Wenn ich dann aber lese, dass man Tschaikowski nicht mehr spielt wegen der Invasion, dann frage ich mich doch ein bisschen, wie das mit der Freiheit gemeint ist. Mir ist schon klar, dass ich hier mehr Möglichkeiten haben als in Russland. Da würde man solche regierungskritischen Blogs wie dieses wahrscheinlich eher nicht zulassen.
Trotzdem, man bemerkt schon ein gewisses Mobilisierungsproblem.
"Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten." (Matthäus 7,12) "Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese." (Mark. 12,31)
Zitat von Johanes im Beitrag #2Können wir frieren für die Freiheit? Sicher.
Gut. Wie geht das?
Zitat Wenn ich dann aber lese, dass man Tschaikowski nicht mehr spielt wegen der Invasion, dann frage ich mich doch ein bisschen, wie das mit der Freiheit gemeint ist.
Das war eben der Kulturbruch Corona. Ich habe es schon so oft geschrieben, aber ich werde nicht müde: Der gesellschaftliche Schaden, der durch die Regierung Merkel und ihre Corona-Politik verursacht wurde, ist effektiv kaum heilbar. Wir haben zivilisatorisch Jahrzehnte der Entwicklung verloren. Das wir inzwischen eine reine Mob-Gesellschaft, mit jederzeit austauschbarem Buhmann geworden sind, ist eine direkte Folge davon. Gestern waren es die Ungeimpften, heute die Russen, morgen werden es dann die Autofahrer oder Eigenheimbesitzer sein. Der Mainstream gibt es vor und der Hass darf fließen. Der Korken ist aus der Flasche.
Zitat Mir ist schon klar, dass ich hier mehr Möglichkeiten haben als in Russland. Da würde man solche regierungskritischen Blogs wie dieses wahrscheinlich eher nicht zulassen.
Vertun Sie sich nicht. Das hier würde genauso geschlossen, wenn es groß genug wäre. Wir fliegen unter dem Radar, das ist alles. Wieviel Regierungskritik hier erlaubt ist, haben wir in den letzten zwei Jahren gesehen.
nach den wunderschönen Powerpoint Slides ist aktuell 1*.45 (Kohle) +.24*.38 (Gas) +.31*.25 (Öl) = 21% der EU - Primärenergie russischen Ursprungs. Bei einem Primärenergieverbrauch von 1400 Millionen t Rohöläquivalent sind das 300 Millionen t. Davon sind 127 Millionen t Gas. Nach den Schätzungen von Flintenuschis Beraterarmee lassen sich davon bis zum Ende des Jahres 105 Millionen t durch andere Lieferanten, Wassserstoff und Biogas ersetzen. Selbst unterstellt, dass das so funktionieren könnte ist hier schon einmal eine Lücke von 22 Millionen t Rohöläquivalent.
Ich sehe für die EU und vor allem für Deutschland (und Italien) nur die Möglichkeit, weiterhin Primärenergie aus Russland zu importieren. Das, oder hier wird nicht nur gefroren sondern erfroren. Bleibt nur die Hoffnung auf einen sehr milden Winter.
Zitat von Frode im Beitrag #4Ich sehe für die EU und vor allem für Deutschland (und Italien) nur die Möglichkeit, weiterhin Primärenergie aus Russland zu importieren. Das, oder hier wird nicht nur gefroren sondern erfroren. Bleibt nur die Hoffnung auf einen sehr milden Winter.
Bei einem Komplettembargo dürfte das nicht nur Raumwärme und Warmwasser betreffen, sondern ganz direkt auch die Stromversorgung. Wenn die letzten KKW vom Netz gehen, haben wir die Situation, daß bei Dunkelflaute die kompletten 40 GW Grundlast von Kohle und Gas bedient werden müssen. Das dürfte unter diesen Bedingungen unmöglich sein. In diesem Fall drohen schwerste Rationierungen von Strom oder gar ein vollständiger Ausfall. Dann wird erst richtig losgestorben.
Das wirft nebenbei die Frage auf, welche und wessen Freiheit der Prediger überhaupt gemeint hat.
Zitat von Doeding im Beitrag #5 Bei einem Komplettembargo dürfte das nicht nur Raumwärme und Warmwasser betreffen, sondern ganz direkt auch die Stromversorgung. Wenn die letzten KKW vom Netz gehen, haben wir die Situation, daß bei Dunkelflaute die kompletten 40 GW Grundlast von Kohle und Gas bedient werden müssen. Das dürfte unter diesen Bedingungen unmöglich sein. In diesem Fall drohen schwerste Rationierungen von Strom oder gar ein vollständiger Ausfall. Dann wird erst richtig losgestorben.
Das wirft nebenbei die Frage auf, welche und wessen Freiheit der Prediger überhaupt gemeint hat.
