Daskas Kommentar zu Ludwig Weimers Beitrag ist derart lesenswert, dass wir ihn wörtlich als Gastbeitrag in "Zettels Raum" noch einmal bringen; zum Nutzen all jener Leser von ZR, die nicht ins "Kleine Zimmer" schauen. http://zettelsraum.blogspot.com/2015/09/...unchen-ein.html
Auch mit Dank an Frank Böhmert für die Anregung.
Friedrich
(
gelöscht
)
Beiträge:
19.09.2015 23:35
#2 RE: Im Zug von Wien nach München. Ein Erlebnisbericht von Daska
Zitat Haben die Flüchtlinge Sie auch gefragt, wo sie aufgefundendene Geldbörsen abgeben können?
Ich habe einmal an meiner Arbeitsstelle meine Geldbörse verloren. Ich bekam sie wieder: des Bargeldes entledigt, das am Morgen abgehobene Haushaltsgeld eines ganzen Monats fehlte. 98% der Kollegen sind deutsch, 80% derer, die außerdem täglich im Gebäude sind, auch. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Werte, auf die Sie wohl anspielen, auch von Einheimischen nicht gelebt werden?
Vielen Dank, lieber Daska, für den zum Nachdenken anregenden Bericht.
Zitat Was für ein Potential an Mitmenschlichkeit kommt da ins kalte Deutschland.
Und die meisten der Armen werden vermutlich gar nicht wissen, worauf sie sich eingelassen haben, als sie sich, an die heimatliche Herzensgüte, das großzügige, nach dem Woher und Wohin nicht fragende Geben, Nehmen und Teilen gewöhnt, auf die Reise in dieses Land der sozialen Kälte begeben haben?
Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber weder die Diskussion um die Vergewaltigungen durch Zuwanderer (im anderen Thread) noch die Beschreibung der von ihnen ausgehenden Wohltaten (hier) bringen mir irgendeinen Erkenntnisgewinn. Außer, dass da halt Menschen kommen. Gute und böse. Wie es halt so ist und wie man es sich mit ein wenig gesundem Menschenverstand auch ausmalen kann.
Und dass mal das eine und mal das andere betont und natürlich einseitig dargestellt wird (weder Großzügigkeit noch Sexualstraftaten sind syrische Erfindungen, die in Deutschland noch ihrer Entdeckung harren), ist auch nix Überraschendes. Weil da halt Menschen sich äußern. Vertrauensvolle und misstrauische. Wie es halt so ist und wie man es sich mit etwas gesundem Menschenverstand auch ausmalen kann.
vielen Dank für diesen eindrucksvollen Bericht. Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht bei Reisen in den Nahen Osten und habe dort auch einige Tage in arabischen Familien gelebt. Auch dort war überall eine extreme Herzlichkeit zu beobachten. Während des Essens trugen die Frauen immer neue Speisen auf und der Gast wurde immer wieder aufgefordert doch noch dieses zu probieren und noch etwas mehr zu nehmen. Es war offensichtlich, dass der Tisch am Ende der Mahlzeit noch genauso voll sein musste, wie zu Beginn. Essen durften dabei allerdings nur die Gäste und die Männer. Die zahlreichen Frauen des Hauses hatten wohl bis nach der (offiziellen) Mahlzeit zu warten. Geschenke wurden mit Rührung angenommen. Beim Abschied wurde geweint (junge Männer!). Mehr Gastfreundschaft geht nicht.
Wenn ich nun an ihre Erlebnisse denken, so kann ich mir nicht verkneifen, auch diese Fragen zu stellen: Viele Menschen, die zu uns kommen, kommen aus einem anderen (meist arabischen) Kulturkreis. Es ist beeindruckend, solche Kulturen kennenzulernen. Aber wie verhalten sich diese zu unserer Gesellschaft? In unserer Gesellschaft steht Individualität über Clanstrukturen, Erfolg über Ehre, Anspruch über Almosen, Recht über Gerechtigkeit. Ob das "gut" ist, weiß ich nicht. Doch es hat uns Wohlstand und (momentan) auch relativ viel Frieden gebracht. Das kann man in der arabischen Welt nicht unbedingt behaupten. Sind es vielleicht gerade diese Eigenschaften, liebe Daska, die sie benennen, die dies begründen? Oder dies zumindest befördert haben? Wissen die Zuwandernden, welche Gesellschaft sie hier erwartet? Wie werden sie reagieren, wenn sie es erfahren? Die Multikultivorstellung besagt, dass diese Herzlichkeit einen Platz in unserer Gesellschaft einnimmt, sie um diesen Aspekt erweitert und bereichert. Die Gegenmeinung ist, dass gerade diese Unterschiede Konflikte, Resignation, Fremdsein verursachen können. Was ist naiv, was ist realistisch?
