Mir wird bei diesen Gedanken immer mehr klar, dass sich eine Gesellschaft, über die Gesetzgebung hinaus, mit dieser Fragestellung beschäftigen muß. Politische Aufklärung und in diesem Sinne der Versuch von Einflußnahme auf die Bürger, sehe ich in diesem Lichte zumindest nicht mehr ganz so zweifelhaft wie bisher. Es ist ein schmaler Grat, da mache ich mir nichts vor. Aber den "breiten, gepflasterten Weg zum Glück" scheint es nicht zu geben.
Indessen ist dabei doch das nicht geringe Problem dies, lieber n.s.n., dass jeder so seine eigene "Aufklärung" hat. Selbstverständlich bin ich der Auffassung, dass die Leut da draußen insofern unaufgeklärt sind als sie nicht so denken wie ich . Anders gesagt: Den Aufklärungsstoff als überpersonal-objektiv hinzustellen ("jeder Vernünftige muss dieses annehmen, wenn nicht, ist damit die Unvernunft bewiesen") ist ein dirty trick. Es empfiehlt sich m.E. sehr, den ominösen Begriff der Aufklärung mit spitzen Fingern anzufassen, jedenfalls, wenn nicht hinzugefügt wird, was denn der Stoff der Veranstaltung sein soll - zum Mindesten sollte geklärt werden, wer eigentlich die Aufklärer aufklärt oder aufgeklärt hat .
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #75 Möglicher Weise ist es dieses Problem (ein drohendes Schwinden der überwiegenden gesellschaftlichen Mehrheit für unsere bisher als selbstverständlich akzeptierte Normen), das nicht wenige ratlos und mit ungutem Gefühl im Bauch, bei der aktuellen politischen Krise, zurück lässt. Ich glaube zumindest, dass es in etwa beschreibt, was meine persönliche innere Unruhe zu nicht kleinen Teilen begründet.
Was "bisher als selbstverständlich akzeptierte Normen" angeht, so sind da gar viele. Zum Beispiel die als selbstverständlich akzeptierte Norm, dass ein Wahlrecht für Frauen überhaupt nicht in Betracht kommen kann. Aus diversen guten Gründen, zum Beispiel dem, dass dadurch das Eheleben durch etwaige Differenzen in dieser Angelegenheit gestört wird. Dergleichen Argumente waren mitnichten als Lachnummer gedacht. Das "bisher" ist in diesem Fall zwar schon etwas länger her (in D knapp 100 Jahre, in Frankreich interessanterweise erst ca. 70 Jahre), macht aber deutlich, dass "bisher" nicht unbedingt "empfiehlt sich auch für die Zukunft" heißen muss.
Pluralismus und Normenerneuerung sind also die Themen. Klar, mann muss beides nicht unbedingt mögen - is aber doch eigentlich ur-liberal, wenn das der Fall ist, oder?
Zitat von nachdenken_schmerzt_nicht im Beitrag #75 Als ich mir das ganze nochmal durch den Kopf gehen ließ, kam mir eine für mich äußerst aufschlussreiche Diskussion in ZkZ in den Sinn. In dieser wies damals der geschätzte Emulgator darauf hin, dass für die Wertestabilität unserer Gesellschaft nicht nur unsere Gesetze und die Überwachung derer Einhaltung notwendig ist, sondern vor allem auch eine ganz überwiegende gesellschaftliche Mehrheit, die genau diese Gesetze als Norm akzeptiert und auch bereit ist sich danach zu verhalten.
Ehrlich gesagt, werter nsn, bin ich überrascht. Sie sind ein von mir überaus geschätzter Teilnehmer und stehen mir politisch nahe. Und Sie kommen erst jetzt auf die Idee, dass die Diskussion den Kern des Problems übersieht? Kann es sein, dass Sie sich auch von den stillschweigenden Tabus haben beeinflussen lassen? Ich habe, wie auch andere schon zugaben, nur wenig Beiträge geschrieben, da ich produktiv nichts beitragen konnte. Und meine Meinung ist ja hinreichend bekannt. Aber Ihre letzte Aussage motiviert mich doch noch mal.
