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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 74 Antworten
und wurde 3.664 mal aufgerufen
 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
Seiten 1 | 2 | 3
Llarian Offline



Beiträge: 7.027

07.07.2022 12:30
Vorbild Venezuela Antworten

Ein kleine Randnotiz.

pettibone Offline




Beiträge: 24

07.07.2022 13:07
#2 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat
Und ich sehe keine neuen AKWs, keine Ölkraftwerke, keine neuen Kohlekraftwerke. Ich sehe auch keine Planung dafür sondern nur einen Wirtschaftsminister, der es nicht einmal schafft die bestehenden Kraftwerke weiter betreiben zu wollen.



In Hamburg haben wir:

einen Umweltsenator, der den Bürgern

-den Fleischverzehr ausredet, aber selber zum Frühstück gerne Mettbrötchen verspeist und nach eigenen Angaben "darauf hinarbeitet", seinen Fleischkonsum auf drei Tage in der Woche zu reduzieren

-das Fliegen verbieten möchte, aber selber regelmäßig nach Malle jettet, weil "seine Familie da ein Haus hat"

-klar stellt, dass in Hamburg alle bitte in die Innenstadt ziehen mögen, da Einfamilienhäuser als Klimakiller nicht mehr gebaut werden könnten, aber selber alleine ein solches bewohnt

-die Hamburger zur kalten Dusche anhält, aber das Kraftwerk Moorburg nicht wieder hochfährt und obendrauf auf explodierende Energiekosten einstimmt.

und einen Verkehrssenator, der

-die Stadt in eine Fahrradhölle verwandelt, aber zum Sommerurlaub in die USA jettet.

Diesen Leuten kommt überhaupt nicht in den Sinn, dass sie irgendwas falsch machen

Johanes Offline




Beiträge: 2.538

07.07.2022 13:20
#3 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Einige Autoren, darunter auch Zettel, haben das analysiert:
Die Sozialisten haben nach Jahrzehnten des Gegenbeispiels realisiert, dass dauerhafter Wohlstand unvereinbar mit sozialistischer Planwirtschaft ist. Deshalb hat man sozusagen die Abwehrideologie entwickelt, dass der Wohlstand ja sowieso zu hoch war und Konsumterror herrscht und man vor dem Supermarktregal steht wie Buridans Esel.

Ich glaube nicht, dass das irgendwie als ausgearbeitetes Programm vorliegt. Es finden sich immer nur mehr oder weniger große Puzzelstückchen und viele Autoren sind sich selbst nicht bewusst, für was sie im Ergebnis optieren.

Normalerweise haben alle menschlichen Gesellschaften versucht, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Teilweise mit Technik, teilweise auch mit Lebensphilosophie oder spirituellen Methoden. Wir wären jetzt der erste Fall, wo ernsthaft das Gegenteil versucht wird.

Zudem vermute ich destruktive Auswirkungen dieses Vorhabens auf die Gesellschaft. Zumindest in unseren Fall.

P.S.: Ich entschuldige, wenn meine Aussagen polemisch-überspitzt wirken. Ich habe grade nur sehr wenig Zeit zum Tippen.

Yago Offline



Beiträge: 455

07.07.2022 15:07
#4 RE: Vorbild Venezuela Antworten

https://youtu.be/WDHFNBWNGTQ
Julian Reichelt hat sich des Themas ebenfalls angenommen. Er sieht einen Klassenkampf oben gegen unten heraufziehen und stellt fest, dass Olaf Scholz und seine Frau 45000 € im Monat verdienen und keine Chance haben, etwas von der Realität der Bevölkerungsmehrheit mitzubekommen. Habeck meint in der ersten Minute, dass er so viel verdiene, dass er es nicht ausgeben könne. Auf Besserung ist aus dieser Richtung nicht zu hoffen.

Da mittlerweile alle Assets incl. Immobilien unter Druck geraten, neige ich zwar nicht zur Ansicht, dass eine allgemeine Verabredung von wem auch immer dahinter steht. Ich bin aber überzeugt, dass man die Gelegenheit sehr gern nutzen wird, über Inflation und Entwertung die Staatsverschuldungen zu bereinigen, um das Spiel irgendwann wieder von vorne beginnen zu lassen. Wenn nun auch Russland mit China, Indien und vielleicht auch der arabische Raum zusammen gehen werden, wird es sehr eng werden für den Westen. Dann kann wenigstens ein geordnetes Haus übergeben werden ooder: die Not wird die Entwicklungen in Europa und Deutschland im Besonderen wieder gerade ziehen (in Holland wärmt man sich offenbar gerade auf, da der Bogen überspannt wurde) . Dann startet Deutschland wieder durch, dass kann es ja, hat es mehrfach gezeigt. Interessant war auch der Kommentar in der Weltwoche von gestern, wo gesagt wird, dass gezeigte Solidarität nicht das eigene Land, hier also die Schweiz, ruinieren darf. Dann hat niemand etwas von der gezeigten Solidarität. Diese Meinung wird sicherlich im Winter in Deutschland die mehrheitsfähige sein. Dann sehen wir weiter.

Johanes Offline




Beiträge: 2.538

07.07.2022 16:03
#5 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von Yago im Beitrag #4
Dann startet Deutschland wieder durch, dass kann es ja, hat es mehrfach gezeigt.


Das Durchschnittsalter hat sich aber verändert.

Llarian Offline



Beiträge: 7.027

07.07.2022 18:51
#6 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von pettibone im Beitrag #2
In Hamburg haben wir: einen Umweltsenator, der den Bürgern [...]

Ich hätte ja die passende Vokabel für den Mann, aber angesichts dessen, dass man es in Hamburg für normal und richtig hält jemanden ein SEK auf den Hals zu hetzen, weil er den Innensenator von Hamburg einen Pimmel genannt hat, werde ich mal darauf verzichten.

Zitat
Diesen Leuten kommt überhaupt nicht in den Sinn, dass sie irgendwas falsch machen


Erstaunlicher fand ich noch, dass der Mann das Interview gegeben hat und nicht mal darüber nachgedacht hat, dass das vielleicht schlecht ankommen könnte. Die sind sowas von merkbefreit, man fragt sich wirklich wo die Grünen solche Frohnaturen finden.

