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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 63 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3
Llarian Offline



Beiträge: 7.108

06.09.2021 15:43
#51 RE: Warum Flaschets Verlust am Ende nahe liegend war Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #46
Zitat von Llarian im Beitrag #45
Und am allerwenigsten sind die Deutschen gezwungen auch nur einen straffälligen Ausländer in Deutschland zu dulden.
Das stimmt als einziges nicht. Wenn man einen kriminellen Ausländer fortschaffen will, muß immer irgendein Empfangsland ihn übernehmen. Macht kein Land mit, dann müssen sie hier geduldet werden.

Muss man sie deshalb in der Öffentlichkeit dulden? Wer persönlich seine Herkunft verschleiert muss im Zweifelsfall auch damit leben, dass er eben nicht die große Freiheit erleben kann. Artikel 2 erlaubt ausdrücklich die Einschränkung der Freiheit durch Gesetze. Zum anderen: Deutschland unterhält mit nahezu allen Ländern der Welt in irgendeiner Form Beziehungen. Wer seine Staatsbürger nicht zurück nimmt, handelt im Zweifelsfall in feindlicher Absicht. Und einem feindlichen Gegenüber muss ich keine Hilfen gewähren, keinen Handeln gestatten, keine Anerkennung zollen. Ich bin sicher das gerade die großen Problemländer wie Syrien, der Irak oder meinetwegen auch Eritrea, durchaus ihre Staatsbürger zurück nehmen, wenn sie ansonsten der Bannstrahl trifft.

Llarian Offline



Beiträge: 7.108

06.09.2021 15:54
#52 RE: Rückschau auf eine zukünftig gelaufene Wahl Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #48
Das rein sachliche Argument ist nicht mal falsch. Ja, in Afghanistan gab es schon früher massig Probleme. Aber durch die de-facto-Machtergreifung der Taliban ist natürlich einiges noch schlimmer geworden.

Im Wesentlichen für die Frauen. Es sind aber nicht die Frauen, die hier ankommen. Ich bin an der Stelle ausnahmsweise mal voll bei Alice Schwarzer, die dieser Tage vorgeschlagen hat nur Frauen aufzunehmen. Aber sei dem wie es will: In Afghanistan zu leben war, ist und wird noch länger als wir beide leben, das Leben im Schnitt ziemlicher Schrott. So wie in locker 50 anderen Ländern der Welt auch. Es gibt keinen Grund deswegen die Leute hier aufzunehmen, das Elend ist NICHT durch die Deutschen verursacht worden.

Zitat
Trump ist insofern ein schlechtes Gegenbeispiel, dass er wirklich einige Male durch Gerichte zurückgepfiffen wurde.


Das macht es nur noch stärker: Trump musste sich noch dem Rechtsstaat beugen, den wir hier bereits außer Kraft gesetzt haben, damit sind die Einflußmöglichkeiten der deutschen Politik noch deutlich größer (was wir in der Praxis ja auch beobachten). Ich verstehe auch nicht wie man die Macht der deutschen Politik so schwach sehen möchte, angesichts des desaströsen Werks von Merkel, die sich die letzten 10 Jahre einen feuchten Kericht um Gesetze gekümmert hat und mehr Schaden angerichtet hat, als jede Einzelperson in der Geschichte der Bundesrepublik. Mit Abstand. Wenn eine Person mit dem Willen dazu so viel Schaden anrichten kann, dann können viele Leute mit gutem Willen auch eine Menge wieder herstellen. Alleine: An denen fehlt es. Aber nicht weil es nicht geht.

Johanes Offline




Beiträge: 2.604

06.09.2021 23:38
#53 RE: Rückschau auf eine zukünftig gelaufene Wahl Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #52
Ich bin an der Stelle ausnahmsweise mal voll bei Alice Schwarzer, die dieser Tage vorgeschlagen hat nur Frauen aufzunehmen.


Uneingeschränkte Zustimmung.

Zitat von Llarian im Beitrag #52
Aber sei dem wie es will: In Afghanistan zu leben war, ist und wird noch länger als wir beide leben, das Leben im Schnitt ziemlicher Schrott. So wie in locker 50 anderen Ländern der Welt auch.


Naja, es gab mal eine Zeit, in der es da unten fortschrittlicher (* aussah.
Das, was wir hier seit mindestens einer Generation erleben, ist ein massiver Rollback des Islamismus. Da werden teilweise Ansätze von Säkularismus und eigenständiger Kulturentwicklung einfach hinweggefegt zugunsten eines Lebens, welches durch die Auslegung von Religionsgesetzen bestimmt wird.
Und diese Auslegung ist dann noch besonders literal und traditionsfeindlich. Ich meine, so etwas wie die römische Republik oder die europäischen Gesellschaften bis hinein in die Neuzeit waren meines Wissens auch durch religionsrechtliche Überlegungen grundiert. Allerdings hatte man da kein fertiges Gesetzbuch in Händen, das wirklich jeden noch so trivialen Aspekt des Lebens regelt.

Zitat von Llarian im Beitrag #52
Es gibt keinen Grund deswegen die Leute hier aufzunehmen, das Elend ist NICHT durch die Deutschen verursacht worden.


Wie oft ich den Punkt bei politisch eher linken Menschen ausdiskutieren musste.



