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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Llarian Online



Beiträge: 7.091

16.02.2011 23:27
#26 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat
Ein z.B. Fischer hat da ganz andere Leichen im Keller und vom einem Gysi müssen wir erst gar nicht reden.


Gerade das möchte ich mal aufgreifen, denn obschon ich die Person Joschka Fischer abstossend finde, so sollte man schon einen Unterschied sehen. Und zwar nicht in der Bewertung, sondern in der Betrachtung. Fischer hat Steine geschmissen und Polizisten attackiert. Sicher verurteilenswert. Aber nicht unbedingt geheim. Und er hat sich auch nicht hingestellt und gesagt "Ich war das nicht". Was also übrig bleibt ist ein Gewalttäter.
Gutteberg hat keinen Polizisten attackiert. Aber gelogen. Und das nicht zu knapp. Er tuts selbst jetzt noch. Und dann wirds problematisch, denn man kann die Einstellung eines Fischers mögen oder nicht (ich persönlich kann Gewalttäter so gar nicht ertragen), bewusste Lügen, bewusstes Betrügen ist im Politischen etwas gänzlich anderes. Ob er wissenschaftlich arbeiten wollte ist vollkommen nebensächlich, entscheidend ist, er stellt sich vor uns hin uns sagt "Ich habe einen Doktortitel." Und das ist gelogen, weil es auf einem Betrug basiert. Vom menschlichen her sind Gewalttter sicher schlimmer als Betrüger. Und die meisten würden lieber neben einem Betrüger als neben einem Gewalttäter wohnen. Aber Geschäfte würde man eher mit dem Gewalttäter machen. Und wählen vermutlich auch. Bei dem (eventuell ehrlichen) Gewalttäter weiss ich, woran ich bin. Bei einem Betrüger weiss ich das nie.

Zitat
"Realpolitik" würde ich hier betreiben und denken, na das war nun wirklich nicht sauber, dafür muss Du Dich auch erklären und Ärger einstecken und vielleicht 500.000 € schnell an Bayreuth überweisen, um ein bisschen den Schaden an der Wissenschaft wieder gut zu machen, aber für mich wäre es damit getan


Aber nicht für das Volk. Denn Guttenberg hat mehrmals im öffentlichen Disput sein Wort gegegeben, dass ein Sachverhalt genau so wäre, wie er ihn wiedergibt. Wenn jetzt das Stigma des Lügners auf ihn fällt, bricht das ganze Kartenhaus zusammen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

16.02.2011 23:27
#27 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat von Blub
Mit Verlaub, ich finde die ganze Diskussion scheinheilig, da es so tut, als wäre dies und andere Unsauberkeiten in der "Wissenschaft" oder Ausbildung nicht Normalität.


Das ist überhaupt nicht die Normalität. Welchen Einblick haben Sie in Universitäten, lieber Blub, daß Sie sich zutrauen, eine solche ungeheuerliche Behauptung aufzustellen?

Ich bin bekanntermaßen in diesem Punkt empfindlich. Niemand würde behaupten, daß es bei Ärzten normal ist, daß sie ihre Patienten krank machen wollen. Niemand, der bei Sinnen ist, würde es KfZ-Mechanikern unterstellen, daß bei ihnen Reparaturen normal sind, die zu Unfällen führen.

Niemand würde es Richtern unterstellen, daß Fehlurteile bei ihnen normal sind.

Also behaupten Sie bitte solche Dinge nicht über die Wissenschaft; es sei denn, Sie haben Belege. Diese würden mich allerdings interessieren.

Herzlich, Zettel

Stefanie Offline



Beiträge: 606

16.02.2011 23:34
#28 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat von Llarian

Zitat
Ein z.B. Fischer hat da ganz andere Leichen im Keller und vom einem Gysi müssen wir erst gar nicht reden.


Aber nicht unbedingt geheim. Und er hat sich auch nicht hingestellt und gesagt "Ich war das nicht". Was also übrig bleibt ist ein Gewalttäter.




Doch hat er, im Bundestag hat er behauptet, er habe Steine nur hochgeworfen, also quasi jongliert, und nicht auf Polizisten geworfen, obwohl jeder weiß, dass er das hat. Denn es ist in der Tat nicht geheim.

