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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 103 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Calimero Offline




Beiträge: 3.280

29.11.2011 19:33
#76 RE: Währungskrieg Dollar gegen Euro Antworten

Zitat von Michael B.

Zitat
Es wird die Geldmenge inflationiert also kommt es zur Geldentwertung. Genau das hab ich ja immer geschrieben.


Nein. Richtige Aussage: Wenn Geldentwertung, dann auch Inflation. Falsche Aussage: Wenn Inflation, dann auch Geldentwertung. Ich habe den Unterschied hier mehrmals erklärt.



Lieber Michael B.,

mir scheint, sie und WasIstLiberal sprechen verschiedene ökonomische Sprachen. Sie hatten ein paar Zeilen weiter oben ja erklärt, wie Klassiker, Monetaristen und Keynesianer dies und das sehen. WasIstLiberal sieht die Welt aber, wie ich übrigens auch, aus Sicht der Österreichischen Schule. Zusätzliche Geldschöpfung = Geldinflation, damit Geldentwertung. Preisinflation folgt dem nach, muss aber nicht unbedingt offen sichtbar sein, wenn (preis-)deflatorische Effekte dem entgegenstehen.

Sach ich mal ...

----------------------------------------------------
"Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch anderes als eine große Räuberbande" - De civitate dei, IV, 4, 1. Übers.: Papst Benedikt XVI, Rede vor dem Deutschen Bundestag am 22. September 2011

lemmyPaz Offline



Beiträge: 90

30.11.2011 01:25
#77 kann dem Beitrag nur zustimmen Antworten

Wir haben nun in Italien UND Spanien Regierungen, die bereit sind, sich auch durch eine Rezession zu sparen. Die Kapitalflucht nach einem Zwangs-Euro Austritt von Griechenland und Italien wäre nur vielleicht mit äußerst harten Kontroll-Maßnahmen halbwegs zu kontrollieren.
Denke, dass ist nun wirklich die Stunde der Politik und die Bedingungen sind nicht einmal schlecht. Mit sparbereiten und technokratisch-redlichen Regierungen in den Schwergewichten Spanien und Italien verfügen wir über verläßliche Partner. Mit den Griechen und Portugiesen werden wir schon fertig.
Mein Szenario sieht so aus, dass die EZB ab Januar Bonds aus den Südländern zu einem Zinsatz Deutsche Schulden + 1% aufkaufen wird. Das mag zwar ein wenig Inflation erzeugen, die später wieder mühsam zurückgedreht werden muß, aber aktuell seh ich echt keine andere Option. Wir sind hier nicht am Rio de La Plata!

Solidarische Grüße

Lemmy

Michael B. Offline



Beiträge: 66

30.11.2011 05:19
#78 RE: Währungskrieg Dollar gegen Euro Antworten

Zitat
"WasIstLiberal sieht die Welt aber, wie ich übrigens auch, aus Sicht der Österreichischen Schule."


Ich vermute schwer, Sie behaupten das beide aus einem gewissen libertär-konservativen Affekt heraus, den ich ja im Prinzip erfreulich finde. Aber man merkt, daß Sie in VWL nur raten.

Die Österreichische Schule (jedenfalls die Klassiker bis incl. Hayek, mit den Anarchokapitalisten danach hab' ich mich nicht befasst) hat noch gar keine Inflationstheorie für eine Währung ohne Golddeckung. Mises erklärt den Geldwert sogar noch aus den Produktionskosten für Gold! Für Menger ist Gold Geld, und fertig.

Im Mittelpunkt der Inflationsfrage steht bei den Österreichern noch die Seigniorage. Immerhin wird analytisch sauber zwischen Teuerung und Inflation unterschieden. Infation ist dort eh' nur ein Appendix der sehr viel besser entwickelten Konjunkturtheorie.

Vor 1930 oder so war die ö.S. state-of-the-art, und vieles ist ja auch in die Quantitätstheorie und anderwo eingeflossen. Hayeks politische Schriften sind sehr gut gealtert, als geschlossenes volkswirtschafliches Erklärungsmodell ist die ö.S. aber tot. Selbst die relativ bekannten Keynes-Hayek-Debatten haben nur noch den Charme eines Streites zwischen Anhängern der Hohenzollern und der Wittelsbacher.

Alles was man mit einem Bekenntnis zur ö.S. heute noch tun kann, ist gegen die ebenfalls tote Lehre Keynes' politisches Schattenboxen zu spielen.

WasIstLiberal? ( gelöscht )
Beiträge:

30.11.2011 06:16
#79 RE: Währungskrieg Dollar gegen Euro Antworten

Zitat von Michael B.

Zitat
"WasIstLiberal sieht die Welt aber, wie ich übrigens auch, aus Sicht der Österreichischen Schule."


Ich vermute schwer, Sie behaupten das beide aus einem gewissen libertär-konservativen Affekt heraus, den ich ja im Prinzip erfreulich finde. Aber man merkt, daß Sie in VWL nur raten.




Denken Sie was Sie wollen, sie haben ein artifizelles Konstrukt und behaupten das sei VWL. Bitte ich will Ihre Kreise nicht stören. Ich verlange nur von Ihnen, daß Sie mich mit derartigem "Wissen" verschonen.


Zitat

Im Mittelpunkt der Inflationsfrage steht bei den Österreichern noch die Seigniorage. Immerhin wird analytisch sauber zwischen Teuerung und Inflation unterschieden. Infation ist dort eh' nur ein Appendix der sehr viel besser entwickelten Konjunkturtheorie.

