Zitat von Llarian im Beitrag #175Ich kann mir erklären warum Länder oder Städte diesen Niedergang erleben. Ich kann den auch als Folge linker Ideen begreifen. Was ich aber nicht so recht hin bekomme ist die Ursache, dass ausgerechnet diese Länder der Meinung sind der restlichen Welt erklären wollen, wie es richtig geht. Da komme ich nicht hinter.
Nun, ich würde sagen das ist eine Frage der Wahrnehmung. Bzw. der entsprechenden Selektion an Dingen, die wahrgenommen werden dürfen oder auch nicht. Nur so funktioniert linke Politik; man verweist auf die (vorgeblich) positiven Errungenschaften und blendet alles Negative aus. Ansonsten würde man ob der Widersprüchlichkeiten dieser Ideologie auch verrückt werden. Und das Ass im Ärmel ist dann immer "die Idee war gut, nur die Umsetzung nicht optimal, aber das bekommen wir noch in den Griff".
Zitat von HR2 im Beitrag #165[i]Man kann das als verdammt lange Leitung der Liberalkonservativen bezeichnen, die an einem Ideal festhalten, dass in dieser Zeit längst nicht mehr funktioniert. Die schwarze deutsche Null schadet nur und ausschließlich Deutschland.Das hat was von Selbstverstümmelung. Geld drucken, investieren, Steuern runter. Schulden 1000 Jahre bei der EZB parken. Dann sind wir wieder im Geschäft. Und endlich hat es auch Tichy begriffen, der ja sonst eher den Crash-Propheten zuneigt, Teufel und schwarze Schwäne an die Wand malt. Es wird Herr Stelter gewesen sein, der dort ein Umdenken ausgelöst hat. https://www.youtube.com/watch?v=jIbukL3b1Mo (ab 23.30)
Sie hätten ja für Mugabe einen guten Berater abgegeben Woher wissen Sie, dass Tichy das erst jetzt begriffen hat? Tichy macht das, was Stelter auch tut: Er stellt sich auf die politischen Entscheidungen ein. Und wenn Sie Stelter genau zuhören, dann liegt dieser in der Bilanz der finanziellen Situation, der strukturellen Defizite in Deutschland, usw. ganz nah bei Tichy und Krall. Und bei Vielem, was Stelter andenkt, sagt er auch klar, dass er sich des Erfolgs nicht sicher ist. Den Teufel malt Stelter indirekt an die Wand: Seine Ratschläge sollten den Teufel an der Wand verhindern, er weiß aber, dass diese Ratschläge ungehört verhallen werden - es wird aber für ein neues Buch reichen. Sein Rat für die Bürger ist unüberhörbar: Geht weg, wenn Ihr es Euch leisten könnt, legt zumindest außerhalb Europas an. Und die Beispiele an Banken, wo man seine Depots verwalten will, lagen nicht in Deutschland.
Zitat von herki im Beitrag #167Ich finde es angesichts der Unstimmigkeiten in 3 oder 4 (allesamt stramm demokratisch und die meisten davon berühmt für ihre Korruption) Städten erstaunlich das jemand anders die Unstimmigkeiten "beweisen soll", hätte das auch jemand im Westen von einem normalen Sovjetbürger gefordert wenn dieser die Wahl anzweifelt ?
Es geht ja noch nicht einmal um "beweisen", es geht nur darum dazustellen, warum man an einen Wahlbetrug glaubt. Abgesehen von: Trump hat nicht gewonnen.
Ihre "Beispiele" passen da gut in das, was ich auch sonst beobachte:
Zitat von herki im Beitrag #167- Warum lässt man Wahlbeobachter nicht näher als 30m an die Auslesung der Stimmzettel ?
Wo kommt das her? Es gibt zwei Werte, die hier passen würden. Die "30m" sind der Umkreis um ein Wahllokal, in dem Wahlbeobachter Wahlwerbung melden müssen. Die Abstands-Debatte drehte sich immer um "20 feet" und "6 feet" und war Inhalt lächerlichster Debatten. https://www.npr.org/2020/11/05/931930379...election-speech
Zitat von herki im Beitrag #167- In Philadelphia werden rep. Wahlbeobachter nicht ins Gebäude gelassen.
Wo kommt das her? Ich kenne einen Fall in dem ein Beobachter wohl einmal abgewiesen wurde und erst nach Beschwere ins Gebäude durfte. Kennen Sie mehr Fälle?
Zitat von herki im Beitrag #167- In Detroit verbarikadiert man sich und die Fenster, wirft Republikanische Wahlbeobacher (unter Applaus der anderen anwesenden) einfach raus
Auch hier würde mich der Beleg interessieren ... Was passiert ist: Man hatte zu viele Beobachter hereingelassen und deswegen einen Teil – von beiden Seiten – wieder rausgeschickt. Von denen haben sich dann Leute vor dem Lokal lautstark beschwert, deswegen hat man sie Scheiben verbassikadiert, damit drinnen in ruhiger weitergezählt werden kann. https://eu.usatoday.com/story/news/factc...ext/6195038002/
Zitat von herki im Beitrag #167- Man gibt vor das die Auszählung der Stimmzettel für den Tag vorbei ist, schickt Medien und Wahlbeobachter nach Hause um dann fröhlich weiter zu zählen. - Wasserohrbruch der sich später als "leaking urinal" herrausstellt, hat den Wahlvorgang aber (bis in die Nacht hinein) für Stunden unterbrochen
Diese beiden Geschichten werden gerne vermischt, was passiert ist, dass in einem Wahllokal das "processing" gestoppt wurde – warum auch immer das auf Wahlfälschung hinweist. In der Nacht haben dann tatsächlich Wahlbeobachter und Medienleute das Wahllokal verlassen. Nachdem Wahlhelfer angaben, die Zählerei für heute zu beenden. Die Wahlhelfer blieben aber, nachdem sie einen Anruf bekamen, das Zählen fortzusetzen. Die Wahlbeobachter und Medienleute kamen dann auch wieder. Niemand wurde "nach Hause geschickt". Und der ganze Vorgang ist auf Video festgehalten – auch die Auszählung danach.
