Zitat von Michael B.Eine Zerschlagung der Eurozone ist für die USA zum wirtschaftlichen Überleben absolut notwendig. So ist auch die Ankündigung von Seiten der FED zu verstehen, "notfalls" selber im Euromarkt einzugreifen.
War ja auch zu erwarten, dass irgendwann der Büchsenöffner rausgeholt wird. Diese These entbehrt m.E. jeder Logik. Kann natürlich auch sein, dass ich es nur nicht raffe.
Zitat von Erling PlaetheDann wären die ganzen Verhandlungen über Eurobonds und Bazooka nichts als Phantomdiskussionen. Davon gehe ich im Moment nicht aus. Die EZB nimmt für die Anleihenkäufe Liquidität vom Markt. Ex-Finanzminister Waigel dazu:
Zitat In einem Gastbeitrag für "Bild am Sonntag" schreibt Waigel: "Das ständige Gerede, die EZB sei wegen ihrer Ankäufe von Staatsanleihen zu einer "Bad Bank" geworden, ist so falsch wie fahrlässig. Die EZB hat sich in der Krise stabilitätsbewusst gezeigt. Sie hält die Geldmenge unter Kontrolle und reduziert die Liquidität, die durch den vorübergehenden Ankauf von Anleihen auf dem Sekundärmarkt entsteht."
Siehe auch der eingefügte Link auf die Entwicklung der Bilanz der EZB. Aus dieser Sicht gibt es eine Phantomdiskussion. Diese Diskussion ändert nichts am Kernproblem, dass wenige Euroländer Wirtschaftsmotor sind und viele (auch über den Stabilitätsmechanismus, ob das SMP oder Eurobonds) Empfängerländer, ohne dass sich dies in Wechselkursen abbildet. Auch fehlt die Mobilität innerhalb der EU. Das Regulativ für die zur Stabilisierung notwendigen Transfers irgendwelchen EU-Gremien zu überlassen kann auch keine Lösung sein, wenn man irgendetwas aus der Situation des deutschen Länderausgleichs und den üblichen Mauscheleien der EU auch nur ein bisschen lernen will. Deshalb kann eine tragfähige Lösung nur über Vertragsänderungen kommen.
Bis dahin wird die EZB wohl ihre Aukaufprogramme weiterführen müssen und hoffen, dass die Währungstauschgeschäfte mit der Fed weiterlaufen (ist ja auch in deren Interesse). Wobei mir zugegebenermaßen noch nicht klar ist woher der Verhandlungsdruck kommen wird, wenn die EZB ihr Programm weiterlaufen lässt.
Warum Sie einen Unterschied wie in 1.1. und 1.2 machen, leuchtet mir nicht ein. Auch die Argumentation gegen den Dollar bezweifele ich. Und (7) halte ich ebenfalls für nicht schlüssig.
ich stimme Ihrer Analyse des Kernproblems vollkommen zu. Aber ich halte den Euro für gescheitert. Und nicht nur das. Er gefährdet die Demokratie, weil die Maßnahmen zu seiner Rettung uns in eine Art Kriegswirtschaft führen könnten. Die Eurokrise betrifft mittlerweile nicht nur den Euroraum, sondern die gesamte Weltwirtschaft und in dieser ernsten Situation irgendwelche Massnahmen auszuschliessen, halte ich für unangebracht. Die Geschichte der Eurorettung ist eine des Regierungsversagens und ich kann keinen Grund erkennen, warum ich die deutsche davon ausnehmen sollte. Und auch keinen warum die deutsche Position, in dieser speziellen Situation die ja nicht vom Himmel gefallen ist, die einzig richtige ist. Sie ist vielleicht auf den ersten Blick gut für Deutschland, aber ob sie gut für Europa oder die ganze Welt ist, bezweifle ich sehr. Denn was haben wir gewonnen, wenn wir eine Weltwirtschaftskrise nicht abwenden konnten? Der Satz unserer Kanzlerin "Scheitert der Euro, scheitert Europa" will m.E. auch ein persönliches Scheitern ausschließen. Das ist eine gefährliche Selbstüberschätzung.
Zitat von Erling PlaetheDenn was haben wir gewonnen, wenn wir eine Weltwirtschaftskrise nicht abwenden konnten?
Lieber Erling Plaethe,
die Weltwirtschaftskrise ist ein etwas anderes Thema. Diese ist unausweichlich, ganz einfach, weil das Geld (die Schulden), das über Immobilienfinanzierungen und Verbriefungen in die Weltwirtschaft gepumpt worden ist irgendwie wieder abgebaut werden muss. Letztlich kann das nur über die Zerstörung von Vermögen passieren, mit der entsprechenden Konsequenz auf die Wirtschaft.
