An dieser Stelle der Diskussion möchte ich noch einmal auf den ursprünglichen Beitrag von „n_schm_n“ zurückkommen. Sein Thema war: Die Gewissheit des richtigen Gottes-Dienstes. - Vielleicht war es für ihn nur eine „Fingerübung“. Trotzdem: Leitwörter seiner Betrachtung waren: „Unterdrückung“; „Unterdrückung der Wahrheit durch die Mächtigen“; Meinungsdiktat mit Hilfe „ihre(s) Gott(es)“. Seine Zielvorstellung: „Naturwissenschaft und Aufklärung sieg(en) über ihr Gottesbild“ = über das Gottesbild der Mächtigen (insbesondere der „Kirche“). Die primäre Konsequenz: Abschaffung „des bestimmenden Gottes“ über „die Klientel der zu betreuenden Schäfchen“. Seine beharrliche Forderung aufgrund dieser Konsequenz: Überwindung der individuellen „Ohnmacht“ der „zu betreuenden Schäfchen“, „einem Gott, dem man dienen kann“ und „der aus seiner Ohnmacht errettet“, dienen zu m ü s s e n! Zusammengefasst heißt seine Antwort, um vor dem Urteil „nachfolgende(r) Generationen“ bestehen zu können: „Verstand“, „eigene Mündigkeit“ in der Unsicherheit der „eigenen Ohnmacht“. -
Ja – so möchte man beipflichten: das entspricht der Haltung des Existenzialisten in heroischer Rein-Form. - Trotzdem möchte ich dieser würdigen, wahrhaft todesmutigen Haltung, die berechtigt erscheint gerade auch angesichts einer Kirche, in die man hineingeboren wird und in der man z. B. in Deutschland – als Katholik oder Protestant - ungefragt Kirchensteuer entrichten muss usw.; - und noch enger mag es in orthodoxen Nationalkirchen vorgegeben sein …- , eine wahrhaft Lebens-erhaltende Möglichkeit – wenigsten in Form einer Frage – entgegensetzen:
Wäre es in unserer gegenwärtig freiheitlich verfassten westlichen Welt nicht möglich und angebracht (oder wenigstens eines Versuches wert), in g a n z e r Freiheit (!) einem Gott zu dienen, wie ihn die Bibel in Rein-Form einer 3000-jährigen Erfahrung eines konkreten Volkes mit ihm (und seinem „Sohn“, Jesus Christus) schriftlich dokumentiert und überliefert hat? - L. Weimer hat in seinem umfangreichen Beitrag und in Kommentaren in diese Richtung argumentiert: vgl. auffrischend folgenden kurzen Diskussionsverlauf:
„Daska Zitat von Ludwig Weimer im Beitrag #6 Von dem Studium der sozialen Ameisen her will Wilson der menschlichen Gesellschaft helfen, zu erkennen, was wir sind und was uns hülfe.
Bei einer Führung über einen Stamm Blattschneide-Ameisen waren wir beeindruckt über die "Arbeitsteilung", die es dort gibt. An die 40 bis 50 "Berufe" unterschied der Ausstellungs-Leiter, der uns führte. Er wollte uns eben dies demonstrieren: Die Menschen sollten doch maßnehmen am Miteinander der Blattschneide-Ameisen. Ein Detail machte uns nachdenklich: Die Blattschneide-Ameisen erkennen einander am Geruch. Entfernt sich ein Tier, aus welchen Gründen auch immer, zu weit von der Gruppe, verliert es deren spezifischen Geruch und nimmt einen anderen an. Die Folge: Findet die Ameise zurück, wird sie durch den fremden Geruch als nicht zur Gruppe gehörig identifiziert und getötet. Und aus war es mit unserer Begeisterung für den Ameisenstaat.
Ludwig Weimer Eben, Kommentator(in) Daska, das ist ein Beispiel für den Unterschied der Gattungen Ameise und homo sapiens sapiens biblicus. Der Aufgeklärt-glaubende liebt auch den Feind und führt keine (Angriffs-)Kriege. Er kooperiert w i e die Blattschneideameise, aber mit einem Ziel, das nicht nur ihm (persönlich; die Ameise ist keine Person) dient. Er handelt nicht a l s wäre er Ameise. Als Christ soll ich den andern mögen, selbst wenn ich "ihn nicht riechen kann". Die Glaubensfreiheit bildet einen weiteren Unterschied; niemand muss zu diesem Ameisenhaufen Kirche gehören und erst recht nicht zu einem bestimmten konfessionellen und auch nicht zu einer Untergruppe. Das Christentum hat nicht nur den Personbegriff erfunden, sondern auch die individuelle Freiheit zu einem (oder zu keinem) Glauben. Das nennt die spirituelle Tradition die unterschiedliche "Berufung", weil es keine menschlich-organisierbare Verwaltungskategorie ist, sondern ein persönliches Geheimnis, eine je einmalige lebensgeschichtliche unverfügbare Entscheidung und Größe; eher ein Charisma und keinesfalls eine gesetzliche Verpflichtung. Niemand mehr kann z. B. einer der zwölf Apostel sein, nicht einmal einer der paar tausend römisch-katholischen Bischöfe. Kein Heiliger gleicht einem anderen ganz. Originale sind gefragt. Die Ameisen leben ihre Art und töten den fremden Eindringling. Die Christen müssen sogar den großen Ausreißer ohne Schuldvorwürfe wieder empfangen, siehe die berühmte Geschichte Jesu vom Verlorenen Sohn.“ ---
Zusätzlich sei daran erinnert, dass es zur Zeit des aufkommenden Nationalsozialismus und seiner allgemein verordneten menschenverachtenden Macht-„Religion“ u. a. die beiden großen Kirchen waren, die dem ein entsprechendes Programm entgegenzusetzen hatten: Die evangelische Kirche die „Barmer Theologische Erklärung“ (1934), die katholische Kirche die päpstliche Enzyklika „Mit brennender Sorge (1937). Zwei Stellen aus „Mit brennender Sorge“: 1. „Wer die Rasse, oder das Volk, oder den Staat, oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt oder andere Grundwerte menschlicher Gemeinschaftsgestaltung – die innerhalb der irdischen Ordnung einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz behaupten – aus dieser ihrer irdischen Wertskala herauslöst, sie zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und verfälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge. Ein solcher ist weit vom wahren Gottesglauben und einer solchem Glauben entsprechenden Lebensauffassung entfernt.“ 2. (in deutlicher paradoxer Spannung zu 1 formuliert): „Nur oberflächliche Geister können der Irrlehre verfallen, von einem nationalen Gott zu sprechen, können den Wahnversuch unternehmen, Gott den Schöpfer aller Welt, den König und Gesetzgeber aller Völker, vor dessen Größe die Nationen klein sind wie die Tropfen am Wassereimer, in die Grenze eines einzelnen Volkes, in die blutmäßige Enge einer einzelnen Rasse einkerkern zu wollen.“
Die Geisteswissenschaft ist angesichts der vielen Naturwissenschaftler in diesem Blog unterrepräsentiert. Das würde nichts machen, wenn nicht zugleich eine breite Kluft zwischen den beiden Erfahrungs- und Denkwelten sich zeigen würde - ein Erbe der Aufklärungsgeschichte, wobei unser Motto vom Aufklärer Wolff etwas Anderes erwarten ließe.
Zum frühen Tod von Frank Schirrmacher war fast gar nichts zu lesen, um so mehr besorgten das die Zeitungen. Ich schrieb daher für uns hier ein kleines Erlebnis auf. Es passt gut zu dem hier diskutierten Dialog-Vorschlag zwischen Aufgeklärten und aufgeklärten Gläubigen.
Sie finden es im kleinen Zimmer unter: Nola Offline 12.06.2014 18:16 RIP Frank Schirrmacher
Zitat von Ludwig Weimer im Beitrag #29Die Geisteswissenschaft ist angesichts der vielen Naturwissenschaftler in diesem Blog unterrepräsentiert. Das würde nichts machen, wenn nicht zugleich eine breite Kluft zwischen den beiden Erfahrungs- und Denkwelten sich zeigen würde - ein Erbe der Aufklärungsgeschichte, wobei unser Motto vom Aufklärer Wolff etwas Anderes erwarten ließe.
Lieber Herr Weimer,
vielleicht sind nicht die Geisteswissenschaftler selbst unterrepräsentiert (die Verteilung ist gar nicht so einseitig), sondern nur das geisteswissenschaftliche Sprachspiel?
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Zitat von Meister Petz im Beitrag #30vielleicht sind nicht die Geisteswissenschaftler selbst unterrepräsentiert (die Verteilung ist gar nicht so einseitig), sondern nur das geisteswissenschaftliche Sprachspiel?
Bei mir hat das "geisteswissenschaftliche Sprachspiel" tatsächlich keinen Anhänger. Grundsätzlich bin ich interessiert in Philosophie und Ideengeschichte, kann aber überhaupt nichts mit bestimmten modernen geisteswissenschaftlichen Übungen anfangen. Assoziatives Philosophieren lehne ich beispielsweise ab. Für mich hat auch Philosophie oder Theologie "more geometrico" stattzufinden, sonst verdunkelt man die Grundlagen und Herkünfte der Ideen anstatt sie zu erhellen. Geschichtlich ist das ja durchaus der Fall. Die Scholastik hat beispielsweise eine Beweisstrenge gepflegt, die in der Mathematik erst im 19. Jahrhundert (wieder)eingekehrt ist. Bisweilen waren die Ergebnisse trotzdem nicht so richtig, aber man konnte immerhin erkennen, wo die Irrtümer herkommen.
