Zitat von Meister Petz im Beitrag #24wieso sind die auch noch so ungeschickt, das auf der Bundespressekonferenz rauszuposaunen?
Weil für Merkel die Beschwichtigung ihres strategischen Partners höchste Priorität hat. Die Zensurvorwürfe sind ihr zwar innenpolitisch lästig, aber dank der Unterstützung der Medien aushaltbar.
Zitat Das ZDF konnte nicht anders, zunächstmal ist das ganze juristisch gefährlich, und zum anderen hat Böhmermann es ja auf die Löschung angelegt und auch zugestimmt.
Klar, das war ein kalkulierte Eklat. Mit dem ZDF in der Rolle des dummen August.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #24wieso sind die auch noch so ungeschickt, das auf der Bundespressekonferenz rauszuposaunen?
Weil für Merkel die Beschwichtigung ihres strategischen Partners höchste Priorität hat. Die Zensurvorwürfe sind ihr zwar innenpolitisch lästig, aber dank der Unterstützung der Medien aushaltbar.
Es gibt noch einen Aspekt: Es handelt sich hier um ein Antragsdelikt. Die Staatsanwaltschaft wird nur aktiv, wenn die Türkei dies beantragt.
Die Bundesregierung wird nun aber so zitiert, dass ein solcher Antrag nun nach den Beschwichtigungsversuchen der Kanzlerin unwahrscheinlich sei. Klingt eigentlich ganz plausibel und sofern das stimmt, hat Merkel also geholfen, eine Klage gegen ZDF/Böhmermann abzuwenden. Vielleicht nicht de jure aber auf jeden Fall de facto hat sie damit ja sogar die Pressefreiheit verteidigt.
Dieser Böhnermann ist übrigens schon ein Phänomen. Irgendwie schafft der Kerl es, ständig für Aufregung bis hinauf in höchste diplomatische Kreise zu sorgen. Letztes Jahr mit seiner seltsamen Varoufakis-Story, jetzt mit dieser Erdogan-Geschichte. Jedes Mal (zumindest nach meinem Empfinden) maximal nervend und unergiebig. Aber mit dem Talent, eine Diskussion auf ganz neues Gelände zu lenken. (Zum Beispiel war die "Stinkefinger-Geschichte" nach seiner Intervention ja eigentlich tot. Davor war es eine ernsthafte Frage, ob Varoufakis gelogen hat und ob er den Finger ernstgemeint hat. Danach wurde das alles nur noch als eine Stufe in einem Klamauk-Zirkus verstanden und schnell abgehakt).
So ganz en passant einen launigen Gruß an Meister Petz: Chapeau! Ihr Artikel zu Böhmermann war fast prophetisch, als ihn noch kaum einer wahrgenommen hat. Inzwischen ist er schon im Kulturradio eines öffentlich-rechtlichen Regionalsenders angelangt. (Dass im letzen Wort der Vorname der Kanzlerin steckt, betrachte ich als Zufall.) Beste Grüße Daska
Zitat Das ZDF konnte nicht anders, zunächstmal ist das ganze juristisch gefährlich, und zum anderen hat Böhmermann es ja auf die Löschung angelegt und auch zugestimmt.
Klar, das war ein kalkulierte Eklat. Mit dem ZDF in der Rolle des dummen August.
Man sollte die Intelligenz des Augusts nicht unterschätzen. Du musst Dir eines überlegen: Das ZDF hat zwar ein paar Hunderttausend Böhmermann-Fans verärgert. Aber die Kernzielgruppe des ZDFs sind Millionen ans-tändiger Bürger, die keinen Schund im öffentlich-rechtlichen Fernsehen haben wollen. Und denen wurde entsprochen.
Zitat von Daska im Beitrag #28So ganz en passant einen launigen Gruß an Meister Petz: Chapeau! Ihr Artikel zu Böhmermann war fast prophetisch, als ihn noch kaum einer wahrgenommen hat. Inzwischen ist er schon im Kulturradio eines öffentlich-rechtlichen Regionalsenders angelangt. (Dass im letzen Wort der Vorname der Kanzlerin steckt, betrachte ich als Zufall.)
