Zitat Und auch hier, die Uni bekommt 2 Millionen jährlich von einem Unternehmen, in dem die zu Guttenbergs als Anteilseigner einen Sitz im AR haben. Wie viel die halten, weiß ich nicht
Die Guttenbergs haben ihre Anteile an Rhön-Klinikum (27 %) bereits im März 2002 komplett verkauft. Der Aktienkurs war mit dem heutigen fast identisch, d.h. man dürfte mehr als 500 Millionen Euro dabei eingenommen haben.
Zitat von ZettelIch habe, liebe Stefanie, seit ungefähr 1970 (damals als Mittelbau-Vertreter) in sehr vielen solchen Kommissionen gesessen, weiß, wie es in Fakultäten zugeht, war Dekan usw. Ich kann das - das sage ich jetzt mal so deutlich - beurteilen: Ich habe es kein einziges Mal erlebt, daß solche finanziellen Gesichtspunkte bei irgendeiner Entscheidung irgendeine Rolle gespielt hätten.
Lieber Zettel,
da wurde mir von Professoren anderes berichtet. Nicht von allen die ich kenne, aber zwei Geschichten habe ich da noch sehr präsent im Kopfe und ich gehe nicht davon aus, dass man mich da angelogen hat. Warum sollte man. Von daher ist es sozusagen analog "zwei Juristen drei Meinungen", dass hier die Erfahrungen unterschiedlich sind.
Zitat von Zettel 2 Mio (um was für eine Art von Mitteln handelt es sich da überhaupt? ich habe das nicht verfolgt) sind für einen Uni-Haushalt im übrigen überhaupt kein Faktor; die Uni Bayreuth mag einen Haushalt von jährlich vielleicht 300 Mio haben. Das Geld von der Klinik kommt ja auch nicht der Fakultät direkt zugute; und ob nun wieder diese Klinik ihre Spenden von der Causa Guttenberg abhängig machen würde, ist doch auch ganz ungewiß.
Die Rhön-Klinikum AG, bei der die familieneigene Beteiligungsgesellschaft derer zu Guttenberg ein dickes Aktienpaket hielt, gehört zu den Stiftern des Lehrstuhls für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, der im Jahr 2000 eingerichtet wurde und bei der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät angesiedelt ist. Nach Tagesspiegel-Informationen fließt dafür pro Jahr von der Rhön-Klinikum AG ein sechsstelliger Beitrag. Zuwendungen dieser Größenordnung seien „eher selten“, heißt es in der AG. Geschäftsführender Direktor des Instituts, zur Zeit aber beurlaubt, ist der renommierte Medizinethiker, Transplantationsmediziner und Theologe Eckhard Nagel, der auch Mitglied im Nationalen Ethikrat ist.
Zitat Und auch hier, die Uni bekommt 2 Millionen jährlich von einem Unternehmen, in dem die zu Guttenbergs als Anteilseigner einen Sitz im AR haben. Wie viel die halten, weiß ich nicht
Die Guttenbergs haben ihre Anteile an Rhön-Klinikum (27 %) bereits im März 2002 komplett verkauft. Der Aktienkurs war mit dem heutigen fast identisch, d.h. man dürfte mehr als 500 Millionen Euro dabei eingenommen haben.
Danke für die Info. Dann berichten Zeit und Tagesspiegel falsch. Dass die nicht überprüft haben, bis wann die zu Guttenbergs noch Anteile hielten, hätte ich mir nicht vorstellen können. Damit ist dann natürlich auch hinfällig zu spekulieren, inweiweit die finanzielle Unterstützung der Uni Bayreuth Auswirkungen auf die wohlwollende Betrachtung der Doktorarbeit zu Guttenbergs hatte und dass diese finanzielle Unterstützung ebenfalls keinen Einfluss auf die Entscheidung über zu Guttenbergs Diss haben wird.
Es ist schon ein Hammer, dass die Medien in solch einer Situation falsche Informationen verbreiten bzw. einen Zusammenhang konstruieren, der so gar nicht bestehen kann, weil zu den einschlägigen Zeitpunkten keine Pakte mehr gehalten wurden.