Zitat von herki im Beitrag #167In Philadelphia, zufälligerweise die letzten 2 Jahre meine Heimatstadt, hat Joe Biden offiziell mit 81% gewonnen. Einige Bezirke mit 96%. Wir reden hier ganz klar von einer alternativen und "linken" Stadt. Aber 81% ? Wow, war nicht mein Eindruck, ist es bis heute nicht.
Ist aber dennoch so. Biden hat mit diesen 81% ein schlechteres Ergebnis eingefahren als Clonton 2016 und Obama in beiden seiner Wahlen. Kerry (80) und Gore (80) waren etwas schlechter. Ich kann nicht erkennen, dass Bidens 81 % hier ungewöhnlich aussehen.
Zitat von HR2 im Beitrag #165[i]Man kann das als verdammt lange Leitung der Liberalkonservativen bezeichnen, die an einem Ideal festhalten, dass in dieser Zeit längst nicht mehr funktioniert. Die schwarze deutsche Null schadet nur und ausschließlich Deutschland.Das hat was von Selbstverstümmelung. Geld drucken, investieren, Steuern runter. Schulden 1000 Jahre bei der EZB parken. Dann sind wir wieder im Geschäft. Und endlich hat es auch Tichy begriffen, der ja sonst eher den Crash-Propheten zuneigt, Teufel und schwarze Schwäne an die Wand malt. Es wird Herr Stelter gewesen sein, der dort ein Umdenken ausgelöst hat. https://www.youtube.com/watch?v=jIbukL3b1Mo (ab 23.30)
Sie hätten ja für Mugabe einen guten Berater abgegeben
Gruß Martin
Lieber Martin, bitte unterlassen Sie derart herabwürdigende Kommentare ad personam in diesem Haus. Wenn Sie subtil pöbeln wollen, suchen Sie sich bitte ein anderes Forum. Nehmen Sie diese Verwarnung bitte ernst.
Zitat von Martin im Beitrag #177[quote=""|p158935] Woher wissen Sie, dass Tichy das erst jetzt begriffen hat? Tichy macht das, was Stelter auch tut: Er stellt sich auf die politischen Entscheidungen ein. Und wenn Sie Stelter genau zuhören, dann liegt dieser in der Bilanz der finanziellen Situation, der strukturellen Defizite in Deutschland, usw. ganz nah bei Tichy und Krall. Und bei Vielem, was Stelter andenkt, sagt er auch klar, dass er sich des Erfolgs nicht sicher ist. Den Teufel malt Stelter indirekt an die Wand: Seine Ratschläge sollten den Teufel an der Wand verhindern, er weiß aber, dass diese Ratschläge ungehört verhallen werden - es wird aber für ein neues Buch reichen. Sein Rat für die Bürger ist unüberhörbar: Geht weg, wenn Ihr es Euch leisten könnt, legt zumindest außerhalb Europas an. Und die Beispiele an Banken, wo man seine Depots verwalten will, lagen nicht in Deutschland.
Gruß Martin
Natürlich sind sich Tichy, Krall und Stelter in ihren wirtschaftlichen Grundüberzeugungen nicht fremd. Herr Krall ist schon bewundernswert: Er (um-)datiert den Crash, dessen Auslöser bei ihm die Banken sein sollen/werden, und es kümmert ihn kaum, wenn seine Prognosen nicht eintreten: Kommt noch, wartet ab! Und Tichy läuft wie eine Dackel hintendran. Nach Krall wird alles implodieren, so sicher wie das Amen, und die Katharsis dann endlich alle Menschen nach Hayek befreien. Schöne Vision, soll ja ein glückliches Ende nehmen nach so viel düsterer Vorhersage.
Stelter macht keine Prognosen. Im Gegenteil, er wundert sich z.B., daß nach allen Regeln seiner Kunst die Inflation viel höher sein müsste als sie es ist. Er macht konkrete Vorschläge, wie Deutschland und die EU wieder auf die Beine kommen können. Z.B eben durch das Parken der Staatsschulden Deutschlands bei der EZB, ein Spiel auf 100 Jahre, daß die Inflation uns nicht als Verlierer enden lässt. Neues Geld für Bildung, Infrastruktur etc. Nicht den Euro abschaffen, sondern z.B. Parallelwährungen einführen. Stelter sieht die Probleme, duchdenkt und schlägt Lösungen vor. Kein Crashprophet.
Stelter rät zur Kapitalanlage ausserhalb der EU? oh Wunder. Wer den DAX oder Eurostoxx kauft, ist entweder Idealist oder uninformiert. Seit fast Jahrzehnten macht man in den USA seine Rendite, was auch so bleiben wird, trotz Harris und modern monetary theory.
Zitat von HR2 im Beitrag #172Tichy`s Einblick als wenig kompetentes Medium in Wirtschaftsfragen?
Ja, das mit den Untergangspropheten ist mir auch aufgefallen. Wobei ich die Wirtschaftspolitik der EU immer noch für zumindest fahrlässig halte.
Zitat Thema 2 wäre Herr Stelter und seine realistische Sicht und Expertise, seine Lösungen in einer ziemlich pervertierten, Zentralbanken finanzierten Staatsschuldenorgie, die nicht morgen enden wird, aber auch nicht den Kollaps bedeutet.
Das Thema würde mich tatsächlich interessieren.
Falls Sie es noch nicht kennen, hier können Sie Herrn Stelter folgen.
Zitat von HR2 im Beitrag #180Im Gegenteil, er wundert sich z.B., daß nach allen Regeln seiner Kunst die Inflation viel höher sein müsste als sie es ist.
Sie ist gewaltig. Man versteckt sie nur recht subtil. Wenn man sich die Werte für Immobilien, Aktien oder auch Gold ansieht, dann sieht man eine Inflation in Größenordnung von fast Zweistelligkeit. Wir kriegen zunehmend Preisverhältnisse wie in der DDR: Sie können ein Brötchen füc Cents kaufen, aber ein vernünftiges Haus kostet ein Vermögen und ist für den Normalverdiener nicht mehr erschwinglich.