Llarian Online



Beiträge: 7.091

16.02.2011 23:36
#29 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Das ist wirklich interessant, können Sie das per Datum und Quelle zitieren ?

Stefanie Offline



Beiträge: 606

16.02.2011 23:37
#30 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

@Llarian

Der ist wegen seiner Vergangenheit befragt worden. Das wurde live im Fernsehen in den Öffis übertragen. Da war er schon Minister. Das gibt es bestimmt im Netz, aber ich kann weder die Quelle noch das Datum benennen. Vielleicht jemand anderes hier?

Nachtrag:

hier ist es:

http://www.youtube.com/watch?v=snXcgm3vIGc

Ich habe die Steine einfach in die Luft geworfen.

vielleichteinlinker ( gelöscht )
Beiträge:

16.02.2011 23:43
#31 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Ungereimtheiten sehe ich da auch. Aber vielleicht sind andere Wissenschaften auch anders als "meine". Dennoch:

"summa cum laude", muss da nicht ein weiteres Gutachten erstellt werden, von einem weiteren Gutachter? Hat also ein "Vater" mehr als nötig die Arbeit durchgewunken?

Zitat
Die zweite Kategorie von Verdachtsfällen betrifft Stellen mit wortwörtlich oder leicht abgewandelten Passagen anderer Autoren, die zwar im Literaturverzeichnis allgemein aufgeführt, im laufenden Text aber nicht zitiert werden.

??? Wo darf man denn einfach so Literatur ins Literaturverzeichnis einsetzen? Damit ist das mit den Plagiaten schwer nachzuweisen. Im Zweifel einfach die halbe BIB ins Litverzeichnis, was soll da passieren?

Für mich ist die Frage die bleibt die, wie weit die Kopiererei geht. Sind es nur die "weichen" Teile wie das Vorwort. Das wäre verwerflich, schäbig, unwürdig und irgendkein "summa". Sind es aber auch die "harten" Teile. Der Forschungsbeitrag. Fehlen hier die Fußnoten und Belege? Ist das "Neue" der Diss vielleicht nicht neu sondern nur gut kopiert? Das würde mich interessieren.

PS.: "Hinweis: In der Zwischenzeit wurden in diesem Thema 7 neue Antwort(en) erstellt (in neuem Fenster anzeigen)."

Da ich diese Meldung gerade zum ersten Male sehe nehme ich mir die Freiheit, meinen Beitrag im Namen der Übersichtlichkeit gegebenenfalls etwas zu zerstreichen... ;-)

vielleichteinlinker ( gelöscht )
Beiträge:

16.02.2011 23:49
#32 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat
Das ist überhaupt nicht die Normalität. Welchen Einblick haben Sie in Universitäten, lieber Blub, daß Sie sich zutrauen, eine solche ungeheuerliche Behauptung aufzustellen?



Das würde mich auch interessieren. Vielleicht ein Beitrag dazu: Meine Uni investiert im Moment viel Geld um schon dem Mittelbau die Möglichkeit zu geben, mit den entsprechenden Softwarelösungen Plagiate in Seminararbeiten und Referaten [sic!] zu erkennen. Doktoranden-Exposés werden natürlich ebenfalls geprüft. Ich gehe also davon aus dass eine fertige Diss da auch untersucht wird. Das mag an manchen Stellen übertrieben sein aber mich wundert, wie eine solche Arbeit wie die Guttenbergsche dann durch - ja welches Raster gefallen sein soll.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

16.02.2011 23:55
#33 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat von vielleichteinlinker
Ungereimtheiten sehe ich da auch. Aber vielleicht sind andere Wissenschaften auch anders als "meine". Dennoch:

"summa cum laude", muss da nicht ein weiteres Gutachten erstellt werden, von einem weiteren Gutachter? Hat also ein "Vater" mehr als nötig die Arbeit durchgewunken?


Nein. Es gibt immer einen Erstgutachter ("Doktorvater") und (in der Regel) zwei Zweitgutachter. Das ist völlig unabhängig vom Prädikat. An manchen Unis verlangen es die Promotionsordnungen, daß einer der Zweitgutachter aus einer anderen Fakultät oder sogar einer anderen Uni kommt. Es gibt auch Promotionsordnungen, die es erlauben, daß promovierte, aber nicht habilitierte Wissenschaftler Zweitgutachter sind.

