Zitat von AldiOn im Beitrag #125[quote="vivendi"|p103175]So ähnlich macht man es ja schon vor der Küste Somalias. Und selbst da werden erkannte Piraten nicht einfach abgeknallt/versenkt obwohl da das eigentlich die richtige Vorgehensweise wäre. Da Libyen ja somalisiert ist, kann man da eigentlich alle gemachten Erfahrungen 1:1 auf einem deutlich kleineren Seegebiet umsetzen. Mit Libyen wird natürlich die Vernetzung nicht möglich sein (oder nur mit Teilen).
Australien kämpft seit Jahrzehnten gegen Boot People, die von Indonesion aus versuchen, zu immigrieren (keine politischen sondern ausschliesslich wirtschaftliche Flüchtlinge). Nachdem die Flüchtlinge in den letzten Jahren von der australischen Marine bei Seenot gerettet und als Belohnung nach Australien überführt wurden (was natürlich ein Anreiz ist, es auf jeden Fall zu versuchen) hat die neue Regierung mit Indonesion vor einer Woche ein Abkommen getroffen, dass die Flüchtlinge, wenn sie erwischt werden, nach Indonesien zurückgebracht werden. Es wird gehofft, dass damit die Flüchtlingswelle unter Kontrolle gebracht wird.
Zitat von vivendi im Beitrag #126hat die neue Regierung mit Indonesion vor einer Woche ein Abkommen getroffen, dass die Flüchtlinge, wenn sie erwischt werden, nach Indonesien zurückgebracht werden.
In Europa geht das mit dem "zurückbringen" ja aus unerfindlichen Gründen nicht. Bei jedem der seinen Fuß auf halbwegs trockenen europäischen Boden setzt muß in einem komplexen Verfahren untersucht werden ob er doch nicht einen legitimen Anspruch zum dableiben hat. Deshalb dieser ganze eigentlich blödsinnige Aufwand, der unter dem Namen Frontex (=Nahaufklärung) bzw. wohl bald unter Eurosur (=Fernaufklärung)läuft.
Selbst in der taz stehen mal vernünftige Dinge. Man möge mir das längliche Zitat verzeihen aber hier wird mal schön zusammengefaßt, wie kontraproduktiv für die "Entsendeländer" die Aufnahme der Flüchtlinge ist. Es werden ja nicht nur die Fachkräfte weggenommen sondern erhebliche Geldbeträge werden aus diesen Ländern in kriminelle Kanäle gelenkt. So wird deren wirtschaftlicher Aufschwung zumindest verzögert.
Zitat Nach Krieg und Gewalt führen eben gerade nicht Hunger und Elend zur Migration nach Europa. Im Jahr 2012 kamen große Gruppen aus Tunesien, Algerien und Nigeria auf Lampedusa an – Länder, die nicht zu den ärmsten zählen. „Die ärmsten Menschen der Welt können gar nicht wandern, sie haben weder die Mittel noch die Kraft, auch nur 50 Kilometer weit zu kommen“, sagt Dirk Messner, Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) in Bonn. „Es ist vor allem die untere Mittelschicht, die emigriert. Ihre Motivation ist eine ganz andere als bei den Ärmsten. Sie wollen ihr Glück woanders suchen, suchen für sich und ihre Kinder eine bessere Zukunft.“
Wirtschaftliche Entwicklung wird deshalb sogar dazu führen, dass der Migrationsdruck in die EU zu- und nicht abnimmt. Es lasse sich nicht belegen, dass Entwicklungszusammenarbeit die Zuwanderung verringere, schreibt die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung (OECD) 2007 in einer Studie. „In vielen Fällen hat steigendes Einkommen die Auswanderung noch beflügelt“, heißt es dort.
Zum einen können sich Auswanderungswillige erst dann die Preise der Schlepper leisten, wenn ein gewisses Niveau an Pro-Kopf-Einkommen erreicht ist. Auch dann, wenn sich eine ganze Großfamilie zusammentut. Zum anderen bringt wirtschaftliche Entwicklung trotz guter Wachstumsraten viele negative Effekte mit sich. „Steigender Wohlstand und Demokratisierung bedeuten oft zunächst Umbruch, große Instabilität und enorme soziale Ungleichheit. All das erhöht den Migrationsdruck“, sagt Messner.