Zitat von Robin im Beitrag #6Die Multikultivorstellung besagt, dass diese Herzlichkeit einen Platz in unserer Gesellschaft einnimmt, sie um diesen Aspekt erweitert und bereichert. Die Gegenmeinung ist, dass gerade diese Unterschiede Konflikte, Resignation, Fremdsein verursachen können. Was ist naiv, was ist realistisch?
Herzlich, Robin
Dazu ein paar Anmerkungen: Auch ich habe diese Gastfreundlichkeit, und ich habe auch Feierlichkeiten erlebt, aber ich habe auch dort den Alltag erlebt. Wer nicht temporärer Gast oder Teilnehmer bei Feierlichkeiten ist hat auch in diesen Ländern einen zwar etwas anderen, aber nüchternen Alltag. Man darf die Situation des Gastes oder gar Fremden nicht verallgemeinern. Den Zusammenstoß der Kulturen hat inzwischen auch so der eine oder andere Promi medienwirksam erlebt, wenn das, was in manchen arabischen Ländern selbstverständlich ist, bei der Rückreise unter Verhängung von Strafe vom Zoll einkassiert wurde.
Ich möchte aber auch feststellen, dass ich in Deutschland von Deutschen herzliche Gastfreundschaft erlebt habe. Ein ehemaliger Kollege, der sich mal die Muße genommen hatte, zu Fuß die schwäbische Alb mit ihren Dörfern zu bewandern, hat mir später begeistert darüber berichtet, wie freundlich die Menschen doch, bereit auf einen Plausch am Zaun oder auch sonst, gewesen waren. Vielleicht sind es nicht die Menschen, sondern einfach die Schnelllebigkeit der Zeit, die so manche Erlebnisse vermissen lässt. Es ist aber die Zeit und es sind die Umstände, die die Basis unseres Wohlstands sind.
Ich hätte nicht 'naiv' 'realistisch' gegenübergestellt. Aber ich denke, es ist gelegentlich genau so schwierig positive Emotionen zu verarbeiten wie negative. Dem Rosenkrieg gehen in der Regel auch ganz leidenschaftliche Zeiten voraus. Die Mutter oder Großmutter wären manchmal die besseren Ratgeber gewesen .
Zitat von Robin im Beitrag #6Geschenke wurden mit Rührung angenommen. Beim Abschied wurde geweint (junge Männer!). Mehr Gastfreundschaft geht nicht.
… oder mehr Theater. In meiner beruflichen Praxis hatte und habe ich reichlich Gelegenheit, Menschen aus dem arabischen Kulturkreis kennenzulernen. Wohlgemerkt handelt es sich dabei in der Regel nicht um Flüchtlinge, sondern um zeitweilige Besucher, die in ihrer Heimat ein sicheres, auskömmliches oder sogar wohlhabendes Leben haben. Selbstverständlich sind das Individuen mit unterschiedlichen Charakteren, aber gewisse Eigenschaften, die offenbar Teil der Kultur sind, haben sie gemein. Dazu gehört eine gewisse Theatralik. Am auffälligsten (und im Einzelfall auch schon mal irritierendsten) ist eine Unfähigkeit oder Unwilligkeit, allgemeine Regeln auf sich selbst anzuwenden; selbst routinemäßigen Verwaltungsvorgängen versuchen sie die Form eines persönlichen Verhältnisses zu geben, und dementsprechend betrachten sie auch alles als verhandelbar. Hier zeigt sich Sozialisation in einer Gesellschaft, die Gleichheit und Individualismus nicht kennt, sondern die Organisation des Zusammenlebens als kompliziertes Netzwerk persönlicher Beziehungen auffaßt.
