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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Rayson Offline




Beiträge: 2.367

15.05.2013 20:40
#226 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #225
Da läuft dasselbe wie in diversen anderen Landesverbänden (Berlin könnte es heftiger sein) und Frank2000 hat die Ursachen ja völlig korrekt beschrieben.
Probleme dieser Art sind bei einer Neugründung wohl unvermeidlich, das hätte man von Seiten der Gründer bzw. der Bundesspitze wohl auch nicht besser handhaben können.

Ist wohl so. Gerade auf Landesebene, wo die verschworene Gemeinschaft um Lucke nur begrenzten Einfluss ausüben kann, lassen sich die üblichen Profilneurotiker nicht vermeiden. Kurioserweise setzt anscheinend aber auch in den Landesverbänden, an denen selbst kein Weg vorbei führt, ein großer Eifer ein, Kreisverbände zu gründen. Dieses Bestreben ist mir äußerst suspekt, und die Menschen, die es vorantreiben, können nur Motive haben, die sie mir nicht sympathischer machen, denn der Existenzgrund der AfD ist ausschließlich bundespolitisch, oder noch kürzer: im September auf den Wahlzetteln zu stehen. Eine weitere kommunale Kraft dürfte nirgendwo vermisst werden - die könnte höchstens das Sammelbecken von Rampensäuen sein, die von ihrer alten Partei im Groll geschieden sind.

Aber gut, was nimmt man nicht alles in Kauf, nur um im September tatsächlich eine Alternative zu haben. Das Argument, eine Partei zu wählen, weil in ihr eine Minderheit meine Ziele vertritt, vermag mich jedenfalls bislang nicht so recht zu überzeugen. Da die Frage, wie man sich bloß entscheiden soll, an anderer Stelle schon hochkam: Ich empfehle die Statler-Methode. Versorgt euch am Wahlsonntag mit dem von euch präferierten alkoholischen Getränk, sprecht diesem reichlich zu und geht dann kurz vor Schließung (das Gehen sollte natürlich noch möglich sein) ins leider getränkelose Wahllokal. Eure Stimme wird dann aus dem Herzen kommen. Positiver Nebeneffekt: Wahlberichterstattung und Politikerstatements danach sind so auch viel besser zu ertragen.

--
L'État, c'est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s'efforce de vivre aux dépens de tout le monde. (Frédéric Bastiat)
Je länger das Dritte Reich tot ist, um so stärker wird der Widerstand gegen Hitler und die Seinen. (Johannes Gross)

FrancisoDAnconia Offline



Beiträge: 74

16.05.2013 07:40
#227 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Sieht so aus als ob die FDP Wahlhelfer für die AfD spielt:
http://www.antibuerokratieteam.net/2013/...tatt-argumente/

Wer so argumentiert, hat mit liberal wohl kaum etwas am Hut.

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

16.05.2013 10:08
#228 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #226
Kurioserweise setzt anscheinend aber auch in den Landesverbänden, an denen selbst kein Weg vorbei führt, ein großer Eifer ein, Kreisverbände zu gründen. Dieses Bestreben ist mir äußerst suspekt, und die Menschen, die es vorantreiben, können nur Motive haben, die sie mir nicht sympathischer machen, denn der Existenzgrund der AfD ist ausschließlich bundespolitisch, oder noch kürzer: im September auf den Wahlzetteln zu stehen.

Im Grunde ist selbst die deutsche Bundespolitik noch zu niedrig angesetzt oder scheint nicht ganz die richtige Stelle für die AfD, wenn man sich diese Äußerung ansieht:

Zitat
Bernd Lucke: Unser Vorschlag ist, dass die südeuropäischen Staaten aus dem Euro ausscheiden sollen und dass eine Kern-Euro-Zone übrig bleibt. Ein solches Ausscheiden sollte über die kommenden Jahre hinweg schrittweise erfolgen.


Herr Lucke sollte sich also eigentlich besser in Italien oder Griechenland zur Wahl stellen oder am besten gleich für die EU-Kommission kandidieren. Der deutsche Bundestag kann ja nicht darüber entscheiden, wie andere Länder sich im Hinblick auf den Euro verhalten.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.424

16.05.2013 11:31
#229 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #226

Kurioserweise setzt anscheinend aber auch in den Landesverbänden, an denen selbst kein Weg vorbei führt, ein großer Eifer ein, Kreisverbände zu gründen. Dieses Bestreben ist mir äußerst suspekt, und die Menschen, die es vorantreiben, können nur Motive haben, die sie mir nicht sympathischer machen, denn der Existenzgrund der AfD ist ausschließlich bundespolitisch, oder noch kürzer: im September auf den Wahlzetteln zu stehen.


