Die deutschen Energiekonzerne "drohen", ihre hochmodernen Gaskraftwerke - Stolz deutscher Ingenieurskunst - mangels Rentabilität vom Netz zu nehmen. Diese Ankündigung nehme ich zum Anlass, unter dem Titel "Die Hand am Regler" in einer kleinen Serie die Auswirkungen der Energiewende auf den Strommarkt zu beschreiben. Im ersten Teil geht es um den Markt im Allgemeinen.
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat von Meister Petz im Beitrag #1Die deutschen Energiekonzerne "drohen", ihre hochmodernen Gaskraftwerke - Stolz deutscher Ingenieurskunst - mangels Rentabilität vom Netz zu nehmen. Diese Ankündigung nehme ich zum Anlass, unter dem Titel "Die Hand am Regler" in einer kleinen Serie die Auswirkungen der Energiewende auf den Strommarkt zu beschreiben. Im ersten Teil geht es um den Markt im Allgemeinen.
Ich bin begeistert, exzellenter Artikel. Danke! Bin schon gespannt auf die nächsten.
ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, lieber Meister Petz. Danke für den sehr schön geschriebenen Artikel - auch wenn ich im Detail anderer Meinung bin.
Ich selbst beziehe im Übrigen tatsächlich günstigen und sehr "grünen" Strom - wir wohnen so nah an einem großen Industriegebiet, dass der Stromversorger dort (ein Gaskraftwerk soweit ich weiss) die umliegenden Wohngebiete quasi "mitversorgt". Das ist letztlich "Abfallstrom" - da es ein älteres Kraftwerk ist und für deutlich mehr Kapazität ausgelegt wurde als heute von den ansässigen Unternehmen verbraucht werden kann. Noch lieber wäre mir ja 100% Wasserkraft, aber dafür werde ich wohl nach Norwegen ziehen müssen - oder mir von dem Lottogewinn, den ich jede Woche erwarte, ein kleines altes Wasserkraftwerk hier in Deutschland kaufen - in meiner Heimatstadt steht so eines, dass bestimmt für einige hundert Haushalte reichen würde.
Zitat von adder im Beitrag #5ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, lieber Meister Petz. Danke für den sehr schön geschriebenen Artikel - auch wenn ich im Detail anderer Meinung bin.
Ich selbst beziehe im Übrigen tatsächlich günstigen und sehr "grünen" Strom - wir wohnen so nah an einem großen Industriegebiet, dass der Stromversorger dort (ein Gaskraftwerk soweit ich weiss) die umliegenden Wohngebiete quasi "mitversorgt". Das ist letztlich "Abfallstrom" - da es ein älteres Kraftwerk ist und für deutlich mehr Kapazität ausgelegt wurde als heute von den ansässigen Unternehmen verbraucht werden kann. Noch lieber wäre mir ja 100% Wasserkraft, aber dafür werde ich wohl nach Norwegen ziehen müssen - oder mir von dem Lottogewinn, den ich jede Woche erwarte, ein kleines altes Wasserkraftwerk hier in Deutschland kaufen - in meiner Heimatstadt steht so eines, dass bestimmt für einige hundert Haushalte reichen würde.
Das ist das Problem mit Wasserkraft: Es gibt kaum noch Potential für neue Anlagen. Mit viel Geld (also letztlich privilegiert) kann man eine alte Anlage kaufen und eventuell modernisieren (wenn die Auflagen nicht zu hoch sind). Der Anteil der Wasserkraft lässt sich aber im heutigen Rahmen nicht mehr wesentlich steigern.
Zitat von adder im Beitrag #5ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, lieber Meister Petz. Danke für den sehr schön geschriebenen Artikel - auch wenn ich im Detail anderer Meinung bin.
Hmm, lieber adder,
kann man zu einem Bericht über die Faktenlage 'anderer Meinung' sein? Ich sehe Meister Petz' Beitrag als Bericht, weniger als Meinung. Die Verwerfungen durch die Einspeisung stark variierender Energieliefernten, die zunehmende Unwirtschaftlichkeit für andere Bedingungen ausgelegter Kraftwerke war vorhersehbar und ist jetzt Fakt. Dass Privatunternehmen ihren Eigentümern gegenüber verpflichtet sind, wirtschaftlich zu arbeiten, ist nun mal so in unserer Welt.