*: "Fortschrittlich" im Sinne des liberal-westlichen Verständnisses.
Wenn man schon kulturrelativistisch ist wie einige Linke und Konservative, dann muss man natürlich auch solche Bewertungen relativieren. Die Frage ist nur, was denn z. B. aus Sichtweise einer arabisch-islamischen Gesellschaft fortschrittlich sein soll. Gibt es den Begriff des Fortschritts dort überhaupt oder ist das nicht ein "Westimport".

Soweit indessen scheinen die Linken dann doch wieder nicht zu denken.

Stand 23.06.: Dem BMWi fällt auf, dass der Strombedarf nicht bis 2030 konstant bleibt.
26.07.2021 DIW PLANT starken Nachfragerückgang bei Energie. to be continued

Montesquieu Offline




Beiträge: 93

07.09.2021 09:06
#54 RE: Rückschau auf eine zukünftig gelaufene Wahl Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #53
Da werden teilweise Ansätze von Säkularismus und eigenständiger Kulturentwicklung einfach hinweggefegt zugunsten eines Lebens, welches durch die Auslegung von Religionsgesetzen bestimmt wird.



Die Säkularisierungsbemühungen in Afghanistan waren aber genauso top down und nachhaltig wie sie es z.B. im Iran oder der Türkei waren. Und selbst das Selbstverständnis vieler schon in dritter Generation in nicht muslimisch dominierten Gesellschaften lebenden Muslime unterscheidet sich oft nicht wirklich von dem der meisten Menschen in Afghanistan. Es gibt nur eine Emanzipation vom Islam aber keine Emanzipation im Islam.

Zitat von Johanes im Beitrag #53
Allerdings hatte man da kein fertiges Gesetzbuch in Händen, das wirklich jeden noch so trivialen Aspekt des Lebens regelt.


Das ist ein zentraler Punkt. Letztendlich ist der Islam ein ideologisches Konstrukt einer tribalistischen Kultur, das der Erzwingung absoluter Loyalität innerhalb der Umma und der Legitimierung der gewaltsamen Okkupation "nichtgläubiger" Populationen dient. Das funktionierte ja auch lange gut. Nur leider waren die intellektuellen und kulturellen (und militärischen) Leistungen von Belang in der Regel Produkte okkupierter Populationen, die sich nicht in Gänze und dauerhaft okkupieren ließen.

Meiner Meinung nach, nicht unser Zirkus, nicht unsere Affen.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.400

07.09.2021 10:14
#55 RE: Rückschau auf eine zukünftig gelaufene Wahl Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #52
Es gibt keinen Grund deswegen die Leute hier aufzunehmen, das Elend ist NICHT durch die Deutschen verursacht worden.


Absolut zutreffend. ABER: Das ist ein pragmatisches, nüchtern kalkuliertes Argument, und genau deshalb bei unseren moralischen Weltrettern von vornherein ausgeschlossen. Es fällt ja auf, daß "wir," komme was wolle, IMMER in der Verantwortung stehen. Und sei es, weil wir nicht "die Fluchtursachen beseitigt" haben. Weil "wir" das Klima ruinieren (*). Weil "wir" vor 100 Jahren mal ein paar Kolonien hatten. Die Betrachtung kultureller und zivilisatorischer Unterschiede und deren Unverträglichkeiten ist bis in die Haarspitzen tabu. Die schlichte Überlegung, warum Afgarnixtan ein Höllenloch ist, immer war, und aller Voraussicht nach auf die nächsten Jahrhunderte sein wird, darf nicht einmal gestellt werden (sonst hätte unseren Zeitgeisttänzern das unausweichliche Scheitern ihres Zivilisierungsprojekts schon vor 20 Jahren klar sein müssen und sie hätten sich diesen Klotz nicht ans Bein gebunden). Es gilt als Apriori: diesen Leuten geht es schlechter als uns, das allein gibt ihnen des Recht sich von uns auf Lebenszeit hier, in diesem Land, aushalten zu lassen, und ist Grund für uns, in Sack & Asche zu gehen, weil wir, auf welche Weise auch immer, die Letztverantwortlichen dafür sind. Und: wir haben nicht nur die Pflicht, sondern auch die Mittel, das im Handumdrehen wegzuzaubern. Der ganze Denkansatz ist eine perfekte moral insanity. Man darf es auch ein kollektives Wahngebilde nennen.

* Ich erinnnere nur an die von einigen NGOs gestartete Farce, daß da ein paar Bauern aus den Anden in Peru Siemens, Bayern und Co. auf etliche Millionen € verklagen wollten, weil demnächst (!) irgendwelche abrutschenden Hänge ihren See zum Überlaufen brächten, und wir als Letztverursacher ausgemacht sind. Das Ganze ist von einer groben Parodie nicht mehr unterscheidbar.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Montesquieu Offline




Beiträge: 93

07.09.2021 11:32
#56 RE: Rückschau auf eine zukünftig gelaufene Wahl Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #55
Der ganze Denkansatz ist eine perfekte moral insanity. Man darf es auch ein kollektives Wahngebilde nennen.


