Ich denke, dass Merzens Chancen sich deutlich erhöhen würden, wenn die Parteimitglieder in einer Urabstimmung den neuen Vorsitzenden wählen dürften. Mir ist die Delegiertenstruktur der CDU zwar völlig unbekannt, aber ich vermute, dass es in deren Reihen doch überproportional viele Merkelianer gibt (was nach all der Zeit kein Wunder wäre) und AKK als Generalsekretärin in diesen Kreisen eine Vernetzungsdichte genießt, von der Spahn und noch viel mehr Merz nur träumen können.
Aber ich lasse mich gern überraschen. Vielleicht zeigt der Kanzlerwahlverein nach den vielen Jahren der Alternativlosigkeit ja doch ein unerwartetes Gesicht, wenn sich ihm Alternativen bieten.
Zitat von R.A. im Beitrag #13 Wäre anhand der reinen Wahlergebnisse auch meine Vermutung. Aber die Wählerwanderungsstatistiken passen da nicht so ganz.
Ich persönlich verstehe nicht wie man diese Wählerwanderungsstatistiken auch nur für fünf Cent ernst nehmen kann. Die selben Demoskopen die vor Wahlen mehrere Prozentpunkte(!) neben dem Ergebnis liegen, die selben Demoskopen die haushohe Siege für Hillary Clinton und Martin Schulz vorhergesagt haben, sollen genau wissen welche Wähler von wo nach wo gegangen sind. Warum sollte die Leuten bei solchen Befragungen auch nur ein bischen ehrlicher sein als bei der Angabe ihrer Wahlpräferenz?
Zitat "Linkes Lager" ist inzwischen schwer abzugrenzen, mit einer nach links gerutschten CDU, mit sich bürgerlich bis reaktionär gebenden Grünen und einer AfD, die durchaus in NS-Tradition Arbeiter mit sozialistischen Versprechen anlockt.
Bei der CDU würde ich Dir recht geben, AfD und Grüne dagegen sind problemlos einzusortieren. Rechts bedeutet ja nicht, dass sozialistische Ideen abgelehnt werden, die Nationalsozialisten waren ja nun auch ausgesprochen rechts und dennoch Sozialisten reinen Wassers. Und die Grünen sind auch bereit einen brachialen Obrigkeitsstaat umzusetzen, wenn er die eigenen Ideen nur umsetzt. Entscheidend scheint mir aber das folgende zu sein: Bei all dem was die Grünen zulegen hat die SPD bisher noch deutlich mehr verloren.
Zitat Merz wird womöglich seine Vergangenheit auf die Füsse fallen.
Das befürchte ich auch. Eine Heuschrecke als Parteichef ist eine Steilvorlage für linke Politiker und Medien.
Es wäre aber ein amateurhaftes kommunikatives Versagen, wenn die Linksfront damit durchkäme.
Das Framing ist natürlich dahingehend auszurichten, dass Merz gerade wegen seiner tiefen Einblicke in die globale Wirtschaft und die deutschen Unternehmen prädestiniert ist, als Kanzler zu agieren, da er weiss, was für eine erfolgreiche (Volks-)Wirtschaft und damit auch deren Beschäftigten wichtig ist.
Zitat von Llarian im Beitrag #28Warum sollte die Leuten bei solchen Befragungen auch nur ein bischen ehrlicher sein als bei der Angabe ihrer Wahlpräferenz?
Weil die Daten aus der Wahlnachfrage kommen, die auch für die Prognose am Wahlabend verwendet wird. Und die ist aus verschiedenen methodischen Gründen deutlich treffgenauer als die üblichen Umfragen.
Zitat Rechts bedeutet ja nicht, dass sozialistische Ideen abgelehnt werden, die Nationalsozialisten waren ja nun auch ausgesprochen rechts und dennoch Sozialisten reinen Wassers.
Normalerweise gilt schon, daß die Rechten linke (insbesondere sozialistische) Ideen ablehnen. Die eigentümliche Mischung bei der NSdAP (und aktuellen Parteien wie FPÖ und AfD) zeigt eigentlich, daß das klassische rechts-links-Schema seine Grenzen hat.
