Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #99... das einzige Beispiel, bei der eine Satire eine direkte Wirkung - nicht in den Köpfen, sondern in der Abstellung von Mißständen - hatte, war die weichgespülte Variante.
Hieße es nicht die Aufgabe der Satire allzu eng fassen, müßte sie immer danach streben, die Mißstände nicht nur bloß-, sondern auch abzustellen? Ich glaube z.B. nicht, daß Bulgakov wirklich gemeint hätte, mit seinen Satiren das politische System der Sowjetunion verändern zu können. Die kathartische Wirkung der Satire ergibt sich ja schon daraus, daß die Maske der Heuchelei und Wichtigtuerei ein wenig gelüpft wird; wenn dann einmal ein allzu substanzloser Popanz aufgrund dieser uralten Magie des Verlachens haltlos zusammensinkt und von der Bildfläche verschwindet, dann ist das gewissermaßen nur ein schöner Nebeneffekt.
Bulgakov ist natürlich kein soo-gutes Beispiel, weil Satire unter den Bedingungen des Schweigens in der Diktatur sich ganz anders auswirkt: Der Meister & Margarita ist ja für die Schublade geschrieben (so wie auch bei Platonov) & die frühen publizierten Sachen wie Hundeherz stehen noch im etwas freieren Raum der NÖP. WI die Diktatur, politisch oder religiös, eisern herrscht, entwickelt ein solcher Text natürlich eine ganz andere Sprengkraft - aber eben in den Köpfen: Orwell wurde im Osten ganz anders gelesen als im Westen.
Mir ging es aber um ein Beispiel für die "positive" Satire. Die läuft in aller Regel als harmlos scheinende Parabel oder Märchenstück; & so manchem fällt es gar nicht mal auf, daß da eine Spitze drin stecken könnte. Oft gehts dann auch ins Allgemein-Menschliche; die ganze Fabeldichtung à la La Fontaine knnte man wohl unter diesen Hut packen.
Die nächste Ausgabe der französischen Satirezeitung "Charlie Hebdo" erscheint am 25. Februar. Das kündigte der "Charlie Hebdo"-Journalist Laurent Leger am Montag über den Kurzbotschaftendienst Twitter an.
Laurent Léger @laurent_leger Enfin! Encore un peu de patience, mais @Charlie_Hebdo_ ressortira le 25 février. Rendez-vous donc dans tous les bons kiosques
Zitat Mir ging es aber um ein Beispiel für die "positive" Satire. Die läuft in aller Regel als harmlos scheinende Parabel oder Märchenstück; & so manchem fällt es gar nicht mal auf, daß da eine Spitze drin stecken könnte. Oft gehts dann auch ins Allgemein-Menschliche; die ganze Fabeldichtung à la La Fontaine knnte man wohl unter diesen Hut packen.
Ulrich Elkmann, Gestern 23:33
Da ist natürlich auch Grabbe, Christian Dietrich, 1801 in Detmold geboren, Sohn eines Zuchthausaufsehers, Alkoholiker ...mit seinem Drama "Scherz, Satire und tiefere Bedeutung", 1822 geschrieben und erst 1907 uraufgeführt, zu nennen: Weil in der Hölle geputzt wird, landet der Teufel vorübergehend auf der Erde und erfriert prompt. Als erfrorenes Bündel auf das Schloss des Barons getragen, dort in der Wärme wieder aufgetaut, sucht er Wärme im Kaminfeuer. Beim Disput über den seltsamen Fund heißt es: "Der Teufel passt nicht in unser System." ....
"Bloßes Spiel", versuchen einige Interpreten das Stück zu deuten. Ist es das?, könnte man fragen und sich sogleich selber die Antwort geben. - Aber ich möchte noch auf etwas anderes zu sprechen kommen.
Zitat Bemerkenswert auch, dass Sie sich mit der Imitatio Christi (Thomas von Kempen?) auf ein Werk beziehen, das vor der Konfessionalisierung entstanden ist, aber wohl in beiden Kirchen rezipiert und geschätzt wurde.
Und: Überraschend, dass bei aller Zitat von Ludwig Weimer im Beitrag #58 Laizität der Minderheit Gottesvolk
noch Raum bleibt für die Rede von Gott in traditioneller Sprache.
