Zitat von R.A. im Beitrag #100Das Übliche: Der Westen ist an allem schuld und Putin macht alles richtig.
Eine schwarzweißmalende Einteilung in "die Guten" und "die Bösen" ist immer ziemlich unsinnig, und die Gemengelage in Syrien mit ihrem gordischen Geflecht innerer und äußerer Akteure führt jeden solchen Versuch hier besonders rasch ad absurdum. Inzwischen scheitert die effektive Bekämpfung von ISIS daran, daß zwar etliche Mächte erklärtermaßen diesen Kampf aufgenommen und insofern gewissermaßen eine Allianz gebildet haben, ihn aber tatsächlich als Vorwand für ihre nebenbei hauptsächlich betriebene Agenda in der Region benutzen: für die Türkei ist das z.B. die Bekämpfung der Kurden und das allgemeinere Streben nach Hegemonie, für die USA die Bekämpfung von Assad zwecks "regime change", für Rußland die Unterstützung von Assad zwecks Regime-Stabilisierung, für die Kurden, die als unmittelbar von ISIS-Gewalt Betroffene nicht so halbherzig dabei sind wie die anderen, die Hoffnung auf unabhängiges Kurdistan.
Diese widersprüchlichen Neben- oder Hauptziele machen eine effektive Kooperation gegen ISIS praktisch unmöglich. "Fellowship of the Ring".
Zitat von Martin im Beitrag #99 Es ist für den, der die Meldungen über die letzten Jahre ein bisschen verfolgt hat, offensichtlich, dass über die Türkei ein reger Warenaustausch u.a. mit dem IS erfolgt, Öl, Waffen u.a.. Es ist auch offensichtlich, dass vor allem der Erdogan-Clan an diesen Geschäften beteiligt ist. Auf der anderen Seite ist klar, dass wer den IS erfolgreich bekämpfen will, seine Versorgungs- und Finanzierungslinien wirksam beschneiden muss. Damit haben die Russen in den letzten zwei Wochen begonnen, angefangen bei der LKW-Pipeline von von IS besetzten Ölquellen. Die Türkei dagegen versucht schon seit längerem, im Norden Syriens eine non-fly-zone zu errichten, und hat wohl auch den Russen gedroht, dort nicht aktiv zu werden. IS bekämpfen und die Versorgungslinien (nicht nur ÖL, sondern auch die vielen mit 'Zement und Eisenwaren' beladenen Lkw nach Syrien) vermeiden passt aber nicht, irgendwann musste das wohl zum unmittelbareren Konflikt führen, dem die USA bisher aus dem Weg gegangen sind.
Vielleicht ist das alles klar und offensichtlich, auch wenn ich nicht glaube, dass es in dieser Region für irgendwas eine glaubwürdige Quelle mit stichhaltigen Belegen gibt.
Wenn all dem so ist, warum haben die Türken den Bomber nicht abgeschossen, als er noch nicht den IS bombardiert hatte? Denn die Russen behaupten ja eh, dass der Abschuss nicht im türkischen Luftraum stattgefunden hat (gibt es denn dafür jetzt irgendeinen Beleg, der über Behauptungen hinausgeht?), wäre also viel cleverer gewesen.
Ich frage nochmal: warum halten sich die Russen nicht soweit wie möglich vom türkischen Luftraum entfernt? Denn selbst nach russischer Version war man ja sehr nahe dran. Was hat das für einen Nutzen, außer Provokation?
Zitat von Martin im Beitrag #99 Die Russen haben sich durch ihre Absprachen mit den USA bisher zumindest über syrischem Territorium sicher gefühlt. Ob das naiv war, darüber kann man streiten. Erdogan wollte möglicherweise eine Warnung an die Russen schicken. Der neueste Vorfall deutet aber darauf hin, dass es bald ans Eingemachte geht: http://www.zerohedge.com/news/2015-11-27...downed-warplane .
Auch aus diesem Artikel kann ich nun überhaupt nichts nützliches entnehmen, außer aus meiner Sicht recht weit hergeholte Behauptungen. Warum soll beispielsweise die Anwesenheit und Patrouille von türkischen Jagdflugzeugen an der Grenze ein Beleg dafür sein, dass die ganze Aktion ein Hinterhalt war, und dieser nur funktionieren konnte, weil die Türken den "flight path" von der USA bekommen haben? Das ist doch kompletter Mumpitz. Die einfachste Erklärung ist doch: ständige Patrouille an der Grenze, um den türkischen Luftraum zu überwachen und ggf. einem Eindringling direkt auf die Finger klopfen zu können. Die Russen sind ja bekannt dafür, regelmäßig anderer Länder Luftabwehrbereitschaft zu testen. Siehe GB, Norwegen, Island, Schweden, Finnland.
Zitat von Martin im Beitrag #99 Die Vorwürfe gehen also inzwischen weiter, nämlich dass die im Rahmen des Abkommens zwischen Russland und den USA ausgetauschten Daten an die Türken und die damit die zu treffenden Ziele weitergegeben werden.
Scheint mir aus der Luft gegriffen. Was spricht gegen meine viel simplere Version?
Zitat von Emulgator im Beitrag #94 Sind Sie vielleicht an Literaturhinweisen interessiert?
Nein. [...] Und diese Theorie eines "Gewohnheitsvölkerrechts" ist im übrigen so offensichtlich Unsinn, dass ich da kein weiteres Wort drüber verliere. Wer daran glauben will, soll das tun. Das ist so gut oder so schlecht wie viele andere Glaubenssysteme.
Hier im Forum schreibt erkennbar kein einziger Jurist mit. Laufend wird der Rechtsstaat argumentatorisch bemüht, aber erkennbar sind dessen wichtigste Grundsätze völlig unbekannt, im vorliegenden Fall der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz, an anderen Stellen aber auch Grundsätze der Klagebefugnis, des Gesetzesvorbehalts. Völlig falsch eingeschätzt in ihrer Qualität für den Rechtsstaat werden ferner außergesetzliche Rechtsquellen wie Gewohnheitsrecht, Verträge und Sitte.