Bei der Benotung folgen die Zweitgutachter in der Regel dem Erstgutachter. Formal sehen es zwar manche Promotionsordnungen vor, daß im Fall eines Dissenses die gesamte Fakultät entscheidet; ich habe das aber an verschiedenen Unis kein einziges Mal erlebt. Sondern man ruft an, man diskutiert; und wenn man sich nicht einig wird, dann schließen sich die Zweitgutachter dem Urteil des Erstgutachters an.

Was auch eminent vernünftig ist; denn nur dieser hat die Arbeit von Anfang an verfolgt und kann sie wirklich kompetent beurteilen.

Zitat von vielleichteinlinker

Zitat
Die zweite Kategorie von Verdachtsfällen betrifft Stellen mit wortwörtlich oder leicht abgewandelten Passagen anderer Autoren, die zwar im Literaturverzeichnis allgemein aufgeführt, im laufenden Text aber nicht zitiert werden.

??? Wo darf man denn einfach so Literatur ins Literaturverzeichnis einsetzen? Damit ist das mit den Plagiaten schwer nachzuweisen. Im Zweifel einfach die halbe BIB ins Litverzeichnis, was soll da passieren?


Es darf nur das im Literaturverzeichnis aufgeführt werden, was auch im Text zitiert wird.

Zitat von vielleichteinlinker
Für mich ist die Frage die bleibt die, wie weit die Kopiererei geht. Sind es nur die "weichen" Teile wie das Vorwort. Das wäre verwerflich, schäbig, unwürdig und irgendkein "summa". Sind es aber auch die "harten" Teile. Der Forschungsbeitrag. Fehlen hier die Fußnoten und Belege? Ist das "Neue" der Diss vielleicht nicht neu sondern nur gut kopiert? Das würde mich interessieren.


Ja, das mag interessant sein. Für die Bewertung ist es aber ganz unerheblich. Wenn jemand einen Diebstahl begeht, dann ist es auch bei geringer Beute ein Diebstahl. Wie relevant ein Plagiat ist, spielt keine Rolle.

Herzlich, Zettel

Florian Offline



Beiträge: 3.163

17.02.2011 00:02
#34 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Lieber Zettel,

ich sehe die Dinge anders:

Erstens:
So sportlich wie Sie sehe ich das Spicken in Schule und Universität nicht.
Es ist eben ein Betrug. Und es gibt auch Opfer dieses Betrugs. Wenn sich jemand dadurch bessere Noten erschleicht, dann schädigt er damit andere.
Zum Beispiel die Klassenkameraden (wenn der Lehrer im Durchschnitt zu "gut" ausgefallene Schularbeiten entsprechend strenger benotet.
Oder andere Abiturienten, die am Numerus Clausus scheitern.

Es ist auch eher eine deutsche Eigenart, dies so locker zu nehmen.
In den USA ist der "cheater" zum Beispiel sozial geächtet - und auch unter seinen Mitschülern gilt er durchaus nicht als rebellischer Held.
(Angesichts der stereotypen deutschen Gesetzestreue ist es übrigens wirklich überraschend, dass in diesem Bereich die deutschen eine - auch im internationalen Vergleich - recht ausgeprägte anarchistische Ader haben).


Zweitens:
Auch ich sehe das Verhalten des Herrn zu Guttenberg hier kritisch.
Insbesondere wirft es kein sehr gutes Licht auf seinen Charakter.
Allerdings sehe ich diese "Affäre" als ein typisches Beispiel für das Hochspielen einer Lappalie:
die deutsche Presse erregt sich über irgendwelche Nebenaspekte und ignoriert die politischeHauptsache.

Es ist doch in Deutschland immer wieder das gleiche:
Die Amtsführung eines Ministers ist praktisch nie der Auslöser für eine Rücktrittsforderung.
Praktisch immer sind es unbedeutende und randständige und geradezu läppische persönliche Verfehlungen.