Zitat von adder im Beitrag #5Ich selbst beziehe im Übrigen tatsächlich günstigen und sehr "grünen" Strom - wir wohnen so nah an einem großen Industriegebiet, dass der Stromversorger dort (ein Gaskraftwerk soweit ich weiss) die umliegenden Wohngebiete quasi "mitversorgt". Das ist letztlich "Abfallstrom" - da es ein älteres Kraftwerk ist und für deutlich mehr Kapazität ausgelegt wurde als heute von den ansässigen Unternehmen verbraucht werden kann. Noch lieber wäre mir ja 100% Wasserkraft, aber dafür werde ich wohl nach Norwegen ziehen müssen - oder mir von dem Lottogewinn, den ich jede Woche erwarte, ein kleines altes Wasserkraftwerk hier in Deutschland kaufen - in meiner Heimatstadt steht so eines, dass bestimmt für einige hundert Haushalte reichen würde.
Lieber adder,
erstens: Ich bin ein riesiger Fan von Laufwasser- und Pumpspeicherkraftwerken - schon seit mein Vater (bin in Oberbayern aufgewachsen) mir auf einer Wanderung das Walchenseekraftwerk gezeigt hat. Später, als ich mich beruflich ein wenig mit dem Thema noch mehr beschäftigt habe, kam zur Faszination noch die Wertschätzung für die Tatsache hinzu, dass die Dinger weitgehend grundlastfähig sind (extremes Hoch- und Niedrigwasser mal ausgenommen). Deshalb habe ich die Wasserkraft bei meiner Kritik an der Volatilität der EE bewusst ausgenommen.
Aber wie Stefan richtig sagt, in Deutschland ist das Zubaupotential begrenzt, und die paar Vorhaben (z. B. im Schwarzwald) treffen auf mindestens so viel Widerstand in der Bevölkerung wie eine gewisse Freileitung von Niedersachsen nach Hessen . Was meinen Sie, warum in Österreich der Kernenergieausstieg (eigentlich war es mehr ein verhinderter Kernenergieeinstieg, das Kraftwerk Zwentendorf ist nie ans Netz gegangen) nie ein Problem für die Versorgungssicherheit war und der anteil an Erneuerbaren dort trotzdem so hoch ist? Weil die Österreicher in der glücklichen Lage sind, über viel grundlastfähiges Laufwasser zu verfügen.
Was Ihren Strombezug angeht - das ist schon ein ziemlicher Sonderfall. Ich gehe mal davon aus, dass Ihr "Versorger" einfach einer der Industriebetriebe ist, dem der Strom aus dem Netz zu teuer ist und der deshalb für den Eigenverbrauch (EEG-Umlage befreit) ein Gaskraftwerk betreibt, habe ich Recht? Das garantiert ihm die Auslastung und er kann es wirtschaftlich betreiben.
Ich will jetzt auch nicht über die Farbe ihres Stroms mit Ihnen streiten (dass Elektronen Farben haben, muss mein Physiklehrer im Unterricht irgendwie unterschlagen haben).
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
"Quarks tragen eine Ladung, die man Farbladung nennt. Die Farbladung kann die drei Werte, rot, grün und blau annehmen. Wenn drei Quarks mit je einem dieser drei Werte zusammenkommen, dann ist das daraus entstehende Objekt farblos. Mit den aus dem Alltag bekannten Farben hat die Farbladung nichts zu tun. Antiquarks tragen entsprechend die Farbladung antirot, antigrün oder antiblau."
*Leptonen nicht? Also kein antigrüner oder antiroter Strom?
erstens: Ich bin ein riesiger Fan von Laufwasser- und Pumpspeicherkraftwerken - schon seit mein Vater (bin in Oberbayern aufgewachsen) mir auf einer Wanderung das Walchenseekraftwerk gezeigt hat. Später, als ich mich beruflich ein wenig mit dem Thema noch mehr beschäftigt habe, kam zur Faszination noch die Wertschätzung für die Tatsache hinzu, dass die Dinger weitgehend grundlastfähig sind (extremes Hoch- und Niedrigwasser mal ausgenommen). Deshalb habe ich die Wasserkraft bei meiner Kritik an der Volatilität der EE bewusst ausgenommen.
