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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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Dieses Thema hat 183 Antworten
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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.05.2012 19:21
Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Auf diesen Aufruf der 1500 Autoren hatte ich ohnehin in ZR aufmerksam machen wollen. Nun lieferte Georg Diez die Steilvorlage.

Reiner aus dem Saarland Offline



Beiträge: 272

11.05.2012 19:43
#2 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Das nächste Buch meines Lieblingsautoren möchte ich gerne lesen. So es denn überhaupt erscheint.

Damit dieses Buch überhaupt erscheinen kann sprich es sich für den Autoren überhaupt lohnt, beteilige ich mich an der Vorfinanzierung neudeutsch am "Crowdfunding" des Buches. Das heisst ich zahle eine bestimmte Summe über Paypal oder ähnliches an die Autoren und erwarte als Gegenleistung, dass das Buch überhaupt erscheint. Herunterladen wird es jeder können, selbstverständlich kostenfrei.

Warum sollte das nicht funktionieren? Wenn wir nicht vorfinanzieren bzw. freiwillig spenden gibt es dieses Buch nicht. Auch andere Werke werden nicht erscheinen. Der digitalen Revolution nachzurennen erscheint mir ebenso sinnlos wie mit dem Kopf gegen eine Betonwand zu rennen.

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

11.05.2012 19:53
#3 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Lieber Reiner aus dem Saarland,

ich glaube, da verstehe ich Verschiedenes nicht. Aber wer weiß - vielleicht bin ich ja überzeugt, wenn ich es verstanden habe?

Zitat von Reiner aus dem Saarland
Das nächste Buch meines Lieblingsautoren möchte ich gerne lesen. So es denn überhaupt erscheint.

Wie steht es mit Erstlingen? Mit Büchern von Autoren, die noch niemandes Lieblingsautor sind? Wie steht es mit den vielen Autoren, die keine feste Fangemeinde haben - dh das eine Buch liest man, das andere nicht? Blind kaufen tut man in einem solchen Fall nicht.

Zitat von Reiner aus dem Saarland
Damit dieses Buch überhaupt erscheinen kann sprich es sich für den Autoren überhaupt lohnt, beteilige ich mich an der Vorfinanzierung neudeutsch am "Crowdfunding" des Buches. Das heisst ich zahle eine bestimmte Summe über Paypal oder ähnliches an die Autoren und erwarte als Gegenleistung, dass das Buch überhaupt erscheint. Herunterladen wird es jeder können, selbstverständlich kostenfrei.

Vorfinanzierung - das heißt, Sie kaufen das Buch; nur eben, ohne daß es schon geschrieben ist?

Wo ist der Unterschied zu einem Kauf, nachdem das Buch erschienen ist? Wenn ich das Modell richtig verstehe, dann ändert es im Ergebnis nichts an dem jetzigen Zustand: Die einen kaufen und sichern damit dem Autor sein Einkommen, die anderen schnorren, indem sie kostenlos mitlesen. Nur sollen sie das legal tun können, währen sie jetzt digitale Raubkopien nutzen.

Und es gäbe im Unterschied zu heute die Situation, daß überhaupt nur noch etablierte Autoren existieren können, bei denen eine solche Vorfinanzierung durch eine treue Fangemeinde funktioniert.

Nur, wie werden sie überhaupt erst einmal zu etablierten Autoren? Auch Zwerge haben klein angefangen.

Herzlich, Zettel

Llarian Offline



Beiträge: 7.127

11.05.2012 20:25
#4 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Eine sehr treffende Analyse zu dem Pamphlet ist heute bei Udo Vetter im Lawblog erschienen:

