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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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R.A. Offline



Beiträge: 8.171

09.07.2015 16:27
#251 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #250
Das mit dem Bessermachen ist aber leichter gesagt als getan, das hat Herr Lucke (dem wir alle gewiß die hehrsten Motive zubilligen) ja gerade schön vorgeführt.

Na ganz sicher ist das Bessermachen schwer. Und genau deswegen sollte man nicht so arrogant die Leute runterputzen, die das versuchen und dabei nicht die gewünschten Ergebnisse schaffen.
Gerade nach dem Beispiel Lucke (dem es weder an Intelligenz noch an gutem Willen fehlte) zeigt, daß das mit der Politik eben nicht leicht ist, wie sich manche Zuschauer das vorstellen. Und daß politische Mißerfolge nicht automatisch Beleg für Dummheit oder böse Absicht sind.

Zitat
Wenn eine Partei mehr sein soll als ein kleiner Verein politisch Gleichgesinnter, dann bekommt man es mit einer Dynamik zu tun, die nicht mehr leicht steuerbar ist.


Richtig. Und das geht den etablierten Parteien natürlich genauso.

Paul Offline




Beiträge: 1.285

09.07.2015 17:57
#252 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Nola im Beitrag #246
Ja und damit gelingt gerade in Deutschland jede mögliche Chuzpe die sich derzeit abspielt und damit das so bleibt, soll uns Deutschen Bürgern der drohende Nazi-Zeigefinger immer vor Augen sein. Ich bins so leid. Im Zuge der Verhandlungen mit der griechischen Regierung auch die Aussprache gestern im Europäischen Parlament hat etliche Redner genau diese Rhetorik benutzen lassen und unsere "Erbschuld" eingefordert. Wie lange, wie oft noch? Wieviele Generationen noch? Damit Deutschsein nicht mehr "Mensch zweiter Klasse sein" bedeutet, müssen wir in der EU aufgehen. Ist schon klar, aber dann sollte man dem Bürger endlich reinen Wein einschenken.


Liebe Nola,
dazu möchte ich aus meinem eigenen Erleben etwas ganz persönliches beisteuern:

Anfang der 50er, mit 15 Jahren bekam ich das Buch "Blutzeugen des Bistums Berlin" geschenkt. Die darin geschilderten Lebensläufe von kath. Geistlichen, die im KZ umgekommen sind, haben mich sehr berührt und waren Veranlassung mich mit dem Nationalsozialismus und allem was damit zusammenhängt zu beschäftigen. Dieses Buch hat mein politisches Bewusstsein "wach geküsst". Danach schämte ich mich ein Deutscher zu sein. Das Dasein in der DDR hat dies noch eher vertieft als beseitigt. Der Wendepunkt war für mich die Wende 1989. Danach fing ich an stolz darauf zu sein, ein Deutscher zu sein. Die Politik Kohls, die wirtschaftliche Einheit Europas voran zu bringen, hat diesen Stolz vermehrt. Die Einführung des € versetzte meiner Sympathie für Kohl einen empfindlichen Knacks. Aber als Preis der Einheit, habe ich es akzeptiert und mit ihm meinen Frieden geschlossen. Inzwischen wird diese Lesart angezweifelt. Darunter leidet meine Sympathie für Deutschland.

Den nächsten Knacks bekam mein Nationalbewusstsein durch das EEG und Trittin, der für mich als Erster auf die führende Rolle Deutschlands bei der Einführung der "Erneuerbaren" Energie, beim Kampf gegen CO2 usw. hinwies. Ich hörte: "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen." Da fing ich an mich wieder dafür zu schämen ein Deutscher zu sein. Inzwischen weisen auch andere Politiker darauf hin, dass sich all ein Beispiel an uns Deutschen in Sachen "Klimaschutz" nehmen sollen. Zuletzt vor ein paar Tagen Gabriel. Das finde ich ätzend und beschämend.
Hand in Hand läuft das mit der Erinnerung an die Naziverbrechen. Obwohl Kohl auf die "Gnade der späten Geburt" hingewiesen hat, werden manche deutsche Politiker nicht müde dies immer wieder zu artikulieren.

Lammert hat jetzt ein neues "Fass" aufgemacht und auf den Völkermord an den Herero hingewiesen. (Warum hat er die Nama ausgelassen? Die wurden genau so ermordet.) Die deutsche Regierung möge das endlich anerkennen, so seine Forderung. Ich frage mich, warum er dieses Thema gerade jetzt artikuliert?
"Ein Hundsfott, wer Böses dabei denkt?"

Mein Stolz auf das Deutschsein hat schon wieder einen Knacks erlitten. Schuld daran sind Trittin, Gabriel, Lammers u.a.m.

LG, Paul

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JE SUIS JUIF

TF Offline



Beiträge: 281

09.07.2015 19:08
#253 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #238
Etwas anderes schockiert mich auch: wie wenige Mitglieder der AfD austreten. Am Ende werden es zwischen 2000 und 4000 sein, die austreten. Das bedeutet, etwa 80% der 21.000 Miglieder tragen den Rechtsruck mit. Das ist ein Tiefschlag für mich.
Gründe? Nun ja, viele werden den Parteitag nicht verfolgt haben und werden schon aus Selbstschutz den Vernebelungsparolen der Petry glauben. Aber trotzdem muss ich zu dem Schluss kommen, dass ein Drittel bis die Hälfte der Mitglieder kein Problem mit rechten Parolen haben oder mit Verschwörungstheorien, USA-Bashing, Hassparolen und ähnlichem.



"Rechte Parolen" sind doch inzwischen so ziemlich alle Aussagen, die "rechts" der SPD-Linie sind. Lucke hat seine Gegner gerne in die rechtsextreme Ecke gestellt und sein politisches alter ego sprach gar von "Elementen", von den die Partei "gesäubert" werden müsse. Hätte Petry sich derselben Wortwahl befleißigt, würden Sie das hier sicher als "Beweis" dafür anführen, wie "extrem" die AfD ist und wie sie SA-Methoden arbeitet. Da darf man sich über harsche Gegenreaktionen nicht wundern. Lucke hat es ganz bewusst auf innerparteiliche Polarisierung und eine Entscheidungsschlacht angelegt. Beides hat er bekommen, wenn auch mit für ihm ungünstigen Ergebnis. Als Parteichef kann man kaum erfolgreich sein, wenn man weder integrieren kann noch will. Lucke ist an seinen Fehlern gescheitert und nicht an Petry und an ihren angeblich so schrecklichen Methoden.