Die Ereignisse der letzten Wochen haben dazu geführt, dass über einige Nachteile der starken und größtenteils unkontrollierten Einwanderung gesprochen wird. Dazu gehört die mögliche Einwanderung von Terroristen oder Schwerkriminellen sowie sexuelle Straftaten im Rahmen größerer Gruppen von Immigranten. Was weiterhin kein Thema ist: dass mehrere Millionen Menschen nach Deutschland kommen, die in so ziemlich jedem Bereich eine andere Lebenseinstellung haben als die derzeitige Mehrheitsgesellschaft. Sei es Rechte von Frauen, Kindern und Minderheiten. Kindererziehung. Wechselwirkung von öffentlichem und privaten Leben (zB. freiwillige Rücksichtnahme), Freiheit der Presse und Kunst, Kleidungsgepflogenheiten, Essensgepflogenheiten... es gibt keinen mir bekannten Bereich, in dem Menschen aus dem islamischen Raum uns ähneln würden. Die derzeitige mediale Öffentlichkeit und sehr viele Bürger glauben jetzt, diese Andersartigkeit sei kein Problem; im Gegenteil sei unsere relative Homogenität ein Problem. Ich sehe das anders.
Ich bringe mal ein Beispiel um meine Position zu verdeutlichen. Als einer meiner Söhne im Krankenhaus lag, lag im gleichen Zimmer auch ein islamisches Kind. Das islamische Kind hatte von seinen Verwandten zum Einschlafen eine Spieluhr erhalten. Diese Spieluhr spielte eine Melodie, die ich als extrem verstörend empfand. Die Tonfolge war für mich kaum zu ertragen - offensichtlich war meine kulturelle Prägung, wie eine Kinderspieluhr zu klingen habe, schon fundamental anders als die Prägung im islamischen Raum. Entsprechend hat auch mein Sohn die Spieluhr nicht gerade geliebt. Dieses Beispiel ist an Harmlosigkeit kaum zu überbieten und entzieht sich auch jeder Kritik: natürlich haben die Eltern des islamischen Kindes das Recht, ihrem Kind eine Spieluhr nach dessen Geschmack zu geben. Der Punkt ist nur der: "Anders" ist keineswegs immer besser; "Anders" ist noch nicht mal immer gleichgut; "Anders" ist in fast allen Fällen "störend". Das ist eine fundamentale menschliche Eigenschaft. Ich bin erstaunt, dass diese Wahrheit, dieser Fakt (bezogen auf den Durchschnitt der Menschen) plötzlich wegdiskutiert, ja sogar als NAZI-These abqualifiziert wird, wo diese Tatsache uns doch jeden Tag an jedem Ort begegnet. Die einen wollen eine OpenAir-Konzert in der Innenstadt, die anderen beschweren sich wegen Ruhestörung. Die einen wollen eine Schnellstraße, die anderen unzersiedelte Natur. Die einen wollen eine gendergesteuerte Planwirtschaft, die anderen Freiheit zur Selbstverwirklichung. Die einen wollen Frauen verhüllen, die anderen tiefe Ausschnitte und kurze Röcke. Die einen wollen das Land flächendeckend mit Windrädern überziehen, die anderen die 10fache Bauhöhe als Mindestabstand. Man beachte dabei, dass ich weder das eine noch das andere als richtig oder falsch bewerte; ich stelle blos fest, dass wir im Übermaß mit Situationen konfrontiert sind, in der eben nur A oder B geht, aber nicht beides. "Anders" ist eben nicht automatisch besser und noch nicht mal gleich, weil in zu vielen Fällen nicht beides gleichzeitig geht.