Yep, pathologischer Altruismus auf Massenebene. Die Frage ist warum? Warum fast nur in den westlichen Gesellschaften? Die Überspitzung in Deutschland ist ja nur eine folkloristische Tönung aufgrund der Erlebnisse der ersten 45 Jahre des letzten Jahrhunderts. Paul Gottfried hat sich mit diesem Phänomen intensiv beschäftigt, vor allem in seinen beiden Büchern "After Liberalism: Mass Democracy in the Managerial State" und "Multiculturalism and the Politics of Guilt: Towards a Secular Theocracy". Er verortet die massenpsycologische Disposition hierfür in der christlichen Prägung, insbesondere der durch den Protestantismus (würde das Nord/Süd- und West/Ost-Gefälle des Irrsinns erklären). Er stellt auch einen Zusammenhang her mit der Aushöhlung des demokratischen Systems durch einen immer weiter wuchernden staatlichen Gestaltungsanspruch bis auf die individuelle Ebene. Genau genommen genau das, was wir seit längerer Zeit erleben.

Ein Nebenaspekt ist, dass sich mit dem Schuldkult famose Geschäfte machen lassen (z.B. für Klima-NGO´s und die Flüchtlingsindustrie).

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.422

07.09.2021 12:08
#57 RE: Rückschau auf eine zukünftig gelaufene Wahl Antworten

Zitat von Montesquieu im Beitrag #56

Yep, pathologischer Altruismus auf Massenebene. Die Frage ist warum? Warum fast nur in den westlichen Gesellschaften?



Wir haben es mit einem Phänomen zu tun, das gleichberechtigt neben die bekannte Dichotomie "Kommunismus <> liberale Marktwirtschaft" tritt. Ja, sicher, der pathologische Altruismus setzt ebenfalls auf Planwirtschaft& Enteignung, Zensur, moralische Erpressung, Korruption, Priorisierung der politischen Korrektheit vor Kompetenz und Propaganda durch Staatsmedien. Also die komplette Merkel-Werkzeugkiste, könnte man meinen. Aber trotzdem sind der pathologische Altruismus und Sozialismus/Kommunismus etwas unterschiedliches.

Sozialismus/Kommunismus setzt zwar ebenfalls auf Ausbeutung und Unterdrückung. Aber zumindest strebt der Sozialismus/Kommunismus Beständigkeit und stabile innere Verhältnisse an. Deswegen habe ich ja mal argumentiert, dass seit einigen Jahren die chinesische Diktatur an Attraktivität gewinnt. Weil zwar viele Nachteile ähnlich sind - aber es zumindest ein paar Vorteile für das unterdrückte Volk gibt:

- Das Streben nach wirtschaftlichem Wohlstand
- Innerer Frieden& öffentliche Ordnung
- Disziplin & Beständigkeit - auch in einem korrupten System kann man leben, wenn die Korruption nur verlässlich genug ist
- Binnenstolz & die Erlaubnis einer nationalen Identität
- Abwehr äußerer Gefahren
- Das Versprechen, in Ruhe gelassen zu werden, so lange man die sozialen Regeln und moralischen Zwangsjacken einhält

Das besondere am pathologischen Altruismus ist ja, dass er GLEICHZEITIG menschenfeindlich UND selbstzerstörerisch ist. Es ist absolut ausgeschlossen, dass der pathologische Altruismus in dieser Form in Deutschland in 40 Jahren noch existiert. Allein schon die permanente und ungebremste millionenhafte Einwanderung von Männern aus Machokulturen wird zum Beispiel die woke-Diktatur hinwegfegen. Das wird sicher sehr lustig, wenn linke Aktivisten orientalischen Männern erklären wollen, dass sie zuerst eine mündliche besser aber schriftliche Einverständniserklärung der Frau einzuholen haben, bevor diese als Braut verkauft oder ins Bett gezerrt wird.

Oder russische Gemeinschaften, denen die linke selbsterklärte "Elite" vorschreiben will, was sie zu wählen, zu essen oder zu lesen haben. Ja, das wird sicher sehr lustig.

___________________
Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig.
“Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten mäßig entstellt”, Georg Cristof Lichtenberg
"Warum halten sie Begriffe wie 'Zigeunersoße' für rassistisch, aber 'Schei** Juden' für harmlos?", Hamed Abdel-Samad

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.400

07.09.2021 14:55
#58 RE: Warum Flaschets Verlust am Ende nahe liegend war Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #40
Genosse Trend.

Zitat

Deutschland Wählt @Wahlen_DE

BUNDESTAGSWAHL | Sonntagsfrage INSA/BILD am Sonntag

SPD: 25% (+1)
Union: 20% (-1)
GRÜNE: 16% (-1)
FDP: 13%
AfD: 12% (+1)
LINKE: 7% (+1)
Sonstige: 7% (-1)

Änderungen zur letzten Umfrage vom 28. August 2021

10:22 PM · Sep 4, 2021·Twitter Web App



https://twitter.com/Wahlen_DE/status/1434250525114052613



Zitat von Dienstag, 07. September 2021
Im RTL/ntv-Trendbarometer fallen CDU und CSU im Vergleich zur Vorwoche um zwei Prozentpunkte und liegen nun bei 19 Prozent. Das dürfte der niedrigste Wert sein, den jemals ein Institut seit 1949 für die Union ermittelt hat.