Wenn ein Herr Stolpe Milliarden an Steuergeldern in den Sand setzt, ist das in Deutschland kein Rücktrittsgrund (sowohl als Ministerpräsident z.B. beim Lausitzring als auch als Verkehrsminister bei Toll Collect).
Aber wehe, ein Herr Özdemir rechnet ein paar Bonusmeilen nicht korrekt ab (Schaden für die Staatskasse: ca. 0,00001% des Schadens, den der Herr Stolpe verursacht hat). Dann ist ein Rücktritt fällig. Dito wenn ein Herr Möllemann für ein Schreiben einen Ministerbriefbogen anstelle eines Privatbriefbogen verwendet.

Und nun der Fall Guttenberg:
Wenn ein Journalist oder ein Oppositionspolitiker gravierende Fehler des Herrn Guttenberg aufdecken wollte ("gravierend" in dem Sinne, dass sie eine ernsthafte Schädigung für Deutschland bedeuten), dann wäre es eigentlich naheliegend, sich einmal über die Bundeswehrreform zu beugen.
Immerhin gibt es in 4 Monaten keine Wehrpflichtigen mehr in Deutschland. Wird dies ausreichend durch Berufssoldaten kompensiert oder ist die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands gefährdet? Welche Bedrohungsszenarien sind eigentlich realistisch? Und ist Deutschland in Zukunft ohne Wehrpflichtige für diese Bedrohungsszenarien eigentlich noch gerüstet? Gibt es Nachnutzungskonzepte für nicht mehr benötigte Kasernen? etc.

Eine ernsthafte journalistische Erörterung dieser elementaren Fragen habe ich nicht mitbekommen.
Ich würde darauf wetten, dass selbst seriöse und "kritische" Zeitungen wie die SZ wahrscheinlich mehr Artikel über Frau zu Guttenberg verfasst hat als über die Wehrreform.

Die Frage ist also nicht, ob Guttenburgs Plagiat zu verurteilen ist (natürlich ist es das!).
Sondern ob dies wirklich eine relevante Beeinträchtigung seiner Ministereignung ist.
Und da finde ich diese Enthüllung halt vollkommen nachrangig gegenüber der Frage, wie er sein Amt führt.

Ich finde diese Entwicklung nicht gut.
Sie führt nämlich zu falschen Anreizen bei den Politikern:
Entscheidend für die Karriere ist das richtige Gestalten des persönlichen Auftritts und das Vermeiden von persönlichen Schnitzern.
Alles andere - insbesondere auch die Amtsführung - ist für die eigene Karriere vollkommen nachrangig.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.02.2011 00:07
#35 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat von vielleichteinlinker
Meine Uni investiert im Moment viel Geld um schon dem Mittelbau die Möglichkeit zu geben, mit den entsprechenden Softwarelösungen Plagiate in Seminararbeiten und Referaten [sic!] zu erkennen. Doktoranden-Exposés werden natürlich ebenfalls geprüft. Ich gehe also davon aus dass eine fertige Diss da auch untersucht wird. Das mag an manchen Stellen übertrieben sein aber mich wundert, wie eine solche Arbeit wie die Guttenbergsche dann durch - ja welches Raster gefallen sein soll.


Die Antwort ist einfach, lieber vielleichteinlinker: Erstens hat Guttenberg 2007 promoviert; da war das noch nicht so verbreitet wie heute. Zweitens und vor allem: Das sind ja nur Tools, die im Verdachtsfall eingesetzt werden können. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, einem meiner Doktoranden zu mißtrauen, hätte also ein solches Instrument gar nicht eingesetzt.

Allerdings habe ich etwas Vergleichbares einmal bei einem Diplomanden erlebt. Ich kannte ihn ganz gut; er war Hiwi an meinem Lehrstuhl. In seiner Diplomarbeit kamen Passagen vor, die ich ihm einfach nicht zutraute.

Ich habe mich dann - das war noch lange vor dem Internet - einen halben Tag in die Bibliothek gesetzt, bis ich das Buch gefunden hatte, aus dem dieser Diplomand sich bedient hatte. Natürlich wurde seine Diplomarbeit abgelehnt.

So, lieber vielleichteinlinker, geht es an den Unis zu. Und nicht so, wie Blub es behauptet. Wie es immer wieder behauptet wird; und zwar vor allem von denen, die keine Ahnung haben.