Ganz anders das Moderne. Nehmen wir zum Beispiel den Vielschreiber Karl Marx. B16 hat gewürdigt, daß die "soziale Frage", die Sorge um die Armen ein legitimes Motiv bei Marx war. Allerdings war die Wahl der Mittel und der weitere Gang seiner Philosophie verkehrt, so daß man am Ende meinte, die Armut bekämpfen zu können, indem man den Menschen die Mittel zum Erwerb wegnehme. Damit dieser plumpe Unsinn nicht ganz so augenscheinlich wird, hat man sich einer verdunkelnden Sprache bedient, die manche ehrfürchtig als intellektuell bezeichnet.
War das dieser Blattmacher, der die beiden verläßlichsten Schmuckstücke der Zeitung, das freitägliche Magazin und die Tiefdruckbeilage "Bilder und Zeiten", entsorgte & statt dessen bunte Bildchen ins Feuilleton & auf die Titelseite hob, deren völlige Überflüssigkeit nur noch von ihrer Nichtssagenheit übertroffen wurde? (Harald Schmidt unkte damals, er freue sich schon auf "das nackte Mädchen auf Seite 3"). Der die Weltsicht im Feuilleton um die Perspektiven der zeitgenössichen Wissenschaften erweitern wollte & es schaffte, zwei volle Generationen von Redakteuren zu vergraulen, die er selbst ins Boot geholt hatte? Der dafür sorgte, daß keine Romane mehr vorabgedruckt werden & dafür auf Comics setzte (die Sonderbuchreihe vom Sommer 2005, als das pp. Bildungsbürgertum seinen Horizont erkenntnisbringend um Superman und die Schlümpfe erweitern sollte, war mit Sicherheit der Tiefpunkt der Schirrmacher'schen Ägide.) Nichts gegen Tagescomicstrips: aber wer den unfaßbar verspießernden "Strizz" (der mal als politischer Tageskommentar lanciert worden war) neben Doonesbury, die Ikonizität der Peanuts oder gar (ein thought crime, das nur zu denken) Bill Wattersons "Calvin and Hobbes" hält, bekommt eine Ahnung von Unterschied zwischen gut & gut gemeint. Dessen Idee, die "Entschlüsselung des menschlichen Erbguts" dem Publikum nahezubringen, darin bestand, sieben Zeitungsseiten, ohne Unterbrechung, 5-spaltig, mit Craig Venters persönlicher Chromosom-23-Sequenz vollzupflastern, (27.6.2000). ("Wissenschaft" als Zirkus & pia fraus: Venter hatte das a) als "gestreutes Sample" belogen; b) über den Grad der Entschlüsselung gelogen & ist c) von seiner Firma daüfr bei erster Gelegenheit gefeuert worden). Und dessen Blatt infolge solcher Mätzchen mittlerweile finanziell am Abgrund angelangt ist. (Na gut, fürs Zeitungssterben konnte er nichts, aber hilfreich ist solcher Klimbim einem darbenden Blatt noch niemals & nirgends gewesen. Hätte er bei William Randolph Hearst oder Horace Greeley oder Harold Ross nachlesen können, wenn er nicht so heftig damit beschäftigt gewesen wäre, irgendwelche Zeitgeist-Dampfplauderer mißzuverstehen.)
Der Gegensatz zwischen Geistes- & Naturwissenschaft, sciences & humanities, läßt sich weiter zurückführen: In der Philosophie gibt es ja das ondit, daß alle (nach-aristotelische) Philosophie zum einen aus Fußnoten zu Platon & zum anderen zu Aristoteles besteht. Platon steht dann für die nichtwiederlegbare Variante des Glasperlenspiels, das mit einem hohen Einsatz von Rhetorik (oder bös: Sophisterei) arbeitet; während Aristoteles auf die Metaphysik verzichtet & nachprüfbare Aussagen über die Welt trifft; weshalb es auch wichtig ist, daß fast alle These des Naturphilosophen A. schlicht falsch sind: sie sind wiederlegbar; die Platonschen Mythen sind es nicht. Die Variante dieser grundsätzlichen Ausageformen im späten 20. Jahrhunderts hat sich um die "zwei Kulturen" im Gefolge von C. P. Snows Rede Lectures von 1959 kristallisiert. Alle 20 Jahre wird dieser Gegensatz wieder betrachtet, ohne daß sich die Positionen ändern würden (allerdings behaupten seit 1963 alle Kontrahenten stets, mittlerweile sei von dem Gegensatz nichts mehr übrig.) Als Schirrmacher beschloß, dem FAZ-Feuilleton eine neue Ausrichtung zu geben, war das eine eindeutige Aufnahme des Snowschen Desiderats; der Startschuß war Enzensbergers Eröffnungsrede auf dem Deutschen Mathematikertag 1998, "Zugbrücke außer Betrieb". Das unterschied sich zunächst nicht von dem Programm, daß in den USA John Brockman zwei Jahre vorher als !"The Third Culture" lanciert hatte: der Versuch, ein Kaleidoskop von Perspektiven aus den Naturwissenschaften, aber auch Informatik oder Hirnforschung, mit in die Großen Zeitfragen einzubinden, die eben doch imer noch entweder eine politologische oder geisteswissenschaftliche Prägung haben. Bei so einigen Debatten nach 2000 war aber der Eindruck wie gehabt: da konnten Fachleute über Physik oder Neurowissenschaft schreiben & die Gegenseite verstand sie nicht, nicht die Ergebnisse, nicht die Methoden, nicht die Sicht auf die Welt, nicht einmal den Fakt, daß sie sie überhaupt nicht verstanden. (Frau Lewitscharoff hat vor kurzem ein Paradebeispiel für diese Art von Blindheit abgelegt.) Ab seinen Buchprojekten, spätestens seit Minimum und Payback. war klar, daß Schirrmacher die Sicht des Naturwissenschaftlers nicht nur fremd, sondern verschlossen war. Ds blieb kein Mittler zwischen den beiden Camps des Weltwissens übrig, sondern ein Modephilosoph. Er ist immer ein Geisteswissenschaftler geblieben. Er war meinungsfreudig, & seine Meinungen waren durch die Bank falsch - und die Perspektive des Naturwissenschaftlers setzt voraus, daß Thesen & Modelle falsch, nichtzutreffend, ungültig sein können, daß dies entschieden werden kann & das Ergebnis nichts mit der Haltung, Wertung oder der Politik des Betrachters zu tun hat. Für Schirrmacher waren die Antworten immer Politik; & seine Politik war kulturkonservativ, auf jene Weise, die dem Kulturkonservatismus keinen guten Beiklang verleiht.
Zitat Die Geisteswissenschaft ist angesichts der vielen Naturwissenschaftler in diesem Blog unterrepräsentiert. Das würde nichts machen, wenn nicht zugleich eine breite Kluft zwischen den beiden Erfahrungs- und Denkwelten sich zeigen würde - ein Erbe der Aufklärungsgeschichte, wobei unser Motto vom Aufklärer Wolff etwas Anderes erwarten ließe. (Ludwig Weimer, #29)
Zitat In der Philosophie gibt es ja das ondit, daß alle (nach-aristotelische) Philosophie zum einen aus Fußnoten zu Platon & zum anderen zu Aristoteles besteht. Platon steht dann für die nichtwiederlegbare Variante des Glasperlenspiels, das mit einem hohen Einsatz von Rhetorik (oder bös: Sophisterei) arbeitet; während Aristoteles auf die Metaphysik verzichtet & nachprüfbare Aussagen über die Welt trifft; weshalb es auch wichtig ist, daß fast alle These des Naturphilosophen A. schlicht falsch sind: sie sind wiederlegbar; die Platonschen Mythen sind es nicht. Die Variante dieser grundsätzlichen Ausageformen im späten 20. Jahrhunderts hat sich um die "zwei Kulturen" im Gefolge von C. P. Snows Rede Lectures von 1959 kristallisiert. (Ulrich Elkmann, #33)
Ludwig Weimers Analyse
Zitat das würde nichts machen, wenn nicht zugleich eine breite Kluft zwischen den beiden Erfahrungs- und Denkwelten sich zeigen würde
wird durch die einleitenden Worte zu Snows Vortrag, auf den Ulrich Elkmann hinweist, bestätigt:
Zitat Die zwei Kulturen … So, wie mein Leben verlaufen ist, mußte ich mich irgendwann mit diesem Problem befassen. … Meiner Ausbildung nach war ich Naturwissenschaftler, meiner Berufung nach Schriftsteller. … Ich hatte das Glück, eine der großartigsten schöpferischen Epochen der Physik aus nächster Nähe beobachten zu dürfen. Und die Fügungen des Krieges … brachten es mit sich, daß ich in der Lage, ja sogar moralisch verpflichtet war, diesen Beobachterposten seither ohne Unterbrechung beizubehalten. … Es ist oft genug vorgekommen, daß ich meine Dienststunden mit Wissenschaftlern verbrachte, um dann abends mit ein paar Schriftstellerkollegen loszugehen. … Dieser Verkehr mit beiden Gruppen und mehr noch, glaube ich, das regelmäßige Pendeln von der einen zur anderen war daran schuld, daß mich ein Problem nicht mehr losließ; ich hatte es, lange bevor ich es zu Papier brachte, für mich selber die »zwei Kulturen« – getauft. (C. P. Snow, Die zwei Kulturen, 1959)
Snow kann einen epochalen Vortrag halten, der die beiden Welten der Natur- und Geisteswissenschaften zumindest verbal zusammenführt, weil er die zugrunde liegende Problematik am eigenen Leib erfahren hat.