Zitat Z.B eben durch das Parken der Staatsschulden Deutschlands bei der EZB, ein Spiel auf 100 Jahre, daß die Inflation uns nicht als Verlierer enden lässt. Neues Geld für Bildung, Infrastruktur etc. Nicht den Euro abschaffen, sondern z.B. Parallelwährungen einführen.
Greshamsches Gesetz? Nee, das funktioniert nicht. Der Euro ist das Grundübel und kann nur als Gesmatheit fallen. Das Problem ist, dass durch den Absturz alles was die Deutschen in den letzten zwei Generationen im Ausland erarbeitet haben, damit wegfällt. Da kann man nur noch rausholen was geht. Das haben die anderen auch zum guten Teil verstanden.
Zitat Seit fast Jahrzehnten macht man in den USA seine Rendite, was auch so bleiben wird, trotz Harris und modern monetary theory.
Das ist eine sehr interessante Frage. Denn auch wenn die Wirtschaft der USA in den letzten 20 Jahren sicher der bessere Tip war, war vieles von dem, was derzeit in Amerika läuft bis vor einigen Jahren auch undenkbar. Dabei geht es nicht einmal um money theory, das Aufblasen von Währungen hat ja erst einmal vor allem Inflationseffekte, die auf dem Aktienmarkt zu Kurssteigerungen ohne Begründung führt. Aber durch den "green new deal" besteht durchaus die Chance auch Amerikas Wirtschaft so nachhaltig zu schädigen wie Merkel das gerade mit der deutschen Energieversorgung durchgeführt hat. Auch die amerikanische Wirtschaft hat Limits. Dazu kommt noch, und das wirkt in Kombination doppelt, dass die amerikanische Wirtschaft vor 20 Jahren noch wenig Konkurrenz hatte, jetzt aber ein Mitspieler da ist, der hungrig ist und sehr, sehr viel kann. Wenn Amerika von Sozialisten regiert wird und China seinen agressiven Kurs fortsetzt, dann ist die amerikanische Wirtschaft sicher kein Gewinner.
Zitat von HR2 im Beitrag #180Im Gegenteil, er wundert sich z.B., daß nach allen Regeln seiner Kunst die Inflation viel höher sein müsste als sie es ist.
Sie ist gewaltig. Man versteckt sie nur recht subtil. Wenn man sich die Werte für Immobilien, Aktien oder auch Gold ansieht, dann sieht man eine Inflation in Größenordnung von fast Zweistelligkeit. Wir kriegen zunehmend Preisverhältnisse wie in der DDR: Sie können ein Brötchen füc Cents kaufen, aber ein vernünftiges Haus kostet ein Vermögen und ist für den Normalverdiener nicht mehr erschwinglich.
Zitat Z.B eben durch das Parken der Staatsschulden Deutschlands bei der EZB, ein Spiel auf 100 Jahre, daß die Inflation uns nicht als Verlierer enden lässt. Neues Geld für Bildung, Infrastruktur etc. Nicht den Euro abschaffen, sondern z.B. Parallelwährungen einführen.
Greshamsches Gesetz? Nee, das funktioniert nicht. Der Euro ist das Grundübel und kann nur als Gesmatheit fallen. Das Problem ist, dass durch den Absturz alles was die Deutschen in den letzten zwei Generationen im Ausland erarbeitet haben, damit wegfällt. Da kann man nur noch rausholen was geht. Das haben die anderen auch zum guten Teil verstanden.
Zitat Seit fast Jahrzehnten macht man in den USA seine Rendite, was auch so bleiben wird, trotz Harris und modern monetary theory.
Das ist eine sehr interessante Frage. Denn auch wenn die Wirtschaft der USA in den letzten 20 Jahren sicher der bessere Tip war, war vieles von dem, was derzeit in Amerika läuft bis vor einigen Jahren auch undenkbar. Dabei geht es nicht einmal um money theory, das Aufblasen von Währungen hat ja erst einmal vor allem Inflationseffekte, die auf dem Aktienmarkt zu Kurssteigerungen ohne Begründung führt. Aber durch den "green new deal" besteht durchaus die Chance auch Amerikas Wirtschaft so nachhaltig zu schädigen wie Merkel das gerade mit der deutschen Energieversorgung durchgeführt hat. Auch die amerikanische Wirtschaft hat Limits. Dazu kommt noch, und das wirkt in Kombination doppelt, dass die amerikanische Wirtschaft vor 20 Jahren noch wenig Konkurrenz hatte, jetzt aber ein Mitspieler da ist, der hungrig ist und sehr, sehr viel kann. Wenn Amerika von Sozialisten regiert wird und China seinen agressiven Kurs fortsetzt, dann ist die amerikanische Wirtschaft sicher kein Gewinner.
Die Verbraucherpreise sind seit Jahren sehr stabil. Die Inflationsrate sehr niedrig. Es gibt eine deutliche Asset-Inflation, ja, nur schlägt sich diese z.B nicht 1:1 in den Mietpreisen nieder. Schlecht für Investoren in immobilien. Bei Dienstleistungen und Gütern sind wir meilenweit von Kapazitätsengpässen entfernt. Hier ist am Hotizont keine Inflation zu erkennen.
Wenn der Euro Grundübel sein soll, müßte Gleiches für den Dollar gelten. Weder Euro noch Dollar werden fallen, sondern "nur" inflationieren. Ein Blick nach Japan gerne.
China wird auf lange Zeit die USA nicht als Wirtschaftsmacht ablösen. China kann keine Innovation, denn sie verachten das Individuum. Ein Ansatz wie Amazon z.B., die Kundenzufriedenheit im Zentrum allen unternehmerischen Handelns, ist denen gänzlich fremd. Vielleicht lernen sie das noch, was in einer Diktatur schwer vorstellbar ist. Bis dahin, also sehr lange, werden die Trends und somit die Marktherrschaft in den USA erzeugt. Den Chinesen bleibt, das zu kopieren...bis die Partei eingreift...siehe Alibaba.
