Was ist der Unterschied zwischen "nach 1949" und "seit Bestehen der Bundesrepublik"? Habe ich da etwas verpeilt und die BRD wurde nicht 1949 gegründet? Oder war das nur sprachliche Variation?
Ich glaube auch in diesem Bereich gilt nun die Regel, dass Merkel leider oppositionslos wiedergewählt wurde. Weil man ja zu fein war, AFD zu wählen. Und das, obwohl jeder denkende Mensch klar dafür sein musste, dass Merkel schlicht weg musste.
Zitat von max im Beitrag #30Ich glaube auch in diesem Bereich gilt nun die Regel, dass Merkel leider oppositionslos wiedergewählt wurde. Weil man ja zu fein war, AFD zu wählen. Und das, obwohl jeder denkende Mensch klar dafür sein musste, dass Merkel schlicht weg musste.
Lieber max, auf die Gefahr Sie zu erzürnen, so würde ich dazu neigen zu sagen, dass genau DIESES Wahlergebnis für Merkel das schlimmste ist, was eintreten konnte. Und das dieses Wahlergebnis sehr gutes Potential hat sie zu beerdigen. Merkel hatte bei dieser Wahl ein einziges Ziel: Weitere vier Jahr zu regieren, egal um welchen Preis, egal mit wem, egal wie. Und genau das ist dabei nicht raus gekommen. Es gibt derzeit genau drei Alternativen:
1. Eine Schwampel. Na hallarmarsch, das wird ein irre stabiles Ding. Oder auch nicht. Koalition aus vier Parteien, die sich wechselseitig kaum ausstehen können, zwei davon mit dem Rücken zur Wand. 2. Die SPD kehrt doch noch zu ihrer "Pflicht" zurück und macht es nochmal vier Jahre. Das ist zum einen unwahrscheinlich, zum anderen extrem riskant. Die SPD kann es sich nicht leisten sich noch einmal von Merkel einsammeln zu lassen. Oder sie fällt hinter die AfD. 3. Neuwahlen. Bei der die AfD noch stärker wird (wenn sie es schafft einfach die Klappe zu halten) und die CDU endgültig ausblutet.
Keine von diesen Optionen trifft die Liebe der Frau Bundeskanzler.
Lieber Llarian, Sie erzürnen mich aus mehreren Gründen nicht.Erstens bin ich kein Deutscher (angesichts der politischen, na ja, Lage: Danke lieber Herrgott), zweitens teile ich bis zu einem gewissen Mass Ihre Auffassung und drittens kann ich vieles glücklicherweise aus einer gewissen Distanz beurteilen.
Ich glaube, dass Schlimmste für den Hosenanzug wäre die absolute Mehrheit gewesen, denn dann hätte sie sich hinter niemandem mehr verstecken können. So wird sie mit Hilfe des polit-medialen Dreckhaufens weiterhin eurem Land schaden können.
"Jamaika" wird sich nur schon ausgehen, weil Lindner eine noch üblere Polithure ist, als es Westerwelle je war. Es sagen ja nicht mal die schlimmsten Feinde der jetztigen FDP deren Führungspersonal auch nur den Hauch einer politischen Ueberzeugung nach.
Bedenklich ist bei dieser Wahl übrigens nicht das Ergebnis der AfD, sondern das Ergebnis der Transferempfängerpaertei um die verhinderte Nobelpreisträgerin Göring-irgendwas.
Dazu natürlich meine Feststellung, dass der dümmste Mensch der Welt immer noch der Unionswähler ist und bleibt. Schliesslich weiss der nicht mal im Ansatz, was genau er wählt, er weiss nur, dass sich der Hosenanzug um die eigene Partei einen Dreck schert (Doppelpass).
Wie gesagt, ich beneide Euch (und da meine ich vor allem die Zimmerleute und anverwandte denkende Orte) nicht.
Zitat von Llarian im Beitrag #313. Neuwahlen. Bei der die AfD noch stärker wird (wenn sie es schafft einfach die Klappe zu halten) und die CDU endgültig ausblutet.
Vielleicht irre ich mich, aber sind Neuwahlen realistischer nicht nur mit vorherigem Rücktritt der bisherigen Kanzlerin denkbar? Merkel ist angetreten, um weitere vier Jahre zu regieren. Dafür hat ihr der Wähler (nach Rückzug der SPD) nur die Option Jamaika gegeben. Scheitert Jamaika (oder kommt gar nicht erst zustande) heißt das nichts anderes, als dass die Kanzlerin mit ihrem Auftrag gescheitert ist. Und das ist ein absoluter Rücktrittsgrund, oder nicht?
