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ZETTELS KLEINES ZIMMER

Das Forum zu "Zettels Raum"



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 Kommentare/Diskussionen zu "Zettels Raum"
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Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.03.2011 03:24
#76 Oswald Spengler Antworten

Zitat von Malte
Spengler hat ja nicht den Untergang Deutschlands, sondern den Untergang des Abendlandes vorhergesagt. Er prognostizierte einen mehrhundertjährigen Verfallsprozess. Spengler war Optimist.

Er hat einen Cäsarismus erwartet und richtig die Herrschaft der Nazis vorhergesagt.

Er war ein Phantast, aber ein begeisternder. Dieser Mann konnte suggestiv schreiben wie wenige. Ich habe sein Buch verschlungen, als ich 13 oder 14 war.

Vor ein paar Jahren habe ich es mir wieder antiquarisch gekauft, zusammen mit "Preußentum und Sozialismus". Schöne alte Bände in Leinen.

Ich weiß heute, daß er nicht nur ein Phantast war, sondern auch ein Großmaul vor dem Herrn. Der Gegentyp zu dem Gelehrten Toynbee. Aber seine Faszination bleibt.

Herzlich, Zettel

auf_der_flucht Offline



Beiträge: 10

28.03.2011 04:50
#77 RE: Menetekel auch bei NPD-Erfolgen? Antworten

Sehr verehrter Zettel;
die Situation nach der Wahl erscheint etwas unkomfortabel und
und die Entblössung suboptimaler Bildung
als Grundlange von Wahlentscheidung macht einen
vielleicht nicht gerade amüsierter, - aber was
ist denn letztendlich passiert ?
Das Übel der Gegenwart ist doch die Gleichförmigkeit
der etablierten Parteien. Egal wer gewählt wird,
Veränderungen vollzogen sich höchst marginal.
Und da macht die C*DU überhaupt keine Ausnahme.
Sie hat nun so viele Prozent verloren,
dass in der Union eine Diskussion um "Erikas"
weitergehende Nominierung stattfinden wird.
Das ist doch schon mal OK.
Die Grünen werden sich in der Regierung ziemlich schnell
selbst zerlegen, wie immer, weil ihre Widersprüche
"in der Realität" einfach zu gross sind, ...
und für die SPD brauchts dazu noch weniger.
Das alles passiert jetzt, OHNE dass ein versehentlicher
Fehler plötzlich einen atomaren globalen Overkill auslösen
kann, wie noch vor 22 Jahren. Das ist doch auch schon mal was.
Sie können basteln, sie können Bürgerkieg auf Kiez-
und Fussgängerzonen-Ebene führen und sie können sich
etwas oder viel ruinieren, - oder auch nicht.
Aber es kann nicht alles in einem grossen, selbstverschuldeten
Knall untergehen. Wir könnten mit Computer- und "Handy"-Technik
etwas in Richtung Mittelalter rutschen, weil wir vor lauter
Toleranz die Untoleranten stark machten.
Aber wir verschwinden nicht einfach von der Bildfläche.
Die "radikalen Verlierer" (Enzensberger) mögen sich nun
auch im Süden etwas stärker positionieren. Wir ( die Guten )
können uns jedoch zurücklehnen und ihr Scheitern bewundern .
In aller Musse.
Es gibt keinen Grund jetzt den Kopf tiefer hängen zu lassen als vor der Wahl.
Es war auch früher schon nicht einfach für jemanden, der zu den (wenigen Un)glücklichen gehörte,
die von sich sagen konnten: "Ich kenne niemanden, der so oft Recht hat wie ich."

Zettel Offline




Beiträge: 20.200

28.03.2011 05:38
#78 RE: Menetekel auch bei NPD-Erfolgen? Antworten

Zitat von auf_der_flucht
Es war auch früher schon nicht einfach für jemanden, der zu den (wenigen Un)glücklichen gehörte, die von sich sagen konnten: "Ich kenne niemanden, der so oft Recht hat wie ich."

Ja, und der ist in die Kunst geflüchtet.

Aus dem Gedächtnis zitiert und also wahrscheinlich falsch: Nur die Phantasielosen flüchten in die Realität und kommen, wie billig, darin um.

Wahrscheinlich hatte AS Recht.

Herzlich, Zettel

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

28.03.2011 07:04
#79 RE: Grüner Sieg Antworten

Zitat
Zettel

Wer unter 40 Jahren ist, der sollte aus diesem Land, das sich seit 1870, seit 1914, seit 1936 im Kern nicht geändert hat, auswandern. Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.





Was meinen Sie was ich letztes Jahr angedacht habe nur ist meine Frau leider nicht davon begeistert. Ansonsten hätte es schon lange geheissen "bye bye Deutschland".

Ich stimme aber nicht mit der Dummheit überein. Wir haben Erfahrungen mit Diktaturen und dieses mal versuchen wir es eben mit einer Ökologischen. Wenn es den Menschen irgendwann mal auffällt wer die Zeche zu bezahlen hat. Könnte einer liberale Partei "wunder" wirken. Und dazu habe ich schon vor mehr als 2 Jahren gefragt. Wer macht mit bei einer liberalen Partei. In dessen Parteiprogamm reichten 2 Punkte aus:
1) Abschaffung von Fiat-Geld und der Zentralbank solange wie
2) Abschaffung aller Parteien inklusiver unserer Eigenen (Ähnlich wie Baader in Freiheitsfunken S. 76) noch nicht vollzogen wurde.

Reichte "dicke" aus....

Edit:
Kurze Ergänzung für diejenigen aus der FDP die meinen alle anderen seien Schuld:
http://fdominicus.blogspot.com/2010/12/liebe-fdpler.html
Nein die 2/3 Stimmenverlust in Ihrem "stärksten" Bundesland sind völlig eigenverschuldet oder verdient.
End Edit

Friedrich ( gelöscht )
Beiträge:

28.03.2011 07:55
#80 RE: Achso? Antworten

Zitat
KaterKarlo

Das ist ja irgendwie putzig. Beleidigungen sind in diesem Forum nicht erwünscht, ebenso wie nicht belegte Behauptungen. Nun passiert hier beides auf einmal, die Wähler und die Sieger werden als dumm bezeichnet und das auch noch ohne den geringsten Nachweis, dass diese Menschen dumm sind. Aber gegen diese bösen Linken, die unser Land ruinieren ist das in Ordnung, da darf man das. Habe ich das richtig verstanden? Es ist schon überraschend wie das Niveau so schnell sinken kann. Tut mir leid. *Ironie aus*




hat aber auch seinen Vorteil, da kann man in anderen Bereichen wohl auch etwas mehr die Keule schwingen. Immer mit dem Verweis auf diese Blog eintrag ;-)

Sänger Offline




Beiträge: 132

28.03.2011 08:39
#81 RE: Grüner Sieg Antworten

Zitat von Politur
Eigentlich kann Grünrot nur scheitern. Ich bin auf deren Erklärungen gespannt. Der Fall wird wahrscheinlich größer sein, als der der FDP im vergangenen Jahr!