Für jemanden, der in einer nüchternen, auf Gesetzen und Regeln beruhenden und jedem Individuum möglichst gleiche Rechte und Chancen bietenden Gesellschaft aufgewachsen ist, wirkt diese andere Form der sozialen Interaktion (je nachdem wie glücklich er oder sie darüber ist) herzlich, freundlich, verbindlich oder aufdringlich. Das ist aber hauptsächlich eine Kontrastwirkung, und man darf das daher nicht überinterpretieren und vor allem nicht als eine kontextfreie natürliche Herzlichkeit mißverstehen. Umgekehrt interpretiert ein Araber vermutlich den individualistischen, regelkonformen Egalitarismus der Europäer als unfreundlich, abweisend und kalt; er ist aber die Grundlage unserer persönlichen Freiheit.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #5Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber weder die Diskussion um die Vergewaltigungen durch Zuwanderer (im anderen Thread) noch die Beschreibung der von ihnen ausgehenden Wohltaten (hier) bringen mir irgendeinen Erkenntnisgewinn. Außer, dass da halt Menschen kommen. Gute und böse. Wie es halt so ist und wie man es sich mit ein wenig gesundem Menschenverstand auch ausmalen kann.
Nein, es geht nicht nur dir so.
Die auch bei den Qualitätsmedien so beliebte anekdotische Evidenz trägt zur politischen Diskussion rein gar nichts bei. Soll sie dort allerdings auch nicht, sondern vor allem die Stimmung beeinflussen. Es ist ja nicht nur so, dass da gute und böse Menschen kommen, auch derselbe Mensch kann in Situation X als "gut" wahrgenommen werden, in Situation Y aber plötzlich zum "Bösen" mutieren.
Doch leider herrscht bei allzu vielen die Schwarz-Weiß-Malerei vor, leider eben auch bei so gut wie allen führenden Medien. Und leider auch in Daskas Beitrag (teilende, arme Flüchtlinge versus kalte Deutsche). Ich wäre ja schon überglücklich, ließe man in der Öffentlichkeit nur für eine Woche alle Bewertungen beiseite und redete lediglich über die nicht wegzudiskutierenden Probleme, die bei einem jährlichen Zustrom von Millionen Menschen, die zudem (auch das ist unbestritten) in der Regel kein Deutsch können und im Schnitt auch deutlich schlechter ausgebildet sind, zwangsläufig entstehen und zu deren Lösung ich bislang keine hinreichenden Ansätze erkennen kann (das realitätsferne Gerede von europäischen Quoten zählt nicht dazu). Wahrscheinlich sind sie auch nicht lösbar, aber dann muss man darüber reden, was das bedeutet.
Und wenn man diese "hard facts" denn mal endlich auf dem Tisch hat, dann können wir uns immer noch über die zusätzlichen Probleme oder die großartigen Bereicherungen unterhalten, die aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen entstehen.
-- Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau, verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau. (Reinhard Mey)
Für jemanden, der in einer nüchternen, auf Gesetzen und Regeln beruhenden und jedem Individuum möglichst gleiche Rechte und Chancen bietenden Gesellschaft aufgewachsen ist, wirkt diese andere Form der sozialen Interaktion (je nachdem wie glücklich er oder sie darüber ist) herzlich, freundlich, verbindlich oder aufdringlich. Das ist aber hauptsächlich eine Kontrastwirkung, und man darf das daher nicht überinterpretieren und vor allem nicht als eine kontextfreie natürliche Herzlichkeit mißverstehen. Umgekehrt interpretiert ein Araber vermutlich den individualistischen, regelkonformen Egalitarismus der Europäer als unfreundlich, abweisend und kalt; er ist aber die Grundlage unserer persönlichen Freiheit.
