Zitat Das Zitieren in Fußnoten selbst läuft im Allgemeinen recht spartanisch: Autor, Publikationstitel, Seite bzw. Randnummer; nähere bibliographische Angaben (vollst. Titel, Erscheinungsort [total anachronistisch] und -jahr) finden sich im LiteImraturverzeichnis. Bei bekannten Zeitschriften reicht auch die Abkürzung derselben mit Angabe des Jahrgangs, Webseiten (mag mein Chef gar nicht) müssen mit URL und Datum des Abrufs genannt werden; Gerichtsentscheidungen tauchen im Lit.-Verzeichnis überhaupt nicht auf. Meiner Erfahrung nach 'geht es so eben', wenn Formulierungen wörtlich übernommen werden, aber die Fußnote auf die Quelle verweist; nicht hübsch, natürlich, weil man eigentlich mit Gänsefüßchen arbeiten sollte, aber speziell bei allgemeinen Lehrsätzen oder Definitionen, die zum Teil aus der Rechtsprechung stammen, wird sowas durchaus schon mal toleriert. Bei studentischen Arbeiten ist man teilweise ja schon dankbar, wenn die Arbeiten an Texte in deutscher Sprache erinnern (man sieht da Dinge... ojemine).
Das gilt für die Geisteswissenschaften - spreche für Germanistik, Geschichte, Theologie - in gleicher Weise; Abweichungen ergeben sich nur darin, ob das Autor-Kurztitel-System ("Guttenberg: Plagiat und Politik, S. 27") oder das Autor-Jahr-System ("Guttenberg 2011, 27) üblicher ist.
Im Proseminar lernt man (bzw. lernte man vor einem Jahrzehnt - wie die Zeit vergeht), dass nur das im Lit.-Verz. auftaucht, was auch zitiert wird, nicht das, was es alles so gibt oder was alles in der Bibliothek steht oder worin man mal geblättert hat.
Was Zettels Artikel betrifft: Es muss "bei uns" nicht unbedingt und zwingend im fortlaufenden Text erwähnt werden, wenn eine Position eines anderen referiert wird, eine Information übernommen wird (à la "Wie schon Karl der Große beim Abendessen gesagt hat, sind die Sachsen ein aufmüpfiges Volk, ...."), sondern es reicht, wenn dies in der Anmerkungen zweifelsfrei deutlich wird mit einem Beleg, der mit "Vgl." eingeleitet wird. Es kommt hier auf Stil und Kontext und Gewicht an.
Diese Grundsätze, v.a. natürlich, dass jede und auch jedwede Übernahme, egal ob wörtlich oder paraphrasiert, zu kennzeichnen ist, lernen bei uns übrigens schon Oberstufenschüler für die Facharbeit (Kl. 12). Gleichwohl findet sich in der SChule immer wieder, dass a) Facharbeiten plagiiert werden, b) Hausaufgaben aus dem Internet übernommen werden, c) sogar in Klausuren aus dem Internet abgeschrieben wird. Das I-Phone machts möglich, und v.a. ältere Kollegen waren in der letzten Zeit gegenüber den Schülern etwas zurück und hatten keine Ahnung, womit man heutzutage alles ins Internet kommt. Aber hier gilt: Alle abgeschriebenen Teile werden nicht gewertet (0 Punkte für die jew. Aufgabe oder Teilaufgabe), und da landet der Schüler schnell bei 5 oder 6. Zettels Sicht würde ich der Not gehorchend übrigens zustimmen; es wird gepfuscht und (heute) mit dem Internet plagiiert, und mal gewinnt der Schüler (wenn der Lehrer es nicht merkt oder aber nicht nachweisen kann), mal der Lehrer. Die Schüler sind, was die Kenntnis von Einsatzmöglichkeiten technischer Mittel angeht, oft einen Schritt schneller, aber je mehr junge Lehrer es gibt, desto geringer wird der Unterschied.
Schließlich noch, dass wir am Lehrstuhl, an dem ich damals gearbeitet habe, schon Anfang der 2000er-Jahre im Verdachtsfall bei Hauptseminararbeiten gegoogelt haben - oder auch aus Kenntnis der einschlägigen Literatur das dumpfe Gefühl hatten "Diese Formulierung kenne ich" oder "das passt vom Stil plötzlich nicht".
