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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 109 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Jakob Nierstein Offline



Beiträge: 133

09.11.2013 00:39
#76 RE: Maut und Kfz-Steuer Antworten

Zitat von Widder im Beitrag #36

Also ich habe keine allgemeine Zustimmung im ZR für eine Maut vernommen, aber vielleicht überlese ich ja auch. Die Maut ist grundsätzlich sinnvoll, weil sie dem Äquivalenzprinzip Rechnung trägt. Der, der Autobahnen nutzt, muss auch dafür zahlen. Allerdings stimme ich A. D. zu, dass wenn man eine Maut einführt, die sinnlose Kfz-Steuer entfallen muss, da der Staat ansonsten ein Rädchen mehr hat, um die Belastung hochzudrehen.


Ich bin kein Gegner der Maut. Ich finde es nur schade, dass man sich darauf versteift, die Kfz-Steuer zu kippen. Es ist richtig, wenn man die Menschen belastet, an anderer Stelle zu belasten. Aber die Kfz-Steuer sollte es meines erachtens nicht sein und es sollte auch gar keinen Automatismus geben, dass jeder Deutsche Kfz-Steuerzahler ungefragt diese Vignette erhält. Der Bürger muss die Wahl haben zwischen Vignette oder keine Vignette, sofern sowas eingeführt wird. Um etwas anderes ging es mir nicht. Ich habe schon im SPON-Forum auf diese ordnungspolitischen Aspekt hingewiesen und leider keine Reaktionen erhalten, denn was nutzt das Eintrittsgeld für die Autobahn, wenn man nicht die Wahl hat, sie nicht zu benutzen? Im SPON-Forum ging jeder dritte Beitrag in die Richtung, dass man sich die Kfz-Steuer sparen könnte. Ich hätte gedacht, hier in ZkZ gäbe es klügeres Publikum. :-)

Zitat
Was mir bei der aktuellen Diskussion aber zu kurz kommt: der Staat nimmt aus den verkehrsbezogenen Abgaben (Kraftstoffbesteuerung, Kfz-Steuer, Lkw-Maut) rund 50 Mrd. Euro pro Jahr ein. Das sollte reichen, um die Straßenverkehrsausgaben solide zu finanzieren.



Es sollte, aber wenn die Politiker Geld in die Finger bekommen, sind sie äußerst kreativ, es auszugeben. Natürlich wird jede Steuererhöhung und jede zusätzliche Abgabe damit gerechtfertig, dass es in die Infrastruktur und in die Bildung geht. Diese Schallplatte mit Sprung hat es bis ins MP3-Zeitalter geschafft.

Jakob Nierstein Offline



Beiträge: 133

09.11.2013 00:46
#77 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #75

Daran anknüpfend hebt die Frage nach dem geistigen Eigentum ihr Haupt: Warum soll beispielsweise das Copyright dann nicht mit dem Tod des Urhebers erlöschen (was nebenbei das leidige Problem der Schriftstellerwitwen erledigen würde). (Nb. - als das unter Jefferson in den USA eingeführt wurde, war das sowieso auf 19 Jahre beschränkt.) Analog zum Patentschutz - da ist es nachvollziehbar, daß Firmen oder Unis, die Geld & Labors zur Verfügung gestellt haben, gern etwas länger ein Monopol für return on investment hätten. Aber 50 oder 70 Jahre?



Mir ist es auch schon aufgefallen vor ca. einem Jahr: Diees Missverhältnis zwischen Patentrechte und Urheheberrechte. Während letztere 70 Jahre nach dem Tode noch wirtschaftlich verwertbar sind, erlebt der Patentinhaber noch während seines Lebens, dass sein Patentrecht ausläuft. Für mich passt das nicht zusammen, da für ein Patent erheblich höhere gelten und eine gewisse Investition getätigt werden musste. Urheberrecht genießt aber jeder Blödsinn. Dahinter steckt einerseits die Missachtung ingenieurtechnischer Leistung, anderseits den erfolgreiche Lobbyismus der Branchen aus Film und Musik.

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

09.11.2013 07:15
#78 RE: Maut und Kfz-Steuer Antworten

Zitat von Jakob Nierstein im Beitrag #76
es sollte auch gar keinen Automatismus geben, dass jeder Deutsche Kfz-Steuerzahler ungefragt diese Vignette erhält. Der Bürger muss die Wahl haben zwischen Vignette oder keine Vignette, sofern sowas eingeführt wird.


Ja, natürlich. Etwas anderes wurde hier auch nicht vertreten, wenn ich recht sehe.

Zitat
denn was nutzt das Eintrittsgeld für die Autobahn, wenn man nicht die Wahl hat, sie nicht zu benutzen?



Auch da teile ich Ihre Meinung, und genau das ist ja der springende Punkt, weshalb ich die Autobahnmaut eigentlich gutheiße: Weil dann derjenige, der die Autobahn nicht nutzen möchte, den betreffenden Geldbetrag für etwas anderes verwenden kann.

