Der Fehler, den viele machen ist, zu glauben, dass die Presse sich dem Informationsideal verpflichtet fühlen würde. Das ist aber gerade nicht der Fall und das steht, außer in dem nutz- wie sinnlosen Pressekodex, nirgendwo. Kein TAZ, Spargel oder SZ Redakteur ist dem Ideal verpflichtet seine Leser möglichst umfassend zu informieren. Das ist auch nicht der Anspruch dieser Blätter, sie suggerieren das nur genauso unterschwellig, wie ein Gebrauchtwagenhändler suggerieren will, dass er natürlich seriös arbeitet.
Das ist aber genau das Alleinstellungsmerkmal, der USP, auf den die "Qualitäts"-Presse hinarbeitet. Beim Lokalblatt weiß der Leser ja, daß er keine Meinung, sondern nur die blanke Information mit einem bißchen drumrum gestricktem Gedöns vor sich hat - und im Mantelteil im wesentlichen die Agenturmeldungen. Und bei den Blättchen von Organisationen & Parteien weiß auch jeder Leser, daß er Richtung bekommt. Aber die Großen Blätter, daran kenntlich, daß sie sich ein auch so übertiteltes Feuilleton leisten - tun das ja mit dem unausgeprochenen oder ausgesprochenen Anspruch (ausgesprochen dann auf jedem Presseball), dem Leser ein umfassendes, jedenfalls facettenreiches Bild zu bieten, daß ihm die informierte Wahl zumindest erheblich leichter machte. Daß da Färbung mit drin war, schwang früher auch schon mit: "man" wußte, daß die Welt schwarz war, die ZEIT halt-irgendwie-quasi-sachichmal linksliberal, die FR rot. Da lautete der Ratschlag dann, daß man eben in 3 Blätter schauen muss, um 3 Standpunkte zu kennen, samt Begründung, & sich danach orientieren konnte. Heute hat das querbeet das gleiche Grundrauschen, und der "Begründung" ist das "d" abhanden gekommen. Es reicht im Grund, die Agenturmeldungen zur Kenntnis zu nehmen & bei Dingen, die einen interessieren, frei zu surfen. Das Vertrauen ins Mitgeteilte macht sich dann zunächst am Namen des Journalisten fest, sogar dann, wenn er gar nicht mehr für ein Blatt schreibt, sondern (zumindest zur Zeit) wie Roland Tichy, nur noch in der Blogosphäre schreibt, anstatt in der WiWo. Wenn die Netzauftriitte die von englischen, amerikanischen oder schweizer Blättern sind, dürfte das den Vertrauensbonus der Kenntnisnahme allemal eher rechtfertigen als bei unseren Meinungsführern. Das Verzerren der Meldungen, das Unterschlagen wichtiger Aspekte hat mittlerweile - zumindest bei mir - dazu geführt, daß das erst mal gegebene Mißtrauen in das, was da steht, sich nicht nur auf Tendenz & Ton beschränkt, sondern auch auf den Sachverhalt als solchen. Und wenn ich mir erst die Mühe machen muss, das anhand vertrauenswürdigerer Quellen abzuchecken, spare ich mir die Mühe und wohne informationell gleich im benachbarten Ausland.
Das haben sich unsere Blätter ganz allein zuzuschreiben. Der Grund - in der ganzen Branche - ist sicher weniger der durch nichts gebremste Drang zum Volkserzieher (den hatte das Metier ja seit 18hundertund***) - sondern die im freien Fall befindlichen Absatzzahlen. Ruinieren kann man sich den eignen Ruf gar nicht: der Stern hat den totalen Glaubwürdigkeitsverlust mit den echt total falschen Diarien weggesteckt, als jedem aufging, daß es sich um ein Revolverblatt, und zwar ohne Substanz, handelte; aber die Leute kaufen den Ramsch trotzdem. Und fühlen sich anscheinend sogar ausreichend informiert. Anderes bleibt denen ja auch gar nicht: Zeitungen haben einen sehr kurzen Rentabilitätshorizont, weil sie immense Produktionskosten für Personal, Recherche Druckkosten haben. (Magazine, zumal textlastige wie der Merkur oder Cicero können auf Qualitätsaufbau setzen & einem Verleger 2 bis 3 Jahre Durststrecke abverlangen, bis der Leser das honoriert; das sind Auflagenhöhen ab 2000 - beim Merkur - nicht 150.000.) Also wird die Meßlatte runter- statt raufgehängt. Und Kampagnenjournalismus ist, leider, erwiesenermaßen das billigste, schamloseste & wirkungsvollste Mittel zur Leserbindung: vom Vorwärts in der Kaiserzeit über die Weltbühne bis zur taz. Erfunden hat diese Propaganda-für-einen-GUTEN-Zweck Horace Greeley mit der "Trib", der New York Daily Tribune, in den 1850er Jahren.
