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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Emulgator Offline



Beiträge: 2.875

27.06.2016 10:21
#76 RE: Brexit Antworten

Zitat von Hermes im Beitrag #74
diese Grafik hier (aus einer "Pro-Brexit"-Quelle).

Die Überschrift "How long until you're an outer?" geht davon aus, dass mit zunehmendem Lebensalter die Vorteile der EU-Mitgliedschaft gegenüber den Nachteilen als weniger gewichtig wahrgenommen werden. Eine Sprungstelle findet sich dann auch zwischen 22 und 23 Jahren.
Was ist denn da überhaupt auf der Ordinate aufgetragen? Wie werden diese Zahlen erhoben? Welche systematischen Fehlerrisiken gibt es da? Wie groß sind die Fehlerschranken?

Zitat von Hermes im Beitrag #74
Wenn man dann noch schaut, wie sich die Lebensverhältnisse britischer Rentner im Vergleich zu denen in den notorisch überschuldeten EU-Staaten ausnehmen - oder auch nur im Vergleich mit der anderen Seite des Kanals, dann wird schnell deutlich, warum sich insbesondere die ältere Generation über den Tisch gezogen fühlt. Auch hierzu eine Grafik.
Die Tabelle ist nach der maximalen Monatsrente in Pfund sortiert, egal wieviele Menschen so viel tatsächlich bekommen. Ist es um die Kaufkraftparität bereinigt? Wie hoch sind denn die privaten Renten? Die Menschen verlassen sich ja nicht zu 100% auf die Staatspensionen.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

27.06.2016 12:25
#77 RE: Brexit Antworten

Zitat von Ludwig Weimer im Beitrag #63
Englands Beharren darauf, dass vor Ort entschieden gehört, was vor Ort entschieden werden kann, ...

Das ist kein englisches Politik-Prinzip - im Gegenteil!

Es gibt kein anderes großes Land in Europa (nicht einmal Frankreich), das so zentralistisch regiert wird wie GB. Die Kommunen haben nur eine begrenzte Selbständigkeit und können viel weniger bei sich entscheiden als auf dem Kontinent üblich. Auch die Shires (Landkreise) sind nur sehr eingeschränkt eigenständig, andere politischen Ebenen gab es bis vor kurzem nicht.
Es steht der Zentrale auch frei, alle untergebenen politischen Einheiten nach Gusto und jederzeit aufzulösen, zu fusionieren oder neu abzugrenzen.

Für Wales, Nordirland und Schottland hat sich das inzwischen ein bißchen geändert, weil die Regionalparlamente einige Befugnisse bekommen haben.

Aber es gibt in allen vier Teilregionen nur sehr wenige Möglichkeiten "vor Ort" zu entscheiden.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

27.06.2016 12:39
#78 RE: Brexit Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #65
man müßte übrigens auch die europäische Arzneimittelbehörde und die europäische Bankenaufsicht aus London abziehen und alle deren britische Mitarbeiter feuern

Selbstverständlich.
Wobei die Briten den Verlust der Arzneimittelbehörde (oder der Polizeiakademie) genauso verschmerzen können wie den Rausschmiß aller britischen Mitarbeiter bei EU-Institutionen.

Aber der Verlust der EU-Bankenaufsicht schmerzt. Selbst wenn man (wie ich) glaubt, daß diese Behörde ähnlich überflüssig ist wie die nationalen Bankenaufsichten: Es ist ein wesentlicher Punkt für Finanzaktivitäten, ob sie den Stempel "EU-reguliert" haben oder nicht.
GB konnte ja den Verlust seiner alten Märkte und seine partielle De-Industrialisierung ausgleichen, weil es innerhalb der EU zum zentralen Finanzdienstleister wurde. Damit wird ein erheblicher Teil des Nationaleinkommens erzielt - nicht umsonst hat London überwiegend Pro-EU gestimmt.

Zitat
Dadurch ist die Verhandlungsmacht gegenüber der EU ganz erheblich geschmälert.


Richtig. Überhaupt hat das Rumpf-UK nur eine sehr überschaubare Verhandlungsmacht aufzubieten. Ein ordentliches Maß an Freihandel bei Gütern wird es weiterhin geben, weil beide Seiten daran interessiert sind. Für weitergehende Vereinbarungen hat London nicht viel anzubieten.

Zitat
So ist es kein Wunder, daß sogar Johnson jetzt keine Eile zeigt, aus der EU auszutreten.


Für Johnson war das wohl ein Pyrrhus-Sieg. "Brexit" war für ihn ein nützliches Thema, um innerparteilich Punkte zu machen und sein Karriereziel Premierminister zu fördern.
Und nun sieht es so aus, als müsse er ab Oktober die Suppe auslöffeln, die er dem Land eingebrockt hat. Und wenn dann Preise und Arbeitslosigkeit steigen, ohne daß sich die versprochenen Wohltaten einstellen - dann muß er den Wählern erklären, warum das mit dem Brexit eigentlich eine gute Idee gewesen sein soll.
Könnte eine eher kurze und schmerzhafte Amtszeit werden.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.546

28.06.2016 10:29
#79 RE: Brexit Antworten

Auch das noch. Brexit victory boosts climate skeptics

Zitat von Toronto Sun, June 26
Prominent leaders of the “leave” campaign — including Conservative MP and former London mayor Boris Johnson, now being touted as a potential prime minister — are viewed as climate skeptics, at least compared to their counterparts on the losing “remain” side, headed by British PM David Cameron.
...
Climate activists fear the “leave” victory will distract the EU from climate change as its biggest priority becomes negotiating the U.K.’s exit from the 28-nation alliance and dealing with independence movements in other EU countries given new life by the Brexit vote.