Nun gut, das ist alles kein Beinbruch, dann fragt man eben oder informiert sich, sobald man sich seiner Unkenntnis bewußt wird. Es ist zum Glück die philosophische Grundlage des Rechts, das materielle Recht und das wichtigste Verfahrensrecht (also das, was die Juristen bei Gericht zu beachten haben) gar nicht so kompliziert. Sehr schnell erkennt man sinngemäß wiederkehrende Grundsätze, wenn man sich mit einer Einführung in das Zivilrecht und dann dem öffentlichen Recht (Strafrecht, Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht) befaßt hat. Es lohnt sich! Nicht nur wegen einer Forumsdiskussion sondern auch, um selber nicht leichtfertig oder aus einer populären magischen Rechtsvorstellung ("Mit dem Satz 'Eltern haften für ihre Kinder' kann ich geltendes Recht wegzaubern.", "Mir egal, ob mein Vertragspartner das Kleingedruckte lesen kann, der Zauber wirkt auch so.") nachteilige rechtliche Positionen einzunehmen. Über Völkerrecht kann man parallel lesen und man erkennt Parallelen und Berührungspunkte zum innerstaatlichen Recht. Auch da gibt es schöne Einführungslehrbücher.
Aber sich der Ignoranz der zum ach so geschätzten Rechtsstaat gehörenden Wissenschaftsdisziplin zu rühmen, nämlich der Rechtswissenschaft, und sich dabei für besonders vernünftig und aufgeklärt zu halten, ist schon selten grotesk. Auf welcher Grundlage will man denn argumentieren, wenn man nichts kennt als das eigene Befinden? Zettel mahnte seinerzeit noch, substantiellere Beiträge zu liefern als ausschließlich sein Befinden mitzuteilen. Denn warum sollte man die anonyme Öffentlichkeit der man selber ebenso anonym ist, mit seinem Befinden belästigen?
Wenn all dem so ist, warum haben die Türken den Bomber nicht abgeschossen, als er noch nicht den IS bombardiert hatte? Denn die Russen behaupten ja eh, dass der Abschuss nicht im türkischen Luftraum stattgefunden hat (gibt es denn dafür jetzt irgendeinen Beleg, der über Behauptungen hinausgeht?), wäre also viel cleverer gewesen.
Vielleicht weil der Anflug über eine ganz andere Route ging? Vielleicht weil die Vorankündigung beim Abflug der Bomber verhältnismäßig kurz ist für so eine Aktion?
Zitat Ich frage nochmal: warum halten sich die Russen nicht soweit wie möglich vom türkischen Luftraum entfernt? Denn selbst nach russischer Version war man ja sehr nahe dran. Was hat das für einen Nutzen, außer Provokation?
Als es den ersten Vorfall gab, dass ein russischer Flieger in den türkischen Luftraum eingedrungen sein sollte, da gab es die Aussage, dass die russischen Flieger regelmäßig verschiedene Landerouten wählen, um für eventuelle Luft-Boden-Raketen nicht ganz so berechenbar zu sein, wenn sie auf niedrigere Flughöhen kommen. Ich bin kein Experte dafür, aber es weäre eine andere Begründung als 'Provokation'. Latakia liegt gar nicht so weit von der türkischen Grenze entfernt.
Zitat Auch aus diesem Artikel kann ich nun überhaupt nichts nützliches entnehmen, außer aus meiner Sicht recht weit hergeholte Behauptungen. Warum soll beispielsweise die Anwesenheit und Patrouille von türkischen Jagdflugzeugen an der Grenze ein Beleg dafür sein, dass die ganze Aktion ein Hinterhalt war, und dieser nur funktionieren konnte, weil die Türken den "flight path" von der USA bekommen haben? Das ist doch kompletter Mumpitz. Die einfachste Erklärung ist doch: ständige Patrouille an der Grenze, um den türkischen Luftraum zu überwachen und ggf. einem Eindringling direkt auf die Finger klopfen zu können. Die Russen sind ja bekannt dafür, regelmäßig anderer Länder Luftabwehrbereitschaft zu testen. Siehe GB, Norwegen, Island, Schweden, Finnland.
Jeder darf sich seine Plausibilitätsüberlegungen zurechtbasteln. Ich bezeichne selten etwas als Mumpitz, wo ich nicht ausreichend tief involviert bin, um da sicher zu sein. Aus diesem Alter bin schon ein Weilchen raus.
Zitat Scheint mir aus der Luft gegriffen. Was spricht gegen meine viel simplere Version?
Gruß hubersn
Ich warte gerne ein paar Tage, manchmal kommen noch ein paar Meldungen dazu. Beispielsweise könnten die USA den russischen Verdacht von sich weisen.
Die Amerikaner sprechen bei dem, was sich hier abzuzeichnen beginnt, von "perfect storm".
Zitat von Welt, 2.12"Europa erwartet böse Überraschung": 500.000 syrische Flüchtlinge sollen von der Türkei direkt in die EU umverteilt werden. Ungarns Premier spricht von einem unter deutscher Führung entstandenen Plan.
Zitat Die EU und die Regierung in Ankara arbeiten nach Angaben des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán hinter den Kulissen an einem Plan, 400.000 bis 500.000 syrische Flüchtlinge direkt aus der Türkei in die EU umzusiedeln.
Möglicherweise werde die Abmachung noch in dieser Woche in Berlin verkündet, sagte Orbán am Mittwoch bei einem Treffen mit Führungskräften seines Landes in Budapest. Mehrere EU-Staaten hätten bei ihrem Gipfeltreffen mit der türkischen Regierung am Sonntag eine solche "geheime Hintergrundabsprache" unter der Regie Deutschlands getroffen.
"Diese böse Überraschung erwartet Europa", sagte Orbán. Er erwarte starken Druck auf sein Land ebenso wie auf Polen, die Slowakei und Tschechien, einen Teil der Flüchtlinge aufzunehmen. "Wir können dies nicht akzeptieren", betonte der Ministerpräsident.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
überrascht erfahre ich , daß mir Menschenleben wurscht sind. In meiner beruflichen Zeit habe ich mindestens 10 Menschen durch eine adäquate Notfalltherapie davor bewahrt, endgültig ins Nirwana abzufladdern. Können Sie für sich Ähnliches belegen?
Bitte um Entschuldigung wg. der Verlinkung der russischen Quelle; angesichts der vorhergehenden Meldung von Reuters scheint sie mir den Ist-Zustand korrekt wiederzugeben.