Ich wollte mit meiner Wortwahl eher nicht an das ursprünglich lateinisch geschriebene Erbauungsbuch des Mönches in echter christlich mystischer Tradition, Thomas von Kempten, erinnern, das in deutscher Übersetzung ein großer "Renner" auch in spirituellen Laienkreisen wurde. Mir fiel nur momentan kein treffenderes Synonym für die gemeinte Sache ein.
Zitat Die neutestamentliche Revolution habe ihren spezifischen Ort. Darin sei alle "Religion" an ein Ende gekommen. Diese müsse "glaubend", d. h. in der Imitatio Christi schlicht und einfach gelebt werden, damit sie sich auch heute ereigne. Dazu gehöre wesentlich neben aller Entschlossenheit und Radikalität des Tuns auch die Geduld.
Jesus von Nazareth, der zu Lebzeiten diese Sache - anknüpfend an die Visionen der Propheten - verkündete, griff dabei unter anderen Möglichkeiten vornehmlich zu dem Mittel "Gleichnis". Und in vielen dieser Gleichnisse wählte er - bekanntermaßen - Stoffe aus dem Alltag seines jüdischen Volkes, das er auf den angesagten Weg bringen wollte. Mehr noch - er erzählte mit Vorliebe von kleineren und größeren Gaunereien, welche die Klugheit, ja Gerissenheit, den ganzen Einsatz des/der Helden, darin betonen.
Zitat von Krischan im Beitrag RE: Freiheit - Chance oder BedrohungPolitik heisst Macht, Wirtschaft heisst Geld. Fertig ist der Lack :-) (Und damit gibt es gleich gratis eine schöne Zusammenfassung der Luhmannschen Theorie sozialer Systeme).
Zitat von Simon im Beitrag #104"Der Teufel passt nicht in unser System."
Magazin für Theologie und Ästhetik 21/2002 Aber vielleicht ist der 'Erkenntnis-Hochmut' der Systemtheorie bei diesem Gegenstand noch weniger zu vermeiden als sonst. Gott, den Beobachter, zu beobachten, ist ebenso gefährlich wie unvermeidbar. Denn der "erste Beobachter des Beobachtens Gottes" [S. 167] ist niemand anderes als der Teufel: "Aber wie kann man dann, anders als der Teufel, der die biblisch verbotene Frucht nicht selber isst(!), wie kann man dann den Hochmut des Besserwissens vermeiden?" [S. 164]
1. Niklas Luhmann: Die Religion der Gesellschaft, Frankfurt/M. 2000.
"Magazin für Ästhetik und Theologie" klingt verdächtig nach Huysmans & Cie. Michel Houellebecq in der "Welt" am 3.1.
Huysmans war der typische Fall eines Menschen, der aus rein ästhetischen Gründen zum Katholizismus konvertierte. Die religiösen Fragen, mit denen etwa Pascal sich quälte, lassen ihn vollkommen kalt, er spricht nie davon. Ich habe beinahe Mühe, mir jemanden vorzustellen, der in diesem Ausmaß Ästhet ist. Aber für ihn liefert die Schönheit den Beweis. Die Schönheit der Verse, der Gemälde, der Musik – sie beweisen die Existenz Gottes.
Die nächste Ausgabe der französischen Satirezeitung "Charlie Hebdo" erscheint am 25. Februar. Das kündigte der "Charlie Hebdo"-Journalist Laurent Leger am Montag über den Kurzbotschaftendienst Twitter an.
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Wie das Attentat auf Charlie Hebdo das Comicfestival in Angouleme beeinflusst hat: http://www.faz.net/-gqz-7zbap Schöner Hintergrundbericht von Andreas Platthaus für Leute, die mehr über die französische Comicszene wissen wollen!
Für English readers eine sehr gute Zusammenfassung der Affäre im britischen Guardian, mit einem hübschen Schlusswort von Salman Rushdie, der sicher im Dreieck gesprungen ist: http://www.theguardian.com/books/2015/ma...d-charlie-hebdo
Die Position des CH (der ja leider nichts ins Netz stellt), über den Umweg der New York Times:
Zitat von NYT, 06 May 2015Now, Charlie Hebdo itself has weighed in.
In an opinion column written in a serious tone in contrast to the comic cartoons surrounding it, Philippe Lançon, a journalist shot in the face in the attack on Charlie Hebdo’s offices by Muslim extremists in January that left 12 dead, expresses his surprise at the PEN dissenters. He writes that he understands that some writers might want to distance themselves from PEN, and that the magazine itself mistrusts such institutions, “so as not to become one itself — one of those places where it’s indispensable to show how bien-pensant you are in order to get ahead and believe you’re loved.”