Noricus Offline



Beiträge: 2.362

09.11.2013 07:47
#79 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von Jakob Nierstein im Beitrag #77
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #75

Daran anknüpfend hebt die Frage nach dem geistigen Eigentum ihr Haupt: Warum soll beispielsweise das Copyright dann nicht mit dem Tod des Urhebers erlöschen (was nebenbei das leidige Problem der Schriftstellerwitwen erledigen würde). (Nb. - als das unter Jefferson in den USA eingeführt wurde, war das sowieso auf 19 Jahre beschränkt.) Analog zum Patentschutz - da ist es nachvollziehbar, daß Firmen oder Unis, die Geld & Labors zur Verfügung gestellt haben, gern etwas länger ein Monopol für return on investment hätten. Aber 50 oder 70 Jahre?



Mir ist es auch schon aufgefallen vor ca. einem Jahr: Diees Missverhältnis zwischen Patentrechte und Urheheberrechte. Während letztere 70 Jahre nach dem Tode noch wirtschaftlich verwertbar sind, erlebt der Patentinhaber noch während seines Lebens, dass sein Patentrecht ausläuft. Für mich passt das nicht zusammen, da für ein Patent erheblich höhere gelten und eine gewisse Investition getätigt werden musste. Urheberrecht genießt aber jeder Blödsinn. Dahinter steckt einerseits die Missachtung ingenieurtechnischer Leistung, anderseits den erfolgreiche Lobbyismus der Branchen aus Film und Musik.


Es gibt m.E. schon auch einen sachlichen Grund für die Ungleichbehandlung. Eine zu lange Schutzdauer für Erfindungen würde den technischen Fortschritt zu stark hemmen, während es für den künstlerischen Fortschritt ja gerade vorteilhaft ist, wenn nicht jeder von jedem abkupfern darf.

Ob diese Differenzierung die derzeitige Ausgestaltung der maximalen Schutzfristen rechtfertigt, ist wieder eine andere Frage.

Widder Offline



Beiträge: 61

09.11.2013 09:41
#80 RE: Maut und Kfz-Steuer Antworten

Zitat von Jakob Nierstein im Beitrag #76
Aber die Kfz-Steuer sollte es meines erachtens nicht sein und es sollte auch gar keinen Automatismus geben, dass jeder Deutsche Kfz-Steuerzahler ungefragt diese Vignette erhält. Der Bürger muss die Wahl haben zwischen Vignette oder keine Vignette, sofern sowas eingeführt wird. Um etwas anderes ging es mir nicht. Ich habe schon im SPON-Forum auf diese ordnungspolitischen Aspekt hingewiesen und leider keine Reaktionen erhalten, denn was nutzt das Eintrittsgeld für die Autobahn, wenn man nicht die Wahl hat, sie nicht zu benutzen? Im SPON-Forum ging jeder dritte Beitrag in die Richtung, dass man sich die Kfz-Steuer sparen könnte. Ich hätte gedacht, hier in ZkZ gäbe es klügeres Publikum. :-)


Was die Zwangs-Maut angeht, bin ich Ihrer Meinung. Die Maut hätte dann ggü. der Kfz-Steuer keinen Vorteil. Aber noch einmal: ich habe nicht gelesen, dass hier jemand sowas gefordert hat.

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Widders Ecke - Freiheitliche Gedanken zum Zeitgeschehen

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

09.11.2013 13:04
#81 RE: Maut und Kfz-Steuer Antworten

Zitat von Jakob Nierstein im Beitrag #76
Zitat von Widder im Beitrag #36

Also ich habe keine allgemeine Zustimmung im ZR für eine Maut vernommen, aber vielleicht überlese ich ja auch. Die Maut ist grundsätzlich sinnvoll, weil sie dem Äquivalenzprinzip Rechnung trägt. Der, der Autobahnen nutzt, muss auch dafür zahlen. Allerdings stimme ich A. D. zu, dass wenn man eine Maut einführt, die sinnlose Kfz-Steuer entfallen muss, da der Staat ansonsten ein Rädchen mehr hat, um die Belastung hochzudrehen.


Ich bin kein Gegner der Maut. Ich finde es nur schade, dass man sich darauf versteift, die Kfz-Steuer zu kippen. Es ist richtig, wenn man die Menschen belastet, an anderer Stelle zu belasten. Aber die Kfz-Steuer sollte es meines erachtens nicht sein [...] Ich habe schon im SPON-Forum auf diese ordnungspolitischen Aspekt hingewiesen und leider keine Reaktionen erhalten, denn was nutzt das Eintrittsgeld für die Autobahn, wenn man nicht die Wahl hat, sie nicht zu benutzen? Im SPON-Forum ging jeder dritte Beitrag in die Richtung, dass man sich die Kfz-Steuer sparen könnte. Ich hätte gedacht, hier in ZkZ gäbe es klügeres Publikum. :-)



Nun, ich finde auch als Ersatz für eine Maut müsste die KfZ-Steuer abgeschafft werden. Warum ist das Unklug? Das ist mir aus ihrem Beitrag nicht klar geworden. Es wäre doch nur doppelte Bürokratie.