Nicolaus Fest heute:
Zitat von N.F., 15.02....ausgerechnet der russische Diktator zeigt dem moralisch hochgerüsteten Westen, wie man Kriege beendet – indem man den Gegner vernichtet. Er stellt damit genau die Stabilität her, die der Westen seit Monaten herbeiwünscht, aber nicht schafft. Dass Putin dabei Assad fördert, ist zwar unter ethischen Gesichtspunkten wenig erfreulich, doch ist mit Ethik traditionell kaum Politik zu machen – und im arabischen Raum schon gar nicht. Auch die Nachfolger von Assad wären kaum Demokraten. Doch hat Putins Eingreifen zumindest jede Rationalität für sich. Statt irgendwelche Rebellen zu unterstützen, deren Einfluss oftmals nur lokal ist und nur wenige Stämme oder Religionsgruppen umfasst, ergreift Putin Partei für die einzige Macht in Syrien, die weiß, wie man einen Staat organisiert und zusammenhält.
Mittlerweile zeigt sich, daß es Assad, mit Putins Hilfe, um die Rückeroberung des gesamten Landes geht & der Angriff auf Raqqa unmittelbar bevorstehen dürfte.
Zitat von RTSyrian army units and paramilitary forces are reportedly moving into Raqqa province, seizing strategically important areas along the Salamiyah-Raqqa road which leads directly into the Islamic State stronghold.
On Sunday, Syrian government forces and Palestinian armed militia captured the strategically important Tal Masbah hilltop, the last entrenched Islamic State (IS, previously ISIS/ISIL) position.
Die Einnahme ganz Syriens durch Assads Truppen hat Konsequenzen: es wird keinen kurdischen Staat als Refugium für syrische oder türkische Kurden geben; es wird auch keine sicheren Rückzugsgebiete für Menschen geben, die Assad oder seine Trupen als tatsächliche oder potentielle Gegner ansehen könnten. Statt dessen werden die, die es aus dem Land schaffen, so wie es sich abzeichnet, ausnahmslos nach DE gelangen. Direkt aus der Türkei, vlt. demnächst, "in humanitärem Auftrag", direkt aus Syrien. (Womit dann auch die bislang so oft betonte Schengen/Dublin-Regelung des sicheren Drittstaats/1. betretener EU-Staat substanzlos wird.)
Im unsäglichen Neusprech unserer Politiker heißt das momentan "atmendes System".
Zitat von Die Welt, 14.02.Welchen Umfang das "Umsiedlungsprogramm" hat, steht noch nicht fest. In einem Entwurf, aus dem die "Frankfurter Allgemeine" berichtete, ist davon die Rede, 650 Flüchtlinge pro Tag aus der Türkei nach Deutschland zu fliegen. Das wären 240.000 im Jahr. Aus damit befassten Stellen der Bundesregierung heißt es jedoch, dies sei nicht der aktuelle Stand der Überlegung, vielmehr sei statt fester Werte an ein "atmendes System" gedacht, also eines mit flexiblen Zahlen. Die Türkei will nämlich, dass die EU sich auf eine Mindestzahl und darüber hinaus auf einen festen Anteil verpflichtet. Kämen wegen des eskalierenden Krieges mehr Syrer in die Türkei, würden auch mehr nach Europa weitergeleitet.
Im Klartext: In ein von Assad beherrschtes Syrien wird niemand von denen zurückkehren. Auch der Streit um Familienzusammenführung ist damit entschieden. Und zwar unabhängig von ihrer Anzahl (aller Voraussicht nach dürften das Millionen werden). Und natürlich werden sämtliche Konflikte & Bruchlinien eins zu eins bei uns fortgesetzt. Kein Land auf der Welt, schon gar nicht in Europa, wird mehr als ein paar Dutzend oder Hundert symbolische Dauerneubürger übernehmen. Wer Syrien verlässt, wird Teil der Zukunft dieses Landes sein. Unabänderlich. Alea iacta est.
Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire
Zitat von N.F., 15.02....ausgerechnet der russische Diktator zeigt dem moralisch hochgerüsteten Westen, wie man Kriege beendet – indem man den Gegner vernichtet. Er stellt damit genau die Stabilität her, die der Westen seit Monaten herbeiwünscht, aber nicht schafft. Dass Putin dabei Assad fördert, ist zwar unter ethischen Gesichtspunkten wenig erfreulich, doch ist mit Ethik traditionell kaum Politik zu machen – und im arabischen Raum schon gar nicht. Auch die Nachfolger von Assad wären kaum Demokraten. Doch hat Putins Eingreifen zumindest jede Rationalität für sich. Statt irgendwelche Rebellen zu unterstützen, deren Einfluss oftmals nur lokal ist und nur wenige Stämme oder Religionsgruppen umfasst, ergreift Putin Partei für die einzige Macht in Syrien, die weiß, wie man einen Staat organisiert und zusammenhält.
Das ist zutreffend. Der syrischen Regierung gelingt es, ehemals feindselige Milizen für sich zu gewinnen. Ebenso unterstehen der syrischen Regierung 2/3 der syrischen Bevölkerung. Leider kann man keine Aufschlüsselung der syrischen Flüchtlinge nach Herkunftsgebieten bekommen, was z.T. natürlich auch daran liegt, daß sie vom deutschen Staat nicht registriert werden, und daher schlichtweg keine Daten erhoben werden. Aber wenn Flüchtlinge individuell gefragt werden, dann ist deren Herkunftsort meistens im Gebiet sunnitischer Rebellen, und nur sehr selten im Gebiet der syrischen Regierung oder Rojava. Es ist eben zweierlei, ob man eine Regierung bekämpft oder ob man selber willens und fähig ist, zuverlässige staatliche Strukturen aufzubauen.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #107Mittlerweile zeigt sich, daß es Assad, mit Putins Hilfe, um die Rückeroberung des gesamten Landes geht & der Angriff auf Raqqa unmittelbar bevorstehen dürfte.