“It’s not their abstention that shocks me; it’s the nature of their arguments,” Mr. Lançon continues. “That novelists of such quality — Peter Carey, Michael Ondaatje, Francine Prose, Teju Cole, Rachel Kushner, Taiye Selasi — come to say so many misinformed stupidities in so few words, with all the vanity of good souls, is what saddens the reader in me.”
During the PEN controversy, defenders of the magazine have charged its critics with ignorance of the magazine’s contents and context. Charlie Hebdo, they pointed out, is a leftist magazine with a longstanding history of anti-racist activism, and in fact has pilloried the anti-immigrant policies of the National Front far more often than it mocked Islam.
Ist es nicht so, dass man zwar das Recht auf freie Meinungsäußerung auf seine Fahne schreiben, aber es sich ebenso gut an den Hut stecken kann, wenn es nicht Menschen gibt, die - ohne den Mut zu Satire und Spaß schmälern oder gar schmähen zu wollen - täglich schlicht die rechte Meinung zu leben versuchen und für ein Leben in Freiheit und Sicherheit dankbar sind? Sollte man in diesem Sinne den Abweichlern unter den Mitgliedern des weltweit federführenden Clubs nicht eher dankbar sein, dass eine solche Grund-Meinung überhaupt noch gehört und verstanden werden kann, dass der Mut von zwölf Satirikern in Paris nicht überbewertet werden muss, während das Leben und Sterben der vier Juden in "ihrem" Supermarkt am gleichen Ort und am selben Tag schon beinahe wieder vergessen sind? Genügen Satire und Lächeln, wenn am helllichten Tag das Inventar von für jedermann (noch) offen stehenden christlichen Kirchen in Europa geraubt, verwüstet und schändlich zweck-entweiht wird? Gehörte nicht zweifellos unsere ganze Sympathie den Menschen, die gegenwärtig am meisten missverstanden, mit dem Tode bedroht und weltweit abgeschlachtet werden - Liebhabern der Vernunft der Bibel, Juden und Christen?
Weltanschauung
Wundere dich, wenn es morgens draußen wieder hell wird, die Tauben vor dem offenstehenden Fenster die Hoheit deines Schlafzimmers akzeptierten, die gefräßigen Raben mit ihren breiten Schädeln und harten Schnäbeln dir beim Gang durch den Park nicht zu nahe treten;
wenn dich heute die erwartete Post erreicht, dein Sparvertrag 5 Jahre lang eingehalten und pünktlich ausgezahlt wird, wenn der dir entgegenkommende Autofahrer auf seiner Seite bleibt, der fahrplanmäßige Zug überhaupt verkehrt, Flugzeuge in der Luft bleiben
und trotz Smog und schlechten Wetters meistens sicher landen.
Auf dem Gedenkzettel für eine unlängst verstorbenen Bekannte fand ich die Einsicht, die sie anlässlich des Todes ihrer Mutter 2011 formuliert hatte:
Ich habe über Tod und Leben nachgedacht und weiß:
ALLES ist von Anfang an bei Gott. Für uns nicht begreifbar: alles ist von Ewigkeit zu Ewigkeit bei Gott. Von ihm geschaffen und bei ihm aufgehoben.
Gott ist ein Gott der Lebenden und nicht der Toten.
Übrigens, bei uns im Thalia ist mir heute aufgefallen, dass direkt auf dem Kassentisch ein relativ großer Stapel von Charlie Hebdo zum Verkauf lag. Ist das auch in anderen Geschäften so? Wird es auch gekauft? Weiß da jemand was?
Ich wünsche ein frohes Pfingstfest! Was mögen das für Zeiten gewesen sein, als Goethe seine "unheilige Weltbibel", Reineke Fuchs, in spielerischen Hexametern verfasste: Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen...?