Zitat

und es sollte auch gar keinen Automatismus geben, dass jeder Deutsche Kfz-Steuerzahler ungefragt diese Vignette erhält. Der Bürger muss die Wahl haben zwischen Vignette oder keine Vignette, sofern sowas eingeführt wird. Um etwas anderes ging es mir nicht.



Den Automatismus sollte es in der Tat nicht geben. Warum auch? Wenn jemand die Straßen benutzen will, dann muss er doch sowieso eine Plakette kaufen oder abonnieren, wenn er es das ganze Jahr nutze will halt per Jahresplakette. Für die Autobahn gibt es dann einen Aufschlag, während die Nutzung der anderen Straßen unter Verzicht auf die Autobahnen etwas billiger ist...

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“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

09.11.2013 13:04
#82 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von alteseuropa im Beitrag #68
Da ist also einer, dem etwas ganz unverdient in den Schoß fällt.

Ich möchte noch einmal betonen, daß ich das "unverdient" irrelevant finde. Ich hatte nur eingangs die völlig absurde Ungleichbehandlung im deutschen Steuerrecht kritisiert, die gerade "verdient" besonders hoch besteuert.
Aber eigentlich geht "verdient" den Staat überhaupt nichts an, er kann das auch nicht beurteilen.

Sondern ALLE Einkommensarten sollten gleich besteuert werden. Der Leitsatz hier ist die Leistungsfähigkeit. Und ein Erbe ist natürlich genauso leistungsfähig wie ein Arbeitnehmer mit gleichem Geldzuwachs.

Zitat
Und wenn SEIN letzter Wille ist, dies Vermögen einem anderen zukommen zu lassen, geht es im Grunde genommen den Staat gar nichts an.


Wenn es um die Respektierung des Eigentümerwillens geht - richtig.
Der darf sein Geld versaufen, kann sich einen persönliche Leibdiener engagieren, er kann sein Geld verschenken oder kann es vererben. Geht das Finanzamt nichts an.

Aber dort wo das Geld jeweils ankommt, da wird aus der Geldausgabe des Eigentümers Einkommen bei jemand Anderem. Und damit fällt dort Einkommenssteuer an. Ob nun der Wirt seiner Stammkneipe beim "versaufen" mehr Umsatz hat, ob der Leibdiener seinen Lohn bekommt, ob jemand das Geldgeschenk annimmt, oder ob eben der Erbe das Vermögen bekommt - jedesmal gibt es einen Empfänger, der hat dann (abzüglich Unkosten) mehr Vermögen als vorher, dieser Zuwachs steigert seine Leistungsfähigkeit im Sinne des Steuerrechts und damit muß er seinen Beitrag leisten.

Solange man das Prinzip "Einkommenssteuer" nicht generell ablehnt, sind auch gerechterweise alle Einkommensarten einzubeziehen.

Zitat
Vielleicht bedient sich der Staat auch noch, wenn jemand zu Lebzeiten so peu à peu seinen potentiellen Erben Geld zusteckt, das er nicht braucht?


Natürlich. Das ist die Schenkungssteuer.

Solus Offline



Beiträge: 384

09.11.2013 13:20
#83 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #82
Solange man das Prinzip "Einkommenssteuer" nicht generell ablehnt, sind auch gerechterweise alle Einkommensarten einzubeziehen.

Damit ist dann aber derjenige, der sein Geld für jemand anderen verdient, gegenüber demnjenigen benachteiligt, der es für sich selbst verdient.
Wobei ich mit "für" den Bestimmungszweck meine. Sprich, wer sein Geld für sich selbst ausgeben will, braucht für den gleichen Endwert weniger Arbeit, als der, der sich abrackert, damit er seinen Kindern später möglichst viel hinterlässt.

Erscheint mir irgendwie nicht sehr liberal. Aber gut, ich halte auch die Schenkungssteuer für ein Unding.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

09.11.2013 13:43
#84 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von Solus im Beitrag #83
Damit ist dann aber derjenige, der sein Geld für jemand anderen verdient, gegenüber demnjenigen benachteiligt, der es für sich selbst verdient.

Richtig.
Auch das ist logische Konsequenz der (gerade aus liberaler Sicht sinnvollen) Neutralitätspflicht des Staates. Es ist grundsätzlich NICHT relevant und kann auch vom Finanzamt moralisch nicht bewertet werden, aus welchen Motiven heraus jemand Geld verdient.
Relevant ist nur daß er Geld verdient und entsprechend leistungsfähig ist. Und entsprechend dieser Leistungsfähigkeit seinen Beitrag zu den Staatsaufgaben leistet. Was er ansonsten mit seinem Geld macht ist eben seine Sache.