Allerdings setzen die Grünen aufs Prinzip Hoffnung:

Zitat
On the other hand, former U.K. climate chief Chris Huhne suggested Brexit could reduce the U.K.’s industrial GHG emissions in the short term, since it will likely lead to a recession.



Brexit & der Kampf ums Klima, die zweite:

Zitat von The Australian, June 27, zitiert nach GWPF
Top UN climate change official Christiana Figueres said Britain’s decision to leave the EU meant the Paris agreement would need to be redrawn.

This could delay EU ratifi­cation of the deal, which is already under pressure because India and Russia have said they were ­unlikely to sign this year.

Unless the Paris agreement is ratified this year by countries representing more than 55 per cent of global greenhouse gas emissions, it will be vulnerable to being scrapped completely by a future Donald Trump presidency in the US.



http://www.thegwpf.com/brexit-paris-clim...o-be-rewritten/


Zum dritten:

Zitat von Re:news.biz, June 27
DECC [= The Department of Energy and Climate Change] could miss the end-June deadline for setting the level of the fifth carbon budget following the UK’s vote to leave the European Union. The budget will set the cap on UK emissions for the period 2028-2032. By law it must be legislated by the end of the month.
The department, however, could not confirm the legislation would be in place. A spokesperson for DECC told reNEWS: “We are looking to make an announcement shortly.”
The Committee on Climate Change recommended to DECC that the budget be set to require a 57% reduction in emissions from 1990 to 2030.



http://renews.biz/103191/decc-eyes-carbon-budget-deadline/

Das Ministerium ist unter Gordon Brown 2008 installiert worden & ist so etwas wie eine Kombination aus Normenkontrollbehörde, Energierwirtschaftsministerium & Klimawandelkämpferlobby/PIK.



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

Emulgator Offline



Beiträge: 2.875

28.06.2016 11:02
#80 Notwendigkeit von Bankenaufsicht Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #78
Selbst wenn man (wie ich) glaubt, daß diese Behörde ähnlich überflüssig ist wie die nationalen Bankenaufsichten:
Huch, das verwundert mich. Ich sehe in Bankenaufsicht einen wesentlichen Teil der Rechtssicherheit im modernen Geschäftsverkehr, gerade so wie die Zivilgerichte. Man gibt den Banken ja all sein Geld. Nur so kann man von effizientem Kredit- und Giralverkehr profitieren. Wo es das nicht gibt (bis vor ein paar Jahren in Afrika, inzwischen bezahlt dort fast jeder mit seinem portable/cell phone) sind immer Menschen mit dicken Geldbündeln unterwegs und die Straßenräuberei blüht. Außerdem kann man kaum sparen und investieren.

Bankenaufsicht ist so etwas wie präventive Zivilgerichtsbarkeit. Sie ist bei Banken nötig, weil das Ruinrisiko wesentlich größer ist, wenn man von einer Bank betrogen wird, als wenn man von einem normalen Geschäftspartner betrogen wird. Von letzterem kann man bei riskanten Geschäften Sicherheiten für Vorleistungen verlangen. Wenn man so etwas von einer Bank fordern kann, braucht man sie als Geschäftspartner eigentlich gar nicht mehr.

Abgesehen davon besteht der Fiskus selber auf einem Girokonto seiner Steuerbürger. Dann muß er auch selber sehen, daß der Bürger durch diesen Zwang nicht von Dritten übervorteilt wird.

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

28.06.2016 12:11
#81 RE: Notwendigkeit von Bankenaufsicht Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #80
Ich sehe in Bankenaufsicht einen wesentlichen Teil der Rechtssicherheit im modernen Geschäftsverkehr ...

Dann muß ich etwas ausführlicher erklären, was ich meine: Der ursprüngliche Kern der Bankenaufsicht ist m. E. durchaus weiterhin sinnvoll. D.h. die Aufstellung gewisser Regeln zur ordentlichen Geschäftsführung, zur Qualifikation des Personals und zur Risikoabsicherung.
Diese Regeln gibt es aber schon lange und weiterer Handlungsbedarf bestand m. E. nicht.

Weitgehend überflüssig halte ich diese ganzen Berichtspflichten und Vorgehensvorschriften, die in den letzten Jahrzehnten zusätzlich eingeführt wurden (und die EU-Aufsicht kümmert sich m. W. nur um solche Sachen).
Es wird ein riesiger bürokratischer Aufwand erzeugt, der keinerlei praktischen Nutzen hat und auch die Sicherheit nicht erhöht.