Herrn von und zu G. will ich zugutehalten, dass im Einzelfall (!) es passieren kann, dass man sich eine Stelle aus der Literatur zunächst abschreibt in der Absicht, diese Stelle zu sichern oder später zu zitieren oder sich darauf zu berufen, dann aber später dies versehentlich für eigenen Text hält. Aber das dürfte nur der absolute Ausnahmefall sein, denn eigentlich notiert man sich ja auch die Fundstelle, so dass diese Verwechslung nur bei Verkettung mehrerer Umstände versehentlich denkbar ist. Auch mag man versehentlich mal eine Fußnote irgendwo vergessen oder etwas falsch angeben. Ich wurde neulich selbst durch eine Anfrage per Mail darauf aufmerksam, dass ich einmal einen Titel so falsch zitiert habe, dass er nicht zu identifizieren war. Trotz des von Zettel beschriebenen Verfahrens, Lit.-Verz. und Anmerkungen doppelt gegenzuchecken, ist dies passiert. Aber, wie gesagt, nur versehentlich und als Ausnahme. Bei v.u.z.G. sind es der Versehen zu viele, und im Sinne der Redlichkeit der Wissenschaft, des wissenschaftlichen Anspruchs, muss hier eine Konsequenz erfolgen, die m.E. bei Bestätigung der Vorwürfe nur Entzug des Titels sein kann. Dies erwarte ich allein deswegen, um ein Signal für meine Oberstufenschüler zu haben. Ich kann nciht Haus- oder gar Facharbeiten wg. Plagiats mit 6 benoten, wenn andere damit durchkommen.
Zitat Seine Vorliebe für die scheußliche Band AC/DC hätte uns vor Jahren schon misstrauisch machen müssen.
Vermutlich hat er sich von Dirty Deeds Done Cheap inspirieren lassen:
Zitat von AC/DCIf you're havin' trouble with your high school head He's givin' you the blues You wanna graduate but not in 'is bed Here's what you gotta do -
Immer wieder tragisch, wenn AC/DC die Rächer der geschändeten Sekundärliteratur übertönen
Zitat von GansguoterIm Proseminar lernt man (bzw. lernte man vor einem Jahrzehnt - wie die Zeit vergeht), dass nur das im Lit.-Verz. auftaucht, was auch zitiert wird, nicht das, was es alles so gibt oder was alles in der Bibliothek steht oder worin man mal geblättert hat. [...] Trotz des von Zettel beschriebenen Verfahrens, Lit.-Verz. und Anmerkungen doppelt gegenzuchecken ...
Was übrigens ein weiteres dieser Verfahren aus dem letzten Jahrtausend ist. Ein halbwegs gescheiter Student von heute, zumindest einer der ein summa cum laude anstrebt, kann sich das sparen. Der arbeitet nämlich nicht mit 'Word' oder wie diese Dinger heißen, sondern mit TeX und LaTeX. Da gibt es zwei Dateien. In der einen steht der Text, in der anderen die Bibliographie. Wird im Text etwas zitiert (etwa: \cite[S.133]{ABC}) dann steht die Arbeit ABC nach dem nächsten Kompilieren im Lit.-Verz. (Sogar, falls als pdf erstellt, mit Sprungmöglichkeit in beide Richtungen.)
Da haben wir sie wieder, die Unterschiede zwischen Geistes- und Naturwissenschaftlern. LaTeX und TeX werden bzw. wurden zumindest vor ein paar Jahren in den Geisteswissenschaften nicht genutzt. Viele Geisteswissenschaftler beherrschen selbst eine Standardsoftware wie Word nur oberflächlich. Schon die Arbeit mit Haupt- und Unterdokumenten beherrscht kaum jemand (meine Aussagen beziehen sich jeweils auf die Perspektive vor fünf Jahren), Formatvorlagen ebenfalls nicht, Lehrerkollegen können keine Datei mit Zeilenzählung einrichten. Und dann LaTeX?!
Abgesehen davon: Das gegenseitige Checken der Lit.-Angaben in beide RIchtungen dauert heute - anders als zu Zettels Zeiten - auch bei 650 Seiten allenfalls ein paar Stunden, muss man doch nicht mehr die ganze Arbeit durchlesen, sondern die Stellen sind mit Strg+F leicht auffindbar und verifizierbar. Das Prüfen hat auch und hatte für mich v.a. den Sinn, mir noch einmal einen Überblick zu verschaffen, was oft, was selten angeführt wird, wo sich in den Lit.-Angaben Redundanzen ergeben haben, wo sich Anmerkungen zusammenfassen ließen. Insofern: Word ist schon ein starkes Werkzeug, wenn man seine Funktoinen auch nutzt und nicht nur aus den 20. Jh. (in dem ich allerdings mit der Arbeit angefangen hatte, was mich hoffentlich exculpiert).