Zitat Und die Grünen sind auch bereit einen brachialen Obrigkeitsstaat umzusetzen, wenn er die eigenen Ideen nur umsetzt.
Richtig. Aber Obrigkeitsstaat ist nun völlig kompatibel zu rechts. Bis auf wenige Themen (Gender, Ausländer) sind die Grünen inzwischen bemerkenswert reaktionär. Sie wollen zurück in eine imaginierte Vergangenheit, mit idyllischen Biobauern und edelsanierten Gründerzeitvierteln.
Zitat von Noricus im Beitrag #26Mir ist die Delegiertenstruktur der CDU zwar völlig unbekannt, aber ich vermute, dass es in deren Reihen doch überproportional viele Merkelianer gibt ...
In erster Linie gibt es da fast ausschließlich Leute, die von der Politik ihren Lebensunterhalt gesichert kriegen. Und deren Hauptaugenmerk darauf liegt, die Chancen der Partei zur Generierung von Jobs zu erhöhen. Die haben schon angstzitternd miterleben müssen, wie Merkels Politik massenhaft Mandate vernichtet hat - hatten aber Angst, durch Merkel-Absägen und partei-internen Streit noch mehr in den Abgrund zu rutschen.
Wenn die jetzt in einem der Kandidaten die Hoffnung sehen, daß die CDU wieder bei Wahlen zulegt, dann ist ihnen ihre vergangene Merkel-Treue völlig egal.
Zitat von R.A. im Beitrag #25Eine Heuschrecke als Parteichef ist eine Steilvorlage für linke Politiker und Medien.
Es wäre aber ein amateurhaftes kommunikatives Versagen, wenn die Linksfront damit durchkäme.
Selbstverständlich wird sie damit durchkommen. Weil das ganz direkt ins Weltbild der Journaille paßt. Da müssen linke Politiker kaum Angriffe fahren, das schreiben die Medien schon von selber in ihre Kommentare.
Zitat Das Framing ist natürlich dahingehend auszurichten, dass Merz gerade wegen seiner tiefen Einblicke in die globale Wirtschaft und die deutschen Unternehmen prädestiniert ist, als Kanzler zu agieren, da er weiss, was für eine erfolgreiche (Volks-)Wirtschaft und damit auch deren Beschäftigten wichtig ist.
Das denken Sie, das denke ich - und dann wird es schon bald ziemlich einsam. Selbst für viele selber in der Wirtschaft führend Tätigen und liberal Denkenden gilt so etwas wie Blackrock nicht als wertschaffendes Unternehmen, sondern als US-Parasit, der deutsche Unternehmen schuldenfinanziert kauft, durch kurzfristiges Denken schlecht führt und dann wegen der abzubezahlenden Schulden ruiniert.
Zitat Merz wird womöglich seine Vergangenheit auf die Füsse fallen.
Das befürchte ich auch. Eine Heuschrecke als Parteichef ist eine Steilvorlage für linke Politiker und Medien.
Es wäre aber ein amateurhaftes kommunikatives Versagen, wenn die Linksfront damit durchkäme.
Das Framing ist natürlich dahingehend auszurichten, dass Merz gerade wegen seiner tiefen Einblicke in die globale Wirtschaft und die deutschen Unternehmen prädestiniert ist, als Kanzler zu agieren, da er weiss, was für eine erfolgreiche (Volks-)Wirtschaft und damit auch deren Beschäftigten wichtig ist.
Während Merkels Parteitagsrede in AfD-Stil von 2003 so gut wie vergessen ist, werden jetzt Merz' Reden aus dieser Zeit peu á peu ausgegraben. Es gibt ja auch sonst nichts. Und Merz' Aussagen von damals sind aus heutiger Sicht der Schneeflöckchen hart.
Zitat Das Framing ist natürlich dahingehend auszurichten, dass Merz gerade wegen seiner tiefen Einblicke in die globale Wirtschaft und die deutschen Unternehmen prädestiniert ist, als Kanzler zu agieren, da er weiss, was für eine erfolgreiche (Volks-)Wirtschaft und damit auch deren Beschäftigten wichtig ist.