Zitat von StefanieDie Rhön-Klinikum AG, bei der die familieneigene Beteiligungsgesellschaft derer zu Guttenberg ein dickes Aktienpaket hielt, gehört zu den Stiftern des Lehrstuhls für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, der im Jahr 2000 eingerichtet wurde und bei der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät angesiedelt ist. Nach Tagesspiegel-Informationen fließt dafür pro Jahr von der Rhön-Klinikum AG ein sechsstelliger Beitrag. Zuwendungen dieser Größenordnung seien „eher selten“, heißt es in der AG. Geschäftsführender Direktor des Instituts, zur Zeit aber beurlaubt, ist der renommierte Medizinethiker, Transplantationsmediziner und Theologe Eckhard Nagel, der auch Mitglied im Nationalen Ethikrat ist.
Vielen Dank, das war mir entgangen.
Zu solchen Stiftungsprofessuren muß man aber wissen, daß der Stifter eine langfristige Verpflichtung eingeht. Man kann also nicht einfach die Zahlungen einstellen, weil einem eine Entscheidung der Fakultät nicht gefällt.
Ich finde solche Konstruktionen wie die eines Zusammenhangs mit der Causa Guttenberg - das geht jetzt überhaupt nicht gegen Sie, liebe Stefanie - immer sehr gewagt. Es wird dabei ohne weiteres Korruption unterstellt.
Natürlich kommt Korruption vor. Aber sie ist doch, wir leben ja nicht in einer Bananenrepublik, nicht die Regel. Daß jemand sich pflichtwidrig verhält, kann doch nicht einfach unterstellt werden, solange es dafür nicht mindestens starke Indizien gibt.
Natürlich verfolgt das Rhön-Klinikum mit einer solchen Stiftung eigene Interessen. Das dient dem Ansehen. Man hat Kontakte zum Beispiel zu Doktoranden, die man dann vielleicht für das Klinikum gewinnen kann, und so fort.
Aber daß ein Klinikum so etwas macht, nur um dem Sproß von Anteileignern - wenn sie es denn 2007 noch gewesen wären - zur Promotion zu verhelfen, ist doch ganz unwahrscheinlich.
Man kann es nicht ausschließen; Korruption gibt es. Aber dann bitte her mit den Beweisen, bevor man so etwas behauptet oder auch nur insinuiert. Aber die Medien tun das auf breiter Front. Das ist auch ein Aspekt des Niedergangs vieler Medien vor allem im "linksliberalen" Spektrum.
Zitat von ZettelVielen Dank, das war mir entgangen.
Zu solchen Stiftungsprofessuren muß man aber wissen, daß der Stifter eine langfristige Verpflichtung eingeht. Man kann also nicht einfach die Zahlungen einstellen, weil einem eine Entscheidung der Fakultät nicht gefällt.
Das ist klar. Aber zum einen laufen die Verträge bereits seit 11 Jahren und die werden sich nicht ewig bedingungslos gebunden haben. Zudem gehen solche Kooperationen häufig bzw. in der Regel über die reine Zuwendung vereinbarter finanzieller Mittel hinaus. Das heißt, der Uni könnte schon etwas verlustig gehen.
Zitat von ZettelIch finde solche Konstruktionen wie die eines Zusammenhangs mit der Causa Guttenberg - das geht jetzt überhaupt nicht gegen Sie, liebe Stefanie - immer sehr gewagt. Es wird dabei ohne weiteres Korruption unterstellt.
Das sehe ich grundsätzlich auch so und ärgere mich daher auch über die beiden Artikel. Sie scheinen mir bewusst in eine Richtung lenken zu wollen, die bei Angabe des Datums, wann die Pakete verkauft wurden, einfach nicht haltbar gewesen wäre.
Ich bin aber immer noch am rätseln, wieso eine zusammengestückelte Doktorarbeit mit der Bestnote bewertet wurde. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, die Prüfer waren unfähig als Prüfer oder sie wollten eben nicht richtig prüfen. Dass so eine renommierte juristische Fakultät unfähige Prüfer haben soll, kann ich mich nicht wirklich vorstellen. Vielleicht bin ich hierbei naiv, dass ich die Wissenschaft überschätze. Daher bleibt für mich eigentlich nur, dass zu Guttenberg sehr wohlwollend geprüft wurde und hierbei drängt sich für mich die Frage auf - auch wenn Sie sagen, Guttenberg habe geblendet und dieser sei für die Bewertung damit verantwortlich - wie kam es zu diesem bemerkenswert großen Wohlwollen.