Herzlich, Zettel

Leibniz Offline




Beiträge: 383

17.02.2011 00:12
#36 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat von vielleichteinlinker
Für mich ist die Frage die bleibt die, wie weit die Kopiererei geht. Sind es nur die "weichen" Teile wie das Vorwort. Das wäre verwerflich, schäbig, unwürdig und irgendkein "summa". Sind es aber auch die "harten" Teile. Der Forschungsbeitrag. Fehlen hier die Fußnoten und Belege? Ist das "Neue" der Diss vielleicht nicht neu sondern nur gut kopiert? Das würde mich interessieren.

Was bis jetzt an Fakten da ist können Sie sich doch selber ergooglen. Zum Beispiel den nette Flash auf SPON 'Orginal und Kopien' (und das sind nur Teile!).

vielleichteinlinker ( gelöscht )
Beiträge:

17.02.2011 00:13
#37 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat
Der ist wegen seiner Vergangenheit befragt worden. Das wurde live im Fernsehen in den Öffis übertragen.



Das war eine sehr lustige Fragestunde mit den unvergessenen Darstellern Fischer und Hohmann.

Hier zum (kaum geglätteten) Protokoll:
http://dip21.bundestag.de/dip21/btp/14/14142.pdf

vielleichteinlinker ( gelöscht )
Beiträge:

17.02.2011 00:20
#38 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat
Ja, das mag interessant sein. Für die Bewertung ist es aber ganz unerheblich. Wenn jemand einen Diebstahl begeht, dann ist es auch bei geringer Beute ein Diebstahl. Wie relevant ein Plagiat ist, spielt keine Rolle.



Im konkreten Fall sehe ich da schon einen Unterschied. Ich habe die Googlearbeit noch vor mir aber es macht schon einen Unterschied ob der eher "leserbegleitende" Teil - die Einleitung oder Zwischenkapitel zum Thema "Das Wort Verfassung und warum es so schön klingt" - oder der wissenschaftliche Erkenntniskern betroffen sind. Betrug ist es in beiden Fällen. Im ersten Fall kann man aber noch befürchten dass ein kompetenter Gutachter aus welchen niederträchtigen Gründen auch immer "ein Auge zudrückt". Im letzten Fall ist es entweder mehrköpfiger Betrug oder völlige Inkompetenz.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.02.2011 00:26
#39 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat von Florian
So sportlich wie Sie sehe ich das Spicken in Schule und Universität nicht.


Hand aufs Herz, lieber Florian: Haben Sie das nie gemacht?

Bei mir war es nun zufällig so, daß es keinen Sinn machte, abzuschreiben, weil ich a bisserl ein kleiner Schlaumeier war; von Dümmeren abzuschreiben machte ja nicht viel Sinn.

Spickzettel brauchte ich auch nicht, weil mein Gedächtnis der Spickzettel war. Kein Grund zum Stolz; so wenig, wie bei anderen ein sportlicher Körper oder eine schöne Stimme. Es war halt so. Ich hing wie ein Sack am Reck und konnte nur krächzen. Aber wenn ich einmal etwas gelesen und gehört hatte, dann wußte ich das halt.

Ich hatte folglich bei "Klassenarbeiten", also heute Klausuren, die Sachen meist ziemlich schnell fertig und habe dann auf allerlei Weisen versucht, die anderen abschreiben zu lassen.

Das war der kleine Trick des Intellektuellen, sich beliebt zu machen.

Zitat von Florian
Auch ich sehe das Verhalten des Herrn zu Guttenberg hier kritisch. Insbesondere wirft es kein sehr gutes Licht auf seinen Charakter.

Allerdings sehe ich diese "Affäre" als ein typisches Beispiel für das Hochspielen einer Lappalie: die deutsche Presse erregt sich über irgendwelche Nebenaspekte und ignoriert die politischeHauptsache.

Ich kann das nicht als Lappalie sehen. Es geht um Vertrauen. Die Kanzlerin zum Beispiel hat mein Vertrauen. Helmut Schmidt und Helmut Kohl hatten es. Einem etwaigen Kanzler, der so etwas gemacht hat, würde ich nicht vertrauen.