Das denken Sie, das denke ich - und dann wird es schon bald ziemlich einsam. Selbst für viele selber in der Wirtschaft führend Tätigen und liberal Denkenden gilt so etwas wie Blackrock nicht als wertschaffendes Unternehmen, sondern als US-Parasit, der deutsche Unternehmen schuldenfinanziert kauft, durch kurzfristiges Denken schlecht führt und dann wegen der abzubezahlenden Schulden ruiniert.
Da wäre ich mir wirklich nicht so sicher.
"It's the economy, stupid" dürfte im entscheidenden Wechselwählerbereich nach wie vor gelten, ich kann mir kaum vorstellen, dass ehemals SPD wählende, gut verdienende Facharbeiter zu den Sozis zurückkehren, um ihre Arbeitsplätze noch weiter zu gefährden. Diejenigen Wähler, die einen Kanzler Schröder eben deshalb so gute Wahlergebnisse beschert haben, weil er nunmal auch der Genosse der Bosse war, würden mit Sicherheit auch einen Merz unterstützen. Und diejenigen (Fach-)arbeiter, die sozialistischen Spinnereien anhängen und von der Linksfront zur AfD gewechselt sind, werden wegen Merz nicht wieder rot wählen.
Zitat von Martin im Beitrag #33Und Merz' Aussagen von damals sind aus heutiger Sicht der Schneeflöckchen hart.
Haben Sie da mal einen Link? Ich kann mich an keine besonders spektakulären Aussagen erinnern, und die aktuellen Diskussionen scheinen sich mir eher um Blackrock zu drehen als um Merz' damalige Äußerungen.
Zitat von R.A. im Beitrag #32 Selbst für viele selber in der Wirtschaft führend Tätigen und liberal Denkenden gilt so etwas wie Blackrock nicht als wertschaffendes Unternehmen, sondern als US-Parasit, der deutsche Unternehmen schuldenfinanziert kauft, durch kurzfristiges Denken schlecht führt und dann wegen der abzubezahlenden Schulden ruiniert.
Blackstone steht eher fuer Private Equity als Blackrock (die das zwar auch in Private Equity investieren, aber nur zu einem kleinen Teil und dann weitgehend nicht selbst). Wird aber in der oeffentlichen Diskussion keine Rolle spielen.
Wenn man davon absieht, dass BlackRock Deutschland nur eine Vertriebbsklitsche ist, ist aber durch BlackRock der Interessenkonflikt groesser als bei aallen Heuschrecken. Denn es sind Asset Manager wie BlackRock, die italienische Staatsanleihen in ihren Portfolios haben, nicht Private Equity Firmen. Aber auch das wird in der Oeffentlichkeit keine Rolle spielen. Zu hoch fuer deutsche Journalisten.
Merz ist zweifelsohne intelligent und faehig. Die Frage ist nur welche Motive er verfolgt und welche Prioritaeten er setzt. Und da ist leider nichts bekannt. Schauble ist ebenfalls klug und faehig, hat aber alles mitzuverantworten: Euro, Eurokrise, Fluechtlingskrise, Energiewende etc. Es ist Schauble, der uns den Mist eigenbrockt hat. Er haette alles verhindern koennen und ist im Gegensatz zu Merkel auch klug genug zu wissen was er tut.
Zitat von Martin im Beitrag #33Und Merz' Aussagen von damals sind aus heutiger Sicht der Schneeflöckchen hart.
Haben Sie da mal einen Link? Ich kann mich an keine besonders spektakulären Aussagen erinnern, und die aktuellen Diskussionen scheinen sich mir eher um Blackrock zu drehen als um Merz' damalige Äußerungen.
Wir haben in USA gerade eine ähnliche Geschichte: Trump möchte das ius soli für Einwandererkinder kippen. Die Demokraten kreischen dagegen. Als Antwort werden alte Statements hochrangiger demokratischer Politiker ausgegraben, die das genauso gefordert hatten. Heute ist alles im Originalton dokumentiert. Das Geschwätz von gestern wird so wieder Geschwätz von heute.