Zufälle gibt's viele, aber daska nn ich mir gar nicht vorstellen . Was war denn da genau?
Zitat von Daska im Beitrag #28So ganz en passant einen launigen Gruß an Meister Petz: Chapeau! Ihr Artikel zu Böhmermann war fast prophetisch, als ihn noch kaum einer wahrgenommen hat. Inzwischen ist er schon im Kulturradio eines öffentlich-rechtlichen Regionalsenders angelangt. (Dass im letzen Wort der Vorname der Kanzlerin steckt, betrachte ich als Zufall.)
Zufälle gibt's viele, aber daska nn ich mir gar nicht vorstellen . Was war denn da genau?
Gruß Petz
Was genau im Radio war? Ein Bericht über Böhmermann, genauer ein Interview mit einer Anwältin, die sonst die TAZ (?) verteidigt. Sie erklärte, inwiefern eine Satire kaum Grundlage für eine Anklage sein könne, da es sich hierbei um uneigentliche Rede handle und es sehr wahrscheinlich sei, dass Böhmermann alles nicht so gemeint hat, wie Erdogan es verstanden hat. Ein Straftatbestand sei alles aber dann und nur dann, wenn Böhmermann nachgewiesen werden könne, dass er Erdogan beleidigen wollte. So jedenfalls, meinte sie, würde sie vor Gericht die Verteidigung Böhmermanns aufbauen, so es denn dazu käme. - Ich bin definitiv kein Jurist, und der Satz "Das Maß der Gewalt bestimmt das Opfer" dürfte wohl eher aus der sozialpädagogischen Ecke kommen, nicht aus der juristischen. Denn sonst fiele die Verteidigungsstrategie jener Anwältin in sich zusammen. Da kenne sich einer aus!
Zitat von FAZHeute Abend sollte Jan Böhmermann in Marl den Grimme-Preis in Empfang nehmen. Jetzt hat er seine Teilnahme abgesagt. Ist das ernst gemeint oder nur einer seiner berühmten Fakes?
Für raffinierte Ironie bin ich normalerweise sehr zu haben, aber diese Art von doppelt oder dreifach gewendetem Vexierspiel geht in die Nähe einer Beliebigkeit, die es einfach uninteressant macht. In solchen Fällen ist es, sofern man sich überhaupt damit abgeben will, mitunter nicht die schlechteste Strategie, die Ironie mit ihren eigenen Füßen zu treten und das Ganze einfach wörtlich zu nehmen, ohne Hintergedanken aufspüren zu wollen (die vermutlich ohnehin nur angetäuscht werden sollen - des Kaisers neue Kleiderkollektion). Dann steht da einfach ein schlechter Clown, der unlustige Obszönitäten von sich gegeben hat. Stöhn, weg und weiter im Text.
Zitat von Fluminist im Beitrag #32Für raffinierte Ironie bin ich normalerweise sehr zu haben, aber diese Art von doppelt oder dreifach gewendetem Vexierspiel geht in die Nähe einer Beliebigkeit, die es einfach uninteressant macht.
Das, was Böhmermann macht, hat Baudrillard vor Äonen schon in seiner Simulacrum-These beschrieben.
Zitat von WikipediaBaudrillard unterscheidet verschiedene historische Formen von Simulacren (Imitation, Produktion, Simulation) und beschäftigt sich besonders mit dem Simulacrum der Simulation als dem dominanten Simulacrum der durch Massenmedien bestimmten Gegenwartsgesellschaft. Das Kennzeichen dieses modernen Simulacrums besteht nach Baudrillard darin, dass die Unterscheidung zwischen Original und Kopie, Vorbild und Abbild, Realität und Imagination unmöglich geworden und einer allgemeinen „Referenzlosigkeit“ der Zeichen und Bilder gewichen sei.
Böhmermann ist ein Exponent dieser Sichtweise, und die Aktion, für die er heute den Grimmepreis annimmt (NICHT!) steht beispielhaft dafür.