Das hoffe ich.

Die Wahl in BaWü ist denkbar knapp ausgegangen. Dafür sicherlich mit entscheidend war ein als Landesvater nicht überzeugender MP. Aber das Kernproblem war Japan und eine diffuse, irreale Angst.
Nun ist Angst ein schlechter Ratgeber, aber seit jeher ein prima Instrument aller politischen Ideologen. Die Grünen haben unglaubliche "Glück" gehabt, diese Wahl zu gewinnen. Unter normalen Bedingungen, ohne Fukushima, wäre das nicht passiert. Nun ist es aber passiert. Denken wir über die Konsequenzen nach. Ich bin noch einigermaßen jung und will nicht die Hoffnung aufgeben. In diesem Fall möchte dir, lieber Zettel, trotzig widersprechen und dich an deine Gedanken zum Ende einer Epoche erinnern. Die Zeiten für die Konservativen kommen. Und für die Liberalen auch. Wären sie doch nur endlich liberal und konservativ und nicht opportunistisch, von den Medien getrieben und wankelmütig.

Überlegungen zu den Konsequenzen für die Bundes-CDU:
Vielleicht wird Merkel die Zeichen der Zeit erkennen und umsteuern. Wenn man versucht die SPD und die Grünen links zu überholen, fliegt man aus der Kurve. Aber man wird das Wahlergebnis aber in Merkel'schen Kreisen erst mal der vermeintlich konservativen Ausrichtung von Mappus anlasten.
Ein noch stärkerer Linkstrend könnte die Folge sein - was würde das für die CDU bedeuten?
Die Spannung innerhalb der Partei werden größer, die Verbindungen zu den "Fußtruppen" in der Provinz könnten gekappt werden. Die Richtungskämpfe in der CDU werden stärker werden. Es gibt Bestrebungen in konservativen Kreisen, eine Teaparty-Bewegung zu initiieren (http://www.linkstrend-stoppen.de/) oder eine neue Partei zu gründen. Letztere kann nur erfolgreich sein, wenn sie aus dem konservativen Flügel der CDU hervorgeht, wenn bekannte und renommierte Politiker dabei sind und nicht unbeschriebene Blätter. Dann werden auch zum Scheitern verurteilte Versuche wie "Die Freiheit" überflüssig. Eine solche Partei kann zumindest als korrigierendes Element zur "normalen" CDU wirken. Merz und Koch könnte man dafür vielleicht gewinnen.
Der weitere Linkstrend der CDU - und nichts spricht dagegen, haben doch jetzt schließlich die linken Populisten gewonnen - wird nur durch starke Gegenkräfte aufzuhalten sein. Wir werden sehen, wie diese sich formieren. Das Wählerpotential dafür ist vorhanden, ausgeschöpft wird es von der CDU schon länger nicht mehr. Eine konservative Abspaltung der CDU ist so nah wie nie. Ob ich das gut finde, weiß ich nicht. Aber ich hätte gerne wieder eine Partei, die aus Überzeugung wählen kann und nicht nur des kleinsten Übels wegen.

Überlegungen zu den Konsequenzen für die Bundes-FDP:
Mappus hat eigentlich kein schlechtes Ergebnis für die CDU geholt - außer natürlich für BaWü. In jedem anderen Bundesland wären 39% für die CDU derzeit ein tolles Ergebnis. Allerdings hat die FDP drei Prozent zu wenig geholt.
Für die FDP bedeutet die Wahl ein Desaster. Westerwelle wird sich nicht als Parteivorsitzender halten können, Lindner wird übernehmen. Westerwelle wird zwar weiterhin der schlechteste Außenminister Deutschlands ever bleiben, aber nur bis zur nächsten Bundestagswahl. Niemand will ihn mehr. Er ist eine "lame duck", wie sie im Buche steht.
Der Einfluss Brüderles wird größer werden - das ist gut. Auch wenn man ihm natürlich eine Teilschuld anlasten wird ob seiner Ehrlichkeit beim BDI und seiner Rolle als Vorsitzender in Rheinland-Pfalz. Trotzdem ist er zu beliebt, zu einflussreich. Er wird sich erholen. Ich hoffe darauf, dass die Liberalen endlich wieder liberal sind. Auch wenn ich als Konservativer da nicht immer mit übereinstimme, brauchen wir doch eine aus Überzeugung liberale Partei, die sich gegen Bevormundung durchsetzt und nicht noch immer einen draufsetzt (z.B. Stichwort Frauenquote, Gender Mainstreaming, ...).

Überlegungen zu den Konsequenzen für BaWü:
Die Grünen werden überfordert sein. Die ersten zwei Jahre werden eine Qual sein, die Unruhe im Ländle wird wachsen - sowohl bei Konservativen als auch bei der grünen Dagegen-Clientel. Die Grünen werden ihre Versprechungen nicht einhalten können, man wird Politik gegen die eigenen Leute "vor Ort" machen müssen, gerade in der Energiepolitik. Der starke Mittelstand wird mobil machen gegen eine verwegene Wirtschaftspolitik. Falls es überhaupt 5 Jahre dauern wird bis zur nächsten Wahl werden die Wähler nach diesem Seitensprung reumütig zurückkehren zur CDU (wenn sie sich vernünftig aufstellt) oder ihre noch zu gründende konservative Schwester. Die Jahre der Regierung werden entlarvend sein. Vielleicht werden dann auch die grünen Wechselwähler, die unter dem Eindruck Fukushimas alles andere vergessen haben, vernünftig und lernen etwas über den neuen ökologischen Populismus.