Politisch sollte man vielleicht nur den Eindruck vermeiden, als wäre der Euro und dessen Management der Auslöser dafür.
Zitat von Martin Politisch sollte man vielleicht nur den Eindruck vermeiden, als wäre der Euro und dessen Management der Auslöser dafür.
Gut, ich hätte "wollte" geschrieben. Wieso und auf Grund welcher Informationen ich zu der oder dieser Ansicht gelange, wird von mir so gut oder so mangelhaft ich es eben kann, verlinkt. So habe ich auch verlinkt, dass Marktteilnehmer, Anleihenkäufer z.B., scheu sind. Sie reagieren, wie andere reagieren. Haben sie Vertrauen, dann kaufen sie und ziehen weitere Käufer an. Haben sie kein Vertrauen mehr, z.B. weil sich unter ihnen die Ansicht durchsetzt, dass die deutsche Regierung nicht alles tun wird um eine neue Eskalationsstufe der Krise abzuwenden, dann kaufen sie nicht mehr und verlassen den europäischen Markt. Genau das passiert gerade. Und dieser Kapitalabfluss in der Eurozone kann m.E. sehr wohl eine Weltwirtschaftskrise auslösen. Wenn der Euroraum in eine wirtschaftliche Depression fällt, hat das weltweit erhebliche Auswirkungen. Damit will ich nicht die Schuldenproblematik der Amerikaner klein reden oder die Immobilienblase in China, sondern richte den Focus auf den Bereich vor meiner "Haustür".
Zitat Die eine Hälfte, insbesondere den Unterschied zwischen Zentralbankgeld und "flottierendem Geld", habe ich nicht verstanden.
Geldschöpfung ist tatsächlich nicht sonderlich intuitiv. Zu Ihrer Frage und der gleichartigen von "WasistLiberal?" weiter unten zum Unterschied von 1.1 und 1.2: Ich weiß um die Schwierigkeit, die etwa der entspricht, die dem nur mit den "Basics" vertrauten Betrachter entsteht, wenn er etwa das berühmte "Schlitzexperiment" zur Welle-Telichen-Dualität erklären soll. Analogien reichen immer nur soundsoweit und es gibt keinen echten Ersatz für das Verstehen der Materie und der konkreten Buchungen. Ich versuch's trotzdem nochmal:
- Fast alles, was man mit Geld- oder Kreditverkehr in Verbindung bringt, ist "flottierendes Geld" (Konten, Kredite, Forderungen, Wertpapiere, Schecks, Überweisungen), mit zwei Ausnahmen: Buchungen zwischen Zentralbank und Geschäftsbanken und Buchungen zwischen Zentralbank und Staat (incl. Bargeld); da entsteht Zentralbankgeld M0 (oder wird Zentralbankgeld vernichtet).
- Solange das Verhältnis zwischen Zentalbankgeld und einem soundso definierten "Volksvermögen" stabil bleibt, haben sie eine stabile Währung, unabhängig davon, ob und wie sich das Verhältnis von flottierendem Geld zu Zentralbankgeld ändert (ich vernachlässige hier das Problem der Umlaufgeschwindigkeit und der Wechselkurse).
Ein gewisses Analogon sind Preissteigerungen, Inflation und Geldentwertung. Die drei Begriffe überlappen jeweils im zunächst beobachtbaren Phänomen ("für jede Menge Kram wird jetzt ein höherer Preis verlangt"), sind aber keineswegs identisch.
Die Unterschiede liegen in den (unsicheren) Erwartungen und in der (für Sie nicht direkt beobachtbaren) Methode der Entstehung. Reduziert und idealisiert passiert folgendes:
- Preissteigerungen: Eine Verschiebung im Angebot/Nachfrage-Verhältnis, z.B. durch Ressoucenverknappung (Öl) oder -ausweitung (Wirtschftswachstum). Das Preisniveau wird sich (idealisiert) auf einem neuen Niveau einpendeln, das den neuen Realverhältnissen entspricht. Geldhaltung zur Vermögenssteigerung funktioniert nicht mehr.