Obwohl (oder weil) die Bankenaufsicht ja Unmengen an bankinternen Daten zur Verfügung hat, hat sie jede Pleite und Krise der letzten Jahrzehnte immer nur aus der Zeitung erfahren. Mir ist kein Beispiel bekannt, wo sie durch Auswertung der Daten proaktiv Risiken erkannt und Schäden verhindert hätte.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.546

29.06.2016 19:55
#82 RE: Brexit Antworten

OT. Nigel Farage hat ja in der Debatte im EU-Parlament gestern einen Satz gebracht, der wahrscheinlich das Bauchgefühl der meisten Zuschauer treffend wiedergibt: "I know that virtually none of you have ever done a proper job in your lives or worked in business or worked in trade or ever created a job." Die Tante BBC hat für die 14 Sprecher/Innen der Debatte einen Wirklichkeitsabgleich gemacht & kommt zu einem durchwachsenen Ergebnis, weil sie zB Schulzens Buchhändlertätigkeit zurecht wertet. Aber interessant, wer sich da auf der Sprecherliste findet:

Zitat
Gabriele Zimmer worked as a clerk and an editor from 1977 to 1986, then as an assistant in the German SED party until 1989. She was elected to the Thuringia state parliament in Germany in 1990. She became an MEP in 2004.



http://www.bbc.com/news/uk-politics-eu-referendum-36654901



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Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.546

29.06.2016 22:17
#83 RE: Brexit Antworten

OT, no. 2. Im Sinne des audiatur et altera pars auch mal ein Verweis auf die Überwindungen der engen Nationalkäfighaltung, der Blick über Grenzen, der uns ohne die EU verwehrt geblieben wäre & die Segnungen, die wir ihrem Wirken zweifelsfrei verdanken.

https://www.youtube.com/watch?v=sXx00jo4TyE

Jadis, l'administration me semblait sans enchantement
Ce qui n'était dû qu'au fait que je manquais d'entraînement
Aujourd'hui, je suis chez moi dans tous les services publics
Et je me balade, sûr de moi, sur la voie hiérarchique
Et ceci depuis qu'un très officiel office exigeait
Par lettre recommandée : Veuillez envoyer sans délai…

Un formulaire demandant l'obtention du questionnaire
Sur la nécessité de la remise d'un formulaire
Dont copie conforme confirme que le destinataire
A rayé les mentions inutiles de la circulaire

...
"Désolé ! Vous faites fausse route ici, mon brave Monsieur
Faut aller rue Jean-Jaurès, à Création de Contentieux
Au Cercle Consultatif du Comité des Imprimés
Mais faudrait s' grouiller un peu, parce qu'à deux heures ça va fermer !
Alors là, vous dites un p'tit bonjour au concierge de ma part
Qu'il vous envoie au bureau cent dix, ils en ont plein l'armoire..."



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nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 2.007

29.06.2016 23:13
#84 RE: Notwendigkeit von Bankenaufsicht Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #81
Es wird ein riesiger bürokratischer Aufwand erzeugt, der keinerlei praktischen Nutzen hat und auch die Sicherheit nicht erhöht.
So wahr.

Bankenaufsicht ist natürlich an sich ein sinnvolles Instrument. Was allerdings seit der Bankenkrise an völlig undurchdachter und teilweise auch kontraproduktiver Aktivität in der Bankenregulierung entfaltet wurde, und an unproduktiver Arbeit geleistet wird (werden muß), ist teilweise unvorstellbar. Die Bankenaufsicht ist eine nahezu sakrosante Bürokratie, die jegliche Legitimation aus dem allgemeinen Bankenbild zieht, welches nach der Krise 2007 gezeichnet wurde. Ein Beamtenheer, dass derzeit nicht hinterfragt wird. Unhinterfragt gut, so wie Banken per se böse sind.

Wie immer glaubt man hierzulande der Staat, mit allen Freiheiten ausgestattet, wird es schon richten. Und wie immer ist das ein Irrglaube.

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 2.007

29.06.2016 23:26
#85 RE: Notwendigkeit von Bankenaufsicht Antworten

Zitat von Emulgator im Beitrag #80
Sie ist bei Banken nötig, weil das Ruinrisiko wesentlich größer ist, wenn man von einer Bank betrogen wird, als wenn man von einem normalen Geschäftspartner betrogen wird.
Wenn man beim falschen Biobauern seine Sprossen kauft, kann das Risiko durchaus größer sein und da wird auch nicht reguliert.

Meine Gegenthese wäre, dass die Geldgier des Menschen so groß ist, dass er sich gerne mal ruiniert, wenn er erst einmal die "Dollar Zeichen" in den Augen hat: 15% Rendite mit Bio Tropen Holz oder Windkraftanlagen, 100% sicher. Da muß man doch zugreifen, wenn das Sparbuch nur 0,25% abwirft. Um zu wissen "that there is no free launch", reicht ein Studium heutzutage eben nicht mehr aus.

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

Martin Offline



Beiträge: 4.129

30.06.2016 06:15
#86 RE: Notwendigkeit von Bankenaufsicht Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #81
Zitat von Emulgator im Beitrag #80
Ich sehe in Bankenaufsicht einen wesentlichen Teil der Rechtssicherheit im modernen Geschäftsverkehr ...

Dann muß ich etwas ausführlicher erklären, was ich meine: Der ursprüngliche Kern der Bankenaufsicht ist m. E. durchaus weiterhin sinnvoll. D.h. die Aufstellung gewisser Regeln zur ordentlichen Geschäftsführung, zur Qualifikation des Personals und zur Risikoabsicherung.
Diese Regeln gibt es aber schon lange und weiterer Handlungsbedarf bestand m. E. nicht.