Vor 1930 oder so war die ö.S. state-of-the-art, und vieles ist ja auch in die Quantitätstheorie und anderwo eingeflossen. Hayeks politische Schriften sind sehr gut gealtert, als geschlossenes volkswirtschafliches Erklärungsmodell ist die ö.S. aber tot. Selbst die relativ bekannten Keynes-Hayek-Debatten haben nur noch den Charme eines Streites zwischen Anhängern der Hohenzollern und der Wittelsbacher.

Alles was man mit einem Bekenntnis zur ö.S. heute noch tun kann, ist gegen die ebenfalls tote Lehre Keynes' politisches Schattenboxen zu spielen.



Selbstverständlich ist diesmal alles anders (vielleicht werfen Sie einmal einen Blick in "this time is different"?), und selbstverständlich kehren Sie einen Rothbard geflissentlich unter den Tisch. Klar "flottierendes Geld" und natürlich ist bei Zentralbanken und Banken alles anders ist klar.

Sie haben keine vernünftige Erklärungen und verpacken das in "große" Worte. Ich werde mich zu diesen "Erklärungen" nicht mehr äußern. Seignorarge spielt selbst bei von Mises kaum noch eine Rolle. Er schreibt: "The history of government interference with currency is, however, not merely a record of debasement practices and of abortive attempts..." (Human action S 781) ". Was ist den debasement? Es wird gutes Geld schlechter gemacht und als gesetzlich gleichwertig zum guten Geld definiert.

Auch wenn es vergebene Mühe ist, Ihnen etwas zu entgegnen: Lesen Sie bitte man in Chapter 20, Chapter 30 und Chapter 31 in Human Action. Wenn Sie dann noch bei diesen Argumenten bleiben, könnten Sie uns ja mitteilen wo die Seignorarge da eine Rolle spielt, ganz zu schwiegen von irgendwo in: http://mises.org/rothbard/mes.asp

Ich verkneife mir mal eine Anmerkung über Ihre bezeichnende Rolle die die ö.S spielt. Nur soviel, komischerweise sind es gerade diese Ökonomen gewesen die diese Situation von heute präzise beschreiben und nicht die wohl aktuellen Spielereien Ihrer Volkswirte. Wir sehen ja jederzeit wo Ihr Wissen uns hingeführt hat. Mir wäre es völlig egal, nur ich habe unter derartigen Aktionen zu leiden. Warum lassen Ihresgleichen uns nicht einfach in Ruhe. Gut sind wir halt "von vor dem 1. Weltkrieg", dann geben Sie uns doch einfach Geld als Wert und Sie behalten Ihre Geld. Mal sehen wer dann zuletzt lacht.

Hagen Offline



Beiträge: 21

30.11.2011 10:27
#80 RE: Währungskrieg Dollar gegen Euro Antworten

Lieber Michael,

ich möchte grade noch mal das vorher geschriebene zusammenfassen, um sicher zu gehen, ob ich das richtig verstehe.

Inflation: Im Umlauf befindene Geldmenge wird erhöht. Im Idealfall ändert sich nichts, da sich Preise und Gehälter auf angepassten erhöhten Niveau wieder einpendeln (Idealfall). Also ändert sich nichts, abgesehen davon, dass die Schuldner etwas gewinnen und die Geldvermögenbesitzer etwas verlieren.

Geldentwertung: Die Inflation ist so hoch geworden, dass es sich nicht mehr rentiert Geld zu besitzen. Jeder stößt sein Geld ab, aber niemand möchte es nehmen -> Geldwert sinkt.

Also ist nur die Inflationsrate (Preissteigerungsrate?) entscheidend. Gibt es denn eine Grenze bzw. ein Grentwert, ab wann dann Inflation in Geldentwertung umschlägt?

Was mir auch noch nicht ganz einleuchtet, ist wenn man die Geldmenge erhöht, keine Geldentwertung hat. Erhöhe ich die Menge an Geld, werden Dinge teurer, also kann ich weniger mit der gleichen Menge Geld kaufen. Natürlich ändert sich nichts, wenn ich genau den Prozentsatz mehr Geld zur Verfügung hab, wie die Dinge mehr kosten, aber in der Realität passen sich ja Preise schneller an als die Einkommen. Somit fühlt es sich für den Bürger doch an wie eine Geldentwertung. Ob sie real ist oder nicht, ist dabei dann irrelevant.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

30.11.2011 11:01
#81 RE: Europas Krise (6): Eisiger Wind Antworten

Zitat von Erling Plaethe

Zitat von FAB.

Sachlicher Einwand oder Panikmache? Bitte um Aufklärung.


EZB-Monatsbericht Oktober 2011:

Zitat
Was die monetäre Analyse betrifft, so stieg die Jahreswachstumsrate der Geldmenge M3 von 2,1 % im Juli 2011 auf 2,8 % im August.



http://www.bundesbank.de/download/ezb/mo...1110.mb_ezb.pdf



Lieber FAB, ich möchte mich korrigieren.