Es gibt nur ganz eingeschränkt Ausnahmen bei diesem Prinzip: Einmal die Absetzbarkeit von Spenden (da werden die Spendenempfänger dann auch kontrolliert) und die Freibeträge für mitversorgte Familienangehörige.

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

09.11.2013 14:37
#85 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #72
Zitat von Doeding im Beitrag #53
Es scheint wohl so zu sein, daß es einen evolutionären Anpassungsvorteil gab (und gibt?), wenn 80-90% der Menschen sich in relevanten Situationen der Mehrheitsmeinung relativ unreflektiert anschließen ("Herdentrieb"; lauf, wenn alle laufen, in dieselbe Richtung)


Lieber Andreas,

der Vorteil des Herdentriebes manifestiert sich m.E. in Situationen mit unsicherem bzw. unscharfem Wissen. Wenn man nicht weiß, d.h. nicht die geringste Ahnung hat, ob es besser ist, in die eine oder aber in die andere Richtung zu rennen, dann ist es durchaus rational, mit der Herde zu laufen. Denn wenn sich herausstellt, dass es die falsche Richtung ist, kann man sich wenigstens noch gegenseitig helfen. Läuft man hingegen allein in die falsche Richtung, dann ist das wohl das sichere Ende.


Ich denke, lieber Noricus, daß diese Neigung in unscharfen Situationen ganz besonders gezeigt wird, da haben Sie natürlich recht. Sie läßt sich aber auch, etwa in besagten Asch-Experimenten in harmlosen Situationen erzeugen, in denen völlig klar ist, daß keinerlei Pression oder Gefahr droht. Wenn Sie einmal kurz diesem link folgen mögen. Ich finde das absolut verblüffend, auch heute noch. Gleich die erste Abbildung zeigt links die Referenzlinie. Die Probanden sollten nun angeben, welcher der drei Linien rechts der Länge nach der Referenzlinie entspricht. Nachdem 8 oder 9 "Probanden" (in Wahrheit Verbündete des Versuchsleiters) gesagt hatten, daß "B" die richtige Antwort sei, sind knapp 80% der echten Probanden umgekippt und haben die Mehrheitsmeinung bestätigt. Und neuerdings scheinen sich die Hinweise zu mehren, daß die betreffenden Probanden ihr visuelles System gleichsam "angewiesen" haben, die mittlere Linie "länger zu machen"; ähnlich wie bei Körperschemastörungen von anorektischen Patientinnen: die "sehen" sich wirklich dicker als sie sind, wie in einem Zerrspiegel. Der Begriff Knick in der Pupille scheint hier tatsächlich angemessen.

Zitat
Wahrscheinlich hat der Herdentrieb darüber hinaus auch etwas damit zu tun, dass man der Schwarmintelligenz vertraut ("So viele Menschen können nicht irren"). Dass die anderen Herdenangehörigen genauso denken, ist gerade das Problem: Jeder vetraut darauf, dass der andere weiß, was er tut.



Absolut. So kommen die Geschichten mit den tatenlos umstehenden Passanten zustande, wenn beispielsweise in der Innenstadt jemand zusammenbricht: Je mehr Passanten anwesend sind, desto größer ist das Risiko, daß niemand etwas unternimmt: Verantwortungsdiffusion; man schaut, was die anderen machen und "schließt" daraus, daß Untätigkeit wohl gerade opportun sei.

Zitat
Und auch dann, wenn man sich eigentlich relativ sicher ist, die richtige Richtung zu kennen, wirkt der Herdentrieb kontraproduktiv. Denn er verunsichert.



Das kenne ich leider von mir selbst auch. Blöder Effekt.


Zitat
Diesbezüglich kann dann wohl nur ein strikt regelbasiertes Handeln Abhilfe schaffen. Dies lässt einen zwar nicht in jeder Situation die zutreffende Entscheidung finden; man kennt die Misserfolgsquote aber schon im Voraus und weiß deshalb, wie die Chancen stehen.



Ich weiß nicht, lieber Noricus. Der Schluß liegt nahe, aber ich bin nicht sicher, ob die außerordentliche Überlebens- und Anpassungsfähigkeit des Menschen nicht gerade durch die Fähigkeit bedingt ist, abseits von Algorithmen auch Heuristiken anwenden zu können. Unscharfe "Daumenregeln", die zwar eine gewisse Irrtumswahrscheinlichkeit mitbringen, aber eben auch flexibel angepaßt werden können. Und auch manchmal unergründlich sind. Als meine Oma mit meinem Vater schwanger war, weigerte sie sich Anfang 1945 plötzlich, in den Luftschutzkeller zu gehen, den sie sonst bei Luftangriffen aufgesucht hatte. Es war der am nächsten gelegene, und rational sprach alles dafür, diesen aufzusuchen. Sie weigerte sich aus einer "komischen Intuition" heraus; nahm das Risiko des längeren Fußweges auf sich und suchte eine andere Anlage auf. Jener Keller, den sie gemieden hatte, bekam in der Nacht einen Volltreffer, den niemand überlebt hat. Deshalb sitze ich jetzt hier und kann Ihnen das hier schreiben . Heuristiken, halt.