Herzlich, Zettel

Hans-Lutz oppermann Offline



Beiträge: 1

17.02.2011 00:28
#40 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Guten Abend, der Text im Blog zur Causa Guttenberg ist informativ und hilfreich.Ich habe das ganze anfänglich für eine miese Kampagne gehalten, bin dann doch erstaunt, was sich in den letzten Stunden an Fakten gesammelt hat. Es ist keine Kampagne, es sind Fakten. Dieser Sachverhalt ist für Guttenberg ein kommunikativer Hotspot. Die Reaktion mittels Pressesprecher überzeugt mich nicht. Und den Verweis, in der nächsten Auflage die Anführungszeichen und Quellen zu ergänzen, sind naiv. So, läuft das nicht. Das akademische Selbstverständnis von Herrn Guttenberg scheint mir sehr vragil und sein Doktorvater blind. Ich habe in den Niederlanden studiert, eine Promotion muß dort klassisch verteidigt werden und es gibt auch hier genügend Möglichkeiten bis zur Publikation die Promotion gegen lesen zu lassen, so dass diese Fehler nicht hätten auftreten müssen. Das Guttenberg seine Einleitung nicht selbst verwortete hat, läßt mich an seinem Intellekt zweifeln! Unter welchen Umständen hat er seine Promotion geschrieben , ich meine zusammen gestellt? Guttenberg hat mich mit seiner extrovertierten Art nie überzeugt, auch wenn ich seinen Kommunikationsstil erfrischend finde. Er ist schon ein Gewinn für die deutsche Politszene, aber er hat es selber angekündigt, bezugnehmend auf den medialen Hyp um seine Person, dass nämlich irgendwann auch sein Sympathiependel in die andere Richtung ausschlägt. Das ist jetzt der Fall. Die Prüfung kann nur zu einem anderen Ergebnis kommen, wenn das Original seiner Promotion all diese fehlenden Anführungszeichen nicht aufweist und eine lückenlose Quellenangabe vorliegt - zu wünschen wäre es. Ansonsten wird er auch eine Anklage wegen falscher Eidesstattlicher Erklärung zu befürchten haben, denn mit seiner Unterschrift unter seiner Promotion hat er die Originalität seiner Arbeit erklärt. Es wird spannend um den Minister der Verteidigung.

vielleichteinlinker ( gelöscht )
Beiträge:

17.02.2011 00:29
#41 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat
Zum Beispiel den nette Flash auf SPON 'Orginal und Kopien' (und das sind nur Teile!).


Die Flash ist wirklich nett - auch wenn man SPON leider immer im Verdacht hat so ne besonders schöne Animation nur für die schönsten Trüffel zu verwerten...

Was das angeht, genau das meinte ich: Da werden Vorträge und Zeitungsartikel "zitiert". Wo sind die Fachbücher, Monografien, Aufsätze, Fachartikel?

Leibniz Offline




Beiträge: 383

17.02.2011 00:30
#42 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat von Zettel
Die Antwort ist einfach, lieber vielleichteinlinker: Erstens hat Guttenberg 2007 promoviert; da war das noch nicht so verbreitet wie heute. Zweitens und vor allem: Das sind ja nur Tools, die im Verdachtsfall eingesetzt werden können. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, einem meiner Doktoranden zu mißtrauen, hätte also ein solches Instrument gar nicht eingesetzt.

Das macht Sie zwar persönlich sympathisch zeigt aber auch ein bisschen Ihre hum... elfenbeinerne Sicht auf die Dinge. Im Jahr 2007 war das Problem des Plagierens kaum geringer als heute. Schauen Sie zum Beispiel mal hier: Das ist von 2009 aber bezieht sich auf Vorfälle aus den Jahren davor. http:// ima.umn.edu/ ~arnold/ siam-columns/ integrity-under-attack.pdf (Adresse absichtlich zerhackt um unabsichtliches Downloaden zu erschweren.)

vielleichteinlinker ( gelöscht )
Beiträge:

17.02.2011 00:39
#43 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat
Die Antwort ist einfach, lieber vielleichteinlinker: Erstens hat Guttenberg 2007 promoviert; da war das noch nicht so verbreitet wie heute. Zweitens und vor allem: Das sind ja nur Tools, die im Verdachtsfall eingesetzt werden können. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, einem meiner Doktoranden zu mißtrauen, hätte also ein solches Instrument gar nicht eingesetzt.



