thema ausgesprochen interessieren. Falls Sie dazu Quellen oder Ansatzpunkte für eine Recherche nennen könnten, wäre ich Ihnen sehr verbunden.

Wenn sich Ihre Aussage bestätigen sollte, wäre das für mich eine der positivsten gesellschaftpolitischen Nachrichten seit vielen Jahren. Ganz ohne Ironie.

adder Offline




Beiträge: 1.073

19.07.2015 19:58
#27 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #23

Ja. Griechenland hat eine Exportindustrie mit 30 Milliarden Auslandsumsatz und eine erfolgreiche Tourismus-Industrie.
Alle von Ihnen aufgeführten Strukturprobleme gibt es unbestritten - aber die haben eben alle nichts mit Preisproblemen zu tun, die man mit Weichwährung ausgleichen könnte.


Das ist richtig. Man kann aber auch diese Strukturprobleme eben nicht von außen per Druck beheben, wenn die Bevölkerung, die Regierung und die Beamtenschaft nicht dahinter stehen.
Mit einer Weichwährung könnte Griechenland allerdings in der Tat selbst über die Härten entscheiden, die sie tragen wollen. Sollen das nun geringere Löhne sein oder "nur" geringere Importkaufkraft, Strukturreformen oder keine Luxusgüter...

Zitat

Zitat
Und das hat wo bitte schön schon einmal funktioniert?


Zu Goldwährungszeiten bzw. mit festen Wechselkursen. Freies Floating gab es nur relativ kurze Zeit.




Goldwährung ist eine Währung mit intrinsischem Wert. Das zählt nicht. Ich präzisiere meine Frage: wo hat eine Gemeinschaftswährung ohne wirtschaftspolitische Einheit denn bitte unter dem System "Fiat Geld" und "marktwirtschaftlich bestimmte Wechselkurse" funktioniert? Denn mit "Fiat Geld" muss auch immer "freie Wechselkurse" gedacht werden. Wenn ein Staat einfach neues Geld schaffen kann (ohne vergleichbare Werte als Absicherung), bzw. sogar privatwirtschaftliche Banken dies könnten, da ist ein freier Wechselkurs nur eine logische und notwendige Korrektur.

Zitat
Braucht man auch nicht. "Wirtschaftspolitik" ist im wesentlichen sozialistischer Dirigismus. Der Vorteil der EU-Wettbewerbs-Vorgaben ist, daß "Wirtschaftspolitik" der Nationalstaaten weitgehend eingestampft wurde.



Das ist nicht ganz richtig. Auch "es gibt keine staatlichen Maßnahmen" ist "Wirtschaftspolitik" - in diesem Fall eben nur liberale Wirtschaftspolitik. Die EU-Vorgaben sind aber in den meisten Fällen eben nicht nur das Minimum, sondern enthalten vielfach schon sehr detaillierte Freiheitsbeschränkungen für den Markt. Noch dazu müssen die meisten EU-"Vorgaben" nur in nationales Recht überführt werden, sind also nicht unmittelbar gültig.
Mir wäre eine Wirtschaftspolitik, die den Markt entfesselt, natürlich am liebsten. Ich gebe mich aber auch damit zufrieden, dass die EU vernünftige, nachvollziehbare Vorgaben dort macht, wo sie sinnvoll sind, und den Rest dem Markt zur freien Gestaltung überläßt. Wird aber nicht passieren...

Zitat
Doch. Sie sparen Geld.



Tun sie das? Oder wird das Geld dann nur "anders" ausgegeben? Letztlich wird nur dann tatsächlich Geld gespart, wenn man die Staatsausgaben drastisch runterfährt und gleichezeitig oder früher noch die Steuern deutlich reduziert. Ansonsten wird das Geld schon irgendwo verplant werden... Adders Gesetz zu realexistierenden Politikern.

Zitat

Zitat
Ein Beharren auf eine Gemeinschaftswährung nur aus Zeitgeistgründen


Nicht aus Zeitgeist, sondern weil verschiedene Währungen nur organisatorischer Ballast sind und zu staatlicher Manipulation einladen.




Dann bitte zurück zum Rohstoffstandard. Denn eine Gemeinschaftswährung lädt eben auch zu staatlicher Manipulation an, wenn sie auf nichtgedecktem Buchgeld basiert.

Da ich aber wie Sie auch nicht immer die gleiche Euro-Diskussion führen will, erspare ich Ihnen die eigentlich fällige Erwähnung einiger Passagen meines Lieblingsnationalökonomen.

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

19.07.2015 20:07
#28 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von adder im Beitrag #27
Ich präzisiere meine Frage: wo hat eine Gemeinschaftswährung ohne wirtschaftspolitische Einheit denn bitte unter dem System "Fiat Geld" und "marktwirtschaftlich bestimmte Wechselkurse" funktioniert?
Ich würde auch noch "ohne Transferunion" hinzufügen...

--
Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

19.07.2015 20:10
#29 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat
Monetary union works well in the United States. No economist suggests that New York, New Jersey and Connecticut should each have its own currency, and indeed it would be highly inconvenient if they did. Why can’t Europeans enjoy the conveniences of a common currency?

Two reasons. First, unlike Europe, the United States has a fiscal union in which prosperous regions of the country subsidize less prosperous ones. Second, the United States has fewer barriers to labor mobility than Europe. In the United States, when an economic downturn affects one region, residents can pack up and find jobs elsewhere. In Europe, differences in language and culture make that response less likely.


Greg Mankiw in der New York Times

--
Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

Eloman Offline



Beiträge: 251

19.07.2015 20:48
#30 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Liebe Güte, Marxloh liegt im Ruhrgebiet. Lies' Dir mal die alten Berichte durch, wie es im Ruhrgebiet um 1900 zuging - da gab es massenhaft Stadtviertel, gegen die das heutige Marxloh ein Kurgebiet ist. Komplette polnische Parallelgesellschaften, eine Kriminalitätsrate wie in den schlimmsten Zeiten der Bronx.
Die Polizei hat Angst, nach Marxloh zu gehen? Ist ja kein Wunder, nach aktueller Polizeistrategie muß sie ja noch "Danke" sagen, wenn sie mit Pflastersteinen beworfen wird. Die kaiserliche Polizei hat sich in gewisse Gebiete damals nur in Kompaniestärke vorgewagt. Und das war eine paramilitärisch ausgebildete und ausgerüstete Truppe, die das Wort "Deeskalation" nicht kannte.
Und heute wohnen da die Urenkel der damaligen Messerstecher und trauen sich maximal, mal nachts bei rot über die Fußgängerampel zu gehen.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Das erinnert mich doch an einen alten Spruch aus meiner Heimat: "Wo man sticht mit Messer, wo man schießt mit Schrot, da ist meine Heimat: Essen-Segeroth"

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.547

19.07.2015 20:54
#31 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #9
Nein, den Bevölkerungsprognostiker geht es ähnlich wie den Klimahysterikern: Ihre alten Horrorprognosen sind inzwischen deutlich von der Realität widerlegt, aber sie produzieren unermüdlich neue. Und sie machen sich nicht einmal die Mühe, das Scheitern der alten Prognosen irgendwie zu erklären, das wird einfach ignoriert. (Ich habe mal irgendwo gelesen, das Problem läge darin, daß die Bevölkerungsstatistiker mit veralteten Modellen arbeiten und die immer später gebärenden Frauen ausblenden. Müßte man mal verifizieren).


Das sind 2 verschiedene Paar Stiefel & die werden ziemlich mit Vorsatz von den Alarmisten velwechsert. Zum einen haben wir da die schlichten Trendfortschreibungen der Statistiker, seit Süssmilch Mitte des 18. Jdt.s per Aktuarientafeln die Grundlagen für das Modell "Lebensversicherung" gelegt hat. Typisches Beispiel für den "Irrtum durch Statistik" ist die Angabe "durchschnittliche Lebenserwartung eines Neugeborenen heute". Der Wert von 80.9 Jahren bezieht sich natürlich auf die, die (im statistischen Mittel) 1934 geboren wurden; für die galt damals ein wesentlich niedrigerer Wert. Andererseits darf man nicht erwarten, daß bis zum Ende des Jahrhunderts der Wert auf signifikant über 91-93 Jahre steigen wird, weil hier biologische Grenzen greifen.

