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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

06.02.2013 14:09
#51 RE: Eine schändliche Entscheidung der Universität Düsseldorf Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #35
Ich finde eine solche nachträgliche Andersbewertung nicht nur bedauerlich, sondern krass ungerecht.
Wenn jemand eine Arbeit einreicht, die den Kriterien nicht genügt, dann muß das von den Zuständigen auch gleich moniert werden.
Zettel schreibt ja:

Zitat von Zettel
Was anders hätte sie denn tun können? Sich von Platon und Augustinus über Luther und Kant bis zu Skinner durch die gesamte abendländische Geistesgeschichte hindurcharbeiten; alles mittels der Lektüre der Primärquellen?

Das gilt natürlich auch für den Professor. Verschärfend, daß er die Sekundärquellen alle und wörtlich kennen muß, Zitierfehler und Plagiate zu finden. Ich denke, es ist ungerecht, an die Doktorandin Milderungsmaßstäbe anzulegen, die der Betreuer erst recht für sich in Anspruch nehmen kann. Es ist nämlich ganz normal, daß der Doktor hinterher in dem kleinen Bereich seiner Diss profundere Kenntnisse als sein Doktorvater besitzt. Diese Informationsassymetrie --wenn auch noch extremer ausgeprägt-- machte ja den Fall Schön erst möglich.

Zitat von R.A. im Beitrag #35
Mit der nachträglichen Änderung der Beurteilungsmaßstäbe hat Schavan diese Möglichkeiten nicht mehr.
Der Fakultätsrat argumentiert, daß eine nachträgliche Änderung gerade nicht stattgefunden hat.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

06.02.2013 14:17
#52 RE: I Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #15

Sie hat ja eben nicht wörtlich zitiert, sondern das gemacht, was man in unzähligen Magisterarbeiten, Dissertationen und auch Habilitationsschriften findet: Sie hat paraphrasiert und dabei die eine oder andere Wendung übernommen. Mit Hinweis auf die Quelle.

Wenn das ausreicht, um den Doktorgrad abzuerkennen, dann sollte man eine solche Überprüfung flächendeckend für alle durchführen, die in Deutschland in den letzten 50 Jahren promoviert haben.
In mündlichen Prüfungen z.B. über Mathematik kamen des öfteren Fragen der Art "Beschreiben sie Sachverhalt XY anschaulich mit eigenen Worten" vor. Wenn man hier "Wendungen übernimmt", zeigt man, keine Anschauung entwickelt sondern nur stupide auswendig gelernt zu haben. Man verdient sich damit eine Note, die die Zulassung zur Promotion unwahrscheinlich werden lassen.

califax Offline




Beiträge: 1.502

06.02.2013 14:21
#53 RE: I Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #52
In mündlichen Prüfungen z.B. über Mathematik kamen des öfteren Fragen der Art "Beschreiben sie Sachverhalt XY anschaulich mit eigenen Worten" vor. Wenn man hier "Wendungen übernimmt", zeigt man, keine Anschauung entwickelt zu haben. Man verdient sich damit eine Note, die die Zulassung zur Promotion unwahrscheinlich werden lassen.



Eigentor. Ich habe kurz ein paar von ihnen ohne Primärquellenerörterung übernomme Konzepte markiert, die für ihren Kommentar zentral und unverzichtbar sind. Daß Sie diese Konzepte nicht auf ihre Schöpfer zurückführen, ja nicht einmal in eigene Worte zu kleiden vermögen, zeigt ja wohl die plagiatorische Betrugsabsicht in hinreichendem Ausmaß.

--
Der Weg zur Hölle beginnt mit dem Monopol auf Moral.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

06.02.2013 14:41
#54 RE: Eine schändliche Entscheidung der Universität Düsseldorf Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #1
Eine Ergänzung.

Zitat
Die Ministerin Schavan ist jetzt offenkundig ein Opfer dieser Politisierung der deutschen Universitäten geworden.


Das kann ich jetzt so direkt nicht nachvollziehen. Denn m. W. ist das genaue Abstimmungsverhalten innerhalb des Fakultätsrats nicht bekannt. Die Politisierung wäre hier ja nur ein Thema, wenn die studentischen und Mitarbeiter-Vertreter die Professoren hier zuungunsten von Schavan überstimmt hätten. Dazu haben wir aber keine Informationen, ich halte das auch für unwahrscheinlich.
Es sind wohl eher die Professoren selber, die hier schändlich umgekippt sind.

Robin Offline



Beiträge: 317

06.02.2013 15:21
#55 RE: I Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #52
In mündlichen Prüfungen z.B. über Mathematik kamen des öfteren Fragen der Art "Beschreiben sie Sachverhalt XY anschaulich mit eigenen Worten" vor. Wenn man hier "Wendungen übernimmt", zeigt man, keine Anschauung entwickelt sondern nur stupide auswendig gelernt zu haben. Man verdient sich damit eine Note, die die Zulassung zur Promotion unwahrscheinlich werden lassen.