Ich denke nicht dass das nur im Verdachtsfall eingesetzt wird. Es ist - an meinem Fachbereich - eher eine Standartprozedur. Unterschrift drunter? Lebenslauf hängt an? Plagiat? Die Software hat ja gerade den Sinn eine solche Prüfung schnell zu erledigen und nicht Stunden auf ein dürftiges Ergebnis warten zu müssen.

Zudem "wären" Sie nicht auf den Gedanken gekommen, Sie "sind" es nicht. Das ist ja nur bedingt eine menschliche Entscheidung. Wären Sie - wie bei dem Diplomanden - einfach über den Einen Satz gestolpert den Sie von woanders kennen, dann würden Sie heute anders reden.

Eine letzte Frage: "Hat" er promoviert oder "wurde" er promoviert. Was würden Sie sagen (reine Sprachgefühlsfrage ohne Hintergrund, muss demnach auch nicht beantwortet werden...)

vielleichteinlinker ( gelöscht )
Beiträge:

17.02.2011 00:40
#44 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat
Das macht Sie zwar persönlich sympathisch zeigt aber auch ein bisschen Ihre hum... elfenbeinerne Sicht auf die Dinge. Im Jahr 2007 war das Problem des Plagierens kaum geringer als heute.



Ich denke Zettel meinte nicht die Plagiate sondern die Software, solche zu erkennen.

Llarian Online



Beiträge: 7.091

17.02.2011 00:47
#45 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat
Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, einem meiner Doktoranden zu mißtrauen, hätte also ein solches Instrument gar nicht eingesetzt.


Ich würde auch die Wirksamkeit eines solchen Werkzeuges nicht überschätzen. Auf der Schule lernt man doch schon beim Abpinnen der Hausaufgaben, dass man Umformulieren muss. Guttenberg hat das in seiner "Einleitung" ja auch getan, nur eben ziemlich dilletantisch (und damit eigentlich klar belegt, dass es sich um ein bewusstes Plagiat handelt). Ich würde mal unterstellen, so dumm werden sich die meisten nicht anstellen.

Leibniz Offline




Beiträge: 383

17.02.2011 00:54
#46 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat von Florian
Und nun der Fall Guttenberg: Wenn ein Journalist oder ein Oppositionspolitiker gravierende Fehler des Herrn Guttenberg aufdecken wollte ("gravierend" in dem Sinne, dass sie eine ernsthafte Schädigung für Deutschland bedeuten), dann wäre es eigentlich naheliegend, sich einmal über die Bundeswehrreform zu beugen.

Lieber Florian, hier wollte aber kein "Journalist oder ein Oppositionspolitiker gravierende Fehler des Herrn Guttenberg aufdecken". Hier hat sich ein Professor abends, nachdem die Kinder im Bett waren, ein Gläschen Rotwein gegönnt und dazu eine akademische summa summa Arbeit gelesen. Dann kam ihm etwas spanisch vor und er googlete mal...

Leibniz Offline




Beiträge: 383

17.02.2011 00:59
#47 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat von vielleichteinlinker

Zitat
Das macht Sie zwar persönlich sympathisch zeigt aber auch ein bisschen Ihre hum... elfenbeinerne Sicht auf die Dinge. Im Jahr 2007 war das Problem des Plagierens kaum geringer als heute.

Ich denke Zettel meinte nicht die Plagiate sondern die Software, solche zu erkennen.


Na dann ist es noch einfacher: Die Software die es gestern erkannt hat heißt Google.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

17.02.2011 01:00
#48 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat von vielleichteinlinker
Eine letzte Frage: "Hat" er promoviert oder "wurde" er promoviert. Was würden Sie sagen (reine Sprachgefühlsfrage ohne Hintergrund, muss demnach auch nicht beantwortet werden...)


Beantworte ich aber gerne -

Beides geht. Movere ist (meines Wissens) transitiv; also auch promovere, nach vorn bewegen. (Ich will aber nicht ausschzließen, daß es auch intransitiv verwendet werden kann). Was sagen die Lateiner im Forum?