Auch Ihre Argumentation läuft in der Konsequenz für mich auf Unfähigkeit hinaus, denn ich erwarte von Prüfern, dass die jede Arbeit ohne Ansehen der Person prüfen und darüber hinaus, dass die in der Lage sind, zu sehen, hier sind Stilbrüche - selbst wenn sie das Abgeschriebene nicht peilen, wofür mir bei der Menge schon etwas das Verständnis fehlt - und das gibt daher zumindest kein Bestnote.
Ich weiß, Sie möchten hier gerne die Wissenschaft unbefleckt rauskommen sehen, aber für mich funktioniert das nicht. Denn Wissenschaftler haben sich nicht "blenden" zu lassen, um Ihren Begriff zu nutzen. Da müssen die Fakten zählen. Und was ist die Wissenschaft noch wert, wenn sie sich "blenden" lässt? Wenn das als Erklärung dient, dass eine solche Arbeit mit Bestnote bewertet wurde. Was sind dann die Noten insgesamt wert?
Edit: Viele sagen ja, der Wissenschaft wegen müsse zu Guttenberg zurück treten. Dann ist er weg und die Kommission, die so fragwürdig bewertet hat, bleibt weiter im Amte? Durch zu Guttenbergs Rücktritt sind auch die Zweifel an Noten generell weg? Nicht wirklich. Daher, wie ich schon vor Tagen schrieb, es ist keine reine causa zu Guttenberg, auch wenn so getan wird.
Zitat von StefanieIch weiß, Sie möchten hier gerne die Wissenschaft unbefleckt rauskommen sehen, aber für mich funktioniert das nicht. Denn Wissenschaftler haben sich nicht "blenden" zu lassen, um Ihren Begriff zu nutzen. Da müssen die Fakten zählen. Und was ist die Wissenschaft noch wert, wenn sie sich "blenden" lässt? Wenn das als Erklärung dient, dass eine solche Arbeit mit Bestnote bewertet wurde. Was sind dann die Noten insgesamt wert?
Es geht doch nicht, liebe Stefanie, um "die Wissenschaft". Diese ist in keiner Weise "befleckt"; so wenig, wie "die Hartz-IV-Empfänger befleckt" wären, wenn einige von ihnen stehlen oder morden. Es ist abwegig, das Fehlverhalten eines einzigen Mannes "der Wissenschaft" zuzuschreiben.
Was nun die Gutachter (offiziell "Berichterstatter") angeht (den zweiten nennt Guttenberg in dem Brief "Zweitkorrektor"; was zeigt, daß er noch nicht einmal die Terminologie beherrscht), wird zu klären sein, wie sie zu ihrem Fehlurteil kommen konnten.
Häberle ist Jahrgang 1934; also ein Professor, der in einer Zeit wissenschaftlich sozialisiert wurde, in der es undenkbar war, daß ein Doktorand in einem solchen Umfang plagiierte. Guttenberg dürfte darüber hinaus auf ihn denselben Eindruck gemacht haben, den er ja offenbar auf viele macht: authentisch, gerade.
Ich hätte in einer solchen Situation auch nicht im Traum daran gedacht, die Arbeit auf Plagiate hin zu prüfen. So wenig, wie jemand auf den Gedanken käme, jede ärztliche Behandlung auf mögliche Kunstfehler zu prüfen.
Man muß - generell im Leben, nebenbei - ein gewisses Vertrauen haben, sonst wird man Parnoiker oder geht vor die Hunde. Man kann nicht in jedem Menschen einen potentiellen Betrüger sehen. Sonst dürfen Sie niemandem mehr etwas abkaufen, keinen mehr in ihre Wohnung lassen, schon gar nicht eine Partnerschaft eingehen.