Aber wie Stefan richtig sagt, in Deutschland ist das Zubaupotential begrenzt, und die paar Vorhaben (z. B. im Schwarzwald) treffen auf mindestens so viel Widerstand in der Bevölkerung wie eine gewisse Freileitung von Niedersachsen nach Hessen . Was meinen Sie, warum in Österreich der Kernenergieausstieg (eigentlich war es mehr ein verhinderter Kernenergieeinstieg, das Kraftwerk Zwentendorf ist nie ans Netz gegangen) nie ein Problem für die Versorgungssicherheit war und der anteil an Erneuerbaren dort trotzdem so hoch ist? Weil die Österreicher in der glücklichen Lage sind, über viel grundlastfähiges Laufwasser zu verfügen.
Ja, es ist extrem schwierig geworden, in Deutschland ein Wasserkraftwerk zu betreiben (der Unsinn mit der Nachrüstung von Fischtreppen an kleineren Bestandskraftwerken ist da nur die Spitze des Eisberges). Allerdings gibt es durchaus noch große ungenutzte Potentiale - gerade bei mittelgroßen Flüssen mit einer akzeptablen Laufgeschwindigkeit wie Saale, Mulde, Ems oder Hunte liesse sich mittels Wasserräder-betriebenen Generatoren ("Schiffsmühlen") noch was machen. Natürlich ist dieser Bereich schon etwas volatiler als Speicherkraftkraftwerke. Nur würde wahrscheinlich auch bei diesen Generatoren der grüne Mainstream aufheulen ("Verschandelung der Ufer", "die armen Fische", "Sonne schickt keine Rechnung") und bestimmt ließe sich auch noch irgendeine Auflage dagegen finden.
Zitat Was Ihren Strombezug angeht - das ist schon ein ziemlicher Sonderfall. Ich gehe mal davon aus, dass Ihr "Versorger" einfach einer der Industriebetriebe ist, dem der Strom aus dem Netz zu teuer ist und der deshalb für den Eigenverbrauch (EEG-Umlage befreit) ein Gaskraftwerk betreibt, habe ich Recht? Das garantiert ihm die Auslastung und er kann es wirtschaftlich betreiben.
Ja, so ist es. Das ist natürlich kein Modell für alle - allerdings profitiere ich da auch davon, dass die Verwaltungsfirma des Industrieparks und die Hausverwaltungsfirma der nahegelegenen Wohngebiete eben einen solchen Vertrag geschlossen haben. Es hat Vor- und Nachteile.
Zitat Ich will jetzt auch nicht über die Farbe ihres Stroms mit Ihnen streiten (dass Elektronen Farben haben, muss mein Physiklehrer im Unterricht irgendwie unterschlagen haben).
Gruß Petz
Hätte ich da noch einen oder smiley setzen sollen? Ich kann meinen Strom nicht sehen (zumindest nicht ohne Hilfsmittel), kann mich aber auch nicht daran Erinnern, dass Elektronen bestimmte Farben hätten - Atome ja - Wasserstoff war weiss, Sauerstoff rot und Kohlenstoff war schwarz - zumindest in dem Molekülbaukasten, den wir hatten...
vielen Dank für den schönen Artikel, ich freue mich schon auf die Fortsetzung! Es ist halt immer so schwer dagegenzuhalten, wenn wenn die Verteuerung des Stroms infolge der Energiewende als Folge der überhöhten Gewinne der "Konzerne" dargestellt wird. Schon jemandem die paradoxe Wirkung des EEG auf die Abnehmerpreise zu erklären, scheitert oft an der Ungeduld der Gegenseite - so kompliziert sei das schließlich nicht, denn die Gier der Konzerne... Wegen der vielen Player auf dem Markt, den Marktverzerrungen und den immer noch unverdrossen produzierten Untersuchungen, die nachweisen sollen, daß TANSTAAFL diesmal magischerweise nicht gelten soll, ist es auch schwer, sachlich zu bleiben. Umso wichtiger sind Artikel wie der Ihre, in denen Fachleute aus dem Nähkästchen berichten.