Llarian Offline



Beiträge: 7.027

07.07.2022 19:01
#7 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von Yago im Beitrag #4
Er sieht einen Klassenkampf oben gegen unten heraufziehen und stellt fest, dass Olaf Scholz und seine Frau 45000 € im Monat verdienen und keine Chance haben, etwas von der Realität der Bevölkerungsmehrheit mitzubekommen.

Das sind aber zwei verschiedene Themen. Das Scholz und Co. nichts mehr mitbekommen, ist nicht überraschend und auch nicht neu. Schröder konnte ja auch nicht brutto von netto unterscheiden. Der Klassenkampf gegen wird eher von Leuten geführt, die durchaus noch mitbekommen, dass ihre Putzfrau den Sprit nicht mehr bezahlen kann. Es ist ihnen nur egal.

Zitat
Wenn nun auch Russland mit China, Indien und vielleicht auch der arabische Raum zusammen gehen werden, wird es sehr eng werden für den Westen.


Gegen China sind Russland, Indien und der nahe Osten zusammen ziemlich unwichtig, es gibt für China keinen Grund die besondere Nähe zu auch nur einem davon zu suchen (noch am allerwenigsten zu Russland). Und ob es wirklich eng für den Westen wird, wird im Wesentlichen davon abhängen wie sich die USA in den nächsten Jahren entwickeln. Und dort gibt es durchaus Hoffnungsschimmer.

Zitat
Dann startet Deutschland wieder durch, dass kann es ja, hat es mehrfach gezeigt.


Davon bin ich nicht überzeugt. Deutschland hat das genau zweimal gezeigt und beide Male war die Bevölkerung deutlich jünger, homogener und breit gebildet. Die heutige Bevölkerung ist deutlich älter, diverser, zerzankter. Die diversen Germanisten, vergleichenden Religionswissenschaftler und Gender-Absolventen können weniger als ein Anstreicher im letzten Jahrhundert. Und das kombiniert mit einer Anspruchshaltung, die auch im letzten Jahrhundert so nicht existiert hat. Es mag sein, dass man die Kurve noch bekommen kann, aber das ist alles andere als ein Selbstläufer.

pettibone Offline




Beiträge: 24

07.07.2022 21:33
#8 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #6
Erstaunlicher fand ich noch, dass der Mann das Interview gegeben hat und nicht mal darüber nachgedacht hat, dass das vielleicht schlecht ankommen könnte. Die sind sowas von merkbefreit, man fragt sich wirklich wo die Grünen solche Frohnaturen finden.


Im Moment glauben wohl viele, dass es reicht, mit kalt duschen Gas einzusparen, um damit über den Winter zu kommen. Aber eigentlich müsste doch jedem klar denkenden Menschen der A... auf Grundeis gehen bei dem Gedanken daran, dass im Winter kein Gas mehr fließt.

Vielleicht haben wir ja Glück und der Winter wird mild. Aber wenn nicht, hoffe ich, dass Leute wie Kerstan, die so offensichtlich das genaue Gegenteil von dem tun, was dringend notwendig wäre, bei der nächsten Wahl vom Hof gejagt werden.

H_W Offline



Beiträge: 456

07.07.2022 22:14
#9 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #5

Das Durchschnittsalter hat sich aber verändert.


Das ist meiner Meinung nach nicht mal das Hauptproblem.

Früher hatten wir Naturwissenschaftler, Ingenieure, Facharbeiter. (Die Invasoren, die man uns als solche verkaufen möchte, zählen natürlich nicht hierzu)

Heute haben wir stattdessen Diplomschwafologen und Doktoren der Laberistik. Ob die auch nur irgendwas zu einem Wiederaufbau beitragen können?

Der Export technischer Erzeugnisse hat Deutschland lange Jahre gute Einnahmen beschert.
Ob die Ergebnisse deutscher Gender"wissenschaftler" weltweit ähnlich gefragt sein mögen?

Gruß, H_W

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Johanes Offline




Beiträge: 2.538

07.07.2022 23:21
#10 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #7
Der Klassenkampf gegen wird eher von Leuten geführt, die durchaus noch mitbekommen, dass ihre Putzfrau den Sprit nicht mehr bezahlen kann.


Das ist doch jetzt wirklich an der Grenze zur Verschwörungstheorie.

Zitat von Llarian im Beitrag #7
Die diversen Germanisten, vergleichenden Religionswissenschaftler und Gender-Absolventen können weniger als ein Anstreicher im letzten Jahrhundert.


Es ist ja nicht so als ob es vor 100 oder 50 Jahren in Deutschland keine Geisteswissenschaftler gegeben hätte.

Zitat von H_W im Beitrag #9
Früher hatten wir Naturwissenschaftler, Ingenieure, Facharbeiter.


Glauben Sie, werte(r) @H_W , dass Deutschland früher nur aus diesen Personengruppen bestehen würde?

Ich könnte mir sogar vorstellen, dass in absoluten Zahlen die Anzahl an Ingenieuren, Naturwissenschaftlern usw. sogar gestiegen ist. Der Unterschied ist nur, dass wir seit den 1960er Jahren die Massenunis haben.

Zitat von H_W
Heute haben wir stattdessen Diplomschwafologen und Doktoren der Laberistik. Ob die auch nur irgendwas zu einem Wiederaufbau beitragen können?

Der Export technischer Erzeugnisse hat Deutschland lange Jahre gute Einnahmen beschert.
Ob die Ergebnisse deutscher Gender"wissenschaftler" weltweit ähnlich gefragt sein mögen?



Möglicherweise müsste man da bereits umsteuern und andere Anreizsysteme setzen. Beispielsweise bei den Studiengebühren. Weiterhin 0 für Naturwissenschaften und Technik, Zuschüße war nachweislich Begabte (wie auch immer man das definiert) und Studiengebühren für "Laberfächer" wie eben Philosphie, Geschichte usw.

Was als Lösung für Deutschland eben nicht in Frage kommt, ist, ein Heer von unterqualifizierten Billiglöhnern zu erzeugen. Denn schon demographisch werden wir mit dieser Strategie gnadenlos an der Realität scheitern.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.905

07.07.2022 23:39
#11 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #10
Zitat von Llarian im Beitrag #7
Der Klassenkampf gegen wird eher von Leuten geführt, die durchaus noch mitbekommen, dass ihre Putzfrau den Sprit nicht mehr bezahlen kann.