Ich habe von den Dutzenden von Dissertationen, die ich begutachtet habe, keine einzige auf Plagiate geprüft. Ich würde mich auch jetzt noch weigern, das zu tun. Ich gehe davon aus, daß Menschen ehrlich sind; bis es Indizien für das Gegenteil gibt.
Eine andere Frage ist, ob Häberle die Plagiate nicht hätten spontan auffallen müssen, weil er die betreffenden Quellen gekannt haben sollte. Dazu kann ich nichts sagen, weil ich nicht weiß, was ein Verfassungsrechtler so gut im Kopf haben sollte, daß er sich an den Wortlaut einzelner Textstellen erinnert.
Zitat Ich hätte in einer solchen Situation auch nicht im Traum daran gedacht, die Arbeit auf Plagiate hin zu prüfen. So wenig, wie jemand auf den Gedanken käme, jede ärztliche Behandlung auf mögliche Kunstfehler zu prüfen.
Fischer-Lescano sind die Plagiate auf dem üblichen Weg aufgefallen. Er bemerkte Stilbrüche, seltsame Wortwahlen und andere Brechungen. Deswegen hatte er gesucht. Dass dies zwei Gutachtern nicht aufgefallen ist, halte ich tatsächlich für den eigenartigsten Teil der ganzen Geschichte.
Zitat von Stefanie Ich bin aber immer noch am rätseln, wieso eine zusammengestückelte Doktorarbeit mit der Bestnote bewertet wurde. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, die Prüfer waren unfähig als Prüfer oder sie wollten eben nicht richtig prüfen. Dass so eine renommierte juristische Fakultät unfähige Prüfer haben soll, kann ich mich nicht wirklich vorstellen.
Wir begeben uns hier in den Bereich der Spekulation. Wie es wirklich war, können nur die Beteiligten zur Zufriedenheit klären.
Zitat von Vorwort GuttenbergEin unerreichtes (nicht lediglich) wissenschaftliches Kraftfeld und die Teilnehmer verpflichtendes Erbe war und ist das nunmehr zu Recht „legendär“ zu nennende „Häberle-Seminar“, das dem von Konrad Hesse geprägtem Vorbild längst weit enteilt ist – ohne den „akademischen Enkeln“ Erinnerungen und Berufungen auf eine Leitfigur der Verfassungslehre zu entwinden. Der Gedanke an die Teilnahme umweht den Verfasser nicht nur während intellektuell dürftigerer Alltagserlebnisse dauerhaft – und erhält wenigstens den Anspruch höchster Qualität eigenen Gemurmels. Von Herzen Danke meinem großen Lehrer Prof. Dr. Dres. mult. h.c. Peter Häberle für Unzähliges, das kein Vorwort angemessen abbilden könnte. In besonderer Verbundenheit danke ich einem weiteren tatsächlich bedeutenden Europäer, Prof. Dr. Rudolf Streinz. Wie oft wurde der Kairos der Fertigstellung durch freiberufliche wie später parlamentarische „Ablenkung“ versäumt, bevor die Erkenntnis dieses traurigen Faktums einer bemerkenswerten Mischung aus eherner professoraler Geduld (wie Liebenswürdigkeit), sanftem, aber unerbittlichem familiären Druck und wohl auch ein wenig der beklagenswerten Eitelkeit weichen durfte
Ich stelle mir den Ablauf recht trivial vor. Alle waren froh, dass er endlich damit fertig war. Das spricht für die These: "Sie wollten nicht richtig prüfen". Es mag sein, dass sie ein Talent in ihm erkannt haben, von dem wir nichts ahnen und darüber alle Regeln vergessen haben. Zumindest interpretiere ich so das Vorwort.
Nachtrag: Ich bin überzeugt davon, dass er die Dissertation selbst aus seinem virtuellen Zettelkasten zusammengesetzt hat. Wissenschaftliche Ghostwriter gehen professioneller vor.
Zitat Leibniz In der Zwischenzeit widmete ich mich der Morgenlektüre. Besonders gefallen hat mir heute: "Ein Minister stürzt nur, wenn die Partei es will. Die Partei will es nicht. Das ist die Meinung der Basis und der Spitze." Mir gefällt dieses 'nur'; und dieses zweimalige 'die Partei', dieses klare 'nur die Partei' hat das Sagen.