Zitat von Frankenstein im Beitrag #34"It's the economy, stupid" dürfte im entscheidenden Wechselwählerbereich nach wie vor gelten ...
Im Prinzip ja. Obwohl auch diese Wechselwähler leider sehr stark von Journalisten beeinflußt werden, denen alles mit economy ein Rätsel ist.
Das Problem ist aber, das für einen Großteil dieser an Wirtschaft interessierten Leute die angelsächsischen Finanzmarktakteure nicht als "Wirtschaft" gelten, sondern als destruktive Invasoren. Da wirkt immer noch die Idee vom Gegensatz zwischen "raffendem" und "schaffendem" Kapital nach. Ich habe schon so oft erlebt, daß ganz solide Selbständige, Handwerker, leitende Angestellte aus Industrie und Dienstleistungen und sogar Bankleute ganz haarsträubende Geschichten erzählen und glauben, wie gierige Heuschrecken gut wirtschaftende deutsche Mittelständler aufgekauft und in den Ruin getrieben haben. Das ist fast immer heller Blödsinn, aber zu viele Leute in der deutschen Wirtschaft sind darauf fixiert, möglichst gute Produkte zu bauen - und haben keinen Schimmer von den finanzwirtschaftlichen Hintergründen.
Zitat Merz ist zweifelsohne intelligent und faehig. Die Frage ist nur welche Motive er verfolgt und welche Prioritaeten er setzt.
In einem TV Interview erklärte Friedrich Merz, er wolle den inneren Frieden wieder herstellen und eine gute Zukunft für unsere Kinder und Enkelkinder.
Da man seit langer Zeit schon gelernt hat zwischen den Zeilen oder Sprechblasen zu lesen, wäre das für mich in Ordnung. Wenn ich ihn dann richtig verstanden habe. Leider hatte ich nur beim Durchzippen das Ende des TV-Interview erwischt.
Zitat von Frankenstein im Beitrag #34"It's the economy, stupid" dürfte im entscheidenden Wechselwählerbereich nach wie vor gelten ...
Im Prinzip ja. Obwohl auch diese Wechselwähler leider sehr stark von Journalisten beeinflußt werden, denen alles mit economy ein Rätsel ist.
Das Problem ist aber, das für einen Großteil dieser an Wirtschaft interessierten Leute die angelsächsischen Finanzmarktakteure nicht als "Wirtschaft" gelten, sondern als destruktive Invasoren. Da wirkt immer noch die Idee vom Gegensatz zwischen "raffendem" und "schaffendem" Kapital nach. Ich habe schon so oft erlebt, daß ganz solide Selbständige, Handwerker, leitende Angestellte aus Industrie und Dienstleistungen und sogar Bankleute ganz haarsträubende Geschichten erzählen und glauben, wie gierige Heuschrecken gut wirtschaftende deutsche Mittelständler aufgekauft und in den Ruin getrieben haben. Das ist fast immer heller Blödsinn, aber zu viele Leute in der deutschen Wirtschaft sind darauf fixiert, möglichst gute Produkte zu bauen - und haben keinen Schimmer von den finanzwirtschaftlichen Hintergründen.
Ich halte Merz ja jetzt auch nicht für den Messias, dessen göttlichen Zorn die Massen mobilisiert.
Ich bin jedoch überzeugt, dass diejenigen, die sich an seiner Biographie stören, ohnehin bereits rotlinksgrün oder AfD wählen. Erreichen können sollte er aber diejenigen Wechselwähler, die beispielsweise seinerzeit den FDP-Triumph von 2009 ermöglichten.
Zitat von Frankenstein im Beitrag #40Ich bin jedoch überzeugt, dass diejenigen, die sich an seiner Biographie stören, wählen ohnehin bereits rotlinksgrün ...
Oh nein! Die von mir beschriebenen Leute sind fast alle Stammwähler von Union oder FDP. "Heuschrecken" haben ein erschreckend schlechtes Image in Deutschland (alleine schon diese Bezeichnung!), insbesondere auch bei gutbürgerlichem Klientel.
