Ja, doch, ich habe mich gestern auch sehr an dem schönen Spiel unserer Elf erfreut und das in einem anderen Thread auch zu Protokoll gegeben.
Aber für ZR eignen sich doch mehr die kritischen Themen, und die über den Sport hinausreichenden.
Als die Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein im Pausengespräch mit Olli Kahn vom "inneren Reichsparteitag" sprach, ahnte ich Böses und sagte zu meiner Frau "Na, wenn das man gut geht" oder etwas Ähnliches.
Ich hatte den Ausdruck nicht gekannt, aber sein metaphorischer Sinn lag ja auf der Hand: Miro Klose juble jetzt wohl innerlich, so wie eben auf den Parteitagen der Nazis Zwangsjubeln angesagt gewesen war.
Es ging nicht gut. Und wieder hat jener Chef des ZDF-Teams in Südafrika die politische Geschmeidigkeit gezeigt, die mir schon an ihm aufgefallen war, als er die Unkultur der Vuvuzelas zu einem Stück südafrikanischer Kultur erklärte, an dem man nicht vorbeikönne.
Daß ein politisch Geschmeidiger sich in dieser Weise anpaßt, läßt erkennen, wie mächtig die Aufpasser und Anschwärzer, die Miesmacher und Zeigefinger-Heber inzwischen geworden sind. Manche vielleicht tumbe Gutmenschen. Viele aber linke Strategen, die wissen, wie man die Meinungsführerschaft gewinnt und erhält.
Mein links-liberaler und aus einem kommunistischen Haushalt stammende Vater benutzt diese Redewendung recht häufig. Ich nutze sie auch manchmal. Mit NS-Verherrlichung oder -Verharmlosung hat das aus meiner Sicht nix zu tun.
Zitat von ZettelAber gut, besserwisserische Ideologen gibt es nun einmal, und manche neigen dazu, gutmenschliche Empörtheit zur Schau zu stellen, wo immer sie können.
Ich rege hiermit an, diese Empörtheit in einer nach oben offenen Thierse-Skala zu messen. Der "Reichsparteitag-Erregung" würde ich zum jetzigen Zeitpunkt ungefähr 3-4 Thierse geben.
-- L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Meine volle Zustimmung, verehrter Herr Zettel, bei dieser "Angelegenheit" aufzustehen und der linken demagogischen Niedertracht bürgerlichen Widerstand zu leisten. Treffend prägte ein Forist im SPON den Begriff Meinungsfaschismus. Dabei ist der Bemerk der schönen Blonden Fachfrau nichts weiter als eine ..." mit parodistischer Beziehung auf die bombastischen Reichsparteitage der Nationalsozialisten in den dreißiger Jahren aufgekommene" (s.Wiki) satirische Redewendung. Übrigens hatten auch die damaligen Roten ihre Reichsparteitage, den letzten, den 12., im Mai 1929. Wenn ich jetzt schreiben würde... dann haben sie (die Roten) das Elfmeterschießen verloren und schieden in der Vorrunde aus..... darf ich mir dann Einheit und Dienstgrad aussuchen?
Zitat Ich hatte den Ausdruck nicht gekannt, aber sein metaphorischer Sinn lag ja auf der Hand: Miro Klose juble jetzt wohl innerlich, so wie eben auf den Parteitagen der Nazis Zwangsjubeln angesagt gewesen war.
Ich kenne die Formulierung auch von meinen dank "Gnade der späten Geburt" nun völlig unverdächtigen Eltern. Seine Bedeutung ist aber nicht "Zwangsjubeln", sondern "eine Genugtuung erfahren gegenüber denen, die einen vorher unberechtigt geschmäht haben". So würde ich die Bedeutung paraphrasieren, und nur so macht die Redewendung m.E. gestern auch Sinn (pfui, Sinn machen, ein Anglizismus ...).
Ich benutze die Formulierung auch gerne - ich kenne sie von Kempowski. Ich glaube aus dem Roman "Im Block". Der "Innere Reichsparteitag" ist ausgesprochen ironiegeladen, weshalb sich die Schar der Kritiker als ironiefrei zeigt - was wohl niemanden überrascht. In einem Kommentar bei SPIEGEL-online hat ein Leser beigetragen, dass es ähnliche Sprüche auch in der DDR gab unter Anspielung auf FDJ-Veranstaltungen: "Das war mir ein innerer Fackelzug!".
Die Redewendung war im übrigen 39-45 unter Soldaten durchaus verbreitet, wie ich vor längerer Zeit einem einschlägigen Lexikon der Soldatensprache entnommen habe. Ähnliche Wendungen sind "Es ist mir ein innerer Vorbeimarsch" oder "Es ist mir ein Laubhüttenfest".
Wie lächerlich, aus bloßer Parteidisziplin auch gegen den fähigen Kandidaten des Gegners zu stimmen. (Klonovsky)
Zitat In einem Kommentar bei SPIEGEL-online hat ein Leser beigetragen, dass es ähnliche Sprüche auch in der DDR gab unter Anspielung auf FDJ-Veranstaltungen: "Das war mir ein innerer Fackelzug!".