Nun teile ich die außenpolitischen Positionen von Gauland & Co. überhaupt nicht, aber welche Partei erzählt nicht auch einigen Unsinn? Ich habe kein Problem damit, weiter AfD zu wählen. Wenn sich eine bessere Alternative anbieten sollte, orientiere ich mich um. Luckes neue Partei wird es aber sicher nicht sein. Schwarz-Gelb plus Euro-Kritik ist als inhaltliche Basis extrem dürftig. Da ist mir eine Partei mit grundsätzlicherer Opposition zum linksgrünen Mainstream allemal lieber. Ein Gegenwicht oder zumindest ein Gegengift zu den Linken tut wirklich not. Für die AfD will ich keine Prognose abgeben, aber Lucke wird auch mit der neuen Partei auf die Nase fallen. Die kommt nicht einmal in die Nähe von 5%.

Dass kaum welche mitgehen, wenn Prominente austreten, ist keine neue Erfahrung. Wie viele SPD-Mitglieder sind denn Lafontaine gefolgt? Fast niemand und kein einziger Prominenter, obwohl die Unzufriedenheit sehr groß war. Wie viele FDP-Mitglieder sind 1956 zur FVP gegangen? Wie viele FDP-Mitglieder sind 1982 mit Verheugen, v. Schoeler und anderen Linksauslegern ausgetreten?

tekstballonnetje Offline



Beiträge: 235

10.07.2015 01:00
#254 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #238
Etwas anderes schockiert mich auch: wie wenige Mitglieder der AfD austreten. Am Ende werden es zwischen 2000 und 4000 sein, die austreten. Das bedeutet, etwa 80% der 21.000 Miglieder tragen den Rechtsruck mit.


Die AfD hat inzwischen auf Facebook eine Tabelle über die Zusammensetzung des Parteitags veröffentlicht. Zwei Punkte sind auffällig.

Erstens waren anscheinend weniger Mitglieder aus dem Osten anwesend als von mir und anderen vermutet. Woran liegt das? Sind mittlerweile so viele Ostdeutsche in den Westen gezogen? Hat man die Vernunft bei den westdeutschen Mitglieder überschätzt? Oder sollte man sich eher fragen, warum keine vollständige Statistik veröffentlicht wird?

Die Mitgliederzahl wird mit 20.359 angegeben. Wenn ich mich recht erinnere lag der Höchstand bei 22.700. Das hieße, dass bereits vor dem Parteitag über 2.000 Mitglieder ausgetreten sind.

ungelt Offline



Beiträge: 119

10.07.2015 12:08
#255 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Paul im Beitrag #252

Mein Stolz auf das Deutschsein hat schon wieder einen Knacks erlitten.


Lieber Paul, ist "Stolz" wirklich ein relevantes Gefühl, wenn es darum geht, die eigene Beziehung zu einer Nation oder einer sonstigen Menschengruppe zu beschreiben? Für mich nicht. Genau so, wie man auf alle anderen Eigenschaften schlecht stolz sein kann, die man geerbt hat.

Jede Nation oder Gruppe generiert und kumuliert außerdem ununterbrochen Ereignisse verschiedenster Art, die ihr zugeschrieben werden können, positive wie negative. Wie man das für sich privat bewertet und gewichtet, ist beliebig. Daher gleichzeitig sinnlos, meiner Meinung nach. Und "objektive" Bewertungen gibt es sowieso nicht.

Man hat auch keinen Anspruch darauf, auf irgend eine Zugehörigkeit stolz zu sein. Sie sind immer eher ein Gewicht, welches man mit sich herumzuschleppen hat. Man hat auch z.B. keinen Anspruch auf "Glück" und andere so schöne Dinge, auch wenn einem das der Zeitgeist ständig einzureden versucht. Das Leben ist auch so lebenswert.

Herzliche Grüße, Ungelt

Florian Offline



Beiträge: 3.136

10.07.2015 13:35
#256 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von ungelt im Beitrag #255
Zitat von Paul im Beitrag #252

Mein Stolz auf das Deutschsein hat schon wieder einen Knacks erlitten.


Lieber Paul, ist "Stolz" wirklich ein relevantes Gefühl, wenn es darum geht, die eigene Beziehung zu einer Nation oder einer sonstigen Menschengruppe zu beschreiben? Für mich nicht. Genau so, wie man auf alle anderen Eigenschaften schlecht stolz sein kann, die man geerbt hat.


So gesehen können Sie dann doch eigentlich auf gar nichts stolz sein, oder?

Wenn Sie einen Marathon gewinnen, dann liegt es an ihren Genen.
(Entweder die Gene für die richtige Muskelstruktur. Oder die Gene für die Willenskraft, sich durch ein hartes Training durchzubeißen.)
Oder an den richtigen Umwelteinflüssen (d.h. z.B. dass ihre Eltern ihnen Sportlichkeit oder Durchhaltewillen vorgelebt haben).
Nicht davon wäre - zu Ende gedacht - ihre originär - eigene Leistung.

In der Realität spielen diese Faktoren natürlich eine Rolle (und deshalb dürften auch ihre Eltern Stolz auf Sie sein, wenn Sie Marathon-Olympiasieger werden). Aber - freien Willen vorausgesetzt - Sie ganz persönlich haben natürlich einen wesentlichen Teil der Leistung erbracht, auf den Sie auch persönlich stolz sein dürfen.

Es ist aber m.E. absolut zulässig, auf etwas stolz zu sein, dass durch eine kollektive Anstrengung erreicht wurde.
Auch der Reifenwechsel-Assistent eines Formel1-Teams wird (zu Recht) Stolz darauf sein, wenn sein Rennstall Weltmeister wird.

