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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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F.Alfonzo Offline



Beiträge: 2.116

15.12.2022 14:24
#701 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Dieses Beispiel fuer Realsatire hat mich sofort an einen Klassiker der Comedy erinnert, eine Folge der Serie "Blackadder", als sie versehentlich das einzig existierende Manuskript des ersten Dictionary im Kamin verheizen und Blackadder sich aus Mangel an Alternativen dazu entschliesst, das Woerterbuch, an dem Dr. Samuel Johnson zehn Jahre lang gearbeitet hat ueber Nacht neu zu schreiben, unter Mithilfe seines duemmlichen Dieners Baldrick:

"I know a definition for "dog"."
"Yes? What is it?"
"NOT a cat."

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.905

15.12.2022 15:34
#702 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Zitat von F.Alfonzo im Beitrag #701
das Woerterbuch, an dem Dr. Samuel Johnson zehn Jahre lang gearbeitet hat


Apropos (oder OT, je nachdem), weil Johnsons "Dictionary of the English Language" bei uns doch eher ein Gerücht ist. Johnsons Wörterbuch war nicht das erste - ich habe hier gut 3m neben meinem Arbeitsplatz ein gutes Dutzend früherer Versuche stehen, meist als Reprints des Olms Verlags aus den 70 Jahren, etwa Thomas Blounts "Glossographia" (1656), Elisha Coles' "An English Dictionary" (1676) oder Thomas Dyche & William Pardons "A New General English Dictionary" von 1740. Aber das fällt für unsere Begriffe alles noch unter das Format "Taschenwörterbuch." D+P sind noch am umfangreichsten; ich schätze den Oktavband auf ca. 700 Seiten; interessanterweise hat keiner von denen eine Seitenzählung. (Ich vermute, daß das wegen des Lexikon-Formats von den Säzzern als überflüssig empfunden wurde - Dennis Duncan widmet in seiner anekdotischen Geschichte des Stichwortverzeichnisses ("Index, A History of", 2022) der Erfindung der Seitenzahlen ein eigenes Kapitel).

Es gab aber keine wirklich erschöpfende Synopse des gesamten englischen Sprachschatzes. Johnson hat sich das nicht zuletzt als Idee zu einer Apanage gedacht; das Werk ist auf Subskriptionsbasis erschienen worden; weil es genügend Bedarf dafür gab, konnte er von den Vorbestellungen leben. Den "Plan of a Dictionary of the English Language" hat er im August 1747 drucken lassen. Auslöser/Inspiration waren die vergleichbaren Projekte der Académie Francaise, die 40 Ihrer Unsterblichen für ihr "Dictionnaire" 55 Jahre lang hat arbeiten lassen; die Florentiner Accademia della Crusca hat 30 für ihr "Vocabolario" benötigt. Johnson erklärt im "Plan", das er im Alleingang für die englische Sprache 3 Jahre veranschlagen würde. Die Franzosen hatten das auf 40 Jahre projektiert, was Johnson zu der Bemerkung veranlaßt hat: "Ein Engländer & drei Jahre = 3; 40 Franzosen & 40 Jahre = 1600; das Leistungsverhältnis von England zu Frankreich beläuft sich somit auf auf 3 zu 1600."

Es sind dann doch 7 Jahre geworden; die beiden Foliobände sind im April 1755 erschienen; gedruckt bei insgesamt acht Druckern. Der Umfang betrug 2300 Seiten mit isg. 42773 Einträgen und 114.000 Zitaten "from the best writers" als Belegen. Für die Exzerpte hat Johnson 7 Assistenten beschäftigt; allerdings nie mehr als vier zugleich.



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Ulrich Elkmann Offline




Beiträge: 13.905

15.12.2022 22:54
#703 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Corona, die 1324. Antworten

Das ist eine nette Volte.

Zitat
Hans-Georg Maaßen@HGMaassen
Was halten Sie davon, wenn wir nach dem Korruptionsskandal im EP, die Faeser'sche Beweistlastumkehr auch auf Politiker anwenden: Jeder gilt als korrupt, es sei denn, er beweist, dass er nicht korrupt ist?
7:54 PM · Dec 15, 2022


https://twitter.com/HGMaassen/status/1603463457621348374



"Les hommes seront toujours fous; et ceux qui croient les guérir sont les plus fous de la bande." - Voltaire

Florian Offline



Beiträge: 3.149

02.04.2024 11:56
#704 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Antworten

Vor 2 Jahren hatten wir mal die skurrile Geschichte, dass irgendwelche Leute wieder Segelschiffe als Lastenschiffe einsetzen wollen - und dass irgendwelche total weltfremden Journalisten darin allen Ernstes eine mögliche Zukunft für den Gütertransport sehen.
(Zitat/Link siehe unten).