"Sachlicher Einwand" ist wohl korrekt. Die EZB räumt dies inzwischen ein.
Zitat aus der "Welt" :

Zitat
Nur wenige Sparer dürften am Dienstag eine Nachricht der Europäischen Zentralbank (EZB) wahrgenommen haben. Die Währungshüter teilten mit, sie hätten den Banken nicht so viel Geld abnehmen können, wie für die Neutralisierung von Anleihekäufen am Sekundärmarkt eigentlich geplant war. Die EZB hatte zur Neutralisierung der Anleihe-Käufe den Banken insgesamt 203,5 Mrd. Euro abnehmen wollen, bekam von den Instituten aber nur 194,2 Mrd. Euro.
Was wie eine harmlose technische Abhandlung klingt, könnte Sparer teuer zu stehen kommen. Denn übersetzt heißt das nichts anderes, als dass die EZB erstmals in großem Stile mithilfe der Notenpresse Staatsschulden finanziert hat – bislang noch ein Tabu in der dreizehnjährigen Geschichte der Frankfurter Geldhüter. Mit neun Mrd. Euro hat sie nun Schulden finanziert.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Martin Offline



Beiträge: 4.129

30.11.2011 12:54
#82 RE: Europas Krise (6): Eisiger Wind Antworten

[quote="Erling Plaethe"]"Sachlicher Einwand" ist wohl korrekt. Die EZB räumt dies inzwischen ein.
Zitat aus der "Welt" :
Zitat:

Lieber Erling Plaethe,

eine etwas differenziertere Betrachtung zur 'Neutralisierung' oder 'Sterilisierung' gibt es hier: http://www.wiwo.de/politik/europa/schuld.../5886974-3.html

Um die Vorgänge beurteilen zu können muss man sie im Detail verstehen.

Gruß, Martin

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

30.11.2011 14:49
#83 RE: Europas Krise (6): Eisiger Wind Antworten

Zitat von Martin
[quote="Erling Plaethe"]"Sachlicher Einwand" ist wohl korrekt. Die EZB räumt dies inzwischen ein.
Zitat aus der "Welt" :
Zitat:

Lieber Erling Plaethe,

eine etwas differenziertere Betrachtung zur 'Neutralisierung' oder 'Sterilisierung' gibt es hier: http://www.wiwo.de/politik/europa/schuld.../5886974-3.html
Um die Vorgänge beurteilen zu können muss man sie im Detail verstehen.


Lieber Martin,

an welcher Stelle war denn meine Beurteilung falsch? In der betreffenden Angelegenheit habe ich gar kein Urteil gefällt, sondern die Darstellung der EZB übernommen und den letzten verfügbaren Monatsbericht verlinkt. An dieser Stelle möchte ich Ihnen danken für den Link "Querschüsse". Um ein Urteil zu fällen hat dieser mir aber nicht ausgereicht, weil in dem auf dieser Seite eingefügten Link zur EZB unter dem 28.11.11 steht:"The ECB intends to carry out another liquidity-absorbing operation next week." Dass die EZB von ihrer eigenen Darstellung abweicht, ist eine so neue Meldung, dass sie mir gestern zu der entsprechenden Zeit nicht zur Verfügung stand.
In der anderen von Ihnen freundlicherweise verlinkten Seite wird im übrigen der Unterschied zur bisherigen Praxis der EZB deutlich unterstrichen:

Zitat von Wirtschaftswoche
Würde sich die EZB, ähnlich wie die amerikanische Zentralbank Fed, die japanische Notenbank Bank of Japan und die britische Bank of England zum massenhaften Ankauf von Staatsanleihen klammer Euro-Länder aufschwingen und als „Lender of last Resort“ fungieren, würde sich Europas Schuldenkrise dramatisch verschärfen.


Diesen Unterschied, was das Ausmaß der Anleihenkäufe anbelangt habe ich gemeint.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich teile ihre Analyse bis auf die Gefahr einer Wirtschaftskrise von der Eurozone ausgehend. Für ein fehlerfreies Urteil, worüber auch immer, wird man meiner Ansicht nach nie genug Detailwissen haben. Sich andererseits ein Urteil zu bilden und es zur Diskussion zu stellen, ist darüber hinaus aber genau die deduktive Methode die dem kritischen Rationalismus zu Grunde liegt und den Vorteil hat, aus einer Diskussion Erkenntnisse zu gewinnen.

Viele Grüße, Erling Plaethe

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

30.11.2011 17:53
#84 RE: Europas Krise (6): Eisiger Wind Antworten

So, jetzt haben wir den Salat. Die Kanzlerin hat versagt, jedenfalls sehe ich das so.
Die ganze Welt musste Europa retten. Was für eine Schmach.
Da hilft nur noch Sarkasmus .

Viele Grüße, Erling Plaethe

Meister Petz Offline




Beiträge: 3.923

30.11.2011 18:17
#85 RE: Europas Krise (6): Eisiger Wind Antworten

Zitat von Erling Plaethe
So, jetzt haben wir den Salat. Die Kanzlerin hat versagt, jedenfalls sehe ich das so.
Die ganze Welt musste Europa retten. Was für eine Schmach.
Da hilft nur noch Sarkasmus .

Sarkasmus? Schauen Sie mal auf SPON, da steht ungefähr das Gleiche in vollem Ernst:

Zitat
Die Chance auf eine bezahlbare Euro-Rettung ist vertan - und schuld ist die Bundeskanzlerin. Angela Merkel wird uns alle ruinieren, weil sie mit ihrem Zaudern die Krise verschärft. Jetzt hat sie nur noch zwei politische Optionen: Bankrott oder Ruin.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unterne...,800800,00.html

Gruß PEtz

"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln

Michael B. Offline



Beiträge: 66

30.11.2011 20:04
#86 RE: Währungskrieg Dollar gegen Euro Antworten

Zitat
Inflation: Im Umlauf befindene Geldmenge wird erhöht. Im Idealfall ändert sich nichts, da sich Preise und Gehälter auf angepassten erhöhten Niveau wieder einpendeln (Idealfall). Also ändert sich nichts, abgesehen davon, dass die Schuldner etwas gewinnen und die Geldvermögenbesitzer etwas verlieren.