Und so ist es doch auch bei einer Nation:
Natürlich sind die positiven Errungenschaften der deutschen Nation nicht meine persönliche Leistung. Aber ich bin ein Teil eines Kollektivs, das diese Leistung möglich macht.
Wenn Deutschland eine gute Infrastruktur, eine blühende Wirtschaft und ein funktionierendes Staatswesen hat, dann auch deshalb, weil der deutschen Gesellschaft (von der ich ein Teil bin), gewisse dazu passende Verhaltensweisen wichtig sind.
Warum soll ich nicht stolz darauf sein, was ein Kollektiv - von dem ich ein Teil bin (und zwar m.E. ein konstruktiver Teil) - schafft?
Immerhin trage ich auf vielfältige Weise zum Gelingen des Staatswesens bei.

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

10.07.2015 14:01
#257 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von tekstballonnetje im Beitrag #254
Die AfD hat inzwischen auf Facebook eine Tabelle über die Zusammensetzung des Parteitags veröffentlicht. Zwei Punkte sind auffällig.

Erstens waren anscheinend weniger Mitglieder aus dem Osten anwesend als von mir und anderen vermutet. Woran liegt das? Sind mittlerweile so viele Ostdeutsche in den Westen gezogen? Hat man die Vernunft bei den westdeutschen Mitglieder überschätzt? Oder sollte man sich eher fragen, warum keine vollständige Statistik veröffentlicht wird?
Sie meinen, weil nur die elektronisch registrierten Parteitagsteilnehmer aufgeführt sind, also immerhin 1/5 fehlen? Vielleicht kann @Werwohlf einschätzen, ob sich daraus das eine Verzerrung ergeben kann.

Paul Offline




Beiträge: 1.285

10.07.2015 14:19
#258 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #256
Zitat von ungelt im Beitrag #255
Zitat von Paul im Beitrag #252

Mein Stolz auf das Deutschsein hat schon wieder einen Knacks erlitten.


Lieber Paul, ist "Stolz" wirklich ein relevantes Gefühl, wenn es darum geht, die eigene Beziehung zu einer Nation oder einer sonstigen Menschengruppe zu beschreiben? Für mich nicht. Genau so, wie man auf alle anderen Eigenschaften schlecht stolz sein kann, die man geerbt hat.


So gesehen können Sie dann doch eigentlich auf gar nichts stolz sein, oder?

Wenn Sie einen Marathon gewinnen, dann liegt es an ihren Genen.
(Entweder die Gene für die richtige Muskelstruktur. Oder die Gene für die Willenskraft, sich durch ein hartes Training durchzubeißen.)
Oder an den richtigen Umwelteinflüssen (d.h. z.B. dass ihre Eltern ihnen Sportlichkeit oder Durchhaltewillen vorgelebt haben).
Nicht davon wäre - zu Ende gedacht - ihre originär - eigene Leistung.

In der Realität spielen diese Faktoren natürlich eine Rolle (und deshalb dürften auch ihre Eltern Stolz auf Sie sein, wenn Sie Marathon-Olympiasieger werden). Aber - freien Willen vorausgesetzt - Sie ganz persönlich haben natürlich einen wesentlichen Teil der Leistung erbracht, auf den Sie auch persönlich stolz sein dürfen.

Es ist aber m.E. absolut zulässig, auf etwas stolz zu sein, dass durch eine kollektive Anstrengung erreicht wurde.
Auch der Reifenwechsel-Assistent eines Formel1-Teams wird (zu Recht) Stolz darauf sein, wenn sein Rennstall Weltmeister wird.

Und so ist es doch auch bei einer Nation:
Natürlich sind die positiven Errungenschaften der deutschen Nation nicht meine persönliche Leistung. Aber ich bin ein Teil eines Kollektivs, das diese Leistung möglich macht.
Wenn Deutschland eine gute Infrastruktur, eine blühende Wirtschaft und ein funktionierendes Staatswesen hat, dann auch deshalb, weil der deutschen Gesellschaft (von der ich ein Teil bin), gewisse dazu passende Verhaltensweisen wichtig sind.
Warum soll ich nicht stolz darauf sein, was ein Kollektiv - von dem ich ein Teil bin (und zwar m.E. ein konstruktiver Teil) - schafft?
Immerhin trage ich auf vielfältige Weise zum Gelingen des Staatswesens bei.


Danke lieber Florian,
wenn mir das eingefallen wäre hätte ich auch so geantwortet.
Ja, stolz kann ich auch auf verschiedene andere Dinge in meinem Umfeld sein. Mal mehr und mal auch weniger. Das ist auch keine Konstante. Natürlich ist es sehr subjektiv. Aber sind Gefühle das nicht immer?

LG, Paul

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JE SUIS JUIF

RichardT Offline




Beiträge: 287

10.07.2015 16:13
#259 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Ich bin nicht aus der AfD ausgetreten.

Schon allein weil ich meine Mitgliedsnummer unter 500 nicht so leicht aufgebe.

Ich würde mich selbst nicht als rechtsextrem oder radikal bezeichnen. Eine amerikanische Tante hat mich schon als libertär bezeichnet, ich würde sagen, ich bin nicht weiter rechts als es die CSU in früheren Zeiten war. Wichtig für mich war und ist immer eine bayrische Tradition: Leben und leben lassen!
Ich bin nicht ausgetreten weil ich mir erst noch ein genaueres Bild machen möchte. Ich war leider in Essen nicht dabei, ich kann leider auch nicht am Baden-württembergischen Landesparteitag teilnehmen. So wird es wohl noch einige Monate dauern bis ich zu einem Ergebnis komme.

Es ist leicht gesagt, man solle sich engagieren und es besser machen. Wir haben in Deutschland leider ein Parteiensystem das es Einzelpersonen oder kleinen Gruppen fast unmöglich macht etwas zu erreichen.

In der AfD habe ich erlebt wie schnell eine aussichtsreiche Partei von "Politikprofis" erobert werden kann. Beim ersten Landesparteitag waren die Netzwerke schon aktiv, als Neuer in dem Betrieb stand man schon bei der Gründung draussen.

Ich will nicht jammern, ich hätte mich mehr engagieren können, ich bin aber auch nicht der Typ für diplomatische Reden und Netzwerkbildung, da bin ich viel zu direkt.