Liebe Raumteiler , dieses "Verteufeln" von allem, was einen russischen Anstrich hat, hat meiner Meinung nach zwei Seiten: 1. ist das klares Virtue-Signaling - seht her, wir stehen auf der richtigen Seite. Das war ja eine Entwicklung, die vor Corona schon zu beobachten war. Man macht sich halt mit einer guten Sache gemein, und cancelled die vermeintlich "böse" Sache. Soweit also nichts neues. 2. Ist das ein gewisser Ausdruck der Verzweifelung - was soll man den sonst tun? Hier gibt es meiner Meinung nach einen unbewussten weitverbreiteten Bedarf, die Ukraine zu unterstützen. Manche machen das halt konkret, manche halt mit denen ihn zur Verfügung stehenden Mitteln, also Shitstorms und Cancel Culture. Und natürlich schießt man da über das Ziel hinaus, wenn man russische Literaten des 19. Jahrhunderts in Geiselhaft für gegenwärtige russische Aktivitäten nimmt.
Zum Thema Versorgung: Ich bin pessimistisch, dass die Denkverbote bezüglich fossiler Energie oder KKW fallen. Dafür geht es uns noch zu gut. Wir können uns aber schonmal auf Load Shedding vorbereiten (ich habe öfter mit Kollegen aus Südafrika zu tun, für die ist das normal). Und ich habe meine persönliche Finanzministerin und Facility Managerin gebeten, die Option "Kaminofen im Wohnzimmer" zu evaluieren. Damit kriegen wir zumindest einen gewissen Teil des Hauses warm. Holz gibts bei uns genug . Der kluge Mann baut vor...
Zitat von Krischan im Beitrag #61. ist das klares Virtue-Signaling - seht her, wir stehen auf der richtigen Seite.
Das sehe ich ehrlich gesagt auch als Problem. Es ist natürlich im Rahmen der Meinungsfreiheit erlaubt, aber es besteht die Gefahr, dass wir mit diesen Verhalten jetzt noch stärker eskaliert.
Zitat Gut. Wie geht das?
Frieren für die Freiheit hieße, dass wir -- so zumindest hat man (also z. B. die Briten) es ja während des 2. Weltkrieges gemacht -- wieder Rationierungen usw. einführen usw. Wenn das wirklich funktionieren würde, dann wäre das eine diskutable Idee.
Ich fürchte nur, dass das aus verschiedenen Gründen nicht funktioniert...
"Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten." (Matthäus 7,12) "Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese." (Mark. 12,31)
Zitat von Frode im Beitrag #4Das, oder hier wird nicht nur gefroren sondern erfroren.
Zum Erfrieren gehört schon sehr viel. Mit genügend Textilien um sich herum kann man auch bei -20°C noch sehr gut schlafen. Kälter wird's hier selten.
Problematisch würden eher Schäden an Gebäuden. Entweder, wenn zu wenig geheizt und gelüftet wird, durch Schimmel oder, wenn gar nicht geheizt wird, durch Forstschäden an Leitungen und Mauerwerk.
Zitat von Krischan im Beitrag #6Liebe Raumteiler ,dieses "Verteufeln" von allem, was einen russischen Anstrich hat, hat meiner Meinung nach zwei Seiten:1. ist das klares Virtue-Signaling - seht her, wir stehen auf der richtigen Seite. Das war ja eine Entwicklung, die vor Corona schon zu beobachten war. Man macht sich halt mit einer guten Sache gemein, und cancelled die vermeintlich "böse" Sache. Soweit also nichts neues.2. Ist das ein gewisser Ausdruck der Verzweifelung - was soll man den sonst tun? Hier gibt es meiner Meinung nach einen unbewussten weitverbreiteten Bedarf, die Ukraine zu unterstützen. Manche machen das halt konkret, manche halt mit denen ihn zur Verfügung stehenden Mitteln, also Shitstorms und Cancel Culture. Und natürlich schießt man da über das Ziel hinaus, wenn man russische Literaten des 19. Jahrhunderts in Geiselhaft für gegenwärtige russische Aktivitäten nimmt.
So sehe ich die Situation auch. Verheerend an einigen dieser Überreaktionen ist, daß sie zu einer Solidarisierung der russischen Völker mit ihrer Regierung führen können, da ja sowieso in Rußland die Behauptung gepflegt wird, alle, der ganze Westen sei gegen ganz Rußland. Die Versuche der Politik, die Sanktionen zielgerichtet zu wählen, werden dadurch konterkariert. Besonders schädlich ist es hierbei, wenn durch die Sanktionen auch Nachrichtenaustausch zu Rußland seltener wird, man also bei den Bemühungen der russischen Regierung ungewollt mithilft, ihr ein Monopol über die Nachrichten zu verschaffen.
Ich frage hierbei: Wo sind die Antirassisten, wenn man sie mal braucht?
Zitat von Krischan im Beitrag #6Und ich habe meine persönliche Finanzministerin und Facility Managerin gebeten, die Option "Kaminofen im Wohnzimmer" zu evaluieren. Damit kriegen wir zumindest einen gewissen Teil des Hauses warm. Holz gibts bei uns genug . Der kluge Mann baut vor...
und die kluge Frau gibt's dann frei
Dazu allerdings noch zwei Bemerkungen: 1. Sind sie bei weitem nicht der einzige der darüber konkret nachdenkt, und auch Holz kommt zu großen Teilen aus Russland nach Deutschland - Holz wird auch teurer (wobei der heimische Wald da noch relativ viel Potential hat). Und die ganzen Holzöfen müssen auch noch errichtet werden...