SPD 25 Prozent (Bundestagswahl 2017: 20,5),
CDU/CSU 19 Prozent (32,9),
Grüne 17 Prozent (8,9),
FDP 13 Prozent (10,7),
AfD 11 Prozent (12,6),
Linke 6 Prozent (9,2).
Die sonstigen kleineren Parteien erreichen zusammen 9 Prozent (5,2). Von den sonstigen Parteien erreicht aber keine Partei die 3-Prozent-Marke.



https://www.n-tv.de/politik/Union-nur-no...le22789097.html

Bei linearer Trendfortschreibung müßte die Union dann bei der Wahl in 19 Tagen bei 6,4% angelangt sein. 📉



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.249

07.09.2021 18:57
#59 RE: Warum Flaschets Verlust am Ende nahe liegend war Antworten

Jo, und angeblich steht die CSU in Bayern nur noch bei aktuell 29% - wovon aber nicht die FW oder AfD profitieren, sondern die SPD. Wer's glaubt wird selig. Als ob in Bayern irgendein CSU-Stammwähler zu den Sozis abwandern würde, nur weil die dort gerade einen halbwegs vorzeigbaren Kanzlerkandidaten haben. Vermutlich haben sie die Umfrage in München Nord gemacht.

Traut sich jemand mit mir zu wetten, dass die Union am Ende bei knapp 30% landen wird? Der einzig erkennbare Trend in einer schön polarisierten Gesellschaft ist m.E. der, dass die Umfragen immer weniger dem tatsächlichen Wahlergebnis entsprechen. Die Umfragewerte für AfD und SED schätze ich als stabil und gute Prognose ein, aber Grüne und FDP werden deutlich weniger Stimmen bekommen.

Darauf aufbauend noch eine Prognose von mir: Wird wieder GroKo werden, dieses mal mit einer Mehrheit für Rot (und daher für die SPD auch akzeptabel). Und das Schlimme daran: Das ist vermutlich die am wenigsten schädliche Lösung, sofern man nicht die Option einer durch den Bundesrat ausgeschalteten Mehrheit im Bundestag mit in die Bewertung einschließt.

Johanes Offline




Beiträge: 2.604

07.09.2021 19:01
#60 RE: Warum Flaschets Verlust am Ende nahe liegend war Antworten

Zitat von Montesquieu im Beitrag #54
Die Säkularisierungsbemühungen in Afghanistan waren aber genauso top down und nachhaltig wie sie es z.B. im Iran oder der Türkei waren.


Je genauer man die "Gemengelage" im Details betrachtet, umso komplexer wird dann auch das Bild.

Im Großen und Ganzen sehen wir aber in der gesamten islamischen Welt einen Faktor am Werk, der eine Re-Islamisierung begünstigt. Egal wohin wir da sehen, immer geht es "zurück zu den Werten der Religion".
Man kann diese Ansatz jetzt natürlich auf den historischen, metaphysischen, politischen oder sonstigen Wege angreifen, aber was bedeutet das schon.

Ich habe da so eine Vermutung, die ich eigentlich mal mehr auswalzen wollte, aber hier schon mal ins Feld führe: Finanzielle Unterstützung durch Petrol-Dollars.

Hier im Westen hat es -- bitte nicht schlagen, ich weiß, es ist nicht vergleichbar -- ja auch einen Kulturkampf gegeben.
Auf der einen Seite stand die meist etwas konservativere Landbevölkerung, auf die anderen Seite die progressive Elite. Jetzt könnte man argumentieren, dass sich die "progressiven Bürgerlichen" (z. B. Whings, Bourgeoisie) nicht durchgesetzt haben, weil sie über die überlegenen Argumente verfügten (die müsste man vorher ja erst mal verstehen), sondern weil ihr Ansatz es ihnen ermöglichte einen viel größeren Wohlstand aufzubauen als der reaktionär-aristokratische Ansatz es vermochte.
"In the long run" setzten sich die bürgerlichen Gesellschaftsordnungen deshalb gegen die Adelssysteme durch, denen nur zwei Alternativen blieben: Anpassung an die Neuzeit wie in Großbritannien, dem deutschen Kaiserreich oder Japan oder Bekämpfung der Neuzeit wie in Frankreich, teilweise Italien usw. Dabei zog die "Reaktionäre Partei" dann am Ende den Kürzeren, weil die Industrialisierung einfach enorm überlegen war.

Im Falle des Islams liegt der Fall aber anders. Hier bekommt die reaktionäre Partei massiv Geld, vor allen Dingen durch die Patrol-Dollars, im Falle der Türkei eventuell durch die "Heimsendungen" der Gastarbeiter. Die Gastarbeiter rekrutierten sich aber aus dem ländlichen Milieu, in denen sehr altmodische Haltungen normal waren und ergo machten Geldsendungen diese Gruppe stärker.

Das erklärt dann auch, wieso es in asiatischen Gesellschaften wie Japan, Korea usw. zu einer Öffnung hin zu Moderne kam. Weil dort wirtschaftlicher Erfolg auch in politische Macht umgesetzt werden konnte.

Wobei ich nicht leugnen will, dass viele der Argumente für eine bürgerliche Gesellschaft letztlich auch rein abstrakt überzeugend sind. Aber hier überhaupt das Spiel zu eröffnen müssen genügend Leute Lesen können, Freizeit dazu haben und sich dabei quasi "selbst aufklären"...