Auf der andern Seite die Sturmglocken der Malthusianer, die sich per Zinseszins-Annahme immer eine Hockeyschlägerkurve herbeiphantasieren & für die schon als petitio principii Matthäi am Letzten ist. Kommt hinzu, dass schon die zugrundegelegten Werte oft kaum das Papier wert sind, auf dem sie stehen. In DE wurde das deutlich, als nach dem letzten Zensus statt 82 nur noch 80 Mio. übrig blieben. In Südafrika hatte es den letzten Zensus in den 20ern gegeben, seitdem nur noch statistische Fortschreibung & behördliche Meldungen. 1992 haben die wirklich gezählt & mussten die Einwohnerzahl von 53 Mio. auf 38 korrigieren; in Namibia ein Jahr später von 13 auf 8 Millionen. Wenn die Chinesen 1kommaX Milliarden als offiziellen Wert angeben, dann stimmt höchstens die 1 vor dem Komma. Das US Bureau of Census, das alle 10 Jahre zählt, geht von einer Irrtumsmarge von 10% gegen Ende des jeweiligen Jahrzehnts aus. Und wenn es um die Auswirkungen geht, hört man immer nur die Malthus-Fraktion: après nous le deluge es sei denn "Der Staat tut jetzt was". Die Kollusion zwischen Daueralarmismus & Dauereingreifen durch die Politik sehen wir als alternativlose folie à deux seit 40 Jahren (genauer: seit den "Grenzen des Wachstums" & seit die 1. Ölkrise als Bestätigung dafür ausgerufen wurde.) Das Harmloseste ist noch, wenn dann Lehrerprogramme & dgl. losgetreten werden, an denen sich später trefflich der Begriff "Schweinezyklus" illustrieren lässt.

Zitat von R.A. im Beitrag #9
Es ist ja auch ein halbes Grad wärmer geworden.
Aber eben alles mit leicht beherrschbaren Folgen.


Die Malthusianische Version ist ja, daß das (a) ein menschengemachter Trend ist, der sich (b) exponentiell verstärkt fortsetzen wird durch Rückkopplungseffekte. Das dusslige 2-Grad-Ziel setzt diese völlig aus den Fingern gesogene Marke ja als imaginären Höchstwert, um vor der vom Stern Report & Co. avisierten Klimahölle von 5, 10, 20 Grad plus abzubiegen. Klimaleugner sind eher der Überzeugung, daß die knapp 1° Erwärmung seit 1850 Teil eines natürlichen Zyklus sind in der leichten Zunahme seit dem Ende der Kleinen Eiszeit. Und dass die Industrielle Aufrüstung da so gut wie gar nichts; oder im Fall vieler "Lukewarmers", höchtens 1 Drittel dazu beigetragen hat. Und dass da nichts mehr nachkommt, weil vorerst (leichte) Abkühlung bis zum Ende des Jahrhunderts auf dem Plan steht. Die Erwärmungspause seit 18 Jahren sieht da wie eine hammerharte Bestätigung aus. Und selbst wenn das irgendwann weitergehen sollte: dann haben wir damit den Beweis, daß da jederzeit nievorhergesehene Faktoren reingrätschen können & die Computermodelle, auf denen der ganze Spuk beruht, ausnahmslos Tinnef sind.



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.547

19.07.2015 21:23
#32 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #17
Und heute wohnen da die Urenkel der damaligen Messerstecher und trauen sich maximal, mal nachts bei rot über die Fußgängerampel zu gehen.


...und ziehen nicht in Kompaniestärke zum Kopfabschneiden & Sklavinnenkauf in die alte Hemat. Und man kriegt auch nicht dauernd als Begründung, daß Heinrich der Verpeilte im II. Kreuzzug den Deutschen Orden mit der Teilung Polens aufs Gleis gesetzt hat. Ich neige dazu, hier meinen Wetteinsatz vorerst auf Huntington zu setzen.



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

augustin Offline



Beiträge: 128

19.07.2015 23:33
#33 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #32
Zitat von R.A. im Beitrag #17
Und heute wohnen da die Urenkel der damaligen Messerstecher und trauen sich maximal, mal nachts bei rot über die Fußgängerampel zu gehen.


...und ziehen nicht in Kompaniestärke zum Kopfabschneiden & Sklavinnenkauf in die alte Hemat. Und man kriegt auch nicht dauernd als Begründung, daß Heinrich der Verpeilte im II. Kreuzzug den Deutschen Orden mit der Teilung Polens aufs Gleis gesetzt hat. Ich neige dazu, hier meinen Wetteinsatz vorerst auf Huntington zu setzen.




Übrigens obwohl die Geschichte der Ruhrpolen nicht zu unrecht gern als Beispiel gelungener Assimilation bemüht wird, sollte dabei jedoch nicht vergessen werden, dass die Ruhrpolen im Kaiserreich keine geschlossene politisch-nationale Einheit bildeten.

So stammte ein großer Teil der Ruhrpolen aus Masuren und Oberschlesien, wo große Teile der Bevölkerung Polnisch sprachen, sich jedoch politisch dem deutschen Volk zuordneten. Ganz anders als die Einwanderer aus dem mehrheitlich polnisch-nationalen Posen, die sich zum Großteil gesellschaftlich abschotteten und von denen ein nicht unerheblicher Teil nach dem 1. Weltkrieg zurückwanderte.

Soll heißen: In Zeiten nationaler, ethnischer oder religiöser Konflikte kann selbst die Assimilation kulturell sehr nahstehender Gruppen mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden sein.

Paul Offline




Beiträge: 1.285

20.07.2015 01:01
#34 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #31
Zitat von R.A. im Beitrag #9
Es ist ja auch ein halbes Grad wärmer geworden.
Aber eben alles mit leicht beherrschbaren Folgen.


Die Malthusianische Version ist ja, daß das (a) ein menschengemachter Trend ist, der sich (b) exponentiell verstärkt fortsetzen wird durch Rückkopplungseffekte. Das dusslige 2-Grad-Ziel setzt diese völlig aus den Fingern gesogene Marke ja als imaginären Höchstwert, um vor der vom Stern Report & Co. avisierten Klimahölle von 5, 10, 20 Grad plus abzubiegen. Klimaleugner sind eher der Überzeugung, daß die knapp 1° Erwärmung seit 1850 Teil eines natürlichen Zyklus sind in der leichten Zunahme seit dem Ende der Kleinen Eiszeit. Und dass die Industrielle Aufrüstung da so gut wie gar nichts; oder im Fall vieler "Lukewarmers", höchtens 1 Drittel dazu beigetragen hat. Und dass da nichts mehr nachkommt, weil vorerst (leichte) Abkühlung bis zum Ende des Jahrhunderts auf dem Plan steht. Die Erwärmungspause seit 18 Jahren sieht da wie eine hammerharte Bestätigung aus. Und selbst wenn das irgendwann weitergehen sollte: dann haben wir damit den Beweis, daß da jederzeit nievorhergesehene Faktoren reingrätschen können & die Computermodelle, auf denen der ganze Spuk beruht, ausnahmslos Tinnef sind.