Überlegungen zu den Konsequenzen für die Grünen:
Wie man so irrational wählen kann ist mir ein Rätsel. Aber ich bin halt Ingenieur und kein Lehrer. Hoffentlich wird erkannt, das man sich hat instrumentalisieren lassen von einer unheiligen Allianz von Medien, die nichts weiter getan haben als dramatisiert und falsch mit der Zielsetzung maximaler Klickraten - man lebt schließlich von Werbung! - und grün-linkem Wahlkampf zu berichten, und grün-linker Populisten.
Die Schäden für BaWü werden überschaubar sein, für die Grünen werden sie immens sein (über die SPD sollten wir nicht reden, sie ist eigentlich stehend KO). Die Grünen werden entlarvt. Sie werden sich als das entpuppen, was sie sind. Das weiß übrigens auch Kretschmann - dem schon jetzt mächtig die Düse geht. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass er zum Totengräber der Grünen wird. Nur sehr gering sind dagegen seine Erfolgsaussichten.
Man wird sich schon in wenigen Monaten verwundert die Augen reiben, wie dieses Wahlergebnis zustande kam - wenn die Ratio zurückkehrt.

Überlegungen zur Zeitenwende:
Man hat unter dem Eindruck eines "explodierten" Atomkraftwerks gewählt. Die Realität wird die Ideologie bald wieder einholen. Die von mir angenommenen Konsequenzen habe ich versucht aufzuzeigen. Im Merkelschen Führungskreis wird man weiter stark nach links halten. Dies macht den rechten Flügel noch weiter auf und - er wird gefüllt werden. Hoffentlich von einer CDU-Abspaltung, alles andere lässt sich zu leicht diffamieren und in die Nazi-Ecke drücken.
Insofern kann das fatale Wahlergebnis, welches irrational zu Stande gekommen ist, zu einem Beschleuniger für eine starke konservative Partei werden. Und das wäre ein guter Schritt in die neue Epoche.

stefanolix Offline



Beiträge: 1.959

28.03.2011 09:29
#82 RE: Grüner Sieg Antworten

Zitat von Sänger
Die Spannung innerhalb der Partei werden größer, die Verbindungen zu den "Fußtruppen" in der Provinz könnten gekappt werden. Die Richtungskämpfe in der CDU werden stärker werden. Es gibt Bestrebungen in konservativen Kreisen, eine Teaparty-Bewegung zu initiieren (http://www.linkstrend-stoppen.de/) oder eine neue Partei zu gründen. Letztere kann nur erfolgreich sein, wenn sie aus dem konservativen Flügel der CDU hervorgeht, wenn bekannte und renommierte Politiker dabei sind und nicht unbeschriebene Blätter. Dann werden auch zum Scheitern verurteilte Versuche wie "Die Freiheit" überflüssig. Eine solche Partei kann zumindest als korrigierendes Element zur "normalen" CDU wirken. Merz und Koch könnte man dafür vielleicht gewinnen.
Der weitere Linkstrend der CDU - und nichts spricht dagegen, haben doch jetzt schließlich die linken Populisten gewonnen - wird nur durch starke Gegenkräfte aufzuhalten sein. Wir werden sehen, wie diese sich formieren. Das Wählerpotential dafür ist vorhanden, ausgeschöpft wird es von der CDU schon länger nicht mehr. Eine konservative Abspaltung der CDU ist so nah wie nie. Ob ich das gut finde, weiß ich nicht. Aber ich hätte gerne wieder eine Partei, die aus Überzeugung wählen kann und nicht nur des kleinsten Übels wegen.



Stefan Mappus kann immerhin darauf verweisen, dass er einen Zuwachs von etwa 194.000 Stimmen erreicht hat. Aber die anderen haben eben wesentlich besser mobilisiert und die Wahlbeteiligung ist deutlich gestiegen. Eine Million Wählerstimmen wurden gestern mehr abgegeben als bei der letzten Wahl. Um das zu kompensieren, hätte die CDU schon auf allen Ebenen eine sehr überzeugende Politik hinlegen müssen.

Zitat von Sänger
Für die FDP bedeutet die Wahl ein Desaster. Westerwelle wird sich nicht als Parteivorsitzender halten können, Lindner wird übernehmen. Westerwelle wird zwar weiterhin der schlechteste Außenminister Deutschlands ever bleiben, aber nur bis zur nächsten Bundestagswahl. Niemand will ihn mehr. Er ist eine "lame duck", wie sie im Buche steht.
Der Einfluss Brüderles wird größer werden - das ist gut. Auch wenn man ihm natürlich eine Teilschuld anlasten wird ob seiner Ehrlichkeit beim BDI und seiner Rolle als Vorsitzender in Rheinland-Pfalz. Trotzdem ist er zu beliebt, zu einflussreich. Er wird sich erholen. Ich hoffe darauf, dass die Liberalen endlich wieder liberal sind. Auch wenn ich als Konservativer da nicht immer mit übereinstimme, brauchen wir doch eine aus Überzeugung liberale Partei, die sich gegen Bevormundung durchsetzt und nicht noch immer einen draufsetzt (z.B. Stichwort Frauenquote, Gender Mainstreaming, ...).



Da muss ich widersprechen. Herr Brüderle hat mit seinem ureigenen Landesverband eine Bruchlandung hingelegt und ist aus dem Landtag geflogen. Er ist kein Mann der Zukunft. Herr Lindner ist heute so aktiv und fit wie der frühe Guido Westerwelle. Er ist hochintelligent und rhetorisch stark, er kommt gut an. Aber wird das reichen und wird er in der Politik bleiben? Es kann gut sein, dass er das Handtuch wirft und in die Wirtschaft geht. Dann sieht es aber ganz düster aus für die FDP. Die einzige Nachwuchskraft mit Potential wäre dann noch Johannes Vogel.

Frank Böhmert Offline




Beiträge: 927

28.03.2011 09:31
#83 RE: Grüner Sieg Antworten

Zitat von Zettel
Dummheit siegt.


Was mich ärgert, als Atomkraftgegner übrigens, ist immer wieder aufs Neue, dass Menschen bei Wahlen "gegen Atomkraft" stimmen. Seit der Liberalisierung des Strommarktes 1998 kann jeder, der es möchte, Ökostrom kaufen.

Vernünftig wäre also, in der Atomfrage mit dem Portemonnaie abzustimmen und seine Entscheidung bei Wahlen auf andere Kriterien auszurichten, die einem wichtig sind.