- Inflation: Durch einen Anstieg der Verschuldung/Kreditnahme ist mehr "freiflottierendes Geld" in Verkehr (mehr Verbindlichkeiten und mehr Guthaben). Die Preissteigerungsrate wird sich (idealisiert) auf einem neuen Niveau einpendeln, das den neuen Geldmengenverhältnissen entspricht. Dabei kommt es zu Preissteigerungen auf (mehr oder weniger) konstantem Niveau. Geldhaltung zur Vermögenshaltung funktioniert nicht mehr.
- Geldentwertung: Durch Erhöhung der Zentralbankmenge die im ersten Durchgang nur dem Staat zur Verfügung steht, entstehen beim Staat Guthaben und Kaufkraft, dem keine Verbindlichkeiten entgegenstehen. Die Beschleunigung der Preissteigerungsrate wird sich nicht auf einem neuen Niveau einpendeln, das den neuen Geldmengenwachstumsverhältnissen entspricht. Dabei kommt es zunächst zu wachsender Inflation und Preissteigerungen, bis das Publikum erkennt, daß es den Geldbesitz vermeiden muß um keine Real(Güter-)vermögensverluste zu erleiden. Geldhaltung zur Transaktionsabwicklung funktioniert nicht mehr.
Ganz, ganz grob gesagt, ist die Klassik der Meinung, das erste Phänomen sei (hinsichtlich der Werkzeuge, nicht der Konsequenzen) in Ordnung, der Monetarismus meint, die ersten beiden seien in Ordnung, und der Keynsianismus unterstützt alle drei.
Zitat Wie äußert sich in dieser Welt die Abhängigkeit von einer anderen Währung? Wie äußert sich eine "Hegemonie" des Dollars und warum ist die vorteilhaft für die Amerikaner? Warum suchen die USA nach einem weiteren Billigexporteur, wo sie doch mit dem bisherigen schon Probleme genug einkaufen?
Das ist eine Konsequenz des Außenhandels. Die Mehrzahl der Fremdwährungen wird im internationalen Handel einfach nicht akzeptiert, auch wenn es natürlich theoretisch Wechselkurse gibt. Man kann natürlich ein Paar Zloty in Saudi-Arabien in Rial tauschen und damit sein Mietauto betanken. Man kann aber als Ölimporteur den Saudis ihre Öllieferungen nach Polen nicht in Zloty bezahlen. Die nehmen die einfach nicht. Der Ölimporteur kann diese Dollar nur von der polnischen Zentralbank erhalten, die diese wiederum von polnischen Exporteuren erhält, die in Dollar bezahlt werden, aber ihre Löhne und Steuern in Zloty zu entrichten haben.
Wenn man nun dasjenige Land ist, dessen Währung international akzeptiert wird, hat man einen entscheidenden Vorteil: Man kann nicht nur dann importieren, wenn man vorher gegen Devisen exportiert hat, sondern auch dann, wenn man das Geld einfach druckt und solange man es schafft, dies zu verbergen, indem man die Binneninflation, aus der das Ausland auf diese Geldmengenausweitung schließen kann und muß, niedrig hält.
Natürlich werden in gewissen Maßen regelmäßig mehrere Währungen international akzeptiert (€, DM, Sfr usw), aber überwiegend aus Gründen der Liquidität wird es sich dabei überwiegend um diejenige des größten und reichsten Währungsraumes handeln, bei dem das Verhältnis von im Inland zu im Ausland gehaltener Währung groß ist. Eine Kleinwährung wie der Schweizer Franken wäre als Leitwährung deshalb nicht denkbar.
Die USA haben (bisher) keine Problem mit ihrem Billigexporteur (ich unterstelle, Sie meinen China), was die Zahlungsbilanz angeht. Man erhält einen Haufen realen Krempel für Dollars. Die chinesische Zentralbank kann damit zwar im Ausland, das Dollar braucht, einkaufen gehen (Öl, Polnische Knackwürste, etc) aber aufgrund des Bilanzungleichgewichts bleibt ein Dollarüberschuß, der entweder langsam entwertet (wegen der Inflation) oder in US-Staatsanleihen angelegt werden muß. Der Kauf amerikanischen Realvermögens wird den Chinesen einfach überwiegend gesetzlich verwehrt. Natürlich hat man sich in den USA mit diesem Vorgehen intern große Verteilungsprobleme eingehandelt (Verlust der einfachen Industriearbeitsplätze), aber unterm Strich profitiert man dort bisher ganz fraglos, insbesondere was den Staatshaushalt angeht.
@Michael B. Es gibt kein "soundso definierten "Volksvermögen" (das) stabil bleibt".