Nicht unerwartet aber trotzdem erschüttend. Soweit sind wir also schon mit "der Partei". Und im Grungesetz wird diese Parteiendiktatur "geschützt". Wie schrieb mal irgendjemand "interessante Zeiten"....
Zitat Ich hätte in einer solchen Situation auch nicht im Traum daran gedacht, die Arbeit auf Plagiate hin zu prüfen. So wenig, wie jemand auf den Gedanken käme, jede ärztliche Behandlung auf mögliche Kunstfehler zu prüfen.
Fischer-Lescano sind die Plagiate auf dem üblichen Weg aufgefallen. Er bemerkte Stilbrüche, seltsame Wortwahlen und andere Brechungen. Deswegen hatte er gesucht. Dass dies zwei Gutachtern nicht aufgefallen ist, halte ich tatsächlich für den eigenartigsten Teil der ganzen Geschichte.
Lieber Vielleichteinlinker,
wie sicher sind Sie, dass uns Fischer-Lescano wahrheitsgemäß erzählt, wie er Guttenberg auf die Spur gekommen ist. Im Zweifel erzählt er das, was er uns erzählen will, auch wenn er die Argumente erst im Nachhinein erarbeitet hat.
Zitat von Martinwie sicher sind Sie, dass uns Fischer-Lescano wahrheitsgemäß erzählt, wie er Guttenberg auf die Spur gekommen ist. Im Zweifel erzählt er das, was er uns erzählen will, auch wenn er die Argumente erst im Nachhinein erarbeitet hat.
Es scheint mir ausreichend plausibel um davon auszugehen. "Sicher" bin ich mir bei Sachen die ich selbst mache. Für den Rest muss das "ausreichend plausibel" reichen.
Ich gehe davon aus dass F-L die Rezension schreiben wollte weil er Guttenberg politisch in die Pfanne hauen wollte. Dazu reicht mir mein Wissen über die "Kritische Justiz". Dass der Rezensent aber auf gut Glück nach Plagiaten sucht in einer Arbeit, bei der mehr als 70% der Seiten ein Plagiat enthalten und dass er ausgerechnet in der Einleitung sucht, die bei 90% der Fälle ohne ein tragendes Zitat auskommt, dass scheint mir als Konstrukt zu - Zitat - "abstrus".
Zitat von vielleichteinlinker Ich gehe davon aus dass F-L die Rezension schreiben wollte weil er Guttenberg politisch in die Pfanne hauen wollte. Dazu reicht mir mein Wissen über die "Kritische Justiz". Dass der Rezensent aber auf gut Glück nach Plagiaten sucht in einer Arbeit, bei der mehr als 70% der Seiten ein Plagiat enthalten und dass er ausgerechnet in der Einleitung sucht, die bei 90% der Fälle ohne ein tragendes Zitat auskommt, dass scheint mir als Konstrukt zu - Zitat - "abstrus".
Zitat Es gibt erdrückende Beweise dafür, daß die Plagiate nicht versehentlich zustandegekommen sein können. Man kann Anführungszeichen vergessen; aber wie will Guttenberg erklären, daß die Zitate systematisch verändert wurden? Wie will er erklären, daß er eine Jahreszahl in einem fremden Text durch eine andere ersetzt hat, damit sie zum Abgabetermin seiner Arbeit paßte?
Es ist mir nachgerade etwas peinlich, hier immer pro Guttenberg zu schreiben, denn ich finde natürlich sein Verhalten auch nicht korrekt.
Aber dennoch will ich hier eine (vergleichsweise harmlose) Erklärung anbieten:
Nach dieser Erklärung war Guttenberg bei der Abfassung der Dissertation einfach überfordert. Er hat schludrig gearbeitet und Zitate, die er im Laufe der Diss-Erstellung eingebaut hat, nicht von Anfang an klar markiert. Als er dann ggf. erst lange Zeit später wieder an der gleichen Stelle weitergearbeitet hat, war ihm nicht mehr bewusst, dass es sich hierbei überhaupt um ein Fremd-Zitat handelte. Er glaubte, seinen eigenen Text vor sich zu haben und diesen dann natürlich auch verändern zu können.