Ja, es gibt aber noch weitere Umverteilungseffekte: Tendenziell profitieren, Kreditnehmer, Arbeitgeber, Kapitalbesitzer, Mieter, Verkäufer, die ihre Preise schnell anpassen können, Verlierer sind idR Kreditgeber, Vermieter, Tarifarbeitnehmer und Verkäufer und Produzenden mit abgeschossenen aber noch nicht geleisteten Aufträgen.

Zitat
Geldentwertung: Die Inflation ist so hoch geworden, dass es sich nicht mehr rentiert Geld zu besitzen. Jeder stößt sein Geld ab, aber niemand möchte es nehmen -> Geldwert sinkt.


Nein, bei einer Geldentwertung ist die (Hyper-)Inflation ein Folgephänomen, nicht die Ursache. Im Rahmen einer normalen Inflation, versucht der Staat (wenn er kann, und die Zentalbank beeinflussbar ist) mittels der normalen Zentralbankinstrumente (Diskontsatz, Lombardsatz, Tender, Wertpapiertransaktionen am Sekundärmarkt) entweder die allgemeine Liquidität zu beeinflussen, die Spar- und Investitionsrate zu beeinflussen (alles Konjunkturinstrumente) oder die Staatsverschuldung wegzuinflationieren.

Wenn der Staat aber am Haushalt vorbei, mithilfe der Zentralbank, als Konsument, Arbeitskraftnachfrager oder Devisen- oder Kapitalkäufer auftritt und die nötigen Zahlungen mit Geld vornimmt, dem keine Verbindlichkeiten gegenüberstehen, ist der Marktmechanismus fundamental gestört, der Staat kann als Nachfrager auftreten ohne Rücksicht auf Menge und Preis: Wenn er Personal, Güter oder Devisen braucht, überbietet er einfach die Konkurrenz. Das geht so eine Weile, dann bekommt der Markt teilweise mit, dass die Nachfrage steigt, er also die Preise erhöhen kann und trotzdem Abnehmer findet. Jetzt setzt eine Inflation ein, in deren weiterem Verlauf die Inflationsrate steigt. Irgendwann ahnt, dann weiß jeder was läuft: Es war nicht bloß eine gute Konjunktur (wonach es ganz am Anfang ausgesehen hatte), es war auch nicht nur eine Inflation, sondern es lag Geldentwertung vor. Dies ist der Moment, in dem weniger und weiger Marktteilnehmer Geld, egal welcher Höhe, akzeptieren. Sie behalten ihre Ware oder steigen auf Devisen, Tausch und Barter um. Es folgt eine Hyperinflation, im vergeblichen Versuch, den Markt wieder liquide zu machen. Dann kommt die Schubkarren-voll-Geld-Phase, dann das Ende.

Zitat
Was mir auch noch nicht ganz einleuchtet, ist wenn man die Geldmenge erhöht, keine Geldentwertung hat. Erhöhe ich die Menge an Geld, werden Dinge teurer, also kann ich weniger mit der gleichen Menge Geld kaufen. Natürlich ändert sich nichts, wenn ich genau den Prozentsatz mehr Geld zur Verfügung hab, wie die Dinge mehr kosten, aber in der Realität passen sich ja Preise schneller an als die Einkommen. Somit fühlt es sich für den Bürger doch an wie eine Geldentwertung. Ob sie real ist oder nicht, ist dabei dann irrelevant.


Was Sie beschreiben, sind die Umverteilungseffekte einer jeden Inflation, quasi einer Geldniedrigerbewertung, im Unterschied zur Geldentwertung. Im "Geldniedrigerbewertungsfall" hätten Sie gern mehr Geld, im Geldentwertungsfall wollen Sie Güter, kein Geld, oder zumindest so wenig und so kurz wie unbedingt nötig. Komplett aus dem Geld auszusteigen, gelingt aber fast niemandem (evtl. Kleinbauern), der Staat zwingt ihnen ja leider auf, viele Transaktionen mit Geld abzuwickeln (Steuern, Gebühren, Beamtengehalt, auslaufende Staatsanleihen etc.)

Michael B. Offline



Beiträge: 66

30.11.2011 22:11
#87 RE: Währungskrieg Dollar gegen Euro Antworten

Noch mal zu Fuß:

1) Sie haben ein Fahrrad (Realvermögen), ich nicht. Weder Sie noch ich haben Geld, Kredite oder Forderungen.
2) Ich kaufe Ihr Fahrrad mit einem 200€-Scheck (ungedeckt, was ich ich Ihnen aber nicht sage)
3) Jetzt habe ich ein Fahrrad (Realvermögen), sie haben einen 200€-Scheck (eine Geldforderung an die Bank)
4) Sie und ich machen unsere Bilanz fürs Finanzamt. Ich kann auf der Habenseite unter Realvermögen 200€ verbuchen (den Wert des Rades). Sie können 200€ unter "nichteingelöste Wechsel" (Geldvermögen, Teil von M3 in der VGR) verbuchen.