Im Grunde genommen fällt er damit etwas aus dem Zeitgeist. Denn die heutige Medienwahrnehmung konzentriert sich fast einseitig auf die Frage nach Schein und Sein, oder konkret - Wahrheit oder Lüge. Insofern finde ich das, was Sie, lieber Fluminist, an ihm kritisieren, gerade das Interessante. Denn er holt eine im Grund genommen vergessene Sichtweise, die lediglich im Elfenbeinturm eine gewisse Zeit erfolgreich war, wieder ans Tageslicht und führt ihr - womöglich zum ersten Mal - eine praktische Relevanz zu.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #33Das, was Böhmermann macht, hat Baudrillard vor Äonen schon in seiner Simulacrum-These beschrieben.
Zitat von WikipediaBaudrillard unterscheidet verschiedene historische Formen von Simulacren (Imitation, Produktion, Simulation) und beschäftigt sich besonders mit dem Simulacrum der Simulation als dem dominanten Simulacrum der durch Massenmedien bestimmten Gegenwartsgesellschaft. Das Kennzeichen dieses modernen Simulacrums besteht nach Baudrillard darin, dass die Unterscheidung zwischen Original und Kopie, Vorbild und Abbild, Realität und Imagination unmöglich geworden und einer allgemeinen „Referenzlosigkeit“ der Zeichen und Bilder gewichen sei.
Böhmermann ist ein Exponent dieser Sichtweise, und die Aktion, für die er heute den Grimmepreis annimmt (NICHT!) steht beispielhaft dafür.
Im Grunde genommen fällt er damit etwas aus dem Zeitgeist. Denn die heutige Medienwahrnehmung konzentriert sich fast einseitig auf die Frage nach Schein und Sein, oder konkret - Wahrheit oder Lüge. Insofern finde ich das, was Sie, lieber Fluminist, an ihm kritisieren, gerade das Interessante. Denn er holt eine im Grund genommen vergessene Sichtweise, die lediglich im Elfenbeinturm eine gewisse Zeit erfolgreich war, wieder ans Tageslicht und führt ihr - womöglich zum ersten Mal - eine praktische Relevanz zu.
Vielen Dank für diesen Hinweis! Das trifft ins Schwarze - denn ist diese (vielleicht ganz zu recht und aus inhärenten Gründen) vergessene Sichtweise etwas anderes als semantischer Nihilismus? Referenzlose Zeichen stehen letztlich nur für sich selbst und haben daher auch nur die ihrer bloßen Substanz eigene Bedeutung: das Schriftzeichen ein Kohlestrich auf Papier, die Banknote ein bedruckter Zettel, ..., der TV-Satiriker ein Schwätzer?
Ersteinmal ein Hallo in die Runde. Ich hab die Diskussion sehr genossen und möchte meine Meinung mit in die Runde schmeissen.
Aus meiner Sicht ist die Bigotterie unserer Politiker das Thema seiner "Satire" / "Aktionskunst".
Leider wird dabei der eigentliche politische Skandal völlig in Hintergrund gedrängt und nur noch Böhmermann als Person Diskutiert. Und obwohl ich auch eher geneigt bin solche Aktionen zu bejubeln, das Handwerk und auch die Dreistigkeit im stillen Bewundere, muss ich mir doch eingestehen, die Aktion dürfte gesellschaftlich gesehen kontraproduktiv sein. Also da fehlt die letzte Quintessenz. Er hätte doch besser die Fakten ins Rampenlicht gerückt, statt sich selbst, so wie man es früher von extra3 gewohnt war.
Dieses Verwirrspiel ist durchaus raffiniert, aber hat schon im Fall des Griechenland Finanzskandals absolut und völlig jegliches Ziel verfehlt. Das Resmuee war hinterher nur vier gespaltene Lager von pro und contra Varoufakis / Böhmermann. Die tatsächlichen Hintergründe gingen in dem Skandal scheinbar unter, Informiert wurde dabei nicht.
Die Lieder wie "Ich hab Polizei" und "be Deutsch", finde ich als Satire deutlich besser gelungen. Die Aktionskunst verfehlt meiner Meinung nach ihr Ziel. Da gefielen mir (als Beispiel) die "Yes Man" besser. Oder ich hab das Ziel nicht verstanden. Kann ja auch sein.