Das ist doch jetzt wirklich an der Grenze zur Verschwörungstheorie.


Keineswegs. Das ist EXAKT der Glutkern der grünen Austeritätsphantasien: daß es darauf ankommt, den Verbauch von Energie, Fleisch, Lebensmitteln überhaupt, Konsumgütern, Flugtickets, you name it, so drastisch zu verteuern & verknappen, daß ungeahnte Sparpotenziale frei werden, der Verbrauch halbiert oder geviertelt wird und am Ende durch die schönen freigewordenen Effizienzsteigerungen ein angenehmeres Leben herauskommt. Genau das steckte hinter der grünen Wahlkampfforderung von "5 Mark pro Liter Sprit", mit dem diese Truppe 1998 in den Bundestagswahlkampf gezogen ist. Wir verschwenden die schönen Ressourcen ja nur & überhitzen den Planeten, weil die niedrigen Preise keinen Anreiz zu solcher Innovation bieten (doch: so malt sich die Ökonomie in solchen Köpfen; diese Leute glauben ja auch fest daran, daß Kriege geführt werden, um sich goldene Nasen zu verdienen). Entwickelt worden ist das etwas vorher, von Amory Lovins & Co unter dem Stichwort "Faktor Vier" - übrigens ein Nachfolgeprojekt zu den "Grenzen des Wachstums," auch vom Club of Rome erdacht: "doppelter Wohlstand - halbierter Naturverbrauch."

https://de.wikipedia.org/wiki/Faktor_Vier



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.116

08.07.2022 08:36
#12 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #10
Das ist doch jetzt wirklich an der Grenze zur Verschwörungstheorie.


Das vielleicht nicht, aber einen wie auch immer organisierten Klassenkampf sehe ich da auch nicht. Diese Ansichten lassen sich sehr einfach mit Egoismus erklären, in Verbindung mit der über Jahrzehnte entwickelten Ansicht, dass der Staat sich um alles zu kümmern habe. Wenn also die Putzfrau ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen kann weil sie die PV-Anlage ihres Arbeitgebers subventionieren muss, dann soll sich halt der Staat um mehr soziale Gerechtigkeit kümmern, aber bitte indem er alle anderen ausser mir besteuert.

Zitat von Johanes im Beitrag #10
Es ist ja nicht so als ob es vor 100 oder 50 Jahren in Deutschland keine Geisteswissenschaftler gegeben hätte.


Vor 100 Jahren war der Anteil der Geisteswissenschaftler in der Gesamtbevölkerung aber wesentlich geringer als heute und dürfte sich irgendwo im Promillebereich bewegt haben. Das kann man sich durchaus leisten, wenn dafür alle anderen irgendeine produktive Tätigkeit ausüben (es müssen auch nicht Ingenieure sein, ausgebildete Facharbeiter tun's auch). Zumal ein Großteil der damaligen "Schwätzer" wohl aus relativ gutsituierten Verhältnissen entstammte und nicht darauf angewiesen war, für ihre Tätigkeit lebenslang alimentiert zu werden, sei es direkt über den Sozialstaat oder indirekt über irgendwelche Pseudojobs, die die Regierung erfinden muss damit diese Leute nicht auf der Straße sitzen und die allen anderen, zusätzlich zur Geldverschwendung, nur nervtötende Probleme aufhalsen.

Zitat von Johanes im Beitrag #10
Möglicherweise müsste man da bereits umsteuern und andere Anreizsysteme setzen. Beispielsweise bei den Studiengebühren.


Siehe oben, es würde schon reichen, wenn man für diese Leute nicht noch einen künstlichen Arbeitsmarkt (mit Topgehältern und -pensionen) erschafft. Wer die Aussicht auf lebenslang Hartz IV hat, wird sich zweimal überlegen ob er Genderwissenschaften oder "irgendwas mit Medien" studiert.

Krischan Offline




Beiträge: 626

08.07.2022 11:17
#13 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #12
[
Siehe oben, es würde schon reichen, wenn man für diese Leute nicht noch einen künstlichen Arbeitsmarkt (mit Topgehältern und -pensionen) erschafft. Wer die Aussicht auf lebenslang Hartz IV hat, wird sich zweimal überlegen ob er Genderwissenschaften oder "irgendwas mit Medien" studiert.


Lieber Alfonzo,
bitte werfen wir hier nicht alles in einen Topf. Augen auf bei der Berufswahl, das gilt und galt schon immer. Und heute gibt es halt viele "recht einfache Arbeiten mit viel Freizeit und krisensicher bezahlt" - nämlich beim Staat. Und die Eingangsvoraussetzungen sind da nicht so hoch.

Man kann es also den Jugendlichen nicht vorwerfen, dass genau dahin die Prioritäten gehen. Wenn man ehrlich ist - wir (als Generation) haben das so zugelassen, zuwenig dagegen getan.

(Und auch ein "was mit Medien" Studium kann zu sinnstiftender Arbeit führen - nur eben wenn man dann nichts mit Medien macht, sondern ganz was anderes )

Krischan,
Diplom-Medienwissenschaftler

Deutsche Wurst - alles andere ist Käse.

Llarian Offline



Beiträge: 7.027

08.07.2022 14:49
#14 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #10
Zitat von Llarian im Beitrag #7
Der Klassenkampf gegen wird eher von Leuten geführt, die durchaus noch mitbekommen, dass ihre Putzfrau den Sprit nicht mehr bezahlen kann.

Das ist doch jetzt wirklich an der Grenze zur Verschwörungstheorie.

Ganz im Gegenteil, ich denke das ist zum Brüllen offensichtlich. Wer ist es denn, der den Sprit bei fünf Euro sehen will, wer ist es denn, der seinen Tesla vom Steuerzahler bezahlen lässt, aber gegen den Diesel hetzt und wer ist es, der den Pauschaltourismus verdammt und selber jedes Jahr zweimal in die Karibik fliegt? Es ist die Klientel, die es sich schlicht "leisten kann". Und die wählt nicht nur überzeugt grün, die ist auch der vollen Meinung, dass es nicht wichtig ist, dass der Pöbel sich Fleisch, Urlaub oder ein Auto leisten kann. Im Gegenteil. Ich denke man verkürzt sich sehr, wenn man das "grüne Problem" auf ein paar Politiker verkürzt. Die haben durchaus Wähler, zu guten Teilen im öffentlichen Dienst, in sicheren, oft gehobenen Verhältnissen. Es ist die neue Staats-Bourgeoisie, und die ist sehr, sehr klassenbewusst.