2. Sie und ich und auch Hr. Gauck werden kein Problem haben. Das Problem bekommen die armen Schlucker ohne Eigentum und ohne alternative Heizmöglichkeiten. Und diesmal hilft dann auch keine Stütze, da einfach nicht genug da sein wird.
Zitat von DoedingIn diesem Fall drohen schwerste Rationierungen von Strom oder gar ein vollständiger Ausfall.
Ja, das wird brutal. Es wird eine Strommangellage geben. Ein vollständiger Ausfall im Sinne von Blackouts voraussichtlich nicht, aber eine starke Rationierung. Die Großverbraucher in der Industrie werden schon aktuell zur Regelung der Netzfrequenz zeitweise abgeschaltet (und auch von mir als Stromkunden dafür entschädigt). In der Strommangellage betrifft das zuerst die gesamte Industrie und dann schon bald die Haushalte. So viel Industrie gibt es ja nicht mehr...
Deutschland ist absolut abhängig von russischem Gas und die gesamte Stromversorgung ist mittlerweile darauf aufgebaut. Wenn der Krieg das Jahr über anhalten sollte kann ich mir kaum vorstellen, dass Deutschland weiterhin Gas aus Russland importieren darf. Ich glaube nicht, dass es Alternativen gibt - Deutschland braucht das Gas aus Russland.
Nun, immerhin wird "Versorgungssicherheit" und "preisewerte Energie" als Ziele der Energiepolitik nun immerhin diskutiert.
Noch vor wenigen Monaten waren das ja faktisch keine legitimen Ziele mehr, da gab es nur das eine Ziel "Klimaschutz".
Das ist also zumindest einmal eine Ausgangsbasis, um zu einer rationalen Energiepolitik zurück zu finden. Und selbst im grünen Wirtschaftsministerium werden ja jetzt Kohle und Atom zumindest wieder als mögliche Lösungen diskutiert. (Siehe etwa hier: https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-03/r...erdgas-russland "Robert Habeck will Kohlekraftwerke notfalls länger betreiben Bei einem Gaslieferstopp aus Russland erwägt der Bund, Kohlekraftwerke weiterlaufen zu lassen. Die Versorgungssicherheit sei im Zweifel wichtiger als der Klimaschutz.")
Versorgungssicherheit wichtiger als Klimaschutz? Aus dem Mund eines Grünen Ministers sind das wirklich ganz neue Töne.
Ein Grundfehler in der öffentlichen Diskussion ist aber leider nicht tot zu kriegen: das Ausblenden der Tatsache, dass Wind- und Solarenergie nicht verlässlich produziert werden.
Deshalb hört und liest man jetzt ständig Kommentare, die in die Richtung gehen "um von russischen Gas unabhängig zu werden, müssen wir jetzt dringend die Windenergie ausbauen. (pars pro toto hier ein Beispiel-Kommentar eines grundsätzlich i.d.R. eigentlich vernünftigen Journalisten: https://www.merkur.de/politik/ukraine-kr...r-91397055.html )
Was dabei übersehen wird: Gas wird im deutschen Energiemix gerade deshalb so viel gebraucht, weil die gut regulierbaren Gaskraftwerke sehr gut die Schwankungen von Wind- und Solarenergie kompensieren können. Wenn man Kohle und Atom nicht mehr haben will, dann bedeutet MEHR Wind also, dass wir zugleich MEHR Gas brauchen, nicht weniger.
Interessanterweise scheint diese Erkenntnis zwar bei Habeck angekommen zu sein (anders sind seine Einlassungen pro Braunkohle und sogar pro - durch Fracking gefördertem! - amerikansichem flüssig-Gas kaum zu erklären). Bisher aber noch nicht in der öffentlichen Diskussion.
Zitat von Florian im Beitrag #10 Was dabei übersehen wird: Gas wird im deutschen Energiemix gerade deshalb so viel gebraucht, weil die gut regulierbaren Gaskraftwerke sehr gut die Schwankungen von Wind- und Solarenergie kompensieren können. Wenn man Kohle und Atom nicht mehr haben will, dann bedeutet MEHR Wind also, dass wir zugleich MEHR Gas brauchen, nicht weniger.
Sowohl Kohlekraftwerke als auch Kernkraftwerke sind ebenfalls sehr gut regelbar, aus Kostengründen will man das aber eher nicht tun, weil die Investitionskosten hoch (natürlich hauptsächlich wegen staatlicher Regulierung) und die Brennstoffkosten niedrig sind. So eine Gasturbine ist halt unkritisch was die Schadstoffe angeht, sehr preiswert in der Investition, da kann man über den bescheidenen Wirkungsgrad hinwegsehen, wenn sie nicht so häufig läuft. Bei großen Kraftwerken kämpft man ja um jeden Zehntelpunkt Wirkungsgrad und treibt bei der Kohleverstromung immense Aufwände, um das Abgas in Reinluftqualität aus dem Schornstein zu pusten - nicht unähnlich den modernen Kraftfahrzeugen. Kein Wunder, dass die Luftschadstoff-Hotspots inzwischen sehr gut mit der Dichte von holzbetriebenen Heizungen korreliert.