Zitat von Fluminist im Beitrag #32Für raffinierte Ironie bin ich normalerweise sehr zu haben, aber diese Art von doppelt oder dreifach gewendetem Vexierspiel geht in die Nähe einer Beliebigkeit, die es einfach uninteressant macht.
Das, was Böhmermann macht, hat Baudrillard vor Äonen schon in seiner Simulacrum-These beschrieben.
Zitat von WikipediaBaudrillard unterscheidet verschiedene historische Formen von Simulacren (Imitation, Produktion, Simulation) und beschäftigt sich besonders mit dem Simulacrum der Simulation als dem dominanten Simulacrum der durch Massenmedien bestimmten Gegenwartsgesellschaft. Das Kennzeichen dieses modernen Simulacrums besteht nach Baudrillard darin, dass die Unterscheidung zwischen Original und Kopie, Vorbild und Abbild, Realität und Imagination unmöglich geworden und einer allgemeinen „Referenzlosigkeit“ der Zeichen und Bilder gewichen sei.
Böhmermann ist ein Exponent dieser Sichtweise, und die Aktion, für die er heute den Grimmepreis annimmt (NICHT!) steht beispielhaft dafür.
Im Grunde genommen fällt er damit etwas aus dem Zeitgeist. Denn die heutige Medienwahrnehmung konzentriert sich fast einseitig auf die Frage nach Schein und Sein, oder konkret - Wahrheit oder Lüge. Insofern finde ich das, was Sie, lieber Fluminist, an ihm kritisieren, gerade das Interessante. Denn er holt eine im Grund genommen vergessene Sichtweise, die lediglich im Elfenbeinturm eine gewisse Zeit erfolgreich war, wieder ans Tageslicht und führt ihr - womöglich zum ersten Mal - eine praktische Relevanz zu.
Zitat von yt im Beitrag #35Leider wird dabei der eigentliche politische Skandal völlig in Hintergrund gedrängt und nur noch Böhmermann als Person Diskutiert. Und obwohl ich auch eher geneigt bin solche Aktionen zu bejubeln, das Handwerk und auch die Dreistigkeit im stillen Bewundere, muss ich mir doch eingestehen, die Aktion dürfte gesellschaftlich gesehen kontraproduktiv sein. Also da fehlt die letzte Quintessenz. Er hätte doch besser die Fakten ins Rampenlicht gerückt, statt sich selbst, so wie man es früher von extra3 gewohnt war. Dieses Verwirrspiel ist durchaus raffiniert, aber hat schon im Fall des Griechenland Finanzskandals absolut und völlig jegliches Ziel verfehlt. Das Resmuee war hinterher nur vier gespaltene Lager von pro und contra Varoufakis / Böhmermann. Die tatsächlichen Hintergründe gingen in dem Skandal scheinbar unter, Informiert wurde dabei nicht.
Das ist eine sehr vernünftige Überlegung, liebe/r yt. So vernünftig, dass mir da nur ein ganz schwacher Einwand bleibt:
Hätte er das getan, so hätte er - wie bei öffentlich rechtlicher "Unterhaltung" insgesamt - nur offene Türen, ja geflügelte Stadttore eingerannt. Ja, keine Pressefreiheit, schlimm, Bundesregierung schaut zu, opportunistisch, und man müsste ja mal usw. usf. . Das wäre "gesellschaftlich produktiv", aber auch so furchtbar langweilig . Ich finde, Kunst und Unterhaltung sollten nicht gesellschaftlich produktiv sein, sondern Freude machen und inspirieren.
Zitat von yt im Beitrag #35Die Lieder wie "Ich hab Polizei" und "be Deutsch", finde ich als Satire deutlich besser gelungen.
Die beiden sind aber ähnlich gelagert, nur fällt es da nicht so auf, weil es nicht eine einzelne Person in den Vordergrund rückt. Isch hab Polizei ist im Grunde genommen so was ähnliches wie Heinos Coveralbum "Mit freundlichen Grüßen", nämlich eine künstlerische An- und damit Enteignung bestimmter Codes des Parodierten, auf die letztere höchst aggressiv reagieren. Auch "be Deutsch" ist mehrdimensional, weil es gleichzeitig mit Feindbildern der Linken und der Rechten spielt.