Also, ich kann da nur aus eigener Erfahrung berichten, als Prüfling und als Beisitzer in der ein oder anderen Prüfung im Bereich der Naturwissenschaften. Egal ob an Schule oder Universität, die Prüfer freuen sich in aller Regel wie ein Schnitzel, wenn die Antworten inhaltlich korrekt sind und sich zudem einer wissenschaftlichen Sprache bedienen. Dass dort eine Nähe an der Literatur oder am Lehrbuch o.ä. als negativ angesehen würde, kann ich ganz und gar nicht erkennen, eher im Gegenteil: Je weiter die Antwort sich davon entfernt, desto eher werden Nachfragen kommen.
Die Leistung in einer Prüfung besteht daher wohl auch eher darin, den Transfer zwischen Fragestellung und angeeignetem Wissen herzustellen. Es wird ja eben nicht einfach nur Lehrbuchwissen nach Stichworten abgefragt, sondern meist konkrete Aufgabenstellungen erörtert. Dass jemand aber wirklich nur mit auswendig gelerntem Wissen zu einer Prüfung erscheint, habe ich auch noch nicht beobachten können. Ein hoher Anteil von angeeignetem Wissen und ein gutes Verständnis der Zusammenhänge gehen da eher miteinander einher.
Dass in einer wissenschaftlichen Arbeit, unabhängig ob und welcher akademische Grad damit erreicht werden soll die "großen, bekannten" Theorien mehr oder weniger frei wiedergegeben werden, ist doch eigentlich selbstverständlich. Wer eine Arbeit auf dem Gebiet der Relativität verfasst, wird dabei kaum etwas "neues" oder "eigenes" zur Allgemeinen Relativitätstheorie beitragen können. Der eigene Forschungsanteil besteht eben häufig entweder in der Anwendung auf ein bestimmtes Nischengebiet, das bislang noch nicht in diesem Sinne untersucht wurde, oder insbesondere in experimentellen Arbeiten, in der Verknüpfung verschiedener bekannter Theorien und Techniken, die entweder noch nicht zusammen angewandt wurden oder deren experimentelle Realisierung bislang noch nicht gelungen ist. Wenn ein eigener Anteil bei der Darstellung der theoretischen Zusammenhänge Voraussetzung für die Promotion oder andere Abschlüsse werden sollte, dann können in Zukunft nur noch nobelpreisverdächtige Arbeiten zugelassen werden.
Was die Dissertation von Frau Prof. Dr. Schavan betrifft (und hier beziehe ich mich nicht mehr auf Sie, Emulgator): ich habe die Arbeit nicht gelesen und kenne, wie vermutlich die meisten hier, nur geringe Auszüge. Kann man damit entscheiden, ob es eine selbständige wissenschaftliche Leistung gibt, die die Zuerkennung des akademischen Grades rechtfertigt? Man kann nicht, da bin ich mir sicher. Und es wäre doch wünschenswert, wenn jeder dem Werk eines anderen Menschen, das sicherlich einige Jahre Lebens- und Arbeitszeit in Anspruch genommen hat und das in der Regel mit viel Anstrengung, Mühe und Selbstdisziplin in schriftliche Form gebracht wurde, mit angemessener Sorgfalt und auch Wertschätzung begegnet und sich nicht anmaßt, in einigen Minuten ein abwertendes Urteil zu fällen.

Robin Offline



Beiträge: 317

06.02.2013 15:25
#56 RE: Eine schändliche Entscheidung der Universität Düsseldorf Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #54
Denn m. W. ist das genaue Abstimmungsverhalten innerhalb des Fakultätsrats nicht bekannt.

Wer wie votiert hat, ist natürlich aufgrund der geheimen Abstimmung nicht bekannt. Das Ergebnis wurde aber in der Pressemitteilung der Universität Düsseldorf bekannt gegeben:

Zitat
Unter pflichtgemäßer Ausübung seines durch Promotionsordnung eingeräumten Ermessens hat der Fakultätsrat mit 12 Ja-Stimmen zu 2 Nein-Stimmen und 1 Enthaltung in geheimer Abstimmung abschließend entschieden, die schriftliche Promotionsleistung von Frau Schavan für ungültig zu erklären und ihr den Doktorgrad zu entziehen.

Karl Offline



Beiträge: 26

06.02.2013 15:38
#57 RE: Eine schändliche Entscheidung der Universität Düsseldorf Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #18

Es werden an die Diss von Schavan Maßstäbe angelegt, die man sonst nicht anlegt.





Weil man keine ungekennzeichnete Abschriften aus Lexika akzeptieren will? Eine Doktorarbeit ist kein Lexikon, in welchem Positionen der Forschung referiert werden, sondern der Anspruch geht auf eine eigenständige wissenschaftliche Leistung. Mit diesem Anspruch ist an deutschen Universitäten JEDER Dokrorand konfrontiert, nicht nur Frau Schavan.

Eine andere Frage ist allerding, ob man bei erklärten Politkarrieristen zwar die gleichen Maßstäbe anlegt, unter der Hand aber ihre Erfüllung stets weniger streng beurteilt hat als bei Leuten, die eine akademische Karriere anstrebten, also Wissenschaftler werden wollen. Hier liegt der Schwarze Peter aber bei den Universitäten. Sollte dies so (gewesen) sein, wird es sich hoffentlich nun ändern, und so hätte die "Plag-Suche" auch ihr Gutes.

Karl

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

06.02.2013 15:43
#58 RE: Eigene Worte Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #52
In mündlichen Prüfungen z.B. über Mathematik kamen des öfteren Fragen der Art "Beschreiben sie Sachverhalt XY anschaulich mit eigenen Worten" vor. Wenn man hier "Wendungen übernimmt", zeigt man, keine Anschauung entwickelt sondern nur stupide auswendig gelernt zu haben. Man verdient sich damit eine Note, die die Zulassung zur Promotion unwahrscheinlich werden lassen.