Vielleicht liegt der zusätzliche Aufwand einfach darin, dass vor einer Riskoabsicherung die Risikobewertung steht, und diese viel mit der Bewertung von Eigenkapital und Krediten zu tun hat, die 2008 den Banken um die Ohren geflogen ist. Vielleicht wären die großen Banken mit solider Bewertung technisch pleite gewesen, weshalb Bewertungsregeln schnell geändert wurden, in der Hoffnung, über viele Jahre wieder zu solider Bewertung zurückzukommen. Und dieser Prozess ist möglicherweise schwieriger zu monitoren.

Zitat
Mir ist kein Beispiel bekannt, wo sie durch Auswertung der Daten proaktiv Risiken erkannt und Schäden verhindert hätte.



Die Schäden, die durch Risikomanagement verhindert wurden dürften zahllos sein, aber eben weil sie verhindert wurden, Ihnen unbekannt. So ist das nun mal beim Risikomanagement. Da Risiken prospektiv und mit Wahrscheinlichkeiten behaftet sind, sind Schäden dadurch nicht auszuschließen und auch nicht unbedingt zu verhindern (außer man macht das Geschäft dicht). Das ist Teil der Wirtschaft, was jedem Liberalen ja in Fleisch und Blut übergegangen sein sollte. Die Beurteilung, ob der Kontrollaufwand gerechtfertigt ist, ist aber eben deshalb schwierig, weil nicht entstandene Schäden schwer quantifizierbar sind.

Immerhin behauptet der IWF nach proaktiver Auswertung von Daten, dass die Deutsche Bank das größte Risiko für das globale Finanzsystem darstellt: http://www.wsj.com/articles/deutsche-ban...says-1467239405

Und was machen wir nu? Wenn die DB inkl. Aufsicht könnten, würden sie die Risiken sicherlich reduzieren. Weil Ihnen vermutlich nichts einfällt, beobachten sie den Niedergang nur intensiver und entwerfen wenn-dann Szenarien. Oder sie lehnen sich zurück in der Erwartung, dass notfalls alle Welt zu Hilfe kommt, weil die Angst vor Folgen viel zu groß ist.

Gruß, Martin

Reisender ( gelöscht )
Beiträge:

30.06.2016 09:09
#87 RE: Brexit Antworten

http://www.welt.de/wirtschaft/article156...-Wohlstand.html

"Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung in der Hans-Böckler-Stiftung (IMK) beispielsweise erwartet, dass die Austrittsverhandlungen und die damit verbundene politische Unsicherheit die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr einen halben Prozentpunkt Wachstum kosten werden. Damit gehen deutschen Unternehmen, Arbeitnehmern und Sparern allein im kommenden Jahr mehr als 15 Milliarden Euro durch das britische Votum verloren."

""Das ist ein Problem für Großbritannien und das Pfund, aber ich glaube nicht, dass der Brexit die Konjunktur im Euro-Raum wesentlich belasten wird", sagt etwa Jörg Krämer, der Chefvolkswirt der Commerzbank. "Es sei denn, die EU spielt weiter beleidigte Leberwurst und hält die Unsicherheit weiter hoch." Dann dürften auch die Unternehmen auf dem Kontinent unter der Unsicherheit leiden."

Seit Tagen werde ich nun im z.B. Dlf berieselt, warum alles so bedrohlich ist wegen des Brexit Votums. Ich denke, ich schließe mich dem Herrn der Commerzbank an, daß Unsicherheiten wegen des unberechenbaren Verhaltens des EU-Führungspersonals bestehen. Ich vermute auch, daß der Brexit eigentlich Allen willkommen ist, da man so in Ruhe seine Leichen verbuddeln kann:

"Auch auf dem Arbeitsmarkt werde sich der Brexit bemerkbar machen, schreiben die Forscher in ihrer Prognose. Im kommenden Jahr soll die Zahl der Arbeitslosen um 290.000 Personen zunehmen und dadurch auf wieder drei Millionen im Jahresschnitt steigen. Verantwortlich dafür ist allerdings nicht nur die wirtschaftliche Abkühlung durch die Brexit-Unsicherheit, sondern auch, dass im kommenden Jahr viele Flüchtlinge auf den Arbeitsmarkt kommen werden."

Es gibt da eine Sache, die ich nicht verstehe: Ein Bekannter arbeitet mit seiner Firma (Handwerk, baut Industrieanlagen, also keine Hinterhofsschrauberbude) nur deshalb nicht in UK -> obwohl er dort wesentlich mehr verdienen würde, da die Gattin nicht umziehen will, er das Risiko nicht will, alles vorzufinanzieren und das britische Recht ihm fremd ist. Ansonsten hat sich nichts verändert. Wenn zwei Parteien guten Willens sind, wo ist das Problem mit dem Weiterführen der bisherigen Handelsbeziehungen?

Meine eigenen bescheidenen Beziehungen ins Ausland wurden noch nie dadurch beeinträchtigt, ob jemand innerhalb oder außerhalb der EU wohnt.

nachdenken_schmerzt_nicht Offline




Beiträge: 2.007

30.06.2016 09:32
#88 RE: Notwendigkeit von Bankenaufsicht Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #86
Die Schäden, die durch Risikomanagement verhindert wurden dürften zahllos sein
Absolut.