Ich glaube, die dauernde Medienkampagne mit Rechtsextreme/ rechtspopulistische Partei hat schwer geschadet. Denn wer, wie auch immer, in der Öffentlichkeit steht überlegt es sich ganz genau ob er sich in einer Partei engagiert die so einen Ruf hat. Auch wenn er unbegründet ist. Aber nicht alle Leute sind so gut informiert wie die Leser und Schreiber hier in Zettels Raum.

Ich möchte mal abwarten wie der Weg der AfD weitergeht. Denn ich denke eine Partei rechts der CDU kann Deutschland nur guttun. Eine starke liberale Partei wäre noch schöner, aber da sehe ich gar kein Licht am Ende des Tunnels. Ich hoffe einfach, daß sich die gemässigten Kräfte noch durchsetzen werden. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Gibt es wirklich so viele extreme Spinner in der AfD? Oder werden sie hier viel stärker thematisiert? Wenn man sich die Allianzen von SPD Grüne Linke DGB und Verdi gemeinsma mit der Antifa und manch anderen nicht demokratischen Gruppen ansieht bezweifle ich, daß die AfD hier schlimmer ist. Der Unterschied ist halt nur, daß linksextrem kein Problem ist.

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Wer ist John Galt?

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

10.07.2015 16:13
#260 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #256
Zitat von ungelt im Beitrag #255
Zitat von Paul im Beitrag #252

Mein Stolz auf das Deutschsein hat schon wieder einen Knacks erlitten.


Lieber Paul, ist "Stolz" wirklich ein relevantes Gefühl, wenn es darum geht, die eigene Beziehung zu einer Nation oder einer sonstigen Menschengruppe zu beschreiben? Für mich nicht. Genau so, wie man auf alle anderen Eigenschaften schlecht stolz sein kann, die man geerbt hat.


So gesehen können Sie dann doch eigentlich auf gar nichts stolz sein, oder?

Richtig. Stolz ist (wie Neid) ein Gefühl, das eine unrealistische Wahrnehmung des Verhältnisses zwischen dem Selbst und seinen Taten und Umständen und der Umwelt wiederspiegelt, und gilt nicht zuletzt aus diesem Grunde (wie jener) als eine der Todsünden.
Ich kann mich über das Gelingen von etwas, das ich oder andere versucht haben, freuen, ich kann damit zufrieden sein, in einer bestimmten Gesellschaft zu leben, aber Stolz zu empfinden entspricht nicht einer ausgewogenen Persönlichkeit. Das ist natürlich nur meine ganz private Meinung als Fluminist.

Uwe Richard Offline



Beiträge: 1.253

10.07.2015 17:40
#261 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von RichardT im Beitrag #259
Ich bin nicht aus der AfD ausgetreten.

......

Gibt es wirklich so viele extreme Spinner in der AfD? Oder werden sie hier viel stärker thematisiert? Wenn man sich die Allianzen von SPD Grüne Linke DGB und Verdi gemeinsma mit der Antifa und manch anderen nicht demokratischen Gruppen ansieht bezweifle ich, daß die AfD hier schlimmer ist. Der Unterschied ist halt nur, daß linksextrem kein Problem ist.

Mir geht' da ähnlich wie Ihnen. Grüne, Linke (ver.di, PKK, MLPD) und andere Weltverbesserter in meinem Umkreis hätten keine (moralischen) Probleme der Mehrheitsgesellschaft mit Nazimethoden ihren Willen aufzuzwingen. Die fühlen sich sogar noch im Recht, auch moralisch gesehen. Um mit diesen Weltverbesserern gleichzuziehen, müsste die AFD schon noch gewaltig nach rechts außen ziehen, was ich momentan noch nicht sehe. Gleichwohl ist die derzeitige Entwicklung der Partei schon besorgniserregend und das Austrittsschreiben liegt griffbereit in der obersten Schublade.

--
Political language – and with variations this is true of all political parties, from Conservatives to Anarchists – is designed to make lies sound truthful and murder respectable, and to give an appearance of solidity to pure wind – Eric A. Blair

Llarian Offline



Beiträge: 6.930

10.07.2015 19:12
#262 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von RichardT im Beitrag #259
Ich würde mich selbst nicht als rechtsextrem oder radikal bezeichnen.

Das gilt vermutlich (noch) für eine Mehrheit der AfD, lieber RichardT. Nur verschiebt sich das Verhältnis halt immer ungünstiger und ausserdem kann auch eine Mehrheit durchaus zum "nützlichen ...." für eine radikale Minderheit mutieren.

Zitat
Ich bin nicht ausgetreten weil ich mir erst noch ein genaueres Bild machen möchte.


Das ist natürlich immer ein guter Ansatz. Die Sprüche der neuen Vorsitzenden wären mir persönlich allerdings schon ein recht klares Signal wo der Hammer hängt.

Zitat
Wir haben in Deutschland leider ein Parteiensystem das es Einzelpersonen oder kleinen Gruppen fast unmöglich macht etwas zu erreichen.


Ich würde sagen Professor Lucke hat doch eine ganze Menge erreicht. Man muss ja auch die Realität sehen, wir leben in einem Land von 80 Millionen Menschen. 80 Millionen. Da muss man erst einmal gewaltige Massen von etwas überzeugen um wirklich was zu bewegen. Das Parteiensystem hat damit gar nicht so viel zu tun, es hat was damit zu tun, dass es nicht einfach ist einer Million Menschen zu erklären, dass ausgerechnet die eigenen Ideen die richtigen sind.

Zitat
Ich will nicht jammern, ich hätte mich mehr engagieren können, ich bin aber auch nicht der Typ für diplomatische Reden und Netzwerkbildung, da bin ich viel zu direkt.


Dann sind Sie vielleicht auch nicht der, der politisch viel bewegen kann. Diplomatie und Netzwerkbildung ist Basis nahezu jedweder demokratischer Auseinandersetzung. Wer das nicht kann, kann auch nicht führen.

Zitat
Denn ich denke eine Partei rechts der CDU kann Deutschland nur guttun.


Das waren/sind NPD, DVU, Reps und Konsorten auch alle. Ob die so gut getan haben wage ich zu bezweifeln. Eine Partei rechts der (heutigen) CDU sicher, aber das beantwortet nicht die Frage nach "wie weit rechts davon".