Abgesehen von aller persönlichen Abneigung gegen Böhmermann (und vor allem seine Jubelperser) finde ich schon, dass seine Aktionen zum Nachdenken anregen, was die gängige Satire nie tut.
Gruß Petz
PS: Vielen Dank für Ihren ersten Beitrag und herzlich willkommen im kleinen Zimmer!
Die ZEIT hat sich ebenfalls mit Böhmermann beschäftigt und auch eine interessante Parallele gefunden. Sehr lesenswert!
Zitat Böhmermann geht mit dem Medium anders um: Er glaubt an das Fernsehen. Er glaubt auch an den Auftrag der öffentlichen-rechtlichen Medien, ein möglichst breites Publikum mit der Wirklichkeit bekannt zu machen. Und er glaubt, dass die Wirklichkeit, wie sie dem Publikum vom Medienbetrieb routinemäßig vermittelt wird, allzu oft eine Scheinwirklichkeit ist. (...) Für Böhmermann sieht der Medienzirkus mit seinen ständigen Skandalen und Empörungswellen aus wie die legendäre Installation Der Lauf der Dinge, die die Schweizer Künstler Fischli und Weiss 1987 für die documenta 8 aufgebaut haben: In ihrer Installation löst eine Aktion eine Reaktion aus, die die nächste Reaktion nach sich zieht und immer so weiter. Der Apparat ist ständig in Bewegung, letztlich gehorcht er aber rein mechanischen Gesetzen. Und die sind vor allem berechenbar.
Zitat von Meister Petz im Beitrag #39Die ZEIT hat sich ebenfalls mit Böhmermann beschäftigt und auch eine interessante Parallele gefunden. Sehr lesenswert!
Zitat Böhmermann geht mit dem Medium anders um: Er glaubt an das Fernsehen. Er glaubt auch an den Auftrag der öffentlichen-rechtlichen Medien, ein möglichst breites Publikum mit der Wirklichkeit bekannt zu machen. Und er glaubt, dass die Wirklichkeit, wie sie dem Publikum vom Medienbetrieb routinemäßig vermittelt wird, allzu oft eine Scheinwirklichkeit ist. (...) Für Böhmermann sieht der Medienzirkus mit seinen ständigen Skandalen und Empörungswellen aus wie die legendäre Installation Der Lauf der Dinge, die die Schweizer Künstler Fischli und Weiss 1987 für die documenta 8 aufgebaut haben: In ihrer Installation löst eine Aktion eine Reaktion aus, die die nächste Reaktion nach sich zieht und immer so weiter. Der Apparat ist ständig in Bewegung, letztlich gehorcht er aber rein mechanischen Gesetzen. Und die sind vor allem berechenbar.
Bemerkenswert, wie hintergründig-interpretierend die meisten Kommentare in den Medien (und hier im Forum) zu Böhmermann inzwischen ausfallen, fast ein Thema für ein philosophisches Seminar . Der, wie ich finde, ebenfalls lesenswerte Mathias Döpfner wählt dagegen einen wenig interpretierenden und deutlich direkteren Ansatz. Überzeugt mich ziemlich, was er da schreibt: http://www.welt.de/debatte/kommentare/ar...llem-recht.html
Herzliche Grüße, Andreas
"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)
Bemerkenswert, wie hintergründig-interpretierend die meisten Kommentare in den Medien (und hier im Forum) zu Böhmermann inzwischen ausfallen, fast ein Thema für ein philosophisches Seminar . Der, wie ich finde, ebenfalls lesenswerte Mathias Döpfner wählt dagegen einen wenig interpretierenden und deutlich direkteren Ansatz. Überzeugt mich ziemlich, was er da schreibt: http://www.welt.de/debatte/kommentare/ar...llem-recht.html
Herzliche Grüße, Andreas
Da hat er sich vergaloppiert. Stell Dir mal vor jemand macht ein antisemitisches Schmähgedicht übelster Art - als Satire. Dann bricht seine Argumentation zusammen wie ein Kartenhaus. Der Punkt ist: Man kann den eigenen Laden schmähen (Christentum) aber nicht den des Nachbarn.