Es geht um eine globale Erwärmung seit 1850.
Da beschäftigt mich immer die Frage, wie wurde damals der globale Durchschnittswert festgestellt und wie heute? Wird denn die Unterschiedlichkeit der Messgerätegenauigkeit und die Anzahl der Messwerte dabei herausgerechnet? Kann man die Messwerte von 1850, aber auch 1950 oder 2000 überhaupt mit den heutigen Messwerten vergleichen? Besonders denke ich auch an die Satellitenmessungen, die sich auch in den letzten 20 Jahren schon erheblich verbessert haben dürften. Wenn dann Erwärmungen von 0,5 Grad festgestellt werden habe ich Zweifel an der Zuverlässigkeit dieser Angaben.

Sicherlich ist es schon schwierig bei manchen täglichen regionalen Temperaturunterschieden innerhalb Deutschlands eine tägliche Durchschnittstemperatur zu ermitteln, die 24 Stunden ein es Tages wiedergibt. Die Fläche einer "Temperaturzone" muss doch auch berücksichtigt werden? Also drei Größen: Temperatur, Fläche und Zeit.
Das konnte man vor 150 Jahren schon?

Für mich sind diese Daten von globalen Durchschnittstemperaturen nur unwissenschaftliche politische Zweckpropaganda.
Das gilt auch für das Ansteigen des Meeresspiegels!

___________________________
JE SUIS JUIF

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.547

20.07.2015 01:36
#35 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Bei der "globalen Temperatur" läuft das über 2 Schienen. Zum einen werden Messreihen an einzelnen Standorten verglichen. In den großen Hafenstädten gibt es da Reihen, die bis gut 200 Jahre zurückgehen. Das Netz der Messpunkte dünnt sich natürlich "nach hinten hin" aus; die einzelnen Messreihen tangiert das nicht, anders als die Frage, wie sehr der städtische Wärmeinseleffekt da hineinspielt. In Küstenstädten ist das sicher abgemildert. Zum anderen gibt es für Gebiete, in denen früher keine Thermometer aufgestellt waren, die Möglichkeit, Proxydaten zu verwenden - Indikatoren, aus denen sich Rückschlüsse auf Temperaturen ziehen lassen: Datum der Schneeschmelze, Ernteerträge, Anzahl der Hitzetage im Jahr; in geringerem Maß auch Isotopenverteilungen in Sedimenten. Für die Ermittlung über (bzw. jetzt unter) dem Meer werden die Verhältnisse zwischen den verschiedenen Sauerstoff- oder Kohlenstoff-Isotopen in Bodenproben verwendet, die temperaturabhängig sind. Da kann es mitunter haarig werden: eine der "Quellen" von Michael Mann für die Belegung einer sich rasant beschleunigenden Erwärmung, der Hockeyschlägerkurve, waren Baumringdaten einer Langlebigen Kiefer (engl. Bristlecone pine): wie sich herausstellte, 1 einzelnes Exemplar, ohne Vergleichsdaten und ohne Berücksichitung von anderen Einflüssen wie schwankender Niederschlagsmenge, Exponiertheit des Baums usf.

http://www.realclimate.org/index.php/arc...treeline-story/
http://wattsupwiththat.com/2008/03/19/tr...or-rain-gauges/

Mit den Satellitendaten siehts etwas anders aus: die werden seit 1979 kontinuierlich erhoben & zeigen von Anfang an andere Ergebnisse als die Bodenmessungen. Die Diskrepanz findet als Erklärung: hier wird etwas anderes gemessen: nämlich die zurückgestrahlte Strahlung im Infrarotbereich anstatt der Spot-Temperatur anderthalb Meter über der Erdoberfläche. Solche Diskrepanzen fallen nicht so auf, wenn man nur die eine oder die andere Massreihe präsentiert; ansonsten werden die "Homogenisierungen", "Angleichungen" o.ä. verwendet, um Äpfel mit Birnen vergleichbar machen zu können.



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

20.07.2015 10:34
#36 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #24
Wir sind nach meinem Empfinden (denn mehr als Empfinden ist hier schwer anzugeben, weil es so schlecht objektivierbar ist) deutlich unfreier als noch vor 20 Jahren.

Du hast recht, und Du hast unrecht.
Du hast recht, daß in den letzten 20 Jahren eine ganze Menge neuer Vorschriften entstanden sind, die in Summe Freiheit einschränken.
Aber Du hast unrecht, weil in anderen Bereichen viel an Verboten gestrichen und reformiert wurde. Das ist vielleicht nicht so sichtbar, weil es gewisse früher privilegierte Berufsgruppen trifft und vor allem den Bereich der staatlichen Wirtschaft - da sind ganz massiv Besitzstände und Filz abgebaut worden. Das Geheule diverser linker Gruppen über den pösen Neoliberalismus ist nicht völlig unbegründet.

Es ist nun schwer bis unmöglich, diese verschiedenen Tendenzen gegeneinander zu rechnen. Ein Handvoll Äpfel plus und einige Birnen minus - gibt kein klares Ergebnis.

Zitat
Aber das ist hier ist nicht die DDR oder das dritte Reich oder Nordkorea.


Eben. Selbst wenn man die Bilanz der letzten 20 Jahre eher negativ sieht, es ist immer noch Jammern auf hohem Niveau. Aber natürlich Grund genug, Nahles/Grüne/Linke und Co. energisch entgegen zu treten.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

20.07.2015 10:43
#37 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #32
Ich neige dazu, hier meinen Wetteinsatz vorerst auf Huntington zu setzen.

Ich würde dagegen setzen (wenn es irgendeine vernünftige Meßmethode gäbe, um den Wettausgang zu bewerten).

Verglichen mit dem Millionenpotential an hier lebenden Menschen aus islamischen Ländern (und ich widerspreche schon den Ideen der Islam-Lobby-Verbände, diese Leute alle als "Muslime" zu vereinnahmen) ist der zahlenmäßige Erfolg der Islamisten doch überschaubar. Wie schon gesagt wurde: Wenn es möglich wäre, einige zehntausend Leute rauszuschmeißen, hätten wir das Problem komplett vom Hals.

Es gibt immer Leute, die auf abseitige Positionen abfahren oder ihre Defizite durch irgendeine Heilslehre kompensieren wollen.
Aber für echte Wirksamkeit ist das Konzept "Islam" schlicht zu fade. Sex, Bier und Disko werden - wie immer in der Menschheitsgeschichte - die größere Attraktivität haben.


Nur mal so am Rande: Einen überproportional großen Anteil an kampfwilligen Rekruten gewinnt die Bundeswehr heute in Vierteln wie Marxloh. Und vor allem aus den Vierteln rund um Viertel wie Marxloh.
Für jeden IS-Kämpfer leben dort nämlich locker zehn Jugendliche, die den Islamismus besser kennen als die grünwählenden Villenviertelbewohner - und ihn deswegen ablehnen. Die wissen auch, daß gegen Islamisten kein Stuhlkreis hilft, sondern eins auf die Fresse.
Und die Bundeswehr bietet trotz kargem Sold und anderen Nachteilen doch die attraktive Option, mal auf Islamisten schießen zu dürfen.

Dennis the Menace Offline




Beiträge: 459

20.07.2015 11:25
#38 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #10

Man bringt eine nicht in den deutschen Mainstream passende Portion Optimismus - und das wird sofort mit der FDP in Verbindung gebracht. Das zeigt mir: Die Partei ist wieder im Aufstieg.

Denn richtig ist: Die FDP ist die einzige Partei, die noch Zukunftsoptimismus lebt und glaubt, daß trotz aller Probleme eine positive Entwicklung möglich ist. Teilweise kann man auch noch die CSU unter die Optimisten rechnen. Ansonsten gehen Medien und Politik ja davon aus, daß alles immer schlimmer wird und der Untergang droht - Grüne und AfD sind da die Hauptprotagonisten.


Das sehe ich im Großen und Ganzen ja auch so. So viel outing muss sein .