Zitat von Montesquieu
Und selbst das Selbstverständnis vieler schon in dritter Generation in nicht muslimisch dominierten Gesellschaften lebenden Muslime unterscheidet sich oft nicht wirklich von dem der meisten Menschen in Afghanistan.



Das ist ja teilweise das Erschreckende, wie stark diese "Reislamisierung" stattgefunden hat.
Vor ca. 10 Jahren wurde offen über diesen Sachverhalt diskutiert. Wir sind heute weder in der Diskussion, noch in den Lösungen einen Schritt weitergekommen. Auch daraus könnte man Schlussfolgerungen ziehen.

Zitat von Montesquieu
Das ist ein zentraler Punkt. Letztendlich ist der Islam ein ideologisches Konstrukt einer tribalistischen Kultur, das der Erzwingung absoluter Loyalität innerhalb der Umma und der Legitimierung der gewaltsamen Okkupation "nichtgläubiger" Populationen dient. Das funktionierte ja auch lange gut. Nur leider waren die intellektuellen und kulturellen (und militärischen) Leistungen von Belang in der Regel Produkte okkupierter Populationen, die sich nicht in Gänze und dauerhaft okkupieren ließen.



Hier würde ich die Gegenfrage stellen: "Nicht dauerhaft Okkupieren ließen? Die christlichen Kopten in Ägypten verschleiern ihre Frauen meines Wissens inzwischen auch, aus Schutz".

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #55
Weil "wir" vor 100 Jahren mal ein paar Kolonien hatten.


1. Afghanistan wurde niemals kolonialisiert.
2. Deutschland hatte "dort unten" niemals Kolonien.
3. Was ist mit dem Beitrag des osmanischen Reiches?

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #55
Der ganze Denkansatz ist eine perfekte moral insanity.


Ich habe sogar manchmal den Verdacht, dass es hintergründig um etwas völlig anderes geht:
Man will den Punkt der Moral derart absurd überreizen, dass niemand mehr ernsthaft moralisch argumentieren kann, ohne Gefahr zu laufen, sich lächerlich zu machen.

Quasi so eine Art halbspielerische Gewissensberuhigung für den Apologeten der Spaßgesellschaft, der zwar noch glaubt, dass bloßer Hedonismus etwas falsches ist, aber kein höheres Ideal mehr sehen kann, an dem er sich ausrichten könnte.

Zitat von Montesquieu im Beitrag #56
Die Frage ist warum? Warum fast nur in den westlichen Gesellschaften?


Ich gucke manchmal ausländische Nachrichtensender. Anscheinend gibt es solche Wertvorstellungen in Japan auch.
Sogar in ähnlicher Heftigkeit.

Zitat von Frank2000 im Beitrag #57
Aber zumindest strebt der Sozialismus/Kommunismus Beständigkeit und stabile innere Verhältnisse an.


Es gibt, werter Herr Frank2000, die Theorie (und Praxis) der permanenten Revolution.
Man muss die Verhältnisse quasi ständig umwerfen, damit die konterrevolutionäre sich nicht schnell genug anpassen können oder so ähnlich.
Wurde mW durch Trotzski, bei dem es aber ein reines Gedankenspiel blieb, u. a. weil er die Bürokratie für die Gräuel Stalins Regimes verantwortlich machte. Er hatte aber, wie geschrieben, zu dem Zeitpunkt meines Wissens keine Macht mehr, um dies in eine Praxis umzusetzen. Die "staatoffiziellen" Marxismus-Leninismus Vertreter in Osteuropa, sowie die orthodoxen Marxisten schlossen sich dem folgerichte niemals an.
Mao scheint so ähnliche Ideen entwickelt und umgesetzt zu haben. Welche "ideengeschichtliche Verbindung" es hier gibt, kann ich nicht sagen.

Bei den "undogmatischen marxistisch orientierten" Westlinken scheint die Idee teilweise übernommen worden zu sein. Da hier die Entfernung von einer realen Praxis abseits von endlosen Theoriedebatten und irgendwelche "Gremien" eh keine Rolle spielt, ist fraglich, ob die Vertreter selbst wissen, was sie eigentlich wollen.

Zitat von Frank2000
Oder russische Gemeinschaften, denen die linke selbsterklärte "Elite" vorschreiben will, was sie zu wählen, zu essen oder zu lesen haben. Ja, das wird sicher sehr lustig.



Der Vergleich hinkt ja dann doch. Die Menschen russischer Einwanderungsgeschichte, besonders Russlanddeutsche usw., scheinen mir da eigentlich sehr säkular und bodenständig orientiert.
Es gibt da zwar Leute, die z. B. eine konservativere Moral in Sachen Ehe und Familie vertreten... da ist wieder der Unterschied zwischen Theorie und Praxis und auch der missionarische Eifer.

Stand 23.06.: Dem BMWi fällt auf, dass der Strombedarf nicht bis 2030 konstant bleibt.
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Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.400

07.09.2021 19:48
#61 RE: Warum Flaschets Verlust am Ende nahe liegend war Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #60
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #55
Weil "wir" vor 100 Jahren mal ein paar Kolonien hatten.