Im übrigen hat mein für das Fach sehr relevanter Verlag, der inzwischen von einem der ganz Großen der Branche geschluckt worden ist, als Druckvorlage eine Word-Datei mit Verwendung von Formatvorlagen gewollt. Da hätte mir eine scl-Dissertation in LaTeX gar nicht geholfen ...
Zitat von Weber-Wulff "Wir müssen davon wegkommen, dass der Doktor gesellschaftlich relevant ist."
Zitat von R.A.Und warum müssen wir das?
Ich habe noch nicht über dieses Thema nachgedacht, aber Gründe könnten sein:
(a) Den Wissenschaftsbetrieb zu entlasten. Mittelmäßige Promotionen bei denen sich "arme Doktorandenwürstchen" (Prof. V. Rieble) jahrelang durchquälen bringt den Unis nur Arbeit aber der Welt wenig Erkenntnis. Wer braucht "Karrieredoktor"?
(b) Die Wirtschaft mag profitieren davon. Wenn man die Zeit der wissenschaftlich wenig ertragreichen Promotionen (ein Betroffener schrieb wenig weiter oben: bloß nicht originell sein) plus der abgebrochenen Promotionen in Arbeitäquivalente von jungen Menschen in der Wirtschaft verwandeln könnte, könnte dies eine Gewinn für alle sein.
(c) Die Wahrnehmung durch die Gesellschaft: Gerade in dieser Diskussion hier wurde doch mehrfach sinngemäß gefordert, den guten G nach seiner Leistung im Job und nicht nach seinem 'Dr.' zu beurteilen. Okay. Dann sollte aber auch der gesellschaftliche Druck einen solchen 'Titel' zu besitzen wenn es um hochangesiedelte Jobs geht, die aber Macher und nicht Akademiker erfordern, gesenkt werden. Prof. Michael Hartmann sagt laut Spiegel: "Leiter einer großen Bankfiliale werden Sie eher, wenn Sie einen Titel tragen." Darum geht es. Letztlich verzerrt es somit auch die Bewertung der tatsächlich erbrachten Leistung eines Menschen in seiner Arbeit.
Weber-Wulff geht da konsequent den nächsten Schritt. Laut Spiegel fordert sie, den Doktor nicht mehr als Namensbestandteil zuzulassen. Was früher der 'von-und-zu' war ist halt heute der 'Dr.'. Der Doktor ist das eben nicht.
Zitat von C.Es ist ein schönes Beispiel von Schwarmintelligenz, kreatives (Nach)Forschen im einem zufälligen Team, dass sich der Plagiatsforschung an einem bestimmten Beispiel widmet. Aus meiner Sicht eine sinnvolle Nutzung des Internets mit Zukunftspotential, dass sich nicht nur auf die Plagiatsforschung im Allgemeinen und auf ein bestimmtes Beispiel im Speziellen beschränken sollte. Ein schönes Anwendungsbeispiel wäre den Gedankengang von stefanolix aufzugreifen und in ähnlicher Weise zu bearbeiten.
Zitat von stefanolixEtwas OT: Ich befasse mich momentan (allerdings wirklich nebenberuflich!) mit dem Begriff des Extremismus und mit den Einwänden linker Wissenschaftler gegen diesen Begriff. Es scheint mir da eine Art Zitierkartell zu geben und es werden zum Teil sehr leicht durchschaubare Argumente vorgebracht. Wenn sich andere Bewohner dieses Diskussionsforums schon mit diesem Thema befasst haben und eventuell Links oder Hintergrundinformationen zur Verfügung stehen, wäre ich für eine private Nachricht an stefanolix(at)gmx(dot)net dankbar. Mir geht es z.B. um die Rolle der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Heinrich-Böll-Stiftung
.
Bei der Warnung vor dem Rechtsextremismus wird oft auf Studien der Friedrich-Ebert-Stiftung Bezug genommen. In diesem Umfeld stieß ich auf Stimmen, die den Begriff Extremismus als Ganzes in Frage stellen. Ich fragte mich: warum tun die das, wenn der Begriff Rechtsextremismus doch so schön anschaulich ist. Ich komme eigentlich nur auf eine Lösung: weil sie den Begriff Linksextremismus begraben wollen.