auch von mir vielen Dank für Deinen tollen & aufhellenden Artikel & viele Grüße! Als thó-thá-le Laiin möchte ich Dich nun etwas fragen:
Zitat Dazu kommt, dass durch die fehlende (und im großen Maßstab technisch auf längere Frist nicht realisierbare) Speicherung das Angebot der Nachfrage zu jedem Zeitpunkt genau folgen muss. Ein entsprechendes Überangebot ist (im marktwirtschaftlich organisierten Handel) im besten Fall verloren, im worst case führt es zu Ausnahmesituationen im Netz bis hin zu einem Blackout. Im planwirtschaftlichen Teil dagegen wird es entsprechend der Regeln des EEG vergütet, egal ob irgendwo eine Waschmaschine damit betrieben wird oder nicht.
Meinst Du denn, dass eine entsprechende Speicherung überhaupt in absehbarer Zeit (& what's that? ) denkbar wäre? Ich stelle mir vor, dass man, bei zB Windenergie, nachprüfen müsste, wie lang die längste Windflaute in den letzten min. 100 Jahren in der betreffenden Region gedauert hatte, und dass die Windräder einen entsprechenden Stromspeicher angesammelt haben müssten, bevor man ihnen erlaubt, eine begrenzte Dosis "frischen" Stroms ins Netz zu speisen. Und zu dieser Dosis müssten sie, bevor sie eine Netz-Bewilligung bekämen, für immer verdonnert werden - egal, ob direkt ab Rad oder indirekt ab Speicher.
Ich kenne mich mit der technischen Möglichkeit der Speicherung nicht aus, aber auf den zweiten Teil deiner Frage kann ich dir antworten:
Zitat Ich stelle mir vor, dass man, bei zB Windenergie, nachprüfen müsste, wie lang die längste Windflaute in den letzten min. 100 Jahren in der betreffenden Region gedauert hatte, und dass die Windräder einen entsprechenden Stromspeicher angesammelt haben müssten, bevor man ihnen erlaubt, eine begrenzte Dosis "frischen" Stroms ins Netz zu speisen. Und zu dieser Dosis müssten sie, bevor sie eine Netz-Bewilligung bekämen, für immer verdonnert werden - egal, ob direkt ab Rad oder indirekt ab Speicher.
Das wäre die Konsequenz einer totalen Dezentralisierung ohne Fernleitungen. Jedes Kaff hat sein eigenes Windrad und eine riesige Batterie dazu. Soweit gehen aber wohl nur ganz extreme 100%-EE-Aktivisten.
Realistisch gesehen wird aber ein Energiemix, der auch thermische Kraftwerke beinhaltet, wohl immer unumgänglich bleiben, selbst wenn man noch so viel Geld reinstectkt - allein schon aus Gründen der Netzstabilität (das EEG verbietet z. B. aktuell einem Windmüller, am Regelenergieprozess teilzunehmen).
Effiziente Speicherung kann aber dazu beitragen, EE näher an die wirtschaftlichkeit heranzuführen. Und damit wäre schon etwas gewonnen.
Čau, Pec
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat von Meister Petz im Beitrag #9Was Ihren Strombezug angeht - das ist schon ein ziemlicher Sonderfall. Ich gehe mal davon aus, dass Ihr "Versorger" einfach einer der Industriebetriebe ist, dem der Strom aus dem Netz zu teuer ist und der deshalb für den Eigenverbrauch (EEG-Umlage befreit) ein Gaskraftwerk betreibt, habe ich Recht? Das garantiert ihm die Auslastung und er kann es wirtschaftlich betreiben.
Ja, so ist es. Das ist natürlich kein Modell für alle - allerdings profitiere ich da auch davon, dass die Verwaltungsfirma des Industrieparks und die Hausverwaltungsfirma der nahegelegenen Wohngebiete eben einen solchen Vertrag geschlossen haben. Es hat Vor- und Nachteile.