Es wird immer in irgendwelchen Geldgegenwert gerechnet und dieser Geldgegenwert ist beliebig durch Zentralbanken manipulierbar. Nein diese Argumentation überzeugt mich nicht.
Folge ich Ihren Argumenten von "flottierendem" Geld kann man einfach fesstellen, daß beides ineinander zu überführen ist. Auch Zentralbankgeld kommt irgendwo irgendwann in der Realittät an. Und egal wie man es dreht und wendet. "Kauf" die Zentralbank Anleihen wird entweder direkt Geld "ausgegeben" und oder findet durch das Banken oder den Staat seinen Weg in die "flottierende" Geldmenge.
Und dem Übergang von "nicht flottierendem Geld" zu flottierendem Geld wirkt immer inflationär.
Es bleibt aber immer noch meine alte Frage offen. Was tut die Zentralbank die Geldmenge eben im Rahmen hält, die geposteten Grafiken sprechen da eine eindeutige Sprache und die zeigt eindeutig. Das mit dem Sterilisieren ist schlicht und einfach eine Lüge.
Haben Sie dafür "Der Kauf amerikanischen Realvermögens wird den Chinesen einfach überwiegend gesetzlich verwehrt. " Belege? Und bekommen die Chinesen Ihre Dollar nicht ziemlich gut in Afrika unter die Leute?
Zitat Haben Sie dafür "Der Kauf amerikanischen Realvermögens wird den Chinesen einfach überwiegend gesetzlich verwehrt. " Belege? Und bekommen die Chinesen Ihre Dollar nicht ziemlich gut in Afrika unter die Leute?
Ja, in Afrika. Die brauchen Dollars. Die USA brauchen die Dollars der Chinesen nicht (aber nehmen sie natürlich gern für Staatsanleihen).
"uberwiegend gesetzlich verwehrt" ist natürlich zu stark, ok. Aber man hindert staatlicherseits auf die eine oder andere Weise große, wichtige Private (wie zB UNOCAL) daran, sich von den Chinesen übernehmen zu lassen.
Zitat Es gibt kein "soundso definierten "Volksvermögen" (das) stabil bleibt". Es wird immer in irgendwelchen Geldgegenwert gerechnet und dieser Geldgegenwert ist beliebig durch Zentralbanken manipulierbar. Nein diese Argumentation überzeugt mich nicht.
Ganz im Gegenteil: Gehen Sie vor die Tür, fahren Sie mit dem Auto herum und sehen sie sich das Zeug an, das überall herumsteht. Das ist das Volksvermögen, das sich natürlich mittelfristig ändert, aber kurzfristig stabil ist.
Der Wert dieses Volksvermögens ändert sich durch Gelddrucken keineswegs, vielmehr ändert sich der Wert der Währung. Das ist doch exakt der Punkt: Die Vierteljahresberichte der EZB geben explizit der Wert des Euro in "soundso definiertem "Volksvermögen" an. Sie können das herunterrechnen auf sagen wir: "Der Wert eines Euros ist ein Zehntel Quadratmeter Ackerboden, oder soundsoviel Milligramm Staatsgold, oder soundsoviele Millisekunden Steuereinnahmen", jeweils zu Marktpreisen und in einer Art Warenkorb. Die USA tun dies nicht (mehr). Das ist was ich mit "Monade" meine: Die Zentralbankmenge der USA ist erstens unbekannt, zweitens nur historisch bewertet (nicht nach aktuellen Preisen). Ihr Wert ist nur ein mehr oder weniger starkes Vertrauen auf ihre Einlösbarkeit.
Vielleicht sehe ich das etwas zu einseitig, aber mir ist derzeit alles lieber als eine weitere Konzentrierung von Macht in Brüssel. Klar wird ein Zusammenbruch des Euros schwere Folgen haben, sicher wird uns das alle hart treffen - aber mit diesem bürokratischen Moloch in Brüssel und jetzt sogar einer politisch kontrollierten EZB sehe ich keine Zukunft für Europa. Dann lieber kurz und schmerzvoll und anschließend wieder eine Perspektive aufbauen, vielleicht ist die Idee Europa(als ein Europa der Nationalstaaten) ja noch zu retten, auch wenn das im Moment sehr utopisch anmutet.
Zitat Folge ich Ihren Argumenten von "flottierendem" Geld kann man einfach fesstellen, daß beides ineinander zu überführen ist. Auch Zentralbankgeld kommt irgendwo irgendwann in der Realittät an. Und egal wie man es dreht und wendet. "Kauf" die Zentralbank Anleihen wird entweder direkt Geld "ausgegeben" und oder findet durch das Banken oder den Staat seinen Weg in die "flottierende" Geldmenge.