-----

Was da in dieser Hinsicht siegt, lieber Zettel, riecht mir sogar nach Verlogenheit:

"Der Anteil des als Ökostrom verkauften Stroms am gesamten Stromabsatz für private Haushalte in Deutschland betrug im Jahr 2007 mit 2,9 Milliarden kWh etwa zwei Prozent"
(Hervorhebung von mir)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kostrom#Deutschland


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Bei Ihrem Beitrag fiel mir ansonsten Sebastian Haffner ein: Dem Deutschen gehe es nicht um Freiheit, er wolle vor allem gut regiert werden.


Besten Gruß,
Bö.

WFI Offline



Beiträge: 187

28.03.2011 09:44
#84 RE: Achso? Antworten

Zitat
"kann nach mehr als einem halben Jahrhundert auch mal frischen Wind vertragen und wenns nur für 5 Jahre ist"



Welchen frischen Wind denn? Wofür die Grünen stehen, das ist weder neu noch modern. Das war doch schon in meiner Schulzeit (die 1986 endete) ein alter Hut. Was da an brauchbaren Ideen hinsichtlich Umweltschutz vorhanden war, haben sich alle Parteien doch schon vor Jahrzehnten verinnerlicht, den Unsinn zum großen Teil leider auch.

Die Grünen sind im wesentlichen Kollektivisten, Zentralisten, Dirigisten, Top-Down-Planwirtschaftler. Es ist die gescheiterte Ideologie des frühen 20. Jahrhunderts in neuem Gewand. Die Ökologie ist dabei nebensächlich (wann war die Umwelt je in besserem Zustand?); es geht um die Macht des Politischen über das Private. Es geht um das Diktieren der Lebensart durch den Staat. So gesehen sind die Grünen auch eine Manifestation des Spießertums, und da gibt es sehr wohl Parallelen zur SED oder NSDAP. Auch wenn man diese Parallelen nicht übertreiben sollte, sind sie doch nicht unwesentlich. Wir werden sehen, wie intolerant diese Leute sind.

Und wenn Sie die Grüne Politik nicht ausdrücklich unterstützen, warum dann "für fünf Jahre mal ausprobieren"? Was nicht für zwanzig Jahre taugt, wird auch für fünf Jahre nicht gut sein. "Mal die anderen machen lassen" ist keine sehr reife Einstellung.

Frode Offline




Beiträge: 81

28.03.2011 10:04
#85 RE: Grüner Sieg Antworten

Ich sehe das alles etwas pessimistischer:

Der nächste Kurs wird wieder von den Medien vorgegeben. "FDP diskutiert den Fall Westerwelle" steht bei SpOn. Demnach sollen Westerwelle, Homburger und auch Brüderle als nächstes rausgekegelt werden. Wenn auf die am Boden liegende FDP hinreichend reingetreten wurde, so dass halbwegs sicher ist dass bei der nächsten Bundestagswahl unter 5% rausspringen, gehts weiter mit der Jagd auf die Industrie.
Verteuerungen aller Art können dafür sorgen, dass die ineffizientesten "grünen" Technologien bevorzugt werden. Das alles ist natürlich nicht ohne Konsequenzen. Ein wenig Wohlstand wird weggeworfen.
Schlagzeilen wie "Wir alle müssen den Gürtel ein wenig enger schnallen" werden dann dafür sorgen, dass das Bewusstsein der Bevölkerung dahin geleitet wird, dass nur wer auf Wohlstand verzichtet auch wirklich wohlhabend ist. Klingt paradox, wird aber dennoch genügend viele Leute überzeugen die Luxuswagenfahrer zu verächten.

Wenn es soweit kommt dass direkt Arbeitsplätze verlorengehen sollten wird das Frau Merkel angerechnet. Argumente und Fakten interessieren auf dieser Seite des Wahlkampfes sowieso niemanden (http://www.kirche-in-steinbek.de/images/...11_3_11_480.jpg - Dieses Poster habe ich in Heidelberg als Wahlplakat häufiger entdeckt und gerade ergooglet. Ohne Parteizugehörigkeit allerdings. Wie hier bewusst die Erdbebenopfer den KKW Problemen zugeordnet werden ist einfach ekelhaft).

In der Zwischenzeit haben die Grünen gar nichts Vernünftiges auf die Kette bekommen außer das Schulsystem umgekrempelt und Forschungsgelder umgeleitet. Da das alles noch im Sinne der guten Sache ist werden sich bis zur Bundestagswahl höchstens die Stuttgart21 - Wähler empört gegen die Grünen wenden.
Um genug Leute wieder zu mobilisieren brauchts ein neues Thema. Vielleicht geht wiedermal die Atomkraft, vielleicht wirds auch wieder sowas wie Waldsterben. Haben wir ja lange nichts mehr von gehört. Oder es wird ein Skandal aufgedeckt, dass es in diesem Land teilweise noch legal ist mit Schrotflinten zu jagen. Wer weiß.
Jedenfalls werden wir dann eine schöne Grüne Regierung bekommen zum Wohle aller. Da sich das nicht so sehr wie vor der letzten Bundestagswahl erhofft von der jetzigen Politik unterscheidet (Röttgen - wieso ist der überhaupt in der CDU?) wird sich möglicherweise eine Rechtspartei bilden die alle Wutbürger vereint. Da das leider auch die Figuren umfasst die eher braune Ideen möglichst lautstark vertreten ist die Frage ob diese Partei in der Lage sein kann sich vernünftig zu positionieren. Wenn nein dann schwenkt im Extremfall das politische Pendel in die andere Richtung aus und wir rauschen mit Schmackes am liberalen Kurs vorbei.

Das wird so alles nichts. Ich sehe da erstmal keinen Weg aus dem Teufelskreis raus. Aber wer soll auch rebellieren, wenn Schüler von grünen Lehrern indoktriniert werden und deren Meinung durch grüne Möchtegernintellektuellenmedien gebildet wird?

Wie wärs mit nem Brainstorming zu Auswanderungsländern?

Grüße,
Frode

Stefanie Offline



Beiträge: 606

28.03.2011 10:07
#86 RE: Grüner Sieg Antworten

Zitat von Zettel


Jetzt ist ein Signal gesetzt, daß Deutschland sanft seinem Niedergang entgegen geht.