Besonders witzig finde ich, dass das grüne Narrativ immer war (und auch beim kurzen Aufflackern der Laufzeitverlängerungsdiskussion oft gehört wurde) "was nützt uns Kernkraft, kann doch nur Strom erzeugen und damit nur einen kleinen Teil der Primärenergie bereitstellen", dieselbe Eigenschaft bei Wind und PV aber offenbar keinen Hinderungsgrund darstellt.
Insgesamt bin ich auf der Stromseite allerdings relativ entspannt, was die Versorgungssicherheit angeht. Unsere Kaltreserve ist ausreichend, um den Ausfall von Gas als Brennstoff durch Steinkohle zu kompensieren, und bei der Regelbarkeit ist vor allem Wind das Problem, und da kann man auch auf der Erzeugerseite regulieren und muss nicht alles auf der Kompensationsseite machen - ist halt wegen Abnahmezwang und Einspeisevergütung eine etwas preisintensivere Angelegenheit, aber nach derzeitigem Stand der Dinge wäre dieser Kostenschub in der Gesamtschau nicht mal bei genauerem Hinsehen erkennbar.
Bei der Wärme hingegen...wir haben da fast alles auf das Pferd "Gas" gesetzt, und das ist kurzfristig (also binnen 1-2 Jahren) nur bedingt umkehrbar. Schon Ende 2021 waren die Lieferzeiten für Wärmepumpen, Solarthermie und Pelletbrenner sehr unschön, und das wird jetzt kaum besser werden. Gesegnet sei der große (und fast volle) Öltank im Keller. Das wird ein spannendes Detail: wird man beim baldigen Quasi-Verbot von Ölheizungen zurückrudern?
Zitat von Florian im Beitrag #10Nun, immerhin wird "Versorgungssicherheit" und "preisewerte Energie" als Ziele der Energiepolitik nun immerhin diskutiert. [...] Interessanterweise scheint diese Erkenntnis zwar bei Habeck angekommen zu sein (anders sind seine Einlassungen pro Braunkohle und sogar pro - durch Fracking gefördertem! - amerikansichem flüssig-Gas kaum zu erklären). Bisher aber noch nicht in der öffentlichen Diskussion.
Ich bin nicht so sicher was bei Habeck wirklich angekommen ist. Denn da gibt es wenigstens zwei Möglichkeiten:
1. Die Energie wird knapp. Im nächsten Jahr könnten Menschen wirklich erfrieren. Ich muss das verhindern.
oder
2. Die Energie wird knapp. Im nächsten Jahr könnten Menschen wirklich erfrieren. Ich muss aufpassen, dass mich niemand dafür verantwortlich macht.
Das sind nur auf den ersten Blick die gleichen Dinge. Denn wenn zweiteres der Fall ist, dann kann Habeck durchaus auch die übliche politische Handlungssimulation betreiben, um dann anschließend zu verkünden: Ich hab ja alles versucht, an mir lag es nicht! Wie wir das bei Spiegel und der Ahrtal-Flut geraden erleben. Wichtig ist nicht, ob Menschen ertrunken sind, wichtig ist, dass die Ministerin das richtige Narrativ hat.
Es gibt ja nun grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder die Situation in der Ukraine beruhigt sich sehr schnell und Deutschland kann im kommenden Winter weiter große Mengen russisches Gas importieren. Oder das ganze geht noch lange weiter und die Gaslieferungen fallen aus. Wenn letzteres passiert fehlt in Deutschland so oder so massiv Energie. Und das in sehr gewaltiger Menge und das auch sehr, sehr kurzfristig (gerade einmal 6 Monaten Vorlaufzeit). In einer solchen Situation müssten eigentlich geradezu panikhaft(!) neue Energiequellen aufgebaut werden, von LNG-Terminals, Kohlkraftwerken und vielleicht sogar den vergleichsweise neuen "Mini-Kernkraftwerken", die eben nicht vier Jahre Lieferzeit haben. Man müsste das Verbot von Ölheizungen sofort aufheben, massiv die Installation von Holzöfen fördern und sich mit den Betreibern der AKWs unterhalten was ein Weiterbetrieb den kosten würde (was mit Sicherheit, obschon ich auch die Ausführungen von Herrn Haferburg dazu kenne, eher eine Frage des Geldes als eine Frage des Ob sein dürfte). Aber ich sehe nichts davon im Hause Habeck. Ich sehe bis dato nur Handlungssimulation. Er hat die Betreiber der AKWs gefragt. Super. Und die haben erst einmal nein gesagt. Das ist ja keine Überraschung, wer würde dieser Regierung auch nur für 2 Cent trauen? Er wird das Portemonnaie aufmachen müssen, aber ob er das tut ist dann eine ganz andere Frage. Habeck bleibt ein Grüner. Und ob ihn Menschenleben wirklich ankratzen, ist erst einmal unklar (wie gesagt, man erinnere sich an Frau Spiegel). Es ist durchaus denkbar, dass, so lange er keine Gefahr läuft dafür verantwortlich gemacht zu werden, er durchaus die Hände in den Schoss legen wird.