http://www.lawblog.de/index.php/archives...systemrelevant/

Die wichtigsten Anmerkungen die mir auch dazu so durch den Sinn gingen, sind da sehr passend aufgedröselt. Nur eins fehlt so ein bissel: Den lieben "Schaffenden" scheint so langsam, vielleicht und gerade aufgrund des Erfolges der Piraten, so langsam die Düse zu gehen. In Anbetracht dessen, was in den letzten 10 Jahren im Bezug auf Grundgrechtevernichtung durch Urheberrechtsfuzzies so passiert ist, finde ich das durchaus ganz passend. Offensichtlich setzt sich die Erkenntnis immer mehr durch, dass unsere Grundrechte doch ein bissel mehr Wert sind als die Tantiemen eines Smudo, Lars Ulrich oder Madonna. Ich kann den Schaffenden nur emfehlen ordentlich weiter zu machen, irgendwann hat noch der letzte Bürger verstanden, dass es weit weniger um Kultur als darum geht, das die "Kulturindustrie" den Hals nicht voll kriegt und es ihr dabei schnurzpiepegal ist, wenn die Grundrechte zertrampelt werden. Jeder einzelne Dummfug vonwegen "Raubmordkopie" und "Diebstahl" ist ein Sargnagel mehr.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

11.05.2012 20:54
#5 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Zitat von Llarian
Eine sehr treffende Analyse zu dem Pamphlet ist heute bei Udo Vetter im Lawblog erschienen:

http://www.lawblog.de/index.php/archives...systemrelevant/

Die wichtigsten Anmerkungen die mir auch dazu so durch den Sinn gingen, sind da sehr passend aufgedröselt. Nur eins fehlt so ein bissel: Den lieben "Schaffenden" scheint so langsam, vielleicht und gerade aufgrund des Erfolges der Piraten, so langsam die Düse zu gehen. In Anbetracht dessen, was in den letzten 10 Jahren im Bezug auf Grundgrechtevernichtung durch Urheberrechtsfuzzies so passiert ist, finde ich das durchaus ganz passend. Offensichtlich setzt sich die Erkenntnis immer mehr durch, dass unsere Grundrechte doch ein bissel mehr Wert sind als die Tantiemen eines Smudo, Lars Ulrich oder Madonna. Ich kann den Schaffenden nur emfehlen ordentlich weiter zu machen, irgendwann hat noch der letzte Bürger verstanden, dass es weit weniger um Kultur als darum geht, das die "Kulturindustrie" den Hals nicht voll kriegt und es ihr dabei schnurzpiepegal ist, wenn die Grundrechte zertrampelt werden. Jeder einzelne Dummfug vonwegen "Raubmordkopie" und "Diebstahl" ist ein Sargnagel mehr.



Die Angriffe bestimmter Interessengruppen auf unsere Grundrechte sind uns ja nun zur Genüge bekannt; jeder Liberale und jeder Demokrat muss dagegen sein. Ich denke, darin sind wir uns einig.

Aber das ist nur die halbe Wahrheit: als überzeugter Anhänger einer Marktwirtschaft kann ich ebensowenig akzeptieren, dass das Grundprinzip von Leistung und Gegenleistung verletzt wird. Erstens hat sich eine Schattenwirtschaft herausgebildet, die viele Millionen an der illegalen Verbreitung von Werken verdient (siehe: kino.to oder megaupload). Zweitens könnte man sich mit der Begründung »merkt ja in dieser Masse keiner« auch noch ganz andere Werte ohne Gegenleistung aneignen. Wenn sich dieses Prinzip durchsetzt, ist die Marktwirtschaft irgendwann kaputt.

Selbstverständlich enthält der Aufruf wieder mal falsche Vokabeln. Aber der »Diebstahl« könnte ja — in einem Aufruf von Literaten — auch eine Metapher sein? Schon mal daran gedacht?

Und noch ein letzter Punkt: Es geht in unserer Gesellschaft seit einigen Jahren (und verstärkt seit dem Starkwerden der Piraten) einfach der Respekt gegenüber denjenigen verloren, die für uns Werke schaffen, ob es wissenschaftliche, technische oder künstlerische Werke sind. Es kommt hier eine Verachtung [gegenüber den] Intellektuellen auf, die ich erschreckend finde. Das ist eine — mit Verlaub — beschissene Entwicklung. Selbst in der DDR hat man diesen Respekt noch gekannt.

Editiert: Stilistische Verbesserung im letzten Absatz.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

11.05.2012 20:59
#6 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Zitat von Reiner aus dem Saarland
Das nächste Buch meines Lieblingsautoren möchte ich gerne lesen. So es denn überhaupt erscheint.