Das Bedenkliche ist, dass das seit ein paar Jahren querbeet & unisono durch alle Leitmedien geht & die sich nicht die leiseste Mühe machen, das zu kaschieren oder zu nuancieren, nicht mal daß es sich um Agitprop-Kampagnen handelt. Mit immer der gleichen (aus deren Optik) Zielrichtung. Das ging in der heutigen Form 2008 mit der Tea Party & Sarah Palin los (die Obamamanie gildet nicht: demokratische Präsidenten sind unsern Medien prinzipiell der Messias), ging mit Sarrazin weiter, & schäumte dann im Kielwasser von Fukushima uferlos. Ich finde in meinem Notizbuch mit Datum "8-Okt-11" diese causae gelistet (plus EHEC & "Klimaleugner") und den Zusatz: "einen Wurf haben die deutschen Medien noch frei - danach werden die als prinzipiell nicht wahrheitsfähig angesehen". (Hans Arp hatte mal wieder recht: "-DA war da bevor -DA da war".)
Lügenpresse ist trotzdem was ganz anderes: die glauben ja fest dran - & wenn auch nicht an das, was sie gerade bringen, dann an die Gute Sache, die dahinter steht. Trotzdem: ob mir einer zu 8 von 10 Fragen Kappes erzählt, weil er gern flunkert, oder das nicht besser weiß, dann frag ich ihn trotzdem nicht nach dem Weg.
Zitat Das gipfelt sogar in einem eigenen Kodex, der das Weglassen von Informationen vorschreibt, wenn dadurch die (etwas nebulöse) Gefahr bestünde, dass Vorurteile entstehen könnten.
Ich stimme deiner Diagnose der Probleme der deutschen Medien zu - auch der Tatsache, dass sie kaum lügen. Vor allem nicht im Sinne der Wahrhaftigkeit, denn die Journalisten sind garantiert überzeugt von dem, was sie schreiben. Und natürlich, dass sie ihr Publikum bedienen, und - das ist ein Punkt, der etwas untergeht: sich gegenseitig. Der Medienbetrieb ist weitgehend selbstreferentiell.
Der Fehler, den viele machen ist, zu glauben, dass die Presse sich dem Informationsideal verpflichtet fühlen würde. Das ist aber gerade nicht der Fall und das steht, außer in dem nutz- wie sinnlosen Pressekodex, nirgendwo. Kein TAZ, Spargel oder SZ Redakteur ist dem Ideal verpflichtet seine Leser möglichst umfassend zu informieren. Das ist auch nicht der Anspruch dieser Blätter, sie suggerieren das nur genauso unterschwellig, wie ein Gebrauchtwagenhändler suggerieren will, dass er natürlich seriös arbeitet.
Zitat Zitat Ulrich Elkmann Das ist aber genau das Alleinstellungsmerkmal, der USP, auf den die "Qualitäts"-Presse hinarbeitet. Beim Lokalblatt weiß der Leser ja, daß er keine Meinung, sondern nur die blanke Information mit einem bißchen drumrum gestricktem Gedöns vor sich hat - und im Mantelteil im wesentlichen die Agenturmeldungen. Und bei den Blättchen von Organisationen & Parteien weiß auch jeder Leser, daß er Richtung bekommt. Aber die Großen Blätter, daran kenntlich, daß sie sich ein auch so übertiteltes Feuilleton leisten - tun das ja mit dem unausgeprochenen oder ausgesprochenen Anspruch (ausgesprochen dann auf jedem Presseball), dem Leser ein umfassendes, jedenfalls facettenreiches Bild zu bieten, daß ihm die informierte Wahl zumindest erheblich leichter machte.
Da muß ich doch mitten in der Nacht nochmal meine alten Kamellen raussuchen:
Eine Teil-Antwort wurde im Mai 2010 (finanziert vom Deutschen Fachjournalisten-Verband (DFJV) und der Gesellschaft für Fachjournalistik, unter Leitung von Prof. Dr. Margreth Lünenborg am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin) anhand einer Studie herausgegeben.
Herausgekommen sind (unter Berücksichtigung eines Rücklauf von 916 vollständig beantworteten Fragebögen (17,3 %)) die Merkmale und Selbstverständnis von Politikjournalisten in Deutschland wiedergeben sollen.
So ist es nur nachvollziehbar, was wir von vielen Politikjournalisten lesen, denn sie schätzen sich auf einer rechts‐links‐Skala etwas links von der Mitte ein“, was sich prozentual in Zahlen so ausdrückt: 36,1 keine Partei, 26,9 Grüne, 15,5 SPD, 9,0 CDU/CSU, 7,4 FDP, 4,2 Die Linke, 0,9 Sonstige
Sieht man sich dazu die Stellung in den Redaktionen an, stellt man ein überwiegendes Heimspiel der Mitarbeiter fest. Nur 4,4 % sollen demnach als Korrespondenten tätig sein. Chefredakteur, Programmdirektor, Stellvertreter 14,5, Chef vom Dienst, Ressortleiter, Programmgruppenleiter 29,5, Redakteur 48,8, Korrespondent 4,4, Volontär 1,1
Was nun den Anspruch an die eigene Tätigkeit angeht, so ist man doch erstaunt, denn
dem Publikum eigene Ansichten präsentieren wollen 24,5 % und die politische Tagesordnung beeinflussen/Themen auf die Agenda setzen möchten 32,5 %. Aber dem „Normalo“ soll mit 37,4 % eine Chance gegeben werden, seine Meinung zu Themen von öffentlichem Interesse zum Ausdruck zu bringen. In den Bereichen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wollen 40,3 % kontrollieren und für die Benachteiligten in der Bevölkerung einsetzen wollen sich 41,5 %. Den weitaus größten Anteil haben 74,4 % welche „Kritik an Missständen üben“ wollen. 48, 9 % wollen Trends aufzeigen und neue Ideen vermitteln.