Die Frage ist, was die Bankenaufsicht zu einem sinnvollen Risikomanagement beisteuert. Da bin ich, nach dem was ich an Einblicken habe, auch skeptisch.

Ich will nicht bestreiten, dass es in Ansätzen richtige Ideen gibt und natürlich auch Dinge einer sinvollen Regulierung unterliegen. Die Frage aber ist auch, was in der Summe der Regulierung herauskommt und da ist es leider oft so, dass für absolut unwichtige Dinge riesige Aufwände betrieben werden, deren Kosten die Banken sinnlos belasten. Der Ertragsdruck, welcher mittlerweile immer mehr auf den Banken lastet, wird dabei in den kommenden Jahren evidenter werden. Bei der Aufdeckung mancher Riskiken, erscheint mir die Aufsicht auf der anderen Seite nicht immer effizient zu sen.

Ein schönes Beispiel finde ich die LCR. Ein sicherlich sinnvolles Instrument. Wenn man aber bedenkt, dass (wie wir aus der Vergangenheit wissen) mit erheblichem Risiko behaftete griechische Staatsanleihen LCR fähig sind, weiß man, dass es Ungereimtheiten geben kann, wenn der Staat gleichzeitig Kontrollinstanz und Interessenvertreter ist.

"Dort, wo es keine sichtbaren Konflikte gibt, gibt es auch keine Freiheit." - Montesquieu

R.A. Offline



Beiträge: 8.171

30.06.2016 10:37
#89 RE: Notwendigkeit von Bankenaufsicht Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #86
Vielleicht liegt der zusätzliche Aufwand einfach darin, dass vor einer Riskoabsicherung die Risikobewertung steht, ...

Risikobewertung war schon immer DIE zentrale Aufgabe einer Bank, der dafür nötige Aufwand ist nicht neu und war auch nicht von mir gemeint. Sondern gemeint waren die ganzen zusätzlichen Berichtspflichten und regulatorischen Auflagen, die bei den Banken ganz erheblichen zusätzlichen Aufwand verursachen, obwohl kein echter Nutzen dagegen steht.

Zitat
Vielleicht wären die großen Banken mit solider Bewertung technisch pleite gewesen ...


Spekulation. Man kann natürlich ziemlich jede Bank als "technisch pleite" bezeichnen, wenn man die Kriterien für "solide" im Nachhinein ändert.

Zitat

Zitat
Mir ist kein Beispiel bekannt, wo sie durch Auswertung der Daten proaktiv Risiken erkannt und Schäden verhindert hätte.


Die Schäden, die durch Risikomanagement verhindert wurden dürften zahllos sein, aber eben weil sie verhindert wurden, Ihnen unbekannt.



Natürlich verhindert das bankinterne Risikomanagement Schäden - aber das war ja nicht gemeint, das gibt es schon immer.
Gemeint mit "sie" war die Aufsicht. Und wenn die jemals ein Risiko erkannt hätte, dann hätte sie ja auch eingreifen müssen. Es gab aber keine solchen Eingriffe.

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

30.06.2016 13:10
#90 RE: Brexit Antworten

Boris Johnson verzichtet auf Cameron-Nachfolge. Damit hat er mMn sich und gewissermaßen im Nachhinein auch die Brexiteers endgültig zum Oberhorst gemacht. Die ganze Aktion entpuppt sich nun als ein Beispiel für Planlosigkeit und Inkompetenz, gegen die die EU mit all ihren Bürokratismen und Fehlentwicklungen als ein Musterbeispiel von Effizienz und Regierungskunst erscheint. Ein unglaublicher Bärendienst für jede zukünftige Kritik an Fehlentwicklungen in der EU. Mittelfristig geht der EU-Bürokratismus höchstwahrscheinlich massiv gestärkt aus der Sache hervor.

Herzliche Grüße,
Andreas

"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

30.06.2016 13:20
#91 RE: Brexit Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #90
Boris Johnson verzichtet auf Cameron-Nachfolge. Damit hat er sich und gewissermaßen im Nachhinein auch die Brexiteers endgültig zum Oberhorst gemacht.

Überrascht mich nicht. Für einen Polit-Clown, der so zum Spaß was in der Welt bewegen will, ist die Aufgabe, das Schlamassl jetzt irgendwie aufzuräumen, viel zu undankbar.

Über kurz oder lang werden vermutlich Neuwahlen anstehen. So oder so, jetzt muß stattfinden, was auch ohne Referendum schon längst fällig war: die Conservative Party muß das pro/contra-EU-Problem in ihren eigenen Rängen lösen; vermutlich wird das auf die Spaltung hinauslaufen, die Cameron mit allen Mitteln zu verhindern versucht hat. Denn sollte es Neuwahlen geben, bevor der Rote Knopf gedrückt wird, dann wird sich jede Partei in der EU-Frage ganz klar positionieren müssen. (Und umgekehrt wird Uneinigkeit der Konservativen in Westminster die Regierungsmehrheit zerstören und Neuwahlen nahelegen.)