Zitat von Frankenstein im Beitrag #40Ich bin jedoch überzeugt, dass diejenigen, die sich an seiner Biographie stören, wählen ohnehin bereits rotlinksgrün ...
Oh nein! Die von mir beschriebenen Leute sind fast alle Stammwähler von Union oder FDP. "Heuschrecken" haben ein erschreckend schlechtes Image in Deutschland (alleine schon diese Bezeichnung!), insbesondere auch bei gutbürgerlichem Klientel.
Und diese "Stammwähler" würden wegen Merz grün wählen und RRG in Kauf nehmen?
Zitat von Frankenstein im Beitrag #42Und diese "Stammwähler" würden wegen Merz grün wählen und RRG in Kauf nehmen?
Nein, das nicht. Aber wenn schon diese Wähler, die eigentlich die treueste Stammtruppe der Union (und der FDP) bilden, schon so große Vorbehalte gegen "Heuschrecken" haben - dann wirken diese bei weniger Wirtschafts-affinen Wähler noch viel stärker. Wobei Wähler, die sich vom Heuschrecken-Aspekt abschrecken lassen, eher zur SPD gehen würden als zu den Grünen.
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
Zitat von R.A. im Beitrag #44Ein sehr interessanter Kommentar zum Thema.
Der Kommentar trifft es ungefähr. Meines Erachtens würde keiner der männlichen Kandidaten einen "Rollback" anstreben, so wenig wie auch AKK einfach nur auf "weiter so" setzen würde. Egal, wer sich letzten Endes durchsetzen wird, es wird vor allem Akzentverschiebungen geben. Man könnte auch sagen: "Die Partei wird gewinnen." Denn, das sollten wir nicht ignorieren, die Kandidaten stammen allesamt aus dem Westen und haben eine Parteikarriere hinter sich. Das ist nicht wie bei Merkel, die als Außenseiterin in den Apparat kam und mit dem nicht viel anfangen konnte. Merz ist natürlich brillanter als seine Konkurrenz, und schon die leisen Anflüge von Arroganz reichen, um mich zum Fan zu machen, aber der CDU würde jeder der drei gut tun, weil keiner wie Merkel wäre. Bei AKK würde man erst genauer hinschauen, aber es dann auch merken, und bei den anderen beiden würde sich die Ernüchterung erst nach und nach einstellen. Auf ungefähr demselben Niveau würden sich alle einpendeln.
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
Zitat von R.A. im Beitrag #44Ein sehr interessanter Kommentar zum Thema.
Der Kommentar trifft es ungefähr. Meines Erachtens würde keiner der männlichen Kandidaten einen "Rollback" anstreben, so wenig wie auch AKK einfach nur auf "weiter so" setzen würde. Egal, wer sich letzten Endes durchsetzen wird, es wird vor allem Akzentverschiebungen geben. Man könnte auch sagen: "Die Partei wird gewinnen." Denn, das sollten wir nicht ignorieren, die Kandidaten stammen allesamt aus dem Westen und haben eine Parteikarriere hinter sich. Das ist nicht wie bei Merkel, die als Außenseiterin in den Apparat kam und mit dem nicht viel anfangen konnte. Merz ist natürlich brillanter als seine Konkurrenz, und schon die leisen Anflüge von Arroganz reichen, um mich zum Fan zu machen, aber der CDU würde jeder der drei gut tun, weil keiner wie Merkel wäre. Bei AKK würde man erst genauer hinschauen, aber es dann auch merken, und bei den anderen beiden würde sich die Ernüchterung erst nach und nach einstellen. Auf ungefähr demselben Niveau würden sich alle einpendeln.
Es gibt noch einen, der zur Zeit, lt. TV-Interview gestern, noch abwartend ob der verlautbarten Überzeugungen der o.g. Drei abwarten will, aber wenn es sein "muß" (hinsichtlich innerer politischer Veränderungen) auch seinen Hut in den Ring werfen will:
Der renommierte Bonner Völkerrechtler Matthias Herdegen (61 J.)