Soweit also erstmal einige Auszüge dieser Studie, die in voller Gänze nachzulesen sich lohnt.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Danke lieber Llarian, ein sehr gelungener Beitrag.
Es geht also jetzt auch darum einen kurzen knackigen Begriff zu finden, der all das mehr oder weniger gut in einem Wort oder einer Wortzusammensetzung beschreibt, auch wenn klar ist, dass dieses Wort niemals allumfassend sein kann.
Ich werfe als ersten Vorschlag mal Pippi-Langstrumpf-Presse in den Ring.
2 mal 3 macht 4 Widdewiddewitt und Drei macht Neune !! Ich mach' mir die Welt Widdewidde wie sie mir gefällt ....
Political Correctness ist nichts anderes als betreutes Denken.
Aber wahrscheinlich wird mir der Justizminister jetzt vorwerfen, dass ich die guten Namen von Astrid Lindgren und Pippi Langstrumpf für böse Zwecke missbrauche.
Political Correctness ist nichts anderes als betreutes Denken.
Zitat von Llarian im Beitrag #1Ein paar Gedanken zu einem falschen Begriff.
Große Zustimmung, lieber Llarian!
Lediglich in einem Nebenaspekt bin ich anderer Meinung. Ich bin nicht der Meinung, dass man Begriffe, die von den Nazis verwendet, oder meinetwegen auch missbraucht wurden, automatisch als vorbelastet ansehen sollte. Beziehungsweise selbst wenn man sie als vorbelastet ansieht, sollte das nicht bedeuten, dass sich ihre Verwendung schon alleine deshalb verbietet. So stammt der infrage stehende Begriff der "Lügenpresse" ursprünglich von Karl Kraus ( "gegen eine meinungsmanipulierende Lügenpresse, gegen Sprachverlotterung, gegen Frauenverachtung"). Das gleiche mit Gutmensch, den ich mir ebenfalls nicht verbieten lassen werde, nur weil er mal von Goebbels gebraucht (aber nicht geprägt!) worden ist.
Man kann andere gute Gründe finden, pauschalisierende Kampfbegriffe abzulehnen (etliche davon benennst Du auch), aber "Nazialarm" ist mMn keiner. Noch ein Beispiel, wie verlogen diese Begriffsklauberei ist. "Lügenpresse" meinten die Nazis natürlich im Sinne von "vom internationalen Finanzjudentum gesteuerte und manipulierte" Presse. Es machte sich hier vor allem der antikapitalistische (!) und antisemitische Affekt breit. Was aber insinuieren unsere linken Freunde mit ihrem nazimäßig unbelasteten Begriff der "Systempresse" anders? Er meint exakt das gleiche: Medien lügen und manipulieren im Interesse des Kapitals. Das mit den Juden ist zwar inzwischen in die Latenz, oder richtiger: hinter die vorgehaltene Hand gerutscht, bricht sich bei Gelegenheit, etwa kürzlicher Gaza-Demos, wieder ungehindert Bahn. Das Kriterium "von Nazis verwendet vs. nicht verwendet" ist mMn ungeeignet.
Zitat von Doeding im Beitrag #8 Ich bin nicht der Meinung, dass man Begriffe, die von den Nazis verwendet, oder meinetwegen auch missbraucht wurden, automatisch als vorbelastet ansehen sollte. Beziehungsweise selbst wenn man sie als vorbelastet ansieht, sollte das nicht bedeuten, dass sich ihre Verwendung schon alleine deshalb verbietet. So stammt der infrage stehende Begriff der "Lügenpresse" ursprünglich von Karl Kraus ( "gegen eine meinungsmanipulierende Lügenpresse, gegen Sprachverlotterung, gegen Frauenverachtung"). Das gleiche mit Gutmensch, den ich mir ebenfalls nicht verbieten lassen werde, nur weil er mal von Goebbels gebraucht (aber nicht geprägt!) worden ist.
Ein sehr guter Einwand, lieber Andreas. Nur gibst Du in deiner Antwort so ein bischen den Grund wieder, warum ich meine Meinung dann doch eher aufrecht erhalten möchte: Der Begriff ist von den Nazis stark geprägt worden. Es gibt viele Dinge, die eigentlich ad hoc nicht von den Nazis stammen, aber mit diesen so stark assoziiert werden, dass sie dadurch verbrannt sind. Das fängt schon mit der Swastika an, die 5000 Jahre älter als die Nazis ist. Ich denke das Wort ist nicht wichtig genug, um es zu "entnazifizieren", wie man das mit anderen Begriffen getan hat und tun muss.