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

30.06.2016 13:24
#92 RE: Brexit Antworten

Zitat von Fluminist im Beitrag #91
Zitat von Doeding im Beitrag #90
Boris Johnson verzichtet auf Cameron-Nachfolge. Damit hat er sich und gewissermaßen im Nachhinein auch die Brexiteers endgültig zum Oberhorst gemacht.

Überrascht mich nicht. Für einen Polit-Clown, der so zum Spaß was in der Welt bewegen will, ist die Aufgabe, das Schlamassl jetzt irgendwie aufzuräumen, viel zu undankbar.

Über kurz oder lang werden vermutlich Neuwahlen anstehen. So oder so, jetzt muß stattfinden, was auch ohne Referendum schon längst fällig war: die Conservative Party muß das pro/contra-EU-Problem in ihren eigenen Rängen lösen; vermutlich wird das auf die Spaltung hinauslaufen, die Cameron mit allen Mitteln zu verhindern versucht hat. Denn sollte es Neuwahlen geben, bevor der Rote Knopf gedrückt wird, dann wird sich jede Partei in der EU-Frage ganz klar positionieren müssen. (Und umgekehrt wird Uneinigkeit der Konservativen in Westminster die Regierungsmehrheit zerstören und Neuwahlen nahelegen.)


Sie meinen wirklich eine Spaltung i. S. eines Zerfalls in zwei Parteien? Wäre das nicht in jedem Fall dasselbe wie ein Dauerabonnement von Labour auf die Regierungsbildung?

Herzliche Grüße,
Andreas

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Martin Offline



Beiträge: 4.129

30.06.2016 13:59
#93 RE: Brexit Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #90
Boris Johnson verzichtet auf Cameron-Nachfolge. Damit hat er mMn sich und gewissermaßen im Nachhinein auch die Brexiteers endgültig zum Oberhorst gemacht.



Das verstehe ich nicht, lieber Andreas. Sollte die Umsetzung des Bürgervotums nicht der Bestgeeignete durchführen? Das muss doch nicht das Gesicht der Kampagne sein. Es ist ja auch nicht der beste Maschinengewehrschütze, der am Ende General wird. Bevor ich jemanden als feige bezeichne lasse ich mir die Option offen, dass es sich auch um politische Klugheit handeln könnte. Das ist in dem Artikel ja auch angedeutet.

Gruß, Martin

Florian Offline



Beiträge: 3.179

30.06.2016 14:00
#94 RE: Brexit Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #92


Über kurz oder lang werden vermutlich Neuwahlen anstehen. So oder so, jetzt muß stattfinden, was auch ohne Referendum schon längst fällig war: die Conservative Party muß das pro/contra-EU-Problem in ihren eigenen Rängen lösen; vermutlich wird das auf die Spaltung hinauslaufen, die Cameron mit allen Mitteln zu verhindern versucht hat. Denn sollte es Neuwahlen geben, bevor der Rote Knopf gedrückt wird, dann wird sich jede Partei in der EU-Frage ganz klar positionieren müssen. (Und umgekehrt wird Uneinigkeit der Konservativen in Westminster die Regierungsmehrheit zerstören und Neuwahlen nahelegen.)


Sie meinen wirklich eine Spaltung i. S. eines Zerfalls in zwei Parteien? Wäre das nicht in jedem Fall dasselbe wie ein Dauerabonnement von Labour auf die Regierungsbildung?

Herzliche Grüße,
Andreas[/quote]


Warum?
Es gibt doch auch heute schon faktisch 2 konservative Parteien in England:
Tories und UKIP.
Wobei der Haupt-Programmpunkt von UKIP der EU-Austritt ist.

Wem der Austritt aus der EU wichtig war, wird daher schon bisher mehrheitlich UKIP gewählt haben.
Ohne, dass dies die Mehrheitsfähigkeit der Tories verhindert hätte.

Umgekehrt hat hingegen auch Labour ein Problem, sich in der EU-Frage klar zu positionieren.
Würden sich die Tories klar contra BREXIT positionieren, würden ihnen auf der konservativen Seite kaum noch Wähler zu UKIP davon laufen (die waren nämlich eh schon dort).
Und sie hätten umgekehrt die Chance, in der Mitte Stimmen von Labour abzugreifen, denen die Labour-Position in der EU-Frage zu unklar ist.

Martin Offline



Beiträge: 4.129

30.06.2016 14:13
#95 RE: Notwendigkeit von Bankenaufsicht Antworten

Zitat von R.A. im Beitrag #89
Risikobewertung war schon immer DIE zentrale Aufgabe einer Bank, der dafür nötige Aufwand ist nicht neu und war auch nicht von mir gemeint. Sondern gemeint waren die ganzen zusätzlichen Berichtspflichten und regulatorischen Auflagen, die bei den Banken ganz erheblichen zusätzlichen Aufwand verursachen, obwohl kein echter Nutzen dagegen steht.


Nein, da gilt dasselbe: Sie wissen nicht, welcher Schaden durch die Auflagen vermieden wurde. Außerdem vermute ich, dass die Aufsicht unter Druck u.a. der FED steht, bestimmte Maßnahmen umzusetzen, ganz besonders nachdem die deutschen Banken wieder durch deren Stresstest durchgefallen sind.

Zitat
Spekulation. Man kann natürlich ziemlich jede Bank als "technisch pleite" bezeichnen, wenn man die Kriterien für "solide" im Nachhinein ändert.