In der Folge wäre die Untersuchung interessant, auf welches Maß an Linksextremismus man in Deutschland käme, wenn man die Methoden zur Untersuchung des Rechtsextremismus anwenden würde. Bereits die Zustimmung zu einem starken Nationalgefühl (nicht zu einer irgendwie gearteten nationalen Überlegenheit) wird von den einschlägigen Kreisen so interpretiert: »Chauvinismus als extremer deutscher Nationalismus stößt in der Bevölkerung bundesweit auf 32 Prozent Zuspruch«. Die Frage ist doch nicht verhältnismäßig, wenn man sich z.B. das Nationalgefühl unserer befreundeten Nachbarn Polen und Frankreich ansieht.
Mir widerstrebt diese Unterstellung eines »Extremismus aus der Mitte«, nur weil es ganz rechts außen einige wirklich gefährliche Verfassungsfeinde gibt. Die muss man natürlich bekämpfen, wo man sie auch fassen kann. Aber dabei darf man die Verfassungsfeinde von anderen Seiten nicht vergessen.
Vielleicht könnte man das in der Rubrik "Neues im Web" diskutieren? Ich bin auch für andere Methoden der angewandten Schwarmintelligenz offen ;-)
Zitat von energistBitte bitte bitte jetzt keine LaTeX <-> Word-Schlachten! ;)
Aber es beantwortet doch eine von Zettel hier gestellte Frage: Warum sind hier die Geisteswissenschaftler in der Minderheit? Antwort: Die sitzen noch immer verzweifelt an ihrer Diss weil Word wieder einmal abgestürzt ist und die Datei zerschossen hat. ;-))
Zitat von R.A.Es ist eher umgekehrt: Gerade in der Wissenschaft ist der Titel relativ nebensächlich, weil die Qualität eines Forschers an vielen anderen Faktoren ständig gemessen werden kann.
Schön wärs, aber so ist es eben nicht. Und das liegt daran, daß es "die Wissenschaft" nicht gibt. Es gibt unterschiedliche Disziplinen von "Wissenschaften", und es ist interessant zu beobachten, welche Rolle ein Titel in der jeweiligen Disziplin spielt. Aus meiner eigenen Erfahrung (die selbstredend nicht repräsentativ ist) an der Universität Bielefeld in den 70ern kann ich berichten, daß die Zimmertüren der "normalen" Mathematiker dort nur selten ein Prof.Dr. schmückte. Ging man ein Stockwerk höher zu den Mathematik-Didaktikern, so sah das schon ganz anders aus. Wir haben als Studenten nie einen der Professoren mit ihrem Titel angeredet, diese selbst sprachen auch immer nur von "Herrn" oder "Frau". In der Mathematikergemeinde war und ist man sich einig, daß weder Promotion noch Habilitation für einen wirklich guten Mathematiker eine besondere Hürde darstellen. Man kann sogar sagen: je geringer der Umfang einer Doktorarbeit ist und je weniger Fußnoten sie enthält, desto tiefliegender sind ihre Ergebnisse. Eine meiner Kommilitoninnen beispielsweise schrieb eine Dissertation mit einem Umfang von 23 DIN-A5 (!) Seiten und einem Literaturverzeichnis mit 9 Verweisen auf die Werke anderer Mathematiker. Ein anderer Kommilitone (Rainer Zimmert, kann gegoogelt werden) konnte seine Diplomarbeit auf Drängen der Fakultät gleichzeitig als Doktorarbeit werten lassen - und verließ nach der Promotion die Uni, um in einer Fabrik in Halle bei Bielefeld zu arbeiten, und hat später trotz seiner Tätigkeiten in der Industrie mehrere Artikel über Themen aus der algebraischen Zahlentheorie veröffentlicht.
Ja, Sie haben recht, der Titel ist in der Tat relativ nebensächlich, aber bei Soziologen, Theater- oder Literaturwissenschaftlern (und erst recht bei Theologen) ist er es nicht.
Zitat von R.A.Was man schon daran gut sehen kann, daß Akademiker untereinander ihre Titel fast nie verwenden - die sind de facto nur relevant zur Status-Abgrenzung gegenüber dem Fußvolk.
Auch hier würde ich sagen: schön wärs, aber es hängt eben davon ab, um welche Disziplin es sich handelt.
Zitat von R.A.
Zitat Wir müssen davon wegkommen, dass der Doktor gesellschaftlich relevant ist
Und warum müssen wir das?
Weil der Titel, wenn überhaupt, eben nur innerhalb der jeweiligen Wissenschaft einen Sinn ergibt. Außerhalb ist er völlig überflüssig. Wer über europäisches Recht promoviert hat und dann ein EDV-Projekt in einer Bank leitet, braucht diesen Titel definitiv nicht für seine Aufgabe, und es wäre besser, wenn er seine Mitarbeiter mit seinen Fähigkeiten als Datenbankfachmann oder Programmierexperte überzeugen würde und nicht mit einem formalen "Herr Dr.".