Zitat "Lügenpresse" meinten die Nazis natürlich im Sinne von "vom internationalen Finanzjudentum gesteuerte und manipulierte" Presse.
Jetzt muss ich doch ein bischen ausholen: Mein Verhältnis zu Pegida ist ambivalent. Ich habe den Eindruck, dass gerade unter den ursprünglichen Organisatoren (und Teilnehmern) ein ganz berechtigste Interesse steht, und das viele davon ganz normale Bürger von nebenan sind, die eine Bedrohung für dieses Land sehen. Und die, im Unterschied zu manchem von uns, den Hintern hochbekommen dagegen aufzustehen. Dafür zolle ich ihnen Respekt. Aber wie immer wenn etwas politisch erfolgreich ist, davon können Grüne, Piraten wie auch die AfD ein Lied singen, wird so etwas rasend schnell "unterwandert", d.h. von einer Menge Leuten aufgegriffen, die gänzlich andere Ziele verfolgen. Bei den inzwischen mehr als 20.000, die da in Dresden marschieren, sind haufenweise Leute, die eher dem Spektrum "Rechtsaussen" zuzuordnen sind. Ich neige auch zu der Vermutung, dass diese bald den Ton angeben werden (das ist bei den Piraten ebenso passiert, wenn auch von anderer Seite und bei der AfD entscheidet sich das gerade). Und bei diesen Leuten bin ich mir ziemlich sicher, dass die etwas sehr, sehr ähnliches meinen, wie die Nazis das getan haben. "Putin hilf!" ist keine Anforderung eines besorgten Bürgers, es ist eine lupenreine Rechtsaussenposition von Leuten, die mit Rechtsstaat nicht viel zu tun haben. Da ist das "Finanzjudentum" nicht explizit genannt aber durchaus gemeint. Wenn ich das noch sagen darf: Ich habe so etwas durchaus selber erlebt. Ich war Teil der Studentenproteste 1993 und 1997. 1997 waren die, im Unterschied zu vorher, sogar vergleichsweise erfolgreich. Weil sie ziemlich unpolitisch waren und wirklich ein paar Probleme aufgezeigt haben. Der vergleichsweise Erfolg hat aber sofort zu einer "Unterwanderung" durch unsere extrem linken Freunde geführt, die all das für sich einzusetzen suchten. Was dann auch das Ende dieser Proteste war, denn die meisten Studenten haben, entgegen anders lautenden Gerüchten, kein Interesse an der linken Weltrevolution. Deswegen kenne ich den Mechanismus ganz gut, und er funktioniert vor allem da, wo vergleichsweise "Laien" einen Achtungserfolg der Aufmerksamkeit erringen. Man ist dann leichtes Futter für diejenigen, die nicht ganz so laienhaft vorgehen.
Zitat Das Kriterium "von Nazis verwendet vs. nicht verwendet" ist mMn ungeeignet.
Im absoluten gebe ich Dir (absolut ) recht. Aber ich meine auch, wenn man schwierige Begriffe verwendet, dann muss der Kontext auch so sauber sein, dass man keine Parallelmenge mit Leuten bildet, die man nicht bei sich wissen möchte. Hier ist das schwierig, denn der Begriff Lügenpresse wird halt eben tatsächlich von Extremisten noch verwendet. Eine Abgrenzung dagegen halte ich für sinnvoll. Wenn ich nicht so viel Respekt vor Astrid Lindgren und ihren Werken hätte, dann würde ich das aufgreifen, was der Tiefseetaucher (mit einem Zwinkern) "vorgeschlagen" hat. Zumindest ist Pippi-Langstrumpf-Presse absolut unverdächtig Nazi-Jargon zu sein. Allerdings, wie gesagt, ich mag Pippi-Langstrumpf. Da muss man sich wohl noch ein paar Gedanken mehr machen.
Zitat von Doeding im Beitrag #8Ich bin nicht der Meinung, dass man Begriffe, die von den Nazis verwendet, oder meinetwegen auch missbraucht wurden, automatisch als vorbelastet ansehen sollte. Beziehungsweise selbst wenn man sie als vorbelastet ansieht, sollte das nicht bedeuten, dass sich ihre Verwendung schon alleine deshalb verbietet.
Dem stimme ich zu; es scheint halt ein Teil des PC-Automatismus zu sein, der Worte mit Realitäten verwechselt, weil es bequemer ist. Dabei ist auch eine gewisse Willkür zu bemerken, beispielsweise wird als Zeichen der Entrüstung über terroristische Akte* gern das zur Sache wenig aussagekräftige Wort "feige" verwendet, das mir immer sauer aufstößt, weil es ein Lieblings-Kampfadjektiv von Goebbels war (damals untermauert durch die Theorie der angeborenen mutigen Aufrichtigkeit des Ariers) und auch heute eigentlich nur in einem ähnlichen propagandistisch-wertenden Sinne gemeint sein kann. Ein jüngstes Beispiel hier:
Zitat von Nola im Beitrag RE: Zitat des Tages: Sie haben unrechthttp://www.focus.de/panorama/welt/wegen-mohammed-karikaturen-brandanschlag-auf-hamburger-morgenpost_id_4395860.html Zu den Hintergründen der Tat liegen demnach aber noch keine Erkenntnisse vor. "Es gibt auch noch kein Bekennerschreiben", sagt eine Polizeisprecherin. Die Landespressekonferenz Hamburg bezeichnete den Brandanschlag laut "Hamburger Morgenpost" als „feigen und hinterhältigen Terrorakt gegen die Pressefreiheit“.