Zitat von Doeding im Beitrag #40Bemerkenswert, wie hintergründig-interpretierend die meisten Kommentare in den Medien (und hier im Forum) zu Böhmermann inzwischen ausfallen, fast ein Thema für ein philosophisches Seminar . Der, wie ich finde, ebenfalls lesenswerte Mathias Döpfner wählt dagegen einen wenig interpretierenden und deutlich direkteren Ansatz. Überzeugt mich ziemlich, was er da schreibt: http://www.welt.de/debatte/kommentare/ar...llem-recht.html
Bemerkenswert, wie tagespolitisch-interpretierend dieser Kommentar von Döpfner ausfällt, fast ein Thema für Frank Plasberg
Ich sehe bei Döpfner als Springerboss nur einen Haken (abgesehen davon, dass er Houellebecqs Roman wahrscheinlich nicht gelesen hat, sondern nur zum namedropping verwendet): Das Plädoyer für Böhmermann ist ja nur deshalb so flammend, weil sein Gedicht auf der der Linie seines Hauses liegt. Wenn Böhmi mal den Adolf gibt oder den 3. Oktober als Nationalfeiertag doof findet, hat die Firma Springer in Person von Kai Diekmann nix wichtigeres zu tun, als umgehend bei der israelischen Regierung und der Bundesregierung zu petzen. https://twitter.com/kaidiekmann/status/530493965481807872 https://twitter.com/kaidiekmann/status/531395556074323969
Zitat von Doeding im Beitrag #40Bemerkenswert, wie hintergründig-interpretierend die meisten Kommentare in den Medien (und hier im Forum) zu Böhmermann inzwischen ausfallen, fast ein Thema für ein philosophisches Seminar . Der, wie ich finde, ebenfalls lesenswerte Mathias Döpfner wählt dagegen einen wenig interpretierenden und deutlich direkteren Ansatz. Überzeugt mich ziemlich, was er da schreibt: http://www.welt.de/debatte/kommentare/ar...llem-recht.html
Bemerkenswert, wie tagespolitisch-interpretierend dieser Kommentar von Döpfner ausfällt, fast ein Thema für Frank Plasberg
Das finde ich nun nicht so bemerkenswert, war der Ursprungsbeitrag Böhmermanns ja nunmal ebenfalls tagespolitisch inspiriert...
Zitat Deshalb sollte Döpfner auch für Böhmermanns Recht eintreten, Kai Diekmann zu beleidigen. Für die Meinungsfreiheit!
Indem er dem Bild-Chef per ordre de mufti vorschreibt, wie er auf Böhmermann zu reagieren habe? Ich bin nicht der Meinung, daß man Döpfner für Diekmann (oder für jede andere journalistische Reaktion aus dem Konzern) in Generalhaftung nehmen kann. Ich muß aber zugeben, daß ich von Döpfner seit diesem Gespräch mit dem Böhmermann der Philosophenszene positiv eingenommen bin. Ich nehme ihm sein Eintreten für die Freiheit nicht nur ab, ich erkenne es als roten Faden in jedem seiner (gar nicht so häufigen) Leitartikel, so auch im von mir verlinkten. Da ist m. E. Diekmann wirklich kein geeigneter Kronzeuge gegen sein (für mich erkennbar konsequentes) Eintreten für die Freiheit.
Herzliche Grüße, Andreas
"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)
Zitat von Meister Petz im Beitrag #42 (abgesehen davon, dass er Houellebecqs Roman wahrscheinlich nicht gelesen hat, sondern nur zum namedropping verwendet):
Zitat von Meister Petz im Beitrag #42 (abgesehen davon, dass er Houellebecqs Roman wahrscheinlich nicht gelesen hat, sondern nur zum namedropping verwendet):
Bemerkenswert, wie hintergründig-interpretierend die meisten Kommentare in den Medien (und hier im Forum) zu Böhmermann inzwischen ausfallen, fast ein Thema für ein philosophisches Seminar . Der, wie ich finde, ebenfalls lesenswerte Mathias Döpfner wählt dagegen einen wenig interpretierenden und deutlich direkteren Ansatz. Überzeugt mich ziemlich, was er da schreibt: http://www.welt.de/debatte/kommentare/ar...llem-recht.html
Herzliche Grüße, Andreas
Da hat er sich vergaloppiert. Stell Dir mal vor jemand macht ein antisemitisches Schmähgedicht übelster Art - als Satire. Dann bricht seine Argumentation zusammen wie ein Kartenhaus. Der Punkt ist: Man kann den eigenen Laden schmähen (Christentum) aber nicht den des Nachbarn.