Zitat
Gibt es wirklich so viele extreme Spinner in der AfD?


Wenn ein Führungsmitglied sich hinstellen kann und die AfD zur Pegida-Partei erklärt und das keine Konsequenzen hat, kann man nur folgern: Ja.

Zitat
Wenn man sich die Allianzen von SPD Grüne Linke DGB und Verdi gemeinsma mit der Antifa und manch anderen nicht demokratischen Gruppen ansieht bezweifle ich, daß die AfD hier schlimmer ist. Der Unterschied ist halt nur, daß linksextrem kein Problem ist.


Nun gibt es aber keine Gleichheit im Unrecht. Nur weil es Kommunisten gibt, wirft man sich doch nicht mit den Braunjacken zusammen. Das sich die SPD, bzw. die Grünen nicht von den Extremisten abgrenzen ist einzig deren Problem und sagt etwas über diese aus. Daraus folgt nicht das sich das Bürgertum nicht vom braunen Haufen abgrenzen sollte.

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

10.07.2015 19:31
#263 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #257
Vielleicht kann @Werwohlf einschätzen, ob sich daraus das eine Verzerrung ergeben kann.
Schwer. Also rein subjektiv wäre ich auch von einer höheren Quote der ostdeutschen Verbände ausgegangen, allein schon weil die dortigen Idiome überall auf den Gängen zu hören waren und auch in meinem Hotel dominierten. Auch der "Pegida-Mob" pöbelte überwiegend mit dieser Sprachfärbung. Es kann, aber hier bewege ich mich vollständig im Spekulativen, m.E. durchaus sein, dass überproportional viele ostdeutsche Mitglieder nicht von dem elektronischen Registrierungsverfahren Gebrauch gemacht haben, aber wenn wir da nicht von einer gewaltigen Überproportionalität ausgehen (und da hätte ich allerhöchstens wilde Vermutungen, aber keinerlei Belege), dürfte das die Verhältnisse nur wenig ändern.

Klar ist allerdings, dass NRW sehr stark (und deutlich überproportional) vertreten war. Ich war relativ früh im Saal und konnte die Reservierungen der Kreisverbände auf den Stühlen lesen. Dort gab es, so war von NRWlern zu hören, übrigens ebenfalls eine, von Herrn Pretzell organisierte "Herankarr"-Aktion von Mitgliedern.

Und wie die Entwicklungen in Verbänden wie NRW und Hessen gezeigt haben, scheinen auch dort die Bestrebungen von rechts außen gut Fuß gefasst zu haben. Der Rechtsruck ist sicher kein rein ostdeutsches Phänomen. Auch im Westen gibt es genug Leute, die sich zu simplen Parolen gegen Islam, USA und Ausländer hingezogen fühlen. Ihr Anteil an der Wählerschaft ist nur geringer. Im Westen glaubt man lieber die grünen Märchen als die rechten.

--
Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

10.07.2015 19:50
#264 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von RichardT im Beitrag #259
Gibt es wirklich so viele extreme Spinner in der AfD? Oder werden sie hier viel stärker thematisiert?
Die Frage ist natürlich, wie man "so viele" konkretisiert. Da mag die Schmerzgrenze bei jedem woanders liegen. Der eine sagt sich, die wirklich radikalen und vor allem die Pöbler seien doch nur eine Minderheit in der Partei. Der andere aber meint, eine Partei, die eine solche Minderheit zu ertragen gewillt ist, könne unmöglich die seine sein. Von mir kann ich eben sagen, dass die Entwicklungen von Essen, also der Auftritt des Pöbel-Mobs und der wilde Beifall bei jeder These, die nur rechts genug daherkam, ausreichen um zu sagen: Es sind auf jeden Fall zu viele.

Wenn sich die neue Parteiführung jetzt hinterher distanziert, ist das reine Heuchelei. Wenn es ihnen damit ernst wäre, hätten sie es schon auf dem Parteitag getan, so wie das Tagungspräsidium. Aber da passte es ja in dem Kram, wenn es nicht, wovon ich ausgehe, eh orchestriert war. Und das ist der nächste Grund: Wenn in der AfD eine Parteiführung an die Macht kommt, die auf solche Methoden setzt und damit durchkommt, dann gibt es für mich nur die Wahl zwischen offenem Widerstand in der Partei (für den ich keine Zeit hätte und der, wir kennen die Methoden der Petry-Fraktion, dann eh irgendwann zum Ausschluss führen würde) oder dem Austritt.

Aber wie gesagt: Da hat jeder eine andere Toleranzgrenze und vielleicht auch eine unterschiedliche emotionale Bindung an diese Partei. Und vielleicht auch eine andere Bereitschaft, sich im Kampf gegen das vermeintlich größere Übel ein wenig die Hände schmutzig zu machen. Geht ja manchmal nicht anders.
Zitat von RichardT im Beitrag #259
Wenn man sich die Allianzen von SPD Grüne Linke DGB und Verdi gemeinsma mit der Antifa und manch anderen nicht demokratischen Gruppen ansieht bezweifle ich, daß die AfD hier schlimmer ist.
Die Frage ist, ob man an die eigene Partei die Maßstäbe so tief anlegen soll wie man es vom politischen Gegner gewohnt ist. Als Aktiver und Funktionär, der vor allem auf Wählerstimmen und Mandate erpicht ist, gerät man schnell in diese Versuchung, aber als einfaches Parteimitglied denkt man vielleicht auch in erster Linie an den Typen, dem man jeden Morgen im Spiegel in die Augen schauen muss.
Zitat von RichardT im Beitrag #259
Der Unterschied ist halt nur, daß linksextrem kein Problem ist.
Für die Linken nicht. Für uns, die wir die AfD verlassen haben, aber selbstverständlich. Die Antwort darauf kann doch aber nicht sein, den Rechtsextremismus mit denselben Weihen zu versehen, sondern sie sollte darin bestehen, die Gefahren des Linksextremismus aufzuzeigen. Das kann man übrigens auch sehr gut als jemand, der nicht auf der genau entgegengesetzten Seite des Links-Rechts-Spektrums steht.