Zentralbankgeld ist die Realität. Es bestimmt den Wert der Währung. Wieviel Sie sich von 100€ flottierendem Geld konkret kaufen können, hängt fundamental von der Zentralbankmenge ab, nicht (oder nur geringfügig, über den Inflationsdruck) von der der Menge flottierenden Geldes, das sich bekanntlich von Geschäftsbanken "schöpfen" lässt. Dieses "Geldschöpfen" ist nach unten begrenzt durch die Zentralbankmenge, nach oben durch die Mindestreserve, und der Vorgang ist normal und systemimmanent, auch wenn er vielen nicht ganz koscher scheint. Dieser Begrenzung unterliegen aber nur Banken.
Lassen sie uns etwas Geld schöpfen: Wir machen einen Vertrag: ich bekomme ihr Fahrrad und sie bekommen von mir einen Schuldschein über 10 Billionen Euro. Nun sind sie reich, ihre Bilanz sieht fabelhaft aus und das Volumen der "flottierenden Geldmenge" ist start gestiegen. Dieser Wechsel wird aber nie in Zentralbankgeld umtauschbar sein, der Wert der Währung ist nicht berührt, das Geld ist nicht "real". Am Ende gibt es nur Verteilungsprobleme: Sie haben kein Rad mehr und ich hab juristischen Ärger.
Zitat Und dem Übergang von "nicht flottierendem Geld" zu flottierendem Geld wirkt immer inflationär.
Ja, aber nicht notwendig geldentwertend. Es kommt drauf an wie und wo sie das Zentralbankgeld einsetzen: Tun sie dies als Staat über die Banken (qua Zinshebel bzw. Reserveanforderung) oder durch Ausgabe von Anleihen, haben sie maximal ein Inflationsproblem. Eine Geldentwertung findet nicht statt, da zum Zentralbankgeld in korrespondierendem Maße "flottierendes Geld" mitentsteht. Setzen Sie das Zentralbankgeld aber so ein, daß nur "flottierendes Geld" in gleichem (nicht: korrespondierendem) Maße entsteht, z.B. indem Sie allen Beamten und Rentnern die Bezüge verdoppeln und als Staat am freien Markt als Käufer von Realgütern im großen Stile auftreten, dann haben Sie neben der Inflation auch eine beginnende Geldentwertung am Halse.
Zitat Es bleibt aber immer noch meine alte Frage offen. Was tut die Zentralbank die Geldmenge eben im Rahmen hält, die geposteten Grafiken sprechen da eine eindeutige Sprache und die zeigt eindeutig. Das mit dem Sterilisieren ist schlicht und einfach eine Lüge.
Zitat von isildurVielleicht sehe ich das etwas zu einseitig, aber mir ist derzeit alles lieber als eine weitere Konzentrierung von Macht in Brüssel. Klar wird ein Zusammenbruch des Euros schwere Folgen haben, sicher wird uns das alle hart treffen - aber mit diesem bürokratischen Moloch in Brüssel und jetzt sogar einer politisch kontrollierten EZB sehe ich keine Zukunft für Europa. Dann lieber kurz und schmerzvoll und anschließend wieder eine Perspektive aufbauen, vielleicht ist die Idee Europa(als ein Europa der Nationalstaaten) ja noch zu retten, auch wenn das im Moment sehr utopisch anmutet.
Diese wirklich eigenartige Situation die Sie da beschreiben, ging mir während des Ping-Pong mit Rayson immer durch den Kopf. Wenn man einen marktwirtschaftlichen Kurs fährt und auf Einsparungen setzt, bekommt man einen Zentralstaat der in jedem Fall weniger Demokratie bedeutet. Wenn man einen gegensätzlichen Kurs fährt und einer weiteren Verschuldung Tür und Tor öffnet, gibt es keinen Zentralstaat. Die Demokratie und die nationalstaatliche Souveränität bleibt voll erhalten. Dieses Paradox entsteht meiner Ansicht nach aus dem einzigen Grund, dass ein Euroland nicht Pleite gehen darf. Und damit wird die Fehlkonstruktion des Euro insgesamt deutlich. Hätte es die Möglichkeit der Insolvenz von Euroländern von Anfang an gegeben, wären nur wenige Staatsanleihen von Euroländern risikolos gewesen - weil den Staaten ja die eigene Währung als Korrektiv fehlt - und der Euro recht frühzeitig nach seiner Einführung Geschichte. Oder aber die Länder mit höherem Risiko hätten sich durch strikte Sparkonzepte, dass Vertrauen der Anleger selbst verdienen müssen. Allerdings hätte es dann vermutlich deutlich weniger Wirtschaftswachstum in den letztgenannten Ländern gegeben und ein gebremstes Bestreben eine immer engere Union zu bilden.