Ich habe länger über den Text von Daska nachgedacht, wobei hier auch noch einmal bedeutungsvoll wäre, ob Daska eine Frau ist. Denn Orientalen dürften sich unterschiedlich verhalten, je nachdem, was sie für ein Gegenüber haben. Ich war bei der Begegnung im Zug nicht dabei, weiß also nicht, wie sehr man sich im Laufe der Fahrt einander angenähert hatte. Ohne Daska das positive Erlebnis madig machen zu wollen: Mich hat das an Zugfahrten auf dem Balkan in jüngeren Jahren erinnert. Man genoß das "exotische" Erlebnis, war lockerer, und irgendwann ließ im Zuge der Verbrüderung ein Mazedonier die Slibowitz-Flasche umgehen. Heutzutage ließe ich mir das im Ausland noch so halbwegs gefallen (andere Länder - andere Sitten), aber in Deutschland wäre ich doch sehr befremdet, wenm mir jemand Zwieback anbietet oder Kekse (ungefragt?) in die Hand schüttet. Etwas anderes wäre es, wenn ein Zug stundenlang steckenbleibt und man sich in einer Notsituation annähert. Aber auch ich würde doch sehr die Grenzen verletzen, wenn ich während einer Zugfahrt einem Mitreisenden mein Wurstbrot oder von meinen Süßigkeiten anböte. Vielleicht sind Sie, Daska, sehr jung, so daß der Umgang mit den vermutlich jungen Arabern von gleich zu gleich vonstatten ging? Ich empfände das Verhalten jedenfalls als zu aufdringlich. Gerade wir Deutschen neigen aber dazu, Ausländer nicht verletzen zu wollen, und tolerieren dann, wenn sie uns zu sehr "auf die Pelle" rücken. Vielleicht wollten sie wirklich nur freundlich sein, und wenn Sie, Daska, sich dabei wohl gefühlt haben, ist es auch in Ordnung. Vielleicht waren die Männer aber auch ein bißchen euphorisch, daß sie nun im "gelobten Land" sind. Aber es ist, so oder so, nur ein Teilausschnitt, und nicht pars pro toto, wie auch andere schon angemerkt haben.
Hier wird das zugrunde liegende Problem in meinen Augen klar beschrieben. Empathie hat als Hauptargument Einzug in die Politik gehalten und das ist eine sehr bedenkliche Entwicklung. Empathie regelt hervorragend das Zusammenleben in der Sippe, ist aber möglicherweise ein sehr, sehr schlechter Ratgeber bei politischen Problemen.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von alteseuropa im Beitrag #12Aber auch ich würde doch sehr die Grenzen verletzen, wenn ich während einer Zugfahrt einem Mitreisenden mein Wurstbrot oder von meinen Süßigkeiten anböte.
Ich habe schon die angenehmsten Zugfahrten erlebt, weil ich mit meinen Mitreisenden teile - ich biete Lektüre an, Essen, wenn es auf hygienische Weise teilbar ist, ich lade, wenn ich mit der Familie reise, zu Gesellschaftsspielen ein ... ich habe schon die interessantesten Leute bei solchen Gesprächen kennengelernt, eine junge Bogenschützin, einen Unternehmer aus Daressalam auf Europareise, einen Bundeswehroffizier, der bei humanitären Einsätzen dabeigewesen ist ...
Das will natürlich mit Feingefühl gemacht werden. Was damit anfängt, dass ich mich so nur verhalte, wenn ich mit den jeweiligen Personen auf Tischplätzen sitze.
Neulich saß eine alte Dame schräg gegenüber und hat immer sehr neugierig und mit klugem Blick zugesehen, wie mein Sohn und ich Schach spielten. Ich hätte ihr zu gern angeboten, auch eine Partie zu spielen; das wäre sicher spannend geworden. Nur mussten wir dann umsteigen ...
Also ich kann das nur empfehlen. Es verschönert das Leben enorm.
Und schlechte Erlebnisse hatte ich dabei noch nie. Manche signalisieren, dass sie ihre Ruhe wollen, und das ist ja dann auch gut.
xanopos
(
gelöscht
)
Beiträge:
21.09.2015 10:17
#15 RE: Im Zug von Wien nach München. Ein Erlebnisbericht von Daska
Zitat von Frank Böhmert im Beitrag #14Und schlechte Erlebnisse hatte ich dabei noch nie. Manche signalisieren, dass sie ihre Ruhe wollen, und das ist ja dann auch gut.
Sie fahren nicht täglich mit dem Zug? Vom Lokführer in der S-bahn, der geraucht hat und damit den Passagierbereich verpestete, über Junkies/Betrunkene die im Zug rauchen bzw. mit leeren Wodkaflaschen werfen ist mir schon alles passiert. Da stören laute Gespräche, Telefonate und Kopfhörermusik dagegen fast gar nicht mehr.