Zitat von Simon im Beitrag #114Was mögen das für Zeiten gewesen sein, als Goethe seine "unheilige Weltbibel", Reineke Fuchs, in spielerischen Hexametern verfasste
Januar bis April 1793? Ziemlich unfriedliche:
Zitat von Wikipedia 21. Januar: Der frühere König Ludwig XVI. von Frankreich wird mittels der Guillotine hingerichtet. 31. Januar: Mit der Kriegserklärung Frankreichs an Großbritannien und die Niederlande weitet sich der Erste Koalitionskrieg aus. 31. Januar: Die royalistisch ausgerichtete Grafschaft Nizza wird nach dem erfolgten Einmarsch französischer Revolutionstruppen von Frankreich annektiert. Das Département Alpes-Maritimes entsteht. 1. Februar: Ausweitung des Ersten Koalitionskrieges gegen die französische Republik. Großbritannien tritt als Verbündeter der österreichisch-preußischen Koalition gegen Frankreich in den Krieg ein. 22. bis 25. Februar: Im Gefecht bei La Maddalena wehren Einheiten des Königreiches von Sardinien-Piemont eine Invasion französischer Revolutionstruppen in Sardinien ab. 1. März: In der ersten Schlacht bei Aldenhoven siegt Österreich über die französische Armee und befreit am nächsten Tag Aachen. 10. März: In der Französischen Revolution wird das Revolutionstribunal gegründet, dessen Urteile nicht mehr angefochten werden können. Antoine Quentin Fouquier-Tinville wird zum öffentlichen Ankläger ernannt. Rechtshistorisch erwächst daraus eine dritte Gewalt, die moderne Judikative. 18. März: Gründung der Mainzer Republik im Deutschhaus Mainz 18. März: Österreich unter Friedrich Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld vertreibt in der Schlacht von Neerwinden während des Ersten Koalitionskrieges die Franzosen unter Charles-François Dumouriez aus den Österreichischen Niederlanden. 6. April: Während der Französischen Revolution wird der Wohlfahrtsausschuss eingerichtet, dessen Vorsitz Georges Danton erhält.
Zitat von Kallias im Beitrag #115[quote="Wikipedia"] 10. März: In der Französischen Revolution wird das Revolutionstribunal gegründet, dessen Urteile nicht mehr angefochten werden können. Antoine Quentin Fouquier-Tinville wird zum öffentlichen Ankläger ernannt. Rechtshistorisch erwächst daraus eine dritte Gewalt, die moderne Judikative.
Die Revolutionstribunal als rechtshistorischer Ursprung der modernen Judikative? Manchmal ist Wikipedia wirklich grottig.
Zitat von R.A. im Beitrag #116Die Revolutionstribunal als rechtshistorischer Ursprung der modernen Judikative? Manchmal ist Wikipedia wirklich grottig.
Eine "Perle", nicht wahr? Ich hätte ja nicht gedacht, dass sich jemand diese Liste wirklich durchliest. So kommt's raus...
Zitat "Ich hätte ja nicht gedacht, dass sich jemand diese Liste wirklich durchliest. So kommt's raus..."
Lieber Kallias, liebes Forum, nun bin ich noch an der Reihe, einzugestehen, dass es mir bei meiner Bemerkung in #114 in der auslaufenden Diskussion zum Thema Satiremagazin mehr darum ging, einen Anlass zu finden, um dem Forum ein Frohes Pfingstfest zu wünschen. Dabei kam mir der Anfang von Goethes satirischem Epos Reineke Fuchs in den Sinn: „Pfingsten, das liebliche Fest ist gekommen... .“ Es ist klar, dass Goethe mit der einerseits spielerischen, andererseits kunstvollen Bearbeitung des alten Fabel-Stoffes eine Form fand, um das höfische Gebaren seiner Umgebung und seiner Zeit satirisch aufs Korn zu nehmen. Da Sie, lieber Kallias, die detaillierte Geschehensliste vom Anfang des Jahres 1793 aus Wikipedia offerierten, reizte es mich zu prüfen, ob das eine oder andere Geschehen im Fabeltext des Dichters wiederzuerkennen sei. Da kam ich aber nicht weit. Denn ich stieß gleich im ersten der 12 „Gesänge“ Goethes auf eine Stelle, die meine ganze Aufmerksamkeit gefangen nahm und mich zu andersartigen Nachforschungen animierte. -
Als gegen Ende des 1. Gesangs „Henning, der Hahn“ seine Klage gegen den Fuchs, der sich als kuttetragender Klausner in den „Hennenkonvent“ eingeschlichen und u.a. des Hahns Lieblingstochterhenne getötet hatte (nur ihr Leichnam wurde gerettet), vorbringt, da heißt es:
"Da gebot der König, man solle Vigilie singen. Domino placebo begann die Gemeine, sie sangen Alle Verse davon."
Der (befangene) König beschwichtigt: Er lässt eine Toten-Vigil abhalten und damit soll alles Unrecht abgegolten sein.