Ich kannte aus DDR-Zeiten den "inneren Parteitag" ohne das Reich. Das hatte für uns eine unmittelbare Plausibilität. Beides war seinerzeit eine ausgesprochen feine Art der Ironisierung, weil sie praktisch unangreifbar war. - Naja, jetzt schon ...
Zitat von Yossarius (...) das Elfmeterschießen verloren (...)
Auweia, ist das nicht etwas "Autobahn"? "Seit Fönf Ohr Fönfundvörzig wörd zoröckgeschossn" klingt da doch mit. Wie Geschichtsvergessen .
@Zettel: Danke für diesen Beitrag. Die beknackten Sprachpolizisten und pc-bedachten Einknicker hätten mE ein paar Tage Zwangs-WG mit den "Freunden der Vuvuzela" verdient ... 24 Stunden üben inbegriffen.
---------------------------------------------------- Mein derzeitiger Avatar bezeugt meine Solidarität mit unseren Jungs, die derzeit in irgendwelchen politisch-medial nicht unterstützten Kriegen verheizt werden. Das Truppenabzeichen im Hintergrund ist das des Fallschirmjägerbataillons 373, dem ich mich persönlich stark verbunden fühle. Kameraden, Glück ab!
Wobei ich jetzt hier nicht weiss inwiefern Linke eine aktive Rolle spielen oder nicht irgendwelche Trittbrettfahrer die Gelegenheit entdeckten mal auf deren Empörungsvuvuzela zu spielen und somit auch mal wichtig zu sein. Da scheint mir viel mehr Mittelmäßigkeit und Feigheit im Spiel. Eigenschaften, die mir als erstes einfallen, wenn ich über die Ursachen ganz anderer Wellen in der deutschen Geschichte nachdenke, die zu bekämpfen kurioserweise gerade von jenen vorgegeben wird.
Ich glaube, ich spinne!! Dann ist der Satz "Arbeit macht frei" wohl auch eine Redensart, die völlig unbedenklich benutzt werden kann??
Tut mir Leid, aber eine wie auch immer geartete Gefühlswallung als "inneren Reichsparteitag" zu bezeichnen, ist völlig unmöglich. Eine solche Formulierung sollte man weder unter vier Augen und schon gar nicht vor einem Millionen-Publikum verwenden.
Dass Frau Müller-Hohenstein dieser Lapsus nicht aus böser Absicht unterlaufen ist, sondern einfach aus Gedankenlosigkeit, macht die Sache nicht besser. Als TV-Moderatorin hat man eben eine besondere Verantwortung - und diese verbietet es, verharmlosende Bezüge zum NS-Regime herzustellen.
Sorry, aber bei Völkermord und Massenvernichtung hört die Ironie auf. Und das wird hoffentlich noch in 1.000 Jahren so sein! Und was die DDR betrifft: Sie hat ihren Bürgen viel Unrecht angetan, aber sie hat keinen systematischen Genozid zu verantworten gehabt.
Das sind keine "verharmlosende Bezüge zum NS-Regime", sondern eine Redensart, mit der man sich seinerzeit über die Parteitage lustig gemacht hat. Also nicht die Sprache der Nazis, sondern die Sprache der anderen. Hätte man das zu Kriegsende laut gesagt, hätte kein Orden, sondern Ärger gedroht. Das ist also eine völlig andere Schublade als "Arbeit macht frei". Das kann doch wohl nicht so schwer zu verstehen sein.
Ja, aber über 70 Jahre später ist eine solche Wendung eben aus dem Zusammenhang gerissen, und der frühere Kontext erschließt sich nur den wenigsten. So entsteht der Eindruck, Reichsparteitage der NSDAP seien etwas, was man im normalen Sprachgebrauch einfach so verwenden kann. Das ist genau die Verharmlosung, die dazu beiträgt, die Singularität der NS-Verbrachen nach und nach immer weiter zu relativieren.
Zitat Ja, aber über 70 Jahre später ist eine solche Wendung eben aus dem Zusammenhang gerissen, und der frühere Kontext erschließt sich nur den wenigsten. So entsteht der Eindruck, Reichsparteitage der NSDAP seien etwas, was man im normalen Sprachgebrauch einfach so verwenden kann. Das ist genau die Verharmlosung, die dazu beiträgt, die Singularität der NS-Verbrachen nach und nach immer weiter zu relativieren.
Gut, dass man den Begriff Autobahnen nicht einfach so verwendet, ohne über den Holocaust nachzudenken. Das haben wir ja auch schon gehabt
Durch die Empörung entsteht der Eindruck bestimmte Wörter seien grundlos oder aus zumindest nichtigen Gründen tabuisiert. Das ist genau die Verharmlosung der wirklichen Verbrechen und Relativierungen (zum Beispiel bei Gleichsetzung des Warschauer Ghettos mit Gaza), die den Blick auf die ernsthaften Probleme immer weiter verstellz
@Daniel1965: So frisch im Forum und gleich komplett ironiebefreit. Wenn das der Führer wüsste.