Zitat
Ein äußerst interessantes Thema ist das.



Weiß Gott, das ist es.

Herzliche Grüße,
Andreas

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

09.11.2013 16:38
#86 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #79
Zitat von Jakob Nierstein im Beitrag #77
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #75

Daran anknüpfend hebt die Frage nach dem geistigen Eigentum ihr Haupt: Warum soll beispielsweise das Copyright dann nicht mit dem Tod des Urhebers erlöschen (was nebenbei das leidige Problem der Schriftstellerwitwen erledigen würde). (Nb. - als das unter Jefferson in den USA eingeführt wurde, war das sowieso auf 19 Jahre beschränkt.) Analog zum Patentschutz - da ist es nachvollziehbar, daß Firmen oder Unis, die Geld & Labors zur Verfügung gestellt haben, gern etwas länger ein Monopol für return on investment hätten. Aber 50 oder 70 Jahre?



Mir ist es auch schon aufgefallen vor ca. einem Jahr: Diees Missverhältnis zwischen Patentrechte und Urheheberrechte. Während letztere 70 Jahre nach dem Tode noch wirtschaftlich verwertbar sind, erlebt der Patentinhaber noch während seines Lebens, dass sein Patentrecht ausläuft. Für mich passt das nicht zusammen, da für ein Patent erheblich höhere gelten und eine gewisse Investition getätigt werden musste. Urheberrecht genießt aber jeder Blödsinn. Dahinter steckt einerseits die Missachtung ingenieurtechnischer Leistung, anderseits den erfolgreiche Lobbyismus der Branchen aus Film und Musik.


Es gibt m.E. schon auch einen sachlichen Grund für die Ungleichbehandlung. Eine zu lange Schutzdauer für Erfindungen würde den technischen Fortschritt zu stark hemmen, während es für den künstlerischen Fortschritt ja gerade vorteilhaft ist, wenn nicht jeder von jedem abkupfern darf.

Ob diese Differenzierung die derzeitige Ausgestaltung der maximalen Schutzfristen rechtfertigt, ist wieder eine andere Frage.


Grundsätzlich rechtfertigt es eine Ungleichbehandlung - aber eine so extreme?

Würden nicht auch 50 Jahre ab Erstveröffentlichung als Schutzfrist reichen?

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― Robert A. Heinlein

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

09.11.2013 16:59
#87 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #84


Es gibt nur ganz eingeschränkt Ausnahmen bei diesem Prinzip: Einmal die Absetzbarkeit von Spenden (da werden die Spendenempfänger dann auch kontrolliert) und die Freibeträge für mitversorgte Familienangehörige.



Stimmt grundsätzlich und letzteres entspringt auch der von den Grundgesetzgebern gesehenen besonderen Bedeutung der Ehe und Familie, die als kleine Gemeinschaft für das Individuum die Basis der staatlichen Gemeinschaft (dem Staatsvolk) bildet, was im besonderen grundrechtlichen Schutz der Ehe und Familie mündet. Daraus folgt aber nicht, das andere Lebensformen und Lebensentscheidungen diskriminiert werden müssen.

Zu den kontrollierten Spendenempfängern: Wer kontrolliert eigentlich kirchlichen Stiftungen (des öffentlichen Rechtes)?

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HR ( gelöscht )
Beiträge:

11.11.2013 01:06
#88 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von Noricus im Beitrag #72
Zitat von Doeding im Beitrag #53
Es scheint wohl so zu sein, daß es einen evolutionären Anpassungsvorteil gab (und gibt?), wenn 80-90% der Menschen sich in relevanten Situationen der Mehrheitsmeinung relativ unreflektiert anschließen ("Herdentrieb"; lauf, wenn alle laufen, in dieselbe Richtung)


Lieber Andreas,

der Vorteil des Herdentriebes manifestiert sich m.E. in Situationen mit unsicherem bzw. unscharfem Wissen. Wenn man nicht weiß, d.h. nicht die geringste Ahnung hat, ob es besser ist, in die eine oder aber in die andere Richtung zu rennen, dann ist es durchaus rational, mit der Herde zu laufen. Denn wenn sich herausstellt, dass es die falsche Richtung ist, kann man sich wenigstens noch gegenseitig helfen. Läuft man hingegen allein in die falsche Richtung, dann ist das wohl das sichere Ende.