Damit dieses Buch überhaupt erscheinen kann sprich es sich für den Autoren überhaupt lohnt, beteilige ich mich an der Vorfinanzierung neudeutsch am "Crowdfunding" des Buches. Das heisst ich zahle eine bestimmte Summe über Paypal oder ähnliches an die Autoren und erwarte als Gegenleistung, dass das Buch überhaupt erscheint. Herunterladen wird es jeder können, selbstverständlich kostenfrei.

Warum sollte das nicht funktionieren? Wenn wir nicht vorfinanzieren bzw. freiwillig spenden gibt es dieses Buch nicht. Auch andere Werke werden nicht erscheinen. Der digitalen Revolution nachzurennen erscheint mir ebenso sinnlos wie mit dem Kopf gegen eine Betonwand zu rennen.



Das mag bei etablierten Autoren funktionieren. Eine Crowdfunding-Aktion für J.K.Rowlings »Harry Potter 8« wäre wohl hundertfach überzeichnet worden ;-)

Es mag auch in Ausnahmefällen bei Autoren funktionieren, die über Blogs oder Twitter bekannt werden. Dort ist es allerdings schon weniger wahrscheinlich. Es wird ganz gewiss nicht funktionieren, wenn Reiner aus dem Saarland oder Stefan aus Dresden jeweils zwei Jahre lang an ihrem ersten Roman schreiben ;-)

kleinklein Offline



Beiträge: 38

11.05.2012 21:02
#7 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Und ich versteh nicht was das mit dem Thema Urheberrecht zu tun hat. Dieses Geschäftsmodell ist doch jedem Autor schon seit jeher unbenommen. Und selbst wenn dies in der Praxis für die Masse ein erfolgsversprechendes Modell wäre (was es natürlich nicht ist), dann wäre das nicht mal der Hauch eines Arguments dafür dies allen Urhebern aufzudrängen.

Reiner aus dem Saarland Offline



Beiträge: 272

11.05.2012 21:07
#8 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Zitat von Zettel
Wo ist der Unterschied zu einem Kauf, nachdem das Buch erschienen ist? Wenn ich das Modell richtig verstehe, dann ändert es im Ergebnis nichts an dem jetzigen Zustand: Die einen kaufen und sichern damit dem Autor sein Einkommen, die anderen schnorren, indem sie kostenlos mitlesen. Nur sollen sie das legal tun können, währen sie jetzt digitale Raubkopien nutzen.

Und es gäbe im Unterschied zu heute die Situation, daß überhaupt nur noch etablierte Autoren existieren können, bei denen eine solche Vorfinanzierung durch eine treue Fangemeinde funktioniert.


Das Problem, an dem auch die 1500 Unterzeichner des Urheber-Manifestes nicht vorbei kommen, ist die Durchsetzung dieses Rechtes. Dazu habe ich im verlinkten Manifest keine Aussage gefunden. Soll der Staat drakonische Strafen auf "Internet-Delikte" wie das Herunterladen eines Buches (also einer Datei) verhängen? Und sie durchsetzen mit Internetsperren und ähnlichem? Also der alles kontrollierende "Law-And-Order-Staat"?

Ist dies wirklich alternativlos? Übrigens funktioniert dieses "Crowdfunding-Modell" bei Wikipedia hervorragend. Die oft ziemlich lästigen Aufrufe von Jimmy Wales haben bisher ihre Wirkung nie verfehlt. Keine Spenden - keine Wikipedia. Bei diesen Spenden geht es um die technische Ausstattung der Wikipedia.

Kein Geld - keine Unterhaltung, keine Kultur. Vielleicht sollten wir ab und zu an das Gute im Menschen glauben

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

11.05.2012 21:15
#9 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Zitat von Reiner aus dem Saarland
Das Problem, an dem auch die 1500 Unterzeichner des Urheber-Manifestes nicht vorbei kommen, ist die Durchsetzung dieses Rechtes. Dazu habe ich im verlinkten Manifest keine Aussage gefunden. Soll der Staat drakonische Strafen auf "Internet-Delikte" wie das Herunterladen eines Buches (also einer Datei) verhängen? Und sie durchsetzen mit Internetsperren und ähnlichem? Also der alles kontrollierende "Law-And-Order-Staat"?