Erfahrung als Quelle der Erkenntnis? Ist das jetzt ein naturwissenschaftlicher oder ein geisteswissenschaftlicher Gedanke?
Ulrich Elkmanns Hinweis auf Platon und Aristoteles gefällt mir immer besser, eröffnet mir eine weitere Denk- und Erfahrungswelt.
Die Geisteswissenschaft ist angesichts der vielen Naturwissenschaftler in diesem Blog unterrepräsentiert. Das würde nichts machen, wenn nicht zugleich eine breite Kluft zwischen den beiden Erfahrungs- und Denkwelten sich zeigen würde - ein Erbe der Aufklärungsgeschichte, wobei unser Motto vom Aufklärer Wolff etwas Anderes erwarten ließe.
Das macht auch so nichts. Das philosophische Motto führt die "Gedanken von Gott" neben denen über die Seele des Menschen, der Welt und - von allen Dingen überhaupt, auf. Da wird die breite Kluft, die ich in Deutschland bei der Überrepräsentanz der Geisteswissenschaft zu Lasten der Naturwissenschaft gar nicht erkennen kann, gar nicht erst aufgetan. Somit gibt es m.E. auch nicht viel zu schließen. Dieser Blog ist sehr bewusst bemüht der Wortakrobatik des deutschen Feuilletons ein paar fassbare, konkrete Aussagen entgegenzustellen; auf das man auch über sie kontrovers diskutieren kann. Bei der Masse an oft logik- und thesenfreien Publikationen in diesem Bereich der deutschen Presselandschaft ist es auch eine Frage der Prioritätensetzung worauf Autoren eingehen. Oder eben nicht.
Zitat von Ludwig Weimer im Beitrag #29Zum frühen Tod von Frank Schirrmacher war fast gar nichts zu lesen...
Ihm zuliebe, aus Respekt. Zu seinen Lebzeiten hatte er hier nur wenig geistige Nachbarschaft.
Zitat von Simon im Beitrag #26 Vielleicht war es für ihn nur eine „Fingerübung“.
Es war keine Fingerübung. Es war das Niederschreiben eines Nadelausschlags in meinem inneren Wertekompass. Ich lese diese Diskussion hier mit großem Interesse und merke dabei, wieder einmal, wie schwer es mir fällt manchmal zu folgen. – weil ich einfach viel zu wenig weiß.
Zitat von Simon im Beitrag #26 Leitwörter seiner Betrachtung waren: [...] Zusammengefasst heißt seine Antwort, um vor dem Urteil „nachfolgende(r) Generationen“ bestehen zu können: „Verstand“, „eigene Mündigkeit“ in der Unsicherheit der „eigenen Ohnmacht.
Sie haben meine Gedanken sehr prägnant zusammen gefasst, so dass mir bei dieser Lesart sogar selbst noch einige Dinge klar werden.
Zitat von Simon im Beitrag #26 Ja – so möchte man beipflichten: das entspricht der Haltung des Existenzialisten in heroischer Rein-Form. - [...] Trotzdem möchte ich dieser [...] Haltung [...] wenigsten in Form einer Frage – entgegensetzen: ….
Dazu zwei Anmerkungen: - Auch wenn es sich so lesen mag, war mein Beitrag nicht als Haltung gemeint. - Meinem Beitrag an sich müssen viele Fragen entgegengesetzt werden. Unbedingt. Ich selbst aber verstand meinen Beitrag als das Entgegensetzen eines fremden Gedankens zu der von mir bei vielen Menschen wahrgenommen Lebenswirklichkeit.
Mir ist inzwischen klar geworden, dass man meinen Text unmöglich so verstehen kann, wie ich ihn meinte, wenn man ihn nicht aus meiner eigenen Lebenswirklichkeit heraus wahr nimmt. Und diese meine Lebenswirklichkeit ist wesentlich determiniert durch die von Ulrich Elkmann angesprochenen „Zwei Welten“. Eine kindliche Welt der Wunder wurde abgelöst und überfordert durch eine naturwissenschaftliche Sicht eines Physikers und nun stehe ich fassungslos daneben, wie viele Menschen einen anderen Prozess zu durchleben scheinen: Anstelle, dass Sie sich einer Welt öffnen, welche nur überfordern kann, ersetzen sie die Wunder ihrer Kindheit mit ihren eigenen, neuen Wundern.
Etwas, was wohl bei jedem Studenten verfängt, der sich mit Naturwissenschaften beschäftigt, ist die Tatsache, dass es keine Wahrheiten gibt. Es gibt Theorien. Diese werden bestätigt oder falsifiziert. Und selbst wenn sie bestätigt werden, ist immer noch nicht geklärt ob sie im weiteren Verlauf nicht weiter präzisiert oder geändert werden müssen, um ein exaktes Weltbild zu beschreiben. Wissenschaft ist immer Suche und Zweifel. Niemals Wahrheit. Von dieser Sicht aus muß es einfach irritieren, wenn mit einem (wie auch immer gearteten Wahrheitsbegriff) argumentiert wird. Und ich nehme in meiner (direkten) Umwelt einen inflationären Gebrauch von unverrückbaren Wahrheiten wahr. Atomkraft ist böse, Fleischkonsum schlimm, Homöopathie gut, Chemie schlecht, Antibotika schlecht, Gentechnik schlecht, … diese Aufzählung kann beliebig fortgesetzt werden. Ich habe da zum Teil sehr groteske persönliche Beispiele parat. Und diese Wahrheiten dominieren unsere Welt. Unhinterfragt.
Insofern möchte ich meinen Gastbeitrag auch keinesfalls als Religionskritik verstanden wissen. Letztendlich habe ich nur aus eigener Empirie die Wahrnehmung, dass religiöse Menschen mitunter gerne den Wahrheitsbegriff mißbrauchen, um die Welt zu formen. Da dieser Mißbrauch der Wahrheit heutzutage allenthalben zu finden ist, assoziierte ich den zeitgeistigen Wahrheitsgebrauch mit „klassischer“ Religion. Auch in der Hoffnung, dass manchem Jünger des Zeitgeistes (welche ja oftmals sehr kirchenkritisch sind) darüber klar wird, wie sehr er sich in den Normen dessen bewegt, was er selbst für bedenklich hält.
Ich selbst lebe in meiner Ohnmacht. Unternehme trotzdem immer wieder Versuche, ihr zu entfliehen. Mir ist das Stoßgebet ebenso bekannt, wie die Sehnsucht nach einem Gott. Der besitzt von Wahrheit, berechtigt zu Moral, welche absolut ist. Absolute Moral endet im Verbrechen. Deswegen wähle ich die Ohnmacht, ohne Sie ertragen zu können.
Setzen Sie meinem Gastbeitrag, setzen Sie meinen Gedanken Ihre Kontrapunkte entgegen. Das ist notwendig. Ich selbst wollte dem Zeitgeist meine Kontrapunkte entgegen setzen, weil alles in mir schreit, dass es notwendig ist. Es ist notwendig absoluten Wahrheiten, aus denen uns absolute Moral droht, den Spiegel vorzuhalten, damit sie ihre verzerrten Fratzen erkennen können. Wenn wir die eigene Ohnmacht verleugnen, setzen wir den ersten Schritt in Richtung Unrecht. So war mein "Bestehen vor zukünftigen Generationen" gemeint.
In meiner Fixierung auf Gott habe ich vielleicht meine eigentliche Absicht verfehlt. Ich wollte nicht sagen, dass Religion bzw. Kirche nur ein Gesicht hat. Sie kann viele Gesichter haben. Ich wollte sagen, dass der Mensch nicht imstande ist, sich seiner eigenen Ohnmacht zu stellen und er dazu Wahrheiten kreiert, aus denen dann immer Unheil droht. In der Religion wurde das mitunter praktiziert und heute wird es wieder praktiziert. Von einem Lebensgefühl, dass die Religion sehr argwöhnisch beäugt. Man darf an Gott glauben. Man darf jedes Lebensgefühl haben. Aber man darf, man kann sich nicht im Besitz einer Wahrheit wähnen. Das ist der Beginn des Unglücks.
Und so verstehe ich persönlich auch mittlerweile den Satz aus dem Schimmelreiter.
„Auch Gott kann nicht immer wie er will, sondern nur wie seine Weisheit es ihm vorschreibt.“
Mit diesem Satz "erkennt Gott an", dass es keine Wahrheit gibt. Auch nicht seine eigene. Es gibt seine Weisheit, seinen Verstand und der ist, ohne Wahrheit, immer verbunden mit Zweifel. Mit Ohnmacht.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
\"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit.\" - Montesquieu
zunächst zu Ihrer Schirrmacher-Kritik: die Bedenken im Nachruf von Jens Jessen in DIE ZEIT von heute (18.Juni)sind ähnlich wie Ihre Einwände, nur nicht so informativ. Dank also, dass das Thema doch noch besprochen ist. Die Mitarbeiter - die dablieben (um auf Sie einzugehen) - haben ihn als geniales 'Kind' beschrieben. "Seine Augen waren nicht verdorben", das hatte ich zitiert, weil es mir vorkam wie eine unerwartbare Schatzinsel. Persönlich kenne ich nur wenige kirchliche Journalisten, und darunter ist leider kein engelhaftlauterer.