Man sollte nicht vergessen, seine große Vorgängerin im Geiste, wird die Aussage nachgesagt (sinngemäß): "Mir doch egal, dass ich daran schuld bin, dass die Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind. Jetzt sind sie halt da." Ist es da so weit zu: "Mir doch egal, dass Menschen durch die Energiewende jetzt erfrieren. Ist halt passiert."?
Zitat von Frode im Beitrag #4.. Wassserstoff und Biogas ersetzen.
Genau mein Humor! Wasserstoff haben wir ja jetzt schon übrig. Und wenn die Bauern mehr Energiepflanzen für Biogas anbauen, dürfen wir auch noch hungern für die Freiheit.
Zitat von Emulgator im Beitrag #8Zum Erfrieren gehört schon sehr viel. Mit genügend Textilien um sich herum kann man auch bei -20°C noch sehr gut schlafen. Kälter wird's hier selten.
Erzählen wir das auch den ganzen Babys und Alten? Und wieso erfrieren jedes Jahr wieder Obdachlose bei gerade einmal 0 Grad, wo sich doch jeder einpacken kann? Ich weiß, dass Sie es nicht böse meinen (really), aber die Realität ist zum einen, dass man kleine Kinder eben nicht gegen echten Frost schützen kann, zum anderen viele Leute überhaupt keine Ahnung haben, wie sie sich effektiv schützen können. Wenn im nächsten Jahr wirklich Gasknappheit kommt, dann werden Leute erfrieren. Und gar nicht so wenige.
Zitat Ich frage hierbei: Wo sind die Antirassisten, wenn man sie mal braucht?
Die stehen am Straßenrand, halten Schilder hoch mit "Kauft nicht beim Russen" und freuen sich einen inneren Fackelzug, dass sie ihren eigenen Hass politisch korrekt ausleben können.
Zitat von Frode im Beitrag #4.. Wassserstoff und Biogas ersetzen.
Genau mein Humor! Wasserstoff haben wir ja jetzt schon übrig. Und wenn die Bauern mehr Energiepflanzen für Biogas anbauen, dürfen wir auch noch hungern für die Freiheit.
So völlig abwegig ist das gar nicht. Wir haben ja die Situation, dass wir im Sommer absurde Überproduktion an Zappelstrom haben, mit dem keiner was anfangen kann. Wenn man diese Überproduktion auch nur teilweise in Wasserstoff oder besser Methan umsetzen kann, dann ist das wenigstens besser als gar nichts zu tun. Über die Wirtschaftlichkeit müssen wir nicht reden, aber ich glaube, dass vielen Leuten der Ernst der Situation im nächsten Winter gar nicht bewusst ist. Und die eine oder andere Million Kubikmeter Methan wird das Problem nicht lösen, aber wenigstens ein bischen helfen.
Zitat von Florian im Beitrag #10"um von russischen Gas unabhängig zu werden, müssen wir jetzt dringend die Windenergie ausbauen.
Nur um sicher zu gehen, es richtig verstanden zu haben. Es sollen jetzt noch mehr Windmühlen gebaut werden? Damit wir bei Flaute genau was haben? Und um dann bei Wind den Strom zu neagativen Preisen an unsere Nachbarn "verkaufen" zu müssen?
Gruß Morn <>< ______________________________________ First we take Manhattan, then we take Berlin 1987, L. Cohen
Zitat von hubersn im Beitrag #11Insgesamt bin ich auf der Stromseite allerdings relativ entspannt, was die Versorgungssicherheit angeht. Unsere Kaltreserve ist ausreichend, um den Ausfall von Gas als Brennstoff durch Steinkohle zu kompensieren
Ist das so? Wir beziehen ja auch so um die 50% (Größenordnung) unserer Stein- und Braunkohle aus Rußland; die fiele bei einem Komplettembargo (für das sich aktuell laut Welt eine Mehrheit der Deutschen aussprechen) sofort ebenfalls weg. Sicher ist es leichter, Kohle über den Weltmarkt zu beschaffen als Gas, aber von Heute auf Morgen ginge das auch nicht, weshalb ich der genannten Mehrheit der Deutschen akute Suizidalität attestiere. Die Frage ist ja auch, zu welchen Preisen bei der gegenwärtigen Weltmarktlage. Der Vorteil an Rußland sind/waren ja die Langfristverträge.
Zitat von Llarian im Beitrag #15Wir haben ja die Situation, dass wir im Sommer absurde Überproduktion an Zappelstrom haben, mit dem keiner was anfangen kann. Wenn man diese Überproduktion auch nur teilweise in Wasserstoff oder besser Methan umsetzen kann, dann ist das wenigstens besser als gar nichts zu tun.