Diese Frage ist mir in ähnlicher Form auch gekommen. Ich kläre das, so bald ich etwas mehr Zeit habe (Im Moment steht mein Zeitkonto bei der Momo-Bank bei Minus zwei Monate), in dem ich mich im Kreisverband Bonn-Rhein-Sieg oder Köln umschaue.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.424

16.05.2013 11:39
#230 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #228

Herr Lucke sollte sich also eigentlich besser in Italien oder Griechenland zur Wahl stellen oder am besten gleich für die EU-Kommission kandidieren. Der deutsche Bundestag kann ja nicht darüber entscheiden, wie andere Länder sich im Hinblick auf den Euro verhalten.


Das Argument ist nicht stichhaltig. So lange es noch Nationalstaaten gibt, werden die Gesamtregeln der EU in der Nationalpolitik gesetzt. In dem Moment, da Deutschland seine Zustimmung zum nächsten "Rettungspaket" verweigert, wird mit Lichtgeschwindigkeit über den Maastrichtvertrag und/oder das geltende EU-Recht nachverhandelt. Mir ist unklar, wieso IMMER NOCH jemand es nicht mitbekommen haben kann, dass die derzeitige EU nur ausschließlich allein und vollständig davon abhängt, dass Deutschland eine Subventionierung der anderen Staaten durchführt.

Wir zahlen -> Status quo

Wir zahlen noch mehr-> weitere "Integration" auf EU-Ebene (= Abgabe deutscher Souveränität unter Beibehaltung der nationalen Interessen aller anderen Länder)

Wir zahlen noch VIEL mehr -> weitere Schritte in Richtung EU-Zentralsstaat (= Abgabe von Souveränitätsrechten bei allen EU-Nationalstaaten)

Wir zahlen, bis die Schwarte kracht (und geben nach meiner Schätzung auf immer etwa 30% unseres Wohlstands ab) -> Gründung eines EU-Bundesstaates nach deutsch-föderalem Vorbild (also ein paar arbeiten und viele andere leben davon mit auf der Basis der "Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse" = Länderfinanzausgleich und Co)

Wir zahlen NICHT -> EU-Rahmenbedingungen werden neu verhandelt.

Freundliche Grüße Frank

Kritiker Offline



Beiträge: 274

16.05.2013 12:53
#231 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #230

Wir zahlen, bis die Schwarte kracht (und geben nach meiner Schätzung auf immer etwa 30% unseres Wohlstands ab) -> Gründung eines EU-Bundesstaates nach deutsch-föderalem Vorbild (also ein paar arbeiten und viele andere leben davon mit auf der Basis der "Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse" = Länderfinanzausgleich und Co)



Also wenn schon Angstmacherei, dann richtig.

WIR zahlen ja heute schon überhaupt nicht. Es gibt nur 2 Bundesländer, die in den Finanzausgleich einzahlen - Bayern und Hessen. Alle anderen Länder und Menschen schnorren nur.
Das heisst für das Szenario also:
Bayern und Hessen zahlen, und alle andere in Europa leben davon mit auf der Basis der "Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse" = Länderfinanzausgleich und Co

Nun lebe ich in Hessen. Ich sehe täglich viele Menschen, die nur auf der Strasse rumlungern, DIE zahlen bestimmt auch nicht.

Ich suche nur noch nach der richtigen Argumentation, aber ich bin sicher, die einzigen, die zahlen sind SIE und ICH - und ich fühle mich soooo müde.

Der Kritiker

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

16.05.2013 12:55
#232 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von Frank2000 im Beitrag #230
Mir ist unklar, wieso IMMER NOCH jemand es nicht mitbekommen haben kann, dass die derzeitige EU nur ausschließlich allein und vollständig davon abhängt, dass Deutschland eine Subventionierung der anderen Staaten durchführt.
[...]
Wir zahlen NICHT -> EU-Rahmenbedingungen werden neu verhandelt.