Hinzu kommt: Beim jetzigen Stand der Dinge wäre es für FDP oder Grüne ein Leichtes, schon nach etwaigen Sondierungen den Stecker zu ziehen. Bei all den politischen Differenzen, die gestern Abend in den diversen Talkrunden schon sichtbar wurden, könnten die FDP oder die Grünen einen Rückzieher ohne weiteres ihrer Basis glaubwürdig erklären (so nach dem Motto: Wir wollten ja, aber die Bedingungen von Lindner/von Ozdemir waren schlicht nicht tragbar.)
Und bei alledem hab ich noch nicht einmal die CSU mit einbezogen, die mit dem Rücken zur Wand steht und jetzt "nach rechts hin" schlicht liefern muss.
Alles in allem scheint mir also durchaus greifbar, dass Merkel dieses Wahlergebnis nicht überlebt...
Zitat von Llarian im Beitrag #31Neuwahlen. Bei der die AfD noch stärker wird (wenn sie es schafft einfach die Klappe zu halten) und die CDU endgültig ausblutet.
Wie an anderer Stelle gerade schon (ähnlich) geschrieben, fände ich eine Schwarz Grüne Minderheiten Regierung noch besser. Dann hätte das Parlament endlich wieder eine Opposition, die ihren Namen verdient.
Ich habe zwar (auch nach der Wahl) immer noch keine Ahnung was ich wählen soll, aber ich kann (invers gedacht) eine Partei nennen, die ich sofort per Auschlußwahl "abwählen" würde. Das sind die Grünen.
Eine Schwarz Grüne Minderheiten Regierung, inklusive der aktuell ergrünten CDU, wäre das "Schlimmste" was Grüner Politik (unter diesen Umständen) widerfahren kann.
Herzlich
nachdenken_schmerzt_nicht
"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu
Zitat von Llarian im Beitrag #31 Es gibt derzeit genau drei Alternativen:
1. Eine Schwampel. Na hallarmarsch, das wird ein irre stabiles Ding. Oder auch nicht. Koalition aus vier Parteien, die sich wechselseitig kaum ausstehen können, zwei davon mit dem Rücken zur Wand. 2. Die SPD kehrt doch noch zu ihrer "Pflicht" zurück und macht es nochmal vier Jahre. Das ist zum einen unwahrscheinlich, zum anderen extrem riskant. Die SPD kann es sich nicht leisten sich noch einmal von Merkel einsammeln zu lassen. Oder sie fällt hinter die AfD. 3. Neuwahlen. Bei der die AfD noch stärker wird (wenn sie es schafft einfach die Klappe zu halten) und die CDU endgültig ausblutet.
es fehlt noch:
4. Minderheitsregierung
Wahrscheinlichkeit sehe ich bei unter 50% aber über 10%.
Denn die Schwampel ist alles andere als sicher. (Nicht nur wegen der Animositäten Grün vs. FDP. Die lassen sich vermutlich sogar überwinden. Das größere Problem wird die Animosität CSU vs. Grün sein. Nach DIESEM Wahlergebnis MUSS die CSU jetzt auf Hardcore schalten. Da kann es jetzt kein Rumgeeiere mit offenen Grenzen und Abschiebestopp mehr geben. Und umgekehrt: die Grünen werden sich nicht auf diese CSU-Forderungen einlassen können. Schwampel ist also ganz sicher noch keine gmahde Wiesn.
("Jamaica" wird zwar zur Zeit von den Medien wahnsinnig gehypt. Aber das ist nur wieder deren Filterblase. Aus Sicht der Großstadt-Journalisten ist eine Regierung mit den beiden Großstadt-Parteien Grün und FDP ja schon mal ganz charmant. Da wird aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Konkret: Ohne die ländliche Unions-Basis. )
Und falls Schwampel nicht kommt, hat auf einmal die SPD (und der SPD-Bundespräsident) die Hebel in der Hand. Steinmeier wird im Ernstfall darüber entscheiden, ob er den Bundestag auslöst, oder Merkel zur Minderheits-Kanzlerin macht.