Spekulation wäre es, wenn ich das behauptet hätte. Auf der anderen Seite wurden 2008 tatsächlich Kriterien für die Bewertung sogenannter Asset/morgage based securities so geändert, dass sie nicht nach Marktwert sondern nach Einkaufswert bewertet werden durften. Sie können sich sicher vorstellen, was das bedeutet, wenn man Sorge hat, dass der Marktwert plötzlich nahe Null ist.

Zitat
Natürlich verhindert das bankinterne Risikomanagement Schäden - aber das war ja nicht gemeint, das gibt es schon immer.
Gemeint mit "sie" war die Aufsicht. Und wenn die jemals ein Risiko erkannt hätte, dann hätte sie ja auch eingreifen müssen. Es gab aber keine solchen Eingriffe.

S.a. oben. Sie kennen nicht alle Eingriffe, was bekannt wird sind beispielsweise die Forderung nach noch besserer Kapitlisierung. Und die Stresstests sind nichts anderes als eine Risikobewertung. Ich habe irgendwo gelesen, das die amerikanischen Großbanken dafür für 100e Millionen Berater engagiert haben. Da wird geklotzt. Ob es Sinn macht oder nicht kann ich nicht beurteilen, der Markt (nicht die Aufsicht) sieht jedenfalls bei der DB extreme Risiken.

Gruß, Martin

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

30.06.2016 14:15
#96 RE: Brexit Antworten

Zitat von Martin im Beitrag #93
Zitat von Doeding im Beitrag #90
Boris Johnson verzichtet auf Cameron-Nachfolge. Damit hat er mMn sich und gewissermaßen im Nachhinein auch die Brexiteers endgültig zum Oberhorst gemacht.



Das verstehe ich nicht, lieber Andreas. Sollte die Umsetzung des Bürgervotums nicht der Bestgeeignete durchführen? Das muss doch nicht das Gesicht der Kampagne sein. Es ist ja auch nicht der beste Maschinengewehrschütze, der am Ende General wird. Bevor ich jemanden als feige bezeichne lasse ich mir die Option offen, dass es sich auch um politische Klugheit handeln könnte. Das ist in dem Artikel ja auch angedeutet.

Gruß, Martin


Lieber Martin, abseits davon, daß ich in dem posting emotional reagiert und deshalb durchaus Schnellschußgefahr meinerseits bestanden hat, so glaube ich doch schon, daß die Glaubwürdigkeit der Kampagne durch diese Entscheidung deutlich leidet, und ich vermute ferner sehr stark, daß das in GB auch so gesehen werden wird. Möglicherweise wird nun jemand (Theresa May) die Verhandlungen führen, die zum Verbleib-Lager gehört hat. Der General sollte idealerweise schon zur gleichen Armee gehören wie der Maschinengewehrschütze, denke ich?

Herzliche Grüße,
Andreas

"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

30.06.2016 14:15
#97 RE: Brexit Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #94
Zitat von Doeding im Beitrag #92

Zitat
Über kurz oder lang werden vermutlich Neuwahlen anstehen. So oder so, jetzt muß stattfinden, was auch ohne Referendum schon längst fällig war: die Conservative Party muß das pro/contra-EU-Problem in ihren eigenen Rängen lösen; vermutlich wird das auf die Spaltung hinauslaufen, die Cameron mit allen Mitteln zu verhindern versucht hat. Denn sollte es Neuwahlen geben, bevor der Rote Knopf gedrückt wird, dann wird sich jede Partei in der EU-Frage ganz klar positionieren müssen. (Und umgekehrt wird Uneinigkeit der Konservativen in Westminster die Regierungsmehrheit zerstören und Neuwahlen nahelegen.)


Sie meinen wirklich eine Spaltung i. S. eines Zerfalls in zwei Parteien? Wäre das nicht in jedem Fall dasselbe wie ein Dauerabonnement von Labour auf die Regierungsbildung?

Herzliche Grüße,
Andreas



Warum?
Es gibt doch auch heute schon faktisch 2 konservative Parteien in England:
Tories und UKIP.
Wobei der Haupt-Programmpunkt von UKIP der EU-Austritt ist.

Wem der Austritt aus der EU wichtig war, wird daher schon bisher mehrheitlich UKIP gewählt haben.
Ohne, dass dies die Mehrheitsfähigkeit der Tories verhindert hätte.

Umgekehrt hat hingegen auch Labour ein Problem, sich in der EU-Frage klar zu positionieren.
Würden sich die Tories klar contra BREXIT positionieren, würden ihnen auf der konservativen Seite kaum noch Wähler zu UKIP davon laufen (die waren nämlich eh schon dort).
Und sie hätten umgekehrt die Chance, in der Mitte Stimmen von Labour abzugreifen, denen die Labour-Position in der EU-Frage zu unklar ist.


Ja, so hatte ich das gemeint. Der ganze Zirkus mit dem Referendum ging letztlich auf den (insoweit erfolgreichen) Versuch zurück, ein Abwandern der Anti-EU-Fraktion innerhalb der konservativen Partei zu UKIP zu verhindern. Aber jetzt ist die Lage anders, eine Doppelpositionierung der Partei wäre von beiden Seiten aus ungünstig. Man darf auch die Wirkung des Mehrheitswahlrechts nicht vergessen, das Stimmprozente nicht 1:1 abbildet.