Allerdings: Was Zukunftsoptimismus angeht - mal abgesehen von anderen politischen Aspekten -, so war der früher mal, ich meine jetzt namentlich in den 60ern, auch bei den Sozialdemokraten dominant ("Wir schaffen das moderne Deutschland"). Eigentlich wurde Zukunftsoptimismus überhaupt als, ich sach mal, "eher links" konnotiert. Zupfgeigenhansel, Wandervogel, die große Klage à la Ludwig Klages (nomen est omen) und dergleichen Zeugs, also "grün", obschon der Begriff natürlich noch nicht geboren war, wurde in die konservative Kiste abgelegt, also eher rechts, eher CDU und so. Und natürlich haben Sie ganz recht, wenn Sie Grüne und AfD assoziieren; man lese nur Konrad Adams Buch "Kampf gegen die Natur: Der gefährliche Irrweg der Wissenschaft", in welchem er sich vor lauter grünen Romantizismus geradezu überschlägt.


Zitat von R.A. im Beitrag #10

Aber als Liberaler weiß ich natürlich, daß die unsichtbare Hand des Marktes und der menschliche Erfindergeist für unerwartete Lösungen sorgen werden. Wie es genau kommt, ist daher unklar. Aber es wird insgesamt besser werden.



Nu ja, was das Bild der "unsichtbaren Hand" angeht - da hab ich schon Bedenken. Aber darum geht ja der Streit seit Jahr und Tag, also zwischen den Naturrechtlern, die den Markt für die "eigentliche" Veranstaltung halten, die allerdings regelmäßig von Interventionisten gestört wird und den "Ordnern", die da sagen: Wenn drei Klopapierproduzenten unterwegs sind ist ein Klopapierkartell zu erwarten, nix Markt, den gibt's erst durch die ordnende Hand, die politisch gewollt sein muss und gaaaaanz sichtbar ist, ja sein muss, also durch Marktwirtschaftspolitik. So das deutsche Nachkriegsgewächs à la Erhard (nicht nur der ist allerdings schon lange tot sondern auch das Gewächs.) Ich neige eher zu den Ordnern, aber das nur nebenbei.

lich
Dennis

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

20.07.2015 11:38
#39 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von Dennis the Menace im Beitrag #38
Was Zukunftsoptimismus angeht - mal abgesehen von anderen politischen Aspekten -, so war der früher mal, ich meine jetzt namentlich in den 60ern, auch bei den Sozialdemokraten dominant

Richtig. Das war auch die wesentliche Arbeitsbasis der sozial-liberalen Koalition.

Heute gibt es diesen Optimismus nur noch beim "rechten" Flügel, und dort auch nur gebremst. Der linke Flügel ist in erstaunlicher Weise ein Abklatsch der Grünen geworden, inhaltlich eigentlich ziemlich unselbständig, und zutiefst pessimistisch.

Zitat
Aber darum geht ja der Streit seit Jahr und Tag, also zwischen den Naturrechtlern, die den Markt für die "eigentliche" Veranstaltung halten, die allerdings regelmäßig von Interventionisten gestört wird und den "Ordnern" ...


Dazu gab es heute einen schönen Artikel in der FAZ.
Und ich bin da deutlich mehr bei Hayek als bei Röpke.
Letztlich gehört das aber wohl zu den Sachen, die man nicht durch Fakten oder Argumente entscheiden könnte. Sondern das hat wohl sehr viel mehr mit der persönlichen Verfaßtheit des Individuums zu tun.

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 2.007

20.07.2015 11:44
#40 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Lieber R.A.,

einen grundsätzlichen Gedanken zu ihrem Beitrag:

Aus meiner Sicht werfen sie bei der Argumentation zwei grundsätzlich verschiedene Arten von „politischen Problemen“ durcheinander. Frei nach dem Banditen Tuco, aus Leones Western „The Good, the Bad and the Ugly“ gibt es zwei Kategorien von „politischen Problemen“: Solche die wirklich existieren und solche die man herbeiphantasiert.

Klimawandel, Waldsterben, Ozonloch, austerbende Deutsche, Ressourcenendlichkeit und solcherlei, sind gehypte Scheinprobleme für politische Profilneurotiker. Täte man nichts um diese Probleme zu lindern wäre dies das Beste, weil man so die verwendeten Ressourcen sinnvoll allokieren könnte

Das „außer Kraft setzen“ ökonomischer Grundregeln ist dagegen immer ein echtes Problem, welches, täte man nichts dagegen, nachhaltig negative Wirkung erzielen würde.

So gesehen ist das eine Phänomen, dass die Dicke nichts singt und dabei alles besser wird eigentlich zwei geteilt. Im ersten Fall singt sie nicht und es wird nicht so gut wie es werden könnte, wenn man einfach das Problem vergäße. Im zweiten singt sie nicht und oft genug „drückt sich das Problem bei“, wenn man zuwartet und genügend Geld vorhanden ist es zu bezahlen.

Unser Gegenwart kennt eine riesige Menge Probleme der ersten Kategorie (angefangen vom Ende der der Meinungsfreiheit, bis zum Hitzetod) und dass diese Probleme (bisher) nicht zum erwarteten Weltuntergang geführt haben, ist nun aus meiner Sicht nicht wirklich erstaunlich.

Auch Probleme der zweiten Kategorie sind bekannt. Mindestlohn, Nahlesrente, Enegergiewende, etc. Ich glaube diese Probleme werden ausgehen wie von Ihnen beschrieben. Man wird möglichen Wohlstand „verfrühstücken“, aber man wird wohl früh genug gegensteuern, als dass er komplett vernichtet würde. Das einzige worüber man sich ärgern könnte wäre, dass die Dumpfbacken die den Unsinn treiben, nie in Regress genommen werden können. Aber so ist das nun einmal. Auch Griechenland wird wahrscheinlich einfach nur „ein bissel“ Wohlstand verfrüstücken“. Auch da bin ich bei Ihnen.

Zu sagen, dass die Dicke niemals singen wird, ist aber gewagt. Letzten Endes spielt Geld eine gewichte Rolle. Es ist der Kit aller politischen Verhandlungen und Problemlösungen. Und wenn sich genügend sozialistischen Utopien in das Selbstverständnis der westlichen Welt einschleichen, könnte dieses Geld (zumindest welches, das einen Wert hat) einfach ausgehen. Das wäre dann so etwas wie das Ende eines etwas größer angelegten sozialistischen Arbeiter und Bauern Staats.

Und darin sehe ich im Kern auch mittlerweile die eigentliche "Bedrohung" durch die Griechendland Krise: Weniger als Belastungsprobe der finanziellen Leistungsfähigkeit Europas als vielmehr ein voranschreiten des Sozialismus im europäischen Selbstverständnis.

Herzlich


nachdenken_schmerzt_nicht

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

augustin Offline



Beiträge: 128

20.07.2015 12:03
#41 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #37
Verglichen mit dem Millionenpotential an hier lebenden Menschen aus islamischen Ländern (und ich widerspreche schon den Ideen der Islam-Lobby-Verbände, diese Leute alle als "Muslime" zu vereinnahmen) ist der zahlenmäßige Erfolg der Islamisten doch überschaubar.


Überschaubar? Abgesehen von religiösen Splittergruppen wie den Aleviten oder der Ahmadiyya vertreten die unabhängigen islamischen Organisationen wie die Milli Görüs und IGD durchweg den politischen Islam. Samt Einführung der Scharia, sofern es die Mehrheitsverhältnisse zulassen.

Daneben noch die Grauen Wölfe samt angeschlossenen Moscheevereinen, die inzwischen eine Mischform aus Nationalismus und Islamismus propagieren.

Die Ditib entwickelt sich seit der Machtübernahme Erdogans in eine ähnliche Richtung.

Ab wann ist eine Bewegung zahlenmäßig erfolgreich?

Zitat
Aber für echte Wirksamkeit ist das Konzept "Islam" schlicht zu fade. Sex, Bier und Disko werden - wie immer in der Menschheitsgeschichte - die größere Attraktivität haben.