Was den Euro-Raum anbelangt, mögen Sie recht haben; in der EU gibt es aber noch andere Nettozahler.
Aber glauben Sie wirklich, eine Neuverhandlung der EU-Verträge könnte unter nüchtern-wirtschaftlichen Gesichtspunkten stattfinden? Ich erinnere an die eisige und absichtlich verständnislose Reaktion von EU-Seite auf die vernünftigen und nachvollziehbaren, bei weitem nicht so einschneidenden Vorschläge Camerons für eine Neuordnung der EU in seiner früher in diesem Jahr gehaltenen Rede.
Kämen bei Zahlungsverweigerung nicht sofort "Argumente" der Form "Deutschland verrät den Gedanken der europäischen Einigung", "Deutschland betreibt Sozialdarwinismus, indem es die Schwächsten aus der Eurozone ausschließen will" u. dgl. in die vorderste Reihe, und zwar in einem lautstarken Chor, der jede vernünftige Argumentation völlig verdrängt? Nun gut, Sie trauen Lucke und Co. zu, so etwas trotzdem durchzuziehen, und vielleicht haben Sie recht. Wenn man sich aber betrachtet, welch reiche Ernte an Schnurrbärtchen und Hakenkreuzen Frau Merkel mit ihrer vergleichsweise milden und großzügigen Beschwichtigungspolitik allein in Griechenland gehalten hat, dann wird er hierfür ein geradezu übermenschliches Rückgrat brauchen.

Carlo M Dimhofen Offline



Beiträge: 186

16.05.2013 13:19
#233 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #226
Kurioserweise setzt anscheinend aber auch in den Landesverbänden, an denen selbst kein Weg vorbei führt, ein großer Eifer ein, Kreisverbände zu gründen. Dieses Bestreben ist mir äußerst suspekt, und die Menschen, die es vorantreiben, können nur Motive haben, die sie mir nicht sympathischer machen, denn der Existenzgrund der AfD ist ausschließlich bundespolitisch, oder noch kürzer: im September auf den Wahlzetteln zu stehen. Eine weitere kommunale Kraft dürfte nirgendwo vermisst werden - die könnte höchstens das Sammelbecken von Rampensäuen sein, die von ihrer alten Partei im Groll geschieden sind.



Das kann ein Beweggrund zur Gründung von Kreisverbänden sein. Sinnvoll ist dieser Schritt aber aus einem ganz anderen Grund: nur mit Fernsehspots und sonstigen Auftritten lässt sich kein echter Wahlkampf führen, da gehört der direkte Kontakt zum Wähler schon noch dazu. Und es wird kaum machbar sein, im Rahmen eines Landes- oder auch nur Bezirksverbandes die entsprechenden Wahlkampfeinsätze zu planen. Soll etwa ein Bezirksvorstand von Köln aus planen, wann bspw. ein Stand in der Fußgängerzone von Düren, Siegburg oder Euskirchen aufgebaut wird, und welche werten Mitglieder dort als Standbesatzung zum Einsatz kommen? Solche Aktionen sind m.E. nur auf lokaler Ebene in relativ kleinem Kreis planbar - von daher tut die Partei gut daran, rechtzeitig vor der Bundestagswahl flexible und einsatzbereite Basisorganisationen ins Leben zu rufen.

Beste Grüße,

Carlo M Dimhofen

FAB. Offline



Beiträge: 523

16.05.2013 13:26
#234 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von Rayson
Kurioserweise setzt anscheinend aber auch in den Landesverbänden, an denen selbst kein Weg vorbei führt, ein großer Eifer ein, Kreisverbände zu gründen. Dieses Bestreben ist mir äußerst suspekt, und die Menschen, die es vorantreiben, können nur Motive haben, die sie mir nicht sympathischer machen, denn der Existenzgrund der AfD ist ausschließlich bundespolitisch, oder noch kürzer: im September auf den Wahlzetteln zu stehen.


Die Besorgnis, daß auf Kreisebene auch ungeeignetes Personal hervortreten könnte, teile ich durchaus. Aber:
Erstens, wir wollen ja vielleicht in den nächsten Monaten auch noch ein bißchen Wahlkampf machen. Da muß jemand organisieren, koordinieren, drauf achten, wer sich irgendwo mit 'nem AfD-Schild in eine Fußgängerzone stellt. Das kann in einem Land wie NRW oder Bayern unmöglich der Landesvorstand allein machen; dafür braucht man schon etwas Organisation in der Fläche.
Zweitens, innerparteiliche Willensbildung. In den Kreisverbänden werden die Delegierten für zukünftige Landesparteitage bestimmt.
Drittens, in welchem Rahmen soll man denn sonst als Mitglied seine Mitstreiter etwas näher kennenlernen, um zu entscheiden, ob man in irgendeiner Form sich aktiv beteiligen will und kann, oder ob man Karteileiche bleibt?

