Keine Ahnung. Wie deutsche Zeitungen irgendwelche Weltereignisse präsentieren halt ich auch nicht für zuverlässig.
Klar ist Johnson der Wahlsieger, hat eine fette Parlamentsmehrheit und kann nun ganz legal alles Mögliche durchdrücken. Aber es ist halt nicht so, daß sich in der Wählerschaft viel bewegt hätte in der Brexit-Frage oder daß die Briten inzwischen Brexit-geneigter wären als vor zwei Jahren.
Zitat Das Wahlsystem ist vollkommen nebensächlich ...
Wahlsysteme sind nie nebensächlich. Und wenn ein Wahlsystem aus einer 43%-Minderheit eine 56%-Mehrheit macht ist das bestimmt nicht nebensächlich. Und natürlich war das System schon vorher bekannt - die Legitimation der Wahl ist ja unbestritten.
Zitat Wer Boris Johnson gewählt hat (vollkommen egal an welcher Stelle) war sich ohne Zweifel klar darüber wozu das führen würde.
Richtig. Wir wissen, was die 43% wollen. Wir wissen nicht, was die Mehrheit der Briten will. Ist halt so, läßt sich auch nicht ändern - aber man sollte halt keine falschen Schlüsse ziehen.
Zitat obwohl der Brexit ja schon inzwischen durchaus unlustige Folgen auf der Insel hat
Welche? Nach Angaben der Brexiteers gibt es ja keine negativen Folgen.
Meine Position war bisher: Weil es noch keinen Brexit gibt, sind bisher auch keine echten Auswirkungen zu sehen - weder positive noch negative. Aber vielleicht habe ich ja welche übersehen.
Zitat von Llarian im Beitrag #550Das Wahlsystem ist vollkommen nebensächlich, weil schon vorher bekannt und auch bei der letzten Wahl nicht anders.
Das einfache Mehrheitswahlsystem hat zweifellos zur Verzerrung des Ergebnisses beigetragen, nicht nur weil die Sitzverteilung nicht die Stimmenanteile genau wiedergibt, sondern weil es gerade bei dieser Wahl, eben weil schon vorher bekannt, viele zu taktischem Wählen gedrängt hat. Deshalb kann man auch die Stimmenprozentanteile nicht ohne weiteres interpretieren. Ich vermute, daß bei einem Verhältniswahlsystem oder auch bei der französischen Variante des Mehrheitswahlsystems Labour deutlich mehr verloren und die Libdems mehr gewonnen hätten. Das ist aber natürlich Spekulation.
Das grundsätzliche Problem ist, daß eine Parlamentswahl zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinen Sinn ergab, da der Brexit die eigentliche Frage ist. Diese Frage hat das Ergebnis nun zwar erstmal entschieden (abgesehen davon, daß Johnson & Co jetzt die Aufgabe haben einmal genauer auszuknobeln, wie Brexit eigentlich zu den versprochenen «sunlit uplands» führen soll), aber nicht ganz so astrein demokratisch wie es ein spezifisches Referendum zur Frage getan hätte.
Zitat von Llarian im Beitrag #550Ich kanns ja auch nicht verstehen: Ist es nicht ein Traum ein weiterer Staat unter der Fuchtel von Figuren wie Zensurursula zu sein? Wer wollte da nicht dabei sein ....
Eines ist sicher: der repräsentative britische Wähler tut sich schon schwer damit, Johnson und Corbyn auseinanderzuhalten, und hat noch nie etwas von Zensursula gehört. Daß die EU irgendwie schlecht ist, weiß er nur aus den ebenso regelmäßigen wie unkorrekten Horrorschlagzeilen von Sun und Daily Mail.
Zitat von R.A. im Beitrag #465Die Debatte geht eigentlich nur noch darum, wann der Lügner sein Amt aufgibt.
Ja. So war das. Und dann kam Genosse Jeremy und hat ihn aus der Sch... gezogen. So viel uneigennützige Nächstenliebe hatte ich tatsächlich nicht erwartet.
Genau. Es ist wirklich auffällig, daß alles, was Corbyn getan hat, am Ende immer den Brexit-Tories zugute kam. Im Falle eines Oppositionsführers legt das den Schluß nahe, daß er entweder eine verdeckte Agenda oder eben einfach sehr, sehr, sehr viel Pech hat.