Das Finanzamt gibt unsere Daten an die zuständige Statistikbehörde weiter. Diese errechnet: gesamtwirtschaftlich ist das Realvermögen konstant geblieben, das Geldvermögen (also ein Teil der Geldmenge) um 200€ gestiegen.

4) Sie versuchen den Scheck einzulösen, was nicht funktioniert, da er ungedeckt ist.
5) Um Ihre potenziellen Verluste zu begrenzen, und weil ihnen der Gerichtsweg zu anstrengend ist, verkaufen Sie den Scheck für 100€ bar an ein Geldeintreibeinstitut.
6) Sie buchen 200€ aus "nichteingelöste Wechsel" aus, und 100€ unter Barvermögen ein.
7) Der Geldeintreiber bucht umgekehrt 100€ bar aus und 200€ unter "nichteingelöste Wechsel" ein
8) Sie ich und der Geldeintreiber machen unsere Bilanzen: Me4n Vermögen ist unverändert, ihres um 100€ gesunken, das des Geldeintreibers um 100€ gestiegen, gesamztgesellschftlich also konstant weiterhin höher als zum Zeitpunkt 1.

Wenn der Geldeintreiber jetzt seine Firma von einer Personengesellschaft in eine AG umwandelt und Aktien verkauft, ist ein Teil dieser Forderung aus dem Scheck in jeder Aktie enthalten, und bis zu dem Zeitpunkt wo der Geldeintreiber entweder die Forderung abschreibt oder mein Rad pfänden lässt und verkauft, bleibt die durch meinen falschen Scheck geschöpfte Geldmenge im Umlauf, indem sie nämlich in Kleinstteilen im Aktienvermögen von einer großen Menge Leute auftaucht.

Der ganze Vorgang ist eindeutig inflationär, da dem Realvermögen (konstant: 1 Fahrrad) jetzt eine größere Geldmenge gegenübersteht.
Es ist aber keine Geldentwertung eingetreten, da das Verhältnis von Realvermögen (konstant: 1 Fahrrad) und Zentralbankgeld (Zeitpunkt 1: 100€ beim Geldeintreiber, Zeitpunkt 7 und 8: 100€ bei Ihnen) konstant geblieben ist.

Falls das ganze in der EU stattgefunden hätte stünde in der Meldung der EZB: "Zeitpunkt 1: 200€ Realvermögen, 100€ Geldvermögen, davon 100€ Zentralbankgeld (1€ = 0,005 Fahrräder), Zeitpunkt 8: 200€ Realvermögen, 200€ Geldvermögen, davon 100€ Zentralbankgeld (1€ = 0,005 Fahrräder)"

Falls das ganze in den USA stattgefunden hätte stünde in der Meldung der FED: "Zeitpunkt 1: 200$ Realvermögen, 100$ Geldvermögen, Zeitpunkt 8: 200$ Realvermögen, 200$ Geldvermögen" Zum Wert des Dollars an sich kann keine Aussage gemacht werden, ohne um die Qualität der Aktien und den Anteil des Zentralbankgeldes zu wissen.

Das ist der Unterschied, und das ist, warum die EZB zu einer besseren Zentralbank macht als die Fed. Und das ist auch, warum Inflation ohne Geldentwertung möglich ist.

WasIstLiberal? ( gelöscht )
Beiträge:

01.12.2011 06:40
#88 RE: Währungskrieg Dollar gegen Euro Antworten

Zitat von Michael B.

1) Sie haben ein Fahrrad (Realvermögen), ich nicht. Weder Sie noch ich haben Geld, Kredite oder Forderungen.





Vergessen Sie es. Das ist hanebüchen und Ihre Kette bricht hier schon zusammen. Ich wünsche insgesamt noch einen schönen Tag (mit Inflation aber ohne Geldentwertung)

WasIstLiberal? ( gelöscht )
Beiträge:

01.12.2011 06:46
#89 RE: Europas Krise (6): Eisiger Wind Antworten

Zitat von Erling Plaethe
So, jetzt haben wir den Salat. Die Kanzlerin hat versagt, jedenfalls sehe ich das so.
Die ganze Welt musste Europa retten. Was für eine Schmach.
Da hilft nur noch Sarkasmus .



Man mag zu Merkel stehen wir man will, versagt hat Sie mit Sicherheit nicht jetzt sondern vor drei Jahren und dann noch mal letztes Jahr.
Alles andere sind "Folgen" nicht Ursache. Die Grundursache ist zuviele Schulden in zuvielen Ländern und was die Zentralbanken hier machen ist eine
Finanzierung von Staaten. Somit ist nicht die Kanzlerin schuld sondern diejenigen die in den Zentralbanken das Sagen haben. Es ist keine Schmach und keine Schande.
Eine Schmach wäre es bei wieder mal bei den Bonds etc einzukniocken. Eine "Leistung" wäre es zu sagen. Ihr könnt uns mal alle, wir steigen aus dem Euro aus und schauen, daß wir unser Haus in Ordnung bringen.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

01.12.2011 09:41
#90 RE: Europas Krise (6): Eisiger Wind Antworten

Zitat von WasIstLiberal?

Somit ist nicht die Kanzlerin schuld sondern diejenigen die in den Zentralbanken das Sagen haben.


The Telegraph:

Zitat
In another day of turmoil in Brussels, European finance ministers also admitted that they had failed to raise enough funds for a rescue fund to prop up the single currency.


Zitat
Herman Van Rompuy, the EU’s president, said that Europe’s governments needed to “confront” a looming catastrophe.
“The trouble has become systemic. We are witnessing a full-blown confidence crisis,” he said.