Zitat
Es ist ja nicht so als ob es vor 100 oder 50 Jahren in Deutschland keine Geisteswissenschaftler gegeben hätte.


Erstens deutlich weniger und zum zweiten weniger sinnlos. Vor 100 Jahren gab es eben keine Sozialsystem und auch nicht hunderte von staatlichen finanzierten NGOs, die solche Leute durchfüttern. Es gab keine "Genderbeauftragten", "Gleichstellungsbeauftragten" oder "Medienexperten". Wer vor 100 Jahren eine Geisteswissenschaft studierte, der musste trotzdem produktiv arbeiten, was Geisteswissenschaftler heute immer weniger tun. Um es mit Douglas Adams zu sagen: Es gab noch keine Telefondesinfizierer. Und um die Brücke zu heute zu schlagen: Es ist verwunderlich, dass Lauterbach noch keine solchen Stellen geschaffen hat. Kommt sicher noch.

Zitat
Ich könnte mir sogar vorstellen, dass in absoluten Zahlen die Anzahl an Ingenieuren, Naturwissenschaftlern usw. sogar gestiegen ist. Der Unterschied ist nur, dass wir seit den 1960er Jahren die Massenunis haben.


Das ist aber nicht automatisch ein Vorteil. Ein Ingenieur alleine bringt auch die Maschine zum Laufen, da gehört eine ganze Armee von Facharbeitern dazu. Der Vorteil der 60er Jahre war eine ziemlich ideale Kombination aus Ingenieuren und Leuten, die zupacken können und wollen. Ein etwas größerer Anteil an Ingenieuren wird sicher am Ende nicht schaden, aber wenn man alle "Produktiven" zusammen nimmt, ist ihr Anteil an der Bevölkerung deutlich(!) gesunken.

Zitat
Der Export technischer Erzeugnisse hat Deutschland lange Jahre gute Einnahmen beschert.


Nicht Deutschland. Sondern vor allem einzelnen Firmen. Und Kapitalexport (das ist nichts weiter als ein anderes Wort für die Handelsüberschüsse) ist kein(!) ad hoc Vorteil. Es nützt überhaupt nichts Milliarden an Euro pro Jahr an Kapital zu exportieren, wenn die heimische Bevölkerung kein Geld hat. Im Extremfall kann jemand mit einer Roboterarmee Güter für Abermilliarden exportieren und das ganze Land hat nichts davon. Deutschland hat nicht deshalb so gut funktioniert, weil es Exportüberschüsse produziert (die Amis haben seit Jahrzehnten Defizite und das tut denen gar nichts). Deutschland hat gut funktioniert, weil die Bevölkerung gut ausgebildet war und gearbeitet hat.

Zitat
Möglicherweise müsste man da bereits umsteuern und andere Anreizsysteme setzen. Beispielsweise bei den Studiengebühren. Weiterhin 0 für Naturwissenschaften und Technik, Zuschüße war nachweislich Begabte (wie auch immer man das definiert) und Studiengebühren für "Laberfächer" wie eben Philosphie, Geschichte usw.


Davon mal ab das das zu spät wäre, ist das auch nur Sozialklempnerei. Das ist als würden wir hingehen und ala DDR entscheiden wer was studieren soll. Ist Murks. Besser wäre es die Unis voll zu privatisieren und den Studenten Darlehen anzubieten, um ihre Ausbildung dort umzusetzen. Die Fächer, die sich lohnen, werden dann von ganz alleine studiert und der ganze Laberschrott geht von alleine unter. Anders gesagt: Das Anreizsystem ist schon lange da, es würde genügen es nicht länger außer Kraft zu setzen.

Zitat
Was als Lösung für Deutschland eben nicht in Frage kommt, ist, ein Heer von unterqualifizierten Billiglöhnern zu erzeugen. Denn schon demographisch werden wir mit dieser Strategie gnadenlos an der Realität scheitern.


Die haben wir weniger erzeugt als vor allem importiert. Und ja, das scheitert gerade gnadenlos an der Realität.

Johanes Offline




Beiträge: 2.538

08.07.2022 18:13
#15 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #11
Das ist EXAKT der Glutkern der grünen Austeritätsphantasien: daß es darauf ankommt, den Verbauch von Energie, Fleisch, Lebensmitteln überhaupt, Konsumgütern, Flugtickets, you name it, so drastisch zu verteuern & verknappen, daß ungeahnte Sparpotenziale frei werden, der Verbrauch halbiert oder geviertelt wird und am Ende durch die schönen freigewordenen Effizienzsteigerungen ein angenehmeres Leben herauskommt.


Volle Zustimmung.
Aber das habe ich ja auch geschrieben.

Ich sehe darin allerdings keinen Klassenkampf, sondern den festen Glauben daran, der Markt könne die Naturgesetze aushebeln.

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #12
Diese Ansichten lassen sich sehr einfach mit Egoismus erklären, in Verbindung mit der über Jahrzehnte entwickelten Ansicht, dass der Staat sich um alles zu kümmern habe.


Egoismus im klassischen Sinne sehe ich da auch eher weniger.

Es ist vielmehr so, dass diese Leute nicht mehr zwischen der "Welt im Kopf" und der Realität abgleichen.

Zitat von Krischan im Beitrag #13
Und heute gibt es halt viele "recht einfache Arbeiten mit viel Freizeit und krisensicher bezahlt" - nämlich beim Staat.


Ich glaube nicht, dass man jungen Menschen diese Entscheidung vorwerfen kann.

Johanes Offline




Beiträge: 2.538

08.07.2022 18:21
#16 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #14
Die haben durchaus Wähler, zu guten Teilen im öffentlichen Dienst, in sicheren, oft gehobenen Verhältnissen. Es ist die neue Staats-Bourgeoisie, und die ist sehr, sehr klassenbewusst.