Neuwahlen wären für die SPD sicher nicht gut. (Die Art und Weise wie man sich gestern um 18:05 aus der Verantwortung gestohlen hat, war dafür einfach ZU krass). Während eine Minderheits-Regierung der SPD ungeahnte Möglichkeiten eröffnet: Sie kann bei einzelnen Themen immer noch gestalten. (Denn in der Praxis wird es für Merkel immer einfacher sein, sich die fallweisen Mehrheiten bei der SPD zu holen als beim Flohzirkus Grün + FDP + CSU). Aber die SPD muss für nichts die Verantwortung übernehmen. Klingt doch schon verlockend...
(Wie gesagt: Ich halte das nicht für das wahrscheinlichste Ergebnis. Aber für wahrscheinlicher als dass es doch noch mal Union+SPD gibt).
Es fehlt auch noch die Option Nummer 5: Die derzeitige Regierung bleibt kommissarisch im Amt, bis eine neue Zustande kommt.
Die Belgier haben ja gezeigt, daß sich derartiges durchaus ein paar Jahre hinziehen kann - und jenseits der AfD haben bei Neuwahlen derzeit alle Parteien nur zu verlieren und werden kaum auf diese drängen.
MfG M. S. ____________________________________ Alle Menschen sind gleich - mir jedenfalls.
Zitat Neuwahlen wären für die SPD sicher nicht gut. (Die Art und Weise wie man sich gestern um 18:05 aus der Verantwortung gestohlen hat, war dafür einfach ZU krass).
Ich verstehe es nicht. Überall beschwert man sich, dass aus Wahlen keine Konsequenzen gezogen werden und dann zieht die SPD die Konsequenz aus ihrem schlechtesten Abschneiden seit 70 Jahren und geht in die Opposition und jetzt wirft man ihr vor, sich aus der Verantwortung zu stehlen.
Zitat Neuwahlen wären für die SPD sicher nicht gut. (Die Art und Weise wie man sich gestern um 18:05 aus der Verantwortung gestohlen hat, war dafür einfach ZU krass).
Ich verstehe es nicht. Überall beschwert man sich, dass aus Wahlen keine Konsequenzen gezogen werden und dann zieht die SPD die Konsequenz aus ihrem schlechtesten Abschneiden seit 70 Jahren und geht in die Opposition und jetzt wirft man ihr vor, sich aus der Verantwortung zu stehlen.
Ok, ich muss das etwas länhgr ausformulieren:
DASS die SPD in die Opposition geht ist natürlich nachvollziehbar. Mir ging es um das WIE. Und das war ungeschickt im Hinblick auf spätere Neuwahlen.
Besser wäre folgendes gewesen: DIE SPD verhandelt ein bisschen mit der Union. Und stellt dabei irgendwelche unrealistisch-harten Forderungen auf. Am besten irgendwas, was bei der Basis super ankäme aber die CSU nicht schlucken kann. Und dann erklärt man die Verhandlungen für gescheitert.
Wenn es dann später Neuwahlen gibt, dann kann die SPD mit ihren harten Forderungen in den Wahlkampf ziehen. Und argumentieren: Dass wir damit bei den Verhandlungen im September nicht durchgekommen sind, lag an unserem schlechten Wahlergebnis. Wähler, gib uns mehr Stimmen, dann können wir das gegen die Union durchsetzen. Man hat dann ein NARRATIV, mit dem man im linken Lager punkten kann und einige zusätzliche Prozente bekommen wird.
Die SPD hat sich nun aber hingestellt und gesagt: wir gehen auf jeden Fall in die Opposition. Ganz egal, was uns die Union anbieten würde, wir machen da nicht mehr mit. Welches positive Narrativ will man damit erreichen? "Wählt uns - die zukünftige Oppositionspartei ohne Gestaltungswillen"? Irgendwie nicht sehr sexy. Wer ernsthaft linke Fundamentalopposition will, wird auch heute schon die Linkspartei gewählt haben. Wer eine "mittig-linke realistische Politik" will (und dafür bisher die SPD wählen konnte), der wird durch diesen Kurs dazu genötigt, Union zu wählen.