Zitat
Wolfgang Schäeuble, the German finance minister, signalled that Germany was ready to relax opposition to European Central Bank involvement in protecting the euro via IMF interventions.
“We are prepared to increase the resources of the IMF through bilateral loans. Naturally, the details would have to be discussed. Naturally, it is the central banks in the end,” he said

Viele Grüße, Erling Plaethe

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

01.12.2011 10:02
#91 RE: Europas Krise (6): Eisiger Wind Antworten

Zitat von WasIstLiberal?
Man mag zu Merkel stehen wir man will, versagt hat Sie mit Sicherheit nicht jetzt sondern vor drei Jahren und dann noch mal letztes Jahr.


Richtig.
Einerseits hat sie in ihrer Gesamtverantwortung für die deutschen Staatsfinanzen versagt. Sparen war bei ihr nie Priorität, daß Deutschland Jahr für Jahr weiter gegen die Maastricht-Kriterien verstößt, geht unbeschadet der Mitverantwortung von Koalitionspartnern etc. im wesentlichen mit der Chefin nach Hause.

Und dann hat sie natürlich konkret bei der Bekämpfung der Schuldenkrise versagt. Und damit zwei wesentliche deutsche Akteure bei der EZB in den Rücktritt getrieben.
Wenn die EZB derzeit immer stärker den Pfad der Tugend verläßt, hat Merkel ein heftiges Maß an Mitschuld.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

01.12.2011 11:54
#92 RE: Europas Krise (6): Eisiger Wind Antworten

Zitat von R.A.

Zitat von WasIstLiberal?
Man mag zu Merkel stehen wir man will, versagt hat Sie mit Sicherheit nicht jetzt sondern vor drei Jahren und dann noch mal letztes Jahr.


Richtig.
Einerseits hat sie in ihrer Gesamtverantwortung für die deutschen Staatsfinanzen versagt. Sparen war bei ihr nie Priorität, daß Deutschland Jahr für Jahr weiter gegen die Maastricht-Kriterien verstößt, geht unbeschadet der Mitverantwortung von Koalitionspartnern etc. im wesentlichen mit der Chefin nach Hause.

Und dann hat sie natürlich konkret bei der Bekämpfung der Schuldenkrise versagt. Und damit zwei wesentliche deutsche Akteure bei der EZB in den Rücktritt getrieben.
Wenn die EZB derzeit immer stärker den Pfad der Tugend verläßt, hat Merkel ein heftiges Maß an Mitschuld.




R.A.,

ich sehe nicht, dass Frau Merkel in ihrer Gesamtverantwortung für die deutschen Staatsfinanzen versagt hat. Wenn sie gegen die Maastricht-Kriterien verstoßen haben soll, wo ist die Feststellung und die Sanktion der Euro-Wächter? Irgendwelche Limits stehen nicht isoliert im Raum. Zumindest hat diese Regierung ein Schuldenbremse beschlossen, an die andere Länder erst anfangen zu denken.

Dass wegen Merkel zwei deutsche EZB-Akteure das Handtuch geworfen haben sollen werden diese wohl kaum bestätigen. Dass Frau Merkel dem Euro-Süden nicht deutsches Steuergeld freiwillig hinterherwirft, das ist ihre Pflicht.

Gruß, Martin

Martin Offline



Beiträge: 4.129

01.12.2011 11:58
#93 RE: Europas Krise (6): Eisiger Wind Antworten

Zitat von Erling Plaethe

Zitat von WasIstLiberal?

Somit ist nicht die Kanzlerin schuld sondern diejenigen die in den Zentralbanken das Sagen haben.


The Telegraph:

Zitat
In another day of turmoil in Brussels, European finance ministers also admitted that they had failed to raise enough funds for a rescue fund to prop up the single currency.


Zitat
Herman Van Rompuy, the EU’s president, said that Europe’s governments needed to “confront” a looming catastrophe.
“The trouble has become systemic. We are witnessing a full-blown confidence crisis,” he said.


Zitat
Wolfgang Schäeuble, the German finance minister, signalled that Germany was ready to relax opposition to European Central Bank involvement in protecting the euro via IMF interventions.
“We are prepared to increase the resources of the IMF through bilateral loans. Naturally, the details would have to be discussed. Naturally, it is the central banks in the end,” he said





Wo es keine gute Lösung gibt endet man meistens mit finger-pointing. Und es gibt schlicht keine Lösung, die einen Zusammenbruch der Währungssysteme verhindern kann. Jedes Land kann aber versuchen, so unbeschadet wie möglich aus einem Zusammenbruch herauszukommen. Ich würde in dieser Situation öffentliche Feststellungen nicht allzu genau nehmen.

Gruß, Martin

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

01.12.2011 12:18
#94 RE: Europas Krise (6): Eisiger Wind Antworten

Zitat von Martin
ich sehe nicht, dass Frau Merkel in ihrer Gesamtverantwortung für die deutschen Staatsfinanzen versagt hat.


Als Merkel ins Amt kam lag die deutsche Staatsverschuldung bei 68% des BIP, inzwischen liegt sie bei 83%.

Zitat
Wenn sie gegen die Maastricht-Kriterien verstoßen haben soll, wo ist die Feststellung und die Sanktion der Euro-Wächter?