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(Reinhard Mey)

RichardT Offline




Beiträge: 287

10.07.2015 20:55
#265 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Geehrter LLarian,

Sie haben Recht, ich bin kein Politiker.

Meine Enttäuschung war groß, als ich feststellen mußte, daß auch in einer neuen Partei von Anfang an die gleiche üble Netzwerkbildung begann. Bevor der Landesverband richtig gegründet war saßen schon wieder die üblichen Politikprofis an den Schallthebeln. Und schon ging es auch nicht mehr um die besten Ideen sondern um die beste Show und die meisten Bekannten.

Klar hat Herr Lucke viel Staub aufgewirbelt. Trotzdem ist er letztlich an dem Parteiensystem gescheitert. Weil man ohne Partei nichts erreichen kann, aber in den Parteien dann ganz schnell die Politikprofis am Ruder sitzen.

Ich weiß gar nicht, könnte man als Einzelperson sich für ein Landtags oder Bundestagsmandat bewerben?

Aber gut, es bringt nichts darüber zu lamentieren, vorbei ist vorbei.


Ein Grund die Hoffnung nicht aufzugeben ist mein momentaner Landesvater. Der war immerhin mal strammer Maoist und heute wollen selbst die Medien davon nichts mehr wissen. Man kann also im Lauf der Zeit vom Diktatorenfan zum geachteten Politiker reifen.
Warum sollte also nicht aus Frau Petry noch was werden. Trittin Ströbele und manch andere dürfen ja auch.

Gerade die Grünen sind für mich ein Grund die AfD nicht ganz abzuschreiben. Wie gesagt die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber die Grünen haben sich, zumindest äußerlich, gewandelt.

Die Grünen sind durch den Umweltschutz groß geworden, vielleicht wird das Kernthema der AfD die Staatspleite?

Mein Problem ist, wenn nicht die AfD, wer soll dann die drängenden PÜrobleme ansprechen die in den nächsten Jahren auf uns zu kommen?

Die CDU schafft es ja nicht mehr irgendein Gegengewicht zu den linken Gesellschaftsveränderen zu sein. Zuwanderung, Gender Mainstreaming, ausgeuferte Frauenförderung, Wirtschaftserdrosselung durch Bürokratie, Nudging und und und.

Und die FDP? Die ist in Baden Württemberg sogar zu doof aus der verfehlten Schulpolitik Kapital zu schlagen.

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Wer ist John Galt?

Werwohlf Offline




Beiträge: 997

10.07.2015 21:10
#266 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von RichardT im Beitrag #265
Die ist in Baden Württemberg sogar zu doof aus der verfehlten Schulpolitik Kapital zu schlagen.
Das kann man nur dick unterschreiben. Gilt auch für die CDU.

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Bevor ich mit den Wölfen heule, werd‘ ich lieber harzig, warzig grau,
verwandele ich mich in eine Eule oder vielleicht in eine graue Sau.
(Reinhard Mey)

ungelt Offline



Beiträge: 119

10.07.2015 21:15
#267 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #260
Zitat von Florian im Beitrag #256
Zitat von ungelt im Beitrag #255
Zitat von Paul im Beitrag #252

Mein Stolz auf das Deutschsein hat schon wieder einen Knacks erlitten.

Lieber Paul, ist "Stolz" wirklich ein relevantes Gefühl, wenn es darum geht, die eigene Beziehung zu einer Nation oder einer sonstigen Menschengruppe zu beschreiben? Für mich nicht. Genau so, wie man auf alle anderen Eigenschaften schlecht stolz sein kann, die man geerbt hat.
So gesehen können Sie dann doch eigentlich auf gar nichts stolz sein, oder?
Richtig. Stolz ist (wie Neid) ein Gefühl, das eine unrealistische Wahrnehmung des Verhältnisses zwischen dem Selbst und seinen Taten und Umständen und der Umwelt wiederspiegelt, und gilt nicht zuletzt aus diesem Grunde (wie jener) als eine der Todsünden.
Ich kann mich über das Gelingen von etwas, das ich oder andere versucht haben, freuen, ich kann damit zufrieden sein, in einer bestimmten Gesellschaft zu leben, aber Stolz zu empfinden entspricht nicht einer ausgewogenen Persönlichkeit. Das ist natürlich nur meine ganz private Meinung als Fluminist.

Meine ganz private Meinung, der wichtigste Teil davon, entspricht genau der von Fluminist. Danke für die schöne Begründung!

Ich hatte im Text ursprünglich auch einen Absatz, der sich mit Sportlern, Genen und Erfolgen beschäftigte, habe ihn aber wieder gelöscht, weil mir das zu lang war. Dort, wenn es also um "eigene" Leistungen geht, scheint mir der Stolz natürlich viel konkreter und verständlicher. Dennoch ist er aber auch dort eher "ungesund", ganz im Gegensatz zur Freude. Freude ist anspruchslos, sie "erhebt keinen Anspruch". Stolz erwartet Anerkennung, realisiert sich vorzugsweise mit Publikum. Hat einen ungesunden Pathos. Alles rein gefühlsmäßig natürlich, ausgehend davon, wie ich die deutsche Sprache verstehe.

Zur Unmöglichkeit, eine nicht zusammenhängende lose Folge verschiedenster Ereignisse irgendwie zu gewichten, wenn es um den Nationalstolz geht, habe ich keine Vorschläge gelesen. Es würde mich wirklich interessieren, wie man die vielen hellen und dunklen Seiten jeder beliebig definierten Gruppe miteinander verrechnen möchte. Verbrechen gegen Sporterfolge? Das geht nicht, und der einzige Ausweg besteht nur darin, es nicht zu versuchen. Nicht zu wollen. Und ohne diese Leistung - wie kommt man zum Ergebnis?

Wenn es ein Gefühl gibt, welches im Verhältnis Bürger - Nation (oder Person - Gruppe) angebracht ist, dann ist es aus meiner Sicht Vertrautheit, daraus möglicherweise resultierende Liebe oder (für eher gedämpfte Persönlichkeiten) Zuneigung. Liebe braucht keine Argumente, fragt nicht nach Bilanzen. Und Sorge ist natürlich auch angebracht, heute in unserer Gegend ganz akut. Stolz kommt vor dem Fall - nur dafür taugt er.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

10.07.2015 21:50
#268 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von ungelt im Beitrag #267
Meine ganz private Meinung, der wichtigste Teil davon, entspricht genau der von Fluminist. Danke für die schöne Begründung!