Nicht zu vergessen eine Gruppe von wahrscheinlich nur durchreisenden Neubürgern, die mit versammelten Kräften versuchten, im Türbereich eines Interregio die Deckenverkleidung aufzuschrauben, um einen der ihrigen dahinter unterzubringen. Das Mißlingen dieses Unterfangens war leider nicht geeignet, Zweifel an der Universalkompetenz der Facharbeiter zu zerstreuen.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Zitat von Frank Böhmert im Beitrag #14 ... ich habe schon die interessantesten Leute bei solchen Gesprächen kennengelernt.
Daran zweifle ich überhaupt nicht, und das geht mir auch so. Ich habe ebenfalls schon oft interessante Gespräche * geführt. Nur widerstrebt mir ein "Familienpicknick".
* (nachträglich eingefügt) wenn man Lust dazu hatte
Zitat von Frank Böhmert im Beitrag #14Das will natürlich mit Feingefühl gemacht werden.
Richtig. Ich für meinen Teil fahre ja sehr gerne mit dem Zug - ohne irgendein Bedürfnis, mit den Mitreisenden näheren Kontakt zu haben. Sondern im Gegenteil will ich endlich mal in Ruhe lesen oder anderen Hobbies nachgehen. Höfliche Begrüßung etc. ist natürlich selbstverständlich. Aber mehr Austausch brauche ich nicht mit Leuten, die ich ohnehin nie wiedersehen werde. Am schönsten ist die Zugfahrt in einem ansonsten leeren Abteil.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #16Nicht zu vergessen eine Gruppe von wahrscheinlich nur durchreisenden Neubürgern, die mit versammelten Kräften versuchten, im Türbereich eines Interregio die Deckenverkleidung aufzuschrauben, um einen der ihrigen dahinter unterzubringen. Das Mißlingen dieses Unterfangens war leider nicht geeignet, Zweifel an der Universalkompetenz der Facharbeiter zu zerstreuen.
Und wo war das? Dieser Tage? Da braucht sich doch niemand mehr zu verstecken.
Zitat von Frank Böhmert im Beitrag #14Das will natürlich mit Feingefühl gemacht werden.
Richtig. Ich für meinen Teil fahre ja sehr gerne mit dem Zug - ohne irgendein Bedürfnis, mit den Mitreisenden näheren Kontakt zu haben. Sondern im Gegenteil will ich endlich mal in Ruhe lesen oder anderen Hobbies nachgehen. Höfliche Begrüßung etc. ist natürlich selbstverständlich. Aber mehr Austausch brauche ich nicht mit Leuten, die ich ohnehin nie wiedersehen werde. Am schönsten ist die Zugfahrt in einem ansonsten leeren Abteil.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #20Da muss ich doch glatt an Zettel denken, der auch ein alter Zugfahrer war und ähnliches zu berichten wusste:
Stimmt, das hatte ich ganz vergessen. Wobei man inzwischen auch in der ersten Klasse nicht unbedingt "geschützt" ist. Die Leute dort sind meist höflicher, aber eine normale Unterhaltung kann man ihnen ja nicht verbieten - auch wenn man sich dabei als unfreiwilliger Zuhörer nicht mehr konzentrieren kann. War halt auch "nur" ein Intercity. Die inzwischen als Interregio-ähnliche Bummelzüge eingesetzt werden. Ohne Großraumwagen und ohne Speisewagen.
Zitat von Frank Böhmert im Beitrag #14Und schlechte Erlebnisse hatte ich dabei noch nie. Manche signalisieren, dass sie ihre Ruhe wollen, und das ist ja dann auch gut.
Sie fahren nicht täglich mit dem Zug? Vom Lokführer in der S-bahn, der geraucht hat und damit den Passagierbereich verpestete, über Junkies/Betrunkene die im Zug rauchen bzw. mit leeren Wodkaflaschen werfen ist mir schon alles passiert. Da stören laute Gespräche, Telefonate und Kopfhörermusik dagegen fast gar nicht mehr.