Wäre das so einfach, dann stimmt es merkwürdig, dass die Religion unter jungen deutschen Muslimen eine größere Rolle spielt als bei ihren Eltern und Großeltern.

Und es ist merkwürdig, dass in der Türkei, in der es bis vor einigen Jahren Sex, Bier und Diskos gab, mit großer Mehrheit Erdogan gewählt wurde, der versprach, genau das zu bekämpfen.

Unzucht, Tanz und Alkohol gab es in der islamischen Welt - insbesondere in der türkisch-islamischen - schon immer. Da galt trotzdem die Scharia, sie wurde nur nicht in jedem Punkt zu jedem Zeitpunkt durchgesetzt.

Zitat
Für jeden IS-Kämpfer leben dort nämlich locker zehn Jugendliche, die den Islamismus besser kennen als die grünwählenden Villenviertelbewohner - und ihn deswegen ablehnen. Die wissen auch, daß gegen Islamisten kein Stuhlkreis hilft, sondern eins auf die Fresse.



Woraus schlussfolgern Sie das?

Zitat
Und die Bundeswehr bietet trotz kargem Sold und anderen Nachteilen doch die attraktive Option, mal auf Islamisten schießen zu dürfen.



Die Bundeswehr bietet jungen Menschen vor allem die Option, ohne vorherige Berufsausbildung und mit niedrigen Einstellungsvoraussetzungen einen vergleichsweise gut bezahlten und angesehenen Job zu bekommen und ihnen nebenbei eine Berufsausbildung zu ermöglichen. Den Sold eines Hauptgefreiten muss man mit Burgerbraten erstmal zusammenbekommen.

Dass die Option von Islamisten getötet zu werden - die schießen nämlich auch mal zurück - attraktivitätssteigernd sein soll, möchte ich bezweifeln.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

20.07.2015 14:48
#42 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von augustin im Beitrag #41
Überschaubar? Abgesehen von religiösen Splittergruppen wie den Aleviten oder der Ahmadiyya vertreten die unabhängigen islamischen Organisationen wie die Milli Görüs und IGD durchweg den politischen Islam.

Milli Görüs: 27.000 Mitglieder
IGD: 600 Mitglieder

Von angeblich 4 Millionen Muslimen in Deutschland.
Ich werde weiterhin gut schlafen.

Zitat
dass die Religion unter jungen deutschen Muslimen eine größere Rolle spielt als bei ihren Eltern und Großeltern.


Es gibt halt in gewissen bildungsfernen Schichten einige Verlierer, die Defizite kompensieren müssen. Ich setze lieber auf die Mehrheit, die Spaß an Saufen und Feiern hat.

Zitat
Dass die Option von Islamisten getötet zu werden - die schießen nämlich auch mal zurück - attraktivitätssteigernd sein soll, möchte ich bezweifeln.


Ich empfehle die Unterhaltung mit Bundeswehrangehörigen. Die Soldaten türkischer oder arabischer Herkunft finden Taliban-Abschießen viel positiver als ihre "biodeutschen" Kameraden.

R.A. Offline



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20.07.2015 15:00
#43 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #40
Aus meiner Sicht werfen sie bei der Argumentation zwei grundsätzlich verschiedene Arten von „politischen Problemen“ durcheinander.

Weil ich die Unterscheidung zwischen "echten" und "phantasierten" Problemen für diese Diskussion irrelevant finde.
Beide Sorten werden in der politischen Diskussion gleich ernst genommen und gleich behandelt.

In der Realität sehe ich auch die trennscharfe Unterscheidung nicht. Fast jedes Thema hat sehr wohl einen gewissen realen Kern, und einen aufgebauschten Teil.

Nehmen wir doch das Waldsterbensbeispiel: Wir sind uns einig, daß das in erster Linie Hype war. Aber es gab durchaus einen wahren Kern - gewisse Emissionen waren unschön und auch für den Wald nicht gesund.
Und die Politik ist mit dem Problem in ganz typischer Weise umgegangen: Großes Geschrei über einige Jahre. Lösung eines Teils des realen Kernproblems (Abgasfilterung). Und ansonsten auf die lange Bank schieben (wir haben ja bis heute "Waldschadensberichte"). Das Problem ist nie "richtig" gelöst worden (weil es ja zum größten Teil auch nicht existent war), aber trotzdem nicht mehr wirklich vorhanden.

Zitat
Zu sagen, dass die Dicke niemals singen wird, ist aber gewagt.


Ich muß noch einmal präzisieren: Die Dicke singt durchaus immer wieder mal. Bei Kriegen, Naturkatastrophen, Revolutionen ...
Aber nicht im normalen, innenpolitischen Prozeß (und die Griechenlandkrise wurde nach 2010 zu einer "innenpolitischen" Frage der EU).

Und es ist natürlich auch nicht so, daß immer alles überall besser wird. Einige Sachen bleiben schlecht, manchmal sogar über lange Zeit und sehr schlecht, bei anderen gibt es explizit negative Entwicklungen.
Aber es kommt eben in der normalen Innenpolitik nie zu einem Crash - obwohl sich das viele Leute fast wünschen, weil das ständige Diskutieren und Kompromißgezerre sie nervt.

Nur in der Gesamtbilanz kann man deutlich sagen, daß die Lage insgesamt besser wird. Obwohl fast nie ein großes Problem "gelöst" wird.

Man hätte das vielleicht besser zeigen können, wenn man die "offiziellen Probleme" der letzten Jahrzehnte ausführlich durchsucht hätte. Das war mir aber deutlich zu viel Aufwand, deswegen die anekdotische Beschränkung auf Spiegel-Titelstories in drei ausgewählten Jahren.

Ulrich Elkmann Offline




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20.07.2015 17:18
#44 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #43
(wir haben ja bis heute "Waldschadensberichte").


Zitat von Tagesspiegel, 02.12.2011
Heute wächst der deutsche Wald um jährlich 120 Millionen Kubikmeter (von denen wiederum 100 Millionen wirtschaftlich genutzt werden), fast ein Drittel der Republik sind mit Wald bedeckt. Schon 1989 wurde der „Waldschadensbericht“ in „Waldzustandsbericht“ umbenannt.



http://www.tagesspiegel.de/kultur/die-de...ft/5910534.html

Nb.: die verwüsteten Flächen, die Mitte der 80er als gruseliger Beleg für die Versteppung der deutschen Walds ("Pershinggeschützte Dioxidsteppe" laut Stern) herhalten mussten, sind durch Walkürengesang erlöst worden. Das waren Grenzbereiche des Bayerischen Walds & Egertal, Fichtelberg & das Zittauer Gebirge, alles in unmittelbarer Nähe zur CSSR, die den ungefilterten Schwefel der böhmischen Schwerindustrie abbekamen. Für die Elbe bei Dresden ditto. Der "saure Regen" war keine deutsche Erfindung: das kam Anfang der 70er aus den USA: da war die Sorge die Versauerung der Großen Seen samt drohendem Absterben des gesamten Fischbestands. Hat dann 1977 zur Einführung erst des 2-, dann 3-Wege-Katalysators geführt. In DE (zumindest Nord-D) gehörte das seit ~1970/72 für lokale Museen zum Programm, zerfressene Sakralskulpturen von Kirchen & Domen vorzuführen, die durch Neuanfertigungen ersetzt worden waren. (Die korrekte Antwort wäre gewesen: "das passiert immer, wenn man Sandstein Regenwasser aussetzt, wenn auch langsamer. Nennt sich "Erosion" & hat 99% des CO2 der Atmosphäre in der Lithosphäre gebunden.") Das Tüpisch-Deutsche an le waldsterben war die blasenschlagende Hysterie & die Fixierung auf den Lingninanbau.