Und viele Flüchtlinge kommen ja aus Ländern wo Entwicklungshilfe gar nicht möglich oder sinnvoll ist (Syrien, Libyen, Somalia).
Diese ganze Diskussion geht eigentlich an den Fakten völllig vorbei.
Für die Schiffsfahrt halten jene Interessenten doch ordentlich Geld vor, es werden auf dem Reise-Markt also auch die verschiedensten Anbieter auftauchen, unter denen man wählen kann. Ein wichtiges Kriterium wäre in meinen Augen die Sicherheit. Ein freier Wettbewerb fördert zuverlässige Unternehmen. Insofern ist mir das regelmäßige Kentern der Schiffe rätselhaft. Ist es wirklich an dem, daß wir es mit klassischen Katastrophen zu tun haben, passieren die irgendwo, bei Sturm etc. oder eher in der Nähe von Patroillen?
Zitat von Hausmann im Beitrag #132Insofern ist mir das regelmäßige Kentern der Schiffe rätselhaft.
Die Qualität der Schiffe ist natürlich aus Kostengründen sehr bescheiden.
Aber die "Schiffsunglücke" sind wohl oft nur inszeniert, weil ein normales Anlanden in europäischen Häfen ja nicht möglich ist und die Flüchtlinge nur als "Schiffbrüchige" eine Chance haben, überhaupt europäischen Boden (d.h. das Deck der Hilfsschiffe) zu betreten.
Es wachsen aber auch Pflänzchen der Hoffnung, wie die taz zu berichten weiß:
Zitat MulKulPostille, 15.10. _________________________ "Die Flüchtlingsgruppe "Lampedusa in Hamburg" bewohnt seit Längerem mit ausdrücklicher Duldung des Pastors eine Kirche in Hamburg-St. Pauli. ... Am Wochenende wird ein Fußballspiel stattfinden. Die Flüchtlinge haben eine Mannschaft gegründet, den FC Lampedusa, der rege Kontakte zum FC St. Pauli unterhält. Regelmäßig gibt es Freundschaftsspiele und gemeinsame Ausflüge zu den Spielen. Ein paar Meter von der Kirche entfernt, in der Hafenstraße, arbeiten einige der Flüchtlinge an einem neuen Wandbild. "Die Einbindung in die Stadtteilkultur ist ein wichtiges Element der Solidarisierung," sagt Pastor Wilm.
Auch über die Grenzen St. Paulis hinaus sind die Mitglieder der insgesamt etwa 300 Personen zählenden Gruppe "Lampedusa in Hamburg" in kulturelle Aktivitäten und Projekte involviert. Im September gab es eine Lesung von Elfriede Jelineks "Die Schutzbefohlenen", aufgeführt von Schauspielern des Thalia Theaters gemeinsam mit den Flüchtlingen in der St. Pauli Kirche vor 600 Besuchern." _________________________
Leider scheint die Obrigkeit in ihrer Unsensibilität das nicht recht würdigen zu können: _________________________ "Am Freitagnachmittag, eine Woche nach dem letzten verheerenden Schiffsunglück vor Lampedusa, machen sich Polizisten auf den Weg nach St. Pauli und St. Georg, den zentralen Aufenthaltsorten der Flüchtlingsgruppe. Die Afrikaner, die sich auf den umliegenden Straßen der Kirche befinden, werden kontrolliert und in Gewahrsam genommen. ... Obwohl sie abends wieder freikommen, kennt die Polizei nun ihre Identitäten und hat ihre Fälle an die Innenbehörde weitergegeben. Das wollten die Flüchtlinge vermeiden, da sie dann Gefahr laufen, nach Italien" abgeschoben zu werden - das Land, in dem sie zuerst europäischen Boden betraten." _________________________
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