Was soll das denn überhaupt heißen: "mit eigenen Worten"? Da wissenschaftliche Redlichkeit und Vermeidung von Plagiaten mittlerweile zum Syllabus gehören, betone ich den Studenten gegenüber, deren Arbeiten ich betreue, immer wie wichtig es ist, daß sie das Material selbst aufarbeiten und dann aus eigener Kraft formulieren. "Mit ihren eigenen Worten" sage ich dann auch schon einmal, aber es bleibt mir doch im Halse stecken. Sie müßten ja dann so etwas wie "kraklawno bradumis dopliscori ..." schreiben, also ihre eigenen unverbrauchten Worte.

Aber auch das originelle Formulieren aus eigener Kraft ist nicht immer ganz leicht. Mir ist es schon passiert, daß ich mich beim Schreiben einer Arbeit zu einer wohlgelungenen Formulierung eines Sachverhalts durchgerungen habe und dann gerade noch rechtzeitig gemerkt habe, daß ich genau dieselben Worte schon ein paar Jahre früher verwendet hatte. Das hätte dann auch nach einem (Selbst-)Plagiat ausgesehen, obwohl ich nicht aus der älteren Arbeit abgeschrieben, ja mich gar nicht mehr daran erinnert hatte.
Ähnlich kann es ja auch mit Gelesenem gehen: beim Ringen um den treffenden Ausdruck fällt einem dann etwas ein, das genauso oder so ähnlich woanders steht, wo man es einmal gelesen und dann wieder (oberflächlich) vergessen hat.

Das Problem des perfekten Ausdrucks eines Sachverhalts hat eben oft eine fast eindeutige Lösung.

Sollte der im Präzedenzfall Schavan angewandte Maßstab allgemeingültig werden, dann wäre das so ziemlich das Ende des wissenschaftlichen oder journalistischen Publizierens.

Was die wissenschaftliche Qualität einer Doktorarbeit angeht, so dient die Begutachtung und Prüfung ja genau dem Zweck, diese zu gewährleisten. Sobald das Doktorverfahren abgeschlossen ist, muß dieser Aspekt gegessen sein, sonst öffnet man die Büchse der Pandora. Wenn da ein "Fehlurteil" passiert sein sollte, dann ist dafür nicht die Doktorandin verantwortlich, sondern die Prüfungskommission, also letztlich die Universität, die den Doktortitel verliehen hat. Schon deshalb erscheint mir der jetzige Vorgang sehr dubios.

Eine Aberkennung des Titels darf doch nur dann erfolgen, wenn ein technischer Verfahrensfehler vorlag, z.B. der Kandidat getäuscht hat.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

06.02.2013 15:51
#59 RE: Eine schändliche Entscheidung der Universität Düsseldorf Antworten

Zitat
mit 12 Ja-Stimmen zu 2 Nein-Stimmen und 1 Enthaltung in geheimer Abstimmung


Auch ohne die genaue Zusammensetzung dieses Gremiums zu kennen: Da haben mit Sicherheit auch viele Professoren mit Ja gestimmt.

Karl Offline



Beiträge: 26

06.02.2013 15:52
#60 RE: Eigene Worte Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #58

Was die wissenschaftliche Qualität einer Doktorarbeit angeht, so dient die Begutachtung und Prüfung ja genau dem Zweck, diese zu gewährleisten. Sobald das Doktorverfahren abgeschlossen ist, muß dieser Aspekt gegessen sein, sonst öffnet man die Büchse der Pandora. Wenn da ein "Fehlurteil" passiert sein sollte, dann ist dafür nicht die Doktorandin verantwortlich, sondern die Prüfungskommission, also letztlich die Universität, die den Doktortitel verliehen hat. Schon deshalb erscheint mir der jetzige Vorgang sehr dubios.

Eine Aberkennung des Titels darf doch nur dann erfolgen, wenn ein technischer Verfahrensfehler vorlag, z.B. der Kandidat getäuscht hat.


Richtig. Aber Ersteres kan mit Letzerem zusammenhängen. Wenn erkannt wird, daß vieles von dem, das man für die Leistung des Doktoranden hielt, nicht seine Leistung ist, wenn diesen Passagen also die Anführungszeichen beigegeben werden, die der Doktorand "vergessen" hatte, so kann es sein, daß sich die Bewertung der Qualität des nun nur noch Übrigen neu stellt.

Karl

Karl Offline



Beiträge: 26

06.02.2013 15:58
#61 RE: Wege zum Turbodoc Antworten

Zitat von Dagny im Beitrag #24
[
P.S. Bitte korrigieren Sie mich: Ist das Zusammentragen von Sekundarquellen eine wissenschaftliche Leistung, die dissertationswuerdig ist? In den Naturwissenschaften sind solch reinen 'Recherche-Arbeiten' eher unueblich.



Auch für die Geisteswissenschaften gilt hier eindeutig: NEIN, das ist keine promotionswürdige Leistung. Zumindest muß diesen zusammengetragenen Sekundärquellen, die natürlich als solche kenntlich zu machen sind, eine ausführliche, an argumentativ begründeten Kriterien orientierte eigene Beurteilung gegenüberstehen.

Karl

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

06.02.2013 16:01
#62 RE: Eigene Worte Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #58
Das hätte dann auch nach einem (Selbst-)Plagiat ausgesehen,

Ich habe überhaupt nie begriffen, wo eigentlich das Problem beim "Selbst-Plagiat" sein soll.