Ist dies wirklich alternativlos? Übrigens funktioniert dieses "Crowdfunding-Modell" bei Wikipedia hervorragend. Die oft ziemlich lästigen Aufrufe von Jimmy Wales haben bisher ihre Wirkung nie verfehlt. Keine Spenden - keine Wikipedia. Bei diesen Spenden geht es um die technische Ausstattung der Wikipedia.

Kein Geld - keine Unterhaltung, keine Kultur. Vielleicht sollten wir ab und zu an das Gute im Menschen glauben




Vielleicht glauben diese Unterzeichner auch an das Gute im Menschen und appellieren implizit einfach an den Anstand des Publikums?

Es gibt inzwischen Musik-Downloads ohne störendes DRM, die eine Familie auf mehreren Geräten nutzen kann — pro Album für zehn Euro oder pro Titel für 99 Cent. Man kann privat CDs und DVDs tauschen, so dass man für seine Investition von vielleicht 12 Euro mehrere andere Werke hören oder sehen kann. Ist es das wirklich nicht wert? Muss man da jeden Anstand fallen lassen und sich auch diese Musik oder diese Filme noch illegal besorgen?

Reiner aus dem Saarland Offline



Beiträge: 272

11.05.2012 21:38
#10 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Zitat von kleinklein
Und ich versteh nicht was das mit dem Thema Urheberrecht zu tun hat. Dieses Geschäftsmodell ist doch jedem Autor schon seit jeher unbenommen. Und selbst wenn dies in der Praxis für die Masse ein erfolgsversprechendes Modell wäre (was es natürlich nicht ist), dann wäre das nicht mal der Hauch eines Arguments dafür dies allen Urhebern aufzudrängen.


Ein Recht muss durchgesetzt werden. Wie soll man das Urheberrecht in einer digitalen Welt durchsetzen, in der Kopie und Versand einer Datei Sache eines einzigen Mausklicks sind und man nach Belieben im Netz untertauchen kann? Diese Probleme wurden von den 1500 Autoren leider nicht einmal angedeutet.

Reiner aus dem Saarland Offline



Beiträge: 272

11.05.2012 21:48
#11 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Zitat von stefanolix
Es gibt inzwischen Musik-Downloads ohne störendes DRM, die eine Familie auf mehreren Geräten nutzen kann — pro Album für zehn Euro oder pro Titel für 99 Cent. Man kann privat CDs und DVDs tauschen, so dass man für seine Investition von vielleicht 12 Euro mehrere andere Werke hören oder sehen kann. Ist es das wirklich nicht wert? Muss man da jeden Anstand fallen lassen und sich auch diese Musik oder diese Filme noch illegal besorgen?


Der illegale Download wird von den meisten Internet-Nutzern (also den meisten Bürgern) als Kavaliersdelikt betrachtet. Was sollte der Staat gegen derlei illegale Aktionen denn tun? Internetsperren? Drakonische Gefängnis- oder Geldstrafen? Die Frage muss beantwortet werden. Andere, dem Internetzeitalter angepasste Geschäftsmodelle müssen her. Sowas sagt sich sehr leicht... ich weiss das

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

11.05.2012 21:55
#12 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Zitat von Reiner aus dem Saarland
Der illegale Download wird von den meisten Internet-Nutzern (also den meisten Bürgern) als Kavaliersdelikt betrachtet. Was sollte der Staat gegen derlei illegale Aktionen denn tun? Internetsperren? Drakonische Gefängnis- oder Geldstrafen? Die Frage muss beantwortet werden. Andere, dem Internetzeitalter angepasste Geschäftsmodelle müssen her. Sowas sagt sich sehr leicht... ich weiss das



Nein. Ein verantwortungsbewusstes Handeln muss her. Wer die Urheber missachtet, der kauft irgendwann nur noch Mittelmaß oder die Kopien aus der Vergangenheit. Man nennt es auch: »von der Substanz leben«.

Natürlich steht auf der anderen Seite der Medaille: Wer die Kunden missachtet oder überwachen will, der hat irgendwann keine mehr. Das muss die Industrie lernen.