Die Sanktionierung ist doch schon seit Schröders Zeiten ausgesetzt, die meisten EU-Staaten verstoßen inzwischen gegen die Kriterien - das interessiert doch schon keinen mehr.
Auf jeden Fall ist es grotesk, wenn Merkel von anderen Ländern Haushaltsdisziplin einfordert, die sie selber nicht hinbekommt.

Zitat
Zumindest hat diese Regierung ein Schuldenbremse beschlossen, an die andere Länder erst anfangen zu denken.


Beschließen kann man viel. Glaubwürdig ist das aber nur begrenzt: Die aktuellen Planungen der Bundesregierung sehen keine wesentlichen Einsparungen vor. Angeblich soll die Nettokreditaufnahme durch heftige Einnahmesteigerungen zurückgefahren werden - aber das Ziel der Schuldenbremse soll erst nach der nächsten Wahl erreicht werden.
Einen ähnlichen Plan hatte schon Eichel seinerzeit vorgelegt.

Alle diese Pläne funktionieren immer gleich: Man verspricht tolle Sachen für die Zeit, wo man nicht mehr verantwortlich ist. Aber im hier und heute wird das Geld rausgehauen.

Zitat
Dass wegen Merkel zwei deutsche EZB-Akteure das Handtuch geworfen haben sollen werden diese wohl kaum bestätigen.


Sicher bestätigen die das offiziell nicht. Aber aus reiner Lebenslust haben die ihren Job nicht quittiert.

Zitat
Dass Frau Merkel dem Euro-Süden nicht deutsches Steuergeld freiwillig hinterherwirft, das ist ihre Pflicht.


Merkel wirft dem Euro-Süden deutsche Steuergelder freiwillig hinterher. Einige hundert Milliarden bisher.
Sie wirft nur nicht so viel und so schnell, wie das die Empfängerländer (und die deutschen Linken) gerne hätten.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

01.12.2011 12:21
#95 RE: Europas Krise (6): Eisiger Wind Antworten

Zitat von Martin
Wo es keine gute Lösung gibt endet man meistens mit finger-pointing.


Das stimmt. Es gibt derzeit nur die Auswahl zwischen verschiedenen schlechten Lösungen.
Und deswegen sollte man die sachlich nebeneinanderstellen und die Vor- und Nachteile abwägen. Und nicht eine Lösung für "alternativlos" erklären und die Diskussion über andere Varianten verweigern.

Zitat
Und es gibt schlicht keine Lösung, die einen Zusammenbruch der Währungssysteme verhindern kann.


Aber sicher. Das Währungssystem ist ja eigentlich gar nicht gefährdet (solange die EZB nicht noch mehr "Rettungsmaßnahmen" betreibt).
Es drohen Staats- und Bankenpleiten, durchaus mit heftigen Konsequenzen für viele Betroffene. Aber die Währung wäre davon nicht betroffen.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

01.12.2011 16:09
#96 RE: Währungskrieg Dollar gegen Euro Antworten

Zitat von Michael B.
Geldschöpfung ist tatsächlich nicht sonderlich intuitiv. Zu Ihrer Frage und der gleichartigen von "WasistLiberal?" weiter unten zum Unterschied von 1.1 und 1.2: Ich weiß um die Schwierigkeit, die etwa der entspricht, die dem nur mit den "Basics" vertrauten Betrachter entsteht, wenn er etwa das berühmte "Schlitzexperiment" zur Welle-Telichen-Dualität erklären soll. Analogien reichen immer nur soundsoweit und es gibt keinen echten Ersatz für das Verstehen der Materie und der konkreten Buchungen. Ich versuch's trotzdem nochmal:



Als nur mit den "Basics" vertrauter Betrachter bin ich natürlich für diesen weiteren Versuch unendlich dankbar. Jetzt weiß ich auch, woher mein Verständnisproblem kam: Ich dachte, da wolle jemand etwas Neues erzählen. Aber es handelt sich offensichtlich nur um einen anderen Begriffs- und Definitionsapparat, der Bekanntes auf seine Weise einordnet und benamst. Die Schwierigkeit, diese Materie zu erfassen, ist, das muss ich zur allgemeinen Erleichterung, aber vielleicht auch zur Enttäuschung weniger feststellen, von der noch Lichtjahre entfernt, der man sich beim Versuch gegenüber sieht, das "Doppelspaltexperiment" intuitiv zu erfassen. Anhand der bisherigen Darstellungen bin ich auch nicht überzeugt, dass dies wirklich zum Erkenntnisgewinn beiträgt. Aber das kann ja noch werden.

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L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

Rayson Offline




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01.12.2011 16:24
#97 RE: Währungskrieg Dollar gegen Euro Antworten

Zitat von Michael B.
Wenn man nun dasjenige Land ist, dessen Währung international akzeptiert wird, hat man einen entscheidenden Vorteil: Man kann nicht nur dann importieren, wenn man vorher gegen Devisen exportiert hat, sondern auch dann, wenn man das Geld einfach druckt und solange man es schafft, dies zu verbergen, indem man die Binneninflation, aus der das Ausland auf diese Geldmengenausweitung schließen kann und muß, niedrig hält.



Naja, das "so lange" ist bei der Sache schon entscheidend.