Zitat von Llarian im Beitrag #9 Wenn ich nicht so viel Respekt vor Astrid Lindgren und ihren Werken hätte, dann würde ich das aufgreifen, was der Tiefseetaucher (mit einem Zwinkern) "vorgeschlagen" hat. Zumindest ist Pippi-Langstrumpf-Presse absolut unverdächtig Nazi-Jargon zu sein. Allerdings, wie gesagt, ich mag Pippi-Langstrumpf. Da muss man sich wohl noch ein paar Gedanken mehr machen.
In den USA des frühen 19. Jdt.s ist man für Kraftausdrücke gern auf Assonanzen ausgewichen (zumindest wenn das im Druck auftauchte), um religiös konnotierte Begriffe zu vermeiden: "Heck" für "hell", "gosh darn" für "goddamn".
Zitat von Llarian im Beitrag #9 Wenn ich nicht so viel Respekt vor Astrid Lindgren und ihren Werken hätte, dann würde ich das aufgreifen, was der Tiefseetaucher (mit einem Zwinkern) "vorgeschlagen" hat. Zumindest ist Pippi-Langstrumpf-Presse absolut unverdächtig Nazi-Jargon zu sein. Allerdings, wie gesagt, ich mag Pippi-Langstrumpf. Da muss man sich wohl noch ein paar Gedanken mehr machen.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #13In den USA des frühen 19. Jdt.s ist man für Kraftausdrücke gern auf Assonanzen ausgewichen (zumindest wenn das im Druck auftauchte), um religiös konnotierte Begriffe zu vermeiden: "Heck" für "hell", "gosh darn" für "goddamn".
Ja, heute gefallen sich schlichte Autoren darin, die Interpunktion durch die Originalwörter aus der übelsten Gossensprache nicht nur 1:1, sondern noch verstärkt wiederzugeben.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #13Fliegenpresse. Rübenpresse. Dübelpresse.
Wie wäre es einfach mit "Presse"? Das Wort "Lügenpresse" ist nicht nur teilvorbelastet und unfreundlich, sondern im Grunde auch sehr naiv, geradezu infantil. Es setzt die Annahme voraus, daß die Presse etwas anderes tun könnte oder jemals etwas anderes getan hätte als eine bestimmte Sicht auf ausgewählte Ereignisse zu präsentieren; eine Annahme, die man auf den ersten Blick hastig voraussetzen mag, aber bald und immer aufs neue durch die Erfahrung widerlegt findet. Meine persönliche Einschätzung des Journalistenstandes ist seit Jahrzehnten äußerst gering und jedenfalls kein Grund, plötzlich beschreibende Wörter ausrufend durch die Straßen zu ziehen.
Zitat von Llarian im Beitrag #1Ein paar Gedanken zu einem falschen Begriff.
Große Zustimmung, lieber Llarian!
Lediglich in einem Nebenaspekt bin ich anderer Meinung. Ich bin nicht der Meinung, dass man Begriffe, die von den Nazis verwendet, oder meinetwegen auch missbraucht wurden, automatisch als vorbelastet ansehen sollte. Beziehungsweise selbst wenn man sie als vorbelastet ansieht, sollte das nicht bedeuten, dass sich ihre Verwendung schon alleine deshalb verbietet. So stammt der infrage stehende Begriff der "Lügenpresse" ursprünglich von Karl Kraus ( "gegen eine meinungsmanipulierende Lügenpresse, gegen Sprachverlotterung, gegen Frauenverachtung"). Das gleiche mit Gutmensch, den ich mir ebenfalls nicht verbieten lassen werde, nur weil er mal von Goebbels gebraucht (aber nicht geprägt!) worden ist.
Man kann andere gute Gründe finden, pauschalisierende Kampfbegriffe abzulehnen (etliche davon benennst Du auch), aber "Nazialarm" ist mMn keiner. Noch ein Beispiel, wie verlogen diese Begriffsklauberei ist. "Lügenpresse" meinten die Nazis natürlich im Sinne von "vom internationalen Finanzjudentum gesteuerte und manipulierte" Presse. Es machte sich hier vor allem der antikapitalistische (!) und antisemitische Affekt breit. Was aber insinuieren unsere linken Freunde mit ihrem nazimäßig unbelasteten Begriff der "Systempresse" anders? Er meint exakt das gleiche: Medien lügen und manipulieren im Interesse des Kapitals. Das mit den Juden ist zwar inzwischen in die Latenz, oder richtiger: hinter die vorgehaltene Hand gerutscht, bricht sich bei Gelegenheit, etwa kürzlicher Gaza-Demos, wieder ungehindert Bahn. Das Kriterium "von Nazis verwendet vs. nicht verwendet" ist mMn ungeeignet.