Hinzu kommt, dass dieses Vorgehen auch aus Sicht der eigenen Genossen zumindest fragwürdig ist. Schulz hatte im Wahlkampf bis zum Schluss angekündigt, dass über eine neue Regierungsbeteiligung die Mitglieder entscheiden würden. (http://www.epochtimes.de/politik/deutsch...n-a2217712.html) Zitat:
Zitat SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz kündigt an, nach der Wahl abermals die Mitglieder seiner Partei über eine mögliche Regierungsbeteiligung entscheiden zu lassen. „Die Mitgliederbefragung war eine Sternstunde der innerparteilichen Demokratie“, sagte Schulz dem „Spiegel“. „Dahinter können und wollen wir nicht zurück.“ Die SPD-Mitglieder machten mit großem Einsatz Wahlkampf. „Aber Mitglied der SPD wird man nicht allein, um Plakate zu kleben. Mitglied wird man, um mitzugestalten“, so Schulz. Der SPD-Parteichef hatte bislang offengehalten, ob er im Falle neuer Koalitionsgespräche den Prozess von 2013 wiederholen wolle.
Und am Sonntag um 18:01 Uhr wird dieses Versprechen gegenüber der eigenen Basis dann gebrochen. Auch nicht so ganz demokratisch. Und auch nicht motivierend. Erst ankündigen, dass die Plakatekleber gehört werden - und dann über diese komplett hinweggehen. Sorgt vielleicht auch nicht für den großen Motivationsschub, wenn in ein paar Monaten wieder Plakate geklebt werden müssen...
Zitat von Florian im Beitrag #39 DASS die SPD in die Opposition geht ist natürlich nachvollziehbar. Mir ging es um das WIE. Und das war ungeschickt im Hinblick auf spätere Neuwahlen.
Es faellt mir zwar schwer mich in ein SPD-Hirn hineinzuversetzen, dieser Vorbehalt sei also gemacht. Aber ich habe diesen Zug der so verstanden, dass sie keine Koalition mit Merkel eingehen moechte. Also sobald Merkel vom Tisch ist, wird sie gespraechsbereit sein.
Zitat Wenn es dann später Neuwahlen gibt, dann kann die SPD mit ihren harten Forderungen in den Wahlkampf ziehen. Und argumentieren: Dass wir damit bei den Verhandlungen im September nicht durchgekommen sind, lag an unserem schlechten Wahlergebnis. Wähler, gib uns mehr Stimmen, dann können wir das gegen die Union durchsetzen. Man hat dann ein NARRATIV, mit dem man im linken Lager punkten kann und einige zusätzliche Prozente bekommen wird.
Die SPD hat sich nun aber hingestellt und gesagt: wir gehen auf jeden Fall in die Opposition. Ganz egal, was uns die Union anbieten würde, wir machen da nicht mehr mit. Welches positive Narrativ will man damit erreichen? "Wählt uns - die zukünftige Oppositionspartei ohne Gestaltungswillen"? Irgendwie nicht sehr sexy. Wer ernsthaft linke Fundamentalopposition will, wird auch heute schon die Linkspartei gewählt haben. Wer eine "mittig-linke realistische Politik" will (und dafür bisher die SPD wählen konnte), der wird durch diesen Kurs dazu genötigt, Union zu wählen.
Mir fällt es zwar nicht leichter, mich in ein SPD-Hirn reinzuversetzen, aber dafür - auch dank der Lektüre dieses Forums - in das bundesdeutsche Wählerhirn. Und da stehen "zukünftige Oppositionsparteien ohne Gestaltungswillen" verdammt hoch im Kurs.
Die SPD hat folgende Wähler verloren: 380k -> Linke 400k -> Grüne 430k -> FDP 500k -> AfD
Gehen wir mal davon aus, dass die 500k AfD-Wähler nicht über Nacht zu völkischen Nationalisten mutiert sind, sondern vermutlich enttäuschte "Merkel-muss-weg"-Wähler. Genauso sind die 430k FDP-Wähler nicht über Nacht wirtschaftsliberal geworden sind, sondern eher enttäuschte "Merkel-muss-weg"-Wähler vom rechten Rand der SPD. Gibt es nun Neuwahlen, ist entweder Merkel gleich weg (wobei das spätsozialistische Bejubeln im Konrad-Adenauer-Haus nicht mal das sicher macht), oder man kann aus der sofort erklärten Opposition heraus gegen sie Wahlkampf machen.