Zitat von Erling PlaetheDieses Paradox entsteht meiner Ansicht nach aus dem einzigen Grund, dass ein Euroland nicht Pleite gehen darf. Und damit wird die Fehlkonstruktion des Euro insgesamt deutlich. Hätte es die Möglichkeit der Insolvenz von Euroländern von Anfang an gegeben, ...
Es gab (und gibt) diese Möglichkeit!
Die "No-Bail-Out"-Klausel der Euro-Verträge bedeutet implizit nichts anderes, daß jeder Staat auf eigenes Risiko wirtschaftet, incl. des Risikos einer Insolvenz. Denn ohne Insolvenzgefahr müßte man über Bail-Outs ja gar nicht nachdenken.
Es war eine rein politische Entscheidung von Merkozy Anfang 2010, die Verträge zu ignorieren und doch einen Bail-Out für Griechenland zu organisieren. Anderenfalls hätte es schon damals eine Staatspleite gegeben - mit einigen unangenehmen Folgen für Griechenland und diverse Gläubiger, aber eigentlich keinen Folgen für den Euro bzw. die Währungsunion.
Zitat von Erling PlaetheDieses Paradox entsteht meiner Ansicht nach aus dem einzigen Grund, dass ein Euroland nicht Pleite gehen darf. Und damit wird die Fehlkonstruktion des Euro insgesamt deutlich. Hätte es die Möglichkeit der Insolvenz von Euroländern von Anfang an gegeben, ...
Es gab (und gibt) diese Möglichkeit!
Die "No-Bail-Out"-Klausel der Euro-Verträge bedeutet implizit nichts anderes, daß jeder Staat auf eigenes Risiko wirtschaftet, incl. des Risikos einer Insolvenz. Denn ohne Insolvenzgefahr müßte man über Bail-Outs ja gar nicht nachdenken.
Es war eine rein politische Entscheidung von Merkozy Anfang 2010, die Verträge zu ignorieren und doch einen Bail-Out für Griechenland zu organisieren. Anderenfalls hätte es schon damals eine Staatspleite gegeben - mit einigen unangenehmen Folgen für Griechenland und diverse Gläubiger, aber eigentlich keinen Folgen für den Euro bzw. die Währungsunion.
Vielen Dank, lieber R.A., das war mir so nicht klar. Ich hatte immer im Kopf dass eine geordnete Insolvenz nicht möglich wäre, weil es dafür kein abgestimmtes Verfahren gäbe.
Also ich habe mir mal die Mühe gemacht "flottierendes Geld" zu finden und bin da leer ausgegangen. Vielleicht meinen Sie die umlaufenden Geldmittel? Das einzige Buch was ich dazu mit diesen Stichworten fand war von Güther Domen "Augespiesste Tabus"
Nehmen wir aber Ihre Argumentation auf:
"Lassen sie uns etwas Geld schöpfen: Wir machen einen Vertrag: ich bekomme ihr Fahrrad und sie bekommen von mir einen Schuldschein über 10 Billionen Euro. Nun sind sie reich, ihre Bilanz sieht fabelhaft aus und das Volumen der "flottierenden Geldmenge" ist start gestiegen."
Wie wäre es mit Beispielen aus der Wirklichkeit? Ich werde einen Wert wie ein Fahrrad nicht gegen eine aberwitziges Versprechen von Ihnen tauschen. Und es gäbe auch kein neues umlaufendes Geld. Was Sie da "vorhaben" ist schlicht und einfach Betrug.
Weiterhin: "Tun sie dies als Staat über die Banken (qua Zinshebel bzw. Reserveanforderung) oder durch Ausgabe von Anleihen, haben sie maximal ein Inflationsproblem."
Habe ich ein Inflationsproblem fällt ganz klar der Wert meines Geldes also habe ich eine Geldentwertung. Vielleicht nicht sofort aber "irgendwann".
Zitat von Erling Plaethe Vielen Dank, lieber R.A., das war mir so nicht klar. Ich hatte immer im Kopf dass eine geordnete Insolvenz nicht möglich wäre, weil es dafür kein abgestimmtes Verfahren gäbe.