Das fatale bei Guttenberg ist ja, daß er den Titel eigentlich gar nicht gebraucht hätte. Auch ohne dieses 450-Seiten-Werk hätte er ein guter Verteidigungsminister werden können. Guttenberg ist kein Wissenschaftler und wollte auch keiner werden, aber er erlag wohl der besonders bei Juristen weit verbreiteten Titelsucht. Alle anderen, oder fast alle anderen in der Regierung und im Bundestag schmücken sich mit diesem lächerlichen Dr.-Titel, und da hat er dann schnell was hingeschludert, wie es die anderen ja auch alle gemacht haben.
Ich bin gespannt, wie er da wieder herauskommt, denn inzwischen ist er ja auch in der Tagesschau an der ersten Stelle gelandet.
Zitat von energistBitte bitte bitte jetzt keine LaTeX <-> Word-Schlachten! ;)
Bis jetzt habe ich hier noch keine der in anderen Foren üblichen "Schlachten" erlebt. Das liegt wohl u.a. an der Aufsicht, hat aber auch etwas mit den Zimmerleuten zutun!
Zitat von energistBitte bitte bitte jetzt keine LaTeX <-> Word-Schlachten! ;)
Aber es beantwortet doch eine von Zettel hier gestellte Frage: Warum sind hier die Geisteswissenschaftler in der Minderheit? Antwort: Die sitzen noch immer verzweifelt an ihrer Diss weil Word wieder einmal abgestürzt ist und die Datei zerschossen hat. ;-))
Aber wer mit LaTeX nicht umzugehen weiß, kann auch von Diskussionen in Zettels Raum abgelenkt sein ;-)
Disclaimer: Ich gehöre aus Überzeugung seit 1992 zu den LaTeX-Nutzern und ich habe dadurch eine Menge gute Aufträge bekommen. Aber ich habe inzwischen eingesehen, dass man auch mit Word umgehen muss, wenn man mit anderen Leuten Daten austauschen will … Letztlich sind das alles nur Werkzeuge. Wer schreiben kann, der kann es mit jedem Werkzeug.
Das der Dr. keine gesellschaftliche Relevanz mehr haben sollte, diese Sicht teile ich in dieser Form nicht. Grundsätzlich sollte der Dr. die besondere Befähigung zur wissenschaftlichen Arbeit zeigen; der Nachweis dieser Befähigung ist an sich nicht themengebunden, und daher ist von der Idee her es gar nicht verkehrt, wenn jemand mit einem Dr. ggf. leichter eine anspruchsvollere Position bekommt. Es stellt ja auch niemand den Sinn eines Universitätsabschlusses in Informatik in Frage, obwohl es auch Leute geben wird, die ohne Abschluss in der Praxis bessere Leistungen erbringen können. - Dass heute so viele einen "Karriere"-Dr. anstreben, hängt meiner Meinung damit zusammen, dass einerseits der Dr. noch (!) eine relativ hohe Reputation hat und man sich damit zugleich von der Masse der Germanisten, Historiker ... mit M.A. abhebt.
Zugleich wird der Dr. aber in der Praxis (in den Geisteswissenschaften) nach und nach dadurch entwertet, dass a) die Zahl der Doktoranden zunimmt (u.a. deswegen, weil Mittelzuweisungen von der Zahl der Doktoranden abhängig gemacht werden) und b), teils als Folge davon, auch hier die Anforderungen gesunken sind; oft wird - in Germanistik - nur alter Wein in neue Schläuche gegossen, gebiert die Modensau, die gerade durchs Dorf getrieben wird, alte Themen in neuer Verkleidung, die 127. Arbeit zum "Iwein" Hartmanns von Aue etwa; es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von allen. Hier wäre es in der Tat Aufgabe der Professoren, bei der Themenvergabe restriktiv zu sein und nur innotive Themen zu vergeben, die wirkliches Neuland bearbeiten, nicht aber nur scheininnovative Themen.
Zitat (a) Den Wissenschaftsbetrieb zu entlasten. Mittelmäßige Promotionen bei denen sich "arme Doktorandenwürstchen" (Prof. V. Rieble) jahrelang durchquälen bringt den Unis nur Arbeit aber der Welt wenig Erkenntnis. Wer braucht "Karrieredoktor"?
Daran wird sich nichts ändern, wenn viele Doktoranden mehr Mittelzuweisungen bedeuten.