Nun zu den Linken und Grünen: Die 380k Linke sind in der Regel enttäuschte Hartz-4-Gegner, denen kann man wunderbar erzählen, dass man den ganzen neoliberalen Merkelkram nicht mehr mitmacht und überhaupt geläutert zu den Wurzeln zurückkehrt. Und den 400k Grünen kann man erzählen, dass ihre Partei so machtgeil ist, dass so sogar mit der pöhsen FDP Koalitionsverhandlungen geführt hat (ich sehe hier einen spannenden Kindergartenwahlkampf, in dem jeder laut plärrt, wer mit wem und mit wem nicht spielen will).
In jedem Fall halte ich diesen Schachzug geradezu prädestiniert für eine bessere Ausgangsposition bei Neuwahlen. Schulz hat das ja recht unverblümt durchblicken lassen, indem er vorausgesagt hat, dass CSU, Grüne und FDP inkompatibel sind. Und das große Wahlkampfmotto wird sein, jedem der anderen vorzuhalten, dass sie es ja nur um der Macht willen versucht haben, mit den anderen Parteien zusammenzuarbeiten.
Und für die Links- und Grünabweichler zieht bestimmt auch noch die Story vom "Bollwerk der Demokratie" gegen die braunen Horden, nicht umsonst wurde mehrfach tränendrüsig der Geist des 23. März 1933 heraufbeschworen.
Zitat von Florian im Beitrag #39 DASS die SPD in die Opposition geht ist natürlich nachvollziehbar. Mir ging es um das WIE. Und das war ungeschickt im Hinblick auf spätere Neuwahlen.
Es faellt mir zwar schwer mich in ein SPD-Hirn hineinzuversetzen, dieser Vorbehalt sei also gemacht. Aber ich habe diesen Zug der so verstanden, dass sie keine Koalition mit Merkel eingehen moechte. Also sobald Merkel vom Tisch ist, wird sie gespraechsbereit sein.
So hat das die SPD aber gestern nicht kommuniziert.
Es kam sehr klar so rüber, dass die SPD auf jeden Fall in die Opposition gehen wird. Irgendwelche Forderungen an die Union (und sei es die unrealistische Forderung nach Merkels Kopf) waren damit eben gerade nicht verbunden. Es ist diese forderungslose Fundamentalopposition, die ich für einen taktischen Fehler halte. Nicht der Oppositionswunsch als solcher - der ist sicher nachvollziehbar.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #41 In jedem Fall halte ich diesen Schachzug geradezu prädestiniert für eine bessere Ausgangsposition bei Neuwahlen. Schulz hat das ja recht unverblümt durchblicken lassen, indem er vorausgesagt hat, dass CSU, Grüne und FDP inkompatibel sind. Und das große Wahlkampfmotto wird sein, jedem der anderen vorzuhalten, dass sie es ja nur um der Macht willen versucht haben, mit den anderen Parteien zusammenzuarbeiten.
Nettes Argument, dass ich noch nicht bedacht hatte.
Es stimmt: Aus Sicht von Grünen und FDP wäre Jamaica ein ziemliches Risiko - weil sie dann bei der nächsten Wahl ggf. vom jeweils eigenen Lager als rückgratlose Gesellen abgewatscht werden. Aber noch schlimmer als dieses Szenario wäre für Grüne und FDP eine lange Verhandlung über Jamaica, die dann scheitert.
Dann hat man die schlechteste aller Welten: man hat nichts erreicht. UND muss erneut vor die erboste eigene Wählerschaft treten.
Daher aus Sicht von Grün und FDP: Wenn eine ernsthafte Verhandlung über Jamaica beginnt, dann muss sie unbedingt auch zum erfolgreichen Abschluss gebracht werden.
Spieltheoretisch interessant: Solange nicht ernsthaft verhandelt wird, haben Grün und FDP einen starken Verhandlungshebel gegen die Union. In dem Moment, in dem dann ernsthaft verhandelt wird, gewinnt die Union an Verhandlungsmacht. Und je länger die Verhandlungen dauern (und je mehr bereits erreichte Konzessionen von FDP und Grünen durchgestochen werden) umso weniger können sich die zwei noch aus den Verhandlungen zurück ziehen. Eine interessante "slippery slope". Bin mal gespannt, wie Merkel ihre Karten ausspielen wird...
Zitat Aus Sicht von Grünen und FDP wäre Jamaica ein ziemliches Risiko - weil sie dann bei der nächsten Wahl ggf. vom jeweils eigenen Lager als rückgratlose Gesellen abgewatscht werden. Aber noch schlimmer als dieses Szenario wäre für Grüne und FDP eine lange Verhandlung über Jamaica, die dann scheitert.