Es gibt keine konservative Partei und auch keine wirkliche liberale. Das ist der Niedergang und nicht weil die Wähler sich für die Orginale anstatt der Kopien FDP und CDU entschieden haben. Die Regierungskoalition macht ein schlechte Arbeit und vertritt mittlerweile keine andere Position mehr in der Atomfrage. Daher ist nicht jetzt die Wahl der Niedergang, sondern die Tatsache, dass keine technikfreundliche Partei mehr gibt. Die CDU hatte es nicht verdient, gewählt zu werden, aus bundespolitischer Sicht.

Julia Klöckner, die offensiv für ihre Standpunkte wirbt, wurde dafür honoriert. Die ganzen Wendehälse haben nur das bekommen, was sie verdient haben. Auch wenn ich ihre Auffassung und Besorgnis teile, dass Deutschland den Pluspunkt Technik verspielt. Wenn es aber keine Partei gibt, welche hierfür steht, können Bürger auch nicht in die Richtung wählen. Neue Parteien haben kaum eine Chance, so dass die alten in der Verantwortung sind und der sind sie nicht nachgekommen, indem sie selbst wie die anderen auch, der Technik eine Absage erteilten.

Was erwarten Sie, wenn es keine Partei gibt, die für technischen Fortschritt wirbt?

WFI Offline



Beiträge: 187

28.03.2011 10:12
#87 RE: Grüner Sieg Antworten

Zitat
Ist man schon zynisch, wenn man Wahlprogramme bei der Bewertung politischer Parteien für unwesentlich hält? Unterscheiden sie sich wesentlich von Werbebroschüren für Autos oder Urlaubsreisen, in denen fortschrittliche Technik und schöne Aussicht gepriesen werden?



Werbebroschüren dürfen längst nicht alles behaupten. Nachweisliche Falschaussagen - selbst Druckfehler - können ein Unternehmen viel kosten. In der Politik darf man nicht nur alles behaupten, man kann Ihnen auch viel tiefer in die Tasche greifen. Wenn Sie im privaten Sektor arbeiten, wofür geben Sie mehr aus als für den Staat?

Stefanie Offline



Beiträge: 606

28.03.2011 10:13
#88 RE: Grüner Sieg Antworten

Zitat von Frode

Der nächste Kurs wird wieder von den Medien vorgegeben. "FDP diskutiert den Fall Westerwelle" steht bei SpOn. Demnach sollen Westerwelle, Homburger und auch Brüderle als nächstes rausgekegelt werden. Wenn auf die am Boden liegende FDP hinreichend reingetreten wurde, so dass halbwegs sicher ist dass bei der nächsten Bundestagswahl unter 5% rausspringen, gehts weiter mit der Jagd auf die Industrie.



Nicht nur die Medien. Das ist auch Merkels Plan, um den Weg für eine Koalition mit den Grünen freizumachen unter Aufgabe der letzten konservativen und liberalen Positionen in der CDU - und um selbst jede Kritik an ihrem Stil zu unterbinden. Die CDU ist doch bereits von ihr in diese Richtung aufgestellt, Widersacher weg und los geht es. Selbst wenn Merkel weg ist, die Partei ist für diesen Weg aufgestellt und ob jemand eine Chance auf die Nachfolge hat, der anderen Wege beschreiten würde, ist auch zweifelhaft, weil es gibt keiner mehr. Alle weg, die hier richtungsweisend waren. Mir fällt keiner mehr ein. Was für eine Wandel einer Partei in nicht einmal zehn Jahren. Einmal alles auf den Kopf gestellt.

Muyserin Offline




Beiträge: 110

28.03.2011 10:22
#89 Konservative Auswanderungswelle Antworten

Zitat von Frode

Wie wärs mit nem Brainstorming zu Auswanderungsländern?



Ich muss schon sehr schmunzeln, wenn jetzt hier im Forum bekennende Konservative ihre Auswanderungspläne postulieren. Also ob das je passieren würde. Das gallisch-konservative Dorf, diese Urwaldkolonie möchte ich sehen, die sich daraufhin gründet. Derlei Reden sind viel eher das Metier eben jener Fantasten, die man bei den so geschmähten und gefürchteten Grünen findet.

Außerdem finde ich, hat man als sich plötzlich in der Minderheit bzw. Opposition Findender nicht gleich wie ein Verfolgter zu gerieren. Statt sich in Larmoyanz zu ergehen, kann man auch einfach mal ein low profile wahren und versuchen, bis zur nächsten Wahl dafür zu sorgen, dass die besseren, also eigenen Argumente in der Politik sich wieder durchsetzen.

--
Journal ohne Ismus … lauter gute Nachrichten

Stefanie Offline



Beiträge: 606

28.03.2011 10:30
#90 RE: Konservative Auswanderungswelle Antworten

Zitat von Muyserin
Statt sich in Larmoyanz zu ergehen, kann man auch einfach mal ein low profile wahren und versuchen, bis zur nächsten Wahl dafür zu sorgen, dass die besseren, also eigenen Argumente in der Politik sich wieder durchsetzen.



Das ist richtig. Nur hat die CDU kaum noch konservative Programmatiken, die sie dann vertreten könnte. Darüber hinaus ist die Vorsitzende nicht willig, sich überhaupt auseinander zu setzen und meidet daher jedes Ringen um die besseren Ideen, weil sie es scheut, in die Öffentlichkeit zu gehen. Aber selbst wenn sie anfangen würde, für ihre Ideen zu werden, welche sollte das noch sein, die sich von der SPD wesentlich unterscheiden. Das war ja auch ihr Ziel. Die CDU in die Mitte zu verschieben.

Ich verstehe daher die Aufregung um diesen Wahlabend auch nicht. Was da passierte, war nicht nur absehbar, sondern ist nur die logische Konsequenz der merkelschen Kursrichtung der letzten fast schon zehn Jahre. Es musste so kommen.

Edit: Was allerdings nichts daran ändert, dass ich höchst besorgt bin. Aber eben nicht erst seit gestern. Sondern geballt seit den letzten Koalitionsverhandlungen, als mir schlagartig klar wurde, mit Merkel ist keine liberale Politik und nicht einmal konservative zu machen.

notquite Offline



Beiträge: 506

28.03.2011 10:31
#91 RE: Grüner Sieg Antworten

Zitat
Nachdem Merkel die CDU stramm nach links verschoben hat, soll sie nun nach Der Westen den Schwenk in Richtung grün in Planung haben. Wundern würde es mich nicht:

Merkel sucht den Anschluss an die Grünen

Es gibt eine weitere, allerdings verhohlene Lehre: Merkel sucht den Anschluss an die Grünen. Da ist der Blick nach Rheinland-Pfalz hilfreich. Dort ist die CDU auf Augenhöhe mit der SPD. Nur kann Spitzenkandidatin Julia Klöckner aus dem Erfolg nichts machen. Ihr fehlen die Partner.