Herzliche Grüße, Andreas
Ich stimme Dir zu Andreas. Nur hat Llarian in seinem Artikel ja noch weitere Gründe genannt. Und die Erwähnung, dass die Nazis den Begriff so ausgiebig verwendet haben, zeigt vor allen seine Tauglichkeit für die Dämagogie. Äquivalent zu "Systempresse". Beides sind Kampfbegriffe die nicht Unmut ausdrücken, sondern völlige Ablehnung bis zum Hass. Es gibt in Deutschland ein breites politisches Spektrum in der Presselandschaft und die aggressiven "Lügenpresse"-Chöre richten sich gegen alle, die es wagen nicht wohlwollend über die Pegida zu berichten. Die mögen in der Mehrheit sein, aber trotzdem bekam die Pegida anfangs viel Respekt entgegengebracht - gerade von der "Welt". Eine Bewegung die selbst von sich denkt die unausgesprochene Wahrheit endlich ans Tageslicht gezerrt zu haben kann offenbar Widerspruch nicht dulden. Hier tritt ihr verschwörungstheoretischer Kern hervor, der sie als Opfer einer gegen sie gerichteten Politik sieht. Da ist jeder Feind der nicht voll auf ihrer Seite steht. Diese Bewegung hat von Anfang an mit der Presse nicht reden wollen - also war das Vorurteil vorher da. Bevor über sie berichtet wurde. Es wird eben nicht gegen die einseitige Berichterstattung angegrölt, sondern gegen die größtenteils negative. Der Leier von der angeblich gleichgeschalteten Presse liegt doch ein Pressekonsum zugrunde, der seine Auswahl gemäß der eigenen Staatsgläubigkeit trifft. Also seine Informationen aus der Tagesschau bezieht. Publikationen die hier verlinkt werden, also "Die Welt", "FAZ", "Cicero" oder auch Publikationen aus der Schweiz und Österreich werden doch gar nicht gelesen. Aber gerade wenn sich dieser Kampfbegriff zu allererst gegen das Staatsfernsehen richtet, zeigt dies mir, welche Vorstellung von Pressefreiheit diese "Lügenpresse"-Brüller haben. Ihre Abkehr vom Staatsfunk wendet sich den Seiten im Netz zu "die die unausgesprochenen Wahrheiten" offerieren. Das, was sich sonst keiner traut zu sagen.
Und ehrlich gesagt muss ich zugeben, dass ich dies sehr gut nachvollziehen kann. Denn mir ging es Anfang der neunziger Jahre ganz ähnlich. In den Leitmedien des eher linken politischen Spektrums wurde sehr darauf geachtet, dass niemand zum konservativen "überwechselt". Also wurde der Springerverlag verteufelt und mit ihm alles was nicht genauso sozial und ökologisch war, wie man selbst. Es brauchte bei mir sogar ein bisschen Überwindung mich aus dieser Bindung zu lösen. Umso größer war dann die Verwunderung dass auf der wirtschafts- und politisch-liberalen Seite des Pressespektrums dieser Klassenkampf gar nicht stattfand. Nun kann man darüber streiten ob der Weg aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit von manchen einfach nicht gegangen wird oder ob er vorsätzlich dermaßen zugestellt wird, dass nur wenige ihn finden. Das ist eine Frage die ich mal offen lassen will. Für mich war dieser Weg, was meinen Pressekonsum anbelangt, jedenfalls kein Weg ohne Hindernisse.
Hoffentlich stört es Dich nicht, daß ich den gleich auf Facebook verlinkt und empfohlen habe ;-)
Auffällig ist übrigens, daß gerade die Journalisten, die gute Arbeit machen und überhaupt keinen Anlaß für die "Lügenpresse"-Vorwürfe bieten, sehr selbstkritisch und konstruktiv mit diesem Vorwurf umgehen und die Qualität ihrer Arbeit weiter verbessern wollen.
Während umgekehrt genau die Journaille, die mit ihrer miesen und einseitigen Agitprop-Arbeitsweise wirklich Grund zur Selbstkritik hätten, die "Unwort"-Auszeichung dieses Begriffs jubelnd hochhalten und als generellen Freispruch auffassen. Da paßt es auch ins Bild, daß es keinerlei kritische Reflektion über die Relevanz dieser selbsternannten Jury gibt, die ja in Realität nur ein privater politischer Stammtisch ist.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #13In den USA des frühen 19. Jdt.s ist man für Kraftausdrücke gern auf Assonanzen ausgewichen (zumindest wenn das im Druck auftauchte), um religiös konnotierte Begriffe zu vermeiden: "Heck" für "hell", "gosh darn" für "goddamn".
Auch im Irland des späten 20. Jahrhunderts, lieber Ulrich:
Zitat Zitat Erling Plaethe Ihre Abkehr vom Staatsfunk wendet sich den Seiten im Netz zu "die die unausgesprochenen Wahrheiten" offerieren. Das, was sich sonst keiner traut zu sagen.