Zitat von HR2 im Beitrag #184 Die Verbraucherpreise sind seit Jahren sehr stabil. Die Inflationsrate sehr niedrig.
Das kann man auch genau gegenteilig interpretieren: Die Verbraucherpreise sind gefallen und haben damit die Inflation verdeckt. Das ist auch nicht unlogisch: Mit technologischem Fortschritt verbessern sich auch Produktionsmethoden für die Verbrauchsgüter. Und damit müssten die eigentlich billiger werden. Tun sie aber nicht, sie werden teurer.
Zitat Es gibt eine deutliche Asset-Inflation, ja, nur schlägt sich diese z.B nicht 1:1 in den Mietpreisen nieder.
Das erzählen Sie mal in Berlin, Düsseldorf oder München.
Zitat Wenn der Euro Grundübel sein soll, müßte Gleiches für den Dollar gelten.
Das tut es auch. Der Dollar war schon immer eine Himmelfahrtswährung, aber mit dem großen Vorteil der amerikanischen Macht, die jahrelang noch die dümmsten Notenbanken dazu zwingen konnte, Abermilliarden in wertlosen Dollars anzunehmen und sogar zu lagern. Der Dollar hat das selbe Problem, ist nur deshalb etwas gesünder, weil das Geld wenigstens teilweise investiert wird, statt fast nur noch konsumiert wird, wie in Europa.
Zitat China wird auf lange Zeit die USA nicht als Wirtschaftsmacht ablösen. China kann keine Innovation, denn sie verachten das Individuum.
Das kann eigentlich nur jemand sagen, der noch nie in China war, aber ich will nichts unterstellen. Aber das ist einfach falsch. Grundfalsch. Es ist eine Lüge, die man sich im Westen jahrzehntelang erzählt, dass diktatorische Systeme nicht innovativ sind. Man hat bis heute nichts aus dem Sputnik-Schock gelernt. Heute kommt mehr Innovation aus China als aus Deutschland. Das technische Niveau ist noch nicht das selbe, aber das Wachstum ist auch in Technologie gewaltig. Ich habe durchaus chinesische Ingenieure kennen gelernt. Und das waren keine Idioten. Die kochen zwar auch nur mit Wasser, aber es sind viele. Und sie sind hungrig.
Zitat Ein Ansatz wie Amazon z.B., die Kundenzufriedenheit im Zentrum allen unternehmerischen Handelns, ist denen gänzlich fremd.
Kundenzufriedenheit ist nur ein Ansatz unter vielen (der auch von vielen sehr erfolgreichen, deutschen Firmen, ganz und gar nicht gefahren wird). Er funktioniert für Amazon zweifelsfrei sehr gut, aber Alibaba funktioniert ebenso hervorragend ganz ohne dieses Konzept.
Zitat Bis dahin, also sehr lange, werden die Trends und somit die Marktherrschaft in den USA erzeugt.
Das war zweifelsfrei sehr lange so. Aber die Zeit ist vorbei. Und das sieht man auch exemplarisch an der Auseinandersetzung zwischen Google und Huawei. Von Google abgeschnitten zu werden war für Huawei erst einmal verheerend teuer. Aber dann ging man seinen eigenen Weg. Und das ist durchaus exemplarisch für vieles was China in den letzten Jahren getan hat: Man ist lange nachgelaufen, aber man ist an der Schwelle sein eigenes Ding zu machen. Und das klappt durchaus. Ich glaube das man in Deutschland (und auch in den USA) jahrelang einer sehr dummen Idee nachgelaufen ist: Man ist immer davon ausgegangen, die Asiaten (ganz früher die Japaner, dann die Koreaner, heute die Chinesen) "könnten" nur kopieren. Und wären zu blöde etwas selber zu machen (in meiner Kindheit wurde dieses Vorurteil über Japaner immer noch breit getreten). Was dabei grundsätzlich übersehen wurde, ist, dass das Kopieren und dann billiger machen, ein ausgesprochen innovativer Prozess ist. Ein guter Ingenieur ist nicht der, der ein Teil baut, bei dem man nichts zufügen muss, sondern der ein Teil baut, bei dem man nichts wegnehmen kann. Und genauso wie die Japaner, gefolgt von den Koreaner und heute den Chinesen, haben diesen Prozess lange Zeit so gelebt. Und danach Sachen gebaut, die besser waren als das "Original". Ganz simpel: Die neue Generation von Kernreaktoren, die in China derzeit entsteht, ist jedem deutschen Produkt inzwischen weit überlegen. Vermutlich am Ende auch den meisten amerikanischen. Es ist einfach falsch zu glauben "die" könnten das nicht. Die können. Und die wollen. Und die werden.
Zitat von Llarian im Beitrag #185Was dabei grundsätzlich übersehen wurde, ist, dass das Kopieren und dann billiger machen, ein ausgesprochen innovativer Prozess ist. Ein guter Ingenieur ist nicht der, der ein Teil baut, bei dem man nichts zufügen muss, sondern der ein Teil baut, bei dem man nichts wegnehmen kann. Und genauso wie die Japaner, gefolgt von den Koreaner und heute den Chinesen, haben diesen Prozess lange Zeit so gelebt. Und danach Sachen gebaut, die besser waren als das "Original".