Dann hat man die schlechteste aller Welten: man hat nichts erreicht. UND muss erneut vor die erboste eigene Wählerschaft treten.
Daher aus Sicht von Grün und FDP: Wenn eine ernsthafte Verhandlung über Jamaica beginnt, dann muss sie unbedingt auch zum erfolgreichen Abschluss gebracht werden.
Ich glaube, der schlimmste Fall wäre eine Jamaika-Koalition, die vor der Hälfte der Wahlperiode zerbricht. Zumindest für die Parteien, die diesen Bruch nicht zu ihrem Vorteil verkaufen können (Kramp-Karrenbauer hat das im Saarland genial gemeistert, indem sie selber die Koalition aufgekündigt hat und der FDP den schwarzen Peter zugeschoben hat).
Zitat Spieltheoretisch interessant: Solange nicht ernsthaft verhandelt wird, haben Grün und FDP einen starken Verhandlungshebel gegen die Union. In dem Moment, in dem dann ernsthaft verhandelt wird, gewinnt die Union an Verhandlungsmacht. Und je länger die Verhandlungen dauern (und je mehr bereits erreichte Konzessionen von FDP und Grünen durchgestochen werden) umso weniger können sich die zwei noch aus den Verhandlungen zurück ziehen.
Allerdings fehlt aus meiner Sicht ein Faktor, nämlich dass die Kanzlerin noch mehr auf einen Erfolg bei den Verhandlungen angewiesen ist. Scheitert sie, kann die Union entweder mit Merkel auf 25% bei den Neuwahlen hoffen oder sie ist fällig.
Ich kann mich dagegen gut in ein SPD-Hirn hineinversetzen. Fakt ist, dass die letzte GroKo innerhalb der Partei schon sehr umstritten war und nur deswegen durchging, weil doch einige wichtige Positionen im Koalitionsvertrag festgezurrt waren. Damit hat man sich sozusagen erkauft, dass die (va. personelle) Erneuerung der Partei verschoben wurde. Nach diesem Wahlergebnis gestern Abend (und die Hochrechnung dürfte der Parteivorstand wahrscheinlich schon um 15 Uhr bekommen haben) würde auch ein Mitgliederentscheid gegen eine GroKo ausgehen. Die schnelle Festlegung nach dem Wahlergebnis ist schlicht und einfach die Art und Weise zu sagen: "Wir haben verstanden, wir haben verloren und deswegen ist unsere Regierungsverantwortung zu Ende."
Natürlich hätte man wieder Forderungen stellen können, selbst unrealistische Forderungen. Aber dann hätte man der Parteiführung vorgeworfen rumzulavieren bzw. den Schuss vor den Bug nicht verstanden zu haben. Ne, die einzige realistische Option die die Partei hatte, war um kurz nach 18 Uhr zu erklären, dass jetzt Schluß ist mit der GroKo.
Und es hat auch nichts mit Verantwortungslosigkeit oder Feigheit zu tun, wenn die SPD jetzt in die Opposition geht.
Zitat Und es hat auch nichts mit Verantwortungslosigkeit oder Feigheit zu tun, wenn die SPD jetzt in die Opposition geht.
Feig finde ich lediglich, dass sie den Schulz nicht absägen, aus meiner Sicht ist er verbrannt, obwohl er kein Großkoalitionär ist (die Aussage in der Berliner Runde, Merkel habe ihn angerufen, und er habe ihr damals schon angekündigt, die Groko nicht weiter zu unterstützen und auch deswegen kein Ministaramt übernommen, klingt arg konstruiert).
Aber andererseits, Seehofer ist ja auch noch im Amt...
Zitat von max im Beitrag #26Bitte versuchen Sie mich von etwas anderem zu überzeugen.
Gern, und zwar davon, dass das Herumwerfen mit Kraftausdrücken, dessen Sie sich befleißigen, in diesem Forum keinen Platz hat. Es gibt genügend Plattformen im Internet, auf denen ein solches sprachliches Niveau willkommen ist, hier ist es das nicht. Bitte nehmen Sie diesen Hinweis ernst.
Zitat von max im Beitrag #32Lieber Llarian, Sie erzürnen mich aus mehreren Gründen nicht.Erstens bin ich kein Deutscher (angesichts der politischen, na ja, Lage: Danke lieber Herrgott), zweitens teile ich bis zu einem gewissen Mass Ihre Auffassung und drittens kann ich vieles glücklicherweise aus einer gewissen Distanz beurteilen.