Nein, es geht nur um Teile der Provinz Raqqa. Die Stadt selber ist noch viel weiter im Osten. Für den IS sind Rußland und die SAA (Syrische Arabische Armee) zwar eine Bedrohung, aber noch nicht existenziell gefährlich.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #107Die Einnahme ganz Syriens durch Assads Truppen hat Konsequenzen: es wird keinen kurdischen Staat als Refugium für syrische oder türkische Kurden geben;
Das stimmt nicht. In der anhaltenden Aleppo-Offensive kooperieren die "Syrian Democratic Forces", zu der hauptsächlich die kurdische YPG aber auch christliche und sunnitische Milizen gehören, mit den syrisch-russischen Regierungstruppen. Siehe englische Wikipedia. Die Konfliktlinien sehen inzwischen so aus: Auf der einen Seite die "gemäßigten Islamisten", also Al-Qaida, islamische Front und andere sunnitisch-islamistische Splittergruppen und die Türkei, auf der anderen Seite Syrien, Rußland, YPG-Kurden und SDF-Milizen. Für die USA und den Westen (zu dem offensichtlich die Türkei nicht gehört) bedeutet das folgendes: Sie haben einige Milizen mit Waffen unterstützt, die sich inzwischen der SDF angeschlossen haben. Sie haben ebenfalls Waffen an sunnitisch-islamische Milizen geliefert, die jetzt auf der anderen Seite stehen. Man sieht, wie wenig Einfluß der Westen in Syrien hat. Es heißt aber auch, daß der Vorwurf an Rußland, sie würden gemäßigte Rebellen bombardieren, unbedacht ist. Erstens spielen Bombarierungen des IS durch "den Westen" unvermeidlich auch der syrischen Regierung in die Hände, indem in diesem Maße Kräfte vom Kampf gegen den IS abgezogen werden können. Das ist unvermeidlich in einem Dreierkonflikt, in dem man mit zwei verfeindeten Parteien verfeindet ist. Zweitens ist fragwürdig, ob es überhaupt noch nennenswerte Rebellengruppen gibt, die offensiv die Regierung und den IS bekämpfen, und nicht sunnitisch-islamistisch oder turkmenisch-nationalistisch sind. Es wird sicher noch lange Lokalmilizen gegen die Regierung geben, die ihre Dörfer gegen den Zugriff dritter verteidigen, aber für raumgreifende Offensiven gegen die Regierung oder später eine Regierungsbeteiligung über ganz Syrien in einer Friedenslösung sind sie definitiv nicht fähig. Gegen den IS kämpft von denen erst recht niemand. Drittens haben sich inzwischen gemäßigte Rebellen selber der syrischen Regierung angeschlossen. Wie sich die faktische Allianz von Regierung und SDF entwickeln wird, ist noch nicht vorherzusehen. Gegenwärtig wirken Türkei und sunnitisch-islamistische Rebellen als Klammer. Es ist denkbar, daß die Regierung die SDF bekämpfen würde, wenn der gemeinsame Feind, sunnitisch-islamistische Rebellen, erledigt ist, doch dieser gemeinsame Feind hat die Türkei und Saudi-Arabien als mächtige Unterstützer. Daher glaube ich eher, daß die Regierung der SDF eine Art Teilautonomie zugestehen wird; also das, was Rojava unter der YPG schon hat. Die YPG strebt offensichtlich ohnehin keinen selbständigen Kurdenstaat an, sondern mit Rojava so etwas ähnliches wie die autonomen Kurdenprovinzen im Irak, nur eben säkularer und weniger kurdisch-traditionalistisch-nationalistisch; eher an der Ideologie Öcalans angelehnt. Für diese Möglichkeit spricht, daß die syrische Regierung anders als die sunnitisch-islamistischen Rebellen kein Programm hat, das sie anderen Volksgruppen aufdrücken will, außer daß sie zwecks Selbsterhaltung ihrer selbst und der an ihr beteiligten Minderheiten (Alawiten, Christen, Schiiten, etc.) an der Macht bleiben will. Ebenfalls beginnt die Türkei damit aus westlichen Druck hin, ihre Grenze nach Syrien stärker zu kontrollieren. Diese Kontrollen werden aber in erster Linie nicht die sunnitisch-islamistischen Rebellen beeinträchtigen, sondern die YPG weiter in die Arme der syrischen Regierung treiben, weil der ohnehin schon heimliche Nachschub über die türkische Grenze nach Rojava schwieriger wird.
Abschließend möchte ich noch auf die Einschätzungen von General i.R. Kujat in dieser Fernsehsendung hinweisen, die sehr viele politische Tolpatschigkeiten "des Westens" in Bezug auf Syrien und Rußland treffend erklären.
Zitat von N.F., 15.02....ausgerechnet der russische Diktator zeigt dem moralisch hochgerüsteten Westen, wie man Kriege beendet – indem man den Gegner vernichtet.
Was heißt da "ausgerechnet"? Natürlich kann man bei kompletter moralischer Abrüstung à la Putin Kriege beenden. Fest tut so, als wäre das eine bemerkenswerte Leistung und der Westen solle sich daran ein Beispiel nehmen. So ein Arschloch.
Zitat von R.A. im Beitrag #110(...) Woher kommen diese Informationen?
Hier gibts eine z.B. eine Quelle, die immer wieder gern genommen und zitiert wird auch in den ÖR und die, wie man liest, keinesfalls ihrem Namen gerecht wird. Interessant auch deshalb, weil eben die Meldungen seit Jahren schon sehr einseitig kolportiert werden und dann mit der Vita des Mannes erklärlich sind, aber nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen. Es lohnt sich, den kompletten Artikel zu lesen. Übrigens ist der Artikel schon von Ende 2012.
Mindestens 40.000 Menschen seien in Syrien seit Beginn der Proteste gegen die Regierung Baschar al-Assads im März 2011 getötet worden. Das zumindest meldete erst kürzlich die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte aus London. Die Organisation ist mit Beginn der Aufstände zu einer der wichtigsten Quellen westlicher Medien geworden. Todeszahlen und Berichte über Gefechte kommen oft von ihr. Auch auf Süddeutsche.de wurden Informationen der Beobachtungsstelle immer wieder zitiert. (...) Doch wer steckt hinter dieser Organisation? Von wem wird sie geleitet? Und welche Ziele verfolgt sie? Wer sich mit der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte eingehend beschäftigt, stößt auf ein kompliziertes Beziehungsgeflecht ominöser syrischer Nachrichten-Protokollanten. Und es wird klar: Allem Anschein nach gibt es in London keine solche Organisation.