Zitat
beim Ringen um den treffenden Ausdruck fällt einem dann etwas ein, das genauso oder so ähnlich woanders steht, wo man es einmal gelesen und dann wieder (oberflächlich) vergessen hat.

Das Problem des perfekten Ausdrucks eines Sachverhalts hat eben oft eine fast eindeutige Lösung.


Völlig richtig.
Viele der "Plagiate" die im letzten Jahr zitiert wurden, waren bei genauem Lesen eigentlich keine.

Eigentlich besteht eine wissenschaftliche Arbeit doch aus zwei Komponenten: Einerseits die "wissenschaftlich neuen" Aussagen. Und dann die Argumente, die diese Aussagen belegen sollen.
Bei den Aussagen muß die Formulierung eigentlich immer neu sein, weil ja die ausgedrückte Erkenntnis neu ist. Wenn da Texte aus anderen Arbeiten verwendet werden, dann ist nicht nur das Plagiat (also das ungekennzeichnete Übernehmen) das Problem, sondern die fehlende wissenschaftliche Qualität.

Bei den Belegen dagegen ist die Formulierung ziemlich nebensächlich. Die kann 1:1 aus anderen Werken übernommen werden (aber eben mit Kennzeichnung, damit a) dem Originalautor die gebührende Ehre zukommt und b) der Beleg dort geprüft werden kann).
Oder aber man erzählt bekannte Fakten nach - dann sind Ähnlichkeiten mit vorhandenen Formulierungen wirklich eine läßliche Sünde und nur bei wirklich wörtlicher Übernahme kritisch, weil sich da jemand Arbeit gespart hat, ohne sich mit Namensnennung zu revanchieren.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

06.02.2013 16:01
#63 RE: Eine schändliche Entscheidung der Universität Düsseldorf Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #59

Zitat
mit 12 Ja-Stimmen zu 2 Nein-Stimmen und 1 Enthaltung in geheimer Abstimmung

Auch ohne die genaue Zusammensetzung dieses Gremiums zu kennen: Da haben mit Sicherheit auch viele Professoren mit Ja gestimmt.

Ja, die Mehrheit, wie ich geschrieben habe. 15 Mitglieder, 8 Profs, 3 Studenten, 2 Wiss. Mitarbeiter, 2 nichtwiss. Personal. Macht mindestens 5 von 8 Professoren gegen Schavans Dr.
Was wird die Professoren getrieben haben? Haben die Schavan grundsätzlich gehaßt, sei es politisch oder persönlich? Das wäre die böswillige Interpretation. Die gutwillige ist, daß sie nicht für alle (Studenten) öffentlich das schlechte Beispiel Schavans durchgehen lassen wollten. Dissertationen sind eben keine Collagen, die verwandte Textausschnitte aneinanderheften. Das können auch Computer machen.

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

06.02.2013 16:04
#64 RE: Eigene Worte Antworten

Zitat von Karl im Beitrag #60
Zitat von Fluminist im Beitrag #58

Was die wissenschaftliche Qualität einer Doktorarbeit angeht, so dient die Begutachtung und Prüfung ja genau dem Zweck, diese zu gewährleisten. Sobald das Doktorverfahren abgeschlossen ist, muß dieser Aspekt gegessen sein, sonst öffnet man die Büchse der Pandora. Wenn da ein "Fehlurteil" passiert sein sollte, dann ist dafür nicht die Doktorandin verantwortlich, sondern die Prüfungskommission, also letztlich die Universität, die den Doktortitel verliehen hat. Schon deshalb erscheint mir der jetzige Vorgang sehr dubios.

Eine Aberkennung des Titels darf doch nur dann erfolgen, wenn ein technischer Verfahrensfehler vorlag, z.B. der Kandidat getäuscht hat.


Richtig. Aber Ersteres kan mit Letzerem zusammenhängen. Wenn erkannt wird, daß vieles von dem, das man für die Leistung des Doktoranden hielt, nicht seine Leistung ist, wenn diesen Passagen also die Anführungszeichen beigegeben werden, die der Doktorand "vergessen" hatte, so kann es sein, daß sich die Bewertung der Qualität des nun nur noch Übrigen neu stellt.

Karl

Wenn man dem Doktoranden absichtliche Täuschung der Kommission nachweisen kann, dann mag diese Argumentation greifen. Wenn aber die Prüfer, die ja Experten auf dem Gebiet der Arbeit sein und daher auch mit der verwendeten Sekundärliteratur etwas vertraut sein sollten, oder diese jedenfalls beim Begutachten der Arbeit einsehen konnten, die Qualität der Arbeit für zur Promotion hinreichend befunden haben, dann ist dieser Aspekt damit erledigt.

Eine Neubewertung der Arbeit kann sich dann nicht mehr auf die innere Evidenz, d.h. den ja schon bei der Begutachtung vorliegenden Text der Arbeit, stützen, sondern nur noch auf äußere Gegebenheiten, die bei der Promotion unbekannt waren (z.B. daß der Kandidat die Arbeit nicht selbst geschrieben, sondern bei einem Ghostwriter in Auftrag gegeben hat).

strubbi77 Offline



Beiträge: 337

06.02.2013 16:07
#65 RE: Eine schändliche Entscheidung der Universität Düsseldorf Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #63
Zitat von R.A. im Beitrag #59

Zitat
mit 12 Ja-Stimmen zu 2 Nein-Stimmen und 1 Enthaltung in geheimer Abstimmung

Auch ohne die genaue Zusammensetzung dieses Gremiums zu kennen: Da haben mit Sicherheit auch viele Professoren mit Ja gestimmt.
Ja, die Mehrheit, wie ich geschrieben habe. 15 Mitglieder, 8 Profs, 3 Studenten, 2 Wiss. Mitarbeiter, 2 nichtwiss. Personal. Macht mindestens 5 von 8 Professoren gegen Schavans Dr.

