Zitat von Florian im Beitrag #132 Gestern war der 5. Jahrestag des Tsunami in Japan. Dazu wurde in Japan eine landesweite Schweigeminute abgehalten.
(...)
Und wie berichtet darüber die internationale Presse? Einen Überblick findet man, wenn man "Minute of silence Japan" googelt. Um es kurz zu sagen: der Tenor ist sehr ähnlich wie im Artikel der Japan Times. Ich habe die Überschriften überflogen. Und keinen einzigen Fall gefunden, in dem Fukushima in der Überschrift erwähnt wurde. Sondern stets der Tsunami. Völlig zu recht, denn die Schweigeminute galt ja auch dessen Todesopfern.
Und wie berichtet die deutsche Presse? Auch da hilft Google ("Schweigeminute Japan"). Und was soll ich sagen: in den Überschriften wird praktisch AUSSCHLIESSLICH Fukushima erwähnt und der Tsunami ignoriert. Ein paar Beispiele:
Berliner Zeitung: "Japan gedenkt der Opfer der Fukushima-Katastrophe" Deutschlandfunk: "Japan - Gedenken an Fukushima-Opfer" Stern: "Schweigeminute für 18.500 Tote der Katastrophe von Fukushima " SZ: "Jahrestag des Atomunglücks: Japan trauert um 18 500 Tote" Tagesspiegel: "Japan: Schweigeminute am Jahrestag der Katastrophe von Fukushima " Kölnische Rundschau: "Schweigeminute Japan gedenkt der Opfer von Fukushima " Donaukurier: "Schweigeminute für 18.500 Tote der Katastrophe von Fukushima " Neues Deutschland: "Schweigeminute für 18 500 Tote - Japan gedenkt Fukushima" Die Welt: "Gedenken: Schweigeminute für 18.500 Tote der Katastrophe von Fukushima "
Zitat Mit einer Schweigeminute hat Japan am Freitag der Opfer der von einem Erdbeben ausgelösten Tsunami- und Atomkatastrophe von Fukushima vor fünf Jahren gedacht
Da kann man sich dann noch darauf zurück ziehen, dass sich die Opfer auf Tsunami UND Fukushima beziehen. Ist dann zwar missveständlich formuliert (weil Todesopfer Fukushima eben Null war und alle 18500 auf Konto des Tsunami gehen). Aber zumindest mathematisch ist es richtig: 18.500 + 0 = 18.500.
Die Überschrift ist aber schlicht falsch. Denn es gab erstens keine Todesopfer von Fukushima. Und zweitens war die Schweigeminute eben auch nicht solchen gewidmet.
Das ist dann auch nicht mehr nur eine falsche Themengewichtung. Wie etwas 2011, als der deutsche Medienfokus komplett auf Fukushima lag. Dass die Hauptkatastrophe für Japan der Tsunami war, wurde damals halt ignoriert. Aber die aktuellen Berichte sind schlicht sachlich falsche Lügen.
Und selbst das wäre noch akzeptabel, wenn es nur eine Handvoll Einzelfälle wäre. Aber es handelt sich hier in Deutschland um eine fast flächendeckende Falschinformation über alle Medienkanäle hinweg. Gespenstisch.
(der guten Ordnung halber: ja, es gibt auch einige korrekte Überschriften in deutschsprachigen Medien. Etwa der Kölner Stadtanzeiger: "Japan gedenkt der Opfer der Tsunami-Katastrophe von 2011 ". In der Mehrzahl scheinen das allerdings v.a. Schweizer Zeitungen zu sein: Aargauer Zeitung: "Schweigeminute in Japan für 18'500 Tsunami-Tote" NZZ: "Jahrestag der Tsunami-Katastrophe in Japan: Schweigeminute für 18'500 Tote ")
Es geht um die Entscheidung eines japanischen Gerichts, das die Verantwortung der Betreibergesellschaft Tepco für den Reaktorunfall festgestellt hat.
Wenn man den ganzen Artikel liest, bekommt man einen Hinweis darauf, dass die verzerrende Berichterstattung zu Fukushima kein deutsches Alleinstellungsmerkmal zu sein scheint.
Wer den Artikel ohne Zusatzinformationen liest, dem wird berichtet, dass in Japan 18'500 Personen den "Ereignissen" zum Opfer fielen. Als Ereignisse werden der Tsunami und die Reaktorkatastrophe benannt, ohne näher darauf einzugehen, welches der beiden "Ereignisse" wie viele Opfer gefordert hat.
Es wird nie explizit behauptet, dass die Toten dem Reaktorunfall zuzuschreiben sind, aber bei folgendem Absatz ist das auch gar nicht mehr nötig:
Zitat von Corriere della Sera; 17/03/17Si tratta di un incidente di gravità 7 sulla Scala Ines, lo stesso grado del disastro di Chernobyl. Oltre 120 mila persone sono state costrette a lasciare le proprie abitazioni. I morti e i dispersi furono complessivamente 18.446.
Zitat von ÜbersetzungEs handelt sich um einen Vorfall der Stärke 7 auf der Ines-Skala, das gleiche Niveau wie bei der Katastrophe von Tschernobyl. Mehr als 120.000 Personen mussten ihr Heim verlassen. Man zählt insgesamt 18.446 Tote und Vermisste.
Auch ich hatte damals in den ersten Tagen den Berichten des Betreibers zuviel Glauben geschenkt und kann nur rätseln, was in das Management gefahren ist, sowohl schnelle Hilfe abzulehnen als auch selbst die Regierung hinter das Licht zu führen.
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