Was natürlich geht, und da sollten wir uns in ZkZ einig sein, ist das Recht im Privatbereich zu tun und zu lassen, was die Gesetze halt hergeben. Wobei man schon erwähnen darf, dass gerade in Deutschland die Diskussion bisher anders ablief. Da gab es sehr wohl massenhaft "Moral"diskussionen die darauf abzielten, privates Verhalten zu diskreditieren. Doch abseits davon bleiben Millionen Einwanderer ja nicht ununterbrochen in ihren Unterkünften. Selbstverständlich beanspruchen die auch öffentlichen Raum und zwar nicht zu knapp. Die Einwanderung von Millionen islamischen Menschen führt ZWINGEND dazu, dass um die Regeln, die Standards im öffentlichen Raum konkurriert wird. Und genau diese Diskussion findet in Deutschland nicht statt und wird weiterhin recht heftig unterdrückt. Ich kann zum Beispiel (inzwischen) in Leserkommentaren erwähnen, dass es Statistiken zum überproportinal hohen Anteil von Migranten bei bestimmten Straftaten gibt. Was weiterhin (mit sehr wenigen Ausnahmen) nicht veröffentlich wird, ist die simple Aussage "Ich mag die islamische Alltagskultur nicht". Dabei ist auch diese Aussage weder rassistisch noch diskriminierend; genauso wenig diskriminierend wie die Aussage "Ich mag die katholische Kirche nicht" oder "Ich mag die Bundeswehr nicht" oder "Ich mag die Bayern nicht".
Deutschland hat seit Jahrzehnten sein öffentliches Leben darauf gegründet, dass mit mehr oder weniger regiden Methoden eine Art "Konsenskultur" hergestellt wird. Abweichungen wurden gerade NICHT als Bereicherung geschätzt. Jetzt kommen Millionen Menschen zu uns, die wirklich anders sind und plötzlich wird nicht nur Toleranz befohlen - sondern darüber hinaus werden auch noch wohlwollende Gefühle befohlen. "Ihr habt gefälligst die islamische Kultur toll zu finden! Ist eine Bereicherung! Und wer das anders sieht, ist ein Nazi!" Ich persönlich gehe sogar so weit: ein paar dutzend oder auch ein paar hundert eingewanderte Terroristen werden unser Land weniger verändern, als Millionen islamische Männer, die in ihren Familien islamische Vorstellungen von Partnerschaft, Erziehung, religiösem Alltag und sozialer Interaktion durchsetzen. Die Mehrheit der Politiker, Künstler, Journalisten und Bürger sieht das aber weiterhin anders. Die glauben weiterhin die größte Veränderung wird sein, dass in den Kinos vermehrt türkischsprachige Kinofilme laufen und in den Geschäften mehr islamische Lebensmittel angeboten werden.
Und das in einem Land, in dem die peinliche Anmache eines Politikers gegenüber einer Journalisten (Privatbereich!) zu wochenlanger (!) Diskussion führte.
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #77Und Sie kommen erst jetzt auf die Idee, dass die Diskussion den Kern des Problems übersieht? Kann es sein, dass Sie sich auch von den stillschweigenden Tabus haben beeinflussen lassen?
Ich fand zumindest den Gedanken, dass die konsequente Einforderung und Überwachung der Einhaltung geltenden Rechts durchaus ausreichend sein könnte für die Wertestabilität innerhalb einer Gesellschaft, lange Zeit nicht abwegig. - Dass dabei nicht wenige Politiker auf den Gedanken kommen, mit einem „verteilten Grundgesetz bei Einreise“ das Problem der „Gesetzestreue“ lösen zu können, kann man dabei ja durchaus als Hinweis interpretieren, dass dieser Gedanke auch anderswo gedacht wird.