Es hat einfach keinen Sinn, sich gegenseitig hochzuschaukeln. Das schadet allen. Man muss zu einem fairen Umgang miteinander zurückkehren und das betrifft alle Seiten.

Llarian Offline



Beiträge: 7.127

11.05.2012 21:59
#13 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Zitat von stefanolix
Die Angriffe bestimmter Interessengruppen auf unsere Grundrechte sind uns ja nun zur Genüge bekannt; jeder Liberale und jeder Demokrat muss dagegen sein. Ich denke, darin sind wir uns einig.


Ich denke nicht, dass wir uns da einig sind. Es ist mein Eindruck, dass die Mehrheit der Bürger nicht realisiert hat (zumindest bisher nicht), dass Grundrechte und Urheberrecht Widersprüche sind. Und wenn jeder Demokrat dagegen ist, wie kommt es, dass der zweite Korb des Urheberrechtes (noch nicht so lange her) in der GroKo widerspruchslos durchging ? Von ACTA noch gar nicht mal angefangen.

Zitat
Erstens hat sich eine Schattenwirtschaft herausgebildet, die viele Millionen an der illegalen Verbreitung von Werken verdient (siehe: kino.to oder megaupload).


Weder Kino.to noch Kim Schmitz haben jemals meine Grundrechte in Frage gestellt. Und die Härte mit der gegen diese "Schattenwirtschaft" vorgegangen wird, während in Berlin Totschläger mit Bewährungsstrafen davonkommen, sagt auch schon vieles über diese Republik aus.

Zitat
Wenn sich dieses Prinzip durchsetzt, ist die Marktwirtschaft irgendwann kaputt.


Marktwirtschaften hat es schon weit vor dem Urheberrecht gegeben und einige der erfolgreichsten Marktwirtschaften kennen das effektiv bis heute nicht.

Zitat
Selbstverständlich enthält der Aufruf wieder mal falsche Vokabeln. Aber der »Diebstahl« könnte ja — in einem Aufruf von Literaten — auch eine Metapher sein? Schon mal daran gedacht?


Nein, weil es falsch ist. Die Vokabel ist bewusst gewählt um eine negativere Assoziation zu schaffen. In anderem Zusammenhang würde man das Agitprop nennen. Es gibt genügend Worte für das worum es geht, Nichtlizensierte Kopie, Schwarzkopie oder auch nur Kopie, aber mit Raub oder Diebstahl hat das alles nichts zu tun. Es soll eine Verwerflichkeit ausdrücken, die nicht gegeben ist. Schlicht wie einfach.

Zitat
Es geht in unserer Gesellschaft seit einigen Jahren (und verstärkt seit dem Starkwerden der Piraten) einfach der Respekt gegenüber denjenigen verloren, die für uns Werke schaffen, ob es wissenschaftliche, technische oder künstlerische Werke sind.


Und wissen Sie, welchen Respekt ich vermisse ? Ich vermisse den Respekt vor dem einfachen Arbeiter, der morgens auf Schicht geht, sich 45 Jahre den Rücken krummschafft und anschließend von einer kleinen Rente lebt, während irgendwelche "Kreativen" vom Schlage Bushido, Madonna oder Lars Ulrich mit stinkenden Methoden und Anwälten kleine Jungs auf Schulhöfen verfolgen. Ich habe KEINERLEI Respekt mehr vor dem, was sich inzwischen als Kreativindustrie gebildet hat. Das war vielleicht mal anders, aber seit mehr als 10 Jahren (effektiv mit der Massenverbreitung des Internet) läuft diese Industrie Amok und offenbart ein Gesicht, dass derart abstossend ist, dass ich keinerlei Anspruch mehr sehen kann, den ich vielleicht einmal gesehen habe. Die Contentmafia ist ein Feind der freien Gesellschaft und kein Verhandlungspartner dieser. Ich denke man kann sich durchaus über ein Urheberrecht unterhalten, dass dem Schutz von Kunst und Kultur dient, mit entsprechendem Ausgleich zur Gesellschaft wie bei den meisten Dingen. Aber nicht mit diesen Leuten. Ich halte einen Ausgleich mit Leuten, die ihre finanzielle Gier über den Rechtsstaat stellen für weder erreichbar noch sinnvoll.