Nun ja, lieber max, "wir" konnten uns dafür aus der Distanz solche Expertinnen wie Frau Calmy-Rey ansehen, und sind an der Stelle ganz dankbar, dass die hier nix zu sagen hat. Jeder trage sein eigenes Kreuz. Wobei die Schweiz einfach nur den Riesenvorteil der direkten Demokratie hat, um solche Figuren in der Macht zu begrenzen.
Zitat Ich glaube, dass Schlimmste für den Hosenanzug wäre die absolute Mehrheit gewesen, denn dann hätte sie sich hinter niemandem mehr verstecken können.
An dieser Stelle unterscheiden sich unsere Vermutungen ebenso: Ich glaube nicht, dass Merkel sich tatsächlich hinter irgendjemandem verstecken will oder muss. Sie "löst" das Problem anders herum: Sie ist zwar verantwortlich, aber zum einen existieren die Probleme einfach nicht, zum anderen waren sie ja unvermeindlich weil alternativlos. Sie übernimmt nicht dadurch keine Verantwortung, indem sie andere vorschiebt, sie übernimmt keine, indem sie einfach eine solche komplett negiert.
Zitat Bedenklich ist bei dieser Wahl übrigens nicht das Ergebnis der AfD, sondern das Ergebnis der Transferempfängerpaertei um die verhinderte Nobelpreisträgerin Göring-irgendwas.
Ah, je. Bischen Schwund ist immer.
Zitat Wie gesagt, ich beneide Euch (und da meine ich vor allem die Zimmerleute und anverwandte denkende Orte) nicht.
:) Naja, geschätzte 90%+ der Weltbevölkerung beneidet uns schon. Alles eine Frage der Perspektive. Man wird ja genügsam. Und aus dieser Perspektive war das aktuelle Ergebnis erst mal ein guter Anfang.
PS. Zur Wortwahl ist schon etwas gesagt worden und ich möchte ebenso da noch einmal drum bitten. Wenn wir als direkt Betroffene es schaffen im Zettel-Ton zu bleiben, dann wird Ihnen das doch erst recht leicht fallen.
Zitat von dari im Beitrag #33 Vielleicht irre ich mich, aber sind Neuwahlen realistischer nicht nur mit vorherigem Rücktritt der bisherigen Kanzlerin denkbar?
Nein, das geht auch durchaus gegen ihren Willen. Entscheidend ist hier eher der Willen von unserem "Präsidenten". Merkel ist genau so lange Bundeskanzler, wie der Bundestag sie nicht stürzt. Nicht einen Tag länger.
Zitat Merkel ist angetreten, um weitere vier Jahre zu regieren. Dafür hat ihr der Wähler (nach Rückzug der SPD) nur die Option Jamaika gegeben. Scheitert Jamaika (oder kommt gar nicht erst zustande) heißt das nichts anderes, als dass die Kanzlerin mit ihrem Auftrag gescheitert ist. Und das ist ein absoluter Rücktrittsgrund, oder nicht?
Für die meisten vermutlich. Aber kaum jemand klebt so sehr an der Macht wie Merkel. Es gibt keinen Automatismus, dass die CDU Merkel nicht wieder aufstellen kann (die FDP würde Lindner ja auch wieder aufstellen). Allein, in einer solchen Konstellation bestünde eine reale Chance das die CDU auf 25% fällt und wir sogar noch eine Volksfront sehen. Was würde wohl passieren, wenn die SPD tatsächlich mal einen nicht verbrauchten Sympathieträger aufstellte und die Grünen es schaffen die "Schuld" am Scheitern der CDU zuzuschieben? Man erinnere sich an den Schulz-Zug, der sicher nicht von diesem Kandidaten getragen wurde, sondern vor allem aus dem Wunsch heraus endlich Merkel loszuwerden. Der Zug entgleiste erst, nachdem man den Kandidaten als solchen näher kennen lernte. Was wäre, wenn einer käme der was zu bieten hätte?
Zitat Alles in allem scheint mir also durchaus greifbar, dass Merkel dieses Wahlergebnis nicht überlebt...
Das ist meine Hoffnung seit gestern abend. Alleine, man muss vorsichtig sein hier nicht das Opfer des eigenen confirmation-bias zu werden.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.