Na dann hoffen Sie mal, dass es keinen grünen Wahlsieg gibt. Denn die grünen Pläne "zur Entlastung der Stromkunden" sehen vor, genau Ihren Versorger ordentlich zur Kasse zu bitten:
Zitat Einbeziehung der Eigenstromerzeugung: Alle Stromverbraucher, auch gewerbliche und private Eigenstromerzeuger, müssen einen angemessenen Anteil zur Finanzierung der Energiewende leisten – denn sie profitieren auch davon. Eigenstromverbrauch ist daher in die EEG-Umlage einzubeziehen. Dabei sind die Leistungen von Erneuerbaren und hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen für den Klimaschutz und die Energiewende zu berücksichtigen.
Das heißt nix anderes, als dass Ihr industrieller "Abfallstromversorger" künftig auf den Strom, den er selber entnimmt, auch EEG-Umlage bezahlen muss, was seine Stromkosten wahrscheinlich (je nach dem, wie er eingestuft ist) verdoppelt. Dafür kann er sein Kraftwerk zumachen und sich gleich ans Versorgungsnetz hängen.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat Dafür kann er sein Kraftwerk zumachen und sich gleich ans Versorgungsnetz hängen.
Genauso scheint das ja wohl auch beabsichtigt zu sein. Wo kämen wir denn hin, wenn es möglich wäre, den Fängen der Abschöpfer zu entgehen! Und die haben mit unserem Geld noch viel vor...
Zitat Effiziente Speicherung kann aber dazu beitragen, EE näher an die wirtschaftlichkeit heranzuführen. Und damit wäre schon etwas gewonnen.
Ja, klar, nur bin ich da skeptisch. Ich möchte zB unbedingt, dass die EE-Betreiber selber (also völlig subventionslos) für die Speicherung ihrer Energie sorgen. Dann würden sie schon selber für maximale Effizienz sorgen, nehme ich an. Diese Forderung wird aber von fast niemandem erhoben; alle nehmen an, dass man (der Staat) das (zumindest die diebezügl. Forschung) fördern muss ...
Zitat von Thomas Pauli im Beitrag #15 darüber hat sich wflamme hier im Forum viele Gedanken gemacht und diese mit einem Haufen Berechnungen unterfüttert.
Herzlich, Thomas
Vielen Dank für die Anregung, lieber Thomas Pauli. Wenn ich der aber gewissenhaft nachkommen möchte, müsste ich mir Urlaub nehmen, fÿrchte ich. ... & vllt. ne Frischzellenkur fÿr mein Gehirn dazu?
Danke für die interessante Darstellung. Ich gewinne den Eindruck, dass die Hauptursache der Problematik der Vorrang der Einspeisung der EE und deren Abnahmegarantie ist.
Würde man diese Regelung kippen (was sich so manche wünschen), würde der Markt für EE sofort zusammenbrechen (was sich so manche wünschen) und die technische Weiterentwicklung der EE wäre für die nächsten 100 Jahre erst mal ad acta gelegt.
Geht man nun davon aus, dass die Weiterentwicklung der EE zur Konkurrenzfähigkeit ein wünschenswertes Ziel ist, dies aber nicht so geschehen soll, dass die herkömmlichen Kraftwerke gleich unrentabel werden, da man sie ja zum Ausgleich auf Dauer benötigen wird, so besteht die Frage, wie die Rahmenbedingungen zu wählen sind, dass man auf der einen Seite einen Marktdruck in Richtung EE aufbaut, aber auf der anderen Seite den Markt nicht zu stark stört.
Wäre das nach ihrer Ansicht machbar bzw. beherrschbar (was so manche von vornherein verneinen)?
Zitat von jana im Beitrag #19Ahoj Pece, ja, zó trift man zich vídr.
Zitat Effiziente Speicherung kann aber dazu beitragen, EE näher an die wirtschaftlichkeit heranzuführen. Und damit wäre schon etwas gewonnen.