Das mag eine Rolle spielen.

Zitat
Ein etwas größerer Anteil an Ingenieuren wird sicher am Ende nicht schaden, aber wenn man alle "Produktiven" zusammen nimmt, ist ihr Anteil an der Bevölkerung deutlich(!) gesunken.



Der Anteil der Bevölkerung, der unmittelbar in der Produktion von Nahrung arbeitet, ist auch gesunken.

Das alleine scheint mir noch kein Argument.

Zitat
Und ja, das scheitert gerade gnadenlos an der Realität.



Das mit dem Kapitalexport bzw. Handelsüberschuss kann durchaus Teil einer Strategie sein. Nämlich, wenn man voraussieht, dass die Rentenzahlungen das System an die Grenzen führen und deshalb auf ausländisches Kapital zurückgreifen will.
Das ist eines der wenigen Punkte, in denen ich in Deutschland langzeitplanung erkenne.

Die Umsetzung ist vermurkst worden.

Ich befürchte schon seit Jahren, das Sozialsystem wird in den nächsten Jahrzehnten die Schicksalsfrage Deutschlands. Und die Strategie Deutschlands mittels Handelsüberschüssen Kapital im Ausland aufzubauen, von dem man dann zerren kann, war vielleicht schlecht, aber besser als nichts.

H_W Offline



Beiträge: 456

08.07.2022 22:25
#17 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #10
Glauben Sie, werte(r) @H_W , dass Deutschland früher nur aus diesen Personengruppen bestehen würde?



Lieber Johanes, erstens, die Klammern um das "r" können Sie gerne weglassen.
Ich fühle mich derzeit eindeutig männlich.
Ist vermutlich die Schuld meiner Eltern, die haben mir immer eigeredet, ich sei ein Junge und würde deshalb als Erwachsener ein Mann sein.

Zweitens, die Frage ist vermutlich eine rhetorische?
Nein, natürlich nicht nur aus den genannten Personengruppen.
Die habe ich nur als Sinnbild für kluge und fleißige Menschen verwendet, die das Gemeinwesen tragen und voranbringen.

Was mein Punkt war, hat Llarian ja schon geschrieben: Die prozentuale Zusammensetzung der Bevölkerung hat sich deutlich zum schlechten entwickelt.
Früher konnte die große Zahl der Leistungsträger einigermaßen mühelos eine kleine Gruppe von Faulpelzen oder der schlicht Unfähigen mit durchfüttern.

Durch all die Bildungsreformen mit immer weiter abgesenkten Anforderungen hat man inzwischen eine dermaßen große Zahl von Dummköpfen herangezüchtet,
daß die inzwischen ganz demokratisch bestimmen, wo es langgeht... Eher nicht in Richtung "Leistung".

Und selbst die noch vorhandenen Ingenieure bringen uns nicht so voran, wie sie eigentlich könnten, da sie ihre Energie damit verschwenden müssen,
den Wokisten gegen jedes bessere Wissen Unterwerfung vorzuspielen.

Gruß, H_W

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H_W Offline



Beiträge: 456

08.07.2022 22:53
#18 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #14

Zitat
Der Export technischer Erzeugnisse hat Deutschland lange Jahre gute Einnahmen beschert.
Nicht Deutschland. Sondern vor allem einzelnen Firmen.


Streng wörtlich genommen haben Sie natürlich Recht.
Allerdings halte ich dies Unterscheidung für nicht wirklich entscheidend. Die Einnahmen der Exportfirmen verteilen sich immerhin im ganzen Land durch Gehalts- und Steuerzahlungen.

Zitat von Llarian im Beitrag #14
Im Extremfall kann jemand mit einer Roboterarmee Güter für Abermilliarden exportieren und das ganze Land hat nichts davon.


Endlich! Mal eine Stelle wo ich Ihrer Meinung nicht zustimme

Erstens, ich habe nicht von Exportüberschüssen geschrieben, sondern von Einnahmen aus dem Export.
Und die sind nötig, einige Dinge, die wir nicht im Lande haben, zu importieren. Oder mal im Ausland einen Urlaub zu bezahlen.

Zweitens, selbst die Einnahmen der Roboterarmee kämen dem ganzen Land zugute. Wieder mal die lieben Steuern...
Und die Roboter, selbst wenn die aus China kommen, müssen mal gewartet werden, schaffen also hier Arbeit.

Zitat
Deutschland hat gut funktioniert, weil die Bevölkerung gut ausgebildet war und gearbeitet hat.


Richtiger kann man es nicht schreiben!

Gruß, H_W

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Llarian Offline



Beiträge: 7.027

09.07.2022 02:14
#19 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #16
Der Anteil der Bevölkerung, der unmittelbar in der Produktion von Nahrung arbeitet, ist auch gesunken. Das alleine scheint mir noch kein Argument.

Genau dieses Argument habe ich erwartet. Und ich finde es erstaunlich wie viele Leute es überzeugt, denn am Ende hat der Hund doch ein paar Flöhe: Die Produktionseffizienz hat sich in der Landwirtschaft, genauso wie in der Industrie, durch die letzten Jahrzehnte erhöht, Ende nicht abzusehen. Entsprechend produziert ein Bauer heute erheblich mehr Nahrung als sein Großvater vor 50 Jahren. Und ebenso folgend werden weniger Bauern benötigt, um das Land zu ernähren (wenn wir Das Bevölkerungswachstum, das ja in Deutschland ohnehin keine echte Rolle spielt, mal weglassen). Oder anders formuliert: Der Markt für Nahrungsmittel wird von weniger Bauern gesättigt. Jetzt kommt aber der entscheidende und zentrale Unterschied zur Industrie: Im Unterschied zum Bedarf an Nahrungsmitteln ist der Bedarf für Industrieprodukte ein wachsender. Sie können nur ein Brot am Tag essen (und daran ändert sich auch nichts), aber sie können ein immer dickeres Auto fahren, in größeren Häusern wohnen, sie brauchen mehr Medizin, mehr Roboter, mehr Computer, mehr Stahl, mehr Holz, mehr Glas, etc. etc. etc. pp. Und deshalb ist ein sinkender Anteil am sekundären Sektor eben nicht gottgegeben oder unvermeidbar oder überhaupt wünschenswert. Und im Unterschied zum tertiären Sektor wird durch Industrie tatsächlich ein immer größerer Mehrwert geschaffen. Der Kuchen wird größer. Der Kuchen wird nicht größer, weil der eine dem anderen die Haare schneidet oder seine Steuern verwaltet. Die Steigerung des gesellschaftlichen Reichtums findet in Industrie, Handwerk, Bau oder in Softwarentwicklung statt. Überall da wo wirklich Dinge produziert werden. Verwaltung erzeugt keinen Mehrwert, Gleichstellungsbeauftragte, NGOs, Medien erzeugen alle keinen Mehrwert. D.h. nicht, dass sie nicht sinnvoll und wichtig sind, eben weil sie ja auch Produktion ermöglichen. Aber wenn dieser tertiäre Anteil immer weiter steigt, dann sinkt der Anteil von denen, die wirklich Werte schaffen. Und in und nach einer Krise brauchen sie jede Menge Leute, die Werte schaffen, die Brote produzieren, die sie essen können, die den Beton produzieren, um ein Haus zu bauen, die das Holz fällen, damit sie das Haus beheizen können. Ich halte den Weg in die "postindustrielle Gesellschaft" für eine ziemliche Schnapsidee, weil es am Ende von dem Glauben lebt, wir können existieren, wenn wir uns alle gegenseitig die Haare schneiden.