Zitat (c) Die Wahrnehmung durch die Gesellschaft: Gerade in dieser Diskussion hier wurde doch mehrfach sinngemäß gefordert, den guten G nach seiner Leistung im Job und nicht nach seinem 'Dr.' zu beurteilen
Das eine schließt das andere nicht aus, die Bewertung des Ministers nach seinen Ministerleistungen, der Dr.-Titel sollte Ausweis der Fähigkeit sein, ein Thema auf entsprechendem Niveau etc. usw. zu bearbeiten.
Zitat Weber-Wulff geht da konsequent den nächsten Schritt. Laut Spiegel fordert sie, den Doktor nicht mehr als Namensbestandteil zuzulassen.
Dann hat Weber-WUlff oder der Spiegel keine Ahnung. Der Doktor ist auch kein Namensbestandteil, sondern ein akademischer Grad. Dass der Dr. der einzige akad. Grad ist, der in den Personalausweis eingetragen wird - darüber mag man streiten -, bedeutet nicht, dass er Namensbestandteil wäre. Dann würde nämlich die Promotion eine Namensänderung bedeuten, was nicht der Fall ist, und dann wäre der Dr. erblich, weil Namen qua definitionem erblich sind.
Zitat von Leibniz(a) Den Wissenschaftsbetrieb zu entlasten. Mittelmäßige Promotionen bei denen sich "arme Doktorandenwürstchen" (Prof. V. Rieble) jahrelang durchquälen bringt den Unis nur Arbeit aber der Welt wenig Erkenntnis.
Dann ist der Doktorvater schuld, wenn er seine wenigen Stellen mit unwichtigen Promotionsprojekten füllt. Und wenn die Doktoranden drittmittelfinanziert sind, dann liegt es auch im ureigensten Interesse des Doktorvaters (der ja den DFG- oder sonstigen Antrag einreicht), ein ausreichend spannendes Thema zu finden, damit der Antrag durchgeht.
-- Margot Käßmann erhält für ihren Rücktritt nach einer betrunkenen Autofahrt den Europäischen Kulturpreis für Zivilcourage. - Der Spiegel, nicht am 1. April
Zitat Dann ist der Doktorvater schuld, wenn er seine wenigen Stellen mit unwichtigen Promotionsprojekten füllt.
In den Naturwiss. braucht der Doktorand eine Stelle, in den Geisteswiss. nicht zwingend. Hier dient eine Stelle dazu, die Diss. zu finanzieren. Man kann in den Geisteswiss. ebenso promovieren, ohne eine Stelle am Lehrstuhl / in der Abteilung zu haben, das ist sogar die Regel. Der eine ist von Hause aus gut gestellt, der zweite geht kellnern, der dritte hat ein Stipendium. Die Stipendien sind aber auch wieder auch abhängig von den jeweiligen Moden.
Zitat Und wenn die Doktoranden drittmittelfinanziert sind, dann liegt es auch im ureigensten Interesse des Doktorvaters (der ja den DFG- oder sonstigen Antrag einreicht), ein ausreichend spannendes Thema zu finden, damit der Antrag durchgeht.
Ich habe es in meinem Umfeld wiederholt erlebt, dass Doktoranden im DFG-Projekt X als Wiss. Mitarb. gearbeitet haben mit 20 Std. die Woche, aber gleichzeitig zum Thema Y (das mit X nichts zu tun hat) eine Dissertation verfasst haben, aus unterschiedlichsten Gründen. Oft: Erst beginnt der Doktorand mit Thema Y, später bekommt er zur weiteren Finanzierung eine Stelle mit Thema X. Das führt nicht zur Qualitätsauswahl.
Und wie schon gesagt: Wenn die Zahl eder Doktoranden von bestimmten Gremien eine Maßzahl für den Erfolg einer ABteilung ist, wird ggf. jeder genommen, v.a. jeder, der nicht auch noch eine Stelle braucht; so ein Doktorand kostet ja nichts aus ein wenig Betreuungszeit, die ja auch oft nur kurz ist.
Zitat von Gansguoter Dann hat Weber-WUlff oder der Spiegel keine Ahnung. Der Doktor ist auch kein Namensbestandteil, sondern ein akademischer Grad. Dass der Dr. der einzige akad. Grad ist, der in den Personalausweis eingetragen wird - darüber mag man streiten -, bedeutet nicht, dass er Namensbestandteil wäre. Dann würde nämlich die Promotion eine Namensänderung bedeuten, was nicht der Fall ist, und dann wäre der Dr. erblich, weil Namen qua definitionem erblich sind.