Ulrich Elkmann Online




Beiträge: 14.423

16.05.2013 13:28
#235 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #232
Nun gut, Sie trauen Lucke und Co. zu, so etwas trotzdem durchzuziehen, und vielleicht haben Sie recht.


Herrn Lucke & der AfD allein nicht - das zeugte von Größenwahn. Aber wichtig scheint, DASS die Option überhaupt auf den Tisch kommt - ob nun in Form eines Rückbaus, einer Reduzierung auf einen "Hanse-Euro" (nördliche Netto-Zahler unter sich, auf der anderen Seite das "empire latin") oder einer letztendlichen Abwicklung - und nicht mehr, in welcher Form auch immer, wie bislang gehabt als undenkbar/undiskutierbar in Bann & Acht getan ist. Die Hoffnung besteht darin, daß die Möglichkeit dann weiter an Land gewinnt, über die Parteigrenzen hinweg. Vielleicht auch aus der Einsicht heraus, daß die jetzige Quartalsweltenrettung nicht über einige Jahre hinaus perpetuiert werden kann. M.a.W., dass bei nüchternem Kalkül nur die Wahl zwischen einem kontrollierten Ende & einem ungesteuerten Aufschlag des Status Quo verbleibt.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

16.05.2013 14:00
#236 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von Kritiker im Beitrag #231
WIR zahlen ja heute schon überhaupt nicht. Es gibt nur 2 Bundesländer, die in den Finanzausgleich einzahlen - Bayern und Hessen. Alle anderen Länder und Menschen schnorren nur.
Das heisst für das Szenario also:
Bayern und Hessen zahlen, und alle andere in Europa leben davon mit auf der Basis der "Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse" = Länderfinanzausgleich und Co


Und ich dachte immer, ich als Baden-Württemberger sei mit von der Partie.

Gruß, Martin

Brutha Offline



Beiträge: 73

16.05.2013 14:26
#237 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #236
Zitat von Kritiker im Beitrag #231
WIR zahlen ja heute schon überhaupt nicht. Es gibt nur 2 Bundesländer, die in den Finanzausgleich einzahlen - Bayern und Hessen. Alle anderen Länder und Menschen schnorren nur.
Das heisst für das Szenario also:
Bayern und Hessen zahlen, und alle andere in Europa leben davon mit auf der Basis der "Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse" = Länderfinanzausgleich und Co


Und ich dachte immer, ich als Baden-Württemberger sei mit von der Partie.

Gruß, Martin


Nicht mehr lange,
grün/rot zeigt schon sehr deutlich wie man es hinbekommt innerhalb einer Legislaturperiode vom Zahler zum Empfänger zu werden

Herzlich Brutha

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

16.05.2013 15:24
#238 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von Rayson im Beitrag #226
Kurioserweise setzt anscheinend aber auch in den Landesverbänden, an denen selbst kein Weg vorbei führt, ein großer Eifer ein, Kreisverbände zu gründen.

Was - wie hier schon ausgeführt - aus rein organisatorischen Gründen wohl sinnvoll ist.

Zitat
denn der Existenzgrund der AfD ist ausschließlich bundespolitisch


Richtig.
Und deswegen stellt sich für mich die Frage, was denn überhaupt die Teilnahme an Landtagswahlen soll. Die in Bayern ist ja nur aus taktischen Gründen abgesagt worden (man befürchtet ein schlechtes Ergebnis mit Signalwirkung für die BTW), in Hessen wird kandidiert. Obwohl die AfD m. W. zu keinem der in der Landespolitik zu entscheidenden Politikbereiche (insbesondere der Bildungspolitik) Positionen formuliert hat.

FAB. Offline



Beiträge: 523

16.05.2013 15:33
#239 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von FrancisoDAnconia im Beitrag #227
Sieht so aus als ob die FDP Wahlhelfer für die AfD spielt:
http://www.antibuerokratieteam.net/2013/...tatt-argumente/
Wer so argumentiert, hat mit liberal wohl kaum etwas am Hut.

Die Äußerung des FDP-Generals bezieht sich ja auf ein Lucke-Interview in der Papierausgabe des Handelsblatts und ist u.a. in der Online-Ausgabe des Handelsblatts wiedergegeben.