Wenn man alleine in die richtige Richtung läuft, ist das dann wohl auch das sichere Ende.
Fazit: Lauf mit der Herde, dann läufst und liegst du richtig. Alleine laufen ist immer tödlich.

vivendi Offline



Beiträge: 663

12.11.2013 02:35
#89 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #23
Zitat von Widder im Beitrag #15
Die grundgesetzliche Erbrechtsgarantie schützt das Privateigentum auch über den Tod des Eigentümers hinaus ...

Jein.
Er selber hat mit dem Tod kein Eigentum mehr. Das Erbrecht gibt ihm "nur" Möglichkeiten, den Eigentumsübergang an diverse Empfänger zu regeln. Für diese Empfänger ist es aber erst einmal neues Eigentum, das sie erwerben.

Das in einer Familie erworbene Eigentum gehört in der Regel der ganzen Familie, es sei denn es herrsche Gütertrennung. Es wird ja auch gemeinsam erwirtschaftet, selbst wenn z. B. ein Ehepartner den Haushalt führt und also eigentlich kein eigenes Eigentum aufbauen kann; dieser Ehepartner trägt aber dazu bei, dass der andere Ehepartner sich ungehindert dem Gelderwerb widmen kann und keine Aufwände für Hilfskräfte für den Haushalt und für die die Kinderbetreuung hat. Der überlebende Ehepartner und die Kinder, die unter der Obhut der Familie aufgewachsen sind, erhalten kein neues Eigentum, sondern führen das gemeinsame Familieneigentum weiter.

Im Falle von Unternehmen im privaten Besitz (Handwerker, Bäcker, Landwirte) kann die Belastung durch Erbschaftssteuer zum Kollaps von Familienbetrieben führen.

vivendi Offline



Beiträge: 663

12.11.2013 03:02
#90 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von Manfred Sachs im Beitrag #21

Zitat von R.A. im Beitrag #13
Der andere Punkt ist der mit der Erbschaftssteuer. Das ist m. E. KEIN Eingriff in die Eigentumsrechte des Erblassers. Denn der hat halt nach seinem Tod ohnehin kein Eigentum mehr. Sondern das Eigentum haben die Erben erworben. Das sind völlig andere Personen, und für die ist das Erbe quasi ein Einkommen - und damit grundsätzlich mit ähnlicher Berechtigung zu besteuern wie andere Einkommensarten.

Schade und traurig. Viel mehr bleibt mir da eigentlich nicht zu sagen. Vielleicht dieses: Es soll Menschen geben, die der Atomarisierung der Gesellschaft nicht sonderlich viel abgewinnen können, für die nachwievor die Familie die kleinste soziale Einheit darstellt. Was meines Vaters ist, ist auch mein - ganz so, wie das Meine auch meinen Söhnen gehört. Eine Erbschaft bedeutet den Verlust eines geliebten Menschen und nicht Einkommen!

Aber stimmt schon, am Ende ist dies auch nur ein weiteres konservatives Kind, welches mit dem liberalen Bade ausgegossen werden kann - ganz so wie drüben im anderen Thread, bei den Sonn- und Feiertags-Abschaffern... ;)

Da kann ich nur zustimmen ... Schade und traurig. Der Staat nimmt sich dieses Geld ja nicht, weil er einen, wie immer auch gerechtfertigten, absoluten Anspruch darauf hat, sondern weil er sieht oder sehen kann (ein Todesfall ist amtskundig), dass irgendwo Geld liegt, das man leicht anzapfen kann. Und schon ist ein Teil weg; und vielleicht auch der Teil, der für die Ausbildung der noch nicht flügge gewordenen Jugend gedacht war.

In Frankreich kann man zu Lebzeiten einen (kleinen) Teil des Vermögens schon zu Lebzeiten an seine Nachkommen "vererben", wodurch ein Vorsteuerabzug geltend gemacht werden kann. Der normale Steuersatz für einen Immobilienwert von 550'000 - 900'000 beträgt 30%. Der Steuersatz für Immobilienwerte über 1 Mio beträgt 40-45%. Ich habe meiner Tochter einen Teil meines Miteigentums am gemeinsamen Haus "vererbt" und habe jetzt nur noch ein lebenslanges Recht auf Nutzniessung für diesen Teil meines ursprünglichen Eigentums.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

12.11.2013 10:50
#91 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von vivendi im Beitrag #90
Der Staat nimmt sich dieses Geld ja nicht, weil er einen, wie immer auch gerechtfertigten, absoluten Anspruch darauf hat ...

Das wäre nur richtig, wenn man grundsätzlich den Anspruch des Staates auf Steuererhebung bestreitet.
Wenn man das nicht tut, dann landet man vernünftigerweise nach dem Prinzip der Besteuerung nach Leistungsfähigkeit.
Und ein Erbe ist nunmal durch den Erbfall finanziell leistungsfähiger geworden - und dann ist es nur gerecht, daß er auch entsprechend zahlt. Alles Andere wäre eine krasse Benachteiligung von Leuten, die einen ähnlichen Vermögenszuwachs durch Arbeit erzielt haben.