Zitat von R.A. im Beitrag #551Meine Position war bisher: Weil es noch keinen Brexit gibt, sind bisher auch keine echten Auswirkungen zu sehen - weder positive noch negative. Aber vielleicht habe ich ja welche übersehen.
Bestimmte Auswirkungen werden von den Marktakteuren recht schnell eingepreist. Das hat der Vatikanbank z.B. viel Geld gekostet.
Zitat von Fluminist im Beitrag #553Im Falle eines Oppositionsführers legt das den Schluß nahe, daß er entweder eine verdeckte Agenda oder eben einfach sehr, sehr, sehr viel Pech hat.
Ich habe schon darüber nachgedacht - habe aber nicht die entfernteste Idee bekommen wie so eine Agenda aussehen könnte. Bleibt wohl die ewige Weisheit des Politphilosophen Alfred Tetzlaff: "Der Sozi ist nicht grundsätzlich blöd, er hat nur immer sehr viel Pech beim Nachdenken."
Konkret hier sehe ich die typische Funktionärsblase am Werk, die auch derzeit die SPD ruiniert. Corbyn und Co. scheinen nur noch intern mit fanatischen Labour-Linken zu kommunizieren und haben kein Gefühl mehr für die Wähler und deren Vorstellungen.
Zitat von Fluminist im Beitrag #552 ...aber nicht ganz so astrein demokratisch wie es ein spezifisches Referendum zur Frage getan hätte.
Grundsätzlich Zustimmung, wobei wir beide wissen, dass auch bei Volksabstimmungen/ Referenden noch Manipulationspotential existiert.
Allerdings trifft das auf Deutschland in noch viel stärkerem Ausmaß zu. Keine Entscheidung, die tatsächlich Bedeutung hat, ist hier jemals durch das Wahlvolk entschieden worden. Deutschland war schon immer (!) ein "Elitenprojekt". Das Ereignis, was hier noch am dichtesten an direkte Demokratie heranreicht, waren die Montagsdemos in der DDR.
___________________ Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig.
Zitat von Frank2000 im Beitrag #556Grundsätzlich Zustimmung, wobei wir beide wissen, dass auch bei Volksabstimmungen/ Referenden noch Manipulationspotential existiert.
Richtig. Beim Brexit-Referendum würde ich zwar nicht von Manipulation sprechen, aber daß es mies vorbereitet und unklar beim Abstimmungsinhalt war - da können Befürworter und Gegner des Brexit wohl Konsens finden. Diese schlechten Rahmenbedingungen waren ja auch wesentliche Ursache dafür, daß es danach jahrelangen Streit gab.
Zitat Allerdings trifft das auf Deutschland in noch viel stärkerem Ausmaß zu. Keine Entscheidung, die tatsächlich Bedeutung hat, ist hier jemals durch das Wahlvolk entschieden worden.
Im Prinzip ja. Es gab Ausnahmen, z. B. das ebenfalls hochgradig vermurkste Referendum über die Zusammenlegung von Baden und Württemberg. Und es gibt inzwischen auf kommunaler Ebene Referenden, die aber auch selten vernünftig laufen.
Um gute Referenden zu bekommen braucht man Regeln und Erfahrungen wie in der Schweiz. Da funktioniert es ganz gut, weil die Abstimmungen kein Fremdkörper in einem ansonsten parlamentarischen System sind und weil die Leute wissen, was sie beeinflussen können.
Übrigens: Im Verlaufe dieser Diskussion ist wohl rübergekommen, daß ich von Boris Johnson und seinem Charakter eine sehr schlechte Meinung habe, fast so schlecht wie bei Corbyn.
Im Unterschied zu Corbyn macht Johnson aber in einem Bereich alles richtig. Daran könnte sich die Bundesregierung ein Beispiel nehmen.
Zitat von R.A. im Beitrag #558Übrigens: Im Verlaufe dieser Diskussion ist wohl rübergekommen, daß ich von Boris Johnson und seinem Charakter eine sehr schlechte Meinung habe, fast so schlecht wie bei Corbyn.
Im Unterschied zu Corbyn macht Johnson aber in einem Bereich alles richtig. Daran könnte sich die Bundesregierung ein Beispiel nehmen.
Des Weiteren scheint er sich die BBC Poll Tax vorzuknöpfen.