Die wahre Pointe der Geschichte ist ja, daß der erste Staat im Osten, der genau das gemacht hat und damit an die Weltspitze kam, Deutschland war. Die haben schon Ende des 18. Jahrhunderts ihre angehenden Ingenieure nach England, besonders auch Schottland, geschickt, um letztlich Industriespionage zu betreiben: sich Dampfmaschinen, -pumpen, Gaswerke pp., Werkssiedlungen (Stichwort "Manchesterkapitalismus") anzuschauen und nachzubauen. Die ersten Lokomotiven hat man aus England importiert und dann ab 1840 bei Borsig verbessert nachgebaut. Das Tradmark "Made in Germany" ist ja verpflichtend geworden, weil die den englischen und amerikanischen Markt mit schlechtem, aber billigem Krempel geflutet haben. Woraus dann der Ehrgeiz entstand, das wettzumachen und in ein Gütesiegel umzukehren. Und mit "Made in Japan" war es ein Jahrhundert dasselbe. Das stand in den 50ern und 60ern für Ramsch; heute eher nicht.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Llarian im Beitrag #185 Ganz simpel: Die neue Generation von Kernreaktoren, die in China derzeit entsteht, ist jedem deutschen Produkt inzwischen weit überlegen. Vermutlich am Ende auch den meisten amerikanischen. Es ist einfach falsch zu glauben "die" könnten das nicht. Die können. Und die wollen. Und die werden.
Ich behaupte nicht mit einer Silbe, daß chinesische Ingenieure westlichen unterlegen wären. Es geht nicht um die technische Kopie, sondern um die Kopie der Produkt-Idee. Hier hängt der Hammer, nicht in der Umsetzung. Eine unfreie Gesellschaft wie China kennt ihre Bedürfnisse nicht, der Erfolg der US-Unternehmen basiert aber exakt darauf. Meinen Sie ernsthaft, dass 1000 Jahre Diktatur, Kollektivismus und Unterdrückung keine Spuren in den Köpfen der Chinesen hinterlassen haben? Meinen Sie ernsthaft, China hätte auch nur annähernd das Innovationspotiential wie die USA? China erlaubt in Grenzen Marktwirtschaft, sie kopieren die Marktwirtschaft, dennoch hinken sie 1000 Jahre hinter den Bedürfnissen des freien Individuums hinterher. Bringen Sie mir ein einziges Beispiel neuer Produktentwicklung, die in China ihren Ursprung hatte. Und zweifelsfrei ist China die zukünftige Wirtschaftsmacht, dennoch realistisch betrachtet eine Werkbank. Der zunehmende Wohlstand in China macht es auch zum wohl wichtigsten Absatzmarkt westlicher Unternehmen, ja. Aber Innovation? Nö...sehe ich nicht. Im Übrigen bin ich mit dieser Meinung ziemlich allein, denn die meisten "Experten" sehen China auf allen Gebieten als die zukünftige Führungsmacht. Da wird die Rechnung ohne das freie Individuum gemacht, welches der Chinese gar nicht kennt und per Partei gar nicht kennen lernen will.
Zitat von HR2 im Beitrag #184 Zitat: Es gibt eine deutliche Asset-Inflation, ja, nur schlägt sich diese z.B nicht 1:1 in den Mietpreisen nieder.
Das erzählen Sie mal in Berlin, Düsseldorf oder München. Zitat:
Was soll ich dort erzählen? Daß der Erwerb einer Immobilie nicht mehr 25 sonder 40 Jahresmieten kostet? Das sieht ja jeder. Ziemlich schlechte Rendite für einen Investor, nicht?
Zitat Wenn der Euro Grundübel sein soll, müßte Gleiches für den Dollar gelten.
Das tut es auch. Der Dollar war schon immer eine Himmelfahrtswährung, aber mit dem großen Vorteil der amerikanischen Macht, die jahrelang noch die dümmsten Notenbanken dazu zwingen konnte, Abermilliarden in wertlosen Dollars anzunehmen und sogar zu lagern. Der Dollar hat das selbe Problem, ist nur deshalb etwas gesünder, weil das Geld wenigstens teilweise investiert wird, statt fast nur noch konsumiert wird, wie in Europa. Zitat:
Aha, die Weltreservewährung US-Dollar (seit ca. 1800) ist laut Llarian eine Himmelfahrtswährung. Soll man das ernst nehmen?
(Bitcoin ist ja auch nichts...sollen wir wieder Muscheln sammeln? Ehrlich: Unverständnis. Welche Währung akzeptieren Sie denn?)
Der "freie Mensch" ist eine zeitlich und räumlich begrenzte Idee, die so ca 100 Jahre lang einige intellektuelle Kreise der westlichen Welt interessierte.
Welt weit betrachtet war und ist diese Idee die kuriose Ausnahme. Diktaturen und Kollektivismus sind die natürliche Staatsform des Menschen.
Seit etwa 20 bis 30 Jahre wurde die Idee des freien Menschen dann auch im Westen systematisch von Links untergraben und ist jetzt auch dort im Rückzug begriffen. Die Frankfurter Ideale bzw die Staats- und Gesellschaftsform "Bonner Republik" wird aussterben.
___________________ Jeder, der Merkel stützt, schützt oder wählt, macht sich mitschuldig. “Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten mäßig entstellt”, Georg Cristof Lichtenberg
Zitat von Frank2000 im Beitrag #190Der "freie Mensch" ist eine zeitlich und räumlich begrenzte Idee, die so ca 100 Jahre lang einige intellektuelle Kreise der westlichen Welt interessierte.
Welt weit betrachtet war und ist diese Idee die kuriose Ausnahme. Diktaturen und Kollektivismus sind die natürliche Staatsform des Menschen.
Seit etwa 20 bis 30 Jahre wurde die Idee des freien Menschen dann auch im Westen systematisch von Links untergraben und ist jetzt auch dort im Rückzug begriffen. Die Frankfurter Ideale bzw die Staats- und Gesellschaftsform "Bonner Republik" wird aussterben.
Herr Frank, Sie sind zu klug (oder zu wohlhabend) für ihren Wohlfühl-Pessimismus.
Zitat von HR2 im Beitrag #179Sie hätten ja für Mugabe einen guten Berater abgegeben
Lieber Martin, bitte unterlassen Sie derart herabwürdigende Kommentare ad personam in diesem Haus.
Lieber HR2, ich habe das genauso wenig ad personam herabwürdigend gesehen, wie Sie wohl Ihr Lob an Frank heute Nacht Wahl in den USA (8) Oder ist es herabwürdigend, einen afrikanischen Regierungschef zu beraten?