Zitat
In Frankreich kann man zu Lebzeiten einen (kleinen) Teil des Vermögens schon zu Lebzeiten an seine Nachkommen "vererben" ...


Das kann man bei uns auch.

Zitat
Ich habe meiner Tochter einen Teil meines Miteigentums am gemeinsamen Haus "vererbt" und habe jetzt nur noch ein lebenslanges Recht auf Nutzniessung für diesen Teil meines ursprünglichen Eigentums.


Kann man machen. Und nur in diesem Fall kann man wirklich davon sprechen, daß das Haus "der Familie" gehört. Hat natürlich gewisse Risiken (man frage König Lear).

Die meisten Leute verzichten aber darauf, zu Lebzeiten substantielle Teile ihres Vermögens ihren Kindern zu übergeben. Was die These von "das Vermögen gehört doch der Familie" ziemlich konterkariert. Die Kinder erhalten das Vermögen (oder was davon übrig geblieben ist ...) tatsächlich und wirksam erst mit dem Erbfall, das ist für sie ein echter Zuwachs und erhöht steuerlich ihre finanzielle Leistungsfähigkeit.

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

13.11.2013 13:08
#92 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #91
Und ein Erbe ist nunmal durch den Erbfall finanziell leistungsfähiger geworden - und dann ist es nur gerecht, daß er auch entsprechend zahlt. Alles Andere wäre eine krasse Benachteiligung von Leuten, die einen ähnlichen Vermögenszuwachs durch Arbeit erzielt haben.
Kann man so sehen. Muss man nicht. Die Ungleichbehandlung bei Glücksspielgewinnen nehmen wir ja auch hin. Tatsache ist aber, dass die Erbschaftsteuer trotz dieser ihrer Begründung keine Einkommen-, sondern eine Substanzsteuer ist, denn volkswirtschaftliches Einkommen entsteht durch die Vererbung nicht. Es geht hier also nicht darum, dass sich der Staat von einem allgemeinen Mehr seinen Teil nimmt, sondern er erhöht damit seinen Anteil.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

14.11.2013 20:38
#93 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat
Die Ungleichbehandlung bei Glücksspielgewinnen nehmen wir ja auch hin.



Die Begründung hier ist, das die Besteuerung dieser Transaktion ja tatsächlich schon zeitlich kurz vorher stattgefunden hat und das nicht zu knapp. Ausgezahlt wird da direkt schon der Nettobetrag und nur der wird als potentieller Gewinn beworben und verkündet.

In vielen anderen Ländern handhabt man es tatsächlich anders. Aber ist das sinnvoll? Es führt nur zu einem verkündeten Bruttogewinn. Doch die Verkündung höherer Gewinnsummen verleitet mehr Menschen zum Glücksspiel, obwohl am Ende Netto ungefähr das gleiche heraus kommt, wie wenn die Steuer schon vorher, bei Zahlung des Einsatzes, abgezogen wird.

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FrancisoDAnconia Offline



Beiträge: 74

15.11.2013 08:33
#94 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von HR im Beitrag #88


Wenn man alleine in die richtige Richtung läuft, ist das dann wohl auch das sichere Ende.
Fazit: Lauf mit der Herde, dann läufst und liegst du richtig. Alleine laufen ist immer tödlich.


Schauen wir mal. Szenario Krieg in Schützengräben. Alle laufen in Richtung Gegner, sie in die andere Richtung. Wer wird wohl ehere überleben, wenn nicht hinter den eigenen Reihen noch welche stehen die auf "Deserteure" schiessen. Ja es ist wirklich sehr viel wahrscheinlicher das einem näher an der Mündung eines Gewehres zu stehen weniger gefährlich ist. Das leuchtet mir ein....

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

15.11.2013 15:29
#95 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat
Die Begründung hier ist, das die Besteuerung dieser Transaktion ja tatsächlich schon zeitlich kurz vorher stattgefunden hat und das nicht zu knapp.

Das verstehe ich leider nicht. Was meinst du?

Die mir bislang geläufige und auch nachvollziehbare Erklärung beruht eigentlich wieder einmal auf dem Gegensatz von Quellen- und Reinvermögenszugangstheorie. Wenn ich morgen ins Spielcasino gehe und beim Pokern rein augrund einer Laune Fortunas trotz meiner Einstufung als Fisch einen horrenden Gewinn einstreiche, winkt das Finanzamt ab. Wenn ich aber jedes Wochenende Poker spiele und dabei übers Jahr gesehen einen Gewinn in welcher Höhe auch immer erziele, werde ich zur Besteuerung herangezogen. Wobei sich der Staat witzigerweise nicht daran stört, dass er zur Begründung der Besteuerung dieselben Argumente anzuwenden pflegt, die er bei der Einstufung von Pokern als (verbotenes) Glücksspiel nicht gelten lässt. Aber das ist eine andere Geschichte.