1. Afghanistan wurde niemals kolonialisiert.
2. Deutschland hatte "dort unten" niemals Kolonien.
3. Was ist mit dem Beitrag des osmanischen Reiches?


Das läuft über die von Frantz Fanon definierte Schiene. Aus einem speziellen Fall des (westlichen) Kolonialismus ergibt sich eine Erbsünde, eine unabtragbare Mitschuld für alle anderen Fälle. Der Rest der Welt wird ausgeklammert, das ist vergleichbar mit dem Mantel des Schweigens, der über die russischen Hegemoniebestrebungen des 19. Jhdts. (die gesamte südliche Peripherie) oder Japans (Korea plus Taiwan/Formosa) gedeckt wird. Daß es bei den Reichen der Azteken und Inkas auf der anderen Seite der Großen Teichs um brutalste Unterjochungen ging, denen als Bonus nicht mal ein "civis romanus sum" gegenüberstand, fällt dann vollends aus dem Raster. Es wird auch nicht gesehen, aus welchen Motiven die westliche Kononialisierung stattfand: die Indiens diente der Befriedung des Subkontinents, um die sicheren, älteren Besitzungen nicht zu gefährden (das Projekt der Sinisierung in Xinjiang zwischen 1870 und 1910 diente exakt dem gleichen Zweck). Und als "Kolonie" wird aus der Perspektive des Tiersmondismus schlicht das Gesamt der "Dritten Welt" gesehen, ungeschadet der eigenen Geschichte.

Eine der Volten dieser Ideologie, mit der die "Entkolonialisierung" der 50er/60er von der europäischen Linken begleitet wurde, war ja: die "hätten ja gar keine Geschichte" - nicht weil sie keine Historie hätten, sondern weil sie durch den Akt der Kolonialisierung ungültig geworden sei, gestohlen, ausgelöscht: die Menschen dieser Facette ihrer selbst beraubt und von daher zu rein beherrschten passiven Automaten gemacht worden seien. Man muß sich immer mal wieder vor Augen halten, daß für Leute wie Sartre, Fanon, Régis Debray die wahren Helden dieser "Revolte" Mao, Schewegewara, Sukarno und Gaddhafi waren. Und merkwürdigerweise Nehru. (Ein Erbteil dieser Haltung: "diese armen Nichtse können nicht für sich selbst denken, wir müssen das für sie übernehmen" zeigt sich 1:1 in der Teddywerferei und Maas' aktuellem Bedürfnis, die Taliban mit Geld zuzusch***en, wenn sie ganz lieb sind. Diese Leute haben keine Ahnung, was für Hüte sie sich da aufsetzen.)

Das osmanische Reich ist da völlig ausgeblendet. Die Reconquista des Balkans, die Besetzung der Türkei nach 1918, die Tatsache, daß Ägypten jahrhundertelang der Hohen Pforte unterstand, daß Kreta bis 1908 nicht zum griechischen Staat gehörte, daß das Khanat der Krim bis 1774 ein türkischer Vasallenstaat war und daß die diversen arabischen Staaten ein Resultat des Zerfalls des osmanischen Reichs darstellen: das ist ein kompletter blinder Fleck, leeres Viertel, Rub al-Khali.



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Johanes Offline




Beiträge: 2.604

07.09.2021 21:39
#62 RE: Warum Flaschets Verlust am Ende nahe liegend war Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #61
Aus einem speziellen Fall des (westlichen) Kolonialismus ergibt sich eine Erbsünde, eine unabtragbare Mitschuld für alle anderen Fälle.


Also ein neuer Irrationalismus, rund um den Begriff der Schuld.
Nur ohne jede Erlösungsperspektive.

Ist es nicht gefährlich, weil schon die menschliche Natur irgendwann nach einer "Erlösung von der Schuld" verlangen wird?

Zitat
Der Rest der Welt wird ausgeklammert, das ist vergleichbar mit dem Mantel des Schweigens, der über die russischen Hegemoniebestrebungen des 19. Jhdts. (die gesamte südliche Peripherie)



Im Grunde könnte man ganz Sibirien auf diese Weise betrachten. Doch das passiert nicht.
Genauso wie im Fall Japans.

Weil da schlicht nichts zu holen ist. Die Regierung würde niemals nachgeben...

Zitat
die Menschen dieser Facette ihrer selbst beraubt und von daher zu rein beherrschten passiven Automaten gemacht worden seien.



Auf so eine Ideologie kann nur ein Historiker verfallen sein, stimmts?

In Übrigen ist das doch auch wieder ein wunderbares Spiel mit gezinkte Karten: Werden die Bewohner der Kolonien kulturblind wie Bürger oder zumindest Menschen behandelt, handelt es sich um "Auslöschung der Kultur". Wird versucht die kulturelle Eigenheit der Bewohner zu bewahren, so handelt es sich um "Orientalismus" und die westlicher konstruieren irgendwie eine Identität, denen sich die kolonialisierten unterzuordnen haben.

Zitat
Man muß sich immer mal wieder vor Augen halten, daß für Leute wie Sartre, Fanon, Régis Debray die wahren Helden dieser "Revolte" Mao, Schewegewara, Sukarno und Gaddhafi waren.