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Mit "Verwendung" meinte ich eine umgangssprachliche und zum Beispiel ironisierende Verwendung. Wer sich über Reichsparteitage unterhalten will, kann dies ja gerne in einem geschichtswissenschaftlichen Kontext tun - aber bitte nicht, um zur allgemeinen Belustigung beizutragen.
Das ist ja gerade das Schlimme: dass Leute wie Müller-Hohenstein, die wahrscheinlich völlig unpolitisch ist, solche Dinge völlig gedankenlos sagen. Genau, wie manche Leute ja auch gerne Dinge "ausmerzen", weil sie nicht wissen, dass auch dieser Begriff belastet ist. Hier auf die sorgsame Verwendung von Sprache zu achten, hat auch überhaupt nichts mit political correctness zu tun, sondern mit der Verantwortung, die wir im Umgang mit unserer eigenen Geschichte haben.
Zitat von Daniel1965Als TV-Moderatorin hat man eben eine besondere Verantwortung - und diese verbietet es, verharmlosende Bezüge zum NS-Regime herzustellen.
Könnten Sie, lieber Daniel1965, bitte erläutern, worin nach Ihrer Auffassung bei dieser Redensart (die mir, ich habe es geschrieben, bis gestern unbekannt gewesen war) der "verharmlosende Bezug" besteht?
Würden Sie beispielsweise bei Redensarten wie "Erichs Lampenladen" oder "das geht seinen sozialistischen Gang" ebenso einen verharmlosenden Bezug zum SED-Regime sehen?
Ja, wir haben es ja auch wirklich nötig, in Afghanistan "Krieg" zu führen.. ein Krieg, bei dem in der "Tagesschau" über jede Schusswunde berichtet wird. Ich würde sagen, dass dieser Krieg medial viel zu viel unterstützt wird. Vielleicht ginge er schneller vorbei, wenn die Medien einfach mal aufhören würden, darüber zu berichten. Aber offenbar scheint sich die Bundesrepublik ja sehr wohl zu fühlen bei der bewaffneten Durchsetzung ihres (westlichen) Werte- und Demokratieverständnisses.
ich bekenne mcih dazu, Begriffe wie "ausmerzen" und andere böse, ähem, "belastete" Begriffe zu werden. Damit ich aber in Zukunft weniger gedankenlos bin, wäre ich Ihnen dankbar, wenn sie eine vollständige Liste aller nicht zu verwendenen Wörter aufstellen würden. Da es aber wohl etwas Zeit in Anspruch nimmt, wäre ich Ihnen verbunden, wenn Sie mir vorab eine Fachfrage beantworteten. Wie ist es mit "Duschen"? Sowohl was den Begriff angeht als auch den Vorgang. Und darf ich ncoh weiter fröhlich unter der Dusche singen oder msus ich trist traurig und besorgt sein?
Zitat von Daniel1965Wer sich über Reichsparteitage unterhalten will, kann dies ja gerne in einem geschichtswissenschaftlichen Kontext tun - aber bitte nicht, um zur allgemeinen Belustigung beizutragen.
Vielleicht sollten wir im Forum zukünftig unsere Beiträge von Ihnen als garantiert humorbefreitem Zensor kontrollieren lassen?
Ich lasse mir weder von Ihnen noch von anderen knalldeutschen Gesinnungsakrobaten vorschreiben, welche Redewendung ich wann und wo zu verwenden habe. Falls ich mal einen (Achtung! Achtung! Es folgt ein ironischer benutzter Begriff!!!) "Reichsbeauftragten für die Reinheit der deutschen Sprache" benötige, werde ich mich vertrauensvoll an Sie wenden.
Nachtrag: Der Mann kann es noch besser: "Ich würde sagen, dass dieser Krieg medial viel zu viel unterstützt wird. Vielleicht ginge er schneller vorbei, wenn die Medien einfach mal aufhören würden, darüber zu berichten."
Ah, so ist das, einfach nichts berichten, dann geht das Böse weg. Wenn im Januar 1933 niemand über Hitler berichtet hätte, wäre er also vielleicht schneller vorbeigegangen..; Au weia!
Wie lächerlich, aus bloßer Parteidisziplin auch gegen den fähigen Kandidaten des Gegners zu stimmen. (Klonovsky)
Zitat von dirkDamit ich aber in Zukunft weniger gedankenlos bin, wäre ich Ihnen dankbar, wenn sie eine vollständige Liste aller nicht zu verwendenen Wörter aufstellen würden.
Oh ja, so eine Liste der verbotenen Worte zu haben wäre schon toll. Die könnte man prima Stück für Stück bei verquast argumentierenden Guti-Mitmenschen abarbeiten und sich über deren steigenden Blutdruck amüsieren. Solange es noch keine Gedankenpolizei gibt sollte man sich diese Freude nicht entgehen lassen. Also, lieber Daniel1965 ... frischauf, ans Werk!
Gruß, Calimero
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