Der für mich neue Gedanke ist, dass dies wohl deswegen nicht hinreichend für eine wertestabile Gesellschaft ist, da konsequente Einforderung und Überwachung der Einhaltung geltenden Rechts nur in dem Fall ausreicht, dass dieses geltende Recht weitestgehend vollständig akzeptierte Normen der Gesellschaft umfaßt. Sobald ein goßer Teil der Gesellschaft die Normen nicht akzeptiert, bringen auch die Gesetze dazu nichts mehr.
Anschauliches Extrembeispiel, nur um den Punkt klar zu machen: Wenn Sie eine Gesellschaft haben, in der 50% der Bevölkerung Selbstmordattentate als legitimes Mittel der politischen Auseinandersetzung sieht, kann wohl auch kein Gesetz mehr die politische Debatte einer solchen Gesellschaft in uns bekannte Bahnen lenken.
Es geht dabei in meinen Augen nicht so sehr um die Verschiedenartigkeit, so wie ich ihr Beispiel verstehe. Die gibt es natürlich, aber sie ist in meist kein wirkliches Problem. Vor allem in den Teilaspekten des Privatlebens. Ein Problem wird sie lediglich dort, wo die Verschiedenartigkeit sich in Dingen manifestiert, die konstituierend für unser aller tägliches Leben sind. Verzicht auf Selbstjustiz. Gleichberechtigung von Frau und Mann. Selbstbestimmung und Unversehrheit des Individuums. Und ähnliches. Diese Problem beseitigt man nicht durch Gesetze und der Überwachung derer Einhaltung, sondern es löst sich erst auf, wenn die Normen auf denen unsere derzeitigen Gesetze basieren, wieder vollständig in der Gesellschaft akzeptiert sind.
Es macht daher auch einen Unterschied, ob Vergehen gegen Gesetze in einer Gesellschaft als einzelne Verstöße gegen die Norm oder ob sie als Selbstverständnis einer neuen (anderen) Norm auftreten. Daher ist es auch in meinen Augen so falsch, das was zum Beispiel in Köln geschehen ist, mit den sexuellen Übergriffen zu vergleichen, die es natürlich auch hier schon immer gab. Das eine ist möglicherweise zuallererst die Konsequenz einer "anderen Norm", während das andere zuallererst ein Gesetzesbruch ist - und das macht (auch in der Konsequenz) einen ganz wesentlichen Unterschied.
Natürlich ist mir schon seit einiger Zeit, wie Ihnen und anderen auch, manchmal (mehr als) unwohl bei den Veränderungen, welche da auf uns zukommen (könnten). Aber bei der Unterscheidung zwischen Ressentiment (denen man immer schnell verfällt) und echtem Problem, hilft mir persönlich der skizzierte Gedanke zumindest weiter. Ganz davon abgesehen, dass er für mich auch einige sehr grundlegende, neue Einsichten bereit hält.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Werter nsn, Ich formuliere es noch mal anders. Nicht die Existenz von Andersartigkeit sehe ich als Problem, sondern die daraus entstehende Konkurrenz. Eine solche Konkurrenz gibt es im Privatbereich weitgehend nicht, bei jeder anderen Lebensäußerung aber schon. Ganz konkret: Gesetze sind nur ein sehr grober Rahmen zur Organisation des Alltags. Die Vielzahl an sozialen Normen sind viel wichtiger. Würde Jemand zum Beispiel in vollem Umfang ausnutzen, wie viel "Lärm" man machen darf in Form von Gartenarbeit, Putzen, Waschen, Musizieren und so weiter, dann kann das schon echt heftig werden. Nachbarschaft beruht in vielen Fällen darauf, dass man gerade NICHT alles tut, was man darf. Und warum tut man so selten, was man tun dürfte? Warum testet man die Grenzen so selten aus? Weil man in sehr vielen Fällen sehr, sehr ähnlich denkt wie alle Menschen drumherum. Man testet die Grenzen nicht aus, weil man selbst kein Interesse an diesen Grenzhandlungen hat.
Wenn aber vollkommen anders sozialisierte Menschen auf ihren Rechten bestehen werden...?