Im Nahverkehr gibt es ja keine Tischplätze, keine Abteile und auch nicht genug Zeit für eine Unterhaltung oder ein Spiel. Dafür gibt es Musik, Tanz und erfrischende Getränke. Im Fernverkehr freue ich mich oft über Begegnungen, wie Frank Böhmert sie schildert. Gerade Abteile sind dafür geeignet, weil sie nicht so anonym wie der Großraumwagen sind und man keinen mit seiner Unterhaltung stört. Ich erinnere mich, daß es in den 80er-90ern Bestrebungen zur Abschaffung der Abteile gab, hin zum "modernen Großraum". Wurde zum Glück nicht umgesetzt.
Zitat von Emulgator im Beitrag #22Im Nahverkehr gibt es ja keine Tischplätze, keine Abteile ...
Der moderne Nahverkehr hat ja auch nichts mit Reisen zu tun, sondern ist als Variante des Schüttguttransports gedacht: Klappen auf, alle rein, Klappen wieder zu. Die Fahrt verbringt man maximal unentspannt und möglichst ohne Gepäck, Heizung oder Kühlung ist nicht wirklich vorgesehen.
Zitat Gerade Abteile sind dafür geeignet, weil sie nicht so anonym wie der Großraumwagen sind und man keinen mit seiner Unterhaltung stört.
Sie sind (leider) nicht so anonym. Dafür stört man mit Unterhaltung deutlich stärker.
Für jemanden, der in einer nüchternen, auf Gesetzen und Regeln beruhenden und jedem Individuum möglichst gleiche Rechte und Chancen bietenden Gesellschaft aufgewachsen ist, wirkt diese andere Form der sozialen Interaktion (je nachdem wie glücklich er oder sie darüber ist) herzlich, freundlich, verbindlich oder aufdringlich. Das ist aber hauptsächlich eine Kontrastwirkung, und man darf das daher nicht überinterpretieren und vor allem nicht als eine kontextfreie natürliche Herzlichkeit mißverstehen. Umgekehrt interpretiert ein Araber vermutlich den individualistischen, regelkonformen Egalitarismus der Europäer als unfreundlich, abweisend und kalt; er ist aber die Grundlage unserer persönlichen Freiheit.
Ich habe länger über den Text von Daska nachgedacht, wobei hier auch noch einmal bedeutungsvoll wäre, ob Daska eine Frau ist. Denn Orientalen dürften sich unterschiedlich verhalten, je nachdem, was sie für ein Gegenüber haben.
Die Frage beantwortet sich meiner Meinung nach praktisch von selbst - gegenüber einer allein reisenden Frau hätte sich die gleiche Gruppe sehr wahrscheinlich nicht so verhalten, wie sie es getan hat. (Wer das für dumpfe Vorurteile hält, der kann die Frage auch auf anderem Wege beantworten: u1291_Daska.html ) Viel interessanter finde ich die Frage, ob Daska selbst einen muslimischen und Migrationshintergrund hat - der Name verweist ja auf eine Stadt in Pakistan - und wenn ja, ob dieser für die andere Seite erkennbar war. Sollte beides gegeben sein, würde die ganze Geschichte sofort in sich zusammenfallen.
Ganz nebenbei, wenn die aktuell immer negativer werdenden Berichte über den Bildungsstand der "Flüchtlinge" auch nur annähernd die Realität treffen, dann werden weite Teile dieser Gruppe der deutschen Gesellschaft bis ans Lebensende auf der Tasche liegen. Wenn man zur Vereinfachung mal davon ausgeht, dass hinter jedem Fall von ALGII-Bezug offene und verdeckte Kosten (ALG II, Kosten der Unterkunft, Krankenversicherung, Rentenversicherung etc pp) jenseits der 1.000 Euro pro Monat liegen, kommt man hier über die Jahrzehnte gesehen mal eben auf mittlere sechsstellige Beträge pro Kopf. Da verblassen die in dem Reisebericht geschilderten kleinen Nettigkeiten doch sehr schnell - und die Anklage der angeblich kalten deutschen Gesellschaft, die derartige Fälle über all die Jahre mit riesigen Beträgen finanzieren darf, wirkt schlicht lächerlich.
Zitat von notquite im Beitrag #24Viel interessanter finde ich die Frage, ob Daska selbst einen muslimischen und Migrationshintergrund hat - der Name verweist ja auf eine Stadt in Pakistan - und wenn ja, ob dieser für die andere Seite erkennbar war.
Herr Daska hat einen grönländischen Migrationshintergrund und trägt normalerweise Unisex-Pelze.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.