Ja, klar, nur bin ich da skeptisch. Ich möchte zB unbedingt, dass die EE-Betreiber selber (also völlig subventionslos) für die Speicherung ihrer Energie sorgen. Dann würden sie schon selber für maximale Effizienz sorgen, nehme ich an. Diese Forderung wird aber von fast niemandem erhoben; alle nehmen an, dass man (der Staat) das (zumindest die diebezügl. Forschung) fördern muss ...
Čau, Jana
Ganz richtig: der Begriff "Windkraftwerk" wird viel zu locker und schnell in den Mund genommen. Ein Kraftwerk ist nämlich eine Anlage, die (z.B. elektrische) Energie kontinuierlich und steuerbar* abgibt. Deshalb sind die in die Landschaft gestellten Windräder erst halbe Kraftwerke. Eine stetige und kontrollierte Einspeisung sollte Voraussetzung für einen Einspeisevertrag sein (bei "konventionellen" Kraftwerken ist das wohl auch so --- wenn jemand ein Gaskraftwerk hinstellt, bei dem die Gasversorgung nur unvorhersehbar schwankend, mit längeren Ausfällen, funktioniert, dann wird er wohl Schwierigkeiten damit haben, mit dem Netzbetreiber übereinzukommen).
Das Argument mit den Hochspannungsleitungen, die die Windräder verbinden und damit das Flautenproblem lösen, hört man oft, aber so viel ist da nicht dran. Wenn die Räder statistisch unabhängig sind, dann nimmt zwar die relative Volatilität des Mittelwerts mit wachsender Größe des Systems ab, die absolute aber zu. Einen echten stochastischen Ausgleich hätte man nur bei negativer Korrelation; der Wind ist aber eher positiv korreliert. Außerdem will man ja nicht nur den Mittelwert der verfügbaren Leistung konstant halten, sondern dauernd eine (wenigstens Mindest-) Versorgung sicherstellen: ohne Backup oder Speicher gewaltigen Ausmaßes geht es nicht. _____________________________________
* Der an dieser Stelle beliebte Einwurf, man könne ja immer abregeln, ist ein Totschlagargument vom Kaliber des Keynesschen "Langfristig sind wir alle tot" --- der Grund, warum wir uns nie Sorgen um Staatsschulden zu machen brauchen ...
Zitat von Meister Petz im Beitrag #16Das wäre die Konsequenz einer totalen Dezentralisierung ohne Fernleitungen. Jedes Kaff hat sein eigenes Windrad und eine riesige Batterie dazu. Soweit gehen aber wohl nur ganz extreme 100%-EE-Aktivisten.
Jeder, der in der Lage ist, sich so ein Szenario durchzurechnen, sieht ein, dass das erheblich teurer sein wird, als die heutige Energieversorgung. Die "Hardcore-EE-Dezentralisierungs-Junkies" verstehen wenig von Technik und noch weniger von der speziellen Materie. Wer wirklich sich mit der Materie beschäftigt, kommt zu anderen Schlüssen: http://www.ak-energie.at/pdf/20111123_Vortrag_Greiner.pdf Ohne Vortrag sind die Folien zwar wenig aussagekräftig, auf die Folie 13 von 26 möchte ich hinweisen, dort sind die notwendigen Übertragungsleistungen in GW für ein 100% EE-Szenario zwischen den europäischen Ländern eingezeichnet. Das ist gewaltig!
Zitat von Fluminist im Beitrag #22Ganz richtig: der Begriff "Windkraftwerk" wird viel zu locker und schnell in den Mund genommen. Ein Kraftwerk ist nämlich eine Anlage, die (z.B. elektrische) Energie kontinuierlich und steuerbar* abgibt.
Das Problem haben Sie bei Laufkraftwerken auch, zwar nicht so ausgeprägt wie bei Wind, aber wir in Österreich haben deshalb (und weil es geografisch möglich ist) Speicher mit der Kapazität in der Größenordnung von 5% des Jahresverbrauches.
Zitat Das Argument mit den Hochspannungsleitungen, die die Windräder verbinden und damit das Flautenproblem lösen, hört man oft, aber so viel ist da nicht dran.
Immerhin verbinden diese Leitungen die Windräder im Norden mit den Speichern in den Alpen.