___________________ Kommunismus mordet. Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #79Werter nsn, Ich formuliere es noch mal anders. Nicht die Existenz von Andersartigkeit sehe ich als Problem, sondern die daraus entstehende Konkurrenz. Eine solche Konkurrenz gibt es im Privatbereich weitgehend nicht, bei jeder anderen Lebensäußerung aber schon. Ganz konkret: Gesetze sind nur ein sehr grober Rahmen zur Organisation des Alltags. Die Vielzahl an sozialen Normen sind viel wichtiger. Würde Jemand zum Beispiel in vollem Umfang ausnutzen, wie viel "Lärm" man machen darf in Form von Gartenarbeit, Putzen, Waschen, Musizieren und so weiter, dann kann das schon echt heftig werden. Nachbarschaft beruht in vielen Fällen darauf, dass man gerade NICHT alles tut, was man darf. Und warum tut man so selten, was man tun dürfte? Warum testet man die Grenzen so selten aus? Weil man in sehr vielen Fällen sehr, sehr ähnlich denkt wie alle Menschen drumherum. Man testet die Grenzen nicht aus, weil man selbst kein Interesse an diesen Grenzhandlungen hat.
Wenn aber vollkommen anders sozialisierte Menschen auf ihren Rechten bestehen werden...?
Wenn Fremde ins Land kommen, dann wissen sie schon gar nicht um die vielen kleinen 'Normen', sie tun entweder das, was sie von zuhause aus gewöhnt sind, oder sie orientieren sich an ihrer Umgebung. Das Letztere ist ein Lernprozess, bräuchte aber auch eine in sich einigermaßen homogene und verfestigte Umgebung.. In den USA hatte ich den Eindruck, dass es entweder Ghettos gibt mit ihrem eigenen Lebensstil, oder eben klare Anpassung. Nun sehe ich aber hier die Umgebung der Flüchtlinge nicht unbedingt homogen und auch nicht Stärke vermittelnd. Was schnell gelernt wird ist, dass wir eine sehr nachsichtige Justiz haben, eine eher schwache Polizei. Leute, die sich um die Migranten kümmern tragen sehr viel Mitleid und Hilfsbereitschaft mit sich herum, was eher als Schwäche ausgelegt wird. Wir haben sehr viele Mitmenschen, die sich wenig um unsere Regeln scheren und damit das ungünstige Beispiel geben. Und wir haben viele eher professionelle Flüchtlingshelfer, die keine Normen, aber alles Wissen vermitteln, um das Maximum aus unserer Gesellschaft zu ziehen. Das funktioniert nicht. Die normative Kraft ist eher der Arbeitsplatz. Den werden und wie ich vermehrt lese, wollen die Migranten aber so schnell nicht kennen lernen.
In den USA ist das anders. Die US-Amerikaner vermitteln ein deutlicheres Selbstbewusstsein und auch die Erwartungshaltung, dass jeder seines Glückes Schmied ist. Hilfestellung gibt es meist nur so viel wie nötig. Die USA wären das bessere Einwanderungsland.