kleinklein Offline



Beiträge: 38

11.05.2012 21:59
#14 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Die Existenz eine Urheberrechts bedeutet mitnichten einen ausufernden Überwachungsstaat. Das können Sie schon daran erkennen das Verbrechen von ganz anderem Kaliber (Mord etc.) nicht zu einem totalen Überwachungsstaat geführt haben. Raubkopien rechtfertigen keinen Überwachungsstaat und der Kampf gegen einen Überwachungsstaat ist kein Argument das Urheberrecht einzuschränken.

Richtig ist das es ohne totale Internetüberwachung in einem gewissen Außmaß Urheberrechtsverletzungen im Internet gab, gibt und geben wird. Nun, damit werden die Urheber wohl leben müssen und genau das tun sie ja auch seit langem. Und genau DESHALB steht in ihrem Manifest nicht drin das sie sich eine schärfere Überwachung oder härtere Strafe wünschen.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.560

11.05.2012 22:04
#15 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Mal die Sache - die Gültigkeit & Durchsetzbarkeit eines Copyrights, in welcher Form auch immer - außen vor lassend: Könnte es nicht sein, daß die Sache, wie auch immer, dadurch beschädigt wird, daß sich ein Georg Diez in diesem Belang positioniert? Eine Oscar-Wilde-Position, nach dem Motto: gewisse Dinge werden schlicht unmentionable, wenn bestimmte Zeitgenossen sie betatschen. Diezens letzte Großtat war der Versuch, im Spiegel Christian Kracht als Neonazi zu denunzieren; in dieser Woche dampft er die Genese der Neuzeit auf die Frage ein, ob Lukrez der erste Hippie war.
Ist der Hof zu Hamburg geräumig genug, daß dort zwei amtliche Hofnarren Auslauf haben sollten?

kleinklein Offline



Beiträge: 38

11.05.2012 22:08
#16 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Falschparken ist auch ein Kavaliersdelikt. Und niemand kommt dafür ins Gefängnis. Trotzdem ist "Falschparken" weiterhin nicht erlaubt und wird mit Knöllchen und Abschleppen geahndet.

Nochmal: Es gibt keinen zwingenden Zusammenhang zwischen dem Thema Urheberrecht und einem Überwachungsstaat.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

11.05.2012 22:16
#17 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Zitat von Llarian
(…) Und wissen Sie, welchen Respekt ich vermisse ? Ich vermisse den Respekt vor dem einfachen Arbeiter, der morgens auf Schicht geht, sich 45 Jahre den Rücken krummschafft und anschließend von einer kleinen Rente lebt, während irgendwelche "Kreativen" vom Schlage Bushido, Madonna oder Lars Ulrich mit stinkenden Methoden und Anwälten kleine Jungs auf Schulhöfen verfolgen. Ich habe KEINERLEI Respekt mehr vor dem, was sich inzwischen als Kreativindustrie gebildet hat. Das war vielleicht mal anders, aber seit mehr als 10 Jahren (effektiv mit der Massenverbreitung des Internet) läuft diese Industrie Amok und offenbart ein Gesicht, dass derart abstossend ist, dass ich keinerlei Anspruch mehr sehen kann, den ich vielleicht einmal gesehen habe. Die Contentmafia ist ein Feind der freien Gesellschaft und kein Verhandlungspartner dieser. Ich denke man kann sich durchaus über ein Urheberrecht unterhalten, dass dem Schutz von Kunst und Kultur dient, mit entsprechendem Ausgleich zur Gesellschaft wie bei den meisten Dingen. Aber nicht mit diesen Leuten. Ich halte einen Ausgleich mit Leuten, die ihre finanzielle Gier über den Rechtsstaat stellen für weder erreichbar noch sinnvoll.



Erstens (und darauf lege ich Wert!) schließt nichts von dem, was ich geschrieben habe, den Respekt vor dem Arbeiter, Handwerker oder anderen körperlich schwer arbeitenden Menschen aus.