Neben den flächendeckend alles kahl mähenden apokalyptischen Reitern wie Ozonloch oder Treibhaus gibt es ja noch, was man "punktuelle" Drohungen nennen könnte: Einzelaspekte, in eng beschränktem Rahmen, die aber als Symptom für den Bösen Raubbau/Gaias Rache gehandelt werden. Da fällt alles Meduzynische (®Pippilotta Ephraimstochter) drunter: BSE, Spermienverlust & dgl.; das Große Artensterben ("Es gibt keine Maikäfer mehr" war 1973), Bienensterben, Korallenbleiche, seit gut 15 Jahren die "Plastikvermüllung" des Meers; seit einiger Zeit wartet die "endokrine Disruption" auf die Beförderung zur berittenen Truppe (die Studien scheinen sich ausnahmslos mit Amphibien zu beschäftigen; als ganz-alarmierend wird ein angeblicher massiver Geburtenüberschuss bei Mädchen ins Feld geführt... )



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

Martin Offline



Beiträge: 4.129

20.07.2015 19:44
#45 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #42
Ich empfehle die Unterhaltung mit Bundeswehrangehörigen. Die Soldaten türkischer oder arabischer Herkunft finden Taliban-Abschießen viel positiver als ihre "biodeutschen" Kameraden.


Das würde ich gerne besser verstehen: "Taliban-Abschießen" ist erst mal Menschen abschießen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies in der Führung der BW gut geheißen wird. Ob man dazu mal Frau vdL interviewen sollte?

Gruß, Martin

Paul Offline




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20.07.2015 20:12
#46 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #35
Bei der "globalen Temperatur" läuft das über 2 Schienen. Zum einen werden Messreihen an einzelnen Standorten verglichen. In den großen Hafenstädten gibt es da Reihen, die bis gut 200 Jahre zurückgehen. Das Netz der Messpunkte dünnt sich natürlich "nach hinten hin" aus; die einzelnen Messreihen tangiert das nicht, anders als die Frage, wie sehr der städtische Wärmeinseleffekt da hineinspielt. In Küstenstädten ist das sicher abgemildert. Zum anderen gibt es für Gebiete, in denen früher keine Thermometer aufgestellt waren, die Möglichkeit, Proxydaten zu verwenden - Indikatoren, aus denen sich Rückschlüsse auf Temperaturen ziehen lassen: Datum der Schneeschmelze, Ernteerträge, Anzahl der Hitzetage im Jahr; in geringerem Maß auch Isotopenverteilungen in Sedimenten. Für die Ermittlung über (bzw. jetzt unter) dem Meer werden die Verhältnisse zwischen den verschiedenen Sauerstoff- oder Kohlenstoff-Isotopen in Bodenproben verwendet, die temperaturabhängig sind. Da kann es mitunter haarig werden: eine der "Quellen" von Michael Mann für die Belegung einer sich rasant beschleunigenden Erwärmung, der Hockeyschlägerkurve, waren Baumringdaten einer Langlebigen Kiefer (engl. Bristlecone pine): wie sich herausstellte, 1 einzelnes Exemplar, ohne Vergleichsdaten und ohne Berücksichitung von anderen Einflüssen wie schwankender Niederschlagsmenge, Exponiertheit des Baums usf.

http://www.realclimate.org/index.php/arc...treeline-story/
http://wattsupwiththat.com/2008/03/19/tr...or-rain-gauges/

Mit den Satellitendaten siehts etwas anders aus: die werden seit 1979 kontinuierlich erhoben & zeigen von Anfang an andere Ergebnisse als die Bodenmessungen. Die Diskrepanz findet als Erklärung: hier wird etwas anderes gemessen: nämlich die zurückgestrahlte Strahlung im Infrarotbereich anstatt der Spot-Temperatur anderthalb Meter über der Erdoberfläche. Solche Diskrepanzen fallen nicht so auf, wenn man nur die eine oder die andere Massreihe präsentiert; ansonsten werden die "Homogenisierungen", "Angleichungen" o.ä. verwendet, um Äpfel mit Birnen vergleichbar machen zu können.





Danke, lieber Ulrich Elkmann, für die Erläuterungen.
Meine Skepsis ist bestätigt worden. "Äpfel mit Birnen vergleiche" trifft es wohl sehr gut. Schleierhaft, wie es möglich ist daraus politisch bestimmtes wirtschaftliches Handeln - EEG-Gesetz - abzuleiten.
Wir sehen auch was dabei herauskommt: Eine gigantische Geldverbrennungsanlage. Das ist jedenfalls meine Meinung.

LG, Paul

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JE SUIS JUIF

Ulrich Elkmann Offline




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21.07.2015 00:09
#47 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #34
Das gilt auch für das Ansteigen des Meeresspiegels!


"Tansanias Meeresspiegel übertraf während der letzten 4500 Jahre vermutlich das heutige Niveau. Meeresspiegel auf den Seychellen in den letzten 10 Jahren stabil"

Zitat von Die kalte Sonne, 20.07.2015
Der globale Meeresspiegel steigt und steigt – und das seit 15.000 Jahren. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass der Anstieg nicht kontinuierlich war und es Phasen gab, wo der Meeresspiegel stabil blieb, vielleicht sogar gefallen ist. Dies könnte z.B. in den natürlichen Kältephasen passiert sein, die es etwa alle 1000 Jahre gab.

Anhand von geologischen Methoden ist es möglich, die Meeresspiegelgeschichte zu rekonstruieren. Eine Forschergruppe um Sarah Woodroffe von der Universität Durham in Nordengland hat die Entwicklung des Meeresspiegels in Tansania und auf den weit vor der ostafrikanischen Küste vorgelagerten Seychellen näher unter die Lupe genommen. In einer ersten Studie, die im Mai 2015 im Fachblatt The Holocene erschien, rekonstruieren Woodroffe und Kollegen die Schwankungen an der Küste Tansanias der letzten 10.000 Jahre. Zunächst stieg der Meeresspiegel schnell an und erreichte vor 7900 Jahren ein Niveau um drei Meter fünfzig unterhalb des heutigen Niveaus. Neunhundert Jahre später erreichte das Meer dann den heutigen Stand. Der Anstieg verlangsamte sich daraufhin. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Meeresspiegel in der Folgezeit über dem heutigen Niveau lag. In den letzten 4400 Jahren fiel der Meeresspiegel dann wieder bzw. blieb konstant.




"Neue Studie der Universität Siegen: Meeresspiegel in der Nordsee steigt seit 100 Jahren mit konstanter Geschwindigkeit – keine Beschleunigung"

Zitat von Die kalte Sonne, 15.01.2015
Eine Forschergruppe um Thomas Wahl von der Universität Siegen hat sich jetzt die Meeresspiegelentwicklung der Nordsee für die vergangenen 200 Jahre anhand eines umfassenden Messnetzes von 30 Küstenpegeln näher angeschaut. Und die Studie fand Überraschendes: Der Meeresspiegelanstieg der Nordsee hat sich in den letzten Jahrzehnten keinesfalls beschleunigt. Vielmehr ist die Anstiegsgeschwindigkeit seit mehr als 100 Jahren, nach Ende der Kleinen Eiszeit, konstant geblieben. Im Durchschnitt hat sich der Meeresspiegel in dieser Zeit um 1,5 Millimeter pro Jahr erhöht, was nur etwa die Hälfte von dem beträgt, was man aus globalen Satellitenmessungen ableitet. Auch fand das Team um Thomas Wahl, dass es auf kürzere Sicht bereits im 19. Jahrhundert Phasen gegeben hat, in denen der Meeresspiegel rapide hochschnellte, in Größenordnungen die mit der heutigen vergleichbar sind.



Jeweils mit Link zu den Arbeiten.



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Paul Offline




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21.07.2015 16:00
#48 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #47



Lieber Ulrich Elkmann,
ich habe das Gefühl, dass je mehr ich über diese Dinge erfahre ("Was die Welt im Innersten zusammen hält.") meine Zweifel immer größer werden. Das Gefühl, dass ich am Ende nichts weiß wird immer größer.
Das geht mir beim Thema Erde so und auch beim Thema Universum.