Die FDP spielt keine Rolle. Die Grünen, von Merkel zuletzt als Dagegen-Partei beschimpft, wurden in die Arme der SPD getrieben. Damit das nicht zum Muster wird, soll die CDU grüner werden. Merkel bügelt einen Fehler ihrer Koalition aus. Sie hatte sich über den rot-grünen Atomkonsens von Rot-Grün hinweggesetzt. Union und FDP glaubten, dass noch jede Wahl mit Portemonnaie-Themen entschieden wird, etwa mit Steuersenkungen. Nun zeigt sich jedoch, dass gerade in einer saturierten Gesellschaft auch andere Themen ziehen.

http://www.derwesten.de/nachrichten/poli...-id4473593.html

Edit: Zitat ergänzt




Das klingt schon nach Realitätsverlust im akuten Stadium. Ich habe es gestern schon geschrieben: Eine Partei, die das mit sich machen lässt, hat es verdient, auf dem Müllhaufen der Geschichte zu landen. Besonders dreist finde ich den Verweis auf Rheinland-Pfalz. Der relative Erfolg hatte doch vor allem damit zu tun, dass die hiesige Spitzenkandidatin in jeder Hinsicht eine Anti-Merkel ist. Was wäre da erst möglich gewesen, wenn es nicht die andauernden Störfeuer der Bundesregierung im Endstadium gegeben hätte?

Stefanie Offline



Beiträge: 606

28.03.2011 10:34
#92 RE: Grüner Sieg Antworten

Zitat von notquite
Das klingt schon nach Realitätsverlust im akuten Stadium. Ich habe es gestern schon geschrieben: Eine Partei, die das mit sich machen lässt, hat es verdient, auf dem Müllhaufen der Geschichte zu landen.



Sehe ich auch so. Ich ging davon aus, dass die Ergebnisse gestern noch übler werden würden. Bin sogar recht erstaunt, wie gut die CDU noch bei weggekommen ist.

Sänger Offline




Beiträge: 132

28.03.2011 10:47
#93 RE: Konservative Auswanderungswelle Antworten

Zitat von Muyserin

Zitat von Frode

Wie wärs mit nem Brainstorming zu Auswanderungsländern?


Außerdem finde ich, hat man als sich plötzlich in der Minderheit bzw. Opposition Findender nicht gleich wie ein Verfolgter zu gerieren. Statt sich in Larmoyanz zu ergehen, kann man auch einfach mal ein low profile wahren und versuchen, bis zur nächsten Wahl dafür zu sorgen, dass die besseren, also eigenen Argumente in der Politik sich wieder durchsetzen.



Es ging ja nicht um rationale und sachliche Argumentationen sondern um billigen Populismus, der nur von den Medien mitgetragen sondern auch noch angefeuert wurde. Konservative und liberale Postionen werden durch die Medien meines Erachtens nicht ausreichend und nicht neutral vermittelt.
Da kann einem schon Angst und Bange werden vor der grün-linken Allianz "der" Medien mit der Politik.
Und man muss schon ziemlich suchen, um das Licht am Ende des Tunnels erkennen zu können.

Ich hoffe, es dennoch erkennen zu können. Das Misstrauen gegenüber "den" Medien wächst, das Internet wird zu einer zusätzlichen Quelle der Information, Blogs wie Zettels Raum, die Achse des Guten und auch PI (ohne die jetzt alle auf eine Stufe stellen zu wollen oder gar inhaltlihc in Verbindung zu bringen) gewinnen an Bedeutung. Das eröffnet neue Möglichkeiten. Eine Tea-Party oder neue konservative Partei muss auf das Internet setzen, auf Unterstützung durch klassische Medien darf sie sich nicht verlassen, mit dem Widerspruch von dort muss sie rechnen.
Und diese Lage auch ausnutzen und das Misstrauen, welches schon da ist, zum eigenen Vorteil wenden. Bei Sarrazin konnte man sehen, welche Auswirkungen das hat. Den Unterschied zwischen veröffentlichter und öffentlicher Meinung, der so stark ist wie nie (auch am Beispiel Libyen gut zu sehen: http://www.berlinerumschau.com/news.php?...d=1301129056583). Ich kann mich übrigens nicht erinnern, dass bis vor ein paar Jahre überhaupt ein Unterschied zwischen veröffentlichter und öffentlicher Meinung gemacht wurde. Sarrazin-Debatte, Libyen, Guttenberg (!), Schweinegrippe, (evtl. sogar Stuttgart21) - alles Themen, wo sich doch trotz massiver Medienbeeinflussung die öffentliche Meinung nicht hat umstimmen lassen, bzw. die gezielten Umstimmungsversuche nur dazu beigetragen haben, den Widerspruch zu verstärken. Kurzzeitige Erregung hat vorhandene Überzeugungen kaum ändern können. Und dann ist die Aufmerksamkeitsspanne der Medien auch denkbar kurz. Ein paar Wochen muss man aushalten, dann ist ein Thema durch und die nächste Sau wird durch's Dorf getrieben.

Im Fall Fukushima sieht der Fall anders aus. Hier haben tatsächlich öffentliche Meinung und veröffentlichte Meinung übereingestimmt, wenn ich das richtig sehe. Die Medien haben auch hier Überzeugungen in der Öffentlichkeit nicht wirklich verändert, sondern nur neu bloßgelegt und angefeuert. Mir passt das nicht, aber das nützt nichts. Und ich halte die Wankelmütigkeit der CDU in diesem Fall für einen fatalen Fehler, der nichts genutzt hat. Verloren hat man nun sowieso, die letzte Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit ist aber noch mit flöten gegangen.
Die Grünen haben von der massiven Meinungsmache profitiert, die auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Die CDU wird wohl keine Kehrtwende mehr machen. Aber man weiß es nicht. Derzeit sehe ich "schwarz" für eine rationale Atompolitik.
Die Ideologen konnten in diesem einen Fall ("Kernkraft") bestens mobilisieren. Wobei auch hier das Ergebnis denkbar knapp ist. Gerade mal 24,2% haben die Grünen gewählt - mehr nicht (16,x% der Bevölkerung!). So überzeugend sind sie dann doch nicht.
Und dass die übertragene Verantwortung zu einem Desaster für die Grünen wird, sehe ich als vorgezeichnet an. Die Spannungen innerhalb der Partei werden gigantisch sein. Vielleicht muss Kretschmann auch schon vorzeitig kapitulieren. Fundis und Realos werden sich heftig streiten, der Druck aus Berlin wird gigantisch, Cem Özdemir wird sich einmischen - das wird kein Zuckerschlecken für die Wahlgewinner. Auch die süddeutsche Wirtschaft, traditionell und über Jahrezehnte verwachsen mit der CDU, wird ihnen auch immer Knüppel zwischen die Beine werfen.