Es hat nichts mit geordnet oder ungeordnet zu tun. Sondern nur die Tatsache, dass eben niemand für den Anderen bürgen muss. Somit wäre Raysons Weg wohl darauf hinausgelaufen, dass die Griechen keine Anleihen mehr unter die Leute bekommen hätten. Also kein "frisches" Geld, und dann hätten sich die Gläubiger mit den Griechen hingesetzt und eben eine Umschuldung mit getragen, oder Griechenland hätte eben lapidat erklärt. "Wir können unsere Anleihen nicht mehr bedienen" und vielleicht hätten Sie wie Argentinien gesagt alle Anleihen bedienen wir nur noch maximal mit xy%. Es ist klar neues Geld bekommt man mit einem solchen Vorgehen nicht, aber das wäre ganz allein (und korrekterweise) das Problem Griechenlands gewesen.
Mit der Einmischung ist es nicht mehr nur ein Problem der Gläubiger und Griechenland sondern von 27 anderen Staaten und allen dortigen Steuerzahlern. Und diese können nun mal gar nichts für die Mißwirtschaft in Griechenland aber diese Ungerechtigkeit wurde von der EU "billigend" in Kauf genommen. Nur funktionieren wird es nicht.
Der Wert dieses Volksvermögens ändert sich durch Gelddrucken keineswegs, vielmehr ändert sich der Wert der Währung.
Es wird die Geldmenge inflationiert also kommt es zur Geldentwertung. Genau das hab ich ja immer geschrieben. Und genau das passiert wenn der Staat beliebig Anleihen auflegt und wird schlimmer wenn denn die Zentralbank diese Anleihen "aufkauft" und eben dafür neues Geld ausgibt. Also ist es ganz klar falsch wenn die EZB eben das tut. Davon wird ja hier immer geschrieben. Es wird aber behauptet die Geldmenge ändert sich deswegen nicht (wegen irgendwelchen Sterilisierungen) und das ist schlicht und einfach nicht wahr.
Sie schreiben ja man könnte den Preis auf irgendetwsa herunterbrechen aber was macht man denn da wirklich: Nehmen wir mal an das Geldvermögen betrüge 1000 CU. Ein ganz bestimmtes Haus kostet 100 CU. Also haben wir die Gleichung 1000 CU = x CU/Haus. also kommen wir auf die "sinnige" Gleichung 1000 CU = 1000 CU/Haus * 10 Haus = 1000 CU = 1000 CU.
Beeindrucken nicht wahr? 1000 CU = 1000 CU oder 1 $ = 1 $ oder 1 EUR = 1 EUR....
Wir messen alles in Geldeinheiten und diese Geldeinheiten sind beliebig vergrößerbar. Und genau das macht die Zentralbank mit dem Kauf von Anleihen. Sie ändert die Menge des Geldes und damit entwertet sie jede einzelne Geldeinheit.
Zitat Also ich habe mir mal die Mühe gemacht "flottierendes Geld" zu finden und bin da leer ausgegangen. Vielleicht meinen Sie die umlaufenden Geldmittel?
Verschiedene Geldtheorien finden da verschiedene Namen und und wollte mich da jetzt nicht positionieren. Aber bitte: "flottierendes Geld" = M1-3
Zitat Wie wäre es mit Beispielen aus der Wirklichkeit? Ich werde einen Wert wie ein Fahrrad nicht gegen eine aberwitziges Versprechen von Ihnen tauschen. Und es gäbe auch kein neues umlaufendes Geld. Was Sie da "vorhaben" ist schlicht und einfach Betrug.
Klar ist das "Betrug". Trotzdem erhöht es die Geldmenge, wieso sollte sich das ausschließen? Vielleicht nehmen Sie einen Euroscheck über 200€ für ihr Fahrrad? Vor dem Kauf gab es da nur ein Fahrrad, jetzt gibt es ein Fahrrad und einen Anspruch auf 200€, und zwar ziemlich lange, wenn der Scheck ungedeckt ist.
Beispiele? Also, bitte! Haben Sie die letzten 3 Jahre in eine Zeitung gesehen?
Zitat Habe ich ein Inflationsproblem fällt ganz klar der Wert meines Geldes also habe ich eine Geldentwertung.
Nein. Richtige Aussage: Wenn Geldentwertung, dann auch Inflation. Falsche Aussage: Wenn Inflation, dann auch Geldentwertung. Ich habe den Unterschied hier mehrmals erklärt.
Zitat Es wird die Geldmenge inflationiert also kommt es zur Geldentwertung. Genau das hab ich ja immer geschrieben.