Eigentlich ist es längst kein Geheimnis mehr (siehe Berichte beim österreichischen Standard oder Reuters), dass die Beobachtungsstelle ein Ein-Mann-Betrieb mit Sitz in Coventry ist, einer Stadt mit 300.000 Einwohnern, etwa 150 Kilometer nördlich von London. (...) Der Name Abdul-Rahman ist ein Pseudonym. Mit bürgerlichem Namen heißt der Aktivist Osama Suleiman. Im Herbst 2011 wurde er von Kritikern geoutet. Obwohl er daraufhin sogar seinen Pass im Fernsehen präsentierte, lässt er sich immer noch lieber pseudonym zitieren - zu seinem Schutz, aber vor allem, weil er sich mit dem Namen identifiziere. In diesem Text soll er trotzdem Osama Suleiman heißen - denn er war womöglich nicht der einzige, der als Abdul-Rahman auftrat.
Suleiman ist Exil-Syrer, nach eigenen Angaben saß er als Oppositioneller dreimal in syrischen Gefängnissen und wanderte im Jahr 2000 nach Großbritannien aus, um einer vierten Haft zu entgehen. Er zog nach Coventry, wo er mit seiner Frau ein Bekleidungsgeschäft betreibt. Mittlerweile ist er britischer Staatsbürger. (...)
Hier über Google:
Zitat Flüchtlinge: Tausende warten an der türkischen Grenze ...
www.spiegel.de › Politik › Ausland › Flüchtlinge 05.02.2016 - Tausende Syrer fliehen vor den Kämpfen in Aleppo - und stranden an der ... sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman.
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Nach Militärangriffen auf Aleppo : Zehntausende Syrer ...
06.02.2016 - Nach Militärangriffen auf Aleppo Zehntausende Syrer warten an türkischer Grenze ... Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte geht von ... in die Türkei zu kommen", sagte ihr Leiter Rami Abdel Rahman. ... dass die Verschlechterung der humanitären Situation natürlich die ... ------------
Syrien: Zehntausende fliehen vor Kämpfen in Aleppo - Die Zeit
www.zeit.de › Start › Politik 05.02.2016 - ... sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. ... der Situation der Menschen innerhalb Syriens, sagte Peruvemba.
♥lich Nola
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Status quo, nicht wahr, ist der lateinische Ausdruck für den Schlamassel, in dem wir stecken. Zettel im August 2008
Zitat von N.F., 15.02....ausgerechnet der russische Diktator zeigt dem moralisch hochgerüsteten Westen, wie man Kriege beendet indem man den Gegner vernichtet.
Was heißt da "ausgerechnet"? Natürlich kann man bei kompletter moralischer Abrüstung à la Putin Kriege beenden. Fest tut so, als wäre das eine bemerkenswerte Leistung und der Westen solle sich daran ein Beispiel nehmen. So ein Arschloch.
Ich wäre sehr für moralisch abgerüstete Kriegsbeender.Täten solche dies auch noch im Interesse meiner Nation, fühlte ich mich als Arschloch nicht unwohl. Unwohl wird mir bei höchstmoralbewaffneten Entscheidungsträgern (Merkel), die vor Schüssen von höchstmoralbewaffneten Pseudorichtern(Presse) in Deckung gehen.Moraljonglieren.
Zitat von HR im Beitrag #112 Ich wäre sehr für moralisch abgerüstete Kriegsbeender.Täten solche dies auch noch im Interesse meiner Nation, fühlte ich mich als Arschloch nicht unwohl. Unwohl wird mir bei höchstmoralbewaffneten Entscheidungsträgern (Merkel), die vor Schüssen von höchstmoralbewaffneten Pseudorichtern(Presse) in Deckung gehen.Moraljonglieren.
Wer ist hier das Arschloch?
Ein Arschloch ist jemand der Zivilisten bombardieren lässt. Ein Arschloch ist jemand der gezielt die Infrastruktur vernichtet, und dem die zivilen Opfer dabei egal sind. Ein Arschloch ist jemand der Krankenhäuser angreifen lässt und der einen Driss auf Genf und Den Haag gibt. Das ist ein Arschloch. Das hat nichts, aber auch gar nichts mit Merkel zu tun. Und wenn Sie sich dabei wohlfühlen wollen, lieber HR, dann empfehle ich einen tiefen Blick in den Spiegel und überlegen noch einmal was Sie da so hingesagt haben. Einer Nation die so etwas als richtig definiert, möchte ich nie angehören. Und das ist keine Frage der Moral sondern der Ethik und dem morgenlichen Blick in eben jenen Spiegel.
Zitat von Llarian im Beitrag #113Ein Arschloch ist jemand der Zivilisten bombardieren lässt. Ein Arschloch ist jemand der gezielt die Infrastruktur vernichtet, und dem die zivilen Opfer dabei egal sind. Ein Arschloch ist jemand der Krankenhäuser angreifen lässt und der einen Driss auf Genf und Den Haag gibt. Das ist ein Arschloch.
Interessante Liste. Dabei fällt mir ein, daß wir gerade den 71. Jahrestag der Vernichtung von Dresden hinter uns gebracht haben.
Außerdem fällt mir ein, daß dieses Vokabular noch vor wenigen Jahren in Zettels Raum eher ungern gesehen wurde.
Zitat von Llarian im Beitrag #113Ein Arschloch ist jemand der Zivilisten bombardieren lässt. Ein Arschloch ist jemand der gezielt die Infrastruktur vernichtet, und dem die zivilen Opfer dabei egal sind. Ein Arschloch ist jemand der Krankenhäuser angreifen lässt und der einen Driss auf Genf und Den Haag gibt. Das ist ein Arschloch.
Interessante Liste. Dabei fällt mir ein, daß wir gerade den 71. Jahrestag der Vernichtung von Dresden hinter uns gebracht haben.
Außerdem fällt mir ein, daß dieses Vokabular noch vor wenigen Jahren in Zettels Raum eher ungern gesehen wurde.
Es ist nach wie vor ungern gesehen. Ich hätte es nur lächerlich gefunden nachdem der Begriff gefallen ist, einen anderen zu verwenden. Zum anderen: Dresden ist ein schönes Beispiel. Und Bomber Harris ist auch nach wie vor einer der größten Kriegsverbrecher des zweiten Weltkrieges, so groß, dass eine nachträgliche Verurteilung noch angemessen wäre, zumindest wenn die entsprechenden Autoritäten in Den Haag Anstand hätten. Ändert das etwas an Putin ? Ich würde es eher andersrum betrachten wollen: Wer heute meint, dass es schon okay ist, wenn massive Kriegsverbrechen begangen werden, so lange es der eigenen Nation dient ("right or wrong, my country"), der hat jedes Recht verloren über Dresden auch nur ein Wort zu verlieren.