Ich hatte im Text ursprünglich auch einen Absatz, der sich mit Sportlern, Genen und Erfolgen beschäftigte, habe ihn aber wieder gelöscht, weil mir das zu lang war. Dort, wenn es also um "eigene" Leistungen geht, scheint mir der Stolz natürlich viel konkreter und verständlicher. Dennoch ist er aber auch dort eher "ungesund", ganz im Gegensatz zur Freude. Freude ist anspruchslos, sie "erhebt keinen Anspruch". Stolz erwartet Anerkennung, realisiert sich vorzugsweise mit Publikum. Hat einen ungesunden Pathos. Alles rein gefühlsmäßig natürlich, ausgehend davon, wie ich die deutsche Sprache verstehe.

Zur Unmöglichkeit, eine nicht zusammenhängende lose Folge verschiedenster Ereignisse irgendwie zu gewichten, wenn es um den Nationalstolz geht, habe ich keine Vorschläge gelesen. Es würde mich wirklich interessieren, wie man die vielen hellen und dunklen Seiten jeder beliebig definierten Gruppe miteinander verrechnen möchte. Verbrechen gegen Sporterfolge? Das geht nicht, und der einzige Ausweg besteht nur darin, es nicht zu versuchen. Nicht zu wollen. Und ohne diese Leistung - wie kommt man zum Ergebnis?

Wenn es ein Gefühl gibt, welches im Verhältnis Bürger - Nation (oder Person - Gruppe) angebracht ist, dann ist es aus meiner Sicht Vertrautheit, daraus möglicherweise resultierende Liebe oder (für eher gedämpfte Persönlichkeiten) Zuneigung. Liebe braucht keine Argumente, fragt nicht nach Bilanzen. Und Sorge ist natürlich auch angebracht, heute in unserer Gegend ganz akut. Stolz kommt vor dem Fall - nur dafür taugt er.




Ich verstehe solche Diskussionen überhaupt nicht. Sie kommen wieder und wieder. Wenn die Mutter sagt, sie ist stolz auf ihr Kind, wenn ein Mensch sagt, er ist stolz ein Deutscher zu sein, dann drückt er damit ein Gefühl aus. Es ist eine deutsche Krankheit, das sofort zerpflücken zu wollen.

Wenn Beyonce singt

Zitat
And I'm proud to be an American, Where at least I know I'm free

, dann fühlen Millionen mit. Da kommt keiner auf die Idee, das zu zerpflücken.

Wenn Paul so fühlt, dann ist das schön für ihn. Wer seine Gefühle ständig analysiert ist eigentlich arm dran.

Gruß, Martin

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

10.07.2015 22:10
#269 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #268
Ich verstehe solche Diskussionen überhaupt nicht.

Jedenfalls was mich anbelangt, ist das keine Diskussion. Es ist nur eine Überzeugung, die ich schon länger habe und die hier zufällig mal zum Thema gepaßt hat.
Zitat von Martin im Beitrag #268
Sie kommen wieder und wieder.

Das hat vielleicht einen Grund?
Zitat von Martin im Beitrag #268
Wenn die Mutter sagt, sie ist stolz auf ihr Kind, wenn ein Mensch sagt, er ist stolz ein Deutscher zu sein, dann drückt er damit ein Gefühl aus. Es ist eine deutsche Krankheit, das sofort zerpflücken zu wollen.

Wenn Beyonce singt

Zitat
And I'm proud to be an American, Where at least I know I'm free
, dann fühlen Millionen mit. Da kommt keiner auf die Idee, das zu zerpflücken.

Wenn Paul so fühlt, dann ist das schön für ihn. Wer seine Gefühle ständig analysiert ist eigentlich arm dran.


Tut mir leid, zerpflücken wollte ich nichts, und Pauls Gefühle sind wirklich seine Sache. Aber das "proud to be XY", das Millionen fühlen mögen, fühle ich nicht, und das tut mir nicht einmal leid.

ungelt Offline



Beiträge: 119

10.07.2015 23:13
#270 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #268
Wenn Paul so fühlt, dann ist das schön für ihn.
Paul schrieb, daß sein Stolz auf sein Deutschsein einen Knacks erlitten hat. Das ist eben nicht so schön für ihn. Ich versuche ihn davon zu überzeugen, die "Stolzebene" (ich erhalte etwas von meinem Land oder eben nicht) durch die Zuneigungsebene (ich bin bereit etwas für mein Land zu tun) zu ersetzen.

Zitat von Martin im Beitrag #268
Wer seine Gefühle ständig analysiert ist eigentlich arm dran.
Ich fühle mich in dieser Beziehung eigentlich sehr wohl. Am Anfang großer menschlichen Tragödien standen sehr oft unreflektierte Gefühle. Oft publikumswirsam multipliziert, auch in Deutschland. Wenn sich Millionen im emotionalen Gleichklang befinden, kann es schnell gefährlich werden.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.265

10.07.2015 23:39
#271 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Es ist ein wenig schwierig für mich im Moment längere Beiträge zu schreiben, da ich im Urlaub bin und nur über das Handy tippe. Sonst hätte ich mal im Detail das Interview von Petry in der Zeit analysiert. Das sind ihre eigenen Worte- da kann sie wohl kaum auf Lügenpresse plädieren.
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2...afd-bernd-lucke

Zum Beispiel sagt Petry "in der AfD gäbe es sogar Platz für TTIP -Befürworter - so lange es so wenige wären, dass sich nichts daran ändert, dass die AfD insgesamt gegen TTIP sei."
Oder Petry antwortet auf die Frage, warum Lucke niedergebrüllt wurde, als er sich gegen die pauschale Ausgrenzung aller Muslime aussprach mit "der Islam sei eine verfassungsfeindliche Ideologie" (kein wörtliches Zitar).