Das Handelsblatt selbst stößt in Gestalt des stellv. Online-Chefs Stefan Menzel schmetternd in dasselbe Horn wie Herr Döring:

Zitat von Handelsblatt Online
Lucke marschiert nach rechts
In seinem Interview mit dem Handelsblatt hat sich Parteichef Bernd Lucke nun endgültig diskreditiert. Der AfD-Boss setzt darauf, dass er auch am rechtsextremen Rand bei der NPD nach Wählern fischen kann. Eine schreckliche Perspektive – die AfD marschiert mit Volldampf los aus dem Spektrum der demokratischen Parteien.


Und jetzt wird es lustig, denn diese (offenbar nicht nur m.E.) schon arg tendenziös-unseriöse Interpretation des Handelsblatts hat offenbar so heftigen Widerspruch erzeugt, daß man sich dort zu einer wiederum in Ton und Inhalt bemerkenswerten redaktionellen Reaktion hat hinreißen lassen - eine wie ich finde ganz reizende Selbstentblößung des Qualitätsjournalisten Oliver Stock.

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

16.05.2013 15:50
#240 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #235
Vielleicht auch aus der Einsicht heraus, daß die jetzige Quartalsweltenrettung nicht über einige Jahre hinaus perpetuiert werden kann.

Warum diese Einsicht bei den maßgeblichen Köpfen nicht jetzt schon öffentlich erkennbar vorliegt, kann verschiedene Gründe haben:
1) Weil sie die Einsicht zwar haben, aber befürchten, daß das Kartenhaus beim ersten medial verbreiteten Zucken eines Pokerface in sich zusammenfällt, und sich deshalb nichts anmerken lassen,
oder
2) weil sie wirklich glauben, mit ihren Rettungsaktionen irgendetwas längerfristig zu retten.

Ich hatte ja ursprünglich immer an Möglichkeit 1) geglaubt, aber manchmal beschleicht mich das erschreckende Gefühl, es könnte sich um 2) handeln.

Wenn nun die AfD (bzw. der Wähler dadurch, daß er sie in den Bundestag wählt) die Einsicht, daß es so nicht weitergehen kann, propagiert und unmißverständlich ins Bewußtsein der Herrschenden ruft, dann kann das im Falle 1) nichts fruchten, weil sie es eh schon wissen und sich am Grund für das Verbergen nichts ändert; der Fall 2) aber setzt eine so große Realitätsferne voraus, daß Worte der Vernunft nur schwer durchdringen werden.

Die Hoffnung wäre also allenfalls, daß ein wirklich beeindruckendes Wahlergebnis für die AfD, das nicht nur den naheliegenden Konkurrenten FDP zur Strecke bringt, sondern auch den anderen Parteien richtig wehtut, bei diesen zu einem Umdenken führt. Vielleicht so, wie der Erfolg von UKIP bei den Kreiswahlen in England wohl dazu beigetragen hat, die gestrige etwas kopflose Reaktion eines Teils der Conservative Party im Hinblick auf ein EU-Referendum auszulösen; die hatte freilich allein den Effekt, die Autorität oder Glaubwürdigkeit David Camerons in Frage zu ziehen, und wem damit gedient sein soll, fragt man sich denn doch.
Auf Deutschland übertragen wäre das etwa das Herstellen einer größeren Zerrissenheit zwischen Befürwortern und Gegnern des Euro, und ob diese die Handlungsfähigkeit Deutschlands in der Eurozone und in der EU stärken würde, bliebe abzuwarten.

NACHTRAG: Die im letzten Absatz gezogene Parallele könnte auch einen guten Grund für die AfD liefern, sich auch auf Landes- und Regionalebene zur Wahl zu stellen. Wenn es gar nicht darum geht, in Regierungsverantwortung oder Oppositionsarbeit konkrete Programmpunkte umzusetzen, sondern durch überraschende Wahlergebnisse die Programmatik der anderen Parteien zu beeinflussen, dann kann das auf allen Ebenen gut funktionieren.

FAB. Offline



Beiträge: 523

16.05.2013 16:01
#241 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #240
Warum diese Einsicht bei den maßgeblichen Köpfen nicht jetzt schon öffentlich erkennbar vorliegt, kann verschiedene Gründe haben:
1) Weil sie die Einsicht zwar haben, aber befürchten, daß das Kartenhaus beim ersten medial verbreiteten Zucken eines Pokerface in sich zusammenfällt, und sich deshalb nichts anmerken lassen,
oder
2) weil sie wirklich glauben, mit ihren Rettungsaktionen irgendetwas längerfristig zu retten.