Stimmt, ich glaube allerdings, daß hier Theorie und Praxis auseinanderklaffen. Theoretisch behält seine Argumentation zwar auch in Deinem Beispiel Gültigkeit, praktisch kann man das in Deutschland aber schlicht nicht bringen. Das ist aber m. E. ein deutsches, historisch zu begründendes Sonderphänomen. Deine Meinung, daß Satire (und letztlich Meinungsfreiheit) nur vor der eigenen Haustüre kehren darf, teile ich aber ausdrücklich nicht. Das hieße doch in letzter Konsequenz, daß man sich nur noch selbst kritisieren "darf"?
Herzliche Grüße, Andreas
"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)
Zitat Das finde ich nun nicht so bemerkenswert, war der Ursprungsbeitrag Böhmermanns ja nunmal ebenfalls tagespolitisch inspiriert...
Aber das macht ihn nicht aus, oder hättest Du ohne Böhmermann nicht gewusst, dass Erdogan autoritär regiert und nix von Pressefreiheit hält? Und die Ziegenfickersprüche kannst Du auf jeder einschlägig orientierten Seite nachlesen.
Dass die Interpretationen von Böhmermann sich vorrangig um den Medienbetrieb drehen, liegt daran, dass seine Aktionen sich vorrangig auf den Medienbetrieb beziehen. Alles andere daran ist langweilig - seine Meinungen sind ziemlicher Mainstream, Beleidigungen sind auch nichts Außergewöhnliches. Es ist lediglich das Spiel mit medial vermittelten Klischees und Selbstgewissheiten, die den Reiz ausmachen.
Zitat Indem er dem Bild-Chef per ordre de mufti vorschreibt, wie er auf Böhmermann zu reagieren habe? Ich bin nicht der Meinung, daß man Döpfner für Diekmann (oder für jede andere journalistische Reaktion aus dem Konzern) in Generalhaftung nehmen kann.
Nein, auch nicht für die Psychologie und Sensibilität des "Künstlers" Diekmann. Aber es geht doch sogar aus dem Artikel selber hervor, dass Döpfner bei "fickdichbildzeitung" weniger Spaß versteht und sein Erzeugnis im Gegensatz zu Erdogan zu Unrecht verunglimpft fühlt.
Zitat Ich muß aber zugeben, daß ich von Döpfner seit diesem Gespräch mit dem Böhmermann der Philosophenszene positiv eingenommen bin. Ich nehme ihm sein Eintreten für die Freiheit nicht nur ab, ich erkenne sie als roten Faden in jedem seiner (gar nicht so häufigen) Leitartikel, so auch im von mir verlinkten. Da ist m. E. Diekmann wirklich kein geeigneter Kronzeuge gegen sein (für mich erkennbar konsequentes) Eintreten für die Freiheit.
Also zunächst mal, auch ohne ein Böhmermannfan zu sein, muss ich gegen die Schmähkritik, ihn mit Precht zu vergleichen, nachdrücklich protestieren . Ich habe auch nix gegen Döpfner an sich und finde ihn meistens recht überzeugend, und selbst wenn er es inhaltlich nicht ist, wie in diesem Fall, ist wenigstens die Auswahl seiner Trittbretter nach meinem Geschmack.
Bemerkenswert, wie hintergründig-interpretierend die meisten Kommentare in den Medien (und hier im Forum) zu Böhmermann inzwischen ausfallen, fast ein Thema für ein philosophisches Seminar . Der, wie ich finde, ebenfalls lesenswerte Mathias Döpfner wählt dagegen einen wenig interpretierenden und deutlich direkteren Ansatz. Überzeugt mich ziemlich, was er da schreibt: http://www.welt.de/debatte/kommentare/ar...llem-recht.html
Herzliche Grüße, Andreas
Da hat er sich vergaloppiert. Stell Dir mal vor jemand macht ein antisemitisches Schmähgedicht übelster Art - als Satire. Dann bricht seine Argumentation zusammen wie ein Kartenhaus. Der Punkt ist: Man kann den eigenen Laden schmähen (Christentum) aber nicht den des Nachbarn.