Diese Geschichte hat nun eine Fortsetzung bekommen:
Es ist jetzt tatsächlich ein Lasten-Segelschiff aus Honduras in Hamburg angelandet mit Kaffee an Bord.
Und um den "CO2-neutralen" Transport abzuschließen, wurde nun 150kg Kaffee tatsächlich per Lastenfahrrad nach Eberswalde gefahren.
Der rbb berichtet begeistert: https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/20...nachhaltig.html

Im Artikel erfahren wir:
6 Personen brauchten 5 Tage für die Strecke.
Macht also 30 Arbeitstage, um 150kg zu transportieren.
Bei Mindestlohn (!) sind das incl. Arbeitgeberanteil, anteiliger Urlaub und Krankheitstage rund 4.400 Euro.
Also Transportkosten von rund 30Euro pro Kilo.
(Nur für den Transport über Land. Die hohen Kosten des Segel-Transport nicht mitgerechnet.

Im Text erfährt man außerdem, dass es leider doch nicht ganz so klimaneutral abgelaufen ist: Die Lastenradfahrer brauchten nämlich ein Begleitfahrzeug...

Am schlimmsten finde ich aber, für wie toll und wertvoll alle interviewten Personen die Aktion halten.
"Kaffee ist ein Luxusgut und es lohnt sich, sich dafür abzustrampeln". - Ja richtig, wenn man das so macht wie ihr, wird Kaffee tatsächlich zum unerschwinglichen Luxusgut zu Preisen von 100 Euro für das Kilo. Es ist aber KEIN gesellschaftlicher Fortschritt, wenn die Tasse Kaffee nur noch für Millionäre erschwinglich ist, die sich ihre radelnden Dienstboten halten können.

"Ziel des Projektes sei gewesen, fair gehandelte Lebensmittel in Ostbrandenburg zu etablieren". Glaubt ihr wirklich, dass dem honduranischen Kaffeebauern damit gedient ist, wenn die Transportkosten und damit die Endverbraucherpreise für seinen Kaffee durch solche Maßnahmen ins unermessliche steigen? Würde es ihm nicht mehr bringen, wenn der Preis, den er selbst für die Bohne bekommt möglichst hoch ist und die anschließende Logistik möglichst effizient?

Was den Menschen in Europa und Südamerika Wohlstand bringt, spielt für diese Aktivisten in ihrer Suche nach "Fairness" schon gar keine Rolle mehr.


Zitat von Florian im Beitrag #453
Zitat von Ulrich Elkmann im Beitrag #451
[quote=""|p162313] Die «Ceiba» hat eine Kapazität von 250 Tonnen und soll ab 2022 unterwegs sein.



Ich dachte erst, das sei ein Übertragungsfehler des Journalisten und da würden ein oder zwei Stellen fehlen.
Aber nein: Nachdem ich den Link durchgelesen habe muss ich feststellen: das stimmt so wirklich.

Besonders amüsant übrigens:
Das Schiff braucht eine Crew von 12 Personen.
Das entspricht ziemlich genau der Besatzung eines modernen Containerschiffs.
Ein Container-Schiff kann allerdings um ca. den Faktor 1000 mehr transportieren - und das grob geschätzt mit 5-facher Geschwindikeit.
Pro Tonne die von A nach B transportiert wird, braucht die "Ceiba" also rund 5000 (!) mal so viel Arbeitszeit.

Das ist ein Aspekt, der beim Ressourcenverbrauch übrigens durchaus mit berücksichtigt werden sollte, aber gerne vergessen wird:
Die Crew verbraucht ja für das eigene Leben auch Ressourcen. Und dieser Ressourcenverbrauch ist bei einem Segelschiff eben um den Faktor 5000 höher als bei Containerschiffen.

(Dass menschliche Arbeitskraft auch eine Ressource ist, wird bei den Öko-begeisterten ohnehin gerne ausgeblendet.)

Nun könnte man darüber einfach nur leise den Kopf schütteln oder schmunzeln.
Aber das schlimme ist ja, dass es tatsächlich derart weltfremde Journalisten gibt, die das ernst nehmen und in diesen Curiosa die Zukunft der Tranportschifffahrt vermuten.