Man legt eine Pruefung ab, bekommt ein Dokument, geht damit zu einer offiziellen Stelle, bekommt ein Buchstabenkuerzel in die Papiere beim Namen: Ob Doktortitel oder Ritterschlag, der Vorgang wird ganz aehnlich wahrgenommen. In einer Feudalgesellschaft sind andere Inhalte "Pruefungsrelevant" als in einer Wissensgesellschaft. Der Mechanismus ist aber nicht unaehnlich.
(c) Die Wahrnehmung durch die Gesellschaft: Gerade in dieser Diskussion hier wurde doch mehrfach sinngemäß gefordert, den guten G nach seiner Leistung im Job und nicht nach seinem 'Dr.' zu beurteilen. Okay. Dann sollte aber auch der gesellschaftliche Druck einen solchen 'Titel' zu besitzen wenn es um hochangesiedelte Jobs geht, die aber Macher und nicht Akademiker erfordern, gesenkt werden. Prof. Michael Hartmann sagt laut Spiegel: "Leiter einer großen Bankfiliale werden Sie eher, wenn Sie einen Titel tragen." Darum geht es. Letztlich verzerrt es somit auch die Bewertung der tatsächlich erbrachten Leistung eines Menschen in seiner Arbeit.
Weber-Wulff geht da konsequent den nächsten Schritt. Laut Spiegel fordert sie, den Doktor nicht mehr als Namensbestandteil zuzulassen. Was früher der 'von-und-zu' war ist halt heute der 'Dr.'. Der Doktor ist das eben nicht.
In Amerika ist der Doktortitel weit weniger bedeutsam als bei uns. Man redet sich gerne mit dem Vornamen an, man fuehrt akademische Titel nicht auf der Visitenkarte und es spielt fuer die Karriere nicht die Rolle, die der Titel bei uns hat. Dafuer spielt das Einkommen eine groessere Rolle, wenn es um Statussymbole geht oder die Alma Mater. Ich denke, dass eine Gesellschaft ohne Statussymbole illusorisch ist. Ist der Doktortitel ein 'gutes' Statussymbol? In einer Wissens- und Wissenschaftsgesellschaft schon.
Zitat von notquiteIch hätte in diesem Zusammenhang selbst noch eine Frage.
In der letzten öffentlich zugänglichen Bilanz dieser GmbH findet man unter Passiva folgende Zahlen:
Zitat 31.12.2008 31.12.2007
A. Eigenkapital 72.377,69 77.810,44 I. gezeichnetes Kapital 1.000.000,00 1.000.000,00 II. Verlustvortrag 922.189,56 924.445,56
Als betriebswirtschaftlicher Laie sehe ich, dass diese GmbH fast ihr gesamtes Eigenkapital verloren hat. Ist meine Vermutung richtig, dass die Liquidation da nur eine Rechtsform ist, in der man das unternehmerische Scheitern eingesteht, aber das Gesicht wahren kann? Bevor man in einigen Jahren in die sichere Insolvenz geht, liquidiert man lieber jetzt gleich? Ich musste gleich an die Buddenbrooks denken, als ich die Bilanz gesehen habe.
Eine Frage, eine Anmerkung: Gab es nicht zwei aehnlich lautendende "Guttenberg GmbH"? Eine davon stand nicht mit "zu Gutteberg" in Verbindung? Ich erinnere mich, dass es damals ein paar Verwechslungen in der Presse gab. Zum Verlustvortrag: Das sieht auf den allerersten Blick in der Tat nach 'wirtschaftlichem Scheitern' aus. Aber ohne genau zu wissen, welche Geldstroeme angefallen sind, ist die Bilanz alleine nicht aussagekraeftig. Erst die Gewinn- und Verlustrechung und das Cash Flow Statement helfen hier weiter. Es kann sein, dass der Verlustvortrag aus rein buchhalterischen und/oder steuerlichen Gruenden angefallen ist.
Zitat von DagnyIn Amerika ist der Doktortitel weit weniger bedeutsam als bei uns. Man redet sich gerne mit dem Vornamen an, man fuehrt akademische Titel nicht auf der Visitenkarte und es spielt fuer die Karriere nicht die Rolle, die der Titel bei uns hat.
Mir ist das amerikanische Modell sehr sympathisch.
Zitat von Dagny Ich denke, dass eine Gesellschaft ohne Statussymbole illusorisch ist. Ist der Doktortitel ein 'gutes' Statussymbol? In einer Wissens- und Wissenschaftsgesellschaft schon.