Ich hatte ja ursprünglich immer an Möglichkeit 1) geglaubt, aber manchmal beschleicht mich das erschreckende Gefühl, es könnte sich um 2) handeln.


3) Den "maßgeblichen Köpfen" in Deutschland sind die Konsequenzen des Festhaltens am € durchaus bewußt. Sie sind allerdings bereit, diese Konsequenzen sehenden Auges eintreten zu lassen, weil sie als Abrißbirne für die verabscheuten Nationalstaaten und als Bohrhammer für den Durchbruch zu dem herbeigesehnten europäischen Zentralstaat dienen können.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

16.05.2013 16:20
#242 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von FAB. im Beitrag #239
Das Handelsblatt selbst stößt in Gestalt des stellv. Online-Chefs Stefan Menzel schmetternd in dasselbe Horn wie Herr Döring

Da muß man schon differenzieren.

Das Handelsblatt behauptet, die AfD würde sich inhaltlich nach rechtsaußen begeben: "die AfD marschiert mit Volldampf los aus dem Spektrum der demokratischen Parteien."
Das ist völlig überzogen.

Döring kritisiert nur, daß Lucke sich den NPD-Wählern anbiedert. Und da hat er recht. Wenn Lucke das "Einbinden" rechter Protestwähler als "Funktion der AfD" darstellt, dann ist das schon ziemlich halbseiden. Und m. E. auch nicht die Vorstellung, die sich die meisten AfD-Mitglieder von der Funktion der Partei gemacht haben.

Keine Partei kann (und meistens auch: will) sich dagegen wehren, wenn Leute sie ankreuzen, die bei der letzten Wahl irgendwelche dubiosen Optionen gewählt haben.
Aber diese Wähler so aktiv anzusprechen, das muß nun wirklich nicht sein.
Mir ist auch nicht begreiflich, wieso sich Lucke hier überhaupt äußert. Der Verbleib von wenigen Zehntelprozent ehemaliger NPD-Wähler ist völlig irrelevant, das Potential der AfD liegt nicht dort, sondern bei den Nichtwählern und verärgerten Anhängern der Parlamentsparteien. Aus AfD-Sicht ist dieses Interview ein taktischer Fehler. Und selbstverständlich bleiben solche Fehler in der politischen Arena nicht ungestraft.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

16.05.2013 16:32
#243 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #240
Warum diese Einsicht bei den maßgeblichen Köpfen nicht jetzt schon öffentlich erkennbar vorliegt, kann verschiedene Gründe haben

Außer den genannten beiden Gründen sind noch mehr vorstellbar.
Mein Eindruck ist nicht, daß die Verantwortlichen wirklich an eine komplette Rettung glauben (ganz am Anfang taten sie das, und mußten dann erkennen, daß ihre Maßnahmen falsch waren).
Sondern es geht wohl eher um eine kontrollierte Konkursverschleppung. Es ist klar, daß Griechenland seine Schulden nie wirklich zurückzahlen wird. Aber man versucht diese "Nicht-Rückzahlung" so zu strecken, daß es keinen Knall mit Bankenpleiten und Kettenreaktion gibt.

Zitat
Die im letzten Absatz gezogene Parallele könnte auch einen guten Grund für die AfD liefern, sich auch auf Landes- und Regionalebene zur Wahl zu stellen.


Es ist möglich, daß die AfD-Spitze so kalkuliert. Bisher hat sie ja m. W. nichts verlauten lassen, was ihre Motivation verständlich machen könnte.

Aber das wäre m. e. eine riskante Kalkulation.
Erstens einmal besteht eher die Gefahr, daß die Landes- und Kommunalergebnisse deutlich bescheidener ausfallen als das in der Bundestagswahl. Was ja die AfD selber befürchtet - deswegen die Bayern-Absage.
Und nach einem Anfangserfolg sinkende Ergebnisse sind natürlich für eine Neugründung hochriskant, weil das ständig als Scheitern des Projekts interpretiert werden kann.
Sollte es aber umgekehrt Wahlerfolge geben - dann ist das auch schwierig. Denn dann "drohen" Regierungsbeteiligungen. Es ist ja recht wahrscheinlich, daß bei einem Parlamentseinzug der AfD z. B. in Hessen diese das Zünglein an der Waage zwischen schwarz/gelb und rot/grün wird. Da ist es eigentlich nicht vorstellbar, daß sich die AfD einer bürgerlichen Regierung verweigert - und sie kann das nicht wie im Bund mit einer ultimativen Position zur Euro-Frage verknüpfen.