Sie vergessen den Vorsitz mit 2 Profs und die Gleichstellungsbeauftrage, auch Prof.

Macht insgesamt 18 Mitglieder, davon 11 Profs.

strubbi
Es geht nichts verloren, ausser der Fähigkeit es wiederzufinden.

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

06.02.2013 16:11
#66 RE: Eigene Worte Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #62
Zitat von Fluminist im Beitrag #58
Das hätte dann auch nach einem (Selbst-)Plagiat ausgesehen,

Ich habe überhaupt nie begriffen, wo eigentlich das Problem beim "Selbst-Plagiat" sein soll.


Eigentlich gibt es da keines, jedenfalls nicht bei einzelnen Sätzen. Wenn man aber als Gutachter für eine Zeitschrift feststellt, daß die Autoren das ganze Einleitungs- und das Methodenkapitel wörtlich aus einer anderen ihrer Arbeiten kopiert und nur 3 Wörter ausgetauscht haben, dann kriegt man schon einen dicken Hals.

Zitat von R.A. im Beitrag #62
Eigentlich besteht eine wissenschaftliche Arbeit doch aus zwei Komponenten: Einerseits die "wissenschaftlich neuen" Aussagen. Und dann die Argumente, die diese Aussagen belegen sollen.
Bei den Aussagen muß die Formulierung eigentlich immer neu sein, weil ja die ausgedrückte Erkenntnis neu ist. Wenn da Texte aus anderen Arbeiten verwendet werden, dann ist nicht nur das Plagiat (also das ungekennzeichnete Übernehmen) das Problem, sondern die fehlende wissenschaftliche Qualität.

Bei den Belegen dagegen ist die Formulierung ziemlich nebensächlich. Die kann 1:1 aus anderen Werken übernommen werden (aber eben mit Kennzeichnung, damit a) dem Originalautor die gebührende Ehre zukommt und b) der Beleg dort geprüft werden kann).
Oder aber man erzählt bekannte Fakten nach - dann sind Ähnlichkeiten mit vorhandenen Formulierungen wirklich eine läßliche Sünde und nur bei wirklich wörtlicher Übernahme kritisch, weil sich da jemand Arbeit gespart hat, ohne sich mit Namensnennung zu revanchieren.

Da besteht vielleicht ein gewisser Unterschied zwischen den Realwissenschaften, bei denen die Sprache wirklich nur als Vehikel der Mitteilung z.B. empirischer Einsichten dient, und den Geisteswissenschaften, in denen in erster Linie ein Text vor dem Hintergrund der bereits existierenden Texte erzeugt wird.

Economist Offline



Beiträge: 10

06.02.2013 16:24
#67 RE: Eine schändliche Entscheidung der Universität Düsseldorf Antworten

Ich habe mir als das Thema aufkam nur kurz im einschlägig bekannten Wiki ein Bild gemacht und kam zu dem Schluss, dass man zwar von unsauberem Arbeiten sprechen kann, dass es aber keinesfalls mit Guttenberg zu vergleichen ist. Es gibt allerdings auch Stellen in der Arbeit, die mich nachträglich kritischer gestimmt haben. Ich will nun aber nicht die x-te Stelle in der Arbeit diskutieren, sondern auf einige Anmerkungen eingehen und vielleicht gerade für diejenigen, die mit dem akademischen Betrieb nicht so vertraut sind einiges erklären.

Zunächst, wie von Zettel schon angedeutet, gilt grundsätzlich die Promotionsordnung der jeweiligen Fakultät. Diese Ordnungen können sich enorm unterscheiden. Das ist glaube ich nicht wirklich im Bewusstsein aller Diskutierenden. Allein was die Zulassung angeht heißt es in manchen Promotionsordnungen, dass ein Diplom mit einer bestimmten Note vorliegen muss, das in dem Fach abgelegt wurde, in dem auch promoviert wird. In anderen Ordnungen spielt es keine Rolle in welchem Fach man diese Qualifikation erworben hat. In wieder anderen werden Zusatzprüfungen notwendig. Manche Ordnungen unterscheiden zwischen Abschlüssen an FHs und Unis und so weiter... Das nur mal als Beispiel für die Zulassungsvoraussetzungen.

Was nachträgliche Änderungen angeht, so heißt es beispielsweise in einer Promotionsordnung eines wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereiches einer bekannten deutschen Universität:

Zitat
§ 16
Versagung und Entziehung des Doktorgrades
(1) Der Promotionsausschuss kann das Promotionsverfahren
jederzeit abbrechen oder die Verleihung
des Doktorgrades verweigern, wenn sich herausstellt,
dass der Doktorand sich in einem wesentlichen Punkt
des Promotionsverfahrens einer Täuschung oder eines
Täuschungsversuchs schuldig gemacht hat oder dass
sie oder er wesentliche Verfahrenserfordernisse nicht
erfüllt hat.
(2) Der Fachbereichsrat kann den Doktorgrad auf
Vorschlag des Promotionsausschusses entziehen. Die
Entziehung richtet sich nach den gesetzlichen Bestimmungen.