Die halbseitige Traueranzeige mit dem Text "Du über alles erhabener Geliebter, / Du hast uns nicht verlassen./ ... Wir lieben und verehren dich so" habe ich zu meiner Akte "Nachmetaphysische 'Religion'" gelegt, als Beispiel.
Zum von mir ersehnten Dialog zwischen Natur- und Geisteswissenschaftlern (und Theologen): Die spezialisierten Einzelwissenschaften machen ihn heute sehr schwierig, vor allem, da er schon zwei Jahrhunderte lang abgerissen ist. Im deutschen Sprachraum gibt es derzeit z. B. keinen von Haus aus gelernten Biologen oder Physiker, der dann katholische Theologie studiert hätte; es gab wohl Versuche, dass Theologen sich in die Naturwissenschaft einarbeiteten, aber nicht überzeugend. Popularisierer waren obendrein ein hinderlicher Störfaktor. Ich habe am Gymnasium nicht einmal Chemie als Fach gehabt (Biologie war mein Lieblingsfach), dafür sechs Jahre Griechisch und freiwillig ein Jahr Hebräisch, weil ich ursprünglich Alttestamentler werden wollte. Im Studium haben mich dann die Philosophen ergriffen und ich entdeckte meine Leidenschaft für fundamentaltheologische Fragen. Über eine gewisse Einseitigkeit kommt man nicht hinaus, wenn man kein Genie ist, daher suche ich die Lösung im dialogisierenden Lernen.
Ein Aufgabenbeispiel für die Fundamentaltheologie: Ein transzendenter Gottesbegriff wie der jüdisch-christliche verlangt - das wird leider oft verschlampt - ein Nichteingreifenkönnenwollen in die Welt. Ist Gott dann nicht zur Untätigkeit verdammt, absolut ohnmächtig, wenn Menschen nicht in seinem Namen handeln? Wieso aber handelt dann er und nicht nur ein Mensch? Wann ist eine 'simultane Interaktion' nicht nur eine Märchenbehauptung? Und wie gehen Freiheit Gottes und Freiheit des Menschen zusammen? Wie beim Bösen?
Oder: Angesichts der Astrophysik bekommt die Theologie z.B. eine neue Frage im Traktat Christologie: Was wird, wenn auf einer zweiten Erde erlösungsbedürftige Wesen und ein Erlöser existieren, aus dem Dogma, Jesus auf dem Planeten Erde sei "einziger Sohn" Gottes? Das Problem gibt es insofern, als es (nur) in Köpfen existiert. Joseph Ratzinger hat es daher übergangen, Karl Rahner hat es anzugehen versucht. Mit der Ebene Wissenschaftsphilosophie ist es nicht zu lösen, auch nicht durch eine kultursoziologische Relativierung. Agnostiker können das Problem nicht einmal als echtes erkennen, da sie Mose, Buddha, Jesus usw. ebenso auf einer Linie sehen müssen wie Dante, Shakespeare, Goethe usw. auf deren poetischer Ebene.
Nicht, dass Naturwissenschaftler und Theologen zusammen eine Dogmatik schreiben könnten, indem jeder einen angefangenen Halbsatz ergänzt. Es geht einfach darum, die weltbildhafte Basis für die Sprache zu gewinnen. Erschwerend ist, dass die Unterscheidung zwischen 'Religion in den Grenzen des Menschen' und 'biblischer Aufklärung' heute den Kirchen abhanden gekommen ist. Kierkegaard hatte sie wiedergefunden, auf seine Weise, und Karl Barth hatte sie nach dem I. Weltkrieg auf seine Weise formuliert, als bloßes contra. Erst am Ende seiner Laufbahn bemerkte er, dass er vergessen hatte, bei der menschlichen Erkenntnisfähigkeit zu beginnen (er verließ sich ganz auf das Wahrsein des WORTES Gottes in Jesus). Kierkegaard war Kritiker der dänischen Staatskirche, Barth war Calvinist. Leider war da kein Katholik, dessen Sache immer die Synthese von Vernunft und Glaube sein muss, der sich der Sache Religionskritik annahm. Außer Newman. Die Tübinger Mitte des 19. Jahrhunderts stoppte Rom bei ihrer Antwort auf Hegel und Darwin. Sonst hätten wir Katholiken 100 Jahre gespart und nicht bis zum II. Vaticanum warten müssen. Und nun zeigte sich auch, dass nur eine Wiederanknüpfung an die jüdische Wurzel unsere christliche Theologie retten kann...
Ich habe diese angerissenen Themen neben Ihre klugen Worte gesetzt, damit man die Ferne voneinander und damit den Reiz der Verständigung sieht.
Was ist schrecklicher im Leben, als in das Grab seines Kindes gucken zu müssen?
Das ist ihm erspart geblieben, sein Baby FAZ hat ihn überlebt.
Die aussichtslosen Mätzchen bei der der Produktgestaltung wurden bereits treffend beschrieben. Das Produkt soll durch Bilder und viel weiße Fläche dicker, also gehaltvoller erscheinen als es ist. Der Kostenfaktor Papierverschwendung erscheint vermutlich tragbar. Wenn der Kunde im Wesentlichen Text, also bedeutend weniger Papier in der Hand hätte, würde das wohl massiv vom Kauf abschrecken.
Auf dieser Ebene liegen auch die nur noch langweiligen Breitseiten gegen alle IT-Aspekte, die - rein zufällig - dazu geeignet sein könnten, der alten Tante gedruckte Tageszeitung das Leben - weiterhin - schwer und noch schwerer zu machen, zuletzt das orgiastische Bejubeln von Jaron Lanier angesichts des Buchhändler-Preisverleihung im Herbst. Der wird - als Kritiker von "Schwarmintelligenz" und ähnlichem Teufelszeug - in der Hellerhofstraße offenbar als "einer von uns" eingemeindet.
S. sah sich wohl gerne in der Tradition der autoritativen Publizisten à la Augstein sen. et al. mit Wichtigkeits- und Beeinflussungsgehabe. Allein, die netzartigen Strukturen heutzutage passen da nicht mehr.
Aber schön waren die Zeiten doch auch, gell, als die gedruckte FAZ (oder die anderen) für 's Tagespolitische noch die erste Adresse waren, der Spiegel am Montag noch was Spannendes hatte, oder die ehemals liberale Zeit entspannten Genuss fürs Wochenende feil bot.
Alles vorbei…..schade eigentlich…..muss man auch mal sagen .
Zitat von Ludwig Weimer im Beitrag #37Im deutschen Sprachraum gibt es derzeit z. B. keinen von Haus aus gelernten Biologen oder Physiker, der dann katholische Theologie studiert hätte; es gab wohl Versuche, dass Theologen sich in die Naturwissenschaft einarbeiteten, aber nicht überzeugend.
Lieber Herr Weimer, was ist denn mit den Herren Bauberger SJ und Kummer SJ, der erstere Physiker, der letzte zwar schon emeritiert, aber Biologe. Vielleicht sehe ich Ihre große "Kluft" deshalb nicht, weil ich den besagten meine Einführung ins Thema Naturphilosophie(und damit auch mein Verständnis davon) verdanke.
Gruß Petz
"The problem with quotes from the Internet is that it is difficult to determine whether or not they are genuine" - Abraham Lincoln
Danke für die Hinweise; ich hatte deutsche Namen im Sinn, die hierzulande öffentlich diskutiert werden, deshalb konnte ich z. B. Teilhard de Chardin SJ nicht nennen, und die Lektüre seiner Bücher hat mir in der Studentenzeit dazu geholfen, noch in der Kirche mitzupraktizieren. Pater Bauberger, Zen-Meister, in allen Ehren! Ich kenne ihn nicht, aber ich schätze viele Jesuiten. Ich finde im Netz als Umschreibung seiner Synthese: "Vielmehr sei eine religiöse Perspektive Ausdruck einer Weltsicht, die Bewertungen wie "gut", "schön" oder "sinnvoll" einschließe - einer Weltsicht, die begründet sei in einem grundlegenden menschlichen Bedürfnis nach Sinn, das die Naturwissenschaft nicht erklären oder erfüllen könne." Für einen Laien zeigt Wikipedia keinen Hinweis auf die Problematik, die ich oben schilderte, und die mich interessiert hätte, als ich suchte und enttäuscht war (Teilhard galt als zu optimistischer Mystiker). Pater Kummer SJ war im Hauptamt Philosoph. "Seine Forschungsschwerpunkte sind die Philosophie des organismischen Werdens: Keimesentwicklung, Lebensentstehung, Ganzheitstheorie des Organismus. Zudem befasst er sich mit Bioethik: Lebensbeginn des Menschen, Stammzellforschung. Weitere Themen sind das Verhältnis von Evolution und Schöpfung und die Kreationismus-Kritik." Ich habe auch den interessanten Einsiedlerbienenforscher Haas SJ gelesen. Nur auf meine religionskritischen Fragen fand ich keinen, der weitergewusst hätte. "Sinn" und "Lebenshilfe" aus der Religion war mir zu wenig. Wenn das Christentum auch nur eine Religion wäre, wollte ich lieber das schöne Ägypten lieben und dorthin zurückkehren, im Bild gesagt.
Vielleicht verstehen Sie meine sehr persönlich-unkonventionelle Erwartung an das Christentum. Herzlichen Gruß, Ludwig W.
Zitat von Ludwig Weimer im Beitrag #37Sonst hätten wir Katholiken 100 Jahre gespart und nicht bis zum II. Vaticanum warten müssen.