Ist "Staatsfunk" nicht auch schon kontaminiert?
Zitat Und ehrlich gesagt muss ich zugeben, dass ich dies sehr gut nachvollziehen kann. Denn mir ging es Anfang der neunziger Jahre ganz ähnlich. In den Leitmedien des eher linken politischen Spektrums wurde sehr darauf geachtet, dass niemand zum konservativen "überwechselt". Also wurde der Springerverlag verteufelt und mit ihm alles was nicht genauso sozial und ökologisch war, wie man selbst.
Nun das hat ja seinen Ursprung in den 68zigern, aber, wie man heute weiß, waren die Studentenbewegungen ja schon auch unterwandert, von Vertretern der "sozialistischen Demokratie" jenseits der Elbe.
Zitat Es brauchte bei mir sogar ein bisschen Überwindung mich aus dieser Bindung zu lösen. Umso größer war dann die Verwunderung dass auf der wirtschafts- und politisch-liberalen Seite des Pressespektrums dieser Klassenkampf gar nicht stattfand.
Doch. Nur war es vielen Bürgern nicht so möglich sich zu artikulieren, es fehlte das heutige Netzwerk. In den verschiedenen Zeitungen und es gab Opposition zu Hauf gegenüber den Mainstreamblättern, wurde heftig diskutiert, auch in den Familien, sobald nur ein Sprößling den marxistischen Zeitgeist einer Uni mit nach Hause brachte. Diese Elterngeneration hatte einen sehr schweren Stand. Sie wollten den Krieg und ihre Schuld vergessen, haben die Trümmer beiseite geräumt, haben Arbeit gesucht und geschaffene Arbeitsplätze erhalten, waren dankbar über die schützende amerikanische Hand, die sie unter dem Vorbehalt der anderen drei Sieger-Mächten dennoch unterstützte. Langsam erarbeiteter Fortschritt, Wohnung, Kleidung, Essen und Ferienverschickung für die Kinder.
Und dann kommt nach Jahren der Sprößling nach Haus und propagiert die alleinige Wahrheit, wie sie in unserem zweiten Teil Deutschlands gelebt wurde. Schlimmer noch, denn mit Mao biemten sich die Studenten zugleich nach China.
Also es war eine wirklich kontroverse Zeit, in welcher auch Medien wie der Springer-Verlag den "Klassenkampf" täglich führten - leider zuvorderst mit reißerischen Überschriften, die dann im Text oft eine Relation erfuhren.
Zitat Nun kann man darüber streiten ob der Weg aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit von manchen einfach nicht gegangen wird oder ob er vorsätzlich dermaßen zugestellt wird, dass nur wenige ihn finden.
Das halte ich für eine Kernfrage überhaupt. Und das meine ich auch mit "AHA-Erlebnissen" in ganz pers. priv. Denkprozessen. Wieweit bin ich, selbstverschuldet unmündig oder vorsätzlich dazu gebracht worden. Das erinnert mich an unsere Diskussionen über den freien Willen, der für mich ganz sicherlich mit meiner Sozialisation im Kindesalter zusammenhängt und mit der Freude am Dazulernen und durch heutige Möglichkeiten noch lange nicht aufgehört hat sich weiter zu festigen.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Zitat Wenn der Aufruf von Helmut Heinen, der Pegida mit Terroristen gleichsetzt, dafür sorgt, dass ein paar autonome Vollspinner einen vermeintlichen Nazi zusammentreten, dann ist der Verantwortliche Helmut Heinen. Auch wenn er das für sich ablehnt.
Und wenn jemand eine Moschee attackiert, ist das dann auch die Verantwortung von Pegida? Oder gar von Dieter Nuhr? Mhm...
Zitat von Doeding im Beitrag #8unsere linken Freunde mit ihrem nazimäßig unbelasteten Begriff der "Systempresse"
Ist das ironisch gemeint? "System" war doch eines der Schimpfworte, mit denen die Weimarer Republik von ihren Feinden belegt wurde.
Klar, später wurde der Begriff dann im RAF-Umfeld wieder schick. Was ja auch passt.
***
Ansonsten finde ich das Wort "Lügenpresse" gar nicht so schlimm wie diese Gesänge "Lügenpresse auf die Fresse" - so hat das Mob-Qualitäten.
Lieber Frank Böhmert, ich finde das auch nicht gut. Es sollte auch nicht überbewertet werden. Manche Fußballfans singen schlimmere Lieder auf ihre Gegner.
Habe eben etwas dazu gelernt. Es kommt nicht nur auf das Wort an, sondern auch darauf, wer es gebraucht. Dann kommt hinzu, ob es noch mit einem Zusatz gebraucht wird.
Da kann dann sogar das Wort "Deutschland" zum Unwort werden? "Deutschland erwache" von Nazis gerufen ist wohl nicht so prickelnd?
Aufpassen müssen wir, dass nicht eines Tages noch das Mitführen der Deutschlandfahne verboten wird.