Das ursprünglich Korrekte ist also vermutlich "Jemand wird promoviert", nämlich voranbewegt, Aber in der Umgangssprache (vielleicht, ich bin da nicht sicher, auch auf das Lateinische gestützt), hat sich die intransitive Form durchgesetzt: Ich promoviere du promovierst er promoviert.

Noch schwieriger ist es beim Habilitieren. Traditionell heißt es "Er habilitiert sich". Aber dann riß ein "Er habilitiert" oder gar "Er wird habilitiert".

Herzlich, Zettel

C. Offline




Beiträge: 2.639

17.02.2011 02:09
#49 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat von Leibniz
Lieber Florian, hier wollte aber kein "Journalist oder ein Oppositionspolitiker gravierende Fehler des Herrn Guttenberg aufdecken". Hier hat sich ein Professor abends, nachdem die Kinder im Bett waren, ein Gläschen Rotwein gegönnt und dazu eine akademische summa summa Arbeit gelesen. Dann kam ihm etwas spanisch vor und er googlete mal...



Ganz so harmlos war es sicher nicht, es stand schon die Absicht dahinter einen Verriss zu schreiben, allerdings hat er nicht damit gerechnet derartig fündig zu werden. Aber das Schreiben eines Verrisses ist legitim, selbst wenn sich dabei so dummdreist anstellt wie Frau Fourotan. Der Verriss wird zur Kenntnis genommen. Diejenigen, die Guttenberg nicht abkönnen, werden sich bestätigt fühlen, seine Anhänger werden abwinken und gähnen, weil sie die linke Kampagne durchschauen. Das hätte Guttenberg eher gestärkt als geschwächt.

Aber wenn sich jemand etwas eingehender mit der Dissertation beschäftigt, wird er unweigerlich feststellen, dass der Schreibstil inkonsistent ist. Dazu braucht man lediglich das etwas verquere Vorwort (S.5-6) mit der Einleitung (S.15ff.) zu vergleichen. Natürlich ist der Schreibstil auch Stimmungsschwankungen ausgesetzt und verändert sich im Laufe der Jahre und eine Dissertation ist kein Aufsatz über das schönste Urlaubserlebnis oder ein Liebesbrief.

Aber auffallende Brüche verführen zur Recherche und ich hätte, wie bereits erwähnt genauso gehandelt wie Andreas Fischer-Lescano. Wie ich meinen Fund dann vermarkte, ist eine andere Geschichte, aber natürlich ist auch diese Vorgehensweise nicht zu beanstanden, sondern bei einem politischen Gegner der hohes Ansehen genießt, geradezu eine Selbstverständlichkeit. Er wird gnadenlos in die Pfanne gehauen, alles andere ist Heuchelei.

Mein subjektiver Eindruck, wie ihn Guttenberg auch in der Einleitung bestätigt, ist die Motivation für die Dissertation Eitelkeit gewesen, denn für seine berufliches Fortkommen als Politiker ist der Titel nicht relevant. Vanitas vanitatum et omnia vanitas. Das kann natürlich schnell vor die Füße fallen, vor allem wenn man sich so dreist am geistigen Eigentum anderer bedient und sich noch nicht einmal die Mühe macht, dass so verschleiern. Natürlich saugt jeder Inspirationen auf und vergisst dabei oft die Quelle, aber das Leben ist glücklicherweise keine Doktorarbeit mit Regeln für wissenschaftliches Arbeiten. Es ist ratsamer auf den Doktortitel zu verzichten als ihn zu erwingen, wenn man erkannt hat, dass man aus eigenem Antrieb ihn nicht erreichen kann.

http://www.iceagenow.com/

Rayson Offline




Beiträge: 2.367

17.02.2011 02:13
#50 RE: Zettels Meckerecke: Guttenbergs Diss Antworten

Zitat von C.
Es ist ratsamer auf den Doktortitel zu verzichten als ihn zu erwingen, wenn man erkannt hat, dass man aus eigenem Antrieb ihn nicht erreichen kann.



Zumal die wenigsten Menschen,die einen ehemaligen Adelstitel als Namensbestandteil führen, den Drang verspüren, dem noch einen Doktor draufsetzen zu müssen. Dann doch eher einen Oberstleutnant

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L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)

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