Das Teufelchen galt Ihrer von Stelter kopierten Liste, weshalb ich eigentlich erst Stelter statt Sie als guten Berater empfehlen wollte. Aber Sie haben sie sich ja Stelters Liste zu Eigen gemacht. Das Teufelchen war zugegebenermaßen schwer zu interpretieren. Dahinter steckt u.a. die Frage, warum man glaubt, hier die Schulden 1000 Jahre bei der EZB parken zu können, dieses Rezept aber in Simbabwe nie zur Anwendung kam, obwohl auch die ihre eigene Zentralbank haben. Ich hätte auch Argentinien als Beispiel nehmen können. Worauf setzt Stelter also mit solchen Ideen? Dass die Wirtschaftskraft der Euro-Länder groß genug ist, um den Euro durch einen solchen 'Bilanzierungstrick' nicht an Vertrauen verlieren zu lassen? Dass Europa im Gegensatz zu Simbabwe als Handelspartner zu wichtig ist? Mal sehen, ob Stelter im Gegensatz zu Ihnen den Ball, äh, das Teufelchen aufnimmt. Er hat ja ein gut frequentiertes Blog.
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #186Die wahre Pointe der Geschichte ist ja, daß der erste Staat im Osten, der genau das gemacht hat und damit an die Weltspitze kam, Deutschland war. Die haben schon Ende des 18. Jahrhunderts ihre angehenden Ingenieure nach England, besonders auch Schottland, geschickt, um letztlich Industriespionage zu betreiben: sich Dampfmaschinen, -pumpen, Gaswerke pp., Werkssiedlungen (Stichwort "Manchesterkapitalismus") anzuschauen und nachzubauen. Die ersten Lokomotiven hat man aus England importiert und dann ab 1840 bei Borsig verbessert nachgebaut. Das Tradmark "Made in Germany" ist ja verpflichtend geworden, weil die den englischen und amerikanischen Markt mit schlechtem, aber billigem Krempel geflutet haben. Woraus dann der Ehrgeiz entstand, das wettzumachen und in ein Gütesiegel umzukehren. Und mit "Made in Japan" war es ein Jahrhundert dasselbe. Das stand in den 50ern und 60ern für Ramsch; heute eher nicht.
Ihr Punkt geht in die richtige Richtung. Die meisten Leute können sich heute gar nicht mehr vorstellen, dass noch vor 35 Jahren Teams US-amerikanischer Computerbauer den Chinesen den Umgang mit den Computern beibringen mussten. Mein ehemaliger Arbeitgeber hat vor 35 Jahren das erste joint venture einer high-tech company in China gegründet. Im Gefolge dessen hatte ich einige Gelegenheit der Zusammenarbeit. Mein Fazit: Chinesen keine Innovationskraft zuzutrauen ist naiv.
Was man beim Punkt 'kopieren' leicht vergisst, ist die Tatsache, dass zu Anfang eines Aufholprozesses der gesamte Stand der Technik durch Patente bis zu über zwanzig Jahren in den Händen der dominierenden Firmen im Westen geschützt war, und auch dort ständig nachgereicht wurde. Auf dem heimischen Markt konnten Patente ignoriert werden, und dieser war groß genug. Auf vielen Märkten der dritten Welt war den westlichen Firmen der Aufwand zu groß, Patentverletzungen nachzuverfolgen. Auch war der Drang westlicher Firmen, China als großen Markt zu gewinnen, anfangs ein Grund, der chinesischen Regierung nicht allzuviel Konzessionen abzuringen. Die chinesischen Regierungen haben die Gier der westlichen Konzerne gut für sich genutzt. China kann heute mit eigenen high-tech-Produkten den Weltmarkt oft immer nur mit den einen oder anderen Lizenzen westlicher Firmen bedienen. Da chinesische Firmen inzwischen aber über viel eigenes intellectual property verfügen, ist das ein Geben und Nehmen - man lizenziert im Tausch gegenseitig. Allerdings verschiebt sich das Gewicht immer mehr in Richtung China. Erst, wenn es zu politischen Abwehrversuchen kommt, wie unter Trump, werden Lizenzen zu potentiellen politischen Waffen. Dann wird das auch dem aufmerksamen oder betroffenen Normalbürger offensichtlich.
Da der Einstieg Chinas oft als 'verlängerte Werkbank' westlicher Firmen erfolgte, liegt es in der Natur der Sache, dass im Produktionsbereich erste Innovationen entstanden. Die meisten Innovationen entstehen dort, wo Arbeit stattfindet und geistig rege Menschen sie tun. Später wurden mehr und mehr Entwicklungsprojekte nach China delegiert, mit entsprechendem knowhow-Transfer. Bei meinem letzten Besuch in Peking vor etwas über zehn Jahren haben mir Kolleginnen erzählt, wie hoch inzwischen die Fluktuationsraten waren. Wer einen Job bei einer westlichen Firma hatte, war geadelt, und konnte das in ein besseres Gehalt bei einer anderen Firma ummünzen. So ist das knowhow gewandert. Noch vor sieben Jahren hat die chinesische Regierung die Zulassung von bestimmten Produkten praktisch mit einem knowhow-Transfer verknüpft. Das ging so weit, dass wir Personal aus Zulassungsstellen in Messtechnik bestimmter Parameter ausbilden mussten. Heute findet der Transfer innerhalb der Firmen statt, so, wie Daimler gerade sein knowhow in Verbrennungsmotoren zu seinem chinesischen joint venture transferiert. Man sollte nicht damit rechnen, dass dieses innerhalb des Daimler-Konzerns verbleibt. Auch in Deutschland sind die Experten von Hersteller zu Hersteller gewechselt. Alles, was an Innovation daraus entsteht, ist dann intellectual property einer chinesischen Firma.
Zitat von Llarian im Beitrag #185Das kann man auch genau gegenteilig interpretieren: Die Verbraucherpreise sind gefallen und haben damit die Inflation verdeckt. Das ist auch nicht unlogisch: Mit technologischem Fortschritt verbessern sich auch Produktionsmethoden für die Verbrauchsgüter. Und damit müssten die eigentlich billiger werden. Tun sie aber nicht, sie werden teurer.