Stimmt, ich glaube allerdings, daß hier Theorie und Praxis auseinanderklaffen. Theoretisch behält seine Argumentation zwar auch in Deinem Beispiel Gültigkeit, praktisch kann man das in Deutschland aber schlicht nicht bringen. Das ist aber m. E. ein deutsches, historisch zu begründendes Sonderphänomen. Deine Meinung, daß Satire (und letztlich Meinungsfreiheit) nur vor der eigenen Haustüre kehren darf, teile ich aber ausdrücklich nicht. Das hieße doch in letzter Konsequenz, daß man sich nur noch selbst kritisieren "darf"?
Herzliche Grüße, Andreas
Nein, die eigenen Leute. Schließlich stammt das Bonmot "Satire darf alles" doch aus dem Westen und wird weltweit eben nicht geteilt. Wollen wir das zu einem überpositiven Recht, einem Naturrecht oder Menschenrecht erheben? Judenwitze, auch die derben, gehen in Israel aber außerhalb wird zumindest die Nase gerümpft. Aber vergessen wir mal Israel, was ist mit dem Dalei Lama? Im Budismus werden Kinder von wenigen Jahren in ein Kloster gegeben und sehen die Mutter dann nur noch ein paar Mal im Jahr. Stellen Sie sich mal ein Schmähgedicht über den Dalei Lama mit pädophilem Einschlag vor. Oder soll der Böhmermann das doch mal mit Putin machen. Bei Twitter meinte jemand dann geht er mit dem FSB Tee trinken oder Kardyrows Leute treffen sich mit ihm. Was ich sagen will: Es ist völlig naiv um nicht zu sagen kindisch, die Forderung "Satire darf alles" hochzuhalten. Wie sehr lachen wir denn, wenn unsere Politiker in SS-Uniformen abgebildet werden? Aber vielleicht ist das eine Geschmacksfrage, ich finde das Schmähgedicht, abgesehen von dem theoretisch möglich anzunehmenden, intellektuellen Beweggrund, total daneben. So was ist total stillos.
Zitat von Erling Plaethe im Beitrag #41Da hat er sich vergaloppiert. Stell Dir mal vor jemand macht ein antisemitisches Schmähgedicht übelster Art - als Satire. Dann bricht seine Argumentation zusammen wie ein Kartenhaus. Der Punkt ist: Man kann den eigenen Laden schmähen (Christentum) aber nicht den des Nachbarn.
Stimmt, ich glaube allerdings, daß hier Theorie und Praxis auseinanderklaffen. Theoretisch behält seine Argumentation zwar auch in Deinem Beispiel Gültigkeit, praktisch kann man das in Deutschland aber schlicht nicht bringen. Das ist aber m. E. ein deutsches, historisch zu begründendes Sonderphänomen. Deine Meinung, daß Satire (und letztlich Meinungsfreiheit) nur vor der eigenen Haustüre kehren darf, teile ich aber ausdrücklich nicht. Das hieße doch in letzter Konsequenz, daß man sich nur noch selbst kritisieren "darf"?
Das ist eine interessante Diskussion. Zum einen, lieber Erling, glaube ich, dass die meisten Schmäher des Christentums dasselbe gar nicht mehr als Teil des eigenen Ladens empfinden. Aber ich sehe Deinen Punkt.
Lieber Andreas, ich glaube nicht, dass es sich um ein deutsches Sonderphänomen handelt. Wenn dann ein westliches, in den USA darf man auch keine natives schmähen, und die amerikanische Entsprechung zu Böhmermann ist Dave Chappelle, der als Schwarzer mit rassistischen Klischees spielt. Und ich glaube, dass es (zumindest in der Theorie, auch wenn das heute praktisch kaum noch auffällt) einen Unterschied zwischen Kritik und Schmähung gibt.
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