Man muss die Wasserstoff- und Methan-Produktion halt erst mal bauen. Ziemlich aufwändige Geschichte. Mit ziemlich geringem Wirkungsgrad. Ich habe schon lange nicht mehr die Zahlen ganz genau angeschaut, aber im Moment ist die Überproduktion im Sommer nur zu ganz wenigen Zeitpunkten wirklich signifikant - ich würde in Frage stellen, ob das selbst bei optimaler Ausnutzung jedes Stücks Überproduktion mehr als 0,1% der russischen Gas-Importe sibstituieren könnte (aber das darf gerne jemand recherchieren und widerlegen). Aber wenn man den "Methanerzeugung durch Energieeinsatz anderer Energieträger"-Weg gehen will, dann könnte man die Anlagen natürlich auch mit KKWs und Kohlekraftwerken betreiben - wenn alles "volle Suppe" läuft, ist das Gasproblem vom Tisch. Wie gesagt, sofern man in der Lage ist, ausreichend Anlagen zur H2- oder CH4-Synthese hinzustellen. Teuer, dauert.
Dann lieber die Ressourcen besser investieren. Sogar auf jedes Hausdach eine Solarthermieanlage zur Warmwasserunterstützung zu bauen oder durch PV betriebene Heizstäbe (der neueste Schrei bei den Hybridheizlösungen, weil erschreckenderweise preislich interessant) wäre vermutlich besser investiertes Geld.
Wenn die Zeit knapp ist, ist es eine ganz schlechte Idee, mit voller Breitseite einfach alles zu machen was theoretisch möglich ist. Einen signifikanten Impact würden meines Erachtens folgende, recht preiswerte Dinge machen: volle Ausreizung der bestehenden LNG-Importmöglichkeiten, Maximierung der Gasförderung innerhalb Europas (da gibt es viel Potenzial - viele wollten nicht mit den niedrigen russischen Preisen konkurrieren), KKWs weiterlaufen lassen und dadurch freiwerdendes Erdgas für Heizzwecke sparen, Biogas nicht verstromen sondern verheizen, Stromerzeugung aus Steinkohle wieder hochfahren.
Zitat von Llarian im Beitrag #122. Die Energie wird knapp. Im nächsten Jahr könnten Menschen wirklich erfrieren. Ich muss aufpassen, dass mich niemand dafür verantwortlich macht.
Das sind nur auf den ersten Blick die gleichen Dinge. Denn wenn zweiteres der Fall ist, dann kann Habeck durchaus auch die übliche politische Handlungssimulation betreiben, um dann anschließend zu verkünden: Ich hab ja alles versucht, an mir lag es nicht! Wie wir das bei Spiegel und der Ahrtal-Flut geraden erleben. Wichtig ist nicht, ob Menschen ertrunken sind, wichtig ist, dass die Ministerin das richtige Narrativ hat.
So ganz wird er sich da nicht rauswinden können, immerhin ist das (anders als Ahrtal) eine Katastrophe mit Ansage und Vorlaufzeit von 9 Monaten. Was freilich verdammt kurz ist, aber lange genug, um sich nicht rausreden zu können. Als Spiegel gemerkt hat, daß sie es verkackt hat, war es schon zu spät (was ihr widerwärtiges Verhalten erklärt, nicht entschuldigt. Rücktritt wäre das einzig akzeptable, auch und gerade von ihrem jetzigen Amt).
Vielleicht hast Du am Ende dennoch recht, aber im Moment macht Habeck auf die ganz kurze Sicht erstmal das richtige: den Embargofuror der Deutschen versuchen zu bremsen. Ein Einfuhrstop, der in zwei Medienberichten (weiß nicht mehr wo, glaube Focus) so formuliert wurde, daß wir mit dem Embargo Putin das Gas abdrehen würden. Galoppierende Hirnerweichung. Fällt mir nix mehr zu ein.
Zitat von Krischan im Beitrag #6Und ich habe meine persönliche Finanzministerin und Facility Managerin gebeten, die Option "Kaminofen im Wohnzimmer" zu evaluieren. Damit kriegen wir zumindest einen gewissen Teil des Hauses warm. Holz gibts bei uns genug . Der kluge Mann baut vor...
Auch ich bin in meinen diesbezüglichen Verhandlungen inzwischen in einem fortgeschrittenen Stadium angelangt .
Meine Hauptsorge gilt allerdings, Emulgator hat es bereits erwähnt, den Wasserleitungen/Heizungskreislauf. Die frieren nicht soo schnell durch, aber wie ich unser Glück kenne, bekommen wir einen Jahrhundertwinter, und dann dräuen Schäden im locker fünfstelligen Bereich. Pro Einfamilienhaus. Bei Mehrfamilienhäusern entsprechend mehr. Deutschlandweit. Reparaturdauer mit Blick auf die Handwerkskapazitäten: 10 Jahre plus
Zitat von hubersn im Beitrag #11Insgesamt bin ich auf der Stromseite allerdings relativ entspannt, was die Versorgungssicherheit angeht. Unsere Kaltreserve ist ausreichend, um den Ausfall von Gas als Brennstoff durch Steinkohle zu kompensieren
Ist das so? Wir beziehen ja auch so um die 50% (Größenordnung) unserer Stein- und Braunkohle aus Rußland;
Meines Wissens ist unsere Braunkohle komplett heimisch. Die Stromproduktion aus Braunkohle wurde wegen des CO2-Preises ja in der Vergangenheit reduziert, nicht aufgrund der Brennstoffkosten oder irgendeiner Knappheit. Das könnte man also durch einfache politische Maßnahmen sofort wieder hochfahren.