Was mir grade auffällt, werter Herr @Ulrich Elkmann, dass das ja alles französische Denker waren. Kein orginärer "Angelsachse", kein Deutscher (okay, aus nachvollziehbaren Gründen) und schon gar kein Japaner ist darunter.
Wäre das nicht eine Strategie, um die Anhänger dieser Ideologie mal zum Nachdenken zu bringen? Wie antikolonial kann eine Denke sein, deren historische Vordenker allesamt so ziemlich der Inbegriff des europäischen Kolonialreichs sein könnten.

Zitat
Das osmanische Reich ist da völlig ausgeblendet. Die Reconquista des Balkans, die Besetzung der Türkei nach 1918, die Tatsache, daß Ägypten jahrhundertelang der Hohen Pforte unterstand, daß Kreta bis 1908 nicht zum griechischen Staat gehörte, daß das Khanat der Krim bis 1774 ein türkischer Vasallenstaat war und daß die diversen arabischen Staaten ein Resultat des Zerfalls des osmanischen Reichs darstellen: das ist ein kompletter blinder Fleck, leeres Viertel, Rub al-Khali.



Man steht auch auf verlorenen Posten da, wenn man in einer Diskussion die arabische Expansion, den osmanischen Imperialismus oder so erwähnt.
Das ist fast so als hätte man einen unerlaubten Zug gemacht in einem Spiel.

Was ich zum Beispiel gar nicht wusste und ohne Internet wahrscheinlich nie erfahren hätte, ist, dass Österreich, bzw. der Kaiser des HRR, mit den Osmanen immer nur für je 10 Jahre einen Friedensvertrag schließen konnte, weil das christliche Königreich per Definition im islamischen Völkerrecht Dar al-Harb war, also quasi "Kriegsgebiet".

Ich will damit allerdings keineswegs beschönigen, was z. T. in christlich-europäischen Denken üblich war. Doch auch hier sehe ich wieder den Unterschied, dass es in Europa niemals ein fertiges Gesetzbuch gab, das nur noch ausgelegt werden musste.

Stand 23.06.: Dem BMWi fällt auf, dass der Strombedarf nicht bis 2030 konstant bleibt.
26.07.2021 DIW PLANT starken Nachfragerückgang bei Energie. to be continued

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.400

07.09.2021 22:15
#63 RE: Warum Flaschets Verlust am Ende nahe liegend war Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #62
Auf so eine Ideologie kann nur ein Historiker verfallen sein, stimmts?


Nein. Ein Marxist. Und das waren die Genannten durch die Bank (und haben versucht, auf einen Schelm noch anderthalbe zu setzen). Das ist die Idee der Determiniertheit durch die Klassenzugehörigkeit; nur daß hier, wie etwa bei Marcuse zeitgleich auch, das "revolutionäre Subjekt," der Träger der Hoffnungen und das Ziel der revolutionären Umtriebe, ausgetauscht worden ist: nicht mehr die Arbeiterklasse (die sich durch den wachsenden Wohlstand und den Kapitalismus hatte korrumpieren lassen und nicht mehr daran dachte, das bestehende System in die Tonne zu treten), sondern die "neue Arbeiterplasse". Die kam in drei Spielarten vor: zum einen die "Mühseligen & Beladenen" in Afrika, Asien und Lateinamerika. (Dabei st es bis heute geblieben.) Sodann alle "sozial Ausgegrenzten": sexuelle Minderheiten, Behinderte jedweder Couleur, "Frauen" vor allem. (Da hat sich auch kein Iota geändert; der ganze Regenbogenflaggenkrampf und BLM führen das in schrillstmöglicher Form vor.) Und zuletzt die Studenten, als denen das Licht der Erkenntins bringen sollten und die neue Führungselite stellen sollten. Ist alles bei Marcuse & Sarte vor 60 Jahren nachzulesen gewesen.

Zitat von Johanes im Beitrag #62
Wie antikolonial kann eine Denke sein, deren historische Vordenker allesamt so ziemlich der Inbegriff des europäischen Kolonialreichs sein könnten.


Das ist so wie mit vielen deutschen "Achtundsechzigern," von denen gar nicht wenige in ihrer familären Vergangenheit erstaunlich enge Beziehungen zu Eliten oder Nutznießern des 3. Reichs hatten. Die Vermutung, daß die nachholend oft ihren "Naziknacks" zu bewältigen versuchten, indem sie das, was sie da ausmachten, bruchlos auf die Nachkriegsgesellschaft des Wirtschaftswunders porjiziert haben. Der letzte Ausläufer war da die Familie Reemtsma, aus der ja nicht nur Jan Philip R. entlaufen ist (nicht allein später Förderer von Arno Schmidt, sondern eben auch eine der beiden treibenden Kräfte hinter der Wehrmachtsausstellung von 1995). Aus dieser Familie kommt auch Luisa Neubauer her (sie ist eine Cousine von Carla Reemtsma). Die Familie R. hat 1934-35 Millionenspenden an die NSDAP getätigt, um das drohende komplette Verbot von Herstellung von Konsum von Rauchwaren zu verhindern.