Zitat von Llarian im Beitrag #113Ein Arschloch ist jemand der Zivilisten bombardieren lässt. Ein Arschloch ist jemand der gezielt die Infrastruktur vernichtet, und dem die zivilen Opfer dabei egal sind. Ein Arschloch ist jemand der Krankenhäuser angreifen lässt und der einen Driss auf Genf und Den Haag gibt. Das ist ein Arschloch.
Interessante Liste. Dabei fällt mir ein, daß wir gerade den 71. Jahrestag der Vernichtung von Dresden hinter uns gebracht haben.
Vielleicht kann man die Sache auf den Punkt bringen, wenn man einen Gedanken von Ihnen verwendet:
Zitat von Fluminist im Beitrag RE: Deutschlands ReichtumMoralisierende Erpressung setzt aber einen geeigneten Adressaten voraus. Hätte Gandhi nicht mit dem British Raj ("pesky fellow, that Gandhi chappie - got to do the decent thing, what?"), dem fairness & propriety in den Adern floß, zu tun gehabt, sondern beispielsweise mit den Kunden vom IS, dann wäre er mit seinem "passiven Widerstand" genau 0 Fußbreit weit gekommen.
Ich würde genauer sagen, daß die Briten moralisch erpressbar waren, weil ihnen das Ansehen wichtig war, mild und gerecht zu sein. Sie sagen richtig, daß auf dieses Ansehen Parteien wie der IS keinen Wert legen. Dort herrscht eine Ideologie des Gott-hat-sie-in-unsere-Hand-gegeben. Gegen die Feinde ist in ihren Augen alles erlaubt, sogar, was keinen direkten militärischen Vorteil hat (Terror). Sie genieren sich nicht, das offen zuzugeben und zu praktizieren.
Steht man einer solchen Partei gegenüber, ist Milde tatsächlich kontraproduktiv. Die Gegenseite würde diese Milde stets als Schwäche ausnutzen. Sie würde sich nicht durch das gute Beispiel der Milde gezwungen sehen, ihrerseits Milde walten zu lassen, um nicht durch ein schlechteres Ansehen im Vergleich zum Gegner einen Nachteil zu kommen. Daher halte ich es für politisch (freilich nicht individuell-moralisch; das Individuum wäre stets aufgerufen, im Namen der Milde sogar den eigenen Märtyrertod aus der Hand des Grausamen zu erdulden, doch dies kann man nicht sinnvoll für einen ganzen Staat fordern) hinnehmbar, so einer Partei --sofern militärisch sinnvoll-- Städte und Krankenhäuser zu bombardieren und keine Waffenstillstände zu suchen. In der Hinsicht ist Nazi-Deutschland wie der IS zu sehen: Gott oder "die Vorsehung" oder die rassische Überlegenheit gab ihnen die Rechtfertigung, entgegen den Regeln von Menschlichkeit und Ritterlichkeit Milde des Gegners nicht erwidern zu wollen, sondern als Schwäche zu diskreditieren. Die Briten (dieselben, die später in Indien gegenüber Ghandi milde waren) bzw. Syrien haben deutliche Beispiele für diese Grausamkeit erlebt. Daher hätte es sich für ihren redlicheren Gegner nicht gelohnt, seinerseits Milde zu zeigen; es wäre sogar eine Gefahr für Milde und Menschlichkeit gewesen, wenn infolgedessen der einzige vernichtet wird, dem die Menschlichkeit wichtig ist.
Vielleicht kann man ein Beispiel am Vergleich von Ukraine und Syrien sehen: In der Ukraine ist das Ansehen, einen "gerechten" Bürgerkrieg zu führen, beiden Seiten sehr viel wichtiger als in Syrien. Das sieht man auch an der Propaganda. Auch Rußland wagt es nicht, sich in Europa explizit auf das Recht des Stärkeren zu berufen (obwohl es ohne seine militärische Stärke bei einem bloßen Verhandlungszimmertechtelmechtel geblieben wäre), sondern läßt "Traktoristen" den Krieg führen. In Syrien ist dies anders, spätestens seit der Waffenstillstand von 2012 gescheitert ist, weil die Kriegsunternehmungen in Form von Waffenlieferungen von Qatar und Saudi-Arabien anhielten. Das ist zwar grausam, aber zum Teil hat da die Zivilbevölkerung sogar selber eine Mitwirkungsmöglichkeit, indem sie den eigenen Soldaten signalisiert, daß sie nicht durch Unmenschlichkeiten gegen den Feind verteidigt werden will. Einer Zivilbevölkerung, bei der gewaltsame Überlegenheit gleichwertig mit Legitimation ist, wir sich damit natürlich schwertun.
Zitat von Emulgator im Beitrag #117 Das ist zwar grausam, aber zum Teil hat da die Zivilbevölkerung sogar selber eine Mitwirkungsmöglichkeit, indem sie den eigenen Soldaten signalisiert, daß sie nicht durch Unmenschlichkeiten gegen den Feind verteidigt werden will. Einer Zivilbevölkerung, bei der gewaltsame Überlegenheit gleichwertig mit Legitimation ist, wir sich damit natürlich schwertun.
Die Möglichkeit einer Mitwirkung wäre eine interessante Frage. Nehmen wir mal an, Aleppo war von Daesh erobert und ein Jahr gehalten worden: Wie viele der verbliebenen Bewohner sehen die syrische Armee überhaupt willkommen? Immerhin dürfte eine gewaltige Selektion stattgefunden haben, was allerdings die Gebietsansprüche der syrischen Regierung nicht mindert. Auf der anderen Seite muss es ja nicht zu Unmenschlichkeiten kommen, zumindest dürfte die russische Seite kein Interesse daran haben. Zwar schwirren da allerlei schlimme Geschichten durch das Internet die bei unbeteiligten Gemütern auf fruchtbaren Boden fallen, nur sollte man solche Information gut hinterfragen, bevor man Moralinsaures gibt.