Dieser hatte schon in der Welt Anfang Oktober seine Kandidatur gegen Merkel bekanntgegeben. Nun hat sich das "gegen Merkel" erledigt und er will ersteinmal abwarten was die bisherigen Kandidaten antreibt bzw. wofür sie stehen.
Zitat WELT: Sie werfen Frau Merkel vor, nur zu moderieren. Was müsste sie tun?
Herdegen: Sie müsste vor allem die Spaltung, die durch die Gesellschaft geht, überwinden durch eine Politik, die an die Werte der Unionspolitik anknüpft. Diese Spaltung ist eine wesentliche Folge der von der Bundeskanzlerin vorgenommenen Weichenstellung in der Flüchtlingspolitik, in der nicht mehr zwischen Asylanspruch und Zuwanderungswunsch unterschieden, sondern eine Politik der offenen Grenzen praktiziert wird.
Daraus aber folgt eine solch umfangreiche Migration, dass sie die große Solidarität unser Bürger und die durchaus hohe Integrationsfähigkeit der Gesellschaft überbelastet. Und dass diese Politik ohne Kabinettsbeschluss und ohne Befragung des Parlaments erfolgte, verträgt sich nicht mit dem Selbstverständnis eines parlamentarisch und demokratisch verfassten Staates. Auch eine Folgenschätzung dieser Flüchtlingspolitik unterblieb. Sie wird den Steuerzahler sehr teuer zu stehen kommen. Ein Staat, der den Anspruch aufgibt, seine Grenzen zu schützen, gefährdet seine Autorität auch nach innen.
Zitat von Werwohlf im Beitrag #45Merz war für keine "Heuschrecke" tätig.
Stimmt, is aber ganz egal, weil es auf solche Feinheiten "politisch" nicht ankommt. Die politische Imagebildung ist deutlich nicht empirisch; namentlich deswegen nicht, weil es nun mal um Feindbilder geht und da ist man gerne großzügig, allerdings nicht in der Exklusion aus dem Bild sondern in der gewünschten Inklusion. Gilt übrigens auch andersrum. Wenn "Sozialisten" oder "Linke" oder sonste was der Feind sind, darf man empirisch auch nicht so pingelig sein. So st das Leben, also das politische.
Lieber R.A., Ihre Argumentation ist so unglaublich deutsch, man glaubt es nicht. Seit wann braucht es denn einen besonderen Grund, eine Koalition aufzukündigen? Muss man da in Deutschland zum Notar? Oder muss man, um die interessierte Blase zu befriedigen, einen "Grund" herbeikonstruieren? Was ja, wie die Erfahrung zeigt, nicht allzu schwer ist. Und Sie sind dann zufrieden? Fakt ist, dass das simple "i mog nimmer" genügt. Und genau darum geht doch der Streit bei den Sozen (in der SPD UND CDU). Beide wissen ganz genau, dass sie bei einer allfälligen Neuwahl im Momment eine freundlichst gesagt saftige Klatsche einfahren werden. Und da stellt sich jeder MdB und jeder Funktionär die Heide Simonis Frage: "Was wird denn jetzt aus mir". Die, die über Neuwahlen entscheiden könnten, sind eben nicht die gottgesalbten allwissenden Mandatare, sondern es sind Menschen. Die ihren für wenig Leistung (nicht wenig Aufwand) gut dotierten Job gerne noch zwei, drei Jahre weiter auf sicher haben wollen. Und die dessen gewiss sind, dass bei Wahlen, wann auch immer die stattfinden, der Wähler sozusagen mit der Kettensäge in ihren Reihen massiv Jobs wegsägen wird.
Zitat von max im Beitrag #49Lieber R.A., Ihre Argumentation ist so unglaublich deutsch, man glaubt es nicht. Seit wann braucht es denn einen besonderen Grund, eine Koalition aufzukündigen?
Und ihre Argumentation, lieber max, scheint mir ein bischen sehr eidgenössisch zu sein. Wie kommen Sie auf die Idee, dass ein Ende der Koaltion Neuwahlen bedeutet?
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