Und so geht es die ganze Zeit weiter.... Das Interview ist ein einziger Offenbarungseid. Aber, nein, ist klar, der Führungswechsel ändert nichts an der Ausrichtung der AfD.... Ich hätte nie gedacht, dass Petry und Gauland so rechtsradikal sind. Jetzt lassen sie Masken fallen.

___________________
Kommunismus mordet.
Ich bin bereit, über die Existenz von Einhörnern zu diskutieren. Aber dann verlange ich außergewöhnlich stichhaltige Beweise.

HR ( gelöscht )
Beiträge:

11.07.2015 00:15
#272 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #268


Ich verstehe solche Diskussionen überhaupt nicht. Sie kommen wieder und wieder. Wenn die Mutter sagt, sie ist stolz auf ihr Kind, wenn ein Mensch sagt, er ist stolz ein Deutscher zu sein, dann drückt er damit ein Gefühl aus. Es ist eine deutsche Krankheit, das sofort zerpflücken zu wollen.




Ich sehe es wie Florian (Beitrag 256) und wie Sie es sehen. Ich bin übrigens stolz auf meine Eltern.(Meine Mutter ist z.B aus der DDR geflüchtet)
Sollte ich dieses Gefühl rationalisieren, oder ihm erlauben mich zu beflügeln und kraftvoll, weil stolz, ein Erbe anzutreten und fortzuführen?

Was ist denn das Gegenteil von Stolz?
Das ist die Scham! Ein lähmendes, destruktives Gefühl, das für nichts und niemanden gut ist.Eine junge deutsche (ja, nur deutsche!) Leidenschaft(Krankheit).

Die spinnen, die Deutschen.


edit: (Krankheit) hinzugefügt

HR ( gelöscht )
Beiträge:

11.07.2015 00:20
#273 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #271


Zum Beispiel sagt Petry "in der AfD gäbe es sogar Platz für TTIP -Befürworter - so lange es so wenige wären, dass sich nichts daran ändert, dass die AfD insgesamt gegen TTIP sei."



http://www.welt.de/politik/deutschland/a...Steuern-Ja.html

http://www.welt.de/politik/deutschland/a...und-stinkt.html

Emulgator Offline



Beiträge: 2.833

11.07.2015 01:17
#274 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #271
Es ist ein wenig schwierig für mich im Moment längere Beiträge zu schreiben, da ich im Urlaub bin und nur über das Handy tippe. Sonst hätte ich mal im Detail das Interview von Petry in der Zeit analysiert. Das sind ihre eigenen Worte- da kann sie wohl kaum auf Lügenpresse plädieren.
http://www.zeit.de/politik/deutschland/2...afd-bernd-lucke

Zum Beispiel sagt Petry "in der AfD gäbe es sogar Platz für TTIP -Befürworter - so lange es so wenige wären, dass sich nichts daran ändert, dass die AfD insgesamt gegen TTIP sei."
Oder Petry antwortet auf die Frage, warum Lucke niedergebrüllt wurde, als er sich gegen die pauschale Ausgrenzung aller Muslime aussprach mit "der Islam sei eine verfassungsfeindliche Ideologie" (kein wörtliches Zitar).

Erlaube mir einzuspringen:

Zitat von Petry
Dennoch sprechen sogar die Ministerpräsidenten der Länder von einem Tourismus minderjähriger Flüchtlinge. Man muss auch offen aussprechen, dass die Schleuser Menschenhandel betreiben.

Wem wurde Menschenhandel in der Zeit von 1961 bis 1989 von wem vorgeworfen? Petrys kruder Begriff von Liberalismus kommt ohne PersonenFREIzügigkeit aus.

Zitat von Petry
Ziel des Weckrufs von Bernd Lucke war nach eigenen Aussagen eine 6-bis-7-Prozent-Partei – als Mehrheitsbeschaffer für große Parteien. Wenn wir aber gesellschaftliche Änderungen bewirken wollen, kann das nur eine Zwischenstufe sein. Wir haben mehr Stimmenpotenzial. Unser Ziel muss die eigene Mehrheit sein.

"Projekt 50%." Es haben bei der letzten Bundestagswahl 63,6% aller Wahlberechtigten die "Mainstreamparteien" gewählt, die jetzt auch im Bundestag sitzen, 28,5% sind daheim geblieben und 3,36% haben die Lucke-AfD gewählt und wiederum nur 1% aller Wahlberechtigten die Konkurrenten der neuen AfD (NPD, REP, Die Rechte, pro Deutschland). Es ist die Tragik antiliberaler Ideologen, daß sie ihren Machtanspruch hauptsächlich durch die von sich selbst maßlos überschätzte Zustimmung im Volk legitimieren.

Zitat von Petry
Mit dieser Partei (Front National) hat die AfD nichts gemeinsam. Schließlich steht die AfD für mehr Freiheit und Eigenverantwortung anstatt für mehr Staat und weitere Umverteilung.

Man muß bedenken, daß Frau Petry seit langem Mitgliedin im Gleichstellungsbeirat des sächsischen Gedöns-Ministeriums ist und auch gerne bleiben will.

Zitat von Petry
Derzeit streben wir nicht nach Koalitionen.

Genau wie PDS und heute Linkspartei (sofern nicht auf Landesebene)! Protestprogramme taugen eben nicht fürs Regieren oder für Kompromisse. Nur muß sich jeder AfD-Wähler damit im Klaren darüber sein, daß seine Stimme wertlos ist, weil so nicht einmal konstruktive Oppositionsarbeit geleistet werden wird.

Zitat von Petry
Die Bremer Satzung wird diverse Korrekturen benötigen: etwa die Möglichkeit zu starker Durchgriffsrechte der Parteispitze nach unten.

Was sind "starke Durchgriffsrechte nach unten"? Schade, daß da der Journalist nicht genauer nachgefragt hat. Man muß bedenken, daß Parteien im Innenverhältnis demokratisch organisiert sein müssen.

HR ( gelöscht )
Beiträge:

11.07.2015 02:41
#275 RE: Streiflicht: Henkel und die AfD Antworten

Mal abwarten bevor man sich in Stellung begiebt.

https://www.youtube.com/watch?v=Ttx9Ff9HlJs

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