Zitat
Das mit dem Kapitalexport bzw. Handelsüberschuss kann durchaus Teil einer Strategie sein. Nämlich, wenn man voraussieht, dass die Rentenzahlungen das System an die Grenzen führen und deshalb auf ausländisches Kapital zurückgreifen will. Das ist eines der wenigen Punkte, in denen ich in Deutschland langzeitplanung erkenne.


Aber so überhaupt nicht. Und das passiert ja auch nicht. Die Rentenzahlungen in Deutschland sind praktisch ausschließlich auf dem Generationsbetrug aufgebaut, die Deutschen als Gemeinschaft haben keinen nennenswerten Werte im Ausland angehäuft. Einzelne haben das getan und dieses Kapital ist extrem flüchtig (ich habe das getan und ich darf sagen, wenn ich ein lohnendes Angebot aus dem Ausland bekomme, bin ich schneller weg als sie "Lauterbach" sagen können). Die wesentlichen Kapitalansparungen, die die Deutschen aufgebaut haben, sind Bankkonten und Lebensversicherungen in Deutschland. Und die hat Merkel schon zur Hälfte an die EU verschenkt, der Rest folgt derzeit. Da ist ja nichts. All das, was die vorletzte Generation mit ihren Überschüssen angehäuft hat, wird derzeit verbrannt, die Hälfte ist schon locker weg.

Zitat
Und die Strategie Deutschlands mittels Handelsüberschüssen Kapital im Ausland aufzubauen, von dem man dann zerren kann, war vielleicht schlecht, aber besser als nichts.


Die Strategie ist absolut in Ordnung. Aber sie ist ja nie verfolgt worden.

Llarian Offline



Beiträge: 7.027

09.07.2022 02:31
#20 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von H_W im Beitrag #18
Endlich! Mal eine Stelle wo ich Ihrer Meinung nicht zustimme

Das Problem der alten, cis-normativen, weißen Männer: Zuviel Konsens.

Zitat
Erstens, ich habe nicht von Exportüberschüssen geschrieben, sondern von Einnahmen aus dem Export. Und die sind nötig, einige Dinge, die wir nicht im Lande haben, zu importieren. Oder mal im Ausland einen Urlaub zu bezahlen.


Gut, das ist das Prinzip des Handels generell, man verschafft sich die Dinge, die man braucht, indem man sie gegen Dinge tauscht, die man selber herstellt. Das ist sicher nichts negatives. Mir ging es darum, dass es so weit verbreitet ist zu meinen, Deutschland müsse eine gesunde und tolle Wirtschaft haben, weil es einen Handelsüberschuss produziert. Das muss absolut nicht der Fall sein. Und ist es ja auch nicht, wie man sieht. Deutschland hat immer noch einen deutlich Überschuss und gerät wirtschaftlich in zunehmende Schwierigkeiten. Umgekehrt haben die USA seit Jahrzehnten gewaltige Defizite, und unter Trump hat die Wirtschaft so richtig gebrummt.

Zitat
Zweitens, selbst die Einnahmen der Roboterarmee kämen dem ganzen Land zugute. Wieder mal die lieben Steuern...


So viele wie Amazon zahlt? (SCNR)

Zitat
Und die Roboter, selbst wenn die aus China kommen, müssen mal gewartet werden, schaffen also hier Arbeit.


Klar, die Roboterfirma zu haben ist besser, als keine zu haben. Selbst wenn die wenig oder gar keine Steuern zahlen. Das ist ja auch das Argument für Amazon, die ich ja gerade erwähnte. Selbst wenn die gar keine Steuern zahlen, ist es trotzdem besser sie zu haben als sie nicht zu haben. Am Ende bleibt immer etwas hängen. Aber: Das muss nicht unbedingt so sensationell viel sein. Es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass eine deutsche Kleinstadt mit viel kleiner Industrie, erheblich mehr Steuern und Wohlstand generiert, als das automatisierte Werk in der Nachbarstadt. Macht nur nicht so viel her. Oder, um das Argument zu schliessen: Man kann den Reichtum einer Gesellschaft nicht an einzelnen, stark außenhandelsorientierten Firmen festmachen. So schön es klingt "Exportweltmeister" zu sein, so unwichtig ist das im Vergleich zu einem guten Binnenhandel. Ich hab ja nichts gegen Außenhandel, im Gegenteil, ich bin so ein doofer Neoliberaler und meine jeder sollte so viel mit jedem handeln können, wie er möchte, es sollte nur kein falscher Eindruck daraus entstehen. Und das ist bei den Deutschen sehr oft der Fall, die meinen das sei so ein reiches Land. Das ist nicht der Fall: In Deutschland sind einige reich, aber der Durchschnitt der Bevölkerung, ist ausgesprochen schwach.