In der Vigil erklingt das Wort „placebo“. Placebo domino in regione virorum – Ich werde dem HERRN gefallen im Lande der Lebenden, hieß wörtlich der Vers 9 aus Psalm 116 (Vulgata), der im Volksmund dem Totenoffizium, das meines Wissens bis zur Liturgiereform der Katholischen Kirche um 1950 verbindlich war, den Namen „Placebo“ gab.
Sie können sich denken, worauf ich hinaus will: Ich stieß auf die etymologische Wurzel des Begriffs, der uns ganz selbstverständlich für ein Scheinarzneimittel geläufig ist und das als Placebo-Effekt seitdem seine eigene hochspannende Geschichte entfaltet (nachzulesen bei Wikipedia).
Nur soviel ist aus theologischer Sicht zur Herkunft des Begriffs (und zu weiteren Überlegungen) noch anzumerken: Bei der längst anstehenden Revision des lateinischen Vulgata-Textes ist auch der einschlägige Psalm 116 unter die Lupe genommen worden. Auf hebräischer Grundlage übersetzt lautet nun Vers 9 in der revidierten lateinischen Fassung von 1954 (vgl. Liber Psalmorum, Editio „Katholisches Bibelwerk Stuttgart-Bad Cannstatt): „Ambulabo coram domino in regione viventium.“ - Vor dem Herrn darf ich wandeln in den Landen des Lebens. - Dem Psalmenkommentar der Echter-Bibel ist zu entnehmen, dass Psalm 116 ein „Dankgebet mit Gelübdeopfer“ darstellt. Der Beter weiß sich in seiner ursprünglichen Gebets- (und Opfer-) Situation vom HERRN erhört, d.h. von seinen persönlichen Todesängsten befreit (vgl. Vers 8f: „Er bewahrte mein Leben vor dem Tode, meine Augen vor Tränen, meinen Fuß vor Anstoß.“) und weiß sich wieder im Diesseits (!) „im Lande des Lebens“. - „Die Beziehung auf das Jenseits in der Totenvesper ist (missverstandene) Akkomodation“, merkt der Kommentar an (Die Psalmen, Echter-Bibel 1954, S. 254 Anm. 8f).
Ich hoffe, Sie mit meiner Entdeckung ein wenig neugierig gemacht zu haben und grüße Sie
Zitat von Simon im Beitrag #119... um dem Forum ein Frohes Pfingstfest zu wünschen.
Das ist durchaus auch so angekommen, lieber Simon, und herzlichen Dank dafür.
Zitat Da Sie, lieber Kallias, die detaillierte Geschehensliste vom Anfang des Jahres 1793 aus Wikipedia offerierten, reizte es mich zu prüfen, ob das eine oder andere Geschehen im Fabeltext des Dichters wiederzuerkennen sei.
Das wäre eher unwahrscheinlich. Aus Goethe das Gedicht schrieb, waren die Geschehnisse in Frankreich zwar von großem Nachrichten - und Unterhaltungswert für den Kontinent, wurden aber nicht in der Wichtigkeit gesehen, die wir ihnen heute beimessen. Für Goethe (wie für viele Zeitgenossen) war die Revolution im wesentlichen eine innerfranzösische Angelegenheit, hervorgerufen durch die besondere politische Rückständigkeit des Landes. Und nicht übertragbar auf Deutschland, wo der aufgeklärte Absolutismus Reformen längst durchgeführt hatte und daher wenig Bedarf an Aufständen bestand.
Zitat Ich stieß auf die etymologische Wurzel des Begriffs, der uns ganz selbstverständlich für ein Scheinarzneimittel geläufig ist und das als Placebo-Effekt seitdem seine eigene hochspannende Geschichte entfaltet
Höchst interessant. Ich hätte vermutet, auch die moderne Bedeutung wäre direkt vom lateinischen Wortsinn abgeleitet.
Zitat von Simon im Beitrag #119Ich stieß auf die etymologische Wurzel des Begriffs, der uns ganz selbstverständlich für ein Scheinarzneimittel geläufig ist und das als Placebo-Effekt seitdem seine eigene hochspannende Geschichte entfaltet
Höchst interessant. Ich hätte vermutet, auch die moderne Bedeutung wäre direkt vom lateinischen Wortsinn abgeleitet.
Letzteres hätte ich auch gedacht. Aber die Assoziation mit der Totenmesse (für den Testpatienten, der statt des wirksamen Medikaments den Placebo bekam) ist schon charmant.
A free society is a society where it is safe to be unpopular. - Adlai Stevenson
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