Wieso nicht zum I. Vaticanum? Die dogmatische Konstitution "Dei filius" hat grundsätzliches zum Verhältnis zwischen Glaube und Wissenschaft gelehrt. Auch in den modernen Katechismen sind diese Lehren enthalten. Ist es nicht vernünftig und einsichtig, zu sagen, "dass es eine zweifache Ordnung der Erkenntnis gibt, verschieden nicht bloß im Prinzip, sondern auch im Gegenstand. Im Prinzip: denn in der einen Ordnung ist es die natürliche Vernunft, mit der wir erkennen, in der andern der göttliche Glaube. Im Gegenstand: weil uns der Glaube außer den Wahrheiten, zu deren Erkenntnis die natürliche Vernunft gelangen kann, noch Geheimnisse vorlegt, die, weil in Gott verborgen, ohne göttliche Offenbarung unmöglich erkannt werden können." ?
Ich lese diese Erklärung so: Vernunft (verstanden als Naturwissenschaft) ist objektiv. Gottes wesentlicher Zug ist aber nach christlicher Lehre, kein Objekt zu sein, sondern handelndes Subjekt. Umgekehrt wird eine objektive Beschreibung menschlichen Verhaltens durch wissenschaftliche Modell seiner Subjektnatur nicht gerecht: Wir haben zum Beispiel einen freien Willen. Freien Willen etwa in psychologischen Experimenten zu modellieren, würde jede statistische Auswertung unmöglich machen. Es wäre wie ein zufälliger probandenabhängiger Effekt, der noch dazu mit dem Experiment interagiert. Dies würde auf nicht testbare Hypothesen hinauslaufen. Deswegen schließt man die Erscheinung "freier Wille" systematisch aus. Man erhält dadurch interpretierbare und in diesem Modell valide Resultate, aber hinterher muß man sich klar darüber sein, daß man diese einschränkende Annahme gemacht hat. Unzulässig wäre die Interpretation, man könne durch seine Studie nun prognostizieren, wie ein Mensch sich unter bestimmten Bedingungen verhalten würde und es gäbe keinen freien Willen, denn daß es dafür statistisch erfaßbare Determinanten gäbe, hat man als Annahme hineingesteckt.
Sie führen eine Idee von P. Bauberger SJ an: "Vielmehr sei eine religiöse Perspektive Ausdruck einer Weltsicht, die Bewertungen wie "gut", "schön" oder "sinnvoll" einschließe - einer Weltsicht, die begründet sei in einem grundlegenden menschlichen Bedürfnis nach Sinn, das die Naturwissenschaft nicht erklären oder erfüllen könne." Ich glaube, das ist eine sehr treffende Beschreibung. Philologisch können Sie mir sicher bestätigen, daß der griechische Begriff von Wahrheit, den wir auch in der Naturwissenschaft begegnen, die Übereinstimmung von Tatsache und Aussage beschreibt. Das ist objektiv. Der hebräische Begriff hingegen beschreibt eher eine Nützlichkeit, hilfreich und treu zu sein; eine subjektive Eigenschaft. In diesem Sinne kann Gott wahr sein, im objektiven griechischen Sinne nicht, weil Gott keine Aussage ist.
In diesem Sinne sollte man aber auch das Programm der Wissenschaft festlegen. Wissenschaft dient nicht der "Befreiung von unverstandenen Mächten" (Dutschke), sondern der Lieferung von Evidenz, die wiederum in den hilfreichen Künsten (Ingenieurskunst, Medizin, Staatskunst) dem Menschen nützlich sein soll. Wissenschaft soll und kann sich nicht in das subjektive Be- und Empfinden der Menschen einmischen. Daher betrieb beispielsweise ein Dawkins mit seinem Polemiken eine unzulässige Grenzüberschreitung. Daher ist es beispielsweise auch nicht empfehlenswert, durch Lektüre psychologischer Literatur an sich und dem Seelenleben seines Umfeldes "herumzudoktorn". Beides sind populäre Mißverständnisse und Mißbräuche der Wissenschaft.
An "nachdenken_schmerzt_nicht", da Sie mich direkt angesprochen haben:
Ich freue mich, dass Sie sich in diesen Thread, der inzwischen - wie ich im Betreff sehe - eine erweiterte Ausrichtung erhalten hat, nicht nur einschalten, sondern Ihr Anliegen, das Sie in einem vorausliegenden Beitrag ausführten, angenommen und verstanden wissen - es selber weiter erhellen und versichern, dass Sie dankbar nach Antworten Ausschau halten. - Da sich gerade die Beiträge überstürzen, sodass man ihnen kaum folgen kann, ist es mir im Augenblick nicht möglich und wohl auch nicht nötig, Ihnen mehr als meinen persönlichen Dank dafür auszusprechen.
Zitat von Simon im Beitrag #26 Vielleicht war es für ihn nur eine „Fingerübung“.
Es war keine Fingerübung. Es war das Niederschreiben eines Nadelausschlags in meinem inneren Wertekompass. Ich lese diese Diskussion hier mit großem Interesse und merke dabei, wieder einmal, wie schwer es mir fällt manchmal zu folgen. – weil ich einfach viel zu wenig weiß.
Zitat von Simon im Beitrag #26 Leitwörter seiner Betrachtung waren: [...] Zusammengefasst heißt seine Antwort, um vor dem Urteil „nachfolgende(r) Generationen“ bestehen zu können: „Verstand“, „eigene Mündigkeit“ in der Unsicherheit der „eigenen Ohnmacht.
Sie haben meine Gedanken sehr prägnant zusammen gefasst, so dass mir bei dieser Lesart sogar selbst noch einige Dinge klar werden.
Zitat von Simon im Beitrag #26 Ja – so möchte man beipflichten: das entspricht der Haltung des Existenzialisten in heroischer Rein-Form. - [...] Trotzdem möchte ich dieser [...] Haltung [...] wenigsten in Form einer Frage – entgegensetzen: ….
Dazu zwei Anmerkungen: - Auch wenn es sich so lesen mag, war mein Beitrag nicht als Haltung gemeint. - Meinem Beitrag an sich müssen viele Fragen entgegengesetzt werden. Unbedingt. Ich selbst aber verstand meinen Beitrag als das Entgegensetzen eines fremden Gedankens zu der von mir bei vielen Menschen wahrgenommen Lebenswirklichkeit.
Mir ist inzwischen klar geworden, dass man meinen Text unmöglich so verstehen kann, wie ich ihn meinte, wenn man ihn nicht aus meiner eigenen Lebenswirklichkeit heraus wahr nimmt. Und diese meine Lebenswirklichkeit ist wesentlich determiniert durch die von Ulrich Elkmann angesprochenen „Zwei Welten“. Eine kindliche Welt der Wunder wurde abgelöst und überfordert durch eine naturwissenschaftliche Sicht eines Physikers und nun stehe ich fassungslos daneben, wie viele Menschen einen anderen Prozess zu durchleben scheinen: Anstelle, dass Sie sich einer Welt öffnen, welche nur überfordern kann, ersetzen sie die Wunder ihrer Kindheit mit ihren eigenen, neuen Wundern.
Etwas, was wohl bei jedem Studenten verfängt, der sich mit Naturwissenschaften beschäftigt, ist die Tatsache, dass es keine Wahrheiten gibt. Es gibt Theorien. Diese werden bestätigt oder falsifiziert. Und selbst wenn sie bestätigt werden, ist immer noch nicht geklärt ob sie im weiteren Verlauf nicht weiter präzisiert oder geändert werden müssen, um ein exaktes Weltbild zu beschreiben. Wissenschaft ist immer Suche und Zweifel. Niemals Wahrheit. Von dieser Sicht aus muß es einfach irritieren, wenn mit einem (wie auch immer gearteten Wahrheitsbegriff) argumentiert wird. Und ich nehme in meiner (direkten) Umwelt einen inflationären Gebrauch von unverrückbaren Wahrheiten wahr. Atomkraft ist böse, Fleischkonsum schlimm, Homöopathie gut, Chemie schlecht, Antibotika schlecht, Gentechnik schlecht, … diese Aufzählung kann beliebig fortgesetzt werden. Ich habe da zum Teil sehr groteske persönliche Beispiele parat. Und diese Wahrheiten dominieren unsere Welt. Unhinterfragt.
Insofern möchte ich meinen Gastbeitrag auch keinesfalls als Religionskritik verstanden wissen. Letztendlich habe ich nur aus eigener Empirie die Wahrnehmung, dass religiöse Menschen mitunter gerne den Wahrheitsbegriff mißbrauchen, um die Welt zu formen. Da dieser Mißbrauch der Wahrheit heutzutage allenthalben zu finden ist, assoziierte ich den zeitgeistigen Wahrheitsgebrauch mit „klassischer“ Religion. Auch in der Hoffnung, dass manchem Jünger des Zeitgeistes (welche ja oftmals sehr kirchenkritisch sind) darüber klar wird, wie sehr er sich in den Normen dessen bewegt, was er selbst für bedenklich hält.
Ich selbst lebe in meiner Ohnmacht. Unternehme trotzdem immer wieder Versuche, ihr zu entfliehen. Mir ist das Stoßgebet ebenso bekannt, wie die Sehnsucht nach einem Gott. Der besitzt von Wahrheit, berechtigt zu Moral, welche absolut ist. Absolute Moral endet im Verbrechen. Deswegen wähle ich die Ohnmacht, ohne Sie ertragen zu können.