H_W Offline



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09.07.2022 03:06
#21 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #20
Mir ging es darum, dass es so weit verbreitet ist zu meinen, Deutschland müsse eine gesunde und tolle Wirtschaft haben, weil es einen Handelsüberschuss produziert. Das muss absolut nicht der Fall sein. Und ist es ja auch nicht, wie man sieht. Deutschland hat immer noch einen deutlich Überschuss und gerät wirtschaftlich in zunehmende Schwierigkeiten.

Da stimme ich Ihnen zu.
Wie gesagt, mir ging es eher darum, überhaupt Einnahmen aus dem Ausland zu erzielen.
Und da bin ich doch ziemlich skeptisch, ob das Ausland uns künftig Geschwätz genauso gerne abkauft wie bisher unsere Industrieprodukte.

Zitat von Llarian im Beitrag #20
So viele wie Amazon zahlt? (SCNR)

Amazon sehe ich eher als Dienstleister und nicht als produzierend.

Das in Klammern gesetzte "SNCR" sagt mir nichts. Wofür steht diese Abkürzung?

Zitat von Llarian im Beitrag #19
Und deshalb ist ein sinkender Anteil am sekundären Sektor eben nicht gottgegeben oder unvermeidbar oder überhaupt wünschenswert. Und im Unterschied zum tertiären Sektor wird durch Industrie tatsächlich ein immer größerer Mehrwert geschaffen. Der Kuchen wird größer. Der Kuchen wird nicht größer, weil der eine dem anderen die Haare schneidet oder seine Steuern verwaltet. Die Steigerung des gesellschaftlichen Reichtums findet in Industrie, Handwerk, Bau oder in Softwarentwicklung statt. Überall da wo wirklich Dinge produziert werden. Verwaltung erzeugt keinen Mehrwert, Gleichstellungsbeauftragte, NGOs, Medien erzeugen alle keinen Mehrwert.


Jetzt wird es wieder normal Hier haben Sie, wie meistens, völlig recht.

Gruß, H_W

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Llarian Offline



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09.07.2022 03:30
#22 RE: Vorbild Venezuela Antworten

Zitat von H_W im Beitrag #21
Und da bin ich doch ziemlich skeptisch, ob das Ausland uns künftig Geschwätz genauso gerne abkauft wie bisher unsere Industrieprodukte.

Ich denke wie gut deutsches Geschwätz im Ausland ankommt, kann man immer dann beobachten, wenn ein deutscher Politiker im Ausland den Leuten was erzählen will und keinen Koffer mit Geld mitbringt.

Zitat
Amazon sehe ich eher als Dienstleister und nicht als produzierend.


Amazon ist nur das populärste Beispiel, weil halt bekannt ist, dass die in Deutschland praktisch keine (direkten) Steuern zahlen. Prinzipiell kann das auch eine produzierende Firma tun, sie muss nur das Geld intern entsprechend verrechen. Das wird beispielsweise gerne durch interne Patentzahlungen erreicht: Eine Firma hat eine Dependance in Deutschland und eine in Irland. Sie ordnet die Patente Irland zu und transferiert die deutschen Gewinne an die irische Gesellschaft als Patentzahlung. Das ist auch die Methode Amazon.

Zitat
Das in Klammern gesetzte "SNCR" sagt mir nichts. Wofür steht diese Abkürzung?


SCNR= Sorry Could Not Resist.
Heisst soviel wie: Sorry, das konnte ich mir (hier) nicht verkneifen. Ist wenn ein Sachargument ein bischen übers Ziel hinausschiesst, aber auch nicht völlig aus dem Kontext gerissen ist.

Zitat
Jetzt wird es wieder normal Hier haben Sie, wie meistens, völlig recht.


Womit wir wieder beim Problem der alten, weißen Männer sind. Ich überlege ernsthaft, ob ich mich dieser Tage nicht einfach mal drittgeschlechtlich fühlen soll, um mehr Dissenz zu erreichen. Das Problem ist, ich bin derart mit meiner cis-männlichen, heteronormativen Rolle einverstanden, daß ich wirklich nicht weiß, wie ich das anfangen soll. Aber ich kann kochen, backen und habe eine Nähmaschine. Vielleicht fange ich damit mal an.

Johanes Offline




Beiträge: 2.538

09.07.2022 10:36
#23 Exportweltmeister Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #19
Der Kuchen wird nicht größer, weil der eine dem anderen die Haare schneidet oder seine Steuern verwaltet.


Was ist denn eigentlich ein Dienstleister? Sicher, der oder die Haarschneider, aber auch zum Beispiel das IT-Systemhaus.
Oder der Typ, der z. B. irgendwelche Handwerksarbeiten am Haus ausführt.



Zitat von Llarian
Ich halte den Weg in die "postindustrielle Gesellschaft" für eine ziemliche Schnapsidee, weil es am Ende von dem Glauben lebt, wir können existieren, wenn wir uns alle gegenseitig die Haare schneiden.



Hier, werter Herr @Llarian, laufen Sie bei mir doch offene Türen ein.
Und man muss zugeben, dass Deutschland in dieser Beziehung, auch dank Schröder, relativ gut dasteht.
Wir sind Exportweltmeister, es kommen immer noch viele anspruchsvolle Produkte aus Deutschland usw.
Andere Länder haben da den Fokus auf Luxus- oder Finanzindustrie gelegt.

Zitat von Llarian
Die Strategie ist absolut in Ordnung. Aber sie ist ja nie verfolgt worden.



Hab ich ja schon geschrieben: Murks.

Was aber meines Erachtens vor allen daran liegt, dass zuviele Köche den Brei verdorben haben und die Pläne niemals öffentlich kommuiziert wurden.

Das ist sowieso der typische Fehler der deutschen Wohlstandsrepublik: Wir diskutieren, wohin wir wieviel € umverteilen wollen und denken, darin besteht schon die ganze Politik. Wir konnten es uns leisten, den Rest auszuklammern.

Zitat von H_W im Beitrag #18
Erstens, ich habe nicht von Exportüberschüssen geschrieben, sondern von Einnahmen aus dem Export.Und die sind nötig, einige Dinge, die wir nicht im Lande haben, zu importieren. Oder mal im Ausland einen Urlaub zu bezahlen.