Zum Thema "Integration" - neben "Inklusion" und (neudeutsch) "Empowerment" (früher mal "Teilhabe") eines der neuen Wieselworte, die die "soziale Gerechtigkeit" beerbt haben: beim ersten Hinsehen glaubt man etwas Wünschenswertes auszumachen, aber bei jedem näheren Hinschauen zerfällt das in Nichts & Widersinn - zitiere ich mal dies von der Achse:
Zitat von 'Jetzt mit deutscher Illusionsnummer: Das große Integrationsquiz', 22.02.2016Ein schönes Beispiel für diese erfolgreichste aller Integrationsstrategien ist ein Brief aus dem Jahre 1819 von John Quincy Adams, damals amerikanischer Außenminister und späterer Präsident, an einen Bürokraten aus Deutschland, der sich mit dem Ansinnen, nach Amerika auszuwandern, an Adams gerichtet hatte und mit diesem Ansinnen unverschämterweise die Forderung verband, man möge ihm von Seiten des amerikanischen Staats doch bitte eine Anstellung anbieten. Adams‘ Antwort, welche die amerikanische Nachrichtenseite Federalist (*) ausgegraben hat, hat es in sich: „Die amerikanische Regierung hat nie Maßnahmen ergriffen, um Emigranten aus Europa zu ermutigen oder einzuladen. Sie hat nie dazu angestiftet, Bürger anderer Staaten anzuregen, ihrem Land den Rücken zu kehren und Bewohner dieses Landes zu werden. […] Weder die Regierung des Bundes, noch jene der einzelnen Staaten, sind unkundig bezüglich des Zusatzes an Stärke und Wohlstand, der unserer Nation dank der Aufnahme einer Masse von gesunden, fleißigen, und frugalen Arbeitern zuteil wird. Bewusst sind wir uns auch der großen Vorteile, welche diesem Land widerfuhren, und weiterhin widerfahren, aufgrund der Einwanderung solcher Adoptivkinder aus Deutschland.“ ... Emigranten aus Deutschland, oder anderswo, sollten daher, wenn sie hierher kommen, keine Gefälligkeiten von den Regierungen erwarten. Sie können erwarten, wenn sie Staatsbürger werden, die gleichen Rechte zu genießen wie hier Geborene. […] Sie kommen in ein Leben in Unabhängigkeit, aber auch ein Leben der Arbeit - und, wenn sie sich an den moralischen, politischen, und physischen Charakter dieses Land nicht anpassen können, mit all seinen sich ausgleichenden Stärken und Schwächen, dann steht ihnen immer der Atlantik offen, um in das Land ihrer Geburt und ihrer Väter zurückzukehren. Um eine Sache sollten sie sich Gedanken machen, wenn sie in Amerika ihr Glück zu finden versuchen. Sie müssen ihre europäische Haut abstreifen, für immer. Sie müssen nach vorne in die Zukunft schauen, und nicht zurück zu ihren Vorfahren.“
Es ist genau Adams‘ laissez-faire-Ansatz zum Thema Integration, der - schwanger mit unangenehmen Notwendigkeiten — aus den Vereinigten Staaten den weltbekannten Schmelztiegel gemacht hat.
Keines der "klassischen" Einwanderungsländer hat sich je um die Integration der Zugezogenen bemüht, um ein Entgegenkommen, um Ausgleich in kulturellen oder religiösen Differenzen. All das blieb den dann entstehenden Gemeinschaften vorbehalten - in den USA zunächst ab Mitte des 17. Jhdts den religiösen Splittergruppen, die ihre eigenen Dörfer an der Ostküste gründeten (& da waren die Puritaner ("Pilgerväter") auf Augenhöhe mit den Wiedertäufern ("Mennoniten")), dann v.a. ab 1844 die Iren, die Südeuropäer (va die Italiener), die Osteuropäer, zuletzt die Hispanics. Die Ostasiaten haben bekanntlich eine eigene Geschichte. Übrigens läuft das Muster der Akkulturation auch in Lateinamerika nach diesem Muster ab. Zugespitzt läßt sich sagen: wenn Runde Tische, Integrationsbehörden und interkulturelle Quoten aufs Programm gesetzt werden, liegt ein Eingeständnis des Scheiterns vor.
Zitat von The Federalist, Aug 18, 2014We often hear about the glory days of immigration when America threw open her arms to the huddled masses, but one thing you don’t hear about is how those people had to make it on their own without a government safety net. There was plenty of private charity, which was highly encouraged, but health care, a minimum-wage job, college entrance, housing, legal representation, and education certainly weren’t promised—not like today. ... Adam’s letter reveals this fact like nothing else. It is difficult to find (it was printed in Niles’ Weekly Register, Volume 18, in 1820), and it would be a surprise if most politicians today have even read it—but they should.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
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