Setzen Sie meinem Gastbeitrag, setzen Sie meinen Gedanken Ihre Kontrapunkte entgegen. Das ist notwendig. Ich selbst wollte dem Zeitgeist meine Kontrapunkte entgegen setzen, weil alles in mir schreit, dass es notwendig ist. Es ist notwendig absoluten Wahrheiten, aus denen uns absolute Moral droht, den Spiegel vorzuhalten, damit sie ihre verzerrten Fratzen erkennen können. Wenn wir die eigene Ohnmacht verleugnen, setzen wir den ersten Schritt in Richtung Unrecht. So war mein "Bestehen vor zukünftigen Generationen" gemeint.
In meiner Fixierung auf Gott habe ich vielleicht meine eigentliche Absicht verfehlt. Ich wollte nicht sagen, dass Religion bzw. Kirche nur ein Gesicht hat. Sie kann viele Gesichter haben. Ich wollte sagen, dass der Mensch nicht imstande ist, sich seiner eigenen Ohnmacht zu stellen und er dazu Wahrheiten kreiert, aus denen dann immer Unheil droht. In der Religion wurde das mitunter praktiziert und heute wird es wieder praktiziert. Von einem Lebensgefühl, dass die Religion sehr argwöhnisch beäugt. Man darf an Gott glauben. Man darf jedes Lebensgefühl haben. Aber man darf, man kann sich nicht im Besitz einer Wahrheit wähnen. Das ist der Beginn des Unglücks.
Und so verstehe ich persönlich auch mittlerweile den Satz aus dem Schimmelreiter.
„Auch Gott kann nicht immer wie er will, sondern nur wie seine Weißheit es im vorschreibt.“
Mit diesem Satz "erkennt Gott an", dass es keine Wahrheit gibt. Auch nicht seine eigene. Es gibt seine Weißheit, seinen Verstand und der ist, ohne Wahrheit, immer verbunden mit Zweifel. Mit Ohnmacht.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
Lieber „n_schm-n“, u Sie brachten es fertig, dass ich meine alten 6 Bände von Theodor Storm, die ich schon verräumt hatte, hervorholte, den „Schimmelreiter“ darin suchte und fand, und nach Jahren wieder las. Ich wollte die Stelle finden, die Sie zitieren und woran Sie Ihr „Leiden an der Lebenswirklichkeit“ aufhängen.Und ich fand Vergnügen beim Wieder-Lesen und Neu-Entdecken mit Hilfe kooperativer Augen. Wenn man im literarischen Bild bleibt, gerät der sachlich gebildete und (zusammen mit seiner Frau Elke) gediegen versorgte, rechtschaffene und gottesfürchtige Deichgraf Hauke Haien nicht deshalb ins Unheil, weil die Naturmacht allzu mächtig wäre, sodass man ihr nicht Herr werden könnte, auch nicht wegen der bloßen Missgunst eines Ole Peters und seines verführbaren Anhangs, sondern wegen dessen fehlender Sachkenntnis im Deichbau und Deichschutz und mangelnder kultureller Substanz. Alles zusammen ließ ihn – um seine (angemaßte) Amts- und Standesehre zu erhalten - zum Verbrecher werden an Hauke, dessen liebender Ehefrau, ihres liebens- und schützenswerten Kindes und an einem - dem Meer mühsam abgerungenen - Stück Kulturland. ----- In der Novelle wird die Ebene Aberglaube – Gottesfurcht/(Offenbarungsglaube) eindringlich thematisiert. - Nach der europäischen Aufklärung können wir – vorweg - sagen: Hier geschieht berechtigte Kritik an falschen Göttern, Religionskritik, wie sie schon etwa ab dem 5. Jahrhundert vor Christi Geburt von den kritischen griechischen Philosophen systematisch, und den Poeten, in Epen, Tragödien und begleitendem (satirischem) „Bocksgesang“ gepflegt wurde. - Der Erzähler des Kerngeschehens stellt sich eindeutig a uf die Seite der Gottesfurcht. Der Autor, Storm selber, weist in Form und Inhalt seiner Novelle auf den Aberglauben in seinen vielfältigen Erscheinungsformen hin:„Konventikel“-Glaube, verwirrende Legendenbildung aufgrund verdrehter Tatsachen, hexen-gleiche Märchenerzählung aus beschränktem und verbittertem Mund, Heidenbrauch mit Hundeopfer bis zur Hinnahme von Menschenopfern. Es werden indirekt und direkt Missstände aufgedeckt, denen es entgegenzutreten gilt. Wenn notwendig, nicht nur durch wortloses Ignorieren, sondern durch (lästiges) Zur-Rede-Stellen und entschiedene Härte im Umgang mit der Faulheit und Unordentlichkeit bei der Arbeit Untergebener, ebenso wie mit der ihres Denkens. -
Wie schon oben angedeutet, kommt in solcher Erzählung die Art von „Aufklärung“ zum Zug, wie sie sich parallel zu Griechenland gleichzeitig - und teilweise schon (bis zu 500 Jahren) früher - im jüdischen Mischraum (Kanaan) und außerhalb (im Exil) im biblischen Volk „Israel“ zugetragen hat. In höchster Ausprägung werden in der Epoche der sog. „Weiheits“-Literatur, neben dem Ein-Gott-Glauben, Gottes Schöpferkraft, Gottes Jenseitigkeit zu seiner Schöpfung festgestellt, die Theodizee-Fragen (nach dem Leid, dem Tod, der Vergänglichkeit, einem ewigen Leben, den Kriegen und den großen Katastrophen) schon ursächlich gestellt und - als Mit-Wirkung des verantwortlichen freien Menschen - grundsätzlich beantwortet. Wichtig ist: Damit ist im Grunde schon alles gefunden und gesagt worden, was im 18. und 19. Jahrhundert bis herauf in unsere Zeit an Erkenntnisvermögens-Kritik in anderem Gewand und mit großem Paukenschlag als Philosophische oder Europäische Aufklärung neu gefunden und erklärt werden musste. Man muss es als Versäumnis oder Verhängnis aussprechen, dass die Kirche, als die eine, Katholische, im Zuge der Trennung vom Judentum und der Verquickung mit der Machtpolitik der Staaten nicht (mehr) die Kraft hatte, dieses wertvolle Erbe durchzutragen und fruchtbar zu entfalten. Schlimmer noch: Im Zuge dieses „Verhängnisses“ ging auch die Freiheit verloren, die ursprünglich das unverzichtbare Gütezeichen der Gottes-Offenbarung und der menschlichen Würde darstellte, die im AT und NT schriftlich dokumentiert ist: im Bekenntnis des Volkes der Juden: durch Beschneidung und das Halten der Tora; im Bekenntnis der Christen: durch Taufe und Eingemeindung derer, die dem Juden Jesus als dem Christus, als dem getreuen Abbild Gottes, nachfolgen w o l l e n. Und wichtig ist der Hinweis, dass die modernen sog. „ Aufklärer“ des Denkens neben der Klärung der Gottesfrage - zu Recht - die Frage des Bekenntnisses und der freiwilligen Zugehörigkeit zu einem „Gottesbund“ (Kirche, Synagoge usw.) fest im Auge behielten. - Dies und vieles andere, das damit im Zusammenhang steht, zu klären, ist, wenn ich es richtig verstehe, das Anliegen im Schreiben des Theologen Weimer, dem ich viel an Einsicht verdanke. Simon
Wertes Forum, Dank für die reichhaltigen Beiträge von vielen Seiten. Darf ich, nachdem es etwas ruhiger geworden ist, zu Ludwig Weimers Beitrag eine Frage stellen?
Zitat Wenn uns einmal ein höheres Wesen sagte wie die Welt entstanden sei, so möchte ich wohl wissen ob wir im Stande wären es zu verstehen. Ich glaube nicht.“ (G. Chr. Lichtenberg, Sudelbücher K 18) Dieser große Aufklärer hielt es für möglich, dass der Begriff Entstehung nur eine menschliche Deutung von Kausal-Erfahrungen ist, also eine unzulängliche Vorstellung von der Wirklichkeit. (Ludwig Weimer, aktueller Gastbeitrag, Anfang)
Was ich hier nicht ganz verstehe: In wie fern ist "eine menschliche Deutung von Kausal-Erfahrung ... eine unzulängliche Vorstellung von Wirklichkeit"? Dann wäre in der Exodus-Episode die Deutung des Ostwindes (oder welche dergleichen Theorien man auch heranziehen will), der die Wasser des Meeres soweit zurückgedrängt hat, dass die Flüchtlinge aus Ägypten halbwegs sicher drüben ankommen konnten, ebenfalls eine unzulängliche Vorstellung von Wirklichkeit? Ich könnte weiter fragen, bezüglich anderer Geschichten im NT, aber vielleicht bleiben wir zunächst beim AT, weil da Juden und Christen vor den selben Fragen stehen. Wenn ich mich recht entsinne, wird Mose In der Pessach-Haggadah namentlich nicht erwähnt, denn: Gott führt Israel. Auch eine defizitäre Deutung von Wirklichkeit? Ulrich Elkmanns Hinweis auf Platon und Aristoteles fand ich recht hilfreich. Verstehe ich recht: Dann würden die, die nach den innerweltlichen Ursachen (der Ermöglichung des Durchzugs durchs Rote Meer oder des Marsches durch die Wüste) aristotelice fragen, und die, welche die Fakten auf Gott hin deuten, platonisieren? Zu jedem naturwissenschaftlichen Experiment gehört eine Auswertung der Messwerte, eine Deutung. Diese Deutung führt doch auch nicht zu einer "unzulänglichen Vorstellung von Wirklichkeit", sondern ermöglicht im Gegenteil ein besseres Verstehen der Wirklichkeit. Oder gelten heutzutage nur noch Deutungen von wiederholbaren Experimenten unter Laborbedingungen, Deutungen singulärer Ereignisse im Dschungel der Lebenswirklichkeit aber nicht? Der Unterschied zwischen Natur- und Geisteswissenschaft sticht nicht ganz bei der Bibel-Auslegung, weil es Ansätze in der Bibelwissenschaft gibt, die quasi-positivistisch an die Texte herangehen: Nur direkte, nachgewiesene Bezüge innerhalb der Texte dürfen zur Deutung einer Bibelstelle herangezogen werden, andere nicht. Natürlich, die Deutung des Todes Jesu im Lichte des AT (Jesus, der leidende Gottesknecht) ist eine nachträgliche Deutung, je nach Standpunkt auch eine Umdeutung. Ist sie deshalb defizitär? Warum nicht eher revolutionär? Beste Grüße Daska
wir müssen zunächst wohl zur Kausalitäts-Klärung zwei Dinge unterscheiden: Lichtenbergs Begriff "Entstehung" im Sinn Entstehung der Welt, und dann einzelnes Geschehen in der Natur oder in der Geschichte, wo die interessante Frage von 'Wundern' = scheinbare Konflikte mit Naturgesetzen bzw. historischen Gesetzen zuhause ist.