Von Interesse ist hier (2), da sich (1) auf den Zeitraum bezieht, in dem die Promotion noch nicht abgeschlossen ist. Es wird aber deutlich, dass sich der Fachbereich in (2) so ziemlich alles offen hält. Jedenfalls wenn man annimmt -- ich halte es für wahrscheinlich, kann es aber nicht belegen --, dass in den gesetzlichen Bestimmungen lediglich das Verfahren, nicht aber die Voraussetzungen (welche "Fehler" sind hinreichend) eines Entzugs des Doktorgrades bestimmt sind. Andererseits kann es doch eigentlich nicht sein, dass nach es der oben zitierten Ordnung (Link gerne auf Anfrage per PM) keinerlei Kriterien für den Entzug gibt. 16(1), der die Täuschung nennt, bezieht sich offenbar nicht auf die Zeit nach Verleihung des Doktorgrades. Der Promotionsausschuss hat keine eigene, über die Promotionsordnung hinausgehende oder diese spezifizierende Satzung oder Geschäftsordnung, die bestimmen würde nach welchen Kriterien ein solcher Vorschlag zu Stande kommen muss. (Ich kenne die Arbeitsweise dieses Ausschusses zufällig sehr gut)

Das Argument anzuführen, dass das vergebene Thema zu breit sei und daher für eine Dissertation ungeeignet: Es ist sicherlich extrem (!) von den Doktorvätern und dem Verhältnis zu ihren Doktoranden sowie vom Rahmen der Promotion (Graduiertenkolleg, strukturiertes Programm, kumulierte Dissertation etc) abhängig. Als Entschuldigung kann der Einwand aber nicht in dieser uneingeschränkten Weise herhalten. Das Thema ist zu breit für eine Dissertation, richtig. Es ist aber niemand gezwungen zu diktierten Bedingungen zu promovieren. Mein erstes Angebot zur Promotion habe ich abgelehnt, weil die mir angebotenen Bedingungen nicht zugesagt haben. Einige Jahre später ergab sich eine neue Gelegenheit und dieses Mal entsprachen die Rahmenbedingungen meinen Vorstellungen von einer Promotion (die meiner Meinung nach mehr ist als das Verfassen einer Dissertation, aber das ist ein anderes Thema). Die Bedingungen haben aber auch deshalb gestimmt, weil ich das mir vorgeschlagene Thema in vorherigen Gesprächen mit meinem Doktorvater so ausgestalten, abstecken und also vor allem begrenzen konnte, dass es mir für eine Bearbeitung geeignet erschien. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass es eine wesentliche Leistung eines Doktoranden ist, Möglichkeiten und Grenzen einer Arbeit abzuschätzen -- was meistens bedeutet sich mehr zu fokussieren und sich Grenzen zu setzen.

Ich habe Doktoranden erlebt, die mit glühendem Interesse unbedingt zur Werttheorie schreiben wollten. Man bekam dann zwei DIN A3 Seiten umfassende Mindmaps, auf denen von der Antike über Marx, von der Ökonomie über die Philosophie und Soziologie bis zur Ethnologie so ziemlich alles enthalten ud alles irgendwie verbunden war vorgelegt. Es sollte an dieser Stelle Aufgabe eines interessierten und wohlmeinenden Doktorvaters oder anderer Doktoranden sein, vorsichtig darauf hinzuweisen, dass es nicht Sinn und Zweck einer Promotion ist die Welt neu zu ergründen und auch gleich noch eine neue zu entwerfen. Manche Studierenden glauben aber, dass eine Promotion genau das "etwas ganz Großes, Neues" sein muss. Nach einem solchen Hinweis folgt hoffentlich ein Reflektionsprozess des zukünftigen Doktoranden und nach einigen weiteren Gesprächen wird auf dem A2 Schaubild ein kleiner Kreis gezogen. Dieses Gebiet ist Gegenstand der Untersuchung und Basis für ein Exposé und weitere Gespräche. Kurzum: Die Themenfindung einer Dissertation ist eine nicht zu unterschätzende Leistung. Der Doktorvater sollte hier zwar mit Rat und Tat zur Seite stehen und seine Erfahrungen ebenso einbringen, wie (so man sie bereits kennt) Kollegen, die in ihrem Promotionsvorhaben schon etwas weiter sind. Letzten Endes ist aber auch der Doktorand in der Pflicht auf Basis aller Ratschläge und Meinungen zu entscheiden ob die Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes für eine Dissertation geeignet ist oder nicht. Sind sie es nicht, sollte er sich über andere Themen oder eine andere Herangehensweise entscheiden. Die Frage wo der Fokus liegt, welche Frage man sich gestellt hat und was zu einer Beantwortung dieser Frage dienlich ist und was eben nicht, wird auch während der Abfassung der Arbeit eine allgegenwärtige und maßgebende Rolle spielen. Und auch während dieses Prozesses sind Feedback, Anleitung und Ratschlag des Doktorvaters wertvoll, aber letzten Endes ist man als Doktorand selbst dafür verantwortlich wie man die Dissertation gestaltet. Hat man diese Gestaltungsfreiheit nicht, weil der Doktorvater stur sein eigenes Interesse durchsetzen will -- nun dann stimmen eben die Rahmenbedingungen nicht. Das ist allerdings etwas, das man recht schnell merkt.