Ein Arschloch ist jemand der Zivilisten bombardieren lässt. Ein Arschloch ist jemand der gezielt die Infrastruktur vernichtet, und dem die zivilen Opfer dabei egal sind. Ein Arschloch ist jemand der Krankenhäuser angreifen lässt und der einen Driss auf Genf und Den Haag gibt. Das ist ein Arschloch. Das hat nichts, aber auch gar nichts mit Merkel zu tun. Und wenn Sie sich dabei wohlfühlen wollen, lieber HR, dann empfehle ich einen tiefen Blick in den Spiegel und überlegen noch einmal was Sie da so hingesagt haben. Einer Nation die so etwas als richtig definiert, möchte ich nie angehören. Und das ist keine Frage der Moral sondern der Ethik und dem morgenlichen Blick in eben jenen Spiegel.
Lieber Llarian, ich schenke Ihnen gerne alle meine Moral und Ethik.Diese sind nix wert. Frieden in Syrien wäre Gold.
Zitat von HR im Beitrag #112 Ich wäre sehr für moralisch abgerüstete Kriegsbeender.Täten solche dies auch noch im Interesse meiner Nation, fühlte ich mich als Arschloch nicht unwohl. Unwohl wird mir bei höchstmoralbewaffneten Entscheidungsträgern (Merkel), die vor Schüssen von höchstmoralbewaffneten Pseudorichtern(Presse) in Deckung gehen.Moraljonglieren.
Wer ist hier das Arschloch?
Ein Arschloch ist jemand der Zivilisten bombardieren lässt. Ein Arschloch ist jemand der gezielt die Infrastruktur vernichtet, und dem die zivilen Opfer dabei egal sind. Ein Arschloch ist jemand der Krankenhäuser angreifen lässt und der einen Driss auf Genf und Den Haag gibt. Das ist ein Arschloch. Das hat nichts, aber auch gar nichts mit Merkel zu tun. Und wenn Sie sich dabei wohlfühlen wollen, lieber HR, dann empfehle ich einen tiefen Blick in den Spiegel und überlegen noch einmal was Sie da so hingesagt haben. Einer Nation die so etwas als richtig definiert, möchte ich nie angehören. Und das ist keine Frage der Moral sondern der Ethik und dem morgenlichen Blick in eben jenen Spiegel.
Die Frage stellt sich nicht, wenn die Alternative wäre, morgen nicht mehr in den Spiegel schauen zu können.
Ansonsten wäre nach der selber Logik auch ein Arschloch, wer Flüchtlinge, die sonst nirgendwo akzeptiert werden, an der Grenze abweist, auch wenn er selber dabei den Bach runter geht.
Ich hätte im übrigen Hitler nicht gewinnen sehen wollen, nur weil jemand um sein eigenes, persönliches Seelenheil besorgt war.
Die andere Wange hin zuhalten ist auf der kollektiven Ebene regelmäßig nicht anzuwenden, wenn dies einer Selbstvernichtung gleichkäme. Warum? Weil ein Kollektiv eine Mehrzahl von Individuen beinhaltet, häufig so groß, dass ein Konsens unpraktisch ist. Es werden also einige nicht mit der Selbstaufopferung einverstanden sein. Und die andere Wange meint eben nicht die Pflicht, einen Dritten zu opfern. "Die andere Wange hinhalten" sagt gar nichts über die Frage aus, ob man zum Schutz eines unschuldigen Dritten einen anderen unschuldigen Dritten opfern darf.
Zitat von HR im Beitrag #112 Ich wäre sehr für moralisch abgerüstete Kriegsbeender.Täten solche dies auch noch im Interesse meiner Nation, fühlte ich mich als Arschloch nicht unwohl. Unwohl wird mir bei höchstmoralbewaffneten Entscheidungsträgern (Merkel), die vor Schüssen von höchstmoralbewaffneten Pseudorichtern(Presse) in Deckung gehen.Moraljonglieren.
Wer ist hier das Arschloch?
Ein Arschloch ist jemand der Zivilisten bombardieren lässt. Ein Arschloch ist jemand der gezielt die Infrastruktur vernichtet, und dem die zivilen Opfer dabei egal sind. Ein Arschloch ist jemand der Krankenhäuser angreifen lässt und der einen Driss auf Genf und Den Haag gibt. Das ist ein Arschloch. Das hat nichts, aber auch gar nichts mit Merkel zu tun. Und wenn Sie sich dabei wohlfühlen wollen, lieber HR, dann empfehle ich einen tiefen Blick in den Spiegel und überlegen noch einmal was Sie da so hingesagt haben. Einer Nation die so etwas als richtig definiert, möchte ich nie angehören. Und das ist keine Frage der Moral sondern der Ethik und dem morgenlichen Blick in eben jenen Spiegel.
In Syrien bomben Assad, die Russen, die Türken und mittelbar die Amerikaner. Was die Briten und Franzosen treiben, ist unklarer. Schlössen diese Kombattanten miteinander Frieden, verbleiben noch die Regionalgrößen, die sich ebenfalls bekämpfen. Wäre der Widerstand gegen Assad nicht von außen unterstützt worden, wäre mehr Ruhe im Land.
Für die Ukraine galt, wenn die Befürworter der Anbindung an den Westen nicht unterstützt würden oder man meinte, daß Rußland die Autorität dort sein sollte, man den Ukrainern ein freiheitliches Leben wie im Westen verweigern würde. Das gilt aber für Syrien nicht. Dort sind zu viele Einzelinteressen im Spiel. Der einfache Mann würde sicher auch unter Assad klarkommen.
Barbara Tuchmann meinte in den „Torheiten der Regierenden“, daß es wohl besser gewesen wäre, Vietnam kommunistisch werden zu lassen. Zumal, wenn es die Mehrheit der Bevölkerung will. Es hätte so weniger Elend gegeben. Der Kommunismus dort hätte sich mit der Zeit von allein erledigt.
Ich sehe es so, daß Putin in der Lage ist, in Syrien einen Staus Quo herzustellen. Damit hat man eine Hausnummer, die Menschen dort können sich daran orientieren und ausrichten. Es ist besser, als so wie jetzt hin- und hergetrieben zu werden.