Ich denke, Sie werden noch bei vielen weiteren Entscheidungen hinsichtlich Ihrer schlechten Meinung von ihm enttäuscht werden.
Zitat von R.A. im Beitrag #558 Im Unterschied zu Corbyn macht Johnson aber in einem Bereich alles richtig. Daran könnte sich die Bundesregierung ein Beispiel nehmen.
Krass. Und da ich extrem pro-Israelisch bin finde ich das gut.
Wäre in Deutschland niemals durchsetzbar.
Wie ist das rechtlich? Zählt es nicht zur unternehmerischen Freiheit, seine Kunden auszuwählen (das Diskriminierungsverbot greift da wohl nicht)? Und dann zur Meinungsfreiheit, das auch zu verkünden?
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Zitat von Frankenstein im Beitrag #559Ich denke, Sie werden noch bei vielen weiteren Entscheidungen hinsichtlich Ihrer schlechten Meinung von ihm enttäuscht werden.
Lieber Frankenstein, ich bin nie enttäuscht wenn sich etwas zum Besseren wendet.
Das ist nun wieder populistischer Unsinn. Ich halte wenig von diesem Treffen, aber ein paar interessante Leute kann man da schon treffen - ist also nicht unbedingt und für jeden falsch dort hinzufahren.
Johnson belegt mit solchen Befehlen eigentlich nur daß er kein Vertrauen in die von ihm berufenen Minister hat, die Sinnhaftigkeit irgendwelcher Termine selber abschätzen zu können.
Das ist nun wieder populistischer Unsinn. Ich halte wenig von diesem Treffen, aber ein paar interessante Leute kann man da schon treffen - ist also nicht unbedingt und für jeden falsch dort hinzufahren.
Gerade im ganz konkreten Fall wäre es womöglich sogar sehr nützlich.
Das UK steht gerade an einer entscheidenden historischen Weichenstellung, zu der die Verhältnisse zu vielen Teil der Welt neu austariert werden müssen. Neue Handelsverträge müssen geschlossen werden, internationale Koordinierungen auf allen möglichen Gebieten die bisher die EU für das UK übernommen hat müssen nun ggf. bilateral neu verhandelt werden usw. usf. Außen-Kontakte - auch persönliche Kontakte - sind in dieser Phase so wichtig wie noch nie zuvor. Und Davos ist ein sehr guter Ort, um solche Kontakte zu etablieren, um unverbindliche Gespräche in passend zugeschnittenen kleinen Kreisen zu führen usw.
Hinzu kommt, dass Großbritannien seine europäische Außenpolitik neu aufsetzen muss. Bisher gab es jede Menge Treffen auf allen Ebenen, die für Großbritannien nun erst mal alle wegfallen. Man muss nun also neue Gesprächskanäle etablieren. Auch dafür wäre Davos zumindest mal ein möglicher Anfang.
Eher unverständlich, warum man Davos gerade in dieser historischen Situation meiden sollte.
Zitat Der von Premierminister Boris Johnson zuletzt mehrfach modifizierte Brexit-Vertrag nimmt die erste Hürde. Nach mehreren Abstimmungsniederlagen stimmt das britische Unterhaus dem Entwurf zu. Damit ist der Weg für den geplanten Austritt am 31. Januar frei.
Mit 358 zu 234 Stimmen hat das britische Unterhaus erstmals einen Vertragsentwurf zum EU-Austritt des Landes angenommen. Damit ist der Weg für einen Vollzug des Brexit am 31. Januar wohl endgültig frei. Die Abschlussabstimmung findet erst Anfang Januar statt. Eine wichtige Hürde ist nun aber genommen.
Zitat von R.A. im Beitrag #1Unabhängig von der allgemeinen Wetterlage - die britische Regierung steuert ohne klare Sicht.
Von wegen "Insel im Nebel".
Es stellt sich heraus, dass es die kontinentale EU mit ihren verlogenen Totalversagern auf der Kommandobrücke ist, die planlos im Dunkeln herumstochert.
Und das einzige EU-Land in den Top 10 der Geimpften ist ausgerechnet Ungarn.
Der Austritt aus dem Irrenhaus EU war zweifelsohne eine der mit Abstand besten Entscheidungen der Briten in den vergangenen Jahrzehnten.
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