Bei der Steinkohle reden wir von 20 Millionen Tonnen Import aus Russland in 2021, also etwa 550 PJ Primärenergie, was ungefähr 50% entspricht. Aber: jeder auf der Welt verkauft Steinkohle. Australien, USA, Kanada, Indonesien, Südafrika. Da ist viel Luft im Markt, andere können einspringen. Gemessen am weltweiten Kohlehandel ist der deutsche Bedarf ein Fliegenschiss. Russland hat einen Exportanteil von 15%, der geht halt jetzt nach China - eine Verschiebung, vorübergehend eine Verwerfung, aber strategisch gesehen kein Problem.
Und nicht zuletzt kann man die heimische Steinkohleförderung auch wieder aktivieren. Teuer, aber geht. Vorteil: wir wissen schon, wo die Kohle liegt.
Wir reden jetzt noch nicht mal vom vorhandenen Sparpotenzial. Wenn es wirklich notwendig ist, sollte es kein Problem sein, den heimischen Energieverbrauch auf Kosten des Komforts und des Vergnügens um 20% von heute auf morgen reduzieren.
Zitat die fiele bei einem Komplettembargo (für das sich aktuell laut Welt eine Mehrheit der Deutschen aussprechen) sofort ebenfalls weg. Sicher ist es leichter, Kohle über den Weltmarkt zu beschaffen als Gas, aber von Heute auf Morgen ginge das auch nicht, weshalb ich der genannten Mehrheit der Deutschen akute Suizidalität attestiere. Die Frage ist ja auch, zu welchen Preisen bei der gegenwärtigen Weltmarktlage. Der Vorteil an Rußland sind/waren ja die Langfristverträge.
Preislich ist Substitution natürlich nicht attraktiv, aber wir reden hier ja von "warmer Hintern vs. Erfrieren". Natürlich wird das teuer. Die jetzigen Preise zugrundezulegen macht aber keinen Sinn, das müssen wir in einem Monat und in 6 Monaten nochmal anschauen, im Moment ist an der Rohstofffront einfach Panik an den Börsen. Heute ist der Steinkohlepreis z.B. dramatisch gesunken. Der Heizölpreis auch. Aber seit 24.2. sind die Preise eben komplett explodiert, so dass die jetzige Reduktion überhaupt nicht ins Gewicht fällt. Wo sich der Markt einpendelt? Keine Ahnung. Der politische Plan für so eine vorhersehbare Situation (siehe auch: Pandemie) ist in Deutschland natürlich nicht vorhanden jenseits von "der Russe hat doch bisher immer geliefert".
Für mich ist das im Moment noch in gewisser Hinsicht amüsant. Anno 1994 oder 1995 habe ich einer Veranstaltung im Rahmen meines Energietechnik-Studiums beigewohnt mit dem schönen Titel "Die deutsche Stromversorgung im Spannungsverhältnis zwischen EU-Binnenmarkt, Versorgungssicherheit und Klimaschutz". Alles, was jetzt diskutiert wird, waren schon damals Binsenweisheiten. In den letzten 40 Jahren wurde man regelmäßig ausgelacht, wenn man den Vorzug der Kernenergie in Richtung Versorgungssicherheit und quasi-heimischer Brennstoff selbst ohne Uranvorkommen (hätten wir ja in Deutschland) angepriesen hat. Tja: ich hab's Euch ja gleich gesagt. Nützt mir aber nix, nur dahingehend, dass ich mich aus Gründen der Versorgungssicherheit nicht an Putins Gashahn angeschlossen habe sondern das böse Heizöl behalten habe.
Zitat von Doeding im Beitrag #19Ein Einfuhrstop, der in zwei Medienberichten (weiß nicht mehr wo, glaube Focus) so formuliert wurde, daß wir mit dem Embargo Putin das Gas abdrehen würden. Galoppierende Hirnerweichung. Fällt mir nix mehr zu ein.
Strategisch würde ich folgende Ersatzlösung zum Embargo vorschlagen: wir importieren weiter aus Russland, wo es preislich Sinn macht. Die Ersparnis gegenüber den derzeit explodierenden Weltmarktpreisen investieren wir in vernünftige Waffen, die wir kostenlos an die Ukraine abgeben. So ist allen geholfen
Zitat von hubersn im Beitrag #21 Und nicht zuletzt kann man die heimische Steinkohleförderung auch wieder aktivieren. Teuer, aber geht. Vorteil: wir wissen schon, wo die Kohle liegt.