Ich sehe nicht, dass sie von der gewonnenen Wahl profitieren könnten.

Fazit:
Die Medien werden auf Dauer an Einfluss verlieren, die Zeichen sind nicht zu verleugnen (auch wenn Fukushima augenscheinlich was anderes vermuten lässt). Die Grünen werden sich selbst entzaubern.

notquite Offline



Beiträge: 506

28.03.2011 10:47
#94 RE: Grüner Sieg Antworten

Zitat
Sehe ich auch so. Ich ging davon aus, dass die Ergebnisse gestern noch übler werden würden. Bin sogar recht erstaunt, wie gut die CDU noch bei weggekommen ist.



Es hätte sicher noch schlimmer kommen können, aber BaWü ist für sich genommen schon ein Desaster. Es reiht sich nahtlos ein in eine Menge sehr schlechter Wahlergebnisse unter Merkel, nicht zuletzt auf der Bundesebene. Bekanntlich hat die CDU nie schlechtere Bundestagswahlergebnisse gehabt als unter Merkel I und Merkel II. Diese Ergebnisse hatten nicht zuletzt damit zu tun, dass man die Stammwählerschaft als selbstverständlich angesehen und systematisch verprellt hat. Das hatte schon lange System und hat in den letzten Wochen einsame Höhepunkte erreicht. Aus der verständlichen Reaktion auf diesen Vorgang, der Abwendung der Stammwähler von einer grünen CDU, nun den Schluss zu ziehen, dass man dann eben noch grüner werden muss, ist schon von einer atemberaubenden Dreistigkeit. Als ob es das Hamburger Desaster nie gegeben hätte ...

Ich finde es wirklich erstaunlich, dass es da von gelegentlichen Interviews mal abgesehen keine massive Gegenbewegung gibt. An diesen Wahlergebnissen hängt ja nun sehr viel Geld, es hängen persönliche Karrieren daran, es hängt die Selbstachtung einer Partei daran. Und das sind ja noch nur die gewissermaßen rationalen Argumente, die zu einem Putsch führen müssten. Wie stark müsste ein konservativer CDUler erst motiviert sein, wenn er sich die langfristig verheerenden Folgen ausmalt, die der eingeschlagene Weg in der Atompolitik haben könnte? Vielleicht liegt es nur daran, dass Merkel systematisch jeden möglichen Nachfolger entfernt hat?

WFI Offline



Beiträge: 187

28.03.2011 11:05
#95 RE: Grüner Sieg Antworten

Nein, wer das bezahlt sind SIE. Es gibt da was, das nennt sich Subventionen. Schon gehört? Damit holt man sich die Industrie ins Boot. Verschrottungsprämie, Feinstaubplakette und E10 haben den Gebrauchtwagenwert von Millionen Fahrzeuge reduziert oder sie im Inland unverkäuflich gemacht. Dafür fördern sie den Neuwagenabsatz. Glauben Sie, dass die Gewerkschaften damit ein Problem haben? Oder lesen Sie mal nach, wie teuer die Abgasreinigung bei einem Dieselmotor aufgrund ständig verschärfter Emissionswerte mittlerweile ist. Die Industrie wird deswegen bald keine Dieselmotoren für kleinere Fahrzeuge mehr anbieten können. So macht man das! Subventionen auf der einen Seite, Gängelung auf der anderen. Natürlich kostet das Arbeitspätze, aber nicht da wo man hinschaut.

Sänger Offline




Beiträge: 132

28.03.2011 11:14
#96 RE: Grüner Sieg Antworten

Zitat von notquite
Wie stark müsste ein konservativer CDUler erst motiviert sein, wenn er sich die langfristig verheerenden Folgen ausmalt, die der eingeschlagene Weg in der Atompolitik haben könnte? Vielleicht liegt es nur daran, dass Merkel systematisch jeden möglichen Nachfolger entfernt hat?


Ja, damit wird es eine Menge zu tun haben. Allerdings sind die potentiellen Nachfolger nicht aus der Welt. Auch Koch oder Merz haben sicherlich nicht aufgegeben, sondern wittern irgendwo ihre Chance.
Es gibt erste Gegenbewegungen (http://www.n-tv.de/politik/Unionspolitik...cle2955181.html). Wie nachhaltig diese sind, wird sich zeigen. Ich hoffe allerdings sehr darauf. Der Wirtschaftsflügel der Union rumort seit längerem. Ich denke, nun, nach der verlorenen Wahl und mit der Atomwende wird der letzte Geduldsfaden reißen. Die Stimmung wird umschlagen.

Klaus Offline



Beiträge: 2

28.03.2011 11:14
#97 RE: Grüner Sieg Antworten

Hier in Niedersachsen vermehren sich seit einiger Zeit Windräder und Biogasanlagen mit erschreckender Geschwindigkeit. Eigenartigerweise ist gerade in den Ortsteilen mit einem besonders hohen Anteil von Grünwählern der Widerstand gegen diese Form der Ökostromerzeugung wegen Beeinträchtigungen der schönen Aussicht durch Windräder und wegen des Verkehrlärms oder Gestanks der Biodasanlagen besonders hoch, und bei Bürgerversammlungen verlangen dann dieselben Leute, die sonst immer nach Oköstrom für das Rat- und Dorfgemeinschaftshaus schreien, man möchte doch bitte Alternativstandorte suchen, und auch den Einwand, dass auch sie für die von ihnen gewünschte "Energiewende" Opfer bringen müßten, lassen sie nicht gelten. Diese Mitbürger sind entweder dumm, weil sie nicht erkennen, welche Folgen ein "grüner" Umbau unserer Industriegesellschaft hat, oder es sind Heuchler, die diese Folgen nicht selber tragen wollen.