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 14.546

30.06.2016 14:17
#98 RE: Brexit Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #92
Sie meinen wirklich eine Spaltung i. S. eines Zerfalls in zwei Parteien? Wäre das nicht in jedem Fall dasselbe wie ein Dauerabonnement von Labour auf die Regierungsbildung?


Nö. Vor allen Dingen nicht, wenn man bedenkt, daß solche Bruchlinien in der englischen Politik über einen weitaus längeren Zeitraum zurückgehen als auf dem Kontinent. Bei den britischen Konservativen fängt das nicht erst mit der Abspaltung von den Whigs unter William Pitt an; das geht bis in die Entstehungsphase des 2-Parteien-Systems Ausgangs des 17. Jh.s (wo ernsthaft erstaunlich viel Druckerschwärze darauf verwendet wurde, den Wählern klarzumachen, daß der Wahlsieg der "falschen Partei" eben nicht automatisch Bürgerkrieg bedeutete), dann die Trennung Conversative Party - Unionisten in Sachen der Reform Bill 1867, als nächstes der Freihandelsstreit 1906/12; die Optionsverknappung der Krisenzeit bis in die frühen 50er stellt das einigermaßen ruhig (für die "echten Konservativen" ist das fast ein Offenbarungseid, weil die Partei im Kielwasser von 1947 den gesamten Sozialgießkannenkatalog von Labour zur eigenen Sache macht); unter Heath bricht das richtig auf & wird dann mit Thatcher abgeschlossen. Da ist der Spaltpilz Feature, nicht Bug & hilft beim Austarieren UND dem Beibehalten.



Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande. - Voltaire

Fluminist Offline




Beiträge: 2.015

30.06.2016 14:19
#99 RE: Brexit Antworten

Zitat von Doeding im Beitrag #96
Möglicherweise wird nun jemand (Theresa May) die Verhandlungen führen, die zum Verbleib-Lager gehört hat.

Es gibt auch andere Kandidaten, z.B. Gove, der viel deutlicher gegen die EU positioniert war und ist als Boris Johnson jemals. Johnson ist nur wegen seiner Frisur und tolpatschigen Art eine leicht erkennbare Figur und war daher als Leithammel für eine emotionszentrierte Kampagne besser geeignet. Außerdem war er (von einer Sinecure abgesehen) kein Regierungsmitglied und insofern "neutral".

Doeding Offline




Beiträge: 2.612

30.06.2016 14:20
#100 RE: Brexit Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #94
Zitat von Doeding im Beitrag #92


Über kurz oder lang werden vermutlich Neuwahlen anstehen. So oder so, jetzt muß stattfinden, was auch ohne Referendum schon längst fällig war: die Conservative Party muß das pro/contra-EU-Problem in ihren eigenen Rängen lösen; vermutlich wird das auf die Spaltung hinauslaufen, die Cameron mit allen Mitteln zu verhindern versucht hat. Denn sollte es Neuwahlen geben, bevor der Rote Knopf gedrückt wird, dann wird sich jede Partei in der EU-Frage ganz klar positionieren müssen. (Und umgekehrt wird Uneinigkeit der Konservativen in Westminster die Regierungsmehrheit zerstören und Neuwahlen nahelegen.)


Sie meinen wirklich eine Spaltung i. S. eines Zerfalls in zwei Parteien? Wäre das nicht in jedem Fall dasselbe wie ein Dauerabonnement von Labour auf die Regierungsbildung?

Herzliche Grüße,
Andreas


Zitat

Warum?
Es gibt doch auch heute schon faktisch 2 konservative Parteien in England:
Tories und UKIP.
Wobei der Haupt-Programmpunkt von UKIP der EU-Austritt ist.

Wem der Austritt aus der EU wichtig war, wird daher schon bisher mehrheitlich UKIP gewählt haben.
Ohne, dass dies die Mehrheitsfähigkeit der Tories verhindert hätte.

Umgekehrt hat hingegen auch Labour ein Problem, sich in der EU-Frage klar zu positionieren.
Würden sich die Tories klar contra BREXIT positionieren, würden ihnen auf der konservativen Seite kaum noch Wähler zu UKIP davon laufen (die waren nämlich eh schon dort).
Und sie hätten umgekehrt die Chance, in der Mitte Stimmen von Labour abzugreifen, denen die Labour-Position in der EU-Frage zu unklar ist.



Mir scheint gleichwohl, daß es eine Obergrenze der Fragmentierung des konservativen Lagers geben dürfte, ab der Labour nur noch marginal Zusammenhalt demonstrieren muß (sie ist ja schon pro EU, hat dies aber nicht zuletzt durch den umstrittenen Vorsitzenden bestenfalls halbherzig verkauft), um ein Ex-Tory Pro-Lager, ein Ex-Tory-Kontra-Lager plus UKIP zu marginalisieren. Vermutlich braucht Labour dann irgendwann nur noch Zustimmungsraten, die der gegenwärtigen deutschen SPD vergleichbar sind.

Herzliche Grüße,
Andreas

"Man kann einen gesellschaftlichen Diskurs darüber haben, was Meinungsfreiheit darf. Oder man hat Meinungsfreiheit." (Christian Zulliger)

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