Dies ist wie gesagt die "harmlose" Erklärung. Harmlos in so fern, als es sich hier dann lediglich um Schludrigkeit handelte (die zwar ein schlechtes Licht auf KTG als Wissenschaftler wirft, aber eben keine bewusste Täuschung voraussetzt und ihn daher m.E. auch nicht als Politiker disqualifiziert).
Ich halte diese Interpretation zwar nicht für ganz glaubwürdig (einfach wegen der schlichten Masse an Falschzitaten). Aber da Sie nach einer Erklärung gefragt haben: hier wäre sie.
Zitat von FlorianNach dieser Erklärung war Guttenberg bei der Abfassung der Dissertation einfach überfordert. Er hat schludrig gearbeitet und Zitate, die er im Laufe der Diss-Erstellung eingebaut hat, nicht von Anfang an klar markiert. Als er dann ggf. erst lange Zeit später wieder an der gleichen Stelle weitergearbeitet hat, war ihm nicht mehr bewusst, dass es sich hierbei überhaupt um ein Fremd-Zitat handelte. Er glaubte, seinen eigenen Text vor sich zu haben und diesen dann natürlich auch verändern zu können.
Aber lieber Florian, das ist doch absurd. Der Mann leidet doch nicht an Alzheimer.
Mal abgesehen davon, daß niemand das machen würde; viele Dutzenden Zitate in ein Ms zu schreiben, ohne sie als solche zu markieren: Denn wie soll er denn dann überhaupt ein Literaturverzeichnis anlegen? Wie soll er nachträglich noch die Quelle finden, wenn er nicht gleich mit dem Zitat einen Verweis auf sie in das Ms geschrieben hat?
Abgesehen davon, daß jemand, der so dämlich arbeitet, zwar nicht an Alzheimer leiden würde, aber bescheuert sein müßte: Wie wollen Sie denn den fehlenden Kontext erklären. Zitat montiert man doch nicht einfach in den Text ein, sondern man schreibt zum Beispiel: "Wie xyz treffend formulierte"; "Dagegen behauptet xyz"; dergleichen. Nichts davon.
Oder nehmen Sie das Plagiat, mit dem die Arbeit anfängt. Es ist ungewöhnlich, seine Arbeit mit einem langen Zitat beginnen zu lasssen, aber nun gut. Aber dann würde der Text doch vielleicht so weitergehen; nach dem Abfünhrungszeichen: "Das schrieb Barbara Zehnpfennig 1997. Es gibt treffend wieder ...". Irgend so etwas.
Nein, lieber Florian. Ich verstehe ja das Bemühen, meinem inzwischen gar nicht mehr differenzierten Urteil ein wenig Differenzierung entgegenzustellen.
Nur ist da eben nichts zu differenzieren. Der Mann ist ein Tartuffe.
Zitat von FlorianNach dieser Erklärung war Guttenberg bei der Abfassung der Dissertation einfach überfordert. Er hat schludrig gearbeitet und Zitate, die er im Laufe der Diss-Erstellung eingebaut hat, nicht von Anfang an klar markiert. Als er dann ggf. erst lange Zeit später wieder an der gleichen Stelle weitergearbeitet hat, war ihm nicht mehr bewusst, dass es sich hierbei überhaupt um ein Fremd-Zitat handelte. Er glaubte, seinen eigenen Text vor sich zu haben und diesen dann natürlich auch verändern zu können.
Aber lieber Florian, das ist doch absurd. Der Mann leidet doch nicht an Alzheimer.
Zitat von ZettelNein, liebe Stefanie: Natürlich wird es Diskussionen nicht nur in der Kommission geben, sondern in der ganzen Fakultät, unter den Mitgliedern des Senats, im Rektorat. Aber dabei wird es zentral darum gehen, wie man das Ansehen der Uni und der Fakultät am besten wahrt.
Nach meiner Erfahrung - ich habe das ja schon geschrieben - werden die einen sagen, man solle die Sache schnell zu Ende bringen. Andere werden sagen, nur eine saubere und rückhaltlose Aufklärung könne das Ansehen der Uni wahren.