Das gilt solange, bis der Westen bereit ist, selbst robust zu handeln. Im Falle Syrien müßte er vor Ort den von den Türkei bebomten Kurden Sicherheit geben. Zur Not durch Abschuß türkischer Maschinen. Dem IS würde definitiv Nachschub und Ölverkauf erschwert. Von der anderen Seite hält Rußland den Deckel auf dem Topf. Meint ein Emirat dort Waffen hinliefern zu müssen, ist es zu strafen. Tit for tat. Israel gibt eine gute Orientierung.
Daß der Irak nicht im gewünschten Zustand ist, lag vor allem an fehlenden Plänen für die Zukunft. Man könnte den Landstriche entsprechend der Ethnien Selbständigkeit gewähren. Dann gibt es eben keinen Irak mehr. Kleine Fürstentümer haben aber auch weniger Ressourcen zum sich bekriegen.
Der wesentlichste Punkt ist aber, was ja die gemäßigten Moslems in Afghanistan zu den Irren gemacht haben soll (wurde hier so zitiert und ist plausibel): Daß die Russen wollten, daß die Frauen dort wie überall im Kommunismus lesen und schreiben können, daß sie ihr eigenes Geld verdienen und „frei“ entscheiden können. Wenn man also schon mit Truppen vor Ort ist, solltegenau da angesetzt werden.
Mittlerweile brauch man mir mit Moral nicht mehr kommen. In der DDR war es für die Normalbürger besser als in Hitlerdeutschland. Punkt. Ein korrektes, starkes Land hätte imo in Ruanda einmarschieren sollen. Natürlich kann man nicht ganz Afrika besetzen. Aber Libyen, Syrien sind überschaubarer. Engagiert man sich dort, soll man es richtig machen. Ansonsten verschlimmert es oft die Situation (Kambodscha) doch meistens bzw. bringt viele Jahre Krieg.
Wieviel billiger wäre es gewesen, dem Iran, der nur seine Ölfelder verstaatlichte, einfach etwas mehr für das Öl zu zahlen. Diese Investition hätte sich ausgezahlt.
Und, wenn man nicht selbst zur Party geht, machen eben andere das Rennen. Dann braucht man sich über Putin nicht zu beschweren.
Zitat von Reisender im Beitrag #121In Syrien bomben Assad, die Russen, die Türken und mittelbar die Amerikaner.
Mir ist nicht bekannt, dass die Amerikaner Zivilisten bombardieren, so wie es Assad und Putin tun. Daher scheint es mir nicht angemessen, den Einsatz der USA mit dem von Putin auf eine Stufe zu stellen.
Zitat
Zitat:Barbara Tuchmann meinte in den „Torheiten der Regierenden“, daß es wohl besser gewesen wäre, Vietnam kommunistisch werden zu lassen. Zumal, wenn es die Mehrheit der Bevölkerung will. Es hätte so weniger Elend gegeben. Der Kommunismus dort hätte sich mit der Zeit von allein erledigt.
Es waren die Kommunisten, die Elend und Terror über Vietnam gebracht haben. Der Kommunismus hätte sich, zumindest in Südvietnam, vielleicht erledigt, wenn der US-Kongress 1974 nicht aufgehört hätte, Südvietnam weiterhin finanziell zu unterstützen.
Zitat Zitat:Mittlerweile brauch man mir mit Moral nicht mehr kommen. In der DDR war es für die Normalbürger besser als in Hitlerdeutschland. Punkt.
Man sollte aber auch dazu erwähnen, dass die DDR ein Satellitenstaat der Sowjetunion gewesen ist, während Deutschland unter der Nazi-Diktatur ein unabhängiger Staat war. Außerdem begann nach dem Tod des brutalen Diktators Stalin eine sogenannte "Tauwetter-Periode". Auch wenn der Ostblock weiterhin von den Kommunisten diktatorisch regiert wurde, blieb den Untertanen dort eine Terrorwelle, wie sie unter Lenin und Stalin betrieben wurde, erspart. Das alles ändert jedoch nichts daran, dass die DDR eine totalitäre Diktatur gewesen ist.
Zitat von Reisender im Beitrag #121In Syrien bomben Assad, die Russen, die Türken und mittelbar die Amerikaner.
Mir ist nicht bekannt, dass die Amerikaner Zivilisten bombardieren, so wie es Assad und Putin tun. Zitat:
Lieber publius,
dass dies Ihnen nicht bekannt ist hat ja nicht viel zu sagen. Wenn man die Welt nur vom eigenen Schreibtisch her kennt, kann man schnell die falschen Schlüsse ziehen.
Zitat von Techniknörgler im Beitrag #120 Ich hätte im übrigen Hitler nicht gewinnen sehen wollen, nur weil jemand um sein eigenes, persönliches Seelenheil besorgt war.
Die Frage, die sich (rein theretisch) stellte, wäre die, was der Sieg über Hitler wert wäre, wenn man dadurch selbst zu Hitler würde. Aber es ist eine sehr theoretische Frage, denn zum Zeitpunkt des Dresdner Feuersturms (Februar 1945 !) war Hitler schon lange besiegt.
Zitat Die andere Wange hin zuhalten ist auf der kollektiven Ebene regelmäßig nicht anzuwenden, wenn dies einer Selbstvernichtung gleichkäme.
Das wäre wohl richtig, wenn diese Situation sich allzu oft stellte. Tatsächlich ist sie vergleichsweise selten, denn Vernichtungskriege sind heute auch selten geworden. Die größten Kriegsverbrechen der Alliierten fanden in einer Zeit statt als Deutschland längst besiegt war und hatten keinen militärischen Zweck mehr. Die Bombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki fanden statt, als Japan längst besiegt war und hatten ebenso kein militärisches Ziel. (Heute würde man -zurecht- von Terror sprechen, aber das war damals noch nicht so modern.) Putin ist von den syrischen Rebellen nicht bedroht. Und es kommt auch keiner Selbstvernichtung gleich, Krankenhäuser nicht zu bombardieren oder Zivilisten nicht umzubringen. Allein, es ist bequem. Es erfüllt seinen Zweck. Genauso wie die Bombardierung von Dresden, Hiroshima und Nagasaki.
Das kann man machen. Und es ist unbestreitbar effektiv. Und es ist barbarisch. Atomwaffen sind nebenbei auch effektiv. Und chemische Waffen. Und, wenn man es geschickt anfängt, auch biologische Waffen. Alles sehr effektiv.
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