Llarian Offline



Beiträge: 7.027

02.04.2024 14:37
#705 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Antworten

Zitat von Florian im Beitrag #704

6 Personen brauchten 5 Tage für die Strecke.
Macht also 30 Arbeitstage, um 150kg zu transportieren.
Bei Mindestlohn (!) sind das incl. Arbeitgeberanteil, anteiliger Urlaub und Krankheitstage rund 4.400 Euro.
Also Transportkosten von rund 30Euro pro Kilo.
(Nur für den Transport über Land. Die hohen Kosten des Segel-Transport nicht mitgerechnet.

Da will ich mitrechnen:

Ein durchschnittlicher Mensch atmet am Tag zwischen 0,5 und 5,5 Kilogramm CO2 aus, je nach Belastung und Körperbau. Wenn wir davon ausgehen, dass Fahradfahren ein bischen anstrengend ist, so rechnen wir doch mal mit vorrsichtig mit 1,5 Kilo. Dann sind wir bei 30 Arbeitstagen bei einer freigesetzen Menge von 45kg CO2, also um die 300 Gramm pro Kilo Kaffee.
Wenn die Fracht nun stattdessen mit einem Transporter fährt und die 640 Kilometer befördert wird, so verbraucht dieser auf der Strecke rund 6*6,4 Liter Diesel, also roundabout 38 Liter. Und setzt damit etwa 100 Kilogramm CO2 frei. Also nach Journalisten-Denke ein Gewin?
Nur das der Transport nicht 150 kg sondern 1,5 Tonnen transportiert. Und damit für die selbe Menge an Kaffee nicht einmal ein Viertel an CO2 frei setzt, nämlich eher 67 Gramm pro Kilo Kaffee. Bei einem LKW wäre das Verhältnis noch einmal extremer (etwa 17 Gramm pro Kilo Kaffee).

Was den grünen Rechnern nicht so recht bewusst ist, ist dass die "Mensch-Maschine" eine ganz schlechte ist. Der Wirkungsgrad der biologischen Maschine Mensch, die auf Zucker statt auf Alkanen fährt, ist erstaunlich schlecht. Alles was die Deppen erzeugt haben ist ein Vielfaches (mehr als eine Potenz) von dem angebeteten Kohlendioxid frei zu setzen, als bei einem normalen, konventionellen Transport entstanden wäre. Und das sogar ohne Begleitfahrzeug.

Zitat
Aber das schlimme ist ja, dass es tatsächlich derart weltfremde Journalisten gibt, die das ernst nehmen und in diesen Curiosa die Zukunft der Tranportschifffahrt vermuten.


Auch das möchte ich toppen: Das schlimme ist nicht einmal, dass die Idioten das glauben. Die Käseblätter will ohnehin kaum noch jemand lesen. Das schlimme ist, dass es genau diese Idiotie ist, die dann den Schulkindern dank Logo-TV und "geprüftem Unterrichtsmaterial" vermittelt wird. Ich verbringe so viel überflüssige Zeit damit, den ganzen Mumpitz, den man den Kindern in der Schule einindoktriniert, wieder irgendwie gerade zu rücken. Und ich kann rechnen. Aber wieviel Millionen Kindern werden dem Hirnriss ausgesetzt und haben niemanden, der ihnen zeigt was für ein Schwachfug das ist?

Llarian Offline



Beiträge: 7.027

02.04.2024 14:59
#706 RE: Wenn der Schwachsinn Normalität wird. Antworten

Ach und noch ein (wirklich) kleiner Nachtritt: Ich wills nicht beschwören, aber wenn ich das Bild in dem Artikel sehe, würde ich dazu neigen die gezeigten Räder als Urban-Arrows zu klassifizieren. Schicki-Micki Lastenräder der oberen Preiskategorie. Aber unabhängig von ihren Anschaffungskosten sind das Elektro-Räder.
Mit einem Speicher von etwa 0,5 kwH. Um fünf Räder 640 Kilometer zu treiben, muss man den Akku dabei etwa 15 mal aufladen, was dann so um die 7,5 Kilowattstunden entspricht und dann nochmal drei Kilo CO2 nachschmeisst. Was nicht soviel ist, aber auch ein paar Prozent mehr. Schlimmer dagegen sind die Verbrauchskosten für den Akku und den Motor, die nämlich, im Unterschied zum LKW, nicht für mehrere hunderttausend Kilometer ausgelegt sind.

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