Zweitens ist Politik immer Interessenausgleich. Ich habe jetzt Ihre Radikalposition gehört und ich kann vieles besser nachvollziehen, als Sie denken. Mit dieser Radikalposition kann man aber keine Politik machen.

Im Grunde argumentieren Sie mit einer um 180° gedrehten Anmaßung: Aus dem völlig überzogenen Spruch »Raubkopierer sind Verbrecher« machen Sie das ebenso überzogene »Contentverwerter sind Verbrecher« und beziehen vermutlich die Unterzeichner des Aufrufs gleich mit ein …

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

11.05.2012 22:22
#18 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Zitat von kleinklein
Falschparken ist auch ein Kavaliersdelikt. Und niemand kommt dafür ins Gefängnis. Trotzdem ist "Falschparken" weiterhin nicht erlaubt und wird mit Knöllchen und Abschleppen geahndet.

Nochmal: Es gibt keinen zwingenden Zusammenhang zwischen dem Thema Urheberrecht und einem Überwachungsstaat.



Doch: Eine totale Durchsetzung des Urheberrechts in der heutigen Form würde zur total überwachten Kommunikation führen. Aber der demokratische Rechtsstaat ist (hoffentlich) stark genug, um die Interessen beider Seiten auszugleichen. Die Voraussetzungen sind zumindest vorhanden. Aber ein Interessenausgleich kann nur funktionieren, wenn sich beide Seiten entgegenkommen.

kleinklein Offline



Beiträge: 38

11.05.2012 22:34
#19 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Die totale Durchsetzung des Vergewaltigungsverbots würde auch zu einem Überwachungsstaat führen. Trotzdem wird weder der Überwachungsstaat eingeführt noch wird Vergewaltigung legalisiert.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

11.05.2012 22:35
#20 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Ich möchte noch einmal auf eine völlig irreführende Metapher des Autors Georg Diez hinweisen. Es geht um die Klassenkeile: Die Autoren teilen mitnichten Klassenkeile aus. Aus welcher Position heraus sollten sie das denn tun? Das Gegenteil ist richtig: Sie sind in der Minderheit und beziehen gerade von fast allen Seiten Klassenkeile.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

11.05.2012 22:47
#21 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Zitat von Reiner aus dem Saarland

Der illegale Download wird von den meisten Internet-Nutzern (also den meisten Bürgern) als Kavaliersdelikt betrachtet. Was sollte der Staat gegen derlei illegale Aktionen denn tun? Internetsperren? Drakonische Gefängnis- oder Geldstrafen? Die Frage muss beantwortet werden. Andere, dem Internetzeitalter angepasste Geschäftsmodelle müssen her. Sowas sagt sich sehr leicht... ich weiss das


Da habe ich andere Erfahrungen gemacht, und ich spreche das Thema gerne an, z.B. wenn irgendwer von Verantwortung für nachfolgende Generationen und anderen moralische Themen doziert.
Allen ist klar, dass es Diebstahl ist. Es ist verboten, aber es wird einem leichtgemacht. Zur Verteidigung wird angeführt, sie werden praktisch zum Diebstahl verführt. Dann gibt es diejenigen, die sagen, dass sie selbst den Diebstahl ja nicht begehen. Und es gibt welche die klauen was nicht gesichert ist, nicht nur im Internet.
Aber alle wissen, dass es Diebstahl ist. Und bis auf die zuletzt genannte Gruppe, haben auch alle ein schlechtes Gewissen.



Das Urheberrecht mit seinem geistigen Eigentum und dessen de facto Enteignung durch die monopolisierten Verwertungsgesellschaften, sollte man getrennt betrachten.

Viele Grüße, Erling Plaethe

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

11.05.2012 22:48
#22 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Zitat von kleinklein
Die totale Durchsetzung des Vergewaltigungsverbots würde auch zu einem Überwachungsstaat führen. Trotzdem wird weder der Überwachungsstaat eingeführt noch wird Vergewaltigung legalisiert.