Zitat von Kritiker im Beitrag #21Hallo Meister Petz
Danke für die interessante Darstellung. Ich gewinne den Eindruck, dass die Hauptursache der Problematik der Vorrang der Einspeisung der EE und deren Abnahmegarantie ist.
Lieber Kritiker,
ohne allzuviel von den restlichen Teilen der Serie vorab zu verraten, ein paar Antworten.
Zitat von Kritiker im Beitrag #21Würde man diese Regelung kippen (was sich so manche wünschen), würde der Markt für EE sofort zusammenbrechen (was sich so manche wünschen) und die technische Weiterentwicklung der EE wäre für die nächsten 100 Jahre erst mal ad acta gelegt.
Zunächst mal soviel: Es gibt keinen richtigen Markt für Erneuerbare Energien, also kann auch nichts zusammenbrechen. Das habe ich ja versucht zu zeigen. Das mit der technischen Weiterentwicklung ist so eine Behauptung, die immer wieder ins Feld geführt wird, ohne jemals hinterfragt zu werden. Dabei gibt es ein gewichtiges Argument dagegen: Die garantierte Rentabilität ist genau so ein Fortschrittsverhinderer wie ein kompletter Ausstieg aus der Förderung. Es muss eine richtig harte Degression bei den Förderungssätzen geben, und man muss die Betreiber auch durchaus einem unternehmerischen Risiko aussetzen. Bei den Solaranlagenproduzenten hat das funktioniert, warum soll es auch nicht bei den Anlagenbetreibern gehen?
Zitat von Kritiker im Beitrag #21Geht man nun davon aus, dass die Weiterentwicklung der EE zur Konkurrenzfähigkeit ein wünschenswertes Ziel ist, dies aber nicht so geschehen soll, dass die herkömmlichen Kraftwerke gleich unrentabel werden, da man sie ja zum Ausgleich auf Dauer benötigen wird, so besteht die Frage, wie die Rahmenbedingungen zu wählen sind, dass man auf der einen Seite einen Marktdruck in Richtung EE aufbaut, aber auf der anderen Seite den Markt nicht zu stark stört.
Ein sinnvoller Ansatz zur Energiewende hätte drei Ziele in Einklang zu bringen: 1. Versorgungssicherheit 2. Wirtschaftlichkeit der Stromerzeugung 3. Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien.
Wie so oft bei klassischen Trilemmata sind zwei der drei Ziele leicht zu erreichen, wenn man das dritte aufgibt. Hier ist es aber so, dass Ziel 1 gesetzt sein muss (wer das bestreitet, hat aus meiner Sicht den Bereich der rationalen Diskussion verlassen). Nun geht es darum, Ziel 2 und 3 zu gewichten und in Einklang zu bringen. Und da habe ich meine Zweifel, dass es den politischen Willen dazu gibt. Ich sehe momentan nur eine Konzentration auf Ziel 3, koste es was es will.
Liest man sich z. B. dieses von mir vorhin verlinkte Strategiepapier durch, so geht es nur um Ausbau, Ausbau, Ausbau - und zwar so schnell wie möglich. Wenn ich das lese, glaube ich auch nicht mehr daran, dass eine Marktreife der Erneuerbaren in einem tatsächlichen Wettbewerb ein gewünschtes Ziel ist. Die meisten Vorschläge gehen dahin, die Konvis zu verteuern und die EE vom Markt fernzuhalten. Die Marktprämie z. B., die zumindest einen Hauch von Wettbewerb herstellt (und bei den Windmüllern sehr beliebt ist) wird gegenüber dem planwirtschaftlicheren Grünstromprivileg benachteiligt, weil sie die EE dazu anhält, Strom bevorzugt dann einzuspeisen, wenn er gebraucht wird. Das senkt natürlich den absoluten Anteil, kommt aber einer sinnvollen Energieerzeugung deutlich näher.
Fazit: Wenn man etwas weniger ideologisch vorgehen würde, denke ich schon, dass man die schlimmsten Auswüchse verhindern könnte. Zu den Preisen im Einzelnen werde ich in der nächsten Folge der Serie noch mehr schreiben.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
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