Danke, werter Herr @H_W , das ist ein Punkt, auf den ich in Diskussionen mit Linken immer rumhacken muss. Wir importieren einfach wahsinnig viel und MÜSSEN deshalb dem Ausland auch das zurückgegebn können. Sonst haben wir auf Dauer ein großes Problem.

Zitat von H_W im Beitrag #17
Früher konnte die große Zahl der Leistungsträger einigermaßen mühelos eine kleine Gruppe von Faulpelzen oder der schlicht Unfähigen mit durchfüttern.


Ich sehe das so:
Die Absolventen von Gender Studies usw. sind eigentlich kein Problem.
Ich denke wir kennen alle Geschichten von irgendwelchen hochstudierten Geistes- oder Sozialwissenschaftlern, die ihren Lebensunterhalt dann als Hilfskräfte im Büro, im Lager oder sonst wo bestreiten müssen. In diesen Rollen übernehmen sie dann durchaus gesellschaftlich nützliche Aufgaben. Ob das für das Individuum so toll ist, ist eine andere Frage. Aber die Trennung zwischen den lästigen Brotberuf und der eigentlichen Berufung kann schon hart sein.

Das eigentliche Problem insgesamt ist die Ratio zwischen arbeitender Bevölkerung und Rentnern, Arbeitslosen usw. Wobei ich diesen Personen nichts schlechtes unterstelle. Aber es ist nun mal so, dass eine Ratio von 5:1 oder 20:1 besser zu stimmen ist als eine von 1,2:1 oder noch weniger.

Zitat von H_W im Beitrag #17
Und selbst die noch vorhandenen Ingenieure bringen uns nicht so voran, wie sie eigentlich könnten, da sie ihre Energie damit verschwenden müssen,
den Wokisten gegen jedes bessere Wissen Unterwerfung vorzuspielen.


Der Wokismus ist insgesamt eine politische Entscheidung. Falls eine Regierung mal ernst macht und hier den Geldhahn zudreht, dann dürfte das Phänomen relativ erledigt sein.

Johanes Offline




Beiträge: 2.538

09.07.2022 10:55
#24 RE: Exportweltmeister Antworten

Zitat von Llarian im Beitrag #20
Umgekehrt haben die USA seit Jahrzehnten gewaltige Defizite, und unter Trump hat die Wirtschaft so richtig gebrummt.


Die Lage der USA unterscheidet sich signifikant von der Deutschlands.

Ich bin in dieser Materie selbst nicht zu 100% durchgestiegen, aber soweit ich es verstanden habe: Die USA spielen eine Rolle in der internationalen Wirtschaftsarchitektur, die auch nur genau einer spielen kann.

Der Dollar ist so etwas wie die internationale Leitwährung, in der andere Länder sich verschulden (allenfalls mit den Konkurrenten Euro, was sich aber wohl schon erledigt hat); die US-Börse ist ausschlaggebend für den Rest der Welt; Amerikaner haben Soldaten rund um den Globus stationiert; amerikanische Schiffe sichern die Handelswege im Pazifik gegen Piraten und sogar Staaten; die USA halten zum Beispiel Japan oder Korea unter ihren Raketenschirm und übernehmen so einen Teil des Verteidigungshaushaltes mit.

Wenn ein Flaschengeist die USA morgen früh verschwinden lassen würde, dann würde ein großer Teil des internationalen Handels- und Finanzsystems gar nicht mehr funktionieren.

Deutschland spielt eher die Rolle des Ingenieurs der Welt. Darin ist Deutschland aber nicht mal einmalig, auch z. B. Japan spielt diese Rolle seit Jahrzehnten, zumindest im Elektronikbereich, aus dem wir ausgestiegen sind. Wobei es hier immer noch einige kleinere Spezialisten gibt, die international sehr, sher gut performen können.

Zitat von Llarian im Beitrag #20
Klar, die Roboterfirma zu haben ist besser, als keine zu haben


Haben Sie das mit der vollautomatischen Fabrik im Kopf? Erst sollte sie nach Deutschland und dann doch wieder nicht.

Zitat von Llarian im Beitrag #20
So schön es klingt "Exportweltmeister" zu sein, so unwichtig ist das im Vergleich zu einem guten Binnenhandel. Ich hab ja nichts gegen Außenhandel, im Gegenteil, ich bin so ein doofer Neoliberaler und meine jeder sollte so viel mit jedem handeln können, wie er möchte, es sollte nur kein falscher Eindruck daraus entstehen.


Siehe oben:
Deutscher Binnenhandel bringt uns nichts. Wir importieren quasi alles, Vorprodukte, Rohstoffe, selbst einfache Konsumartikel.

Zitat von Llarian im Beitrag #22
Vielleicht fange ich damit mal an.


Das ist eine super Idee. Mit so einer Nähmaschine könnte man gleich auf den Stand des 19. Jahrhunderts weitermachen.

H_W Offline



Beiträge: 456

09.07.2022 13:02
#25 RE: Exportweltmeister Antworten

Zitat von Johanes im Beitrag #23
Die Absolventen von Gender Studies usw. sind eigentlich kein Problem.Ich denke wir kennen alle Geschichten von irgendwelchen hochstudierten Geistes- oder Sozialwissenschaftlern, die ihren Lebensunterhalt dann als Hilfskräfte im Büro, im Lager oder sonst wo bestreiten müssen. In diesen Rollen übernehmen sie dann durchaus gesellschaftlich nützliche Aufgaben.

Solange diese Mensch_Innen & Außen in der beschriebenen Weise arbeiten, trifft das zu.
Mein Eindruck ist aber, daß eine erhebliche Anzahl solcher Leute anstatt zu arbeiten sich vom Staat als Irgendwasbeauftragte einstellen lassen. Oder sich in irgendwelchen NGOs vom Steuerzahler üppigst aushalten lassen.

Zitat von Johanes im Beitrag #23
Der Wokismus ist insgesamt eine politische Entscheidung. Falls eine Regierung mal ernst macht und hier den Geldhahn zudreht, dann dürfte das Phänomen relativ erledigt sein.

Also bitte, das kann man auch freundlicher ausdrücken.
Meine Formulierung dafür lautet: Die sollten leistungsgerecht bezahlt werden!
Damit die dabei nicht verhungern, gibt es ja noch Hartz IV.

Gruß, H_W

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