Daß die Promotionskommission überhaupt darauf verzichtet, die Arbeit zu prüfen, halte ich für ausgeschlossen. Die Professoren dieser Fakultät wollen doch nicht, daß die ganze Fachwelt über sie lacht.
Bayreuth - Es war eine Entscheidung im Eilverfahren: Die Universität Bayreuth hat in der Plagiatsaffäre Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) den Doktortitel aberkannt. Das gab Hochschulpräsident Rüdiger Bormann am Mittwochabend nach einer Sitzung der Promotionskommission der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät bekannt. Guttenberg habe wissenschaftliche Standards "objektiv nicht eingehalten", sagte Bormann.
Die wörtliche und sinngemäße Übernahme von Textstellen ohne hinreichende Kennzeichnung verstoße gegen die Rechtsprechung und die Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens, erläuterte Bormann. Die Frage eines möglichen Täuschungsvorsatzes habe man dahinstehen lassen können. "Wir brauchen nicht zu prüfen, ob die ganze Arbeit ein Plagiat ist", sagte der Universitätspräsident.
In der Welt steht, dass Verstöße in "erheblichem Umfang" festgstellt worden seien. Ferner heißt es da:
Hinsichtlich des Vorwurfs der vorsätzlichen Täuschung gegen Guttenberg sagte Bormann, dies sei nicht Gegenstand der Untersuchung gewesen.
und
Zu Folgen für die künftige Zusammenarbeit mit dem Minister, dessen Familie in der Nähe von Bayreuth lebt, wollte sich der Hochschulpräsident nicht äußern. Die Selbstkontrollkommission werde aber weiterhin über mögliche Konsequenzen beraten.
Zitat Die wörtliche und sinngemäße Übernahme von Textstellen ohne hinreichende Kennzeichnung verstoße gegen die Rechtsprechung und die Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens, erläuterte Bormann. Die Frage eines möglichen Täuschungsvorsatzes habe man dahinstehen lassen können. "Wir brauchen nicht zu prüfen, ob die ganze Arbeit ein Plagiat ist", sagte der Universitätspräsident.
Und mit dieser "sauberen" Lösung sind dann alle aus dem Schneider. Ob es da wohl über das Wochenende einige sachdienliche Telefonate gegeben hat? Ich hatte ihn schon endgültig abgeschrieben, und jetzt hat er gemessen an der desaströsen Ausgangslage doch noch eine "Lösung" gefunden. A Hund is er scho ...
vielleichteinlinker
(
gelöscht
)
Beiträge:
23.02.2011 20:30
#94 RE: Aufheben der Promotion durch öffentlich-rechtlichen Vertrag
Zitat Nicht geklärt hat der Ausschuss die Frage, ob Guttenberg bewusst getäuscht hat. "Das wäre sicherlich ein längerer Prozess gewesen, das dezidiert nachzuweisen", sagte Bormann. Die Universität habe darauf verzichtet, weil Guttenberg selbst um die Rücknahme seiner Dissertation gebeten habe. Wenn sich in solch einem strittigen Fall Einmütigkeit anbiete, werde der einfachere Weg und nicht der zeitlich längere gewählt, sagte Bormann. Dies sei so üblich.
Es widert mich an wie einfach und so plumpe und hinterlistige Strategie aufgehen kann. Guttenberg gibt den Dr. zurück und bietet seiner Uni damit an sich gütlich zu einigen. "Ihr nehmt den zurückgeschickten Dr. an und sucht dafür nicht weiter."
Jetzt ist es amtlich: Die "Wissenschaft" ist eine Ansammlung von weltfremden, pedantischen, zitierfanatischen Elfenbeintürmern ohne jede Lebenswirklichkeit in ihrer Welt.
Zitat Jetzt ist es amtlich: Die "Wissenschaft" ist eine Ansammlung von weltfremden, pedantischen, zitierfanatischen Elfenbeintürmern ohne jede Lebenswirklichkeit in ihrer Welt.