FAB. Offline



Beiträge: 523

16.05.2013 17:11
#244 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #242
Döring kritisiert nur, daß Lucke sich den NPD-Wählern anbiedert. Und da hat er recht. Wenn Lucke das "Einbinden" rechter Protestwähler als "Funktion der AfD" darstellt, dann ist das schon ziemlich halbseiden.


Könnten Sie bitte noch zitieren, woraus Sie das "Anbiedern" entnehmen?

Ist das "Einbinden als Funktion der AfD" - welches Sie hier durch Anführungszeichen als wörtliches Zitat kennzeichnen - tatsächlich ein solches? Zumindest hier ist es das nicht. Unabhängig davon, ob Lucke das nun wörtlich so gesagt hat - inwiefern unterscheidet es sich von der traditionellen Aussage aus der CDU, es dürfte "rechts" dieser keine demokratischen Parteien geben, die CDU wolle und müsse also "rechte" Wähler (im Rahmen des Verfassungsmäßigen) einbinden?

FAB. Offline



Beiträge: 523

16.05.2013 17:33
#245 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #242
Zitat von FAB. im Beitrag #239
Das Handelsblatt selbst stößt in Gestalt des stellv. Online-Chefs Stefan Menzel schmetternd in dasselbe Horn wie Herr Döring

Da muß man schon differenzieren.
Das Handelsblatt behauptet, die AfD würde sich inhaltlich nach rechtsaußen begeben:...
Döring kritisiert nur, daß Lucke sich den NPD-Wählern anbiedert.


Na ja. Die Differenzierung zwischen diesen beiden Aussagen ist schon sehr feinsinnig:

Zitat von Stefan Menzel, Handelsblatt
In seinem Interview mit dem Handelsblatt hat sich Parteichef Bernd Lucke nun endgültig diskreditiert. Der AfD-Boss setzt darauf, dass er auch am rechtsextremen Rand bei der NPD nach Wählern fischen kann. Eine schreckliche Perspektive – die AfD marschiert mit Volldampf los aus dem Spektrum der demokratischen Parteien.

Zitat von Patrick Döring, FDP
Die AfD zeigt ihr wahres Gesicht: Nazis und Verfassungsfeinde sind Freunde der AfD. Ganz professoral schreckt Lucke nicht davor zurück, um nationalistische Kräfte zu werben.

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

16.05.2013 17:46
#246 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von FAB. im Beitrag #245

Zitat von Patrick Döring, FDP
Ganz professoral schreckt Lucke nicht davor zurück, um nationalistische Kräfte zu werben.



"Ganz professoral"...? Sehe ich da was falsch oder wird hier eine ganze Berufsgruppe diskreditiert? Nicht gerade geschickt für eine Partei, die sich immerhin ein paar Stimmen von den Professoren, die nicht auf links/öko frisiert sind, hätte erhoffen können.

Oder soll "professoral" hier naiv, weltfremd, quasi "aus der Zeit gefallen" heißen?

Frankenstein Offline




Beiträge: 891

16.05.2013 18:40
#247 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #246
Zitat von FAB. im Beitrag #245

Zitat von Patrick Döring, FDP
Ganz professoral schreckt Lucke nicht davor zurück, um nationalistische Kräfte zu werben.



"Ganz professoral"...? Sehe ich da was falsch oder wird hier eine ganze Berufsgruppe diskreditiert? Nicht gerade geschickt für eine Partei, die sich immerhin ein paar Stimmen von den Professoren, die nicht auf links/öko frisiert sind, hätte erhoffen können.

Oder soll "professoral" hier naiv, weltfremd, quasi "aus der Zeit gefallen" heißen?


Döring hat glaube ich immer noch nicht mitbekommen, dass die einst erfolgreiche Verunglimpfung Kirchhofs durch Gerhard Schröder (mutmasslich begünstigt durch das etwas bräsig-veschnarchte Auftreten des Professors aus Heidelberg) gegen Lucke nach hinten losgeht (hat Stoiber inzwischen ja auch schon feststellen müssen).