Nicht auf dem Zeithorizont, der gerade im Raum steht. Die letzte Zeche war Zollverein in Bottrop; die haben Ende 2018 dichtgemacht. Überall gibt es ja billigere Kohle - und zudem bringt die das Kliemer um. Und Zechen zu reaktivieren ist, wenn ich es richtig sehe, unmöglich. Da ist die Fördertechnik rückgebaut; die Stollen sind verfüllt oder geflutet; vor allem Dingen muß das geplant und in Angriff genommen werden; egal welcher Aufwand da im Einzelfall getrieben werden muß: von Reaktivierung bis zum kompletten erneuten Abteufen. Ich fürchte, das einzige, das bei uns zeitnah, also vor November, in dem Bereich an der Heimatfront überhaupt denkbar ist, ist die Ausweitung des Braunkohlentagebaus. Planfeststellungverfahren und Hambi-Bambis müßten in diesem Fall mit Notstandsregelungen neutralisiert werden.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von hubersn im Beitrag #22Strategisch würde ich folgende Ersatzlösung zum Embargo vorschlagen: wir importieren weiter aus Russland, wo es preislich Sinn macht. Die Ersparnis gegenüber den derzeit explodierenden Weltmarktpreisen investieren wir in vernünftige Waffen, die wir kostenlos an die Ukraine abgeben. So ist allen geholfen
Ich hätte noch einen besseren Vorschlag: Wir kaufen das Gas einfach nicht mehr direkt von russischen Firmen, sondern über einen Zwischenhändler, der in einem karibischen Briefkasten sitzt und militärisch als verbündet gilt. Wenn die Rendite stimmt, findet sich sicher jemand und mit Greenwashing für's gute Gewissen hat man in Deutschland schließlich reichlich Erfahrung: Wer neben einem Heizkraftwerk wohnt und bei Dunkelflaute trotzdem mit 100% Ökostrom versorgt wird, der kann auch russisches Erdgas verheizen ohne russisches Erdgas zu kaufen...
Zitat von hubersn im Beitrag #18 Man muss die Wasserstoff- und Methan-Produktion halt erst mal bauen. Ziemlich aufwändige Geschichte. Mit ziemlich geringem Wirkungsgrad.
Alles richtig. Und es ist noch schlimmer: Der Hauptgrund, warum das bisher nirgendwo gemacht worden ist, sind die Kosten, um genau zu sein die Opportunitätskosten. Die Anlagen kosten massiv Geld und können nur dann betrieben werden, wenn Wind und Solar auf voller Kraft laufen, das sind aber vielleicht 10 oder maximal 20 Prozent des Tages, d.h. die meiste Zeit liegen die brach. Und das ist das Problem, es ist wirtschaftlich eine Katastrophe. Der Wirkungsgrad ist gar nicht das Riesendrama, Zappelstrom ist billig, wenn er mal da ist. Aber er ist zu wenig da. Das ist auch nicht DIE Lösung, es ist nur am Ende vermutlich sinnvoller als erfrieren.
Zitat ich würde in Frage stellen, ob das selbst bei optimaler Ausnutzung jedes Stücks Überproduktion mehr als 0,1% der russischen Gas-Importe sibstituieren könnte (aber das darf gerne jemand recherchieren und widerlegen).
Das kann ich gerne tun, aber das dauert. Ich denke aber wenn ich die Zahlen realistisch überschlage reden wir hier über etwas zwischen zwei und fünf Prozent. Was ja auch nicht null ist.
Zitat Aber wenn man den "Methanerzeugung durch Energieeinsatz anderer Energieträger"-Weg gehen will, dann könnte man die Anlagen natürlich auch mit KKWs und Kohlekraftwerken betreiben - wenn alles "volle Suppe" läuft, ist das Gasproblem vom Tisch. Wie gesagt, sofern man in der Lage ist, ausreichend Anlagen zur H2- oder CH4-Synthese hinzustellen. Teuer, dauert.
Absolut richtig, wobei es bei Kohle nicht wirklich Sinn macht. Erst Kohle verfeuern um dann Methan künstlich herzustellen erscheint etwas hirnlos zu sein. Kohlekraftwerke mit Fernwärme machen da mit Sicherheit(!) mehr Sinn. Aber KKW sind genau der Punkt. Mit genügend Atomstrom existiert das Energieproblem faktisch nicht mehr, weil ich Gas herstellen kann, Sprit herstellen kann, heizen kann, einfach alles machen kann. Die sinnvollste Politik der letzten 20 Jahre wäre nicht der Abbau sondern die Verfielfachung der Kernkraftwerke gewesen. Um mal wieder von meiner früheren Heimatfront zu berichten: Wir könnten heute schon Stahl mit Wasserstoff herstellen, wenn wir mehr Atomkraftwerke hätten.
Zitat volle Ausreizung der bestehenden LNG-Importmöglichkeiten, Maximierung der Gasförderung innerhalb Europas (da gibt es viel Potenzial - viele wollten nicht mit den niedrigen russischen Preisen konkurrieren), KKWs weiterlaufen lassen und dadurch freiwerdendes Erdgas für Heizzwecke sparen, Biogas nicht verstromen sondern verheizen, Stromerzeugung aus Steinkohle wieder hochfahren.
Letzteres geht nicht. Die Schächte sind hin, die Flöze damit im Wesentlichen unzugänglich. Das muss einem grundsätzlich klar sein, wenn man ein Steinkohlebergwerk runterfährt: Das lässt sich nie wieder öffnen, die Schächte sind voll gelaufen, instabil und nicht mehr zugänglich. Aber für Stromproduktion ist meines Wissens nach ohnehin Braunkohle deutlich sinnvoller und günstiger.
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