(Merkel hat auf einer Parteiveranstaltung, auf offener Bühne, schon mal eine dem Grohe aus der Hand gerissen und sie verschwinden lassen, als ob es anrüchig wäre sie zu zeigen. new.php?thread=7134&forum=14&reply=1&replyid=119058 Das Video und der Artikel sind sehr aufschlussreich.)
Aber das kann man wohl PEGIDA nicht verbieten?
Wenn das "Volk" wirklich mal versucht seine Stimme zu erheben sollten Politiker und Medien gelassener damit umgehen und nicht gleich den "Notstand" ausrufen.
LG, Paul
___________________________ JE SUIS CHARLIE JE SUIS JUIF
Zitat Wenn der Aufruf von Helmut Heinen, der Pegida mit Terroristen gleichsetzt, dafür sorgt, dass ein paar autonome Vollspinner einen vermeintlichen Nazi zusammentreten, dann ist der Verantwortliche Helmut Heinen. Auch wenn er das für sich ablehnt.
Und wenn jemand eine Moschee attackiert, ist das dann auch die Verantwortung von Pegida? Oder gar von Dieter Nuhr? Mhm...
Dazu müßte der "Verursacher" erstmal gefaßt werden, damit sich ein vermeintlicher "gesteuerter Gesinnungstäter" als wahr herausstellt. Desgleichen gilt für die abgebrannte Kirche in Garbsen, welche sich mehr oder weniger in einer "No Go Zone" befand, deren Täter bis heute nicht gefaßt sind und über deren Motive natürlich spekuliert wurde.
Edit: Und wenn Menschen im Namen von Allah getötet werden, ist das dann auch ....?
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Zitat von R.A. im Beitrag #18 Während umgekehrt genau die Journaille, die mit ihrer miesen und einseitigen Agitprop-Arbeitsweise wirklich Grund zur Selbstkritik hätten, die "Unwort"-Auszeichung dieses Begriffs jubelnd hochhalten und als generellen Freispruch auffassen. Da paßt es auch ins Bild, daß es keinerlei kritische Reflektion über die Relevanz dieser selbsternannten Jury gibt, die ja in Realität nur ein privater politischer Stammtisch ist.
Sie wurden nicht angeklagt und Keiner der Lüge überführt. Was nicht heißen soll, dass die vermutlich Gemeinten keinen Agit-Prop betreiben. Da ist "Journaillie" (Presse-Pack), ein von Karl Kraus geprägter Begriff und Titel eines Artikels der die Rettung der deutschen Sprache und die Kritik am Journalismus zum Thema hatte, eine gute Gelegenheit, über die Selbstkritik an Anderen hinaus, sich mal über Karl Kraus' bekanntestestes Zitat ein paar Gedanken zu machen:
Zitat Der Gedankenlose denkt, man habe nur dann einen Gedanken, wenn man ihn in ein Wort kleidet. Er versteht nicht, dass in Wahrheit nur der ihn hat, der das Wort hat, in das der Gedanke hineinwächst.
sorry, daß ich dir gleich mal widersprechen muß, kaum daß ich mich angemeldet habe - OK, eigentlich habe ich mich nur angemeldet, um dir zu widersprechen.
1. Also erstmal zu deiner Behauptung, der Begriff "Lügenpresse" sei falsch, weil es ja in den seltensten Fällen Lügen sind, sondern lediglich einseitige Berichterstattung.
Widerspruch: Man kann durch Einseitigkeit, Weglassen, gezielte Desinformation ein völlig falsches Bild von einer Situation erzeugen. Das mag dann im Detail keine Lüge sein. Aber der (wesentlich wichtigere) meinungsbildende Gesamteindruck, der beim Leser entsteht, der ist komplett falsch und irreführend. Und das ist eine Lüge!
Beispiel: Wenn unsere Journaille gezielt deutsch-feindliche Straftaten bis zum Mord verharmlost, relativiert oder schlichtweg verschweigt, während jede Rangelei bei der ein Ausländer den kürzeren zieht gleich zur "rechtsextremistischen Straftat" aufgeblasen wird, dann mag das im Detail keine Lüge sein. Der Eindruck, den die Journaille damit erzeugt ist aber: Deutsche sind Täter, Ausländer sind Opfer. Und das ist eine Lüge! Weil es nämlich in den allermeisten Fällen genau andersrum ist.
Daher: LÜGENPRESSE!
2. Dann zu deiner Behauptung, man dürfte den Begriff "Lügenpresse" nicht verwenden, weil er im 3. Reich verwendet wurde.
Widerspruch: Einfach nur immer das "Gegenteil von Hitler" zu tun, ist durchaus nicht der politische Königsweg. Sollen wir jetzt alles sein lassen, was im 3. Reich passiert ist ("Autobahn geht gar nicht!")? Wenn der Begriff Lügenpresse zutrifft, dann werde ich ihn auch verwenden. Und was Faschisten oder Anti-Faschisten davon halten, ist mir wurscht.
Davon mal abgesehen haben auch andere den Begriff Lügenpresse verwendet. Und das oft mit gutem Grund. Denn den politischen Gegner durch gezielte Desinformation zu diffamieren und in ein völlig falsches Licht zu rücken, das hat eine lange Tradition (nicht nur in Deutschland).
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