Viele Grüße
Klaus

Stefanie Offline



Beiträge: 606

28.03.2011 11:15
#98 RE: Grüner Sieg Antworten

Zitat von notquite
Es hätte sicher noch schlimmer kommen können, aber BaWü ist für sich genommen schon ein Desaster.



Das ist richtig. Wenn man sich überlegt, dass es früher nur drei Parteien gab und die FDP so um die 7 - 8 % hatte, kann man leicht zurück rechnen, wie viele Stimmen die CDU eingefahren hatte, wenn sie in der Regierung saß.

38 % zu 24 % klingen so erst mal gut. Das ist aber ein Trugschluss, das linke Lager hat sich nun in drei Parteien gespaltet und diese bekommen aktuell locker weit mehr als 50 % zusammen. Bedeutet, bürgerliche Wähler gibt es unter dem Strich immer weniger. Bei der letzten Wahl dachte ich, wenn nicht jetzt, dann nie wieder. Das muss klappen. Dies um zu zeigen, dass es den Menschen unter bürgerliche Politik besser geht. Tja, was draus wurde sehen wir ja.

Die heute Anfang 20 jährigen kennen bürgerliche Politik weitüberwiegend nur aus dem Munde des linken politischen Gegners und aus den Kommentierung in der Presse. Die Auseinandersetzungen, die es früher gab, dass einzelne konservative Politiker sich hin stellten und sagten, warum sie was vertreten, gibt es nicht mehr. Merkel macht es einfach nicht und die, welche es noch machten, sind weg. Frage wieder hierbei, hat Merkel überhaupt konservative Vorstellungen, die sie vertreten konnte, wohl nein.

Es ist in der Tat erstaunlich, was aus der CDU wurde. Ich frage mich auch, warum wehrt sich keiner nennenswert. Die Versuche gab es ja immer wieder, aber wurden nur halbherzig durchgeführt. Ich glaube, das liegt ein bißchen daran, dass man kein Nestbeschmutzer sein wollte und dann lieber ging oder sich zurück zog.

Von wegen drastische Ergebnisse, in Rheinland Pfalz war es o.k. Ich denke, das lag an der sympathischen engagierten Julia Klöckner. Daran sieht man, wenn sich nur jemand einsetzt, wird das honoriert, auch wenn er von der CDU kommt. Ändert aber auch nichts daran, dass es die CDU so nicht mehr gibt, sondern nur eine Art Kopie der SPD, die in dem gleichen Lager fischt und dabei - wie Sie richtig bemerkten - die Stammwähler verprellt, die lieber daheim bleiben. Dass für die CDU das größte Problem die nicht mehr Wähler sind, ist bekannt. Dennoch wird nichts in diese Richtung getan, so dass man einfach davon ausgehen muss, dass die CDU keine konservative Politik mehr machen will. Denn es wäre ja ein einfaches, zu versuchen, die wieder zu bekommen. Das kann die SPD nicht, denn deren ex Wähler haben Alternativen.

Und dass jetzt viele ex CDU-Wähler zu den Grünen gingen, kann doch nicht wundern. Jahrelang wurde die CDU von den Grünen wegen der Atompolitik angegriffen. Und jetzt ratz auf fatz wechselte die CDU den Kurs. Ist doch klar, dass der Wähler denkt, die CDU hat sich geirrt und muss nun korrigieren. Gehen wird doch lieber zu denen, die von Anfang an recht hatten - oder bleiben weiter zu Hause. Nur um Wähler fischen zu können, hat die CDU von jetzt auf gleich alle Prinzipien über Bord geworfen. Wer soll denn jetzt noch der CDU vertrauen. Nicht nur, die, welche gegen den Ausstieg sind. Auch andere. Anstatt jetzt zu sagen, wir ziehen das durch. Wir haben in den ca. letzten 8 Jahren nicht mehr für Atomkraft geworben, haben nicht erklärt, warum wir die wollen. Also sind wir selbst schuld, wenn die Bevölkerung nun panisch reagiert. Wir holen das jetzt nach und gehen offensiv an die Bevölkerung und haken halt die Wahlen ab. Für eine gute Zukunft Deutschlands. Nein, die einfache und schnelle Kertwende und die Wahlergebnisse hat Frau Merkel wie immer als einzige Vorsitzende nicht einmal kommentiert - ich muss mich korrigieren, bei einer für die CDU guten Wahl, hat sie mal am Wahlabend kommentiert.

Edit: Einschub

lukas Offline



Beiträge: 261

28.03.2011 11:16
#99 Pendant ce temps, en Outre-Rhin... Antworten

Interessant finde ich den Vergleich mit den linksrheinischen Nachbarn. In Frankreich wählt, wer mit dem Polit-Establishment unzufrieden ist, FN, und verpasst damit den etablierten Parteien einen Schuss vor den Bug.

Sollten in Deutschland tatsächlich die Grünen diese Rolle ausfüllen? Nur mit naiv-idealistischen Erstwählern können die Grünen ja schwerlich auf ein Viertel der Stimmen gekommen sein.

Sänger Offline




Beiträge: 132

28.03.2011 11:29
#100 RE: Grüner Sieg Antworten

Zitat von Stefanie

Und dass jetzt viele ex CDU-Wähler zu den Grünen gingen, kann doch nicht wundern.


Sooo viele waren es gar nicht: http://wahlarchiv.tagesschau.de/wahlen/2...wanderung.shtml

Die CDU hat gar nicht schlecht mobilisiert (221.000 Nichtwähler!), und auch "nur" 87.000 Wähler an die Grünen verloren und 66.000 von der FDP geholt.

Knackpunkt ist in BaWü eine schwache SPD (140.000 an die Grünen verloren), eine miserable FDP (15.000 Nichtwähler gewonnen, ansonsten nur verloren!) und mobilisierte Grüne (266.000 Nichtwähler, 140.000 von SPD, 87.000 CDU, 61.000 FDP, 33.000 von der LINKEN).

Es ist natürlich gut möglich, dass die Grünen viele Wähler gewonnen haben, die früher CDU gewählt haben, dann aber zu Nichtwählern wurden. Allerdings halte ich das für nicht belegbar.

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