Der Einwand verkennt aber die Natur dessen, was hier vorliegt. Dieser Irrationalismus ist ja eine Heilslehre und arbeitet infolgedessen nach dem Modus religiöse Bewegungen. Gerade die, die das "vorbelastet" sind, sind besonders geeignet, das Heilswerk zu betreiben. Sie haben sich von ihrer Schuld befreit, weil sie die richtige Lehre angenommen haben, weil sie erleuchtet worden sind. Das läuft nicht über rationales Kalkül oder kritishe Abwägung. Aus dieser Schuld aus der Vergangenheit, die man jetzt als solche erkannt hat, entsteht nur eine Pflicht, den Rest der Verblendeten erst recht zu erleuchten. Daher der Fanatismus all dieser Gestalten - ob die nun Dutschke oder Greta heißen. Für die gilt Arno Schmidts Satz: "Und ihre Augen leuchteten wie die Scheiben brennender Irrenhäuser."



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Johanes Offline




Beiträge: 2.604

01.11.2021 09:38
#64 A. L. - ein politisches Schicksal und die Zukunft der Unionsparteien Antworten

Tja, da ich auch mal den Besserwisser geben will:

Zitat von Johanes im Beitrag Der letzte Blick in die Kristallkugel: Wie geht die Bundestagswahl aus?
- Entweder die Grünen und die FDP gehen nach einem gemeinsamen Gespräch zur SPD.
Damit wandert die Union unweigerlich in die Opposition. In diesem Szenario ist Laschet und sind die Laschetianer wahrscheinlich bald Geschichte. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, nach einem gescheiterten Wahlkampf noch mal in Spitzenpositionen zu kommen, aber all die Arbeit bisher war dahin. In der Opposition gibt es keine Aussicht auf politisch besetzte Ämter, auf das Gefühl echter Macht und so weiter.
Zudem aus der Opposition heraus mit ziemlicher Sicherheit eine andere CDU aufstehen wird als die heutige. Für die Chefetage wird es also ziemlich ungemütlich in diesem Szenario.


Das Abräumen innerhalb der CDU hat bereits begonnen:
"Der scheidende CDU-Chef wiederum wird künftig womöglich nur noch einfacher Bundestagsabgeordneter sein. Sein Ministerpräsidentenamt im Bundesland Nordrhein-Westfalen hat er bereits niedergelegt – und auch seine Tage als Vorsitzender sind gezählt."
Interne Umfrage: CDU rechnet mit Laschet ab – und geht für Nachfolge völlig neuen Weg von Anna-Katharina Ahnefeld (01.11.21)

Inzwischen ist Hendrik Wüst bereits Ministerpräsident des Landes NRW. Herr Wüst gilt als Anhänger einer mehr konservativen Ausrichtung der CDU.

"Nach der verlorenen Bundestagswahl steuert die CDU erstmals in ihrer Geschichte auf eine Mitgliederbefragung zur Neubesetzung des Partei-Vorsitzes zu.[...]Friedrich Merz, der in Umfragen derzeit bei den CDU-Mitgliedern Favorit für Laschets Nachfolge ist, forderte Präsidium und Bundesvorstand in der Welt am Sonntag auf, „dem eindeutigen Votum am Dienstag“ zu folgen."

Das klingt für mich eindeutig nach einer Neuausrichtung der Unionsparteien. Solange die Union regieren kann, erträgt sie im Wesentlichen jeden Vorsitzenden, aber sobald das nicht mehr der Fall ist, ist "Blut im politischen Haifischbecken" und exakt das erleben wir grade.
Nun mag Merz aus verschiedenen Gründen kein idealer Kandidat sein, aber er würde eindeutig eine Neuausrichtung der CDU.

Es läuft also bisher ziemlich genau nach Fahrplan. Nur, dass die FDP als potenzieller Koalitionspartner wegfällt, weil man auch gegen diese Opposition machen muss. Das ist unangenehm.


Nochmal zur Personalie Wüst:
"Nordrhein-Westfalens neuer Ministerpräsident Hendrik Wüst hat sich für den Erhalt der Stahlindustrie in Deutschland ausgesprochen.[...]«Wenn wir wirklich was fürs Klima tun wollen, dann geht das nur, wenn wir der Welt vormachen, wie man dabei gute Arbeitsplätze, Wohlstand und soziale Sicherheit erhält. Denn sonst macht uns das auf der ganzen Welt keiner nach.»"
Hendrik Wüst will Stahlindustrie in Deutschland erhalten vom 29.10. gemäß DPA

Das sind doch im Grunde die Argumente, wie man sie von gemäßigten Kritikern der Klimapolitik immer wieder hört. Eine Deindustrialisierung Deutschland wird das Klima nicht retten, aber den Wohlstand zerstören.

Auch sonst steht Wüst für ein völlig anderes Profil.

Klar, Glaskugel ist beschlagen und so, aber für mich sieht es so aus als ob die Union sich jetzt ein kämpferischeres Image zulegen könnte, auch mal Opposition zu der grünen Vorstellung von Politik. In der Tagespolitik wirkt sich das natürlich nicht mehr aus, aber es könnte vieles verändern.

Spannend ist jetzt, was die FDP tut oder nicht tun wird.

Mit zimmermännischen Gruß,

Johanes.

Stand: 26.09.2021 In Erwartung des Wahlkaters
07.10. Medien sprechen von der Ampel-Koalition to be continued

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