Ds verstehe ich nicht ganz: Die Verbraucherpreise sind gefallen und verdecken die Inflation, die Kosten für Verbrauchsgüter werden teurer? Sind denn die Verbraucherpreise nicht mehr die Kosten für Verbrauchsgüter? Und ist Inflation nicht mehr die Erhöhung des Preisniveaus von Gütern und Dienstleistungen?
Zitat von Llarian im Beitrag #185Ganz simpel: Die neue Generation von Kernreaktoren, die in China derzeit entsteht, ist jedem deutschen Produkt inzwischen weit überlegen. Vermutlich am Ende auch den meisten amerikanischen.
Welche Kraftwerksmodelle sollen das denn sein?
Die Chinesen haben hier bisher solide nachgebaut (ihr modernstes Kraftwerk ist ein abgewandelter AP1000), aber mehr auch nicht. Innovation komplett Fehlanzeige. Ihr Beitrag zur Welt der Kernreaktoren ist bisher "wir können sowas bauen" (was ich nicht geringschätzen will, in Europa und USA sieht es da eher duster aus, aber das ist kein ingenieurstechnisches Problem, sondern ein Regulierungsproblem), aber das war's dann auch.
Unterm Strich ist das, was die Chinesen bisher anzubieten haben, ungefähr auf dem Niveau der Vor-Konvoi- und Konvoi-Linie. Also Mitte 70er/Anfang 80er.
Mit anderen Worten: Kernkraftwerke sind kein geeignetes Beispiel für Ihren Standpunkt.
Zitat von HR2 im Beitrag #187Da wird die Rechnung ohne das freie Individuum gemacht, welches der Chinese gar nicht kennt und per Partei gar nicht kennen lernen will.
Tja, wenn DER Deutsche über DEN Chinamann philosophiert, kann er wohl nicht anders, als so etwas zu meinen... Merken Sie's?
Davon ab: beide, HR2 wie Llarian, haben auf Ihre Weise recht. Die chinesische Tradition ist in der Tat in erschreckendem Maß anti-individualistisch, konformistisch grundiert. Das hat sie mit den anderen Kulturen Ostasiens gemein: mit Korea, Japan und Vietnam. Dennoch gibt es seit dem Einsetzen der Modernisierung und der Öffnung nach Westen starke gegenläufige Impulse (daß die schwer unter einen Hut zu bringen sind, ist ein Dauerthema in allen diesen Ländern). Und es war natürlich auch schon vorher so, daß starke Persönlichkeiten prägend gewirkt haben und bestimmend gewesen sind.
Zitat von HR2 im Beitrag #187Bringen Sie mir ein einziges Beispiel neuer Produktentwicklung, die in China ihren Ursprung hatte.
Sie werden lachen: die industrielle Revolution. Oder genauer: den Unterschied zwischen Moderne und Antike.
Dazu muß ich eine Präambel vorausschicken. Im Westen macht sich das an Francis Bacon fest. Bis dahin, wir schreiben 1600, war die Antike unübertroffenes Vorbild, gegenüber der die Gegenwart zurückblieb und die es nachzuahmen galt. Bei Bacon ändert sich das (hauptsächlich in "The Great Instauration," das der erste Umriß für ein wissenschaftliches und technologisches Innovationsprogramm darstellt). Bacon hebt drei technische Innovationen hervor, die die Antike nicht kannte und die den Aufbruch seit Ende des 15. Jhdts. erst möglich gemacht haben: das Schießpulver, der Kompaß, der die Entdeckung von Ländern jenseits des Meers erst möglich gemacht hat, und der Buchdruck als Vorausssetzung für die Multiplikation des Wissens.
In China gibt es die 四大发明, die "vier großen Erfindungen," die im alten China gemacht worden sind (wobei "alt" hier traditionell bis zum Ende der Ming-Zeit, also 1644, gerechnet wird). Und das sind, voilà (oder 可不是!): der Kompaß, das Schießpulver, das Papier und der Buchdruck. Der Kompaß ist das älteste, um 200 n.Chr. entstanden; das Schießpulver wird traditionell auf 948 datiert und findet nach Verbesserungen der Mixtur ab dem 12. Jh. in der Kriegführung weite Anwendung (die älteste erhaltene Kanone stammt von 1298 und trägt eine Seriennummer), der Blockdruck entsteht im 9. Jdht; das Verfahren mit beweglichen Lettern Anfang des 12. (das älteste gedruckte Buch, das erhalten ist, eine illustierte (!) Anleitung zur Technik des Tuschzeichnens, stammt von 1122; um 1280 waren 85% aller Bücher in China gedruckt). China hat fast alle Entwicklungen, die im Westen zur Renaissance und frühen Neuzeit geführt haben, um 500 bis 200 Jahre vorweggenommen. Die hatten Puddeleisen, Stahlwerke, mechanische Uhren mit Schwungradregulierung, Papiergeld, mechanische Webstühle mit Lochkartensteuerung. Die Expeditionen von Admiral Cheng He dürften allgemein bekannt sein.
Was China NICHT hatte, ist der Zündimpuls, den das im Westen ausgelöst hat. Das hat sich nicht wie ein Lauffeuer durchs ganze Land gezogen. In Europa beginnt das mit der Entwicklung der Räderuhren Ende des 14. Jahruhnderts. Ein halbes Jahrhundert danach hatte jedes Kuhschnappel den Ehrgeiz, eine größere Rathausuhr zu besitzen als die Konkurrenz. Das hat es möglich gemacht, daß der Neokonfuzianismus da in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts so rigoros den Stecker ziehen konnte, daß die Grünen eigentlich vor Neid platzen müßten, wenn sie davon gehört hätten.