Der Begriff Entstehung für Anfang und Geschichte unseres Kosmos hängt an Voraussetzungen, die wir nicht klären können, weil wir sie nicht von außen messen können. Womöglich entstehen solche Welten spontan nach- und nebeneinander. Philosophisch/Theologisch gab es neben den Mythen der Völker zwei aus dem Judentum erwachsene Deutungen: creatio ex nihilo durch das Wort Gottes und Zimzum (Kontraktion Gottes zur Ermöglichung eines eigentätigen Weltraums).
Wenden wir uns also dem Leichteren zu, der Kausalität bei 'Wundern'. Sie erwähnen das Exodus-Wunder, das in der Bibel aus mehreren epischen oder poetischen Traditionen zusammengesetzt erscheint. Die aufzeichnungsfreundlichen Ägypter haben uns keine Nachricht über den Grenzverkehr hinterlassen. Das Ereignis (wohl eine Flucht der Sklaven) kann nicht die Zahl von 600 000 Mann betroffen haben, wie die Bibel schreibt. Dafür habe ich folgende Erklärung: Diese Zahl entstammt der späten Königszeit Israels, als es die Wallfahrtspflicht nach Jerusalem gab und jeder erkennen und bekennen sollte: Auch ich war beim Auszug dabei, nicht nur die damaligen Altväter, die Zahl gehört also zu dem liturgischen Vergegenwärtigungseffekt, zur Anwendung der Feier auf das Leben im Land. Wir kennen auch nicht die Flucht-Route (zum Mittelmeer oder zur Oase Kadesch?). Die Texte schwanken. Sie rücken das Wunder des Durchschreitens des Roten Meeres (Schilfmeer) in die Mitte, weil es am augenfälligsten auszugestalten ist. Schon alte Bibelfilme konnten es zeigen, indem sie einen Wasserfall auf den Kopf stellten. Der Bibeltext erlaubt Varianten und Reduzierungen, die nicht mit Naturgesetzen kollidieren: Entweder eine glückliche Stunde, wo der Wind eine Sandbank freilegte ("Gott blies das Wasser weg"), oder eine Flucht durch einen Pfad im Sumpf, wo verfolgende Streitwagen keine Chance haben ("Gott lockerte die Räder ihrer Wagen, so dass sie nicht vorankamen"); eine weitere Möglichkeit wäre, dass es sich bei dem Lied (und Tanz) in Exodus 15 um eine Auseinandersetzung mit der Baalsreligion handelt (da am Mittelmeer-Fluchtweg ein Heiligtum des "Baal des Wasserchaos" stand. Die Leser haben gewöhnlich nur das Bild Durchzug zwischen Wasserwänden in ihrer Phantasie gespeichert und gar nicht das Hauptbild im lyrisch alles noch überbietenden Lied: Gott steht am Meeresufer und schleudert mit seinem Arm die Streitwagen hinein, als handele es sich um Riesenspielzeug. Die Kausalität des gelungenen Flucht-Wunders besteht letztlich nur (aber was heißt da nur) in dem Mut, aus der Sklaverei zu fliehen und mit Todesmut das zu tun, was andere nicht gegen ihre Diktatoren zu tun wagten. - Hierin liegt eben auch die Sonderstellung der aufgeklärten biblischen Religion. Auf Gott vertrauen heißt handeln und nicht auf ein Mirakel warten.
Sie berühren auch die Frage der Führung. Lyrisch konnte man sagen: Gott selbst, oder Gottes Angesicht (Panim), oder es übersetzen in "Wolke bei Tag" / "Feuersäule des Nachts", oder auch die Unsichtbarkeit Gottes durch "seinen Engel" ersetzen. Letztlich war es aber in der raumzeitlichen Wirklichkeit der physische Mose allein, durch den Gott handeln konnte. Das Volk wäre passiv geblieben. Mose hatte Mut, er hatte einen Aufseher erschlagen und sich ins Ausland gerettet. Ihm ließ es keine Ruhe, bis er, der zuvor gesuchte Mörder, als glücklich Verheirateter zurückkam und sich in die Gefahr begab, um alle 'Brüder' zu retten. Dieses Rätsel eines heiligen Retters, der den Gedanken der Freiheit der 'Gotteskinder' im Herzen trug, ist die Kausalität dieses Ereignisses. Die Führung Gottes ist 'nur' eine Prägung des Herzens. Daher legen die späteren Epiker der Bücher zu Davids Aufstieg und seinen Thronnachfolgern dieses Maß an: War der jeweilige König mit seinem Herzen bei Gottes Plan zu einem freien Volk oder nicht? Nur zweieinhalb Könige kommen übriigens gut weg. Bei diesen Geschichtsschreibern gibt es keine 'Wunder' mehr. Das ist merkwürdiger als bei Homer, der mit dem Eingreifen von Göttern in die Schlacht um Troja vor ein Problem gerät: Wie können dann Krieger noch Helden sein? Er muss die Göttereingriffe zurückdrängen, Athena zupft z. B. Odysseus nur am Ohr und gibt Hinweise. Bei den Schreibern der Königsbücher Israels gibt es nur in den eingeschobenen Prophetenerzählungen Wunder, nur dort lebte die Gattung Wunderlegende weiter. (In der sog. 'Kleinliteratur' des frommmen Volkes reicht das hinüber bis in die Evangelien. Ein Ausleseprozess verwarf aber die unpassenden zu frommen als apokryph, nur 4 erhielten kanonische Würde.)
Das ist nun fast schon eine kleine Vorlesung literarische Gattungen im Alten Testament geworden, so will ich hier auch schließen.
Zitat von Daska im Beitrag #44Zu jedem naturwissenschaftlichen Experiment gehört eine Auswertung der Messwerte, eine Deutung. Diese Deutung führt doch auch nicht zu einer "unzulänglichen Vorstellung von Wirklichkeit", sondern ermöglicht im Gegenteil ein besseres Verstehen der Wirklichkeit.
Werte Daska.
Für mich wäre die Frage, die es hier zu beantworten gilt: „Was versteht man unter Wirklichkeit?“
Der Mensch besitzt Sinneswahrnehmungen. Durch allerlei technische Hilfsmittel konnte er diese erweitern. Letztendlich ermöglichen sie ihm aber seine Umgebung nur auf spezielle Arten und Weisen wahrzunehmen. Ist dies dann die Wirklichkeit?
Ein Beispiel, dass in meinen Augen diese Frage im Kern beleuchtet: Nehmen sie einen blinden Menschen und einen tauben Menschen. Beide sitzen auf einem bewaldeten Hügel mit morgendlichem Vogelgesang und einem wundervollen Sonnenaufgang. Was glauben Sie würden die beiden sagen, befragte man sie jeweils nach der Wirklichkeit? Es geht dabei nicht darum, ob es eine Wirklichkeit gibt, sondern darum, ob sie von beiden erkannt werden kann.
Oder ein abstrakteres, theoretische Beispiel: Wie würde ein freies Elektron, in einem glühenden Wolframdraht die Wirklichkeit beschreiben? So wie Sie oder ich?
Wie sähe unsere Wiklichkeit aus, mit komplett anderen Sinnesorganen als diejenigen, welche wir besitzen?
Die Möglichkeit unserer Wahrnehmung als Mensch legt das fest, was wir imstande sind für Wirklichkeit zu halten. Und so würde ich persönlich auch das Zitat von Lichtenberg verstehen. Wäre jemand, der schon immer blind war, in der Lage zu verstehen was „Farbe“ ist? Was wäre, wenn der Mensch in gewisser Hinsicht "blind" ist?