Nein. Richtige Aussage: Wenn Geldentwertung, dann auch Inflation. Falsche Aussage: Wenn Inflation, dann auch Geldentwertung. Ich habe den Unterschied hier mehrmals erklärt.
Zitat Und genau das passiert wenn der Staat beliebig Anleihen auflegt und wird schlimmer wenn denn die Zentralbank diese Anleihen "aufkauft" und eben dafür neues Geld ausgibt. Also ist es ganz klar falsch wenn die EZB eben das tut. Davon wird ja hier immer geschrieben. Es wird aber behauptet die Geldmenge ändert sich deswegen nicht (wegen irgendwelchen Sterilisierungen) und das ist schlicht und einfach nicht wahr.
Das sind nicht "irgendwelche Sterilisierungen", das ist ein fundamental wichtiger Punkt. Die EZB kauft auch keine Staatsanleihen von der Zentralbank. Die EZB ist die Zentralbank. Die Staatsanleihen werden auf dem Sekundärmarkt gekauft.
Zitat Es wird die Geldmenge inflationiert also kommt es zur Geldentwertung. Genau das hab ich ja immer geschrieben.
Nein. Richtige Aussage: Wenn Geldentwertung, dann auch Inflation. Falsche Aussage: Wenn Inflation, dann auch Geldentwertung. Ich habe den Unterschied hier mehrmals erklärt.
Inflation bedeutet die Geldmenge wird erhört und zwar "exogen" durch Zentralbanken und oder Geldschöpfung der Banken. Diese Inflation zieht immer eine Geldentwertung nach sich. Ich denke Sie reden von einer anderen Inflation. Ich rede und schreibe immer von der Erhöhung der Geldmenge, das ist die Inflationierung eben der Geldmenge und zieht unausweichlich eine Geldentwertung nach sich.
Zitat Und genau das passiert wenn der Staat beliebig Anleihen auflegt und wird schlimmer wenn denn die Zentralbank diese Anleihen "aufkauft" und eben dafür neues Geld ausgibt. Also ist es ganz klar falsch wenn die EZB eben das tut. Davon wird ja hier immer geschrieben. Es wird aber behauptet die Geldmenge ändert sich deswegen nicht (wegen irgendwelchen Sterilisierungen) und das ist schlicht und einfach nicht wahr.
Das sind nicht "irgendwelche Sterilisierungen", das ist ein fundamental wichtiger Punkt. Die EZB kauft auch keine Staatsanleihen von der Zentralbank. Die EZB ist die Zentralbank. Die Staatsanleihen werden auf dem Sekundärmarkt gekauft.[/quote]
Ich habe geschrieben, die Zentralbank kauft Staatsanleihen und dabei wird "neues" Geld frei also haben wir ein Geldinflation und damit eine Geldentwertung. (früher oder später). Ich frage ja wo wird hier dieses "neue" Geld abgeschöpft? Nirgendwo und damit stimmt die sogenannte Sterilisierung von Herrn Waigel beschworen nicht.
Klar ist das "Betrug". Trotzdem erhöht es die Geldmenge, wieso sollte sich das ausschließen? Vielleicht nehmen Sie einen Euroscheck über 200€ für ihr Fahrrad? Vor dem Kauf gab es da nur ein Fahrrad, jetzt gibt es ein Fahrrad und einen Anspruch auf 200€, und zwar ziemlich lange, wenn der Scheck ungedeckt ist.
Nicht eindeutig. Dieses Fahrrad wurde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von Ihnen gekauft (oder geklaut) und zum Kaufzeitpunkt haben Sie eben auch 200 € dafür ausgegeben (oder mehr oder weniger) Es gibt da keinen Extraanspruch, sondern es wurde ein Fahrrad getauscht in Geld und vs. Der Anspruch in diesem Geschäft ist einfach ein Gut (Fahrrad) gegen Geld (oder kann es sein). Im Augenblick des Tausches werden die beiden "Ansprüche" ausgeglichen, und die gegenseitigen Ansprüche verfallen. Nur wenn ich es akzeptiere, daß Sie später bezahlen können, bleibt mein Anspruch eben noch bestehen und zwar bis Sie bezahlen. Die Geldmenge erhöht sich aber durch diesen Tausch nicht. Das ist eben anders bei dem Aufkauf von Anleihen durch die EZB. Es wird ein Anspruch entgegengenommen und eben neues Geld ausgegeben (korrekterweise muß man schreiben es kann "neues" Geld" sein).
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