Zitat von Michael B.
Die USA haben (bisher) keine Problem mit ihrem Billigexporteur (ich unterstelle, Sie meinen China), was die Zahlungsbilanz angeht. Man erhält einen Haufen realen Krempel für Dollars. Die chinesische Zentralbank kann damit zwar im Ausland, das Dollar braucht, einkaufen gehen (Öl, Polnische Knackwürste, etc) aber aufgrund des Bilanzungleichgewichts bleibt ein Dollarüberschuß, der entweder langsam entwertet (wegen der Inflation) oder in US-Staatsanleihen angelegt werden muß. Der Kauf amerikanischen Realvermögens wird den Chinesen einfach überwiegend gesetzlich verwehrt. Natürlich hat man sich in den USA mit diesem Vorgehen intern große Verteilungsprobleme eingehandelt (Verlust der einfachen Industriearbeitsplätze), aber unterm Strich profitiert man dort bisher ganz fraglos, insbesondere was den Staatshaushalt angeht.



Ich meine dunkel in Erinnerung zu haben, dass es außer Staatsanleihen und Festgeldern noch andere Anlagemöglichkeiten in US-Dollar gibt... Aber seien wir nicht knauserig: Der dem Importüberschuss entsprechende Kapitalimport geht natürlich auch in Staatsanleihen. Die Frage ist nur, wann das Kartenhaus mal zusammenbricht und wie. Erste Anzeichen meint man schon zu erkennen. Man gewöhnt sich an Drogen ja viel zu leicht.

Die Probleme, die ich ansprach, sind momentan tatächlich zunächst politischer Natur. Die Chinesen arbeiten nicht nur für die Amerikaner und finanzieren mit den Früchten ihrer Arbeit den US-Staatshaushalt, sie sind auch geopolitische und ideologische Konkurrenten. Zusammen mit der den Protektionismus attraktiv erscheinen lassenden Verteilungsproblematik ergibt das eine brisante Mischung.

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Rayson Offline




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01.12.2011 16:30
#98 RE: Währungskrieg Dollar gegen Euro Antworten

Zitat von Michael B.
Selbst die relativ bekannten Keynes-Hayek-Debatten haben nur noch den Charme eines Streites zwischen Anhängern der Hohenzollern und der Wittelsbacher.

Alles was man mit einem Bekenntnis zur ö.S. heute noch tun kann, ist gegen die ebenfalls tote Lehre Keynes' politisches Schattenboxen zu spielen.



Ich bezweifle ein wenig, dass es diese vermeintliche Sicherheit der Erkenntnis (es gibt auch unhöflichere Ausdrücke dafür ) ist, die uns bei der Erklärung der Dinge weiter hilft. Der aktuelle Stand der VWL ist m.E. nicht geeignet, andere oder meinetwegen auch "veraltete" Ansätze von vornherein ausschließen zu können, geschweige denn, denjenigen, die sie verfolgen, von oben herab zu begegnen. Etwas mehr sokratische Demut tut allen ganz gut.

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Rayson Offline




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01.12.2011 16:35
#99 RE: Währungskrieg Dollar gegen Euro Antworten

Zitat von Michael B.
Im "Geldniedrigerbewertungsfall" hätten Sie gern mehr Geld, im Geldentwertungsfall wollen Sie Güter, kein Geld, oder zumindest so wenig und so kurz wie unbedingt nötig.



Warum sich das zwingend ergeben soll, erscheint mir noch unklar. Für den normalen Verbraucher äußert sich schließlich beides im selben Signal: Die Preise steigen. Wenn wir jetzt mal die Erwartungen beiseite lassen, die das Ganze zwar realistischer, aber auch komplizierter gestalten, dürfte sich dann auch die Reaktion darauf ähneln.

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Michael B. Offline



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01.12.2011 17:52
#100 RE: Währungskrieg Dollar gegen Euro Antworten

Zitat
Ich bezweifle ein wenig, dass es diese vermeintliche Sicherheit der Erkenntnis (es gibt auch unhöflichere Ausdrücke dafür ) ist, die uns bei der Erklärung der Dinge weiter hilft. Der aktuelle Stand der VWL ist m.E. nicht geeignet, andere oder meinetwegen auch "veraltete" Ansätze von vornherein ausschließen zu können, geschweige denn, denjenigen, die sie verfolgen, von oben herab zu begegnen. Etwas mehr sokratische Demut tut allen ganz gut.



In einer Zeit in der die Wirtschaft nach halb moralischen, halb traditionellen Prinzipien und Daumenregeln betrieben wurde, kann man die Sache natürlich angehen wie die VWL dieser Zeit: Mit Philosophien. Man mag es bedauern, aber diese Zeit ist vorbei. Inzwischen ist der Finanzsektor im Speziellen, aber auch die Wirtschaft im Allegmeinen von Phänomenen bestimmt, für die die alten Theorien keine Worte kennen und keine Modelle haben. Die Modellentwicklung ist zwar seit dem vorangeschritten, aber längst nicht adäquat, und niemand glaubt, daß es dazu je kommen wird. Deshalb ist der Fokus ja auch weg von theoretischen Modellen und hin zur Ökonometrie. Man fragt also nicht mehr scholastisch, warum die Katze den Vogel fängt, aber nicht isst, man seziert hierfür auch nicht mehr den Kadaver der Katze, sondern sammelt permanent Beobachtungsdaten von Millionen Katzen, um zu sehen was sie wann tun und taten, um Wahrscheinlichkeitsaussagen zu ihrem Verhalten in nächster Zukunft zu machen und dieses Verhalten dann wiederum zu messen. Das ist weit näher an sokratischer Demut als die Ö.S. mit ihren Philosophiegebäuden oder die Neoklassiker mit ihren Identitätsgleichungen.

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