Wenn man sich Theorien in der modernen Physik anschaut, zum Beispiel neuerliche Versuche zu erklären, woher die „träge Masse“ kommt, wird mir selbst immer deutlich, wie „unendlich die Strukturen der Wirklichkeit zu sein scheinen“ und wie sehr sie sich immer mehr unserer Wahrnehmung entziehen. Grundsätzlich bedeutet dies sicher nicht, dass wir eine „grundlegende Wirklichkeit“ nicht prinzipiell erkennen könnten, aber es erscheint mir persönlich nicht unwahrscheinlich, dass dem so ist. Alleine auch schon deswegen, weil Heisenbergs Unschärferelation ja Prinzipiell aussagt, dass unserer Wahrnehmung (unabhängig von den Sinnesorganen oder technischen Hilfsmitteln) harte Grenzen gesetzt sind, in denen sich eine „Wirklichkeit versteckt“, die wir nie in der Lage sind eindeutig zu erfahren bzw. zu beschreiben - unabhängig davon, dass es sie gibt.
Dies ist allerdings eine sehr grundlegende Definition der Wirklichkeit.
Sehe ich in der Wirklichkeit lediglich „reproduzierbare Erfahrungen“ ist der Begriff eindeutig. Die Frage ist, ob man letztendlich mit dieser Definition der Wirklichkeit aus unserer Sicht heraus die Welt erklären könnte.
So zumindest mache ich mir einen Reim auf diese Fragen.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Wir Geisteswissenschaftler haben in der Tat das inzwischen angesammelte Wissen der Naturwissenschaftler nicht ebenbürtig studiert, sondern kapituliert und dies gerechtfertigt: Man könne nicht auf zwei Hochzeiten tanzen. Wir haben deren Wissen relativiert und überlassen es der Zukunft, wo die Kenntnisse vielleicht genauer sein werden. Wir unterdrücken, dass jedes Wissen unvollendet sein wird, vielleicht zu jeder Zeit, auch in 300 Millionen Jahren noch.
Das eigene Leben ist zu kurz, um beschreiben zu können, was die "Wirklichkeit" ist. Wir müssen das Wissen vieler Generationen sammeln. Und schon heute können wir das Wissen der vielen Disziplinen untereinander austauschen und vielleicht vereinen. Hundert Aspekte der "Wirklichkeit" im Wissen, dass noch 1 Aspekt fehlt, oder mit der Ahnung, dass noch 1 000 fehlen könnten. Vielleicht lebt kein Universalgenie, das es in seiner 1 Person vereinen kann, aber wir können doch auch ein 'demokratisches' Wissen kreieren, einen Dialog von vielen. Wie reich sind wir als Wir.
Mir selber gelang es nur, die Aspekte der Dichter mit dem philosophischen Aspekt und mit dem theologischen Aspekt in Kopf und Seele zusammenzubringen. Martin Buber beschrieb einmal sehr schön, wie ein Baum unterschiedlich gesehen wird: Vom Chemiker, vom Förster, vom Dichter, vom Pantheisten. Heute könnte man ergänzen: vom Esoteriker, der den Stamm umarmt, vom Waldsterben-Gläubigen... Es gibt Geschichten, wie wir Eichhörnchenaffenähnlichen vom Baum herunterkamen, warum die Deutschen und ihre Märchen den Wald so lieben, warum Abenteurer den Urwald suchen, warum Kinder ein Baumhaus wollen... Es gibt auch eine Geschichte, dass Bonifatius mit der Axt den Deutschen bewies, dass die Eiche keine Epiphanie eines Gottes ist.
Wenn ich mich erholen, kräftigen und anregen lassen will, steige ich allerdings über den Wald hinaus hoch zu Almen und Felsen, wo ich viele Gipfel zugleich sehen kann. Die Tannen, die zum Licht streben, können sich nicht vom Platz bewegen und kommen über 1700 m nicht hinauf. Auch die Ameisenhaufen hören irgendwann auf. Wer ist aber der Mensch, der sogar den näheren Weltraum erobern will, "wirklich"?
Zitat Wer ist aber der Mensch, der sogar den näheren Weltraum erobern will, "wirklich"?
Kann leider nur mit der Antwort in alter Sprache dienen, Ps 8 in der Übersetzung Martin Bubers:
01 Des Chormeisters, nach der Kelterweise, ein Harfenlied Dawids. 02 DU, unser Herr, wie herrlich ist dein Name in allem Erdreich! Du, dessen Hehre der Wettgesang gilt über den Himmel hin, 03 aus der Kinder, der Säuglinge Mund hast du eine Macht gegründet, um deiner Bedränger willen, zu verabschieden Feind und Rachgierigen. 04 Wenn ich ansehe deinen Himmel, das Werk deiner Finger, Mond und Sterne, die du hast gefestet, 05 was ist das Menschlein, daß du sein gedenkst, der Adamssohn, daß du zuordnest ihm! 06 Ließest ihm ein Geringes nur mangeln, göttlich zu sein, kröntest ihn mit Ehre und Glanz, 07 hießest ihn walten der Werke deiner Hände. Alles setztest du ihm zu Füßen, 08 Schafe und Rinder allsamt und auch das Getier des Feldes, 09 den Vogel des Himmels und die Fische des Meers, was die Pfade der Meere durchwandert. 10 DU, unser Herr, wie herrlich ist dein Name in allem Erdland!
Weitergedacht und als Frage an die Naturwissenschaft gerichtet: Gibt es einen naturwissenschaftlichen Ansatz, der davon ausgeht, dass der Mensch einen freien Willen habe? Dass ich mehr bin, als das Produkt meiner Anlagen und Gene, meiner Umwelt und Biografie, meiner Synapsen und eingeübten Verhaltensweisen? Dass ich mich in jedem Moment gegen alles, was ich je aus welchen Gründen auch immer getan habe, neu entscheiden kann und somit ich selbst der Souverän über mein Leben bin und nicht gefangen in all den oben genannten anatomischen, sozialen und psychologischen Verstrickungen? Wer ist der Mensch wirklich?
Zitat von Ludwig Weimer im Beitrag #47Wer ist aber der Mensch, der sogar den näheren Weltraum erobern will, "wirklich"?
Die Frage, lieber Ludwig Weimer, ist möglicherweise sogar: „Unterscheidet sich das, was der Mensch in Wirklichkeit ist, von dem was die Tanne oder der Ameisenhaufen in Wirklichkeit ist?“ Solange wir nicht über die grundlegende Struktur der Wirklichkeit sicher sein können, können wir nicht einmal diese Frage beantworten.
So wie Sie ihre Frage stellen, liegt die Betonung auf dem Besonderen am Menschen, welches ohne Zweifel gegeben ist. Liegt dieses Besondere aber in der Wirklichkeit begründet oder vielleicht darin, dass die Wirklichkeit beim Menschen lediglich auf eine gewisse Art und Weise zum Ausdruck kommt? - Noch spezieller, dass wir selbst uns auf eine gewisse Art und Weise selbst wahrnehmen? Liegt das Besondere des Menschen vielleicht einzig in unserer Wahrnehmung begründet? Was könnte man damit aber über die Wirklichkeit selbst aussagen?
Auf die Frage, warum überhaupt etwas existiert und nicht „nichts“, sagt eine Überlegung der Physik, dass ein Zustand in dem nichts existiert immer instabiler ist, als einer in dem etwas existiert (ohne dass ich die Theorie dahinter aus dem Kopf jetzt erläutern kann). Ist dies die Wirklichkeit? Dass „nichts“ einfach ein instabiler Zustand ist? Wenn sie es nicht ist, kann die Wirklichkeit eigentlich nur noch tiefer rühren und noch unverständlicher sein.
Es erscheint mir, um auf die zwei Welten zurückzukommen, dass sich das Verhältnis zwischen Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft in der Analogie einer Sprache ausdrücken lässt. Die Naturwissenschaft ist das Vokabular, die Geisteswissenschaft die Grammatik, um es sinnvoll zu nutzen. Jeder Versuch ohne das ein oder andere auszukommen, will man sinnvoll formulieren, scheint mir nicht erfolgversprechend.
Seltsam: Die Wirklichkeit, welche das Leben eines Menschen bestimmt, kommt zum Beispiel zum Ausdruck durch das Lächeln seiner Kinder, dem überwältigenden Gefühl beim Bergwandern, entgegengebrachter Wertschätzung, materiellen Lebensumständen und vieles ähnliches mehr. Doch mit dieser Wirklichkeit gibt sich der Mensch nicht zufrieden. Er möchte sie tiefer erkennen, dort wo sie ihn eigentlich gar nicht berührt. Warum ist das so? Ein sinnvoller Grund liegt nicht auf der Hand. Spekulieren kann man viel. Die Sprache, Grammatik wie Vokabular, sollte dabei möglichst exakt sein.
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Daska im Beitrag #48Weitergedacht und als Frage an die Naturwissenschaft gerichtet: Gibt es einen naturwissenschaftlichen Ansatz, der davon ausgeht, dass der Mensch einen freien Willen habe? Dass ich mehr bin, als das Produkt meiner Anlagen und Gene, meiner Umwelt und Biografie, meiner Synapsen und eingeübten Verhaltensweisen? Dass ich mich in jedem Moment gegen alles, was ich je aus welchen Gründen auch immer getan habe, neu entscheiden kann und somit ich selbst der Souverän über mein Leben bin und nicht gefangen in all den oben genannten anatomischen, sozialen und psychologischen Verstrickungen?
Soweit ich weiß, ist dies eine recht kontroverse Diskussion, welche auch hier im Forum des Öfteren ausgiebig thematisiert wurde. Einen ausgezeichneten Artikel des von mir sehr geschätzten Erling Plaethe und die sich anschließende Diskussion in Zettels kleinem Zimmer, welche mir persönlich viele Einsichten bescherte, beleuchten dieses Thema sicher sehr sinnvoll.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
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