Das Gesagte dürfte vor allem für die Geisteswissenschaften und Monographien gelten.
Das eben beschriebene Spiel zwischen Doktorvater und Doktoranden ist natürlich, werden einige zu Recht einwenden, ein ideales. Eine Utopie ist es aber nicht.

Grüße
Econ

Karl Offline



Beiträge: 26

06.02.2013 16:24
#68 RE: Eigene Worte Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #64
[
Wenn man dem Doktoranden absichtliche Täuschung der Kommission nachweisen kann, dann mag diese Argumentation greifen. Wenn aber die Prüfer, die ja Experten auf dem Gebiet der Arbeit sein und daher auch mit der verwendeten Sekundärliteratur etwas vertraut sein sollten, oder diese jedenfalls beim Begutachten der Arbeit einsehen konnten, die Qualität der Arbeit für zur Promotion hinreichend befunden haben, dann ist dieser Aspekt damit erledigt.
.


Nicht wenn diese Qualitätsschätzung auf Textteile sich bezieht, für die sich im nachhinein herausstellt, daß sie woanders abgeschrieben waren. Kein Prüfer kann alle mögliche Sekundärliteratur kennen bzw. Wörterbücher im Wortlaut im Kopf haben. Wenn Essentielles für die inhaltliche Bewertung wegfällt, ist der eigenständig erarbeitete Inhalt im nachhinein mangelhaft. Das ist durchaus nachvollziehbar. Eine Betrugsabsicht muß dann vielleicht auch zwangsläufig unterstellt werden.

Karl

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

06.02.2013 16:24
#69 RE: Eigene Worte Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #66
Wenn man aber als Gutachter für eine Zeitschrift feststellt, daß die Autoren das ganze Einleitungs- und das Methodenkapitel wörtlich aus einer anderen ihrer Arbeiten kopiert und nur 3 Wörter ausgetauscht haben, dann kriegt man schon einen dicken Hals.

Das kann ich verstehen. Das Problem liegt dann aber nur darin, daß ein freundlicher Hinweis des Autors die Überprüfungsarbeit reduziert hätte.
Ansonsten halte ich es für sehr sinnvoll, ein gutes Methodenkapitel komplett zu übernehmen, wenn die Methoden für eine andere Frage genauso geeignet sind.

Zitat
Da besteht vielleicht ein gewisser Unterschied zwischen den Realwissenschaften, bei denen die Sprache wirklich nur als Vehikel der Mitteilung z.B. empirischer Einsichten dient, und den Geisteswissenschaften, in denen in erster Linie ein Text vor dem Hintergrund der bereits existierenden Texte erzeugt wird.


Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich ein grundsätzlicher Unterschied ist. Bei den Realwissenschaften ist die Unterscheidung natürlich leichter sichtbar. Aber eigentlich sollten Aussage und Beleg auch bei Geisteswissenschaften unterschieden werden. Wenn das nicht der Fall ist, dann wird das wohl oft ein Beleg dafür sein, daß unwissenschaftlich herumgeschlurt wurde (was wohl bei Geisteswissenschaften auch leider häufiger vorkommt).

Wenn z. B. ein Historiker eine Arbeit schreibt "Das französische Königtum im späten Mittelalter", dann wird er nur in Ausnahmefällen wirklich neue Fakten bringen können. Vielleicht nicht einmal wirklich neue Erkenntnisse. Der Wert der Arbeit würde in erster Linie darin liegen, die bekannten, aber verstreuten Erkenntnisse in einer gewissen Gewichtung und Bewertung zusammenzustellen und daraus eine Gesamtdarstellung zu machen. Da paßt "ein Text vor dem Hintergrund der bereits existierenden Texte erzeugt".
Und trotzdem oder gerade deswegen muß er klar herausstellen, welche Aussagen (z. B: "Unter König X verlor die Krone weitgehend ihren Einfluß auf die niederen Vasallen") er tätigt und mit Fakten, Zitaten oder eigenen Herleitungen belegen muß.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

06.02.2013 16:29
#70 RE: Eigene Worte Antworten

Zitat von R.A.
Ich habe überhaupt nie begriffen, wo eigentlich das Problem beim "Selbst-Plagiat" sein soll.

In einer herrschenden Meinung, die die Anzahl von Veröffentlichungen mit Qualität verwechselt.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

06.02.2013 16:48
#71 RE: Eigene Worte Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #69
Das Problem liegt dann aber nur darin, daß ein freundlicher Hinweis des Autors die Überprüfungsarbeit reduziert hätte.
Ansonsten halte ich es für sehr sinnvoll, ein gutes Methodenkapitel komplett zu übernehmen, wenn die Methoden für eine andere Frage genauso geeignet sind.

Es geht nicht nur um die Arbeit, die sich der Gutachter machen muß, sondern auch um den Verdacht der Fließbandproduktion wissenschaftlicher Arbeiten. Wenn dasselbe Autorenteam fast gleichzeitig zwei (oder mehr: auch schon erlebt) Arbeiten schreibt, die sich methodisch nicht unterscheiden, dann fragt man sich, ob es nicht eine einzelne Arbeit, in der die verschiedenen mit dieser Methode erhaltenen Resultate nebeneinander behandelt werden, auch getan hätte.
Ich muß allerdings einschränkend dazusagen, daß sich meine Erfahrung auf ein Gebiet bezieht, bei dem es fast ebensosehr auf die Methodik ankommt wie auf die Resultate.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

06.02.2013 16:55
#72 RE: Wege zum Turbodoc Antworten

Zitat von Zettel im Beitrag #26

Ich habe, liebe Dagyn, diese Fach-zu-Fach-Integration miterlebt. Da waren auf einmal Leute Universitätsprofessoren, die nie etwas in einer internationalen Fachzeitschrift publiziert hatten. Sie hatten an ihrer PH oder Fachhochschule gute Arbeit gemacht, aber eben als Lehrer und nicht als Forscher. Mit einem Lehrdeputat von 12 Stunden.