Es gibt aber Kräfte in der Politik und in der Wirtschaft, die an einer sehr weitgehenden Überwachung der Kommunikation interessiert sind. Die verstärkte Überwachung begann nach dem 11. September 2001: Vorratsdatenspeicherung, lückenlose Kontenüberwachung, Staatstrojaner usw. Viele sind sich bis heute nicht bewusst, wie weit das geht. Es ging weiter mit dem Versuch, die Verbreitung der Kinderpornographie ausgerechnet durch Netzüberwachung zu unterbinden. Bestimmte Lobby-Gruppen wollten im Rahmen dieser beiden Entwicklungen ihre eigenen speziellen Interessen an einer Überwachung der Datenströme durchsetzen. Es ist ihnen bisher nicht gelungen. Es darf ihnen auch nicht gelingen.

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

11.05.2012 22:51
#23 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Zitat von Reiner aus dem Saarland

Der illegale Download wird von den meisten Internet-Nutzern (also den meisten Bürgern) als Kavaliersdelikt betrachtet. Was sollte der Staat gegen derlei illegale Aktionen denn tun? Internetsperren? Drakonische Gefängnis- oder Geldstrafen? Die Frage muss beantwortet werden. Andere, dem Internetzeitalter angepasste Geschäftsmodelle müssen her. Sowas sagt sich sehr leicht... ich weiss das


Da habe ich andere Erfahrungen gemacht, und ich spreche das Thema gerne an, z.B. wenn irgendwer von Verantwortung für nachfolgende Generationen und anderen moralische Themen doziert.
Allen ist klar, dass es Diebstahl ist. Es ist verboten, aber es wird einem leichtgemacht. Zur Verteidigung wird angeführt, sie werden praktisch zum Diebstahl verführt. Dann gibt es diejenigen, die sagen, dass sie selbst den Diebstahl ja nicht begehen. Und es gibt welche die klauen was nicht gesichert ist, nicht nur im Internet.
Aber alle wissen, dass es Diebstahl ist. Und bis auf die zuletzt genannte Gruppe, haben auch alle ein schlechtes Gewissen.



Das Urheberrecht mit seinem geistigen Eigentum und dessen de facto Enteignung durch die monopolisierten Verwertungsgesellschaften, sollte man getrennt betrachten.

Viele Grüße, Erling Plaethe

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

11.05.2012 22:52
#24 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Zitat von Erling Plaethe
Da habe ich andere Erfahrungen gemacht, und ich spreche das Thema gerne an, z.B. wenn irgendwer von Verantwortung für nachfolgende Generationen und anderen moralische Themen doziert.
Allen ist klar, dass es Diebstahl ist. Es ist verboten, aber es wird einem leichtgemacht. Zur Verteidigung wird angeführt, sie werden praktisch zum Diebstahl verführt. Dann gibt es diejenigen, die sagen, dass sie selbst den Diebstahl ja nicht begehen. Und es gibt welche die klauen was nicht gesichert ist, nicht nur im Internet.
Aber alle wissen, dass es Diebstahl ist. Und bis auf die zuletzt genannte Gruppe, haben auch alle ein schlechtes Gewissen.



Richtig. Es geht letztlich um die Werte, die unserem Verhalten zugrundeliegen. Aber welche Leitfiguren stehen heute für diese Werte? Würde sich ein Joachim Gauck an dieses Thema wagen? Würde man ihm zuhören?

Erling Plaethe Offline




Beiträge: 4.660

11.05.2012 22:52
#25 RE: Zettels Meckerecke: Aufgeblasen Antworten

Zitat von stefanolix

Richtig. Es geht letztlich um die Werte, die unserem Verhalten zugrundeliegen. Aber welche Leitfiguren stehen heute für diese Werte? Würde sich ein Joachim Gauck an dieses Thema wagen? Würde man ihm zuhören?


Ich denke schon, dass man ihm zuhören würde. Aber brauch es dafür wirklich Leitfiguren?
In dem Link von Llarian gibt es einen weiteren und dort wird das geistige Eigentum mit dem Verweis auf seine Sozialbindung nach Artikel 14 GG in Frage gestellt.
Der Begriff bzw. der Wert des Eigentums scheint mir das Problem zu sein. Es gibt eine nicht unbedeutende Anzahl von Menschen in diesem Land, die der Meinung sind, alles gehört irgendwie allen.

Viele Grüße, Erling Plaethe

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