Und: China kannte das Experiment nicht, sowenig wie die alten Griechen und Römer. Das hat es unmöglich gemacht, die auf der handwerklichen Praxis beruhenden Innovationen auf eine theoretische Grundlage zu setzen und den theoretischen Unterbau, soweit vorhanden, zu erden, etwa den Vitalismus des Qi auszusortieren. Bei uns hat das ja auch Jahrhunderte gedauert, Galen und Aristoteles als Autoritäten ad acta zu legen.
"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #196Die chinesische Tradition ist in der Tat in erschreckendem Maß anti-individualistisch, konformistisch grundiert. Das hat sie mit den anderen Kulturen Ostasiens gemein: mit Korea, Japan und Vietnam.
Vielleicht hat ja der europäisch-vorderasiatische Brauch des Biertrinkens einer konformistischen Erstarrung in Europa entgegengewirkt?
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #196Das hat es möglich gemacht, daß der Neokonfuzianismus da in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts so rigoros den Stecker ziehen konnte, daß die Grünen eigentlich vor Neid platzen müßten, wenn sie davon gehört hätten.
Zitat von Emulgator im Beitrag #197Klingt interessant. Wie kam es dazu?
Es kommen mehrere Faktoren zusammen. Die Strömung gab es seit der Tang-Zeit; in der rigiden Form ist das durch Zhu Xi um 1180 kodifiziert worden. Entscheidend ist hier der Übergang zur Ming-Dynastie und ganz speziell die Usurpation durch den dritten Herrscher dieser Dynastie, den Yongle-Kaiser 1402. Der war nicht als Herrscher vorgesehen, sondern hat als Gouverneur von Nanking geputscht. Cheng He hat übrigens davon profitiert, weil er einer seiner Generale war. Als Maßnahme zur Machtsicherung (in China gab es ja fast kein Jahr ohne Bauernrebellionen, Versuche lokaler Gebietsfürsten, sich vom Hof unabhängig zu machen, usf.) ist dann ein rigider Überwachungsstaat aufgebaut worden, in dem alle Veränderungen und Innovationen untersagt waren. Und das wurde eben von den Vertretern des Neokonfuzianismus als Ideal gesehen, die in den Prinzipien aus den Analekten ein ein für allemal gültiges Regelwerk sahen. Die meisten Historiker machen das an dem anwachsenden Einfluß der Eunuchen fest (der Kaiser durfte ja am Hof der einzige zeugungsfähige Mann sein), die so geschult worden waren. Deswegen hat China dann im Lauf des 15. Jahrhunderts die Grenzen praktisch dicht gemacht; Chinesen aus der Diaspora drohte bei Rückkehr die Todesstrafe; und natürlich sind die neumodischen Innovationen (bis auf den Buchdruck, der unmittelbar nützlich war) nicht weitergeführt worden. Das hat dann zu dem Eindruck bei den späteren Besuchern aus Europa ab den Jesuiten geführt, China sei seit Jahrtausenden ein erstarrter Koloß, mit ewig unwandelbaren aber bizarren und sinnlosen Gebräuchen.
PS.
Zitat von Emulgator im Beitrag #197Vielleicht hat ja der europäisch-vorderasiatische Brauch des Biertrinkens einer konformistischen Erstarrung in Europa entgegengewirkt?
Bitte gut festhalten. Auch das ist so eine "Innovation aus China".
Zitat Researchers suggest that the ancient Chinese has been brewing beer since 7000 BC, as proven by several artifacts found in several parts of China that were once used to craft beer. It is believed that the ingredient used for the ancient Chinese beer were grapes, honey, hawthorns, and rice.
This rice beer, which was called the Lao Li, was used as an offering for the Gods and the dead during the first recorded dynasty in China, the Xia dynasty, up to the Zhou dynasty. But the Lao Li was eventually replaced by the huangjiu as the most popular alcoholic drink in China during the Han dynasty. Huangjiu
Huangjiu, which is translated as yellow wine in English, uses rice as the main ingredient like the Lao Li, but other ingredients such as millet, sorghum, and wheat can replace rice to suit a specific person’s taste. The drink should be aged, filtered, and pasteurized before it becomes ready to drink, and some brewers would even age their huangjiu for more than ten years for better taste.
Zitat von Martin im Beitrag #192Zitat: Dahinter steckt u.a. die Frage, warum man glaubt, hier die Schulden 1000 Jahre bei der EZB parken zu können, dieses Rezept aber in Simbabwe nie zur Anwendung kam, obwohl auch die ihre eigene Zentralbank haben. Ich hätte auch Argentinien als Beispiel nehmen können. Worauf setzt Stelter also mit solchen Ideen? Dass die Wirtschaftskraft der Euro-Länder groß genug ist, um den Euro durch einen solchen 'Bilanzierungstrick' nicht an Vertrauen verlieren zu lassen? Dass Europa im Gegensatz zu Simbabwe als Handelspartner zu wichtig ist? Mal sehen, ob Stelter im Gegensatz zu Ihnen den Ball, äh, das Teufelchen aufnimmt. Er hat ja ein gut frequentiertes Blog.
Gruß Martin
Es ist gar kein Problem sich als USA, Europa oder Japan in Us-Dollar, Euro oder Yen zu verschulden, also in der eigenen Währung. Sie werden dabei niemals Pleite gehen. Sie gehen aber ganz sicher Pleite, wenn sie in US-Dollar, Euro oder Yen verschuldet sind und die eigene Währung nichts mehr wert ist (Simbabwe-Dollar, Argentinescher Peso) gegenüber diesen Leitwährungen.
Zitat von HR2 im Beitrag #187Da wird die Rechnung ohne das freie Individuum gemacht, welches der Chinese gar nicht kennt und per Partei gar nicht kennen lernen will.
Tja, wenn DER Deutsche über DEN Chinamann philosophiert, kann er wohl nicht anders, als so etwas zu meinen... Merken Sie's?
Nein, ich merke nichts. Nur eines weiß ich aus eigener Erfahrung, ich kann nichts richtig interpretieren, wenn ich in Schlitzaugen schaue, nichts. Trauer von Freude zu unterscheiden war ein Glücksspiel.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.