Ich halte Dörings schlichte Sprüche übrigens für durchaus authentisch und nicht gespielt, das ist Patrick Döring unplugged (während die peinlichen Räuber Hotzenplotz & Co Analogien wohl eine ganz besonders raffinierte Wahlkampftaktik seitens der FDP-Parteistrategen darstellen sollen, sozusagen Frosch 2.0).

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

16.05.2013 18:54
#248 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von FAB. im Beitrag #244
Ist das "Einbinden als Funktion der AfD" - welches Sie hier durch Anführungszeichen als wörtliches Zitat kennzeichnen - tatsächlich ein solches?

So habe ich die Formulierung im Handelsblatt verstanden. Es ist natürlich möglich, daß das Handelsblatt das selber nur interpretiert hat.

Zitat
inwiefern unterscheidet es sich von der traditionellen Aussage aus der CDU, es dürfte "rechts" dieser keine demokratischen Parteien geben, die CDU wolle und müsse also "rechte" Wähler (im Rahmen des Verfassungsmäßigen) einbinden?


Die Union positionierte sich (deutlich Vergangenheit) so weit rechts, wie es demokratisch eben noch geht. Sie hat aber m. W. nie potentielle NPD-Wähler so direkt angesprochen.

Zitat
Die Differenzierung zwischen diesen beiden Aussagen ist schon sehr feinsinnig


Dörings Aussagen sind nicht feinsinnig - ich halte ihn auch generell für keine gute Besetzung.
Aber es ist m. E. schon ein Unterschied, ob das Handelsblatt der ganzen Partei vorwirft, sie würde sich außerhalb des demokratischen Spektrums bewegen - oder ob Döring kritisiert, daß Lucke die potentiellen NPD-Wähler anbaggert.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.424

16.05.2013 19:52
#249 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #242

Der Verbleib von wenigen Zehntelprozent ehemaliger NPD-Wähler ist völlig irrelevant, das Potential der AfD liegt nicht dort, sondern bei den Nichtwählern und verärgerten Anhängern der Parlamentsparteien. Aus AfD-Sicht ist dieses Interview ein taktischer Fehler. Und selbstverständlich bleiben solche Fehler in der politischen Arena nicht ungestraft.



Ja, kann sein. Kann aber auch sein, dass sich damit die rechten Wähler angesprochen fühlen, die gerade so eben nicht die NPD wählen. So im Sinne von "Wenn Lucke sogar Verständnis für NPD-Wähler hat, dann bin ich bei der AfD ja wohl auf jeden Fall gut aufgehoben, denn ich stehe "links" von der NPD..." Es gibt inzwischen 30% Nichtwähler. Und das sind tendenziell nicht links orientierte Leute, denn inzwischen gibt es vier Linke Parteien im Angebot (5, wenn man die CDU dazu zählt). Da ist für jeden Linken was dabei. Wenn man diese 30% Nichtwähler mal zurück an die Wahlurne holen könnte, dann wäre das nicht nur ein Gewinn für die Demokratie, sondern auch eine politische Umwälzung ersten Grades.

In einem Punkt habe ich keinen Zweifel: die Mehrheit der deutschen Journalisten und der deutschen Medien hängt der Idee der "Wohlwollenden, allwissenden Elite" an. Soll heissen: die meisten Journalisten sehen es als ihre Aufgabe an, möglichst viele "falsche" Wähler von den Urnen fernzuhalten, damit die "richtigen" Wähler die "richtige" Partei an die Macht bringen können. Überzeugte Demokraten haben wir bei den deutschen Journalisten kaum.

Aber das alles ist nur eine Spekulation von mir. Ich hätte so ein Interview nicht gegeben.

Frank2000 Offline




Beiträge: 3.424

16.05.2013 19:56
#250 RE: Die AfD in der Presse Antworten

Zitat von FAB. im Beitrag #241

3) Den "maßgeblichen Köpfen" in Deutschland sind die Konsequenzen des Festhaltens am € durchaus bewußt. Sie sind allerdings bereit, diese Konsequenzen sehenden Auges eintreten zu lassen, weil sie als Abrißbirne für die verabscheuten Nationalstaaten und als Bohrhammer für den Durchbruch zu dem herbeigesehnten europäischen Zentralstaat dienen können.


Der Wähler stört nur. Was wir brauchen ist ein Zahlmeister und ganz viel Zentralismus

Ich beginne die EU und alles, was damit zusammen hängt, Abgrund tief zu hassen. Deutschland wird verkauft, weil sich ein paar Ideologen ihren Platz im Geschichtsbuch sichern wollen.

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