Wer wen warum zu was verführt, ist aber darüber hinaus keine Frage, die für die Einstufung als Einkommen relevant sein sollte. Sonst kommt noch mal jemand und sagt, niedrige Erbschaftsteuern verführen zur Ermordung der eigenen Vorfahren...

--
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Techniknörgler Offline



Beiträge: 2.738

15.11.2013 19:29
#96 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #95

Zitat
Die Begründung hier ist, das die Besteuerung dieser Transaktion ja tatsächlich schon zeitlich kurz vorher stattgefunden hat und das nicht zu knapp.
Das verstehe ich leider nicht. Was meinst du?



Glückspielsteuern- und Abgaben.

Zitat

Wobei sich der Staat witzigerweise nicht daran stört, dass er zur Begründung der Besteuerung dieselben Argumente anzuwenden pflegt, die er bei der Einstufung von Pokern als (verbotenes) Glücksspiel nicht gelten lässt. Aber das ist eine andere Geschichte.



Ich erwarte vom Staat nichts anderes, als sich die Argumentation so zurecht zu legen.

Zitat

Wer wen warum zu was verführt, ist aber darüber hinaus keine Frage, die für die Einstufung als Einkommen relevant sein sollte.



Von formaljuristischen Feinheiten einmal abgesehen: Das ist hier gar nicht der Punkt. Es geht darum, dass der Staat schon vorher seine 50% umverteilt hat, bevor der Gewinn ausgeschüttet wird. Das er bei einem regelmäßigen, erfolgreichen Pokerspieler noch einmal zulangen will ist nicht konsequent, aber stört die ursprüngliche Begründung bei normalen Glückspielgewinnen nicht.

Zitat

Sonst kommt noch mal jemand und sagt, niedrige Erbschaftsteuern verführen zur Ermordung der eigenen Vorfahren...



Unpassende Polemik. Aber wenn die Steuer so erhoben werden könnte, dass die meisten gar nicht erst den Brutto-Betrag erfahren würden, sondern von Anfang an nur den Netto-Betrag vor Augen hätten, dann würde man das eventuell so handhaben.

______________________________________________________________________________

“Being right too soon is socially unacceptable.”
― Robert A. Heinlein

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.568

15.11.2013 19:42
#97 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von Techniknörgler im Beitrag #96

Zitat

Sonst kommt noch mal jemand und sagt, niedrige Erbschaftsteuern verführen zur Ermordung der eigenen Vorfahren...


Unpassende Polemik.



Ich bitte um etwas mehr Respekt vor den Klassikern der abendländischen Rechtstradition:
Marcus Tullius Cicero, Rede für Sextus Roscius
http://www.judithmathes.de/rom/republik/cicero_roscius.htm

(Nicht zuletzt, weil seit M.T.C. die unpassende Polemik den Rang einer klassischen Kunstausübung einnimmt.)

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

15.11.2013 19:46
#98 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat
Es geht darum, dass der Staat schon vorher seine 50% umverteilt hat, bevor der Gewinn ausgeschüttet wird.

Also noch gilt doch der Grundsatz der Individualbesteuerung. Dass von der Summe aller Einsätze die Hälfte nicht ausgeschüttet wird, ändert ja nichts daran, dass Einzelne in den Genuss eines z.T. erheblichen Gewinns kommen und damit im Sinn derselben Logik, die auch auf Erbschaften angewendet wird, auf "Einkommen".

Wenn wir uns hingegen darauf verständigen, dass es einfach nur darum geht, dass der Staat von irgendwelchen umlaufenden Geldern irgendwie um die 50% zusammenkriegt, können wir uns Diskussionen um Einkommensbegriffe schenken. Wäre allerdings nicht so gänzlich frei von Willkür, det Janze.

Zitat
Unpassende Polemik.

Ich fand sie sehr passend.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

Manfred Sachs Offline




Beiträge: 108

15.11.2013 20:15
#99 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #98
Ich fand sie sehr passend.

Dem schließe ich mich an...

MfG
M. S.
---
"[N]icht darauf kommt es an, daß die Menschen sich zum Liberalismus bekennen, sondern darauf, daß sie liberal werden und daß sie liberal denken und handeln." (Ludwig von Mises, Liberalismus, 1927)

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

15.11.2013 20:26
#100 RE: Wie das Recht auf Eigentum unter die Räder kommt Antworten

Zitat von Manfred Sachs im Beitrag #99
Zitat von Rayson im Beitrag #98
Ich fand sie sehr passend.

Dem schließe ich mich an...


Unpassend oder nicht, es war eine jedenfalls zulässige Polemik

Herzliche Grüße,
Andreas Döding

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