Zum Thema Erde ist mir eingefallen, dass ich irgendwann mal was von der Volumenänderung der Erde gehört habe. Nach dem Eingeben des Stichwortes habe ich das gefunden:
https://books.google.de/books?id=PosT-cF...%20Erde&f=false

Da wimmelt es nur so von Theorien, von denen ich bisher nichts gehört habe.
-Entgasungskontraktionstheorie
-Expansionstheorie
-Fließhypothese
-Kontraktionstheorie
-Oszillationstheorie
-Theorie der Thermischen Zyklen

Ich weiß nicht, ob diese Theorien inzwischen überholt sind oder bestätigt werden konnten. Mir fehl auch die Kraft dazu, es heraus zu finden.
Aufgefallen ist mir, dass diese Wissenschaftler von Theorien oder Hypothesen ausgegangen sind.
Warum heißt es jetzt nicht auch Klimawandeltheorie oder Erderwärmungstheorie? Nein jetzt kommt alles, wie ich es wahrnehme als wissenschaftlich bewiesenes Ergebnis daher und wird mit einer geradezu fanatischen Glaubensinbrunst zum "Stein der Weisen" erhoben.
Das wäre nicht so schlimm. Schlimm wird es, wenn es zur Grundlage weltweiten politischen Handelns gemacht wird. CO2-Begrenzung, 2-Grad-Klimaerwärmung-Kampagne. Alles das mit einschneidenden ökonomischen Folgen.

Angefangen hat das mal, so wie ich das wahrgenommen habe, mit dem Verbot des DDT in den 1970er Jahren. "Wissenschaftlich" nachgewiesen wurde eine enorme Schädlichkeit für Menschen. Durch eine Kampagne, ähnlich der bei Fukushima, wurde das Verbot durchgesetzt. Gut, den Raubvögeln ging es wohl etwas besser (auch wohl nicht richtig nachgewiesen), aber weltweit starben Millionen Menschen an Malaria.
Immer wieder blasen "Rattenfänger auf der Flöte" und die Menschen laufen ihnen hinterher. Hätte nicht gedacht, dass dieses Märchen so einen Wahrheitsgehalt hat und noch dazu einen so aktuellen.

LG, Paul

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JE SUIS JUIF

Ulrich Elkmann Offline




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21.07.2015 20:10
#49 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #48
- Entgasungskontraktionstheorie / -Expansionstheorie / -Fließhypothese / -Kontraktionstheorie


Das liegt am unterschiedlichen Status dieser Modelle. Der Treibhauseffekt wird ja in aller Regel auch von Skeptikern, zweifelnden Thomassen, hartnäckigen Ketzern anerkannt (es gibt ein paar Ausnahmen, aber die sind in der Minderheit); nur wird die Heftigkeit bezweifelt, das Ausmaß, und vor allem, ob die Fixierung auf das Kohlendioxid dem Sachverhalt gemäß ist, weil es nur gut ein Viertel zum Gesamttreibhauseffekt beiträgt (bei Wasserdampf ist es die Hälfte; bei Methan das letzte Viertel). Die Klimaalarmisten können aber nicht gut mit "einer Hypothese" (also einem theoretischen Arbeitsmodell, das jetzt auf seine Triftigkeit abgeprüft werden muss) oder "einer Theorie" (also einer Hypothese, die einigermaßen rund ist & für die allerlei zu sprechen scheint) hausieren gehen, um umfassende Maßnahmen, Regelungen oder Verbote anzupeilen. Da sollte das schon so sicher sein wie die Kugelgestalt der Erde oder die schädliche Wirkung ionisierender Strahlung. (Bei letzterem haben wir auch so einen zweifelhaften Anwendungsfall: beim Röntgen ist die Minimierung der Expositionsdosis außerordentlich sinnvoll; aber die Angst vor jeglicher radioaktiver Strahlung spricht allen empirischen Befunden Hohn & ist seit Jahrzehnten nur noch Agitpropmittel der Anti-AKW-Liga.) Deswegen auch das große Bohei mit den "97 % aller Klimawissenschaftler", die vermeintlich hinter der These der K(atastrophalen) M(enschengemachten)
E(rderwärmung) stehen. Das läuft dann auf die Folgerung hinaus: "the science is settled", also "der Worte sind genug gewechselt, nun lasst uns endlich Taten sehn".

Die Wissenschaftler selbst sind mit der Verwendung des "Theorie"-Begriffs je nach Disziplin verschieden gelaunt. In der Geologie spricht keiner von der Kontinentalverschiebung als "Theorie" oder in der Astronomie vom heliozentrischen Weltbild oder dem Lebenszyklus von Sternen. Die Physiker haben das beibehalten & reden weiter von "Quantentheorie" & "Reletivitätstheorie", obwohl beide Bereiche nicht nur 97prozentig abgesichert sind, sondern jeden Tag milliardenfach ihre Gültigkeit beweisen (die Relativitätstheorie, die ja nur bei hohen Geschwindigkeiten, also richtig astronomischen, zum Tragen kommt, jedesmal dann, wenn ein Navi die richtige Position angibt: das Signal der GPS-Satelliten muss nämlich jeden Tag nachjustiert werden: zum einen läuft da drin die Zeit langsamer, weil die mit gut 25000 km/h um die Erde laufen (gut 20 Nanosekunden pro Tag), zum anderen läuft die Zeit schneller, weil die Schwerkraft in 800 km Höhe etwas geringer ist (gut 8 Nanosekunden pro Tag); macht isg. 12 ns nachstellen. Die Quantenphysiker sehen sich u.a. jedesmal bestätigt, wenn ein Transistor in einem Mikrochip seinen Zustand ändert. Das kommt mittlerweile öfters vor. Apples iPhone 6 hat 2 Milliarden Stück auf der Platine. Das herrscht übrigens auch die größte Energiedichte im bekannten Universum.) Wenn die Biologen von "Evolutionstheorie" sprechen, dann kommt das daher. weil das seit Vater Darwin so üblich ist & an sehr vielen Aspekten dieses Theoriegebäudes noch gezimmert wird & umgebaut worden ist; aber nicht, weil die Tatsache der Evolution, der Entwicklung der Arten, in Frage steht. Schöpfungsgläubige, zumal die, die sich die buchstabenstrenge Deutung z.B. des biblischen Schöpfungsberichts nicht nehmen lassen möchten, weden dann gern ein "it's just a theory", das ist ja bloß eine Theorie. Ist es nicht: umstritten ist, ob die Evolution allein aufs Individuum wirkt oder auch auf ganze Populationen; ob die Entwicklung der organischen Moleküle direkt da reinspielt & wie stark; ob es epigenetische Einflüsse gibt; ob das als kontinuierlicher Prozess oder in markanten Sprüngen in weitem Abstand ("punctuated equilibrium") stattfindet.

In der Regel ist der alte "bloß-Theorie"-Status hinfällig, wenn es in einem Fach so etwas wie eine "Vereinte Feldtheorie" gibt, auf die fast alle Grunderscheinungen zurückgeführt werden können. In der Biologie war das die Evolutionstheorie (und zwar in der Variante des Neodarwinismus aus den 30er Jahren), in der Chemie die Entwicklung des Periodensystems der Elemente, in der Astronomie der Nachweis des Urknalls, die der Geologie der magnetische Nachweis des Sea Floor Spreading östlich & westlich vom Mittelatlantischen Rücken. Seitdem sind dann so durchaus ingeniöse Erklärungsmodelle wie das Phlogiston, das "steady state"-Modell des Universums nach Fred Hoyle, die Goethesche Farbenlehre oder die Annahme einer "Krebspersönlichkeit" Ausstellungsstücke im Kuriositätenkabinett der Ideengeschichte, gleich neben dem Hundertjährigen Kalender: nein, was unsere Ahnen doch für wirres Zeug geglaubt haben ... (100 Jahre später kann man dann fein eine Dissertation dazu bauen, dass das durchaus nicht so schlicht war: das ist dann aber eine andre Baustelle).