Ein Freund von mir verwendet seine Titel, sagt er, ausschließlich wenn er in Italien in ein Hotel einloggt. Weil dies eine Reihe von Vorteilen mit sich bringt wie er mir schmunzelnd erzählt. So liebt er dieses italienische 'professore' zu hören weil es ihn an irgendwelche alten Schnulzenfilme erinnert. Ich kann an seinem Spaß teilhaben. Aber ist es nicht genau die Masche, mit der mit von-und-zu Namen bisweilen gespielt wird, und in diesem Kontext, das heißt außerhalb des Wissenschaftsbetriebs, durch nichts gerechtfertigt ist?
Soweit der harmlose Teil. Bezogen auf unser Thema: Wäre G in Amerika auch so motiviert gewesen seinen Doktortitel durchzuziehen, copy was es wolle? Ich glaube nicht.
P.S. Zitat 'C.': "Es ist ein schönes Beispiel von Schwarmintelligenz, kreatives (Nach)Forschen im einem zufälligen Team, dass sich der Plagiatsforschung an einem bestimmten Beispiel widmet." Nun habe ich mir zum Abschluß des Tages diese Liste noch einmal angesehen.
Ja, Guttenberg wird wohl gehen, weil nunmal mehrere Kräfte sich auf ihn eingeschossen haben und so lange gebohrt und gewühlt haben, bis sie was fanden.
Und wenn es auch nur eine Petitesse ist, die nichts, aber auch gar nichts mit seinem Amt zu tun hat.
Aber der Beschuß wird nicht aufhören und wir wissen alle, was die Kanzlerin in solchen Fällen macht.
Zitat Ein z.B. Fischer hat da ganz andere Leichen im Keller und vom einem Gysi müssen wir erst gar nicht reden.
Gerade das möchte ich mal aufgreifen, denn obschon ich die Person Joschka Fischer abstossend finde, so sollte man schon einen Unterschied sehen. Und zwar nicht in der Bewertung, sondern in der Betrachtung. Fischer hat Steine geschmissen und Polizisten attackiert. Sicher verurteilenswert. Aber nicht unbedingt geheim. Und er hat sich auch nicht hingestellt und gesagt "Ich war das nicht". Was also übrig bleibt ist ein Gewalttäter.
Nein, er hat sich sogar hingestellt, sich zu seinen Handlungen bekannt und sich von solcherleit Gewaltätigkeiten distanziert.
Mag man von Joschka Fischer halten, was man will, aber er IST kein Gewalttäter sondern WAR einmal einer. Begin WAR auch mal Terrorist!
Ich kann mich noch gut an diesen "Fragemarathon" im Bundestag erinnern - das war eine peinliche Veranstaltung, allerdings für die Union.
Zitat er stellt sich vor uns hin uns sagt "Ich habe einen Doktortitel."
Ja, er hat ja auch einen Doktortitel. Vielleicht nicht mehr lange, aber bisher hat er ihn und deshalb war zumindest das nicht gelogen.
Zitat Ein z.B. Fischer hat da ganz andere Leichen im Keller und vom einem Gysi müssen wir erst gar nicht reden.
Aber nicht unbedingt geheim. Und er hat sich auch nicht hingestellt und gesagt "Ich war das nicht". Was also übrig bleibt ist ein Gewalttäter.
Doch hat er, im Bundestag hat er behauptet, er habe Steine nur hochgeworfen, also quasi jongliert, und nicht auf Polizisten geworfen, obwohl jeder weiß, dass er das hat. Denn es ist in der Tat nicht geheim.
Wenn man sich das im Zusammenhang anhört, dann sieht man, daß er nicht bestritten hat, auf Polizisten geworfen zu haben (geschweige denn jongliert).
Er hat zuerst gesagt, ihm sei nicht bekannt, daß jemand verletzt wurde - sicher ausweichend, denn er wurde gefragt, ob er das auschließen könne, aber doch keine Lüge. Und dann hat er auf seine nölige Art auf die Nachfrage geantwortet.
Ist der Mann denn so unschuldig, daß man dergleichen kosntruieren muß?
Zitat von lois janeJa, Guttenberg wird wohl gehen, weil nunmal mehrere Kräfte sich auf ihn eingeschossen haben und so lange gebohrt und gewühlt haben, bis sie was fanden.
Guttenberg wird gehen müssen, weil er der Juristischen Fakultät der Universität Bayreuth eine Dissertation eingereicht hat, die nicht den mimimalsten wissenschaftlichen Stamdards entsprach.
Wie in dem Artikel geschrieben. habe ich heute darauf gewartet, ob und wie er die Vorwürfe widerlegen kann. Das Ergebnis ist null.
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