Da wissen doch sehr wahrscheinlich alle Beteiligten ganz genau, welches Spiel gespielt wurde. Und es ist offensichtlich auch im Interesse aller Beteiligten, diese Sache zu beerdigen. Es ist ja nicht so, dass er "off the hook" wäre. Der Dr. ist unwiderbringlich weg, und das muss einen Selbstdarsteller wie Guttenberg hart treffen. Die Uni Bayreuth hat aus guten Gründen kein Interesse daran gehabt, die Sache ausgiebig zu verfolgen.
Ich warte übrigens immer noch auf den ersten Artikel, der sich mit der Rolle des Wissenschaftsverlags befasst. Das wurde hier mehrfach thematisiert, ist aber selbst für die Feuilletons dieser Republik anscheinend völlig uninteressant.
Zitat von vielleichteinlinkerEs widert mich an wie einfach und so plumpe und hinterlistige Strategie aufgehen kann. Guttenberg gibt den Dr. zurück und bietet seiner Uni damit an sich gütlich zu einigen. "Ihr nehmt den zurückgeschickten Dr. an und sucht dafür nicht weiter."
Die Uni hat ein Eigeninteresse, dass die Sache schnell vom Tisch kommt. Das ist nicht nur zu Guttenbergs Interesse.
Die haben die Wahl zwischen Pest oder Kollera. Es spricht nicht für die Gutachter, dass sie nicht bemerkt hatten, dass die Arbeit in weiten Teilen abgeschrieben war und dennoch eine Bestnote bekam. Verfolgen die jetzt zu Guttenberg weiter, bleiben auch sie weiter in den Schlagzeilen mit dieser unleidlichen Angelegenheit und es nützt ihnen nichts, denn sie können wissenschaftlich nicht die Benotung rechtfertigen und hätten eigentlich auch bereits bei der Prüfung feststellen müssen, dass die Arbeit "Verstöße in erheblichem Umfang" aufweist und nicht erst jetzt. Die Uni hat egal was sie macht keine Chance aus der Nummer rauszukommen.
Zitat Ich warte übrigens immer noch auf den ersten Artikel, der sich mit der Rolle des Wissenschaftsverlags befasst. Das wurde hier mehrfach thematisiert, ist aber selbst für die Feuilletons dieser Republik anscheinend völlig uninteressant.
Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Artikel etwas aufdecken würde, was nicht ohnehin jeder weiß, der einmal mit Wissenschaftsverlagen im Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften zu tun hatte: ein deutscher Wissenschaftsverlag lebt von Druckkostenzuschüssen, die entweder von den Autoren oder von Dritten (VG Wort, DFG, Stiftungen) kommen. Mit dem Zuschuß ist der Verlag wirtschaftlich schon aus dem Schneider, so daß überhaupt kein Interesse besteht, die Qualität von Texten näher zu untersuchen. Wenn man ein magna oder ein summa cum laude hat, wird ein typischer Wissenschaftsverlag die Arbeit einfach annehmen.
Zitat von vielleichteinlinker Es widert mich an wie einfach und so plumpe und hinterlistige Strategie aufgehen kann. Guttenberg gibt den Dr. zurück und bietet seiner Uni damit an sich gütlich zu einigen. "Ihr nehmt den zurückgeschickten Dr. an und sucht dafür nicht weiter."
Zitat von WELTBundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat das Aberkennen des Doktortitels durch die Hochschule als "richtig und logisch" bezeichnet. Die Universität Bayreuth folge mit dieser Entscheidung der Einschätzung des Ministers, sagte Merkel. „Die Entscheidung der Uni Bayreuth liegt auf der Linie dessen, was der Verteidigungsminister vorgegeben hat. Sie macht daher Sinn", so die Kanzlerin. Das Votum zeige, dass zu Guttenberg mit seiner Selbsteinschätzung richtig liege. Der Minister sei durch die Uni-Entscheidung daher in seinem Amt nicht geschwächt.
ganz einfach: Flucht nach vorne, indem man im Urteil der Uni eine Bestätigung der eigenen "weisen" Entscheidung sieht. Ist auch völlig richtig. Das ist der Managemt Style, der mir zuvor gefehlt hat.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.