Herzlich, Zettel




Mir schaudert bei der immer wieder erhobenen Forderung, FHs, heute 'university of applied science' genannt, ein Promotionsrecht zu geben.

Dagny Offline



Beiträge: 1.096

06.02.2013 17:01
#73 RE: Eine schändliche Entscheidung der Universität Düsseldorf Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #63
Zitat von R.A. im Beitrag #59

Zitat
mit 12 Ja-Stimmen zu 2 Nein-Stimmen und 1 Enthaltung in geheimer Abstimmung

Auch ohne die genaue Zusammensetzung dieses Gremiums zu kennen: Da haben mit Sicherheit auch viele Professoren mit Ja gestimmt.
Ja, die Mehrheit, wie ich geschrieben habe. 15 Mitglieder, 8 Profs, 3 Studenten, 2 Wiss. Mitarbeiter, 2 nichtwiss. Personal. Macht mindestens 5 von 8 Professoren gegen Schavans Dr.
Was wird die Professoren getrieben haben? Haben die Schavan grundsätzlich gehaßt, sei es politisch oder persönlich? Das wäre die böswillige Interpretation. Die gutwillige ist, daß sie nicht für alle (Studenten) öffentlich das schlechte Beispiel Schavans durchgehen lassen wollten. Dissertationen sind eben keine Collagen, die verwandte Textausschnitte aneinanderheften. Das können auch Computer machen.



Achherhe. Diese Schreiberin war auch mal in so einem Gremium und hat uber diverse Aspekte der universitaeren Verwaltung als Studentin abgestimmt. Mein Fazit ist, dass man regelmaessig als Laie von der Komplexitaet der Entscheidungen ueberfordert ist.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

06.02.2013 17:16
#74 RE: Eine schändliche Entscheidung der Universität Düsseldorf Antworten

Zitat von strubbi77 im Beitrag #65
Sie vergessen den Vorsitz mit 2 Profs und die Gleichstellungsbeauftrage, auch Prof.
Macht insgesamt 18 Mitglieder, davon 11 Profs.


Zitat von 05.02.2013
Daher hat der Fakultätsrat Tatbestand einer vorsätzlichen Täuschung durch Plagiat festgestellt. Diese Entscheidung wurde mit 13 Ja-Stimmen und 2 Enthaltungen gefällt.


Zitat von 22.01.2013
Der Fakultätsrat hat alle Sachverhalte der Vorprüfung ausführlich diskutiert und heute in geheimer Abstimmung mit 14 JA-Stimmen und einer Enthaltung entschieden, dass das Hauptverfahren zu eröffnen ist.



Beides mal 15. Die Vorsitzenden zählen zu den Professoren und die/die/das Gleichstellungsbeauftragte (wenn ich bitten darf! ) ist wohl wie der Studiendekan ohne Stimmrecht.

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

06.02.2013 17:22
#75 RE: Eigene Worte Antworten

Zitat von Karl im Beitrag #68
Wenn Essentielles für die inhaltliche Bewertung wegfällt, ist der eigenständig erarbeitete Inhalt im nachhinein mangelhaft. Das ist durchaus nachvollziehbar. Eine Betrugsabsicht muß dann vielleicht auch zwangsläufig unterstellt werden.

Die Zwangsläufigkeit sehe ich ganz und gar nicht. Ein Kandidat kann bona fide eine minderwertige Arbeit abliefern, das sehe ich (bei Arbeiten in der Entwurfsphase) leider alle Tage.

Wenn da der Betreuer nicht eingreift, z.B. weil er zuwenig Enthusiasmus für die Betreuung entwickelt oder weil er selbst schlichten Gemüts ist und die Minderwertigkeit gar nicht erkennt, dann kann es vorkommen, daß eine solche Arbeit abgegeben wird.

Wenn die Gutachter dann auch nichts einwenden, z.B. weil es ihnen zuviel Mühe macht, die Arbeit genau zu lesen und ein bißchen in der zitierten (und nicht zitierten) Literatur zum Gegenstand herumzustochern, oder weil sie selbst schlichten Gemüts sind und es nicht besser wissen, oder vielleicht weil sie alte Bekannte des Doktorvaters sind und es sich nicht mit ihm verderben wollen, dann kann auch für eine minderwertige Arbeit ein Doktortitel vergeben werden.

Wie Zettel sagt, magna cum laude wäre da fehl am Platz; aber eine Aberkennung nach über 30 Jahren ist schon starker Toback. Dem Doktoranden kann man bei einem solchen Ablauf doch nichts vorwerfen als daß er kein besserer und/oder sorgfältigerer Wissenschaftler war als seine Betreuer und Prüfer. Bei jemandem, der nachher keine akademische Karriere macht, ist das nicht schlimm; bei jemandem, der nachher eine akademische Karriere macht, geht das (sollte man hoffen) nur, wenn er dann auch deutlich bessere Arbeiten liefert.

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