Die Kontraktions- & Fliesshypothesen kommen aus diesem Schrank, Schubfach "Geologie": das sind Versuche, aus den bekannten Eigenschaften von Materie (zieht sich zusammen, wenn sie abkühlt), eine Erklärung für die Gestalt der Erdoberfläche zu basteln: Die Erde hat sich in den letzten 3-4 Milliarden seit ihrer Entstehung abgekühlt, zumindest aussen & ist geschrumpelt wie eine Apfelsine. Voilá: die Alpen. Seit Alfred Wegener ist klar, daß sich hier Kontinentalplatten übereinanderschieben & zusammenfalten; der Antrieb ist die Wärme durch den Zerfall radioaktiver Elemente im Erdkern; somit entfällt auch das Schrumpeln. Die "Expansionstheorie" ist ein anderes Kaliber: eine herrlich abgefahrene "Aussenseitertheorie" (wie in der Astronomie beispielsweise Hörbigers Welteislehre oder in der Vorgeschichte alles, wo der Name "Atlantis" auftaucht), so als hätten Erich von Däniken und Karl Valentin sich zusammengesetzt, um uns mal "die Erde zu erklären". Watt issene Erdball? Atome, viele Atome, die ballen sich zusammen. Wo kommen die her? Aus dem Nichts (das hat Energie; manche Quantenesoteriker reden heute von "Vakuumenergie"; die gibts zwar, aber man kann damit nix antreiben, schon gar kein Raumschiff Enterpreis). Das kondensiert in Form von Atomen, zuerst als die schwersten Elemente (Uran bis Eisen), dann weiter draussen, wo die weniger Schwerkraft erzeugen, als leichtere Elemente, bis hin zum Wasserstoff. Diese Atomsammlungen wirken aufs Vakuum wie ein Sauger, die immer mehr, tja, "dunkle Energie" zum Kondensieren bringen: was also in Form von Himmelskörper vorhanden ist, wird immer umfangreicher, grösser & schwerer. Neugeborene sind Asteroiden. Und hier kommt die Erdoberfläche ins Spiel: im Lauf der Jahrmilliarden hat sich die Erde aufgebläht & die oberste Schicht, leichter als die darunter liegenden, ist zerrissen & als die heutigen Kontinente übriggeblieben. Das geht natürlich so weiter: erst langsam (weshalb die Erde nach so langer Zeit noch intakt ist), dann exponentiell immer schneller: der Jupiter hat sich schon mächtig aufgepumpt; natürlich wird das immer heisser; irgendwann verdunstet das ganz & wir haben Sterne. Und die blasen sich noch weiter auf, bis am Schluss der Ballon als Supernova platzt. (Das ist die vollerblühte chemisch-kosmische Variante von Samuel Warren Carey, O. C. Hilgenberg, der dieses Ei ausgebrütet hat, hat bei der Erdausdehnung Schluss gemacht.) Hier eine Computeranimation (leider [leider?] nur auf Englisch).

Allerdings haben die Aushecker ausser sich selbst keinen Fachkollegen überzeugen können (u.a. weil explodierende Sterne doch recht selten sind), nicht mal, so weit ich sehe, einen Science-Fiction-Autor auf der Suche nach absolut abgefahrenen Ideen. Das Schrägste in dieser Hinsicht sind 3 Erzählungen, über einen Zeitraum von 80 Jahren verteilt, die im Grund dieselbe Geschichte erzählen: die Planeten sind in Wirklichkeit die Eier von Weltraumdrachen, & irgendwann hat die Sonne sie ausgebrütet & die Drachen schlüpfen, zuerst der Mars, und dann beginnt es unter den Füßen zu rumoren...: Jack Williamson, "Born of the Sun" (1934), Nelson S. Bond, "And Lo! the Bird" (1950) (wo der Mutterdrache ankommt, um die Brut im Obhut zu nehmen) & Albert Cowdrey, "Revelation" (2006). Auf der Scheibenwelt von Terry Pratchett ist das eine andere Sache: die ruht ja auf 4 Elefanten, die auf dem Rücken einer Schildkröte, A'Tuin, stehen, und im 2. Roman des Zyklus, The Light Fantastic/Das Licht der Phantasie, schwimmt (fliegt? driftet?) sie (endlich ist die Frage nach dem Geschlecht geklärt, über das sich die Zauberer der Unsichtbaren Universität seit ewig beharkt haben! Siehe oben, "vereinigte Feldtheorie") in die Nähe einer roten Sonne, um ihre Eier ausbrüten zu lassen: das war der Grund für die Globale Scheibenwelt-Erwärmung. Wissenschaft ist sowat von herrlichet. In der BBC-Verfilmung von 2009 bildet das den Schlusspunkt (zu sehen hier, von 1:17:00 bis 1:19:20).



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.547

21.07.2015 20:57
#50 RE: Die Dicke singt nicht Antworten

PS: Noch mehr ausgebrütete Himmelskörper:

Vachel Lindsay (1879-1931) - "Yet Gentle Will the Griffin Be"

The moon? It is a griffin's egg,
Hatching to-morrow night.
And how the little boys will watch
With shouting and delight
To see him break the shell and stretch
And creep across the sky.
The boys will laugh. The little girls,
I fear, may hide and cry.
Yet gentle will the griffin be,
Most decorous and fat,
And walk up to the milky way
And lap it like a cat.

Der Mond, das ist ein Greifenei,
Und der schlüpft morgen nacht.
Die Jungens freuen sich und sehn's
wie er sich davon macht,
die Schale bricht, die Flügel spreizt
und übern Himmel heizt.
Die lachen, doch die Mädchen (will mir scheinen)
verstecken sich wohl eher und weinen.
Er ist ein freundliches Getüm,
und fliegt als ungeheueres Spätzchen
zur Milchstrasse, mit Ungestüm,
und schlabbert sie wie ein Kätzchen.



Und, ganz neu, aus der Ära des Zwölften Doktors: "Kill the Moon" (Okt. 2014)

Zitat
The Doctor explains that the Moon is really a 100-million-year-old egg, the creature inside ready to hatch, and the spider-like creatures the equivalent of microbes on the surface of the egg. ... At the last moment, the Doctor returns, knowing they have decided to allow the creature to live, and rescues them from the Moon as it starts to crumble.

Back on Earth, the four watch as the winged creature hatches and flies away, the shell of the Moon harmlessly disintegrating.


https://en.wikipedia.org/wiki/Kill_the_Moon

Zitat
Über Logik und Plausibilität sollte man in Kill the Moon lieber nicht all zu genau nachdenken. Eine Beeinträchtigung des Sehgenusses könnte die Folge sein.

Der Mond, der in Wahrheit ein Ei für ein gigantisches Weltraum-Wesen ist - das ist ja zunächst mal ein bemerkenswert kreativer Einfall! Problematisch daran ist jedoch die Sache mit der Gravitation. Ein Ei ist - ich erlaube mir hier, Wikipedia zu zitieren - ein „durch seine Hülle in gewissen Grenzen abgeschlossenes System und bietet dem sich entwickelnden Wesen für eine begrenzte Zeit einen Schutzraum. In diesem Raum befindet sich zu Anfang ein Depot an Substanzen, die Energie und Körpermasse liefern. Das Stadium des Eis wird durch das Schlüpfen beendet, meist wenn das Depot fast vollständig vom Lebewesen aufgebraucht ist.“ Ein Ei verändert nicht seine Masse, sofern es nicht von außen Materie zugeführt bekommt. Von daher sollte sich die Gravitation des Mondes durch ein im Inneren heranwachsendes Wesen eigentlich nicht verändern